Pressemitteilung 11.07.2012 Neue Ultraschall-Technik: Frische und alte Thromben nach Herzinfarkt unterscheiden Antikoagulieren oder lieber nicht? Hilfestellung bei dieser Frage verspricht eine neue Technik, die Kardiologen des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz und der Medizinischen Klinik I der Uniklinik Würzburg zusammen mit Kollegen aus Barcelona und Zagreb jetzt in einer Studie im Fachblatt Circulation Imaging (online vorab) vorstellen. Mit Hilfe der Echokardiographie (Herz-Ultraschall) ist es den Ärzten gelungen, frische von alten linksventrikulären Thromben zu unterscheiden. Bisher war eine Differenzierung dieser Blutgerinnsel in der linken Herzkammer mit bildgebenden klinischen Routineverfahren nicht möglich. „Diese Unterscheidung ist jedoch wichtig, um die Notwendigkeit einer Blutverdünnung abschätzen zu können“, sagt Erstautor Markus Niemann. „Bei frischen Thromben kann es zur Ablösung kleinerer Gerinnsel kommen, die dann z.B. einen Schlaganfall auslösen. Bei älteren Thromben ist dies äußerst selten der Fall.“ Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg Universitätsklinikum Würzburg Straubmühlweg 2a 97078 Würzburg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Eva Maria Marquart Tel. (0931) 201 46325 Fax (0931) 201 646333 E-Mail: [email protected] www.dzhi.de Frische Thromben verformen sich mehr als alte Gerinnsel Frische Thromben sind weicher und sollten sich daher stärker als alte Thromben deformieren. Diese Annahme haben die Kardiologen mit Hilfe einer speziellen Echokardiographie-Technik überprüft, die sonst für die Bewegungsanalyse des Herzmuskels verwendet wird. Zunächst untersuchten die Ärzte Patienten, bei denen sie das Alter der Blutgerinnsel eindeutig kannten, und verglichen das Verhalten der alten und frischen Thromben. Im zweiten Teil der Studie wurden 32 Patienten untersucht, bei denen nach einem Herzinfarkt zufällig ein Thrombus entdeckt worden war. Diese Thromben wurden mit Hilfe der neuen Technik in „echokardiographisch neu“ und „echokardiographisch alt“ klassifiziert. 1 Alle Patienten des zweiten Studienabschnitts erhielten für sechs Monate eine Vollantikoagulation (Blutverdünnung) und wurden dann erneut untersucht. Hierbei bestätigte sich die zu Beginn durch die Echokardiographie gewählte Einteilung in frische und alte Thromben: 16 von 17 der als „neu“ klassifizierten Thromben – also über 90 Prozent - waren nun nicht mehr nachweisbar. Der 17. Thrombus war nicht einmal mehr halb so groß wie vor der Behandlung und zeigte jetzt das Deformationsverhalten eines alten Thrombus. Fast alle als alt klassifizierten Thromben (14 von 15) hatten sich nicht verändert. Nur ein einziger alter Thrombus war nicht mehr nachweisbar. Blutverdünnung kann frische Thromben auflösen Zusätzlich zur Möglichkeit frische von alten Thromben zu unterscheiden, erzielten die Ärzte in dieser Studie somit eine weitere wichtige Erkenntnis: Die Blutverdünnung bei frischen Thromben schützt nicht nur vor Verstopfung von Gefäßen (Embolisationen) bei Blutgerinnseln im Herzen, sondern kann diese auch auflösen – was bei alten Thromben offensichtlich nicht ohne weiteres möglich ist. „Ob sich hieraus eine generelle Therapieempfehlung entwickeln lässt, welche Patienten mit Thromben im Herzen antikoaguliert werden sollten und welche nicht, muss jedoch erst noch in größeren Studien gezeigt werden“, erklärt Markus Niemann. Dies gilt insbesondere, da die verwendete Methode Übung im Umgang mit dem Herz-Ultraschall voraussetzt. _____________________________________________________ Markus Niemann, MD; Philipp Daniel Gaudron; Bart Bijnens, PhD; Stefan Störk, MD, PhD; Meinrad Beer, MD; Hanns Hillenbrand, MD; Maja Cikes, MD; Sebastian Herrmann, MD; Kai Hu, MD; Georg Ertl, MD; Frank Weidemann, MD. Differentiation Between Fresh and Old Left Ventricular Thrombi by Deformation Imaging. Circulation Imaging 2012 Jul 5. [Epub ahead of print] (Online:http://circimaging.ahajournals.org/content/early/2012/07/05 /CIRCIMAGING.112.974964.abstract) _____________________________________________________ 2 Foto: Ist dieser Thrombus in der linken Herzkammer (Bild oben, roter Pfeil) frisch oder alt? Diese Frage können Prof. Dr. Frank Weidemann (unten links) und Dr. Markus Niemann (unten rechts) mit Hilfe der neuen Echokardiographie-Technik beantworten. (Quelle Fotos: F. Weidemann / M. Niemann) Kontakt: Prof. Dr. med. Frank Weidemann Leitender Oberarzt Kardiologie Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz / Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Würzburg Tel.: +49 931 201 39012 E-Mail: [email protected] 3