Lernzirkel: Bau und Funktion der Synapse Hinweise zum Lernzirkel Der Lernzirkel „Bau und Funktion der Synapse“ umfasst sieben Pflichtstationen, die jeder in der angegebenen Reihenfolge bearbeiten soll. Die Arbeitsanweisungen für die einzelnen Stationen werden nach der Bearbeitung wieder eingesammelt. Ihr bekommt die Arbeitsblätter 1 und 2. Andere Abbildungen wie die Schemazeichnung einer Synapse (s. Abb. 1) und die verschiedenen Kurven (s. Abb. 4,6 und 8) sind in das Heft zu übertragen. Ebenso soll jeder die Inhalte der einzelnen Teilthemen, die sich aus der Beantwortung der Fragen ergeben, in seinem Heft schriftlich fixiert haben. Die Aufgaben der beiden Zusatzstationen können von besonders schnellen oder interessierten Schülern durchgeführt und am Ende der Einheit vorgetragen werden. Verbindlich für jeden Schüler sind die drei Teile der Lernzielkontrolle (Lückentext, Fehlertext und Fragen), die der Überprüfung des Lernfortschrittes dienen. Offene Fragen werden in einer Sitzung im Plenum geklärt. Lernzielkontrolle 1. Lückentext Setzen Sie die fehlenden Wörter ein ! Die Signalübertragung zwischen Neuronen bzw. zwischen Neuron und Muskelzelle erfolgt über chemische Synapsen. Die Geschwindigkeit, mit der Signale an Synapsen übertragen werden, ist ..........................., da die präsynaptischen Neuronen zuerst einen ................................... ausschütten, der durch den synaptischen Spalt diffundiert und an ................................... der postsynaptischen Membran bindet. An neuromuskulären Synapsen wird dadurch die Permeabilität der Membran für .......................erhöht. Dies bewirkt an der Muskelfaser die Bildung eines ............................................... und führt schließlich zur Muskelkontraktion. 2. Fehlertext Der nachfolgende Text enthält drei Fehler. Markieren Sie diese und geben Sie jeweils die richtigen Begriffe an. Bei interneuralen Synapsen unterscheidet man zwei Typen: erregende und hemmende. Dabei entscheidet die Beschaffenheit des Transmitters, ob in der postsynaptischen Zelle ein erregendes oder hemmendes Potential ausgelöst wird. Trifft an einer zentralen Synapse ein Aktionspotential ein, so wird eine bestimmte Transmittermenge freigesetzt, die immer eine Depolarisation der postsynaptischen Membran bewirkt. Dieses PSP breitet sich aktiv über die Somamembran zum Axonhügel aus, wo nach Erreichen des Schwellenwertes ein Aktionspotential entlang des Axons fortgeleitet wird. Kommen kurz hintereinander mehrere Aktionspotentiale an, so überlagern sich die einzelnen postsynaptischen Depolarisationsschübe zu einem PSP, dessen Höhe der Impulsfrequenz auf dem präsynaptischen Neuron umgekehrt proportional ist. 1.......................... 2............................. 3.............................. 3. Prüfung von Aussagen Kreuzen Sie bei jeder Frage die zutreffenden Antworten an. 1. Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ist ein wichtiger Transmitter im Zentralnervensystem. a) GABA bewirkt eine Erhöhung der Permeabilität für Chloridionen. b) Dieser Transmitter führt zu einer Erniedrigung des Potentials auf der postsynaptischen Membran. c) Durch Öffnen von Kaliumkanälen kommt es zum Kaliumausstrom aus der Zelle und damit zu einer Hyperpolarisation. d) GABA wirkt wie Noradrenalin. 2. Neostigmin ist ein reversibler Cholinesterasehemmstoff. a) Neostigmin verhindert, dass präsynaptisch Acetylcholin freigesetzt wird. b) Verschiedene Insektizide wie E 605 wirken wie Neostigmin. c) Neostigmin verdrängt Acetylcholin von seinem Rezeptor kompetitiv. d) Bei Vergiftung mit Curare kann Neostigmin als Gegenmittel eingesetzt werden. Station 1: Bau einer Synapse Materialien: Modell, Folien, Abbildungen Abbildung 1: Synapse a) Beschriften Sie Abbildung 1 mit Hilfe des Lehrbuches und fertigen Sie eine vereinfachte Schemazeichnung dieser Synapse an! b) Vergleichen Sie diese Schemazeichnung mit der nachstehenden elektronenmikroskopischen Aufnahme und geben Sie für die Buchstaben a - e die entsprechenden Strukturen an! Abbildung 2: Synapse Station 2: Funktion einer Synapse Otto LOEWI machte 1921 folgenden Versuch: Er präparierte das schlagende Herz eines Frosches zusammen mit den zuführenden Nerven und brachte es in eine Nährlösung. Nach Reizung des Vagus-Nerven verlangsamte sich der Herzschlag. Entnahm LOEWI anschließend etwas von der verwendeten Nährlösung und fügte sie einem anderen schlagenden Froschherzen zu, so verlangsamte sich auch dessen Herzschlag. c) Interpretieren Sie diese Versuchsergebnisse. Welcher Schluss lässt sich daraus über die Art der Erregungsübertragung ziehen? d) Geben Sie die richtige Reihenfolge der Teilbilder 1 - 5 auf dem Arbeitsblatt 1 an. Beschreiben Sie anhand der Teilbilder die Funktion der Synapse. Verwenden Sie dazu Ihr Lehrbuch. Nach der Übertragung der Erregung kann an der postsynaptischen Membran eine Potentialänderung gemessen werden. Nachstehende Abbildung zeigt ein solches Membranpotential, das auch als postsynaptisches Potential (PSP), bezeichnet wird. Abb. 3: Postsynaptisches Potential e) Wie bezeichnet man eine solche Potentialänderung ? Könnte daraus ein Aktionspotential entstehen? Begründen Sie! f) Synapsen wirken als Gleichrichter, d. h. die Informationsübertragung kann nur in eine Richtung erfolgen. Erläutern Sie mit Hilfe des erarbeiteten Ablaufes diesen Sachverhalt. Arbeitsblatt 1 Funktionsweise einer Synapse Station 3: Unterschiedliche morphologische Synapsentypen Neben den besprochenen chemischen Synapsen treten auch elektri sche Synapsen auf. Große Bedeutung haben diese z.B. im Herzmuskel. Wie folgende Abbildung zeigt, unterscheiden sie sich morphologisch von den besprochenen chemischen Synapsen. Kanal, gebildet von den Poren in beiden Membranen normal breiter Extrazellulärraum g) Erläutern Sie den entscheidenden Unterschied zwischen chemischen und elektrischen Synapsen. Die präsynaptische Faser einer chemischen bzw. elektrischen Faser wird stimuliert. Folgende Kurven zeigen die postsynaptischen Potentiale. A präsynaptisches Aktionspotential postsynaptische Potential B präsynaptische Zelle postsynaptische Zelle h) Vergleichen Sie den Zusammenhang zwischen präsynaptischem Aktionspotential und postsynaptischer Antwort bei A und B. i) Ordnen Sie die Kurven A und B den entsprechenden Synapsentypen zu und begründen Sie Ihre Antwort. Station 4: Ort der Erregungsübertragung Man unterscheidet neuromuskuläre und interneurale Synapsen. A neuromuskuläre Synapsen B interneurale Synapsen k) Übertragen Sie folgende Tabelle und ergänzen Sie mit Hilfe des Lehrbuches neuromuskuläre Synapse interneurale Synapse oder ................................. Ort der Übertragung Transmitter Postsynaptische Endplattenpotential: postsynaptisches Potential Antwort meist überschwellig Daraus folgt: postsynaptisches Potential meist unterschwellig Station 5: Erregende und hemmende Synapsen Im Nervensystem von Tieren und Menschen findet man bei der Verschaltung von Nervenzellen zwei Typen von Synapsen: erregende und hemmende Synapsen. Beide kommen etwa gleichhäufig vor. Die Potentialänderung am Axonhügel des postsynaptischen Neurons wird bei der erregenden Synapse als erregendes postsynaptisches Potential (EPSP) und bei der hemmenden Synapse als inhibitorisches postsynaptisches Potential (IPSP) bezeichnet. Abb. 5: Potentialänderungen an Synapsen l) Vergleichen Sie EPSP und IPSP und erläutern Sie, wie sich die Ionenverhältnisse jeweils ändern müssen. Was muss der Transmitter im Falle der hemmenden Synapse bewirken? Nehmen Sie Bezug auf die Vorgänge bei der erregenden Synapse. Überprüfen Sie ihre Lösung mit den Angaben im Lehrbuch. m) Geben Sie mit Hilfe des Lehrbuches einige Transmitter an. Welche Transmitter treten überwiegend bei erregenden (2 Angaben) und welcher bei hemmenden (1 Angabe) Synapsen auf. Zusatzinformation: Ob ein Transmitter erregend oder hemmend wirkt, hängt nicht vom Überträgerstoff selbst ab, sondern von der Reaktion des Überträgerstoffes mit dem Rezeptor, d. h. Acetylcholin kann zum Beispiel je nach Rezeptor erregend oder hemmend wirken. Zusatzmaterial: Übersicht über verschiedene Transmitter mit chemischen Formeln Station 6: Verschaltung von Nervenzellen Material: Elektronisches Neuron von TOBIFO kann eingesetzt werden. Bei interneuralen Synapsen ist das PSP einer Synapse meist unterschwellig. Zudem können Aktionspotentiale nur am Axonhügel der nachfolgenden Nervenzelle entstehen. In den folgenden Abbildungen (siehe auch Arbeitsblatt 2) werden Möglichkeiten gezeigt, die zur Ausbildung von Aktionspotentialen am Axonhügel führen. A B Abb. 6: Verrechnung von Aktionspotentialen n) Beschreiben Sie für A und B, wie es zur Ausbildung eines Aktionspotentials am Axonhügel kommen kann. Suchen Sie im Lehrbuch die entsprechenden Fachbegriffe für die Möglichkeiten A und B. Z.1 Überlegen Sie, wie sich eine gleichzeitige Aktivierung erregender und hemmender Synapsen an einer Nervenzelle auswirken kann. I: II: Arbeitsblatt 2 I : Verschaltung von Nervenzellen II: Synapsengifte Station 7: Synapsengifte Synapsengifte greifen in den ordnungsgemäßen Ablauf der synaptischen Erregungsübertragung ein. Curare, Botulinumgift,und E 605 sind Beispiele dafür. Nachstehende Abbildung (siehe auch Arbeitsblatt 2) zeigt die Angriffspunkte dieser Gifte. Abb.7: Synapsengifte o) Erarbeiten Sie anhand des Schemas die Wirkungsweise der angegebenen Gifte und ordnen sie diesen mit Hilfe des Lehrbuchs die im Schema dargestellten Angriffspunkten (A, B, C) zu. Schildern Sie die auftretenden Krankheitssymptome. p) Nennen Sie eine weitere Möglichkeit, die synaptische Übertragung zu beeinflussen, und geben Sie ein Beispiel dazu an. q) Synapsengifte können auch gezielt als Medikamente eingesetzt werden. Suchen Sie im Lehrbuch zwei entsprechende Möglichkeiten. Zusatzstation 1 Zwei Nervengifte - ein Prinzip Die beiden bakteriellen Nervengifte Tetanustoxin und Botulinumtoxin, die sehr unterschiedliche Symptome verursachen, wirken nach demselben Prinzip. Sie unterbrechen die Informationsübertragung an Nervenzellen, indem sie die Transmitterausschüttung beeinflussen. Es besteht nun die Hoffnung, solche Vergiftungen künftig besser behandeln zu können. Wie man herausgefunden hat, sind die Giftwaffen der Bakterien Chlostridium tetani und Chlostridium botulinum einander strukturell überraschend ähnlich. Sie werden zunächst als eine durchlaufende Eiweißkette gebildet, die anschließend in eine größere und eine kleinere Untereinheit gespalten wird. Beide Ketten lagern sich zusammen und ergeben so das aktive Giftmolekül, das sich den Zielzellen auflagert. Das Tetanustoxin löst starre (spastische) Lähmungen aus, die durch gleichzeitige Kontraktion von Beugern und Streckern zustandekommt, weil an Rückenmarksganglien die Ausschüttung hemmend wirkender Nervenbotenstoffe verhindert wird. Das Botulinumgift bewirkt dagegen schlaffe Lähmungen, weil es die Freisetzung des für Muskelkontraktionen zuständigen Botenstoffes Acetylcholin blockiert. Als eigentliches Nervengift wirkt die kleine Proteinuntereinheit, bei der es sich um zinkhaltige Proteasen (eiweißspaltende Enzyme) handelt, die im Inneren der unterschiedlichen Zielzellen denselben Eiweißbaustein in der Vesikelmembran zerstören. Beide Proteasen spalten den als Synaptobrevin-2 bezeichneten Vesikelmembranbaustein an exakt derselben Stelle im Molekül. Sie verhindern damit, dass es zur Freisetzung von Neurotransmittern kommt. Mit der Aufklärung des Wirkmechanismus der beiden bakteriellen Toxine haben die Forscher neue Wege für die Behandlung von Tetanus und von Vergiftungen durch Botulinumbakterien aufgedeckt. Mit einem synthetischen Peptid, das die charakteristische Spaltstelle enthält, ließen sich die Toxin-Enzyme abfangen und Nervenzellen vor Schäden bewahren. Außerdem hat sich in Versuchen mit Mäusen gezeigt, dass die Toxine ihre Wirkung verlieren, wenn man den Tieren gleichzeitig mit einem der beiden Nervengifte einen Stoff (Captopril) verabreicht, der die ZinkProtease beeinflusst. Bearbeiten Sie mit Hilfe folgender Fragen den obenstehenden Text. Fassen Sie die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und tragen Sie diese in einem Kurzreferat vor: • Was ist das gemeinsame Wirkprinzip der beiden Toxine? • Worin unterscheiden sich die beiden Nervengifte in Bezug auf ihre Wirkungsweise? • Wie lassen sich damit die verschiedenen Symptome, die durch die bakteriellen Toxine verursacht werden, erklären? • Wie könnte der Stoff Captopril auf die toxisch wirkende Protease wirken? Zusatzstation 2 Myastenia gravis - eine Skelettmuskelschwäche Ein typisches Frühsymptom der Myastenia gravis sind die hängenden Augenlider. Bei den Erkrankten erschlafft die Augenlidmuskulatur im Laufe des Tages immer mehr. Die Patienten sind allgemein sehr leicht ermüdbar und haben Sprechschwierigkeiten, da die Sprechmuskulatur ebenfalls betroffen ist. Im weiteren Krankheitsverlauf werden auch andere Skelettmuskeln befallen. Der Tod tritt oft plötzlich ein. Es handelt sich um eine Skelettmuskelschwäche, deren Ursachen erst in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts erkannt wurden. Dazu trugen zwei Entdeckungen bei. Zum einen fand man heraus, dass die synaptische Übertragung an der neuromuskulären Synapse durch den chemischen Transmitter Acetylcholin vermittelt wird. Zweitens entdeckte man, dass die Symptome der Myastenia gravis durch Inhibitoren der Acetylcholinesterase aufgehoben wurden. Seit einigen Jahren studieren immer mehr Forscher diese Krankheit und ihre Ursachen, obwohl sie relativ selten auftritt (Häufigkeit 1:30 000). Was macht die Skelettmuskelschwäche so interessant? Man hat herausgefunden, dass es sich um eine sogenannte Autoimmunkrankheit handelt. Der Patient bildet Antikörper gegen den Acetylcholinrezeptor. Das führt zur Abnahme der Acetylcholinrezeptoren an den motorischen Endplatten. Die Annahme, dass die Antikörper die eigentlichen Verursacher der Krankheit sind, konnte durch verschiedene experimentelle Befunde bestätigt werden. So führt zum Beispiel eine wiederholte Injektion von Serum von Myastenia-Patienten in Mäuse zu den gleichen elektrophysiologischen Anomalien wie bei den Patienten, was auf die verminderte Anzahl von Acetylcholinrezeptoren im Skelettmuskel zurückzuführen ist. Wie eine solche Autoimmunkrankheit beim Menschen entsteht, das wird allerdings noch kontrovers diskutiert. Bereite mit Hilfe des obigen Textes ein Kurzreferat über die Myastenia gravis vor. Gehe dabei auf folgende Fragen ein: • Welche Symptome treten bei der Myastenia gravis auf? • Was sind die neuronalen Grundlagen der im Text beschriebenen Symptome? • Welche Rolle spielen gegen den Acetylcholinrezeptor gerichtete Antikörper bei dieser Krankheit? • Womit könnte man bei Myastenia-Patienten die Störungen aufheben?