alumni interview Johannes Brochheuser im Gespräch mit Verena Henze (geb. Hilgenfeld), wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Themengebiet Internationales Planen und Bauen an der Universität Siegen Das von Ihnen, an der Universität Siegen angebotene Seminar hat das Ziel, den Studenten einen Einblick ins Internationale Planen und Bauen zu geben. Wie funktioniert das konkret? Es handelt sich um ein Kompaktseminar für Studenten und es geht sowohl um die Rahmenbedingungen des Internationalen Planen und Bauens als auch um die Durchführung von Projekten im Ausland. Zudem werden den Studenten Dinge wie Förderungsmöglichkeiten durch z.B. Stipendien, die Chance eines Praktikums oder Auslandstudium sowie die spätere berufliche Anerkennung im Ausland vermittelt. Weitere Inhalte des Seminars sind internationale Projektakquise, internationale Vergabeverfahren, Marketingstrategien, Vertragsgrundlagen, Haftung und Versicherung, Honorarerwartungen und natürlich auch interkulturelle Kommunikation. Die Universität Siegen ist nicht die erste Station in ihrem Lebenslauf. Sie haben bereits zwei Jahre in Irland gearbeitet. Wie kam es dazu und was haben Sie dort gemacht? Ich hatte Architektur an der TU Braunschweig studiert und 2006 im unmittelbaren Anschluss an mein Diplom den Masterstudiengang „Architektur Media Management“ AMM in Bochum angeschlossen. Danach wollte ich sofort loslegen und bauen. Ich entschied mich daher, nach Irland zu gehen, das zu der Zeit einen enormen Bauboom erlebte. Zuerst habe ich bei FKL-Architects gearbeitet, ein relativ kleines Büro mit brillantem Designverständnis. Aufmerksam wurde ich auf dieses Büro im Jahr 2006, da sie für den irischen Beitrag der Architekturbiennale in Venedig ausgewählt waren. War es schwierig, diese Stelle zu bekommen? Ich hatte mich nicht von Deutschland aus beworben. Direkt nach dem Master habe ich meine Mappe vorbereitet und bin nach Irland geflogen. Um die Stadt Dublin kennenzulernen, habe ich mir angesehen, wo die Büros sind und schnell gemerkt, dass Schein und Sein der Büros teilweise sehr unterschiedlich waren. Auf den Webseiten konnte man richtig tolle Visualisierungen und große Projekte sehen, einige Büros entpuppten sich jedoch als „Einmann-Betrieb“ oder waren bedingt durch die hohen Mietpreise in einer Garage oder im Keller untergebracht. Das Büro FKL-Architects war von der Architektursprache mein Favorit. Dort habe ich mein Portfolio persönlich abgegeben. Kurze Zeit später kam der Anruf und ich wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das war am Freitag und am Montag konnte ich direkt loslegen. Ich bekam innerhalb einer Woche auf vier Bewerbungen drei Zusagen. Bucholz McEvoy Architects war die zweite Station in Irland. Wie kam es zu dem Wechsel? Mein Projekt bei FKL-Architects, eine Luxusvilla mit geschliffenen Sichtbetonfassadenelementen auf der Halbinsel Howth vor Dublin, war kurz vor Fertigstellung als sich die Lage in Irland veränderte. Als einstiges EU-Musterland tauchte Irland vor allem durch die starke Abhängigkeit von US-Investoren und Exporten als erstes Land der Euro-Zone in die Rezession ein. Die Projekte vieler Architekten wurden gestoppt oder vorerst verschoben und die Büros mussten sich dementsprechend auf die veränderte Situation einstellen. Man war sich bewusst, dass man nicht nur bauen kann, sondern gerade in Krisenzeiten auf der Marketingebene aktiv werden muss. Das Büro Bucholz McEvoy Architects wurde von der einsetzenden Krise nicht getroffen, war sich aber der angespannten Lage und der möglichen Auswirkungen bewusst. Deshalb suchten sie nach Jemandem, der das Büro in den Bereichen Marketing und Projektakquise unterstützt. Dass ich diese Stelle bekam, war ein großer Zufall, denn ich hatte die Stellenausschreibung gar nicht gesehen. AMM Architektur Media Management | Prof. Jan R. Krause | Lennershofstraße 140 | 44801 Bochum | www.amm-bochum.de Mit Faszination hatte ich das riesige Projekt „Elmpark“ von Buchholz McEvoy Architects während der Bauzeit beobachtet, da es auf meiner Joggingstrecke lag. Mit ebenso viel Faszination fotografierte ich das Projekt und stellte die Bilder auf meine Website. Es waren viele Zufälle wie die Fotos und mein Masterstudium, von dem Prof. Bucholz wusste und durch die ich ins Büro eingeladen wurde. Sie haben bei Bucholz McEvoy Architects unter anderem eine Kommunikationsstrategie für das Elmpark Projekt entwickelt. Geben Sie uns doch einen kurzen Einblick in das Projekt und Ihre Erfahrungen. Elmpark ist ein 100.000 Quadratmeter Projekt - ein ganzes Stadtquartier - mit unterschiedlichsten Nutzungen. Dieses riesige Projekt zu erfassen, ist für Nicht-Architekten sehr schwer. Meine Hauptaufgabe war es, das Projekt sowohl in der Fachpresse als auch in allen anderen Medien zu kommunizieren. Als Architekt denkt man vielleicht, Awards und Preise kommen von alleine, wenn man ein besonders tolles Gebäude gebaut hat. Doch man muss sich für Awards bewerben, Formulare ausfüllen, besonders schöne Fotos haben und auch gute Texte schreiben. Zudem muss das Projekt publiziert werden, damit darüber gesprochen wird und die Architekten präsenter werden. Elmpark hat mittlerweile 15 Awards gewonnen. Sie erwähnten, dass Sie durch Ihr AMM Masterstudium Vorteile in Irland hatten. Inwiefern hat Ihnen der Master geholfen? Das AMM Masterstudium ist ein Stempel in meinem Lebenslauf, der für mich Türen geöffnet hat. Das war sowohl bei FKL-Architects als auch bei Bucholz McEvoy der Fall. Persönlich war mir aber immer wichtig, dass es eine gute Balance zwischen meiner Arbeit als Architektin und meiner Arbeit im Bereich Projektakquise und Marketing gibt. Haben Ihnen die erlernten Fähigkeiten aus dem Masterstudium auch weitergeholfen? Ich habe im Masterstudium nicht geplant, mich auf Marketing zu spezialisieren, aber es hat mir später geholfen. Die Fotografie war immer eine meiner Leidenschaften und die ist durch das Masterstudium noch größer geworden. Bei FKL-Architects habe ich von Anfang an die Gebäude für Awards und Publikationen fotografiert. Das war schön für mich, die Bilder in Zeitungen zu sehen, besonders wenn es nicht nur Fachzeitschriften sind. Sonntagmorgens in den Supermarkt zu gehen, um die „Sunday Times“ zu kaufen, von der ich wusste, dass da ein Foto von mir drin ist, die bei vielen auf dem Frühstückstisch liegt, das war eine Erfahrung die ich genossen habe. „Image Architecture“ ist seit 2008 Ihr erstes eigenes Projekt in dem Sie Ihre Architekturfotografien verwirklichen und präsentieren. Wie kam es zu der Idee? Fotografie und Architektur ist für mich sehr wichtig. Ich habe gar nicht geplant als Architekturfotografin zu arbeiten und „Image Architecture“ zu gründen. Die Fotografie hat meine Arbeit im Büro immer begleitet. Entstanden ist das Projekt aus Anfragen durch Weiterempfehlung. Positiv überrascht war ich darüber, dass gerade in Krisenzeiten die Architekturfotografie sowohl bei Architekten an Bedeutung gewann, als auch bei der Immobilienvermarktung enormer Bedarf bestand. Zur Zeit merke ich, dass meine Eindrücke aus Irland, gerade mit den durchlebten wirtschaftlichen Extremen des Landes, perfekte Erfahrungen für meine Arbeit im Bereich „Internationales Planen und Bauen“ sind. Verena Henze (geb. Hilgenfeld) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für das Themengebiet Internationales Planen und Bauen an der Universität Siegen im Fachbereich Architekturund Städtebau, Lehrgebiet Bauökonomie und Baumanagement. www.imagearchitecture.eu AMM Architektur Media Management | Prof. Jan R. Krause | Lennershofstraße 140 | 44801 Bochum | www.amm-bochum.de