B Gruppen, Körper und Vektorräume Def. 1a: Ein Paar (G, ◦), bestehend aus einer Menge G und einer Verknüpfung ◦ : G × G → G, die jedem geordneten Paar von Elementen a, b ∈ G ein Element c ∈ G zuordnet, (a, b) 7→ c = a ◦ b, heißt Gruppe, wenn folgende Axiome erfüllt sind: (G1) Für alle a, b, c ∈ G gilt das Assoziativgesetz: (a ◦ b) ◦ c = a ◦ (b ◦ c). (G2) Es gibt ein neutrales Element e ∈ G, mit dem für alle a ∈ G gilt: a ◦ e = e ◦ a = a. (G3) Zu jedem a ∈ G gibt es ein Inverses a−1 ∈ G mit a−1 ◦ a = a ◦ a−1 = e. Bem. 1: Das neutrale Element e und das zu einem gegebenen Element a ∈ G Inverse a−1 sind jeweils eindeutig bestimmt. Sind nämlich e1 und e2 beide neutral, so folgt e2 = (a−1 ◦ a) ◦ e2 = a−1 ◦ (a ◦ e2 ) = a−1 ◦ (a ◦ e1 ) = (a−1 ◦ a) ◦ e1 = e1 . (364) −1 Sind a−1 1 und a2 beides Inverse zu a, so folgt −1 −1 −1 −1 −1 a−1 2 = a2 ◦ (a ◦ a1 ) = (a2 ◦ a) ◦ a1 = a1 . (365) Def. 1b: Die Gruppe (G, ◦) heißt abelsch, wenn außerdem folgendes Axiom erfüllt ist: (G4) Für alle a, b ∈ G gilt: a ◦ b = b ◦ a. Bsp. 1: Abelsche Gruppen sind: (Z, +), (Q, +), (R, +), (C, +), (Q\{0}, ·), (R\{0}, ·), (C\{0}, ·). (366) Weitere abelsche Zahlengruppen bezüglich der Multiplikation sind die reellen bzw. die komplexen Zahlen vom Betrag 1, ({−1, 1}, ·), ({e i φ | 0 ≤ φ < 2π}, ·). (367) Nicht-abelsche Gruppen von Matrizen sind (bezüglich der Matrizen-Multiplikation): GL(n, K), SL(n, K), O(n), U(n), SO(n), SU(n). (368) Weitere nicht-abelsche Gruppen sind die Symmetrische Gruppe Sn und die Alternierende Gruppe An ⊂ Sn , die aus den geraden Permutationen der Sn besteht. 68 Def. 2: Ein Tripel (K, +, ·), bestehend aus einer Menge K, einer Addition + : K×K → K und einer Multiplikation · : K × K → K, heißt Körper, wenn folgende Axiome gelten: (K1) Das Paar (K, +) bildet eine abelsche Gruppe. Deren neutrales Element wird mit 0, das zu a ∈ K Inverse mit −a bezeichnet. (K2) Das Paar (K\{0}, ·) bildet eine abelsche Gruppe. Deren neutrales Element wird mit 1, das zu a ∈ K\{0} Inverse mit a−1 bezeichnet. (K3) Für alle a, b, c ∈ K gilt das Distributivgesetz: a · (b + c) = (a · b) + (a · c). Bem. 2: Vereinbart man die Regel “Punkt vor Strich”, so kann man einfacher schreiben: a·(b+c) = a·b+a·c. Der Multiplikationspunkt wird meistens fortgelassen, a(b+c) = ab+ac. Es folgt sofort: a · 0 = a · (0 + 0) = a · 0 + a · 0 = 0. (369) Bsp. 2: Die beiden wichtigsten Körper sind (R, +, ·) und (C, +, ·). Ein weiteres Beispiel ist der Körper (Q, +, ·). Auch (K, +, ·), mit n o √ K = x + y 3 x, y ∈ Q ⊂ R, (370) ist ein Körper. Dagegen ist (Z, +, ·) kein Körper. Def. 3: Eine abelsche Gruppe (V, +) bildet einen Vektorraum über dem Körper K, wenn es eine äußere Multiplikation · : K × V → V, (λ, ~a) 7→ λ · ~a gibt, sodaß für alle λ, µ ∈ K und alle ~a, ~b ∈ V folgende Eigenschaften gelten: (V1) λ · (~a + ~b) = λ · ~a + λ · ~b. (V2) (λ + µ) · ~a = λ · ~a + µ · ~a. (V3) (λ · µ) · ~a = λ · (µ · ~a). (V4) 1 · ~a = ~a. Bsp. 3: Mit den üblichen Rechenoperationen sind Rn und Cn Vektorräume über den Körpern R bzw. C. Ein Beispiel für einen abstrakten Vektorraum ist die Menge Pn (R) der reellen Polynome p(x) vom Grad ≤ n, p(x) = an xn + ... + a1 x + a0 (an , ..., a1 , a0 ∈ R), (371) bezüglich der üblichen Addition von Polynomen und deren Multiplikation mit einer reellen Zahl. 69