Newsletter Nr. 04 2006 - Österreichischer Astrologenverband

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Newsletter des Österreichischen Astrologenverbandes
04 / 2006
Einzelpreis: € 2,50
IM RÖNTGENBLICK DER ASTROLOGIE:
2-facher Judo-Olympiasieger Peter Seisenbacher und Univ.
Prof. für Soziologie an der Uni Wien Roland Girtler
I. Teil
Gabriela Steiner
Ein hübscher Altwiener Speisesaal
mit kleiner Bühne, mit dunkler
Holzvertäfelung, Kristalluster und
goldgerahmten Bildern an der
Wand, bildete am 30. November
den gemütlichen Rahmen für die 2.
Life-Gast-Interpretation des Österreichischen Astrologenverbandes.
Kein Unbekannterer als Peter Seisenbacher, der zweimal für Österreich Gold bei der Judo-Olympiade
geholt hatte, war zusammen mit
seinem Trainer der Einladung des
oeav gefolgt, um sich gemeinsam
mit dem nicht weniger prominenten
Soziologen Univ. Prof. Roland
Girtler sein Horoskop interpretieren
zu lassen. Zwei Persönlichkeiten,
die verschiedener nicht sein könnten: Peter Seisenbacher, schon
rein körperlich in seiner athletischen Präsenz nicht zu übersehen,
freundlich, gesammelt und ruhevoll
auf seinen Auftritt wartend einerseits, und dann wiederum Roland
Girtler, der – buchstäblich in der
letzten Minute – leicht aufgewühlt
und zugleich beschwingt wie ein
junger Spitzbub in den Saal stürmt,
soeben von seinem Drahtesel abgestiegen, der ihn ins Restaurant
Sperl im 4. Wiener Gemeindebezirk gebracht hatte. Seine Frau
war lange vor ihm eingetroffen und
strahlte jene Ruhe aus, die eine
Zwilling-Sonne wie Girtler in seinem Umfeld benötigt, um Bodenhaftung zu bewahren.
Peter Seisenbacher machte den
Anfang und ließ sich von der Präsidentin des oeav, Frau Mag.
Maria-Luise Mathis, zunächst von
den Qualitäten seiner WidderSonne erzählen, die er in einem
Satz kommentierte: „Sagen wir es
so: ich gehe keinem Streit aus dem
Weg.“
Nach Mathis zeige sich in seinem
Horoskop eine enorme Beherrschung dieser Kraft, und ihre
Frage, ob Judo nicht eigentlich viel
v.l.n.r.: Peter Seisenbacher, Mag. Maria-Luise Mathis,
Univ.Prof. Roland Girtler
mit Selbstverteidigung zu tun habe,
beantwortet der anfangs eher zurückhaltende Judoka mit den Worten: „Ich war immer ein Angriffskämpfer und musste als Trainer
erst lernen, dass die Mehrheit im
Judo das anders sieht.“
Mathis spricht von einer Alles- oder
Nichts-Haltung (Sonne in Widder in
8, Eineinhalbquadrat Uranus), von
einer enormen mentalen Kraft, und
Seisenbacher erzählt uns dazu, er
habe sich deshalb für Judo entschieden, weil es in diesem Sport
immer einen klaren Sieger gebe.
Das fehle ihm im Leben oft. Es bedürfe auch einer hohen Kreativität
im Judo (Venus/Merkur/MondStellium in Fische), denn man
müsse spüren, ja vorausahnen,
was der andere als nächstes vorhat. Dann müsse man ihn aufs
Glatteis führen und sofort exekutieren.
v.l.n.r.: Ernst Graft, Mag. Maria-Luise Mathis, Peter Seisenbacher,
Mag. Gabriela Steiner
Abo-Service: 2344 Maria Enzersdorf, Tel. +43 (0)676 930 4135, eMail: [email protected]
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news 04 / 2006
Angesichts von Sonne Quadrat
Jupiter, das Mathis mit einem enormen Vertrauen in die eigene Kraft
kommentiert, Jupiter im Eineinhalbquadrat zu Uranus bringe dazu noch
die Rastlosigkeit, sich ständig steigern zu wollen, antwortet Seisenbacher, wie öfters noch an diesem
Abend: „Könnte sein.“ Mathis spricht
auch von einer ständig erhöhten
Lebensspannung, die Seisenbacher
insofern bejaht, als er sich „immer
gern viel vorgenommen hat“. Mit
Uranus im Quadrat zu MC will man
natürlich gerne berühmt werden, und
mit Pluto in 1 im Trigon zu Jupiter in
5 erhält man dazu den unerschütterlichen Glauben an die eigene Kraft
und den Erfolg. Mit Mars im Wassermann am DC, so Mathis, sei jeder
ein potentieller Gegner, eine ungewöhnlich rasche Reaktionsfähigkeit
und zugleich Unberechenbarkeit in
seinen Vorstößen führe zu ständigen
Überraschungen für den anderen.
Andererseits fühle man sich mit diesem Aspekt auch allzu leicht emotional angegriffen. Und wieder dieses
unverbindliche „Könnte sein“ als
Antwort. Das „Ja“ zur Disziplin (Saturn Trigon MC) greift Seisenbacher
sofort auf: „Das ist im Judo ganz
wichtig: Die Eltern schicken uns ihren
Nachwuchs in der Absicht, wir mögen ihnen durch diesen Sport Disziplin beibringen.“
Venus in 7, so Mathis weiter, zeige
auch eine große Beliebtheit bei den
anderen und gelte als Zeichen dafür,
dass er sich in diesem Sport MIT
dem Partner auseinandersetzt.
Man halte ja Judo auch für den
„sanften Weg“ im Kampfsport, also
ein „Siegen durch Nachgeben“. Seisenbacher sieht dies so: Ja, aber
immer mit einem Plan (Merkur) im
Hintergrund, also nicht im Sinne von
Resignieren, sondern es geht ums
Suchen nach einem möglichen Weg.
info
Mathis interpretiert das Sextil dieses
Stelliums zum MC, das von Neptun
im Trigon unterstützt wird, zum MC
als eine große Hingabefähigkeit an
ein Ideal, als ein Verschmelzen mit
einer Aufgabe, und Peter Seisenbacher kommentiert: „Wenn ich nach
einer Lösung suche, kann ich mich
von A bis Z, praktisch 24 Stunden mit
diesem Problem beschäftigen, und
das erwarte ich dann auch von meinen Mitarbeitern. Ich werde quasi in
diese Aufgabe hineingesogen, bis
der Erfolg da ist und höre nicht eher
damit auf.“
Auf die Frage, was es mit dem Ausland (Herr 9 am DC) auf sich habe,
erzählt er von seinen Erfahrungen in
Japan. Der Japaner sei jemand, der
seine eigenen Helden ehrt, und er
habe eine mäßig gute Position dort,
was etwas Außergewöhnliches sei,
denn nur wenige Ausländer könnten
sich dort durchsetzen, und – selbstbewusst – „Ich gehöre dazu.“
1984, als Seisenbacher sein 1. JudoGold in Los Angeles erhielt, stand in
den Sekundärdirektionen der regressive MC gerade auf dem regressiven
Mond und die regressive Sonne erreichte das Stellium in seinem Radix.
Zugleich bildete der regressive Mars
ein Sextil zur Geburtssonne und aktivierte damit sein höchstes Kräftepotential. Jupiter wechselte zudem in
sein eigenes Zeichen Schütze. Die
Tagestransite Sonne Konjunktion
Radix-Uranus (höchste Anspannung
und Geistesgegenwärtigkeit), Mars
Quadrat AC, Jupiter Konj. RadixJupiter, Mond Konj. Radix-Saturn,
Mond im Trigon zum Radix-MC, all
das zeige, so Mathis „Sie hatten gar
keine andere Wahl als zu gewinnen.“
Peter Seisenbacher erzählt: „An diesem Tag war ich tatsächlich – das
habe ich erst im Nachhinein begriffen
– körperlich am Höhepunkt meiner
Karriere, da hat einfach alles gepasst. Ich sehe mich ja immer als
Gruppe: Und wir waren damals eine
kleine Gruppe, man muss sich vorstellen, in diesem Finale traten wir
gegen den Amerikaner an, die ganze
Halle war sozusagen gegen uns und
dann stand ich da und der Ami unter
mir am Stockerl, und ich dachte mir:
Jetzt hab ich es euch gezeigt! Denn
als Österreicher in Los Angeles ganz
oben, das war wirklich sehr unwahrscheinlich, aber wir gingen sehr relaxed an die Sache ran und es hat geklappt.“
Schließlich – am 29.9.1988 – das 2.
Gold für Österreich in Seoul. Der regressive AC lief ins Trigon zur RadixSonne, der regressive MC ins Quadrat zum Radix-Saturn (im Grundradix
jedoch Saturn Trigon MC): An dieser
Stelle fragt Mathis nach: „War es
damals nicht extrem anstrengend für
Sie, gab es Hindernisse?“
Und wieder schildert Seisenbacher,
inzwischen weit gesprächiger, den
Hergang: „Wir waren immer noch
dasselbe Team, aber der große Unterschied lag darin, dass ich um 4
Jahre älter war und es für mich sehr
anstrengend war, den Höhepunkt
von 1984 zu halten, dazu kamen
noch einige Verletzungen, ich war
also eindeutig nicht mehr auf meinem
körperlichen Höhepunkt, aber was
den Sieg möglich gemacht hatte, war
die Routine, eine gute Vorbereitung
und der gute Zusammenhalt im
Team. Denn ich wusste, ich war bereits von der Spitze des Berges auf
dem Weg nach unten, und uns allen
war klar, das musste der Abschluss
sein, und tatsächlich haben wir alle
gemeinsam auf diesem letzten Gipfel, ganz oben, aufgehört.“
So stand im Progressiv die Sonne im
Trigon zu Jupiter und Pluto, eine
ganz deutliche Erfolgskonstellation,
die „Kraft des Siegens“ sozusagen.
Und nochmals kommt Seisenbacher
ins Philosophieren: „Wenn man körperlich nicht top ist, muss man einen
Weg suchen, um das Manko auszugleichen, man braucht den festen
Glauben, dass es möglich ist, es erfordert ein gelassenes Umgehen mit
den körperlichen Defiziten, und es ist
ein angenehmes Gefühl zu wissen,
es geht mit dem Kopf, man kann einen Triumph über den anderen einfahren, weil man den Kopf eingeschaltet hat.“
Mathis macht auf das Feuer-Trigon in
den Erdzeichen aufmerksam, ein Indiz dafür, dass Antrieb und Realisierung auf das beste kombiniert werden können. Dann fragt sie nach den
bekanntlich 3 Phasen des JudoKampfes, beginnend mit der typischen Begrüßung.
Fortsetzung auf Seite 10
köpfe
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Aus unserer Reihe
Das
-Team stellt sich vor:
Dwkf. Friederike Rath
Die 2. Rechnungsprüferin und Leiterin der
Sektion Astrologie, Spiritualität und Ethik
Gabriela Steiner
Friederike Rath prüft seit 2004
unsere Rechnungen und leitet die
Sektion Astrologie, Spiritualität und
Ethik.
für Psychosomatik“ bei Dahlke mit
dem Thema „Der gesundheitsförderliche Ausdruck von Aggression“
zertifiziert.
Wenn man Friederike Raths Homepage durchsieht, fragt man sich,
ob ein Menschenleben ausreicht,
so viele Fachgebiete zu erlernen
und selbst abzudecken. Ihr Kompetenz-Bogen spannt sich von
Marketing-Know-how,
Kommunikationstechniken und Inhalten des
klassischen Coaching-Werkzeugkoffers mit Neuro-LinguistischemProgrammieren und systemischstruktivistischen Ansätzen über
Bachblütentherapie und andere
Naturheilmethoden wie Archetypische Medizin, Energiearbeit und
Reiki bis hin zur Klassischen und
Psychologischen Astrologie. Die
Synthese der jeweiligen Kombination dieser Fachgebiete für verschiedene Persönlichkeits-Typen
wurde von ihr unter der Marke
„Well-Spirit-Coaching®“ geschützt.
Wer Friederike kennen lernt, weiß,
dass sie tatsächlich die Energie
aufbringen kann, all diese Ausbildungen erfolgreich zu absolvieren und auch praktisch umzusetzen. Sicher sind es ihre WidderSonne, ihr Löwe-Aszendent, ihr
Schütze-Mond und ihr Jupiter im 1°
Wassermann, die sie unermüdlich
vorwärts stürmen lassen, denn neben all ihren Aktivitäten hat sie
auch noch die Zeit gefunden, die
Leitung der „Sektion Astrologie,
Spiritualität und Ethik“ für den oeav
zu übernehmen. Außerdem unterstützt sie mit ihrem Scharfsinn und
ihren Coaching-Fertigkeiten seit
Anbeginn die Vorhaben des oeavVorstands, und ihre PR-Kenntnisse
sind stets erfolgreich in die Außenaktivitäten des Teams eingeflossen.
Die Astrologie ist für Friederike
unter anderem bei der Zielfindung
im Veränderungs-Coaching ein
„wesentliches Hilfswerkzeug“. Hier
hat sie einen guten Platz, da sie
mit ihren jahrzehntelangen Studien,
die weit in die Belcsak-Zeiten hineinreichen und auch die psychologische Astrologie von Hermann
Meyer, Wolfgang Döbereiner u.v.a.
mit einschließen, zu den bestausgebildeten Astrologinnen des Landes zählt. Ihre Liste absolvierter
Ausbildungen liest sich wie der Lebenslauf von drei Personen: Wirtschafts-Universität und HernsteinInstitut stehen neben Dr. Rüdiger
Dahlke. Das verrät schon etwas
von einer sehr klugen Persönlichkeit, die früh verstanden hat, dass
Traditionswissen und Spiritualität
gerade in der gegenseitigen Ergänzung ihr Potential am besten
entfalten. Jetzt im Oktober 2006
wurde ihre Diplomarbeit im Rahmen der Ausbildung zur „Beraterin
Sie lebt vor, was Frauen auch in
Wirtschafts-Fachkreisen
leisten
können, indem sie gekonnt am
Aufbau von Frauen-Netzwerken
arbeitet und sich in hochkarätigen
Kreisen bewegt. Wer mit ihr an einem Tisch sitzt, merkt schon nach
kurzer Diskussion, wie erfahren sie
in der Gesprächsführung ist. Obwohl ihre starke Feuer-Besetzung
schon mal kräftig die Emotionen
hochgehen lässt, findet sie doch
immer die richtigen Worte im „Anund Gegenangriff“ für die Sache.
Blitzschnell hat sie die richtigen Argumente parat, um sie mit dennoch
diplomatischer Mäßigung zum
Ausdruck zu bringen. Sie ist keineswegs ein Mittelpunkt-Mensch,
wie man vermuten könnte, sondern
übt vielmehr gesammelte Zurückhaltung, um gezielt ihre Energie
zum rechten Zeitpunkt loszuschießen. Was sie gar nicht leiden kann,
ist ein Sich-Verlieren in EndlosDiskussionen ohne Fokus auf eine
klare Lösung. Dann kann sie schon
einmal ungeduldig werden. Spätestens dann merkt man, wie
sorgfältig und geplant sie mit ihrer
eigenen Zeit umgeht und wie wenig
sie bereit ist, Energie an Dinge zu
verlieren, die nicht in reale Projekte
umzusetzen sind. Sie teilt ihre
Termine langfristig und sorgfältig
ein, bringt für kurzfristige Terminverschiebungen von „Jour-fixeTerminen“ kein Verständnis auf
und ist selbst absolut zuverlässig.
Sie ist Mutter einer erwachsenen
Tochter (Diplom-Grinberg-Praktikerin mit eigener Praxis), die sie alleine und unter nicht immer einfachen Umständen aufgezogen hat.
Friederike lebt mit freiem Blick zum
Kosmos in einer 120 m² Altbauwohnung in Wien, die wie eine
Grünoase angelegt ist. Von ihrem
Privatleben erfährt man sonst nicht
so viel und sie scheint dies auch
nicht zu brauchen. Wenn man von
Verpflichtungen
etwas
mitbekommt, sind sie immer beruflicher
Natur. Ihr Hauptanliegen ist wohl,
ihr erworbenes Wissen und ihre
Lebens- und Berufserfahrung an
andere weiterzugeben. In ihrem
Horoskop steht ja auch der Herrscher des 8. Hauses (verbindliche
Beziehungen), Uranus, im 11.
Haus – also verbindlich in Gruppenaktivitäten mit gesellschaftlichen und überpersönlichen Zielen
– nahe der Spitze des 12. Hauses
– Beschäftigung mit geistigen und
visionären Themen, die der Allgemeinheit dienen.
Eine autarke Frau, absolut gereift
in der Persönlichkeit, auf den ersten Blick für manche nicht leicht
einschätzbar, jedoch stark und unaufdringlich zugleich. Eine Astrologin mit profundem Background und
ein wahrlich ganzheitlich ausgerichteter Coach wie er im Buche
steht.
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news 04 / 2006
spezialthema
Spezialthema
LUNATIONEN UND EKLIPSEN
oeav – Vortrag , 12. Oktober 2006
Horst Dittrich
Mitglied des oeav, beschäftigt sich bereits seit 25 Jahren nebenberuflich intensiv
mit der Astrologie. Von 1984 bis 1990 erschienen von ihm mehrere Publikationen
in der deutschen Astrologie-Zeitschrift „Meridian“. Zuletzt schrieb er Beiträge im
Astro-Newsletter des „Meridian“.
Lunationen gehören zu den bedeutsamsten Instrumenten in der prognostischen Astrologie, welche vielfach von amerikanischen Astrologen angewandt werden.
Die Lunation ist ein Transithoroskop, welches auf die Zeit des Neubzw. Vollmonds sowie auf den Aufenthaltsort des Horoskopeigners
berechnet wird. Diese zwei Phasen
des Mondes sind in der Astrologie
insofern bedeutend, als die beiden
Häuser, in denen diese Mondphasen fallen, besonders energetisiert
werden. Die entsprechenden Lebensbereiche werden in diesem
Monat stärker hervorgehoben.
Finsternisse oder Eklipsen sind
ebenfalls Lunationen, welche eine
zusätzliche Betonung hervorrufen
und gemeinsam mit Progressionen
und Transiten schicksalhafte Ereignisse anzeigen können. Neumond
und Sonnenfinsternisse sind Zeiten
des Anfangs, der erneuerten Energie und Vitalität sowie Zeiten der Erregung und Stimulation. Vollmond
und Mondfinsternisse sind Zeiten
der Erfüllung, in denen Themen,
Probleme und Projekte beendet
oder gelöst werden. Alle 19 Jahre
wiederholt sich der Zyklus – das
heißt, die Lunation findet im selben
Grad des Zodiaks statt, allerdings
unter veränderten Planetenpositionen und somit auch unter einer anderen Zeitqualität.
Richtlinien zur Bewertung von
Lunationen und Eklipsen:
1. Kenntnis des Geburtsversprechens
bzw. Geburtshoroskops
2. Progressionen, die zur Zeit einer
Lunation aktiv sind, sollten besonders beachtet werden.
Ein Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Eine Bekannte konsultierte
mich Wochen vor der Sonnenfinsternis im April 2005, welche sich
exakt in Konjunktion mit der progressiven Venus und der Radixsonne im 8. Haus befand. Später
erfuhr ich von ihr, dass sie einige
Wochen später, wie ich als mögliches Ereignis voraussagte, ihre
neue große Liebe kennen lernte
und in der Folge ihren Mann, mit
dem sie 20 Jahre verheiratet war,
verließ. Unter der Mondfinsternis
vom 7.9.2006 am Deszendenten
gemeinsam mit dem laufenden Uranus wurde die Trennung dann endgültig vollzogen.
3. Transite: Lunationen oder Eklipsen
aktivieren einen starken Transit
deutlich - wenn z.B. Uranus über
einen Planeten vor und zurück läuft
und eine Lunation ihn aktiviert,
kann es zur zeitlichen Auslösung
eines entsprechenden Ereignisses
kommen. Zu dem Zeitpunkt, an
dem eine Lunation einen Uranus/Venus Transit aktiviert, kann
eine aufregende Beziehung auftauchen oder sich eine interessante
finanzielle Möglichkeit sich ergeben. Die Lunation wird also das angelegte Ereignis genau festlegen
und den Zeitrahmen vorgeben.
4. Das Haus, in welches die Lunation
fällt, wird aktiviert.
Jeder Planet, den eine Lunation
durch Hauptaspekte berührt, wird
angesprochen (zur Wirkung dieser
Aspekte siehe Carol Rushman, „Die
Kunst der astrologischen Prognose“). Die Autorin schließt die Aspekte von Lunationen auf die Häuserachsen bei ihrer Arbeit ein, sie
bevorzugt dabei das Placidussystem und die sekundärprogressiven
Achsen.
5. Finsternisse können je nach ihrer
Dauer (max. 3 Minuten) bis zu 3
Jahre lang wirken. Von vielen
Astrologen wird jedoch die Meinung
vertreten, dass die Wirksamkeit nur
bis zur nächsten Eklipse anhält.
6. Lunationen sollten wie Transite
betrachtet werden.
7. Lunationen initiieren oder beenden
die Energie eines Transits.
8. Lunationen beenden die Energie
einer Progression.
9. Eklipsen können oft positive Ereignisse hervorbringen und müssen
keineswegs wie vielfach angenommen, die Vorboten von Katastrophen sein.
Einige Beispiele von Lunationen
und politischen Ereignissen:
a) Bei der Wiederwahl von George W.
Bush zum US-Präsidenten im Jahr
2004 stand im Wahlmonat der
Neumond auf etwa 21° Waage in
Konj. zu Mond und Jupiter im Radix
bei gleichzeitiger Konj. der progressiven Planeten Venus und Jupiter.
b) März 2005, drei Wochen vor dem
Konklave, konjugierte der Neumond
auf 20° Fische Jupiter und Aszendent im Horoskop von Papst Benedikt den XVI.
c) Das von Papst Benedikt den XVI
an der Universität Regensburg verwendete umstrittene Zitat fällt in die
Zeit, in der die Sonnenfinsternis
vom 22.09.2006 ein Quadrat zu
Mars und eine Opposition zu Uranus im Radix bildete.
d) Die Solareklipse im April 2005 aktivierte das 5. Haus und das Trigon
von Sonne und Jupiter im Horoskop
von Exkanzler Gerhard Schröder.
Aus einem absoluten Umfragetief
gelang es ihm, nach einem Kopfan-Kopf-Rennen bei der Bundestagswahl in Deutschland seine
Partei doch noch in eine Regierungsbeteiligung zu führen.
e) Die Sonnenfinsternis am 29. März
2006 in Konjunktion zur Sonne im
Staatshoroskop des Iran bei
gleichzeitigem Quadrat-Aspekt des
laufenden Pluto zum Mars könnte
mit dem Aufstieg zur Atommacht
und dem damit verbundenen Atomkonflikt in Zusammenhang gebracht
werden.
f) Die Solareklipse vom März 2006
fast minutengenau auf Jupiter im
Trigon zur Radixvenus im Horoskop
des ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi
war sicher ein Signal für den Wahlsieg bei der italienischen Parlamentswahl.
Dieser Beitrag soll einen Einblick in
die Methode der Lunationen geben
und anregen, diese in die astrologische Arbeit einzubinden. Über einen Erfahrungsaustausch mit FachkollegInnen würde ich mich besonders freuen ([email protected]).
spezialthema
ad a) George W. Bush
07.06.1946, 07:26 EDT, New Haven, CT/ USA
(Radix und Neumond am 14.10.2004)
ad c) Papst Benedikt XVI.
16.04.1927, 04:20 MET, Marktl / D
(Radix und Sonnenfinsternis vom 22. September 2006)
ad e) Islamische Republik Iran
01.04.1979, 15:00 IRT/S, Teheran / Iran
(Radix und Solareklipse vom 29. März 2006)
news 04 / 2006 5
ad b) Papst Benedikt XVI.
16.04.1927, 04:20 MET, Marktl / D
(Radix und Neumond am 10.03.2005)
ad d) Gerhard Schröder
07.04.1944, 22:00 MEZ/S, Blomberg / D
(Radix und Solareklipse vom 8. April 2005)
ad f) Romano Prodi
09.08.1939, 17:15 MET, Scandiano / I
(Radix und Solareklipse vom 29. März 2006)
Impressum:
Herausgeber und Verleger: Österreichischer Astrologenverband, eingetragener gemeinnütziger Verein, ZVR 301914806
2344 Maria Enzersdorf, Riemerschmiedgasse 5a/4
Tel.: +43 (0)676 930 41 35
Mail: [email protected] Website: www.astrologenverband.at
Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Maria Luise Mathis und Mag. Gabriela Steiner
Layout:
Mag. Erwin Frank
Beiträge:
Dr. Edith Altmann, DI. Isabella Burtscher-Pap, Mag. Horst Dittrich, Dkfm. Friederike Rath, Mag. Gabriela Steiner
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news 04 / 2006
kongresse
KLASSISCHE ASTROLOGIE – ALTES NEU ENTDECKEN
Ein Dialog zweier Welten
DAV-Fachtagung vom 6.-8. Oktober 2006 in Bonn
Gabriela Steiner
Ganz im derzeitigen Trend hatte
heuer der DAV die Wiederentdeckung der Klassischen Astrologie
aufgegriffen und zu einem Dialog
zwischen psychologischer und klassischer Astrologie aufgerufen.
Man hatte sich auf ein gewisses
Konfrontationsklima eingestellt, das
Erik van Slooten - leicht provokativ
gestimmt – mit seinem Einführungsvortrag „Das reine Gold der klassischen Würden“ einleitete. Dabei blieb
es dann aber für den Rest der Ta-
der Kunde auf unbewusster Ebene
innerlich längst getroffen habe.
Den Abschluss des Freitag-Abends
bildeten die kabarettistischen Darbietungen des DAV-Vorsitzenden,
Dr. Schubert-Weller „Jupiter im
Schützen, Tassen im Schrank. Die
Sterne zur Lage“ sowie des psychologischen Astrologen Holger Faß
„Machen Sie auch Operationen?“, die
so manche Kabarettisten hierzulande
vor Neid erblassen lassen würden.
Während Schubert-Wellers Abhand-
Herausforderung. Anhand des Horoskops von Mahatma Gandhi fordert
er uns auf zu verstehen, dass „alle
Planeten geliehene Talente sind.
Nutze sie voll Stolz im Leben und
eigne sie dir bewusst an. Gib sie sodann demütig zurück im Sterben und
vergiss nie deine Heimat.“
Einer der größten zeitgenössischen
Klassiker, Rafael Gil Brand, macht
uns im Anschluss daran auf die vergessene Würde der „Grenzen“ aufmerksam. Eine besonders wichtige
v.l.n.r.: Peter Niehenke, Emil Schmidt, Martien Hermes, Erik van Slooten, Christoph Schubert-Weller, John Timperman,
Rafael Gil Brand, Agnes Reimer
gung. Kaum jemand der klassischen
Vortragenden wagte sich allzu weit
auf die Front hinaus, die im Grunde
seit längerem auf eine Begegnung
wartet.
Eine philosophisch sehr kluge Betrachtung der Stundenastrologie
zeigte Emil Schmidt, der sich eine
„nachhaltige
Stundenastrologie“
wünscht, bei der immer die Resonanz der Antwort des Stundenastrologen beim Kunden zu prüfen sei und
ein Nachfragen zum Verlauf der gefragten Angelegenheit empfohlen
wird. Fragestellungen wie z.B. „In
welche Richtung soll ich mich langfristig entscheiden?“ zeigen im Horoskop ganz deutlich die Widerspiegelung der inneren Wahrheit. Es sei
eben nicht dieser Schicksalszwang,
der der klassischen Astrologie oft so
angekreidet wird, sondern Unsicherheiten beim Fragenden decken im
Grunde die innere Stimme nur zu,
sodass Emil Schmidt den Stundenastrologen vor allem als „Geburtshelfer“ für Entscheidungen sieht, die
lung auf intellektuell höchstem Niveau, sorgfältig hintergründig pointiert, mit offensichtlich großem Amüsement über sich selbst, dargebracht
wurde, zeigte sich bei Holger Faß
eine besondere schauspielerische
Begabung seiner Löwe-Sonne. Er
war allein in seiner Mimik und Gestik
an Komik kaum zu übertreffen, nahm
sofort den gesamten Raum der
Bühne ein, zeigte Bewegung und
zugleich nicht minder niveauvollen
Witz. Er verstand es perfekt, sowohl
den Klienten als auch den Astrologen
selbst
gleichermaßen
auf
die
Schaufel zu nehmen und das Abenteuer des Astrologen-Alltags von seiner komischsten Seite darzustellen.
Am nächsten Morgen wurde es dann
mit Ernst Ott wieder sehr psychologisch. Er sprach viel vom Segen des
Quadrates als zwingende Notwendigkeit der Materialisation von Chancen und guten Ideen und hob das
Gute auch von T-Quadraten hervor,
im Sinne einer Aufforderung zum
Handeln und einer Suche nach der
Funktion der Grenzen sieht er darin,
dass sie im besonderen den AC färben. So wurde in der Klassik der
Grenzherrscher wie der Geburtsherrscher behandelt. Die Grenzen seien
daher ein wichtiges Instrument der
Prognose: Der Durchgang des AC
durch die Grenzen zeige bestimmte
Phasen (Zeitabschnitte), wo bestimmte Themen des Horoskops verstärkt zum Ausdruck kommen.
Einer der bekanntesten klassischen
Astrologen der Niederlande, Martien
Hermes, spricht über die Primärmotivation als Grundlage der klassischen
Radixdeutung. Schon Aristoteles
habe gesagt, das höchste Ziel des
menschlichen Lebens sei das Glück.
Das Horoskop zeige dann, womit das
Glück erreicht wird. Hermes zitiert
Aristoteles: „Man ist, was man oft tut“
und sieht aus klassischer Sicht das
Horoskop als ein Modell vom objektiven Leben des Horoskopeigners,
aber eben NICHT von seiner Psyche.
1. Fortsetzung auf Seite 8
vortrag
news 04 / 2006 7
Für Astro-Detektive !
Wenn Du Dein Schicksal nicht in
die Hand nimmst, nimmt es Dich!
oeav – Vortrag , 24. März 2006
III. Teil
Edith Altmann
ASTRO – DETEKTIV BEISPIELE: Fall 3
“FREMDGEHEN“ als Schritt zur
Wahrheitsfindung in der Partnerschaft
Über die „LIEBE“
Echte Liebe richtet sich immer auf
eine Person. Mag man alle Werte einer geliebten Person zusammenzählen, sie können die Liebe nicht
erklären. Es bleibt ein unbegründbares „Mehr“! Die höchste Form der
Liebe ist die Gottesliebe, nicht als
Liebe zu Gott, sondern als Mitvollzug
von Gottes Liebe zur Welt durch den
Menschen.1
FAMILIEN sind ein MEISTERWERK der NATUR, aber mit einem Beigeschmack von WAHRHEIT!
In so manchen Partnerschaften
scheint der Kinderwunsch unerfüllt zu
bleiben. Es mehren sich die Fälle, wo
beim „Fremdgehen“ passiert, was
schulmedizinisch nicht möglich sein
sollte. Die „Natur“ folgt eben doch eigenen Gesetzen! Ereignisse, durch
die neue Möglichkeiten entstehen,
erfordern auch im Bereich Familie
und Partnerschaft mit „Gewohnheiten“ zu brechen und die entwicklungsbedingten Veränderungen anzunehmen. Wie im Kleinen (Familie),
so im Großen (Staat, Politik) – es gibt
aufbauende und zerstörende Phasen. Wie steht es mit den Bündnissen im Großen, worum geht es bei
der Europäischen Union? Sind diese
grenzüberschreitenden
Bündnisse
nicht auch im Privatbereich zu beobachten? Eine Mutter hat drei Kinder und jedes davon einen anderen
Vater – „übergreifende Familienbündnisse“ mit verborgenen „internationalen“ Aspekten.
1
Scheler Max, Die Stellung des Menschen
im Kosmos, Bouvier 2005 – Gründer einer
Phil. Anthropologie: die Stellung des
Menschen im Kosmos wir als Stellung
zwischen Geist und Leben charakterisiert.
Elektra Schock erhält seit vielen Tagen immer wieder dieselbe SMS: „Ich
bin schwanger von Ihrem Mann.“ Sie
hat begründbare Zweifel an dieser
Behauptung, da ihr schulmedizinisch
zugesichert wurde, dass ihr Mann
„zeugungsunfähig ist“, und ihre gemeinsame Tochter ist ein Produkt
künstlicher Befruchtung.
Ihr Ehemann, Don Giovanni (Abb. 1)
hat Sonne im Fisch in 11, AC im
Stier, dessen Herrscher Venus steht
im 12. Haus, was sehr wohl für „geheime Liebschaften“ steht, zudem
lässt sein rückläufiger Pluto im 5.
Haus auf intensive Erlebnisse hinsichtlich Liebesleben, aber auch mit
Kindern und Unternehmungen insgesamt schließen; mit Uranus im 4.
Haus kann auf eine „unkonventionelle Familiensituation“ geschlossen
werden. Ich erfahre auch das
Geburtsdatum (ohne Zeitangabe) jener Person, die Don Giovanni „angeblich geschwängert“ haben soll:
ihre Sonne Konjunktion Mond in
Jungfrau trifft gradgenau auf Don
Giovannis Pluto im 5. Haus. Sein
Solar von 2001 (Abb. 2) zeigt im 8.
Haus einen Neubeginn durch Sonne
Konjunktion Mond hinsichtlich Partnerschaft, gekoppelt mit aufregenden
Nachrichten, für die Uranus Konjunktion Merkur sorgen, auch das so genannte „Kinderhaus“ (5. Haus) ist
stark aktiviert. Der progressive MC
(tertiär) geht über Uranus im 4.
Haus, der Familie.
Elektra Schock (Abb. 3) hat im Radix
eine Sonne Konjunktion Mond im
Wassermann, tendierend zum 9.
Haus. Ihr AC ist Krebs, der Mond an
die Sonne gebunden; im 7. Haus
steht Saturn, und im 5. Haus ein
rückläufiger Neptun der ein Eineinhalbquadrat zu Mars im 12. Haus
hat. Sie zieht „undurchsichtige, nebulöse Situationen im Liebes- und
Kinderbereich magnetisch an, und
neigt dazu in Affären hineingezogen
zu werden“.
In Ihrem Solar von 2001 (Abb. 4)
geht der AC durch die Sonne im 8.
Haus und lässt auf eine tief greifende
Veränderung in ihrer Beziehung zu
ihrem
Mann
schließen,
eine
Trennung wäre möglich. Uranus
Konjunktion Merkur entspricht den
überraschenden Nachrichten (SMS),
der MC wird von Pluto begleitet und
schneidet genau die 5. Haus-Grenze;
Mond Konjunktion Mars kommt aus
dem 9. Haus und trifft im Radix auf
das 5. Haus - eine Aufregung bzgl.
Kind wird ihre Lebensansichten erweitern.
Elektra Schock sollte die SMS ernst
nehmen, es ist damit zu rechnen,
dass ihr Mann mit einer anderen
Frau ein Kind gezeugt hat. Im August
2001 wurde ein Knabe geboren und
der Bluttest bewies, woran nicht einmal Don Giovanni zu hoffen wagte:
Er wurde Vater eines Sohnes! Die
Frau, mit der er das Kind gezeugt
hatte, nahm die Mutterschaft an,
wollte jedoch mit Don Giovanni absolut nichts zu tun haben - er kann
bleiben, wo er ist, nämlich bei Elektra
Schock. Don Giovannis Sohn kommt
einmal die Woche zu ihm auf Besuch. Seine Frau Elektra hat sich mit
dem Kleinen inzwischen angefreundet, nur mit dessen Mutter will sie
keinen Kontakt. Wie lange wird das
gut gehen? Wahrscheinlich solange,
bis der Kleine zu fragen beginnt. Das
ist im wahrsten Sinne des Wortes
„eine unkonventionelle“ Familienform, die aber keine Ausnahmeerscheinung unserer Zeit ist, sondern
absolut im Trend liegt.
Partner schaff (t) en
Frei sein heißt „BEI SICH SELBST
SEIN“.
Denn, wenn ich abhängig bin, so beziehe ich mich auf ein Anderes, oder
auf jemand anderen.
Und das bin nicht ICH. Unfrei sein,
heißt nicht sich selber sein dürfen,
sondern sein „Sein“ im anderen begründet zu haben. Wer frei ist, ist bei
sich selbst!2
2
Hegel Georg, W. Fr., Grundlinien der
Philosophie des Rechts, Person und
Eigentum, Hg. Ludwig Siep, 2005
8
vortrag
news 04 / 2006
Abb. 1: Don Giovanni
Abb. 2: Don Giovanni
Solar von 2001
24.02.1959, 9:30 Uhr, Klagenfurt
(Radix)
Abb. 3: Elektra Schock
Abb. 4: Elektra Schock
15.02.1961, 14:00 Uhr, Klagenfurt
Solar von 2001
(Radix)
1. Fortsetzung von Seite 6
„Man ist nur der Aszendent“, meint er
weiter, und wie man den AC lebt,
zeige das Zeichen am AC: So bedeuten aktive Elemente wie Feuer
und Luft eine Motivation durch
Bestreben, eine Art Push-Wirkung,
während die passiven Elemente Erde
und Wasser eher durch Not, also
notgedrungen, zum Handeln motivieren (pull). Wo nun das Glück gefunden werden kann, zeige die Häuserposition des Geburtsherrschers. Behindert wird die Erreichung des
Glücks durch weitere Stellungen von
Herr 1, wenn er also „blind“ (d.h. in
Haus 2, 6, 8 oder 12 – von da aus
können sie den AC nicht sehen),
„verbrannt“, in einem fallenden Haus
(dort steht er nicht stark, er kann nur
zu 25% Konsistenz produzieren),
rückläufig oder in Konjunktion, Quadrat oder Opposition zu Saturn, Mars,
Mondknoten steht.
Danach spricht John Timperman,
belgischer Wirtschaftsastrologe, über
„Beruf und Finanzen im Geburtshoroskop“. Er arbeitet mit den Berufssignifikatoren: Das sind die Pla-
neten im 1. Haus, und falls dort keiner steht, die Planeten im 10. Haus.
Ist auch dort kein Planet zu finden,
schaut man ins 7. Haus und als letzte
Alternative das 4. Haus an. Ist auch
dort kein Planet zu finden, nimmt er
den Häuserherrscher oder Almuten,
der die Spitze von 1, 10, 7 oder 4
aspektiert.
Und
die
allerletzte
Chance, den Berufssignifikator aufzuspüren, ist schließlich jener Planet,
mit dem der Mond seinen allerersten
Aspekt macht, und zwar gleich nach
der Konjunktion oder Opposition vor
der Geburt (bei Taggeburten) bzw.
jener Planet, der mit dem Pars fortuna (Glückspunkt) einen solchen
Aspekt bildet. Der finanzielle Signifikator wiederum ist der Pars fortuna,
aber nur, wenn er oder sein Herrscher nicht beschädigt sind, der
Herrscher des Pars fortuna sage
schließlich, auf welche Art Geld
erworben werden kann.
Den Abschluss des 2. Kongresstages
bildet erneut - es lebe der Einzug des
Humors in die Astrologenwelt! - ein
Kabarett, diesmal von Erik van
Slooten mit seinem Programm „Diese
klassischen Astrologen haben alle
ein Plutoproblem“. Der Charme seines holländischen Akzents trug nicht
unwesentlich zu den Lacherfolgen
seiner Darbietungen bei.
Am 3. Kongress-Tag endlich kommt
auch eine großartige österreichische
Astrologin, Ing. Elisabeth Selzer, mit
ihrem Vortrag über „rechte und linke
Aspekte“ zu Wort. Diese Sicht stützt
sich auf die Pythagoreische Philosophie, wo Zeichen sich gegenseitig
„anblicken“. Dieser Anblick folgt der
täglichen Bewegung des Himmels,
rechte Aspekte beschreiben eine auf
das Recht gestützte Vorwärtsschau
(dexter), linke Aspekte eine finstere
Rückwärtsschau (sinister). Selzer zitiert aus der Astronomica (von Manilius), dass, wenn ein Zeichen aufsteigt, der Blick auf jene Zeichen gerichtet sei, die früher aufgestiegen
sind und nicht auf jene, die später
aufsteigen. Widder schaue also vorwärts in Richtung Wassermann durch
Sextil, zu Steinbock durch Quadrat
und zu Schütze durch Trigon.
2. Fortsetzung auf Seite 11
spezialthema
news 04 / 2006 9
IN WELCHEM HAUS IST DAS
FERNSEHEN DAHEIM?
Oder – Innenschau zu einer
astrologischen Fernsehsendung
Isabella Burtscher-Pap ist Fachmitglied des oeav und hat durch Vermittlung des oeav an einem Casting teilgenommen und 2006 in ORF2 „Willkommen Österreich“ monatliche astrologische Analysen erstellt.
„Ich schlage vor, den Beitrag über
die Krebse in der Studio-Küche zu
drehen anstatt vorm Monitor“ =>
Zustimmung vom „Willkommen
Österreich“ Redakteur zu dieser
einmaligen Änderung zum üblichen
Ablauf.... „Und als Requisiten bräuchte ich bitte ein Blech voll frischem Kuchen und eine Küchenschürze“ – auch dieser Wunsch
wird erfüllt, wenn auch verwundert,
doch wenn´s „draußen“ gut ankommt, ist man beim ORF zu hoher Flexibilität bereit. Womit wir
schon mitten im Thema sind.
Der erste Schritt vor jeder Sendung
gilt dem „Check“ des Kleiderkastens – was gibt er heute
„Krebsartiges“ her? Ich entscheide
mich für einen pettycoat-ähnlichen
Rock, einer gehäkelten Jacke und natürlich - einer Perlenkette. Beim
Outfit bekam ich von Anfang an
freie Wahl – was könnte sich eine
Frau mit Venus am AC Schickeres
wünschen – es sollte lediglich irgendwie zum Thema passen und
nicht allzu sexy sein - „das Publikum – Sie wissen ja ...“; gut; nicht
bei allen unseren Astro-Beiträgen
mag der Konnex zwischen Kleidung und Tierkreiszeichen für den
laienhaften Zuseher herstellbar
sein, doch für den phantasiebegabten Astrologen sicher: raue
Jeansjacke zum Widder, Blumenbustier zum „Stier“, und nun eben
der Hausfrauen-Look zum Krebs,
usw. „Sie sehen ja heute aus wie
die Doris Day des 21. Jahrhunderts“, meint ein Assistent; er hätte
mir kein stimmigeres Kompliment
machen können.
Gekleidet, geschminkt und der Lockenwickler entledigt geht’s vom
Maskenraum weiter hinter die Studio-Bühne zum „Briefing“ kurz vor
der Sendung – die rasche Besprechung von Text, Position, Technik
etc.; hier bekomme ich Einblick auf
die ungefähre Fragestellung des
Moderators, die Anweisung meines
Bewegungsspielraumes in Bezug
zur Kamera und so fort; und dann
kommt stets die für mich wichtige
Frage: „Wie viele Minuten habe ich
heute für den Beitrag Zeit?“ Mein
Merkur, ebenfalls am AC, möchte
am liebsten reden bis die Kamera
glüht; es werden mir – wie
meistens - 7-8 Minuten prognostiziert. Fein! Da kann ich viel
von meinem vorbereiteten Skript
hineinverpacken.
In 10 Minuten soll die Sendung beginnen, der Astro-Beitrag kommt
diesmal als dritter Programmpunkt
dran – geht sich also noch locker
ein Kaffee aus; Lockerheit im Körper geht sich zu diesem Zeitpunkt
allerdings nicht mehr aus, ist doch
jede „Willkommen Österreich“Sendung live! Die Minuten vergehen wie im Flug. Ich sehe den Moderatoren zu und präge mir ihr
professionelles Auftreten, ihre geschickten Redewendungen und inhaltsvollen Blickkontakte ein. „Hoffentlich gehe, stehe, spreche ich
richtig ... Ach, hätte ich doch ein
wenig Einschulung von Profis bekommen“, seufzt in mir das FischeMondlein vor dem erneuten Sprung
ins kalte Fernsehwasser. Doch
Mondleins gewohnt unsicheren
Gefühlwallungen werden jäh unterbrochen als 2 Minuten vor dem
Auftritt der Redakteur herbei japst
und mir rasch zuflüstert: „Sie müssen Ihren Beitrag auf 4 Minuten
raffen; wir sind in Zeitverzug....“.
Na super – wie soll ich jetzt, und
wann und ... zu spät – los geht’s –
Kameralicht „on“, Lächeln „on“.
Und dann passiert´s! Ab diesem
Moment bin ich ruhig; bin völlig in
eine andere Welt eingetaucht, in
der es keine Minuten mehr, kein
links und kein rechts, nur mehr den
JETZT zu gestaltenden Beitrag
gibt. Plötzlich ist es egal, wenn die
Fragen des Moderators abweichen,
wenn Kabelgewirr am Boden liegt,
wenn die Scheinwerfer blenden,
wenn ich rascher spreche. Es geschieht wie von selbst. Die Atmosphäre einer Live-Sendung hat etwas magisch Einhüllendes, das die
volle Konzentration im Hier und
Jetzt fest-pinnt.
Konnte ich lange meiner Sonnenstellung im 12. Haus wenig Vorteilhaftes abgewinnen, erkenne ich
nach diesen Erfahrungen, dass ich
damit so etwas wie Harry Potters
Zaubermantel geschenkt bekommen habe, nach dessen Umhängen ich in jede erdenkliche Rolle
und Situation schlüpfen kann. In
den Momenten unterm Zaubermantel
löst
sich
der
reale/alltägliche Lebensgrund auf
und alles ist so in Ordnung, wie es
gerade ist. Diese „ZauberUmMantelungen“ laden mich auf und laden
ein zu neuen medialen Abenteuern; denn wo ist ein Mensch mit
vollem 12. Haus mehr Meister(in)
als in irrealen / virtuellen / medialen
/ magisch / mystischen Welten?
Dank dieser ORF Aufgabe bekam
ich die Chance, mit diesem Vermögen ins (Kamera)Licht zu treten,
was wohl eine der größten Herausforderungen, Hürden und Lehren darstellte; doch die Verspiegelung der Kamera ist wie ein virtueller Bühnenvorhang, der mich vor
direkter Konfrontation mit dem
Publikum in erster Linie schützt;
immerhin verzeichnet „Willkommen
Österreich“ eine Einschaltzahl von
mehr als 500.000 Menschen. Ui,
das wär´ nichts für mich und ich bin
einem Thomas Gottschalk oder einer Vera Rußwurm kein Augenzwinkern lange neidisch.
Was ist nun das Resumée aus 24
Astrologie-Sendungen beim ORF
und bei Puls TV?
Die Außendarstellung – die TedQuoten pro Sendung – sind sicher
das entscheidende Kriterium für
den ORF. Das bedeutet, dass die
Beiträge fürs Auge angenehm und
für den Geist nachvollziehbar und
spannend sein müssen; für JEDEN
Geist wohlgemerkt und so wurde
die inhaltliche Ausarbeitung meiner
Beiträge oft zurückgestutzt mit den
Worten: „Bitte einfacher verfassen;
bitte noch simpler; (und in der Steigerungsform wörtlich:) bitte etwas
boulevardesker!“
10
news 04 / 2006
Nicht einfach für mich skorpionbetonten Menschen, die Tiefgang
liebt und im Zeichen der boulevardjournalistischen Meisterschaft (ich
meine den Zwilling) Freund Saturn
als Wächter stehen hat. Und überhaupt – wofür erachten die den
gemeinsamen Nenner des Publikums?
Nachdem sich die Astro-Beiträge
im Laufe der Zeit auf die Besprechung von jeweils EINEM Tierkreiszeichen pro Sendung eingependelt hatten und wir die gängige
Vortragsweise der 12er Kategorisierung von „dem Krebs geht’s in
diesem Monat so und so; dem
Schütze geht’s so und so... “etc.
abgesetzt hatten, fühlte sich, lt.
Aussage der Redaktion, nicht mehr
jeder Zuschauer PERSÖNLICH
angesprochen und so mancher
würde dann „wegzappen“. Vom
professionellen Standpunkt aus
sehe ich das als angemessenen
Preis für eine qualitative Darstellung der Astrologie, fernab dem
Gewohnten aus anderen Unter-
spezialthema
haltungsmedien. Vom kaufmännischen und Reputations-Standpunkt
aus sieht die Rechnung wohl anders aus. Wenn die Zuschauerzahlen nicht stimmen, wird sofort
ein anderer Kurs gefahren. Das ist
die Kehrseite der eingangs beschriebenen Flexibilität des Fernsehens. So ist man hier sehr rasch
zu Um-, Weg-, und Verschiebungen bereit. Hauptsache es ist hip,
aktiv, bunt, liebenswürdig. Doch
Achtung - nicht zuviel hip – diese
Gratwanderung gilt es zu gehen;
Wiedererkennungswert bewahren
und diesem raffiniert ein paar „rote
Zöpfe“ einflechten. Tja, bunt war
schon Pippi Langstrumpf´s Welt;
doch die tat bekanntlich, rein was
ihr gefällt. Nun, DIESES Ausmaß
an Freiheit schenkt die Welt des
Fernsehens, wie ich sie bislang
kennen lernen durfte, nicht; jedoch
einen vollbestückten ErfahrungsGeschenkekorb.
Ich stelle mir die Frage: „In welchem (astrologischen) Haus ist
wohl das Unterhaltungsfernsehen
daheim? Was sagen Sie, liebe(r)
LeserIn? (so Sie noch in der Lesequote sind ☺). Und frage weiter:
Sollen sich Astrologie-Beiträge telegenen Vorgaben wie „liebenswürdig, bunt, quotenreich“ etc. anpassen? Oder wäre das ein Verrat,
der sich als schleichende qualitative Untreue äußert? Den Bedenken vor Preisgabe von Geheimnissen, vor Indiskretion oder einfach einem dahingesagten Satz,
der über einen fernseh-bekannten
Menschen ein minderes „Urteil“
fällen könnte, begegnete ich auf
jedem Weg ins Studio. Meide Idee,
zu jedem Tierkreiszeichen eine
ORF-bekannte Persönlichkeit in die
Sendung einzuladen und kurz zu
porträtieren, um ihre hervorragenden Leistungen auch mit „unserer“
Wissenschaft sichtbar zu machen,
kam eben deshalb nicht zustande.
Man wollte lieber etwas über
Hollywood-Größen wissen, „denn
für den Fall“ – hieß es in der
Redaktion – „sind die ja weit weg!“
Fortsetzung von Seite 2:
IM RÖNTGENBLICK DER ASTROLOGIE
Seisenbacher erklärt: „Die Begrüßung („Hashime“) ist im Grunde
eine Verbeugung, die die Ehrerbietung dem Gegner gegenüber
ausdrückt, sie ist ein Sammeln,
und sie ist ein Zeichen des Einverständnisses, dass man gemeinsam
den sanften Weg einschlägt, dass
man nie unfair vorgehen wird,
keine Ausfälligkeiten auf der Matte
geschehen und dass man sich an
die Regeln halten wird. Wenn zwei
sehr gute Leute miteinander
kämpfen, sieht das ja oft recht
müde aus. Aber eigentlich belauern
sie einander, sie versuchen den
anderen mürbe zu machen, die
Fehler des anderen herauszufinden. Der Außenstehende sieht ja
oft den trainierten Körper gar nicht,
man sieht grade mal diesen gemütlichen weißen Pyjama, und
dann - der Augenblick, wo der
Fehler des anderen passiert! Meist
ist es ein Augenblick, wo gerade
alle wegschauen, der Gegner ist
überrascht, der Kampfrichter ist
überrascht, denn der hat auch
nichts gesehen, das Publikum hat
weggesehen. Für den Angreifer ist
es aber ein Vergnügen, den ande-
ren in seinem Schwachpunkt zu
erwischen, dann kommt der Wurf
auf die Matte und damit haben wir
auch schon das Ende des Kampfes. Das passiert nur einmal: Man
weiß immer, in der nächsten Sekunde kann alles aus sein, unwiderruflich, und man hat keine Möglichkeit mehr, den Fehler auszubessern.“
Auf Mathis Frage, wie er denn zum
Judo gekommen sei, erzählt Seisenbacher weiter: „Ein Kampfsport
MUSSTE es sein, soviel stand fest.
Meine Mutter sagte mir mit 6: Suche dir einen Sport aus, Judo oder
Eishockey, und da die EishockeyHalle am anderen Ende der Stadt
lag, wurde es eben Judo.“ Auf die
Frage aus dem Publikum, ob nach
dem Horoskop der Boxsport auch
möglich gewesen wäre, dementiert
Mathis, dass mit Venus in den Fischen Boxen klar ausscheide.
Schon Sonne-Uranus spreche für
eine plötzliche Höchstleistung, und
dies im Zweikampf. Aber Seisenbacher meint dazu, dass ihn Boxen
und insbesondere Mohammed Ali
immer schon fasziniert hätten.
Seine Mutter allerdings sei dagegen gewesen, aber ihn habe die
Klarheit eines Boxkampfes und das
harte Training des Boxens bis
heute fasziniert.
Auf die Frage von Mathis nach
dem meditativen Aspekt (Stellium
Mond/Venus/ Merkur in Fische)
seines Sports erzählt Peter Seisenbacher von seinem Aufenthalt
in Japan. Er habe insgesamt fast 2
Jahre in Japan verbracht, und für
die Japaner sei Judo eben nicht
nur ein Sport, sondern auch eine
Auseinandersetzung mit den Wurzeln, der Kultur, mit Konfuzius,
Taoismus. In Japan geht es nicht
vordergründig um dieses Thema
der Meditation. Der Trainer hat nur
die Aufgabe, die Leute konzentriert
am Training zu halten, dort zwingen sie jeden Schüler in die
Gleichmäßigkeit. Und am Schluss
kommt man drauf, dass man eigentlich gemeinsam meditiert hat.
Und erst danach, nach dem Kampf,
kommt man langsam zu sich. Es
geht
um
dieses
„Sich-LeerMachen“.
Im nächsten oeav Newsletter
Univ.Prof. Roland Girtler
kongresse
news 04 / 2006 11
2. Fortsetzung von Seite 8:
DAV-Fachtagung vom 6.-8. Oktober 2006 in Bonn
Aspekte, die über die Erde fallen
(rechte Aspekte) seien unmittelbar
und ausdrucksvoll, während Aspekte,
die unter die Erde fallen (linke Aspekte) mehr subversiv (umstürzlerisch) und verborgen, mit nach innen
gerichteter Kraft, zu sehen.
Ing. Elisabeth Selzer
Nach der Kaffeepause findet sich ein
Grossteil der Vortragenden auf dem
Podium ein und liefert sich eine Diskussion, die es auf so hohem Niveau,
inklusive Publikumsmeinungen, in
den letzten Jahren nicht gegeben
hat.
Rafael Gil Brand sieht in versöhnlicher Weise den selbstbestimmenden
Faktor auch in der klassischen Horoskopdeutung als unbestritten, und
die gesamte Charakterkunde sei
durchaus in der klassischen Astrologie enthalten.
Timperman mahnt mit dem Satz „Wir
arbeiten alle für denselben Chef“,
und weiter: „Wir kennen die Zukunft
nicht, und es ist gefährlich, sich als
Astrologe auf dem Pfad Gottes zu
bewegen, man muss hier sehr aufpassen.“ Sicherlich spielt er auf die
Selbstherrlichkeit mancher Astrologen an, wenn er meint: „Nur der
Dumme ist selbstsicher, denn der
Intelligente ist voller Zweifel. Dummheit und Stolz wachsen aus demselben Holz“.
Erik van Slooten will zu einer Synthese kommen, sich der Versöhnung
anschließen, während Martien Hermes provokantere Fragen in den
Raum stellt: Ist es überhaupt ethisch,
konkrete Prognosen zu stellen? Darf
man alles sagen, was man sieht?
Was kann man aus dem Horoskop
wirklich herauslesen? Die philosophischen Theorien unterscheiden sich
seiner Meinung nach sehr wohl in der
klassischen und psychologischen
Astrologie, denn es gehe beim einen
um BewusstSEIN und beim anderen
um BewusstWERDEN. Als Astrologe
müsse man die Instrumente so gut
wie möglich beherrschen, heutzutage
aber würden allzu oft lediglich philosophische Mittel gebraucht. Um Astrologie zu lernen, sei natürlich das
persönliche Verhältnis zum eigenen
Horoskop überaus wichtig. Aber die
Astrologie hat einfach Regeln, mit
denen man sich genau anschauen
muss, was in diesem Leben tatsächlich los ist.
Emil Schmidt sieht den Siegeszug
der psychologischen Astrologie u.a.
auch vor dem simplen Hintergrund,
dass wir alle im Grunde Angst vor
Aussagen haben, die konkret sind,
weil wir dann keine Wahl mehr haben. Man müsse sich immer fragen:
Wie wäre es, wenn es nicht so ist,
wenn wir also keine Wahl hätten.
Dann führt sich eigentlich eine Antwort auf die Kernfrage an den Stundenastrologen: „Was soll ich tun?“ ad
absurdum.
Nach den konzilianten Tönen der
Vorredner fährt Peter Niehenke –
getreu seinem gewohnten Stil – mit
provokanten Worten auf: Einfache
Menschen, so sagt er, suchen einfache Antworten auf einfache Fragen.
Diese Ehrfurcht vor alten Autoritäten
und alten Büchern müsse überprüft
werden, denn heutzutage liegen uns
ganz andere Bedingungen vor. Es
gehe doch immer darum: KANN man
überhaupt Prognosen machen? Es
gäbe empirische Studien, die belegen, dass konkrete Ereignisprognosen noch nie funktioniert haben.
Martien Hermes erwidert hierzu, dass
sich die psychologische Astrologie
entwurzelt habe. Aber „Schicksal
lässt sich nicht durch Bewusstwerdungsprozesse oder Meditation
wegnehmen.“
Eine Person aus dem Publikum vertritt die Ansicht, dass freier Wille sich
in Bildern äußere: Mit welchen Bildern
trete
ich
z.B.
meinem
Saturn/Mars-Aspekt gegenüber?
Jetzt platzt Christopher Weidner,
auch kein Unbekannter der deutschen Astrologen-Szene, der Kragen: Man könne nicht zuerst die
Wahrheit sagen und danach mithilfe
der Psychologie die damit erzeugte
Enttäuschung wieder abfangen wollen, das spreche eher für eine Differenzierung denn eine Symbiose der
beiden Fachrichtungen.
Rafael Gil Brand startet zum Gegenangriff auf die Ausführungen Niehen-
kes: Das seien Behauptungen in den
Aussagen. Er selbst zweifle, dass
Thomas Ring die klassische Astrologie gekannt hat, denn die sei damals
gar nicht bekannt gewesen: Viele alte
Texte seien erst später wieder „ausgegraben“ worden. Es heiße ja noch
lange nicht, dass der heutige klassische Astrologe dasselbe wie vor
2000 Jahren mache. Der Begriff der
„Psyche“ hatte im Altertum eine ganz
andere Bedeutung als in der modernen Psychologie. „Seele“ war damals
weit gefasst, es bedeutete: Was sein
wird in meinem Leben, gehört auch
zu mir und es gehört zur Berufung,
was man sein soll. Der klassische
Astrologe zeige also nur auf, wann
sich mein Horoskop konkretisiert.
Herzerfrischend meldet sich Elisabeth Selzer zu Wort: „Schicksal ist
nicht nur schön, und aus einem Geizigen wird kein Großzügiger.“ Sandor
Belcsak habe immer gesagt: „Es gibt
keine schlechten Prognosen, es gibt
nur schlechte Astrologen“.
Ein anderer Zuhörer meint: Oft beantworte die Astrologie Fragen, die
wir gar nicht gefragt wurden. Dazu
nimmt Holger Faß Stellung: Was will
eigentlich der Klient? Wir wissen oft
nicht, was der Klient wirklich will,
auch wenn er eine konkrete Frage
stellt. Es sei doch viel mutiger, sich
einer konkreten Aussage zu verweigern. Das Problem sei gar nicht,
dass die psychologischen Astrologen
die Astrologie nicht verstünden, sondern vielmehr, dass vielen von ihnen
einfach die Ausbildung fehle.
Und – als schönes Schlusswort – gibt
er seinen Kollegen einen Rat, der
aus Goethes Feder stammt: „Wenn
wir dem anderen sagen, wie er ist,
schwächen wir ihn. Wenn wir ihm
aber sagen, wie er sein könnte, geben wir ihm Kraft.“
Erfreulich bei diesem Kongress war
die Vermittlung von „hard facts“, von
klaren Strickmustern, wie die klassische Astrologie sie oft liefert. Auch
die philosophische Auseinandersetzung ist auf intellektuell hohem Niveau gelungen, dem Wunsch nach
Versöhnung und gegenseitiger Integration in die tägliche Arbeit folgten
allerdings wenig konkrete Vorschläge, wie die Synthese von klassischer und psychologischer Astrologie real und technisch umsetzbar
sein könnte. Eine Anregung für die
Kenner beider Fachrichtungen, im
Sinne des „sowohl als auch“ neue
Akzente zu setzen.
12
news 04 / 2006
serie
Archetypische Bilder
Brücken zu unserer Wirklichkeit
6. Teil
Friederike Rath
SONNE
Das widerspiegelnde Urprinzip
Letztes Mal haben wir uns dem widerspiegelnden Urprinzip „Mond“
gewidmet. Heute wenden wir uns
der „Sonne“ – dem lebensspendenden Urprinzip zu.
Die Sonne war schon immer das
Symbol der Einheit, des höchsten
göttlichen Prinzips. Das astrologische Symbol ist der Punkt im Kreis
und das Sonnenprinzip nimmt in
der Hierarchie den ersten Platz ein.
Dieses Urprinzip stellt das Zentrum
auf jeder Ebene dar, um welches
alles andere kreist. Auf der Ebene
der Zelle ist es der Kern, um den
das Leben kreist, beim Menschen
ist es das Herz als energetisches
Zentrum und in einem Mandala ist
es der ruhende Punkt der Mitte, um
den sich alles dreht – wie die
Sonne am Himmel, um die alle
Planeten kreisen.
Alles was in unserer Welt „wirklich“
ist, wird von der Sonne repräsentiert. Die von ihr ausgehende Energie in Form von Wärme und Licht
war die Voraussetzung für die Entstehung allen Lebens auf Erden.
Das Sonnenlicht ist farblos und
enthält doch die Summe aller Farben, die mit Hilfe eines Prismas
sichtbar gemacht werden können.
Wie wir wissen, symbolisieren die
daraus
resultierenden
Regenbogenfarben
Charaktereigenschaften, welche wiederum bestimmten Planeten zugeordnet
werden. Bildhaft betrachtet kann
man sagen, dass die Sonne mit einem Regisseur vergleichbar ist,
der, ohne selbst sichtbar in Erscheinung zu treten, die Handlungen der Schauspieler bestimmt.
Im individuellen Horoskop zeigt die
Sonne unseren Persönlichkeitskern. Sie spricht je nach ihrer Stellung am Himmel zum Zeitpunkt der
Geburt ein Hauptthema an, welches sich durch die Art unseres
Handelns, Verhaltens und unser
Selbst-Bewusstsein ausdrückt. Die
soziale Entsprechung der Sonne ist
der Vater, alle Autoritätspersonen,
Herrscher und Präsidenten als
auch der Ehemann. Bei der körper-
lichen Entsprechung wird der
Sonne das Herz, der Kreislauf, der
Sympathikus und der Solarplexus
zugeordnet.
Im alten Ägypten verkörperte Horus die Morgensonne, Ra die
Sonne des Mittags, Atoum die des
Abends und nachts nahm die
Sonne dann letztendlich die Form
des Kadavers Knoum an. Die Inder
liessen Brahma in der Sonne wohnen und den Inkas war die Sonne
der eine einzige Gott. Auch bei den
Christen finden wir die Sonne und
ihr Licht als das höchste Prinzip
wieder. Gott wird im Alten Testament genauso wie Jesus im Neuen
Testament mit Lichterscheinung
versinnbildlicht. Jesus Christus
wird auch das Licht der Welt genannt. Dieses Licht ist so intensiv,
dass kein Sterblicher es ertragen
kann. Auch die Mystiker verwenden das Bild der Sonne, um die alles überstrahlende Liebe der Einheit darzustellen.
Die alten Griechen haben Helios zu
ihrem Sonnengott ernannt, der der
Sohn der Titanen Theia und Hyperion war. Seine Heimat auf Erden
ist die Insel Rhodos, auf der er mit
der Nymphe Rhode lebt und sieben
Söhne, den Tagen der Woche entsprechend, zeugt. Von Helios sind
weder Laster noch Vorlieben bekannt. Er ist fast so qualitätsfrei wie
das reine lebensspendende Urprinzip Sonne. Er ist der Allsichtige:
obwohl er sich nicht um konkrete
Dinge kümmert, bleibt ihm doch
nichts verborgen. Helios schaut
von der höchsten Position auf die
Erde herab und hat die höchste
Autorität, auch wenn er sie nicht
ausspielte. Er lebt im Augenblick,
kümmert sich nicht um Vergangenheit und Zukunft und ist das Prinzip
des reinen Geistes.
Aus seinen Strahlen entsteht alle
Energie, Kraft und Vitalität. Wenn
wir nun den Schritt in die materielle
Welt gehen, so wirkt sich dieses
Urprinzip in Eigenschaften wie Individualität,
Eigenverantwortung,
Stolz und Selbstbewusstsein aus,
wir finden aber auch Machtstreben,
Selbstüberschätzung und Arroganz.
Wertend würde man sagen:
Menschen mit Sonnequalitäten auf
der Plus-Seite besitzen Charakter
und sind eine starke Persönlichkeit
mit Führungsqualitäten, sie sind
vital, weitblickend, großzügig und
ausgeglichen und besitzen eine
gute Menschenkenntnis.
Menschen mit Sonnequalitäten auf
der Minus-Seite neigen zu Selbstherrlichkeit und Haltlosigkeit, sind
mitunter labil und leicht beeinflussbar, egoistisch, rücksichtslos und
eingebildet bis hin zu krankhaft
ehrgeizig.
Friederike Rath: oeav Sektion
Astrologie, Spiritualität und Ethik
Im nächsten Newsletter werde ich
auf das Prinzip des Jupiters näher
eingehen.
Fragen können Sie gerne persönlich an mich richten: [email protected], Tel. 01 581 30 00,
www.cosmo-coaching.at.
Der Österreichische
Astrologenverband
wird unterstützt von
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