Bilder der laufenden Grabungen Teil I

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Unter dem Ottograb befindet sich ein Hohlraum
(Schnitt M). Von diesem wurde im September
2006 ein 3D-Scan angefertigt, um die genauen
Abmessungen zu erhalten. Neben weiteren
Dokumentationsarbeiten hat man auch Materialproben entnommen. Grabungen fanden nicht statt.
Der Hohlraum dürfte spätestens im 30-jährigenKrieg entstanden sein (Christian Forster).
Zeichnerische Dokumentation in Schnitt G, Kreuzganginnenhof. Blick nach Süden.
Ausgraben am Dom
Nach rund einem Jahr Ausgrabung am Dom
sollen mit diesen Informationstafeln erste
Ergebnisse präsentiert und erste Eindrücke
geschildert werden. Die wissenschaftliche
Aufarbeitung und Diskussion muss erst noch
erfolgen. Eine umfangreichere Vorstellung der
Ergebnisse soll im Jubiläumsjahr 2009
(800 Jahre spätromanisch-ottonischer Dom)
erfolgen.
oben: 8. Juni 2007: Beginn der Arbeiten in Schnitt R westlich vom EdithaKenotaph (um 1500/1510).
unten: Nach Abschluss der archäologischen Arbeiten werden durch das
Landesamt für Geologie und Bergwesen Bohrungen durchgeführt um den Aufbau
der geologischen Schichten zu klären.
Die Arbeiten werden durch das
Institut für Medien, Kommunikation &
Sport der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg filmisch begleitet.
Das Filmmaterial soll für die
Grabungsdokumentation, die universitäre Ausbildung sowie für eine
Ausstellung im Kulturhistorischen
Museum Magdeburg im Jahr 2009
verwendet werden.
Blick nach Osten in den gotischen Kreuzgangnordflügel (Schnitt G). Im
Schnitt ist eine barocke Gruft zu erkennen. In nachreformatorischer Zeit
ist eine intensive Bestattungstätigkeit in weiten Teilen des Kreuzganges
und besonders des Kreuzganginnenhofes festzustellen. Auf ältere Gräber
wurde dabei in aller Regel keine Rücksicht genommen, so dass die
Mehrzahl der Gräber bei der archäologischen Ausgrabung bereits gestört
vorgefunden wird.
Profil
Graben
Löß
Steinbau
Graben
Löß
Westlich der Domtürme
Befestigungsgraben und Kopfnischengrab
Steinbau
Steinbau
links: Gesamtsituation mit den bekannten frühmittelalterlichen Befestigungsgräben am Domplatz. Der
äußere Graben ist nach Untersuchungen von Brigitta
Kunz in die Karolingerzeit (8./9.Jh.) zu datieren. Der
neueste Fundpunkt westlich der gotischen Domtürme
ist mit einem Pfeil markiert.
oben: Befestigungsgraben westlich der Domtürme.
Der dunkelbraun verfüllte Befestigungsgraben (grüne
Markierung) schneidet in den gelben, anstehenden
Löß ein (gelbe Markierung). Er wird seinerseits von
den teilweise ausgebrochenen Fundamenten eines
Kirchenbaues (rote Markierung) geschnitten. Blick
nach Osten.
darunter: Der Graben zeigt sich in seinem untersten
Abschnitt deutlich als Spitzgraben. Blick nach
Norden.
Am Kopf- und am Fußende war als zweite Besonderheit
jeweils ein Sandsteinplattenfragment mit plastischer
Verzierung verbaut. Beide Stücke stammen mit hoher
Wahrscheinlichkeit von einer älteren Grabplatte. Die plastische Zier zeigt ein Kreismotiv von ca. 10 cm
Durchmesser mit anschließendem Stabfragment.
Das aufwändigste Grab westlich der gotischen Domtürme ist ein steingefasstes
Kopfnischengrab, das im nördlichen Abschnitt der dortigen Grabungen zum Vorschein
kam. Solche Kopfnischengräber gelten als typisch für das 11. und 12. Jh., kommen aber
vereinzelt auch außerhalb dieses Zeitraums vor. Der Tote lag in einem solchen Grab nicht
in einem Sarg, sondern war lediglich in ein Tuch gewickelt. Das Grab nimmt die anatomische Form des Körpers auf. Der Kopf liegt in einer Nische. Das Grab ist West-Ost ausgerichtet. Blick nach Westen.
Eine erste Besonderheit ist die Steinfassung des Kopfnischengrabes. Sie stellt einen
besonderen baulichen Aufwand dar, der dieses Grab von anderen Kopfnischengräbern in
Magdeburg unterscheidet. Von den ca. 60 Kopfnischengräbern in der Johanniskirche
(Grabungen Michael Krecher und Olaf Schröder) war kein einziges steingefasst, sondern
alle waren aus dem anstehenden Löß ausgestochen.
Die dritte Besonderheit dieses Grabes zeigte sich unter dem rechten
Unterschenkel der bestatteten Person. Es handelt sich um eine ovale
Bronzescheibe.
rechts: Diese Scheibe misst ca. 13 x 9 cm und ist ca. 1 mm stark. Im
Bereich links unten sind noch Textilreste (siehe Detailfoto) und eventuell
Lederreste zu erkennen. Handelt es sich bei der Bronzescheibe um ein
stabilisierendes Element einer kleinen Tasche?
Westlich der Domtürme – Sakrale Bebauung
Blick nach Süden auf den Grabungsschnitt.
Deutlich zu erkennen ist der helle Fundamentsockel in der Bildmitte. Rechts davon
verlief ehemals ein etwa N-S ausgerichteter
Mauerzug, von dem sich nur kurze Mauerstücke erhalten haben. Die meisten Fundamente der kirchlichen Bebauung sind ausgebrochen und heute gelblich-braun verfüllt.
Markant ist der Farbunterschied dieser
Fundamentausbruchgräben zum anstehenden nussbraunen Substrat.
Im Ostprofil sind ein Ost-West
verlaufender Fundamentausbruchgraben und zwei
begleitende Sockel zu sehen.
Sockel
Fundamentausbruchgraben
Sockel
Blick von oben auf ein kurzes Stück erhaltenes,
Nord-Süd verlaufendes Fundamentmauerwerk.
Einer der ältesten mittelalterlichen Befunde in den
Schnitten C – D – S – T westlich von den gotischen
Domtürmen ist dieses Pflaster in der oberen Bildhälfte.
Es wird am linken Bildrand von der kirchlichen Bebauung
geschnitten und ist somit älter als diese. Entweder es
gehört zu einer noch älteren Kirchenphase oder –
wahrscheinlicher – zu der karolingischen Befestigung.
Man könnte an einen gepflasterten Torbereich oder eine
gepflasterte Berme (Bereich zwischen Wall und
Graben) denken. Blick nach Osten.
Blick von oben auf zwei Sockel in Schnitt D. Der nördliche
(im Bild oben) ist in Trockenbauweise errichtet, der südliche
mit Mörtel zusammengefügt.
Ein kurzes Stück OstWest verlaufendes
Fundamentmauerwerk
ist sieben Steinlagen
hoch erhalten. Es
schneidet den darunter
ziehenden dunkelbraun
verfüllten
Befestigungsgraben
(unter dem Nordpfeil).
Blick nach Süden.
Die Bebauung ist westlich der gotischen
Domtürme mehrphasig. Im Bild ist klar zu
erkennen, wie ein Stück Mauerwerk eine
dunkel verfüllte ältere Bauphase überlagert.
Neben einem der Skelette war auf Höhe des Schädels noch ein Pinsel erhalten.
Möglicherweise handelt es sich um einen Rasierpinsel, doch können auch andere
Interpretationen nicht ausgeschlossen werden. Blick nach Westen.
links: Das südliche Fundament des
Kreuzgangnordflügels konnte bis zu einer
Tiefe von rund 2 m freigelegt werden. Es
ist im gelben Löß gegründet. Blick nach
Norden.
Kreuzgang– Schnitt F
rechts: Der heutige spätromanischgotische Dom und die unter ihm liegende,
ältere Kirche sind unterschiedlich orientiert. Dies zeigt sich sehr deutlich bei diesen beiden Gräbern, die noch die Achslage
der alten Kirche haben, zu der sie gehören. Ein Grab wird vom Fundament des
gotischen Kreuzgangnordflügels (ab ca.
1310 errichtet) geschnitten. Blick nach
Westen.
Im Kreuzgang fanden sich erwartungsgemäß zahlreiche Gräber. Die Mehrzahl
davon wurde in nachreformatorischer
Zeit hier angelegt. Die Epoche des
Barock ist mit ihren charakteristischen
Sargbeschlägen häufig vertreten.
Blick nach Westen auf die
beginnenden Arbeiten im
Kreuzgangnordflügel.
Die ältesten Befunde gehören in die Späte Bronzezeit
(1250–750 v. Chr.). Zu diesen gehört auch die kreisrunde Vorratsgrube in den untersten Bereichen von
Schnitt F. Blick nach Osten.
Abschließende Grabungsarbeiten
in Schnitt F. Während das letzte
Grab vorsichtig entnommen wird,
ist in einem Großteil der Fläche
bereits der anstehende gelbe
Löß zu erkennen.
Der Schnitt G erbrachte mehrere neue Informationen zur
ottonisch-romanischen Vorgängerbebauung. Am Ende des
Forschungsprojektes soll versucht werden, diese und andere
Informationen mosaikartig zu
einem neuen Gesamtentwurf
der frühen Bebauung zusammenzusetzen.
Winterliche Impressionen von Schnitt G,
Kreuzganginnenhof.
Kreuzgang – Schnitt G
Dicht westlich der gotischen Tonsurkapelle (um 1320)
fand sich eine Muschelkalksäule, die mit der Vorgängerbebauung des 10./11. Jh. im Zusammenhang stehen
dürfte. Sie wurde vor 1320 als Bauschutt entsorgt.
Auf tieferem Niveau zeigte sich in diesem Bereich ein
Fundamentmauerrest aus Kalksinter (untere Bildhälfte).
Dieses Baumaterial erwies sich bei den Grabungen 2001–
2003 am Domplatz als typisch für die ottonenzeitliche
Großkirche des 10. Jh. und ihre gemauerten Gräber. In
der oberen Bildhälfte ist ein Fundament der gotischen
Tonsurkapelle zu sehen. Die dunkelbraunen Flecke sind
vorgeschichtliche Gruben. Blick nach Osten.
Im Blick nach Osten zeigt
sich eine weitere, breitere
Kalksintermauer, umgeben von zahlreichen
jüngeren Gräbern.
Östlich einer barocken Gruft und südlich der gotischen Fundamente blieb ein
kurzes Mauerstück von der Vorgängerbebauung im Untergrund erhalten.
Auch solche kleinen Segmente der ehemaligen Bebauung sind wertvolle
Hinweise auf das Aussehen der ottonisch-romanischen Gesamtanlage im
10.–12. Jh.
Im vorliegenden Fall sprechen die Orientierung des Mauerrestes, die
Bauweise in Kalksinter und die Überschneidung durch den gotischen
Kreuzgang für ein hohes Alter des Befundes.
links: In der unteren Bildhälfte zeigt sich ein Kopfnischengrab aus dem 11./12. Jh.,
geschnitten von einem jüngeren Grab. Dieses einfache Kopfnischengrab unterscheidet sich deutlich vom steingefassten Kopfnischengrab westlich von den gotischen
Domtürmen.
rechts: Blick über die Grabung im Innenhof nach Südosten. Im linken Bildabschnitt
zwei Fundamente der gotischen Tonsurkapelle, im rechten Bildabschnitt zwei
Kalksintermauern der ottonisch-romanischen Bebauung. Dazwischen sind mehrere
mittelalterliche Gräber und eine runde vorgeschichtliche Grube zu erkennen.
Die Grabungen im Dom befinden sich noch
in oberen Schichten. Erfreulicherweise fanden
sich in den bisher geöffneten Schnitten Q
und R kaum Gräber der Renaissance und
des Barock, so dass die Hoffnung auf intakte
Befunde aus dem 10.–12. Jh. berechtigt
erscheint. Hier sind zentrale Befunde der
Vorgängerbebauung zu erwarten.
Blick vom Bischofsgang nach Westen
in das südliche Seitenschiff des Domes
zu Magdeburg. Im Vordergrund ist der
Grabungsschnitt Q zu erkennen. Links
unten ist ein kurzer Abschnitt des
Heizungsschachtes von 1901 im
Grabungsschnitt zu sehen.
Blick vom Bischofsgang über die
Grabungsfläche nach Nordwesten in
das Langhaus des Domes.
Blick von oben auf eine Reihe von
Pfostenlöchern. Diese sind teilweise mit
Bruchstücken von Estrich und Steinen
verfüllt. In den Gruben standen ehemals
Pfosten einer möglicherweise spätmittelalterlichen Holzkonstruktion, die mit den
Steinen und den Estrichstücken verkeilt
wurden.
Im Dom
Farbig bemalter Wandputz,
gefunden in Schnitt Q.
In Schnitt R wurde das ab 1209 entstandene
Fundament des in diesem Bereich noch spätromanischen Domneubaus nachgewiesen.
Blick nach Osten.
rechts: Blick nach Norden in Schnitt R. Im
Vordergrund ist ein Estrich von einem
ehemaligen, tiefer als dem heute liegenden
Fußboden zu erkennen. Auf dem Estrich
waren Platten verlegt, deren Abdrücke teilweise noch nachgewiesen werden konnten.
Auf vergleichbarer Höhe befindet sich der
fußbodenartige Sandsteinunterbau unter
dem Edithakenotaph.
ARCHÄOLOGISCHE GRABUNGEN
IM DOM ZU MAGDEBURG
ST. MAURITIUS UND ST. KATHARINA
G,
Projekt 2006–2009
Archäologische Grabung
Die Ausgrabungen
Dokumentation
Gesamtplan der Grabungsschnitte im August 2007.
Gegenüber der ursprünglichen Konzeption ergaben sich
geringe Veränderungen, bedingt durch die jeweilige Befundsituation, wobei besonders der hohe Befundanfall in den
Schnitten C-D-S-T überrascht hat. Von grundsätzlicher
Bedeutung ist die seit langem bekannte Tatsache, dass sich
der heutige Dom und sein Vorgänger in ihrer Ausrichtung
um einige Grad unterscheiden. Dies zeigt sich am augenfälligsten in der Orientierung des heutigen Kreuzgangsüdflügels, der um 1170 entstanden ist und somit noch
von einem sakralen Vorgängerbau des heutigen, 1209
begonnenen Domes stammen muss. Dieser Südflügel
weicht deutlich stärker von der Ost-West-Achse in Richtung Südost ab als der heutige Dom.
rechts oben: Fotoarbeiten in Schnitt R vor dem Edithakenotaph von
1500/ 1510. Blick nach Süden.
rechts unten: In diesem Bild vom Dom sind alle Schnitte im Kreuzganginnenhof zu sehen. Während im Westen (rechts) der Schnitt F bereits
wieder geschlossen und nur noch als braune Fläche erkennbar ist, wird
Schnitt G in der Bildmitte gerade verfüllt. Schnitt H-J im Osten liegt
unter dem Zelt und wird gerade ausgegraben.
links: Blick nach Osten auf die Grabungsfläche westlich von den
gotischen Domtürmen im Januar 2007.
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