primus Schwein Sonderdruck aus dem dlz agrarmagazin/primus Schwein Heft 11/2015 Postfach 40 05 80 • 80705 München • Tel. +49(0)89­12705­276 • [email protected] • www.dlz­agrarmagazin.de Futter mit Schuss überreicht durch: Alltech (Deutschland) GmbH Wiesenstraße 21 (W21), 40549 Düsseldorf Tel: +49 (0) 211 5066858-0, Fax: +49 (0) 211 5066858-9 E-Mail: [email protected] www.alltech.com/deutschland facebook.com/AlltechNaturally Profis mit Profil STANDORT Futter mit Schuss Die junge Schweinemästerin Christina Lackermeier hat sich in ihrer Meisterarbeit das Ziel gesetzt, mittels Rationsoptimierung die Futterkosten zu senken und die Gesundheit ihrer Tiere zu verbessern. Das ist ihr mit Bravour gelungen. Von Uwe Bräunig W Christina Lackermeier hat auf ihrem Betrieb mit 1.400 Mastschweinen die Fütterung modifiziert. W Soja wird jetzt zum Teil durch Raps­ und Sonnenblumenschrot ersetzt. Hinzu kommt ein Nebenerzeugnis aus der Enzymherstellung. W Die rohfaserreicheren Rationen haben zu einer besseren Darmge­ sundheit der Tiere geführt. W Gleichzeitig sind die Futterkosten um 5 Euro pro Schwein gesunken. 2 dlz primus Schwein SoNDERDRuCK 2015 F ür die frischgebackene Landwirtschaftsmeisterin Christina Lackermeier aus dem bayerischen Weihmichl bei Landshut war es ein hartes Stück Arbeit. Die 23-Jährige bewirtschaftet (siehe „Der Betrieb Lackermeier“) mit ihren Eltern den Familienbetrieb mit 1.400 Mastplätzen, hat monatelang akribisch untersucht, wie sich zwei verschiedene Fütterungsstrategien auf die Leistungen der Tiere und die Wirtschaftlichkeit auswirken. Dazu führte sie in den beiden baugleichen Ställen mit jeweils 700 Plätzen einen Direktvergleich durch. Einbezogen waren über drei Durchgänge hinweg insgesamt über 4.000 Mastschweine. Im einen Stall wurden die bisherigen Rationen verfüttert, die als Eiweißkomponente nur Sojaextraktionsschrot enthielten. Im anderen Stall kam ein rohfaserreicheres Futter zum Einsatz, bei dem das Soja zum Teil durch Raps- und Sonnenblumenschrot ersetzt wurde. Hinzu kam hier als weitere Komponente ein Nebenprodukt aus der Enzymherstellung. Ziel war es, die Rationen billiger und gesünder zu machen. Der damit verbundene Aufwand, der letztlich in der Meisterarbeit von Christina Lackermeier seinen Niederschlag findet, hat sich gelohnt. Das „überarbeitete“ Fütterungskonzept führte im Vergleich zur damaligen Ist-Situation nicht nur dazu, dass sich die Masttagszunahmen und die Futterverwertung verbesserten. Gleichzeitig konnten die Futterkosten pro Schwein um fast 5 Euro gesenkt und somit auch der Deckungsbeitrag entsprechend erhöht werden (siehe Tabelle „Futter noch besser verwertet“ auf Seite 5). Seitdem ist das „neue“ Futter Standard im Betrieb. Doch dazu später mehr. Christina Lackermeier und Ringberater Franz Josef Wilsch können heute beobachten, dass sich die Tiere seit der Rationsumstellung gleichmäßiger entwickeln. 700 Ferkel aus einem ­Herkunftsbetrieb Der Hof Lackermeier hat eine über 100 Jahre alte Tradition als Veredelungsbetrieb mit „angehängter“ Gastwirtschaft. Mit dem Bau der beiden neuen Mastställe mit jeweils 700 Plätzen vor zwölf und fünf Jahren hat Betriebsleiter Leonhard Brummer-Lackermeier die Weichen für die Zukunft und damit auch für seine Tochter Christina gestellt, die den Hof einmal übernehmen wird. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre und der Fachschule mit Meisterabschluss hat die junge Landwirtin jetzt die Zügel, zumindest was die Schweine betrifft, in die Hand genommen. Dabei setzt sie die schon von ihrem Vater praktizierten Grundsätze einer erfolgreichen Mast konsequent fort. Dazu zählt der Bezug von großen 700er-Ferkelpartien mit definierter ­Genetik aus nur einem Herkunftsbetrieb. Denn die beiden Ställe werden strikt nach dem Rein-Raus-Prinzip bewirtschaftet. Was die Genetik betrifft, müssen die Tiere aus der Anpaarung dänischer Sauen mit einem fleischreichen Piétrain-Eber stammen. „Unser Fokus liegt nicht auf Der Vorratsbehälter für das Gemisch aus Maiskornsilage und Milch­zuckermelasse ist im Boden der Futterküche eingelassen. Neben Weizen setzt Christina Lackermeier Maiskornsilage bester Qualität als Energie­ lieferant in den Rationen ein. DER BETRIEB ­L ACKERMEIER Anzahl Mastplätze 1.400 Einstallgewicht (kg) 25 Masttagszunahmen (g) 775 Verluste (%) 1,4 Umtriebe pro Jahr 3,0 Ausschlachtung (%) 81 Magerfleischanteil (%) 60 Fütterung flüssig am Kurztrog mit Sensor Futterverwertung 1:2,57 Die Mastschweine werden nach Geschlechtern getrennt aufgestallt und flüssig am Kurztrog mit Sensor gefüttert. Sonderdruck 2015 dlz primus Schwein 3 So setzen sich die Rationen zusammen* Anfangsmast ab 40 kg LM Mittelmast ab 70 kg LM Endmast ab 90 kg LM Kontrolle Synergen Kontrolle Synergen Kontrolle Synergen Kontrolle Synergen 34,0 34,48 14,4 17,68 8,60 18,18 10,8 13,79 Maiskornsilage 25,0 25,0 38,0 37,0 40,0 35,0 40,0 39,99 Sojaextraktionsschrot 26,0 17,5 23,0 14,5 21,0 12,5 18,0 7,0 Weizenschlempe (flüssig) 5,0 6,0 10,0 8,0 14,0 10,0 15,0 10,0 Milchzuckermelasse 8,0 5,0 13,0 9,0 15,0 9,0 15,0 10,0 Mineralfutter Molkemast Futterzusammensetzung (% in der Trockenmasse) Weizen Einstallfutter ab 25 kg LM 2,0 2,0 1,60 1,8 1,4 1,3 1,2 1,2 Synergen – 0,02 – 0,02 – 0,02 – 0,02 Rapsextraktionsschrot – 5,0 – 6,0 – 7,0 – 9,0 Sonnenblumenschrot – 17,5 – 6,0 – 7,0 – 9,0 25,16 24,31 24,13 23,46 23,60 22,88 22,89 21,81 Kosten (€/dt) Inhaltsstoffe je Kilogramm Trockenmasse Energie (MJ ME) 12,85 12,65 12,55 12,4 12,38 12,34 12,39 12,22 Rohprotein (g) 189,28 187,69 176,31 177,28 171,87 178,49 163,64 167,63 Lysin (g) 10,96 10,26 9,94 9,56 9,44 9,0 8,62 8,08 Rohfett (g) 22,66 24,62 27,36 27,98 29,58 28,87 30,24 30,47 Rohfaser (g) 36,41 48,39 37,89 50,82 39,37 54,15 39,04 57,63 Calcium (g) 8,32 7,38 9,73 8,77 10,26 7,95 9,85 8,26 Verdaulicher Phosphor (g) 3,53 3,05 4,43 3,79 4,79 3,83 4,79 4,05 * Vergleichende Beschreibung der Futterkomponenten in den Mastrationen ohne den Zusatz von Synergen (Kontrolle) und mit Synergen, einem Nebenerzeugnis aus der Enzymherstellung Nach Himmelsrichtung ­aufgestallt Nicht alltäglich ist die Art und Weise der Aufstallung der Mastschweine. Diese erfolgt nicht nur nach Geschlechtern getrennt, sondern auch nach der Himmelsrichtung. So werden die Börge nach Norden und die Sauschweine nach Süden hin aufgestallt. „Die Mädchen wollen es etwas wärmer haben“, sagt die junge Landwirtin schmunzelnd. Sie verweist auch darauf, dass Männchen und Weibchen ein unterschiedliches Schlaf-Fress- und Spielverhalten haben. Während die weiblichen Mastschweine nach der Devise „fressenschlafen-fressen-schlafen“ lebten, hieße es bei den Börgen „fressen-lange schlafenfressen-lange schlafen“. Somit käme die praktizierte Aufstallung den unterschiedlichen Bedürfnissen der Tiere entgegen. „Zumal es so auch möglich ist, die Börge in der Endmast restriktiv zu füttern“, meint Christina ­Lackermeier. Das Ausstallen zur Schlachtung erfolgt an drei Terminen: Nach 100 Masttagen gehen die ersten 10 Prozent der Tiere, am 110. Tag die nächsten 10 bis 20 Prozent und am 120. Tag der große Rest. Um die Sortierverluste so gering wie möglich zu halten, werden mittels einer fahrbaren Waage stichprobenartig die Gewichte der Schweine kontrolliert. Ist der Stall leer, wird er gründlich ge- reinigt und desinfiziert, bevor die nächste 700er-Ferkelpartie mit etwa 25 kg aufgestallt wird. Mehr Rohfaser und Synergen Im Betrieb Lackermeier wird das Futter selbst vermahlen und gemischt, bevor es flüssig in vier Phasen an die Tiere verabreicht wird. Als Energiefuttermittel Fotos: Bräunig maximalen Zunahmen, sondern auf stabilen, hohen Magerfleischanteilen von 59 bis 60 Prozent, bei einer Ausschlachtung von knapp 81 Prozent. Kombiniert mit einer optimierten Fütterung lassen sich so gleichmäßige Partien von Schlachtschweinen erzeugen, die unsere Zielmarken erfüllen“, erklärt Christina Lackermeier. Quelle: Lackermeier Christina Lackermeier (hier mit Ehemann Roland, der als Polizist arbeitet) wird einmal den Hof von ihren Eltern Christa und Leonhard Brummer-Lackermeier übernehmen. In der Mitte Ringberater Franz Josef Wilsch vom LKV Bayern, der den Betrieb schon viele Jahre betreut. Sonderdruck 2015 dlz primus Schwein 4 Die junge Landwirtin kontrolliert täglich, ob bei der Fütterung alles stimmt. Futter noch besser verwertet* Kon­ trolle Syner­ gen Tageszunahmen (g) 760 775 Futterwertung (1: …) 2,68 2,56 Verluste (%) 1,27 1,87** Futteraufnahme Tier proTag (kg) 2,04 1,98 Futterkosten (€/Tier) 61,80 57,00 Magerfleischanteil (%) 59,3 60,1 Ausschlachtung (%) 80,3 80,9 Kennzahl * Ergebnisse des direkten Vergleichs der beiden Fütterungsstrategien (bei durchschnittlichen Ferkel- und Schweinepreisen); ** in einem der drei Durchgänge Gesundheits­ probleme infolge von Nekrosen und Nabelbrüchen werden hauptsächlich Maiskornsilage und Weizen aus eigenem Anbau eingesetzt. Erstere lagert luftdicht verschlossen in einem Fahrsilo. Zur besseren Konservierung wird beim Einlagern des Maismehls Ameisensäure auf die oberste Schicht aufgebracht, bevor das Silo mit Folien beziehungsweise Planen und Netzen abgedeckt wird. „Wir arbeiten hier sehr sorgfältig, um höchste Futterqualität zu gewährleisten“, betont die junge Landwirtin. Weitere Rationskomponenten sind Sojaschrot, die Nebenprodukte Weizenschlempe und Milchzuckermelasse (aufgedampfte Molke) sowie neuerdings Raps- und Sonnenblumenschrot. Hinzu kommt ein speziell an den Betrieb angepasstes Mineralfutter sowie die Komponente Synergen (Alltech). Dieses als Einzelfuttermittel zugelassene Nebenerzeugnis aus der Enzymherstellung wurde im Rahmen der eingangs erwähnten Meisterarbeit von Christina Lackermeier umfassend getestet. Auf die Idee dazu gebracht hat sie ihr Ringberater Franz Josef Wilsch vom LKV Bayern. Er betreut neben den Lackermeiers rund 15 Betriebe, die dieses ­Nebenprodukt mittlerweile erfolgreich in ihren Schweinerationen einsetzen. „Nach den bisher gemachten Erfahrungen trägt Syner­gen dazu bei, die Verdaulichkeit der Rohfaserkomponenten in der Futtermischung zu erhöhen“, erklärt der Berater. Dies würde bei den Tieren darüber hinaus zu einer besseren Verfügbarkeit von Stärke und anderen Nährstoffen wie beispielsweise Aminosäuren und Mineralstoffen, insbesondere jedoch Phosphor, führen. 5 dlz primus Schwein Sonderdruck 2015 Vor diesem Hintergrund hat ­Christina Lackermeier gemeinsam mit Franz Josef Wilsch die Rationen modifiziert. Das teure Sojaschrot wurde teilweise ersetzt durch rohfaserreicheres Raps- und Sonnenblumenschrot, sodass sich der Energiegehalt des Futters verringerte und der Fasergehalt von ehemals 3,5 Prozent auf jetzt 5,0 (Anfangsmast) bis 5,7 Prozent (Endmast) stieg. Die genaue Zusammensetzung der Mastrationen vor (Kontrolle) und nach dem Einsatz von Synergen geht aus der Tabelle auf Seite 4 hervor. Beim Bezug der Futtermittel wie Sonnenblumenschrot wird in höchstem Maße auf die Qualität geachtet und nur hochwertige Ware eingekauft, deren Inhaltsstoffe nicht schwanken und die auch nicht mit Mykotoxinen belastet ist. Sonnenblumenschrot besitzt einen hohen Eiweißanteil mit guter Aminosäurenaus- stattung, ist aber weniger gut verdaulich als Sojaschrot. „Und genau hier kommt dann Synergen ins Spiel“, sagt Franz ­Josef Wilsch. Gesünderer Darm und geringere Futterkosten Welche Effekte hat die veränderte Rationsgestaltung gebracht? „Unter dem Strich sind meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen worden“, freut sich Christina Lackermeier. So hätten die Schweine heute eine deutlich verbesserte Darmgesundheit infolge des höheren Faseranteils und es müssten kaum noch Antibiotika eingesetzt werden. Daneben ging es auch bei den Leistungen bergauf. So sind im Vergleich zu früher die Masttagszunahmen um 15 g auf 775 g gestiegen und die Futterverwertung hat sich um 0,12 auf 1:2,57 verbessert. Die Ausschlachtung liegt jetzt im Schnitt um 0,6 Prozent ­höher und der Magerfleischanteil um 0,8 Prozent (siehe Tabelle „Futter noch besser verwertet“). „Wir können zudem beobachten, dass sich die Gruppen gleichmäßiger entwickeln und wir ­weniger untergewichtige Tiere beim ­Verkauf haben“, resümiert Christina ­Lackermeier. Gleichzeitig habe man aber festgestellt, dass die Gülle jetzt dicker und der Kot härter ist, also oft auf den Spalten liegen bleibt. Auch der Aufwand für die Futteraufbereitung sei nun etwas höher. Diese Mankos nimmt die junge Landwirtin gern in Kauf, wie auch die Kosten für das Synergen von etwa 30 Cent/dt Futter: „Für mich entscheidend ist, dass die Tiere heute gesünder sind und unter dem Strich 5 Euro weniger Futterkosten pro Schwein stehen als früher.“ br Die beiden baugleichen Mastställe bieten Platz für jeweils 700 Schweine.