- Predigt Kirchenfenster -- die Einladung Herr, tue meine Lippen auf, daß mein Mund deinen Ruhm verkündige Amen. Liebe Schwestern und Brüder, vor gut 100 Jahren, im Jahre 1912, wurden die Fenster hier eingesetzt, geschaffen von dem Berliner Carl Busch. Ich möchte Euch heute die Botschaft bringen, die in die Kirchenfenster hinein geschaffen ist. Es lohnt sich, denn die Fenster haben eine sehr gute Botschaft. Aber dafür müßtet Ihr Euch alle nach vorne setzen. Und darum bitte ich Euch, dass Ihr Euch nach vorne setzt. Es ist einfach besser zu sehen und besser wahrzunehmen. SIE SETZEN SICH UM Ich denke, warum unsere Fenster so schön wirken, das macht zuerst einmal die Farbgebung aus. Schon der Pastor Brückner, der hier vor 100 Jahren tätig war, schrieb von der "leuchtenden Farbenpracht" der damals neuen Altarfenster. Lasst einmal die Farben auf Euch wirken. -- Sie alle sind doch sehr leuchtend gehalten, und doch wirken sie sehr harmonisch. Da ist einmal das satte Rot im Mittelfenster. Dann das schöne Blau im südlichen Fenster und grünblau im nördlichen Fenster. Das helle Blau im nördlichen Fenster schafft eine Verbindung zum südlichen Fenster. Das Rot des Mittelfenster taucht auch in den anderen Fenstern wieder auf. So ist jede Farbe für sich sehr markant und leuchtend, und doch wirken sie untereinander verbindend. Wofür stehen die Farben? Rot für Gefühl, Emotion, für die Liebe, für das Herz -- Jesus Christus ist die Liebe Gottes und er lädt uns ein zu sich -- "Kommet her zu mir alle", so sagt die Unterschrift unter das Bild von Christus. Blau steht für den Geist, für das, was wir verstehen sollten, für das, was bleibt, für den Himmel -dazu passen das Buch und der Evangelist Johannes Grün: für die Schöpfung, das Naturgemäße -- klar, die 10 Gebote, die Mose gebracht hat, haben es auch mit der Bewahrung der Schöpfung zu tun, mit der Bewahrung der Menschheit -interessanterweise geht aber das Grün in ein Blaugrün über; die Gebote sind eben auch geistig Im Mittelpunkt des Altarbildes steht das Rot, das Gefühl, die Liebe Gottes in Christus. Es gefällt mir ausnehmend gut, dass Christus so klar im Mittelpunkt des Fensters steht. Denn er steht auch im Mittelpunkt das Glaubens. "Alles, was uns Gott zeigen will, zeigt er uns durch Jesus Christus." (Watchman Nee) Jesus ist nicht als der leidende dargestellt, wie wir es ja so oft finden. Etwa auch auf dem alten Altarbild hier an der Seite. Er trägt das Kreuz in seinem Heiligenschein und das Kreuz hält sein Gewand zusammen. Aber er ist hier mehr als Herrscher dargestellt. Er ist der Auferstandene, der alles überwunden hat. So hält er auch sein Buch in der Hand mit der Aufschrift: "A und O" -- der erste Buchstabe und der letzte des griechschen Alphabets. Denn Jesus hat einmal gesagt: "*Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.*" (Offb 22,13 Dieses Buch, das er in der Hand hält, ist vielleicht die Bibel, vielleicht auch das Buch der ganzen Welt, in der er am Anfang und am Ende steht. Unter Christus finden wir die Worte: "Kommt her zu mir alle" -- diese Worte stammen aus dem sogenannten Heilandsruf von Jesus, wo er sagt: "*Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken" (Mt 11,25).* Wer die Bibel kennt, der hört diese Worte mit „alle, die ihr mühselig und beladen seid“. -- Und doch heißt es hier nur „Kommt her zu mir alle“. Jesus tritt uns hier nicht nur als Heiland, als Tröster, als Retter entgegen. Sondern eben auch als Herr, als der Beauftragte Gottes, dem Gott einmal alle Macht geben wird. Alle sollen zu ihm kommen. Die Belasteten, die Stolzen, die Armen, die Reichen, die Jungen, die Alten, die Linken, die Konservativen. Jesus ist der, in dem uns Gott entgegenkommt. Das sagt uns das Mittelfenster. Es stellt die Dreieinigkeit dar. Lasst uns zuerst nach oben schauen. Oben am Mittelfenster sehen wir einen sechszackigen, ineinander verschlungenen Stern und in dessen Mitte ein Auge. Das Dreieck ist ein Zeichen der Dreieinigkeit. In diesem Fall sind es zwei Dreiecke, die einen Stern bilden. Dass sie so ineinander verwoben sind, ist wieder ein Zeichen der Dreieinigkeit. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind untrennbar als Einheit verbunden. Gott der Vater ist hier nur ganz schwach angedeutet. Das göttliche Auge, das alles sieht, steht für ihn. Und auch die Blitze, wenn man es so deuten soll, stehen für ihn. Da kann man daran denken, wie sich Gott auf dem Berg Sinai, mit Donner und Blitz. Es ist ein Ausdruck seiner Herrlichkeit. Aber das ist eine Herrlichkeit, die weit weg ist. Das ist hier angedeutet, indem der Vater ganz oben im Fenster angedeutet wird. Damals am Berg Sinai hat Gott gesagt, dass nur Mose nach oben auf den Berg kommen darf. Jeder andere, Mensch oder Tier, der den Berg nur anrührt, muss sterben! Heute zu uns kommt Gott ganz anders. Gott kommt zu uns Jesus Christus, Gottes Sohn von Ewigkeit her. Und darum geht es. Nicht wie Gott eigentlich und seinem Wesen nach ist. Das werden wir nie mals verstehen. Es geht darum, wie Gott für uns ist. Deswegen ist Jesus Christus groß im Zentrum des Mittelfensters dargestellt. Auf ihn sollen wir schauen. Unten im Fenster finden wir die Taube als Symbol für den Heiligen Geist. Oft wird die Taube dargestellt wie hier auf dem Vorhang für die Kanzel (ANTEPENDIUM ZEIGEN). Sie kommt vom Himmel direkt hinunter zu uns. Hier stellt die Taube den Heiligen Geist dar, der an einem bestimmten Ort anwesend ist oder ruht. Es der Geist, der auf dem Messias Jesus ruht. So wie es der Prophet Jesaja sagt: Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. (Jes 11,2) Es ist stark dargestellt, wie die Taube den Betrachter ansieht. Als wenn sie uns fragt: "Wie ist es mit Dir? Tust Du es? Kommst Du zu Jesus?" Schauen wir auf das linke Fenster. (ZEIT) Links sehen wir Mose. Er hält eine Tafel mit den ersten drei Geboten in der Hand. Er zeigt, so empfinde ich es, mit seinem Finger auf 1. Gebot, als ob er uns besonders daran erinnern wollte: *Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. *-- Damit verweist er wiederum auf das Mittelfenster, in dem die Dreifaltigkeit dargestellt ist. Unten sehen wir die Schlange, die Mose aufgerichtet hat. Wir haben die Geschichte in der Lesung gehört. Das Volk Israel wanderte durch die Wüste. Und sie waren unzufrieden: nichts Vernünftiges zu essen und viel zu wenig Wasser. *Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, dass viele aus Israel starben.* -- Da erschrecken sie alle und bereuen ihren Aufstand gegen Gottes Plan. Und Gott gibt ihnen eine Möglichkeit weiter zuleben: *Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben* Diese Schlange ist ein Zeichen für Jesus Christus. Im Johannesevangelium heißt es: *Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.* *Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.* (Joh 3,14-16) Das heißt, das Böse lebt in uns. Der Egoismus ist in uns. Die Feindschaft gegen Gott. Weil uns seine Pläne nicht gefallen. Das Böse ist in uns wie eine Krankheit, an der wir sterben müssen. -Aber obwohl das Böse in uns ist. Obwohl wir krank sind bis auf den Tod. Wir werden leben, wenn wir auf Jesus Christus schauen. Wenn wir glauben, dass er für uns gestorben ist und wir durch ihn unsere Krankheit loswerden. Schauen wir auf das rechte Fenster. (WECHSELN) Unten rechts ist ein Kelch zu sehen, das Zeichen des Heiligen Abendmahls und damit der Vergebung der Sünden. Es hat von daher eine Beziehung zur Schlange auf der linken Seite. Wir sollen Leben haben, obwohl die Sünde und der Tod in uns ist. -- Was absolut ungewöhnlich ist: aus dem Kelch kommt eine kleine Schlange. Das habe ich sonst noch nie irgendwo gesehen. Das macht die Beziehung zwischen der Schlange von Mose und dem Abendmahl überdeutlich. Aber beide verweisen auf den, den Gott am Kreuz erhöht hat und der heute als der Auferstandene bei uns gegenwärtig ist. Wir sehen den Evangelisten Johannes. Er hält die Feder in der Hand und schreibt sein Buch. Er schreibt von Jesus Christus, er schreibt davon, dass Gott der Vater in ihm zu uns kommt. Er schreibt von dem Heiligen Geist, den Jesus uns gibt. Er schreibt davon, dass Jesus am Kreuz erhöht worden ist. Er schreibt davon, dass wir in Jesus ein neues Leben haben. Ich will noch etwas zum Gesamteindruck sagen. Gerade in der letzten Woche ist es mir so deutlich geworden, dass Jesus uns hier als unser HERR entgegen tritt. Er BITTET nicht, zu ihm zu kommen, sondern ich sehe es als eine Aufforderung, ja ein Befehl. So wie es in einem alten Led heißt: „Kommt her, des Königs Aufgebot“. Das Fenster sagt mir: Jesus ist Gott. Er bringt mir mehr als ich überhaupt erfassen kann. Er möchte, dass wir als seine Gemeinde die Blickrichtung umdrehen. John F. Kennedy hat einmal gesagt: Frag nicht, was Dein Land für Dich tun kann, frag, was Du für Dein Land tun kannst. - Wir sollten uns einmal nicht fragen: Was bringt mir der Glaube? Wie geht es mir dabei? Fühle ich mich dabei wohl? Wir sollten fragen: Was sollen wir für Gott tun? Was ist der Auftrag von Jesus für mich? Und die Frage für uns ist dann nicht: Macht es mir auch Spaß? -- Sondern die Frage ist: ist das der Wille von Gott? Wenn ja, dann will ich es tun. Wir sind Freunde und Geschwister von Jesus -- aber wir sind auch seine Diener und seine Knechte. Und es ist eine große Ehre, ein Diener von einem solchen Herrn zu sein. Gerade wir in Mecklenburg, die wir es als Kirche so schwer haben -- wir sind von Gott aufgefordert, den Glauben in seiner Tiefe zu erfassen. Dazu gehört auch die Ernsthaftigkeit, sich für Gott einsetzen zu wollen. Denn sonst werden wir nie den Trend umkehren und eine Kirche werden, die die Menschen für Gott gewinnt. Wir benehmen uns zu leicht wie kleine Götter, die alles selbst entscheiden und bestimmen, als wenn alles für mich da ist. -- Aber einer ist Gott, das bist nicht Du und nicht ich. - Und es ist noch heute so: ein guter Arbeitnehmer denkt mit. Aber er diskutiert nicht lange: Warum? Wofür? Macht es mir Spaß? -- Sondern er erfüllt seine Aufgabe, so gut wie möglich. Jesus gibt uns viel zu tun. Er ruft uns, damit wir ihm dienen. AMEN.