Aufnahmegebäude / Einhausung - Ein Stück U

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Aufnahmegebäude / Einhausung - Ein Stück U-Bahn, das an die Oberfläche kommt.
Die Architektur der Aufnahmegebäude setzt auf Identitätsstiftung und ist zugleich baulich als auch formal
minimalistisch. Durch das in der ersten Wettbewerbsphase entwickelte Motiv des ‚Auffaltens der
Grundebene‘ in den Außenraum ergibt sich logisch der Zugang, wobei das Gebäudedach zugleich
städtebauliches Möbel und Teil des Leitsystems der neuen U5 wird. Das Konzept wurde konsequent in der
zweiten Phase weiterentwickelt um den Anforderungen der Wiener Linien gerecht zu werden. So wird z.B.
die Absturzgefahr durch unsachgemäße Nutzung durch das horizontale Dach verhindert . Freiräumlich wirkt
die Gebäudegestaltung minimal, da das Bauvolumen auf das Geringste reduziert wird und so maximal
Sichtachsen frei hält.
Gestalterisches Ziel ist es durch die einfache formale Geste des Aufklappens die U-Bahn als 2. Ebene des
städtebaulichen Raums harmonisch und fließend in den städtischen Kontext zu integrieren. Es wird bewusst
die Wahrnehmung des Passierens durch ein zusätzliches Gebäude, welches Teil der Straßenbebauung ist,
das man beschreiten muss um in die Station abzutauchen, vermieden. Im Gegenteil, die U-Bahn als
System erweitert sich bis auf Straßenebene und kommt an die Oberfläche . Für den Nutzer als auch den
Passanten wird die U-Bahn als unterirdisches System ablesbar und durch ein modernes, kontinuierliches
Bauwerk fließend begehbar. Materialien der Gebäude bringen die Materialität der Stationen ans Tageslicht,
jedoch wird die flexible und modulare Typologie in Anpassung an den Ort und Kontext variiert.
Ziel ist es ein integriertes Gebäude zu schaffen, das seinen modernen Charakter nicht verleugnet und das
U-Bahn-System für den Fahrgast vom Eingang an als kontinuierliches Bauwerk erfahrbar macht. Die
Architektur wird Teil des Corporate Designs der Wiener Linien und die räumliche Erfahrung äußert sich in
einladender Übersichtlichkeit, ganzheitlicher Gestaltung und einfacher Symbolhaftigkeit eines
kontinuierlichen Bauwerkes.
Situation Elterleinplatz
Das Konzept der Aufnahme Gebäude sieht eine modulare, an örtliche Gegebenheiten anpassbare,
Typologie vor um Zusatznutzungen wie zum Beispiel Café, Fahrscheinhalle, Bäcker und technische
Einrichtungen aufzunehmen.
Programm 1 des Aufnahmegebäudes mit Zwischengeschoss schlägt eine Café Nutzung vor , das seine
Funktion als Stadtmöbel stärkt. In diesem Bereich könnte auch die Stationsüberwachung situiert werden mit
hervorragender Übersicht auf alle Bereiche. Müll und Winterbetreuung werden auf
Zwischengeschossebene mit direktem Liftzugang untergebracht um das oberirdische Bauvolumen zu
minimieren. Die transparenten Aufzugsanlagen sind in den untersuchten Programmen abgesetzt um das
Gebäude ebenfalls städtebaulich zu optimierten und Engstellen zum Amtshaus hin zu vermeiden. Der
Verfasser geht zu dem davon aus, dass ein Abrücken in Hinblick auf die Terrassierung notwendig sein
könnte. Es wird vorgeschlagen MRL Aufzugsysteme in Betracht zu ziehen. Die Steueranlage wird in der
Service-Box mit zusätzlichem Automatenraum untergebracht.
Bei der Untersuchung von Programm 2 verbleiben alle Funktionen auf der Grundebene. Während diese
Option möglich ist, stellt sich in den Augen des Verfassers Programm 1 als städtebaulich optimierter dar.
Situation Gründerzeitbebauung
Der Standort Gründerzeit sieht einen möglichst dezenten Eingriff vor da von Denkmalschutz Ansprüchen im
sensiblen gründerzeitlichen Kontext ausgegangen wird. Jedoch kommuniziert das Bauwerk seine
Zugehörigkeit zu der Familie der neuen Stationen und seine Identität als modernes Stück Infrastruktur klar.
Das flexible Motiv der Faltung der Dachstruktur wird an diesem Standort durch eine weitere Faltung variiert
um auf den sensiblen Kontext zu reagieren. Auf Grund der beengten Lage und zur Optimierung des
verbleibenden Straßenquerschnittes wird vorgeschlagen in weiteren Analysen eine Teilung der des
Aufgangs zu untersuchen um das Profil weiterhin zu minimieren. Das dies für diese Phase nicht gewünscht
wird wurde es bei dieser Ausarbeitung als Option außer Acht gelassen.
Die Stationen
Die Maxime für die prototypische Gestaltung der neuen U5-Tiefstationen ist, neben der einfach modernen
und freundlichen Formensprache, eine Verknüpfung der U-Bahnstation-Ebene mittels eines kontinuierlichen
Bauwerkes mit der oberirdischen Stadtebene. Die Architektur der Aufnahmegebäude ist integraler
Bestandteil dieses Konzeptes.
Die Stationen nehmen Bezug auf Materialität und gestalterische Elemente der U2 und der U3 Linien
(Bestandstrecke), versuchen jedoch das Ganze mit einem 'Update' zu verstehen, das 'abwärts kompatibel'
ist. So führt die Gestaltung bereits vorhandene Ansätze der bestehenden Stationen weiter in die nächste
moderne Generation von Stationen, wobei eine Ablesbarkeit der Evolution von der vorherigen Generation
gegeben ist.
Die geschlossenen Stationen
Die einfache und elegante Grundgeometrie der Bahnsteigquerschnitte ergibt sich aus Kreisgeometrien um
den Gleis- und, im Falle der geschlossenen Station, den Fahrgastraum. Der dunkle Fahrbereich wird jedoch
als wichtiger Bestandteil des Wiener Systems roh belassen.
Es ist Teil des architektonischen Konzeptes so weit wie möglich eine ganzheitliche räumliche Erfahrung des
Bahnsteigs zu unterstützen. Seine Funktion sowie der Einfahrtsbereich soll als eine räumliche Einheit
ablesbar sein, ohne den wichtigen Sicherheitsaspekt des 'Wiener Systems' zu vernachlässigen.
Die Geometrie der notwendigen Metallgitter / Blindbahnsteigrahmen, die bereits in der U2
Leitsystemelemente führen, werden zur Unterstützung der Wahrnehmung der Querschnittgeometrie einfach
gekrümmt und machen so die „Röhre“ räumlich ablesbar. Die gekrümmten Blindbahnsteigrahmen werden
auch in der offenen Station eingesetzt als kontinuierliches, stationsübergreifendes Motiv zwischen den
unterschiedlichen Stationstypen.
Durch die unterschiedlichen lichten Höhen werden Nebengänge und Hauptraum hierarchisiert.
Nebengänge dienen dem Verkehr und Wegentscheidung währen der Hauptgang das Gefühl des
Angekommenes eins am Gleis vermittelt und zum Stationsausgang leitet. Die Integration von
Tageslichtschächten verknüpft ggf. durch vertikale Lichtkunstinstallationen die beiden Stadtebenen.
Offener Typ - Verknüpfung der oberen Stadtebene
Auch bei den Stationen in Deckelbauweise ergibt sich gegebenenfalls die Option für eine mögliche
Verknüpfung der oberen Stadtebene mit der Stationsebene mittels Tageslichtfenstern und gegebenenfalls
Öffnungen. Diese Öffnungen bieten Platz für Skulpturen, 3D-Kunst oder Bäume zur ebenenübergreifenden
Verlinkung der Stadtebenen. Da die Standorte und so die Möglichkeiten noch nicht klar sind wurde dieses
im Rahmen der prototypischen Untersuchung analysiert und als wirksames Werkzeug zum 'Place Making'
identifiziert. Grundsätzlich ist dieses aber nicht Kern des Konzeptes.
Das Paneelsystem / Materialien
Wenige unterschiedliche, aber hochwertige als auch erprobte Materialien wie Email-Paneele für
Verkleidungen und Granite mit farblich angepasster Minimalfuge für Böden unterstützen ein einheitliches
Erscheinungsbild, während eine wirtschaftliche Erhaltung gewährleistet wird.
Das vorgeschlagene Paneelsystem aus Email-Paneelen verwendet bereits bestehende Motive der
Bestandsstationen (z.B. gelochte Schallschutzpaneele, Bestandstrecke) , entwickelt diese jedoch in einer
integrierten Form weiter. Es besteht hauptsächlich aus standardisierten einfach gekrümmten Flächen mit
weniger als 2m2 Fläche auf einem 1.25m Grundraster. Einzig an den Abzweigungen ergeben sich eine
geringe Anzahl doppelt gekrümmter Paneele, die in weiteren Untersuchungen noch geometrisch
standardisiert werden können.
Die breiten Hauptfugen der Paneele dienen zur maßstäblichen Untergliederung und zeigen das Motiv der
'Füllung'(Siehe Text Ausstattung). Im Bereich von Notfalleinrichtungen oder Brandschutzschürzen
verbreitern sich die Hauptfugen und werden, wie auch bei den Ausstattungselementen, zur ‚Funktionalen
Fuge‘. Nebenfugen, an den direkten Paneelstössen werden minimal ausgefuehrt.
In Anlehnung an die Bestandsstrecke Karlsplatz-Rathaus schlägt der Verfasser vor an spezifischen Stellen
Mosaike als Motiv aufzugreifen, die als Kunstobjekt digitale Bilder/Pixelgrafik zeigen könnten. Wo z.B. die
kontinuierliche Formensprache der Station eingeschnitten wird werden die Schnittgeometrien durch Mosaike
gekennzeichnet.
Das Lichtkonzept
Bei der Gestaltung der Stationen spielt das Lichtdesign eine wichtige übergeordnete Rolle. Generell ist die
Lichtführung im Fahrgastbereich möglichst blendfrei, mit ausgeglichenen LUX-Stärken um eine sichere und
angenehme Ausleuchtung zu gewährleisten.
Grundsätzlich wird bei beiden Optionen (mit/ohne Bahnsteigtüren) am Wiener System festgehalten. Der
Bahnraum wird als roher dunkler Bereich ohne Verkleidung gestaltet. Der dunklere Fahrbereich bleibt
erhalten. Beim Einsatz von Bahnsteigtüren sollte eine Hinterleuchtung der Linieninformationssysteme an der
Blindbahnsteig in Erwägung gezogen werden um Reflektionseffekte der Glaswand zu minimieren und
Stationsnamen sichtbarer zu machen.
Entscheidungsräume (z.B. Querschlag) werden durch unterschiedliche Lichttemperaturen gekennzeichnet.
Der Verfasser schlägt zudem vor die Zugeinfahrt durch wartungsarme und kostengünstige rote LED
Beleuchtung des Gleisraumes anzukündigen. Das rote Licht erhöht die Aufmerksamkeit und ist klare
Demarkierung des Gefahrenbereiches „Bahngleis“ gegenüber dem Nutzerbereich des Fahrgastes. Es
unterstützt so die Grundprinzipien des 'Wiener Systems' mit neuer Technologie wobei das rote Licht wegen
der Kontrastwerte die Roheit des Schienenraums nicht betont. Durch diese dynamische Lichtanwendung
wird in architektonischer Hinsicht zudem das Einfahren des Zuges in die Station inszeniert und so Teil der
Erfahrung des Reisens mit den Wiener Linien.
Ausstattungselemente
Die Ausstattungselemente sind der kleinste aber auch unmittelbar erfahrbarste Bestandteil der Gestaltung.
Sie umfassen Leitsystem Komponenten als auch funktionale Elemente wie Info-Steele und
Fahrscheinautomat. Diese Komponenten leiten sich aus dem gesamten Gestaltungsbild der Stationen ab
und ergänzen ein einheitliches und durchdachtes Gesamtkonzept. Gestalterisches Leitbild ist wiederum das
Falten und das 'Sandwich' von modularen Informationsoberflächen, also den Tafeln und der sichtbaren
dunklen 'Füllung'. Integrierte Systemkomponenten falten aus den einheitlichen Oberflächen der Wände oder
sitzen in Fugen der Paneele. Das Konzept der Faltung von Flächen ist wie bei der übergeordneten
Gestaltung der Aufnahmegebäude ein Grundprinzip, das sich auch in Ticketautomat, Bank und Mülleimer
Mobiliar wieder findet. Diesese formalen Prinzipen ermöglichen es auf unterschiedliche Situationen
geschickt mit einer einheitlichen und minimalistischen architektonischen Sprache zu reagieren.
Die modulare digitale Info-Steele nimmt zudem nimmt die Konzeptionen der barrierefreien 'Wiener Steele'
auf und setzt sie in einer eleganten, attraktiven, benutzerfreundlichen Oberfläche um. Wie bei der
Ausstattung der geschlossenen Seitenbahnsteige befinden sich Einrichtungen des Notfallsystems in einer
'Funktionalen Fuge' zwischen den Tafeln.
Wie auch die Stationen nimmt die Gestaltung der Elemente Motive der U2 und der U3 auf und führt diese
weiter in die nächste Generation von (integrierten) U-Bahn-Ausstattungselementen, wobei eine Ablesbarkeit
der Evolution von der vorherigen Generation von Möbeln gegeben ist. Die neuen Möbel sind eine moderne
Neuinterpretation, integrierter und weniger Einzelelemente und lassen sich als eine Familie von
Komponenten identifizieren.
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