P - Fakultät Statistik (TU Dortmund)

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Gibt es einen
Geschmacksunterschied
zwischen
Coca Cola und Cola Zero ?
Manche sagen: Ja,
manche sagen: Nein
Wie soll man das objektiv
feststellen ?
Kann man Geschmack objektiv messen ?
- Geschmack ist subjektiv
- Geschmack ist beeinflussbar
Mit statistischen Methoden geht das !
Methode zum objektiven Nachweis von
Geschmacksunterschieden:
Der Dreieckstest
Eines der drei Gläser enthält ein Getränk von
einer anderen Marke.
Welches?
Natürlich rät (im Schnitt) jeder dritte
Prüfer,
der keinen Unterschied schmeckt,
per Zufall das richtige Glas.
Wenn Sie 7 Prüfer haben, die alle nichts
schmecken, dann ist die Wahrscheinlichkeit,
dass alle 7 zufällig richtig raten, gleich
7
1
1
  =
2187
 3
Wenn also bei 7 Prüfpersonen alle 7 richtig
antworten, dann schließen wir:
DAS KANN KEIN ZUFALL SEIN !
Also müssen
(zumindest einige) Prüfpersonen den
Unterschied tatsächlich geschmeckt haben
→ Es gibt einen Geschmacksunterschied
Übrigens:
Auch wenn 6 von 7 Prüfern richtig antworten
(und einer falsch),
würden wir zum gleichen Schluß kommen:
P(mind. 6 von 7 Prüfpers. raten richtig)
6
7
15
1
1 2
1
=   × ×7 +  =
=
2187 146
 3 3
 3
Ist ein Unterschied vorhanden,
aber so dass nur ein Teil der Prüfpersonen ihn
schmecken, während ein Teil raten muss,
dann ist bei nur 7 Prüfpersonen das Risiko zu
groß, dass wir zwei oder mehr Nichtschmecker
in der Studie haben (und keinen Unterschied
nachweisen können - obwohl es einen gibt).
Allgemein: Wenn alle Prüfpersonen keinen
Geschmacksunterschied bemerken und nur
raten,
wenn alle Prüfpersonen ihre Urteile
unabhängig voneinander abgeben,
und wenn alle Prüfpersonen beim Raten
Erfolgswahrscheinlichkeit 1/3 haben,
so ist die Anzahl richtiger Antworten
binomialverteilt.
Haben wir mehr richtige Urteile als bei
Binomialverteilung mit
Erfolgswahrscheinlichkeit 1/3 noch plausibel
wäre,
so verwerfen wir die Nullhypothese
H0: Es gibt keinen Geschmacksunterschied
und entscheiden auf
H1: Es gibt einen Geschmacksunterschied
Bei n = 25 Prüfpersonen reichen 13 richtige
Antworten zum Nachweis eines Geschmacksunterschieds.
Wir könnten uns also einige Nichtschmecker
erlauben.
Je größer die Anzahl der Prüfpersonen, desto
mehr Nichtschmecker sind möglich.
Durchführung eines Dreieckstests ?
Welcher Kreis unterscheidet sich (in der
Farbe) am meisten von den beiden
anderen ?
Welcher Kreis unterscheidet sich (in der
Farbe) am meisten von den beiden
anderen ?
und hier ?
Y
A
X
Technische Maßnahmen beim Dreieckstest:
- Identische Darreichungsform
- Identifikation durch Zufallszahlen
- Für jede Prüfperson neu auswürfeln, wo
besonderes Glas steht
Dreieckstest auf Farbunterschiede
(im Rahmen einer Diplomarbeit)
Bei einem Teil der Beobachtungen gab es
drei gleiche Farbblättchen. Entscheidungen:
57
177
86
Experiment mit 15 Mitarbeitern der
Fakultät Statistik am 25.1.2012
Auswertung:
Wenn wir n = 15 Prüfpersonen haben
und das Signifikanzniveau 5% wählen,
können wir auf signifikanten Geschmacksunterschied entscheiden, sobald die
beobachtete Anzahl richtiger Antworten, x,
groß genug ist, dass
P(X ≥ x) £ 0,05,
wobei X eine IB(15, 1/3) - verteilte Zufallsvariable ist.
Tabelle
Binomialverteilung mit n = 15 und p = 1/3
x
P(X £ x)
P(X ≥ x)
7
0,92
0,20
8
0,97
0,09
9
0,991
0,03
10
0,998
0,008
Also brauchen wir mindestens
9
richtige Antworten.
Da wir im Experiment tatsächlich gerade
9
richtige Antworten erhielten,
haben wir einen signifikanten Unterschied
nachgewiesen!
Coca Cola und Cola Zero schmecken also
nachweislich nicht gleich.
Weitergehende Auswertung:
Wenn wir 9 richtige und 6 falsche Antworten
haben, so hat vermutlich
ein Teil der Prüfpersonen nichts geschmeckt
und falsch geraten
ein Teil der Prüfpersonen nichts geschmeckt
und lediglich richtig geraten
Ein Teil der Prüfpersonen
hat den Unterschied geschmeckt und
bewusst die richtige Antwort gegeben.
Wieviele?
Schätzungsweise?
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine (zufällig
herausgegriffene) Prüfperson eine richtige
Antwort gibt, berechnet sich aus
P(richtige Antwort) =
P(schmeckt den Unterschied) × 1 +
P(schmeckt nichts) × 1/3,
wobei
P(schmeckt nichts) =
1 − P(schmeckt den Unterschied)
Also ergibt sich
P(schmeckt den Unterschied) =
(3/2)× P(richtige Antwort) − 1/2
Da
9/15 = 0.6,
schätzen wir
P(schmeckt den Unterschied) = 0.4
Wir können auch einen Konfidenzbereich
angeben:
Mit 90% Sicherheit liegt die
Wahrscheinlichkeit richtig zu schmecken
bei x = 9 richtigen von insgesamt n = 15
Antworten
zwischen 0,12 und 0,71.
Also: mindestens 12% und höchstens 71%
der Prüfpersonen einer Vergleichspopulation
würden den Unterschied schmecken.
(Das Konfidenzintervall wäre kleiner, wenn
eine größere Zahl von Probanden
teilgenommen hätte.)
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