Prävention statt Dekontamination Sicher von der Filtration zur Inkubation in der mikrobiologischen Qualitätskontrolle J. Grigat D ie höchstmögliche Qualität eines Endproduktes, das sämtlichen Vorschriften und Regularien entspricht, ist nur zu erreichen, wenn die Qualitätssicherung nicht auf die Kontrolle des Endprodukts limitiert wird. Vielmehr sollte neben den eingesetzten Rohstoffen der gesamte Herstellungsprozess einer kontinuierlichen Überwachung unterzogen werden. In der pharmazeutischen Industrie wird hierzu eine Risikoanalyse einzelner Produktionsschritte durchgeführt, anhand derer In-Prozess Kontrollen definiert werden. Schwankungen und insbesondere Anstiege der mikrobiologischen Belastung können somit während der Produktion rechtzeitig erkannt und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Auch wenn sich das Kontaminationsrisiko durch entsprechende GMP-gerechte Produktion, Dekontamination und Sterilisierung der Endprodukte sowie Hygienevorschriften deutlich verringert hat, ist die Qualitätskontrolle des Endprodukts nach wie vor von zentraler Bedeutung. Keimzahlbestimmung Bei der Keimzahlbestimmung handelt es sich um die quantitative Analyse von Mikroorganismen. Dies kann sowohl die Gesamtkeimzahl als auch bestimmte produktrelevante Spezies von Mikroorganismen betreffen. So sind für verschiedene Produkte aus unterschiedlichen Industriezweigen (Pharma-, Getränke-, Abwasserindustrie etc.) Grenzwerte für Mikroorganismen definiert, die nicht überschritten werden dürfen. Ob bei der Überprüfung von Trinkwasser oder Pharmazeutika, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Ergebnissen freigaberelevanter Tests ist aufgrund des potentiellen Einflusses pathogener Keime auf die Gesundheit der Verbraucher essentiell. Membranfiltration Bei der Keimzahlbestimmung ist die Membranfiltration weiterhin die Methode der Wahl um in flüssigen Proben Mikroorganismen zuverlässig zu quantifizieren. Das Prinzip dieser Methode basiert auf der Konzentrierung von Keimen aus relativ großen Probevolumina auf der Oberfläche eines Membranfilters und ihrer anschließenden Kultivierung, bei der Filter mit den zurückgehaltenen Keimen auf ein Nährmedium aufgebracht werden. Im Gegensatz zur direkten Bebrütung einer Probe, bietet die Membranfiltration den Vorteil, dass große Probevolumina getestet, und dabei selbst einzelne Mikroorganismen detektiert wer- den können. Zudem können Hemmstoffe, wie Antibiotika oder Konservierungsmittel durch Spülen der Membran mit Puffern entfernt werden, so dass das Keimwachstum nicht unterdrückt wird. Mikrobiologische Tests in der Pharmazeutischen Industrie Aus mikrobiologischer Sicht lassen sich pharmazeutische Produkte in zwei Kategorien einteilen: unsterile und sterile Produkte. Für beide Kategorien muss das potentielle Gesundheitsrisiko, welches durch Mikroorganismen und deren Toxine entsteht, für die Patienten eliminiert bzw. minimiert werden. Zugeich gilt es aber auch die Qualität und Wirkung des Produkts zu wahren. Als steril definierte Produkte (Augentropfen, Kochsalzlösungen, Antibiotika etc.) müssen auf Sterilität überprüft (USP Kapitel 71 und EP Kapitel 2.6.1) und nach ihrer Kontrolle mittels eines Sterilitätstests als keimfrei bestätigt werden. Im Gegensatz hierzu werden unsterile Endprodukte entsprechend des Microbial Limit Test (nach USP Kapitel 61 und EP Kapitel 2.6.12) auf die Keimanzahl untersucht. In der Pharmaindustrie erfolgen des Weiteren auch mikrobiologische Qualitätskontrollen des Rohmaterials (zumeist Wasser) sowie sogenannte Bioburden Analysen während des Herstellprozesses. Kritische Schritte bei der Keimzahlbestimmung Der klassische Aufbau zur Durchführung einer Membranfiltration besteht aus einer Vakuumpumpe, einer Absaugleiste, Membranfiltern, Trichtern oder Filtrationseinheiten, Nährmedien und Pinzette. Bei dieser Methode wird üblicherweise nach Abflammen oder dem Desinfizieren der Filterunterstützung ein Membranfilter aufgelegt, dann ein Trichter aufgesetzt und anschließend die Probe eingefüllt und durch Anlegen des Vakuums filtriert. Im Anschluss wird der Membranfilter mit Hilfe einer Pinzette auf einen Nähragar aufgelegt und für eine definierte Zeit bei vorgegebener Temperatur im Brutschrank inkubiert. Die Bewertung erfolgt nach Ende der Inkubationszeit durch Auszählen der einzelnen Kolonie bildenden Einheiten (KBE) im Vergleich zu den zugelassenen Grenzwerten für die jeweilige Probe. Das Abflammen bzw. Desinfizieren der Filterunterstützung birgt ein zusätzliches Kontaminationsrisiko durch Ungenauigkeiten in der Anwendung. Besonders kritisch ist hierbei die Einhaltung der Inkubationsdauer des Desinfektionsmittels um eine 100 %ige Wirkung entfalten zu können, die Wahl des Desinfektionsmittels, (nicht nur bakteriozid sondern sporizid) sowie der regelmäßige Wechsel des Desinfektionsmittels. Das Abflammen birgt, neben einer Gefahr für das Laborpersonal auch Abb. 2: Der innovative Deckel der Microsart@media Medienschale ermöglicht einen berührungsfreien Transfer der Filtermenbran auf das Nährmedium. Abb. 1: Ein separat abnehmbarer Deckel ermöglicht nach der Inkubation die einfache Entnahme einzelner Kolonien zur weiteren Analyse. das Risiko, dass nicht alle potentiell verkeimten Stellen lange genug sowie mit dem heißesten Punkt der Flamme erreicht werden. Minimierung von Sekundärkontaminationen Im Falle der Verwendung einer Einmal-Filtrationseinheit können diese Dekontaminations-Schritte gänzlich entfallen, sofern eine Einmal-Basisunterstützung eingesetzt wird. Somit bliebe ausschließlich der Transfer des Membranfilters auf das Agarmedium als besonders kritischer Schritt, der das Risiko einer Sekundärkontamination erhöht und zu falsch-positiven Resultaten führen kann. Grund hierfür ist die Verwendung einer Pinzette für den Transfer der Membran. Zwar wird auch sie abgeflammt bzw. sterilisiert verwendet. Dennoch ist ihr Einsatz kritisch, da eine potentielle Übertragung von Keimen und damit eine Manipulation des Membranfilters möglich ist. Die Produkte der Sartorius Microsart-Familie erhöhen die Sicherheit und die Effizienz der mikrobiologischen Qualitätskontrolle indem sie sowohl die Desinfektion bzw. das Abflammen der Filterunterstützung als auch die Verwendung einer Pinzette zum Transfer der Membran auf das Nährmedium überflüssig machen. Zu diesem System gehören die Filtrationseinheiten Microsart @filter sowie die Nährmedienschalen Microsart @media. Bei Microsart @filter handelt es sich um eine sterile, gebrauchsfertige Kombination eines Trichters, einer Filtrationsbasis sowie eines Membranfilters. Die Filtrationseinheit wird auf die Edelstahlleiste aufgesetzt, um die Probe direkt zu filtrieren. Danach lässt sich der Trichter durch einen Klick-Fit Verschluss ganz leicht von der Basisunterstützung entfernen. Durch den Einsatz dieser Filtrationseinheit entfällt der kritische Dekontaminationsschritt der Edelstahlbasis. Microsart @media sind Agar-Medienschalen, die für den „Microbial Limits Test“ zur Ermittlung der mikrobiellen Grenzwerte eingesetzt werden. Sie sind mit unterschiedlichen Agar-Nährmedien befüllt, steril verpackt und in Kombination mit den Filtrationseinheiten sofort einsetzbar. Sie zeichnen sich durch einen innovativen Deckel aus, der einen berührungsfreien Transfer der Membran auf den Agar ohne die Verwendung von Pinzetten ermöglicht. Der Membranfilter wird dabei mit Hilfe des Deckels von der Basis der Filtrationseinheit abgenommen, auf dem Agar platziert und kann nach dem Verschluss der Medienschale inkubiert werden. Lösung für sicheren Membrantransfer Die Kombination von Agar-Medienschalen und den Filtrationseinheiten stellt ein völlig neues Konzept für den Agar- und Membrantransfer dar. Bei der Entwicklung wurden beide Produkte aufeinander abgestimmt und der aktive Deckel passgenau für die Basis konzipiert. Da zwischen Probenahme und Inkubation nun nur noch wenige Schritte liegen, lässt sich mit diesem neuen System ein ergonomischer und schneller Arbeitsablauf erzielen. Gleichzeitig können durch den berührungsfreien Membrantransfer noch zuverlässigere Ergebnisse in der Analyse erzielt und Sekundärkontaminationen auf ein absolutes Minimum reduziert werden. KONTAKT | Dr. Jasmin Grigat Product Manager Microbiology Lab Products & Services Sartorius Stedim Biotech GmbH Tel.: 0551/308-3326 [email protected] www.sartorius.com/microsart