Details im Griff Januar – Februar 2015 Holzbalken-Kellerdecke Hausschwamm breitet sich aus Nicht jede Sanierung wirkt sich positiv aus. Schlecht lief es für die Holzbalkendecke eines Kellers aus dem 19. Jahrhundert. Eine nicht fachgerechte Ausbesserung bereitete den Boden für Pilze. Das Objekt Der Pilz breitete sich in einem frei stehenden Einfamilienhaus aus dem 19. Jahrhundert aus. Es ist auf einer Hausseite auf einer Fläche von etwa 7,60 m × 4,55 m teilunterkellert. Der Keller besteht baujahrtypisch aus Natursteinwänden, die innenseitig verputzt sind, und hat eine Holzbalkendecke. Bei einer Kernsanierung in 2005/06 öffneten die Handwerker die Kellerdecke komplett und versahen sie mit einer neuen oberseitigen Beplankung. Dabei glichen sie Unebenheiten aus. Die Decke bekam eine Dämmung und wurde unterseitig mit einer Holzwolle-Leichtbauplatte geschlossen. Schadensbild Nachdem im Jahre 2012 Fruchtkörper aus der Deckenuntersicht gewachsen waren, ging man der Sache auf den Grund: Die Auflagerbereiche www.mikado-online.de ▴▴Die Holzbalkendecke dieses Kellers war von Hausschwamm befallen ▸▸Mit diesen KVH-Balken wurdie Decke zunächst geflickt der Deckenbalken auf dem Außenmauerwerk zeigten massive Strukturzerstörungen durch Würfelbruch, hervorgerufen durch Braunfäulepilze. Die Pilze hatten sich in der gesamten Kellerdecke ausgebreitet. Im vorderen Kellerraum kamen nach Öffnung der Untersichtverkleidung statisch und handwerklich un- fachmännisch sanierte Balkenköpfe zum Vorschein, die am Auflager bereits durch Würfelbruch ihre Festigkeit verloren hatten. Die Balkenauflager entlang der Straße waren weitestgehend zerstört und nur in Teilbereichen noch tragfähig. Hier hatten sich Fruchtkörper in diversen Wachstumsstadien ausgebildet. Die Putzflächen rund um das hintere Kellerfenster waren durch Myzel unterwandert. Die Außenwände waren umfangreich von Myzel-Strängen überwachsen, zum Teil waren bereits Fruchtkörper entstanden. Im Juli 2012, also sieben Jahre nach der Kernsanierung, wurde in einer Laboranalyse der Verdacht auf einen aktiven Hausschwammbefall mit hoher Wachstumsaktivität bestätigt. Es fanden sich Hinweise, dass die Balkenköpfe nach der Kernsanierung ausgetauscht worden waren. Offensichtlich waren nach der Kernsanierung Schäden entdeckt worden, die dann sehr dilettantisch und ohne fachliches Hintergrundwissen be- Auf einen Blick Objekt Holzbalken-Kellerdecke eines Einfamilienhauses aus dem 19. Jahrhundert Schadensbild Hausschwammbefall der gesamten Kellerdecke Schadensursachen Der zunächst vom Pilzbefall betroffene Gefahren­ bereich wurde nicht sorgfältig saniert und der restliche Keller völlig außer Acht gelassen. Schadens­ beseitigung Kompletter Rückbau der Decke und umfangreiche Schwammsanierung, inklusive der Mauerwerksflächen Schadens­ vermeidung Befallene Hölzer noch bis 1,5 m über den sichtbaren Befall hinaus als Sicherheitsabstand entfernen 41 THOMAS KIES Details im Griff Januar – Februar 2015 hoben wurden. Die zerstörten Bereiche waren von unten freigelegt, bis auf das tragfähige Holz zurückgeschnitten und durch unbehandeltes Konstruktionsvollholz ersetzt worden. Die statische Verbindung im auflagernahen, in der Hauptsache durch Querkräfte beanspruchten Bereich war ebenso unfachmännisch ausgeführt. Schadensursache Die Ursache für den massiven Hausschwammbefall liegt in der unsachgemäßen Sanierung des lokal begrenzten Erstbefalls. Ausgangspunkt für einen Befall ist häufig eine Infektion von im Keller verbautem Nadelholz, von wo aus dann aber auch Buche, Eiche und anderes Laubholz befallen wird. Mithilfe der Pilzfäden und -stränge (Myzel) kann der Hausschwamm Fugen und porösen Mörtel im Mauerwerk sowie Wärmedämmstoffe durchdringen und Mauern überwinden, ohne diese zu zerstören. Der Echte Hausschwamm ist in der Lage, in wasserleitenden Gefäßen (Rhizomorphen) Feuchtigkeit über mehrere Meter hinweg zu transportieren, um dann neues – auch trockenes – Holz selbst zu befeuchten und abzubauen. Im vorliegenden Fall wurde zum einen der Gefahrenbereich um die ausgetauschten Balkenköpfe offensichtlich nicht sorgfältig saniert, zum anderen wurde der restliche Keller of- 42 fensichtlich völlig außer Acht gelassen, die Alarmzeichen des Schadens nicht beachtet. Die neuen Bauteile waren ohne chemischen Schutz verbaut und mit einem Bauschaum in den alten Auflagern verfüllt worden. Die übrigen Bereiche wurden nicht weiter untersucht. Da sich nach der Sanierung an den klimatischen Bedingungen im Keller nichts änderte, konnte sich der an anderen Stellen bereits vorhandene Pilz weiter ausbreiten und die Bausubstanz nach und nach zerstören. ◂◂Auch auf das Mauerwerk griff der Hausschwamm über ▴▴Wird der Pilz nicht rechtzeitig eingedämmt, wird man ihm nicht mehr Herr Schadensbehebung Die massiven Schäden und der umfangreiche Befall durch den Echten Hausschwamm zwingen zu einem kompletten Rückbau der kompletten Decke und einer Schwammsanierung gemäß dem WTA-Merkblatt E1-2-03. Hiervon sind auch die Mauerwerksflächen betroffen. Angesichts der baulichen Situation und der im späteren Gebrauch zu erwartenden klimatischen Verhältnisse im Keller wurde die neue Decke in Stahlbeton ausgeführt. Schadensvermeidung Bei Hausschwammbefall ist absolute Sorgfalt geboten. Ein Befall, wenn auch nur lokal begrenzt, muss umfassend und sorgfältig saniert werden. Zunächst muss die Ursache für die Durchfeuchtung beseitigt werden. mikado 1 – 2.2015 ach DIN 68800-4 wird Folgendes für die Sanierung vorgeschlagen: ▸▸ Verdeckte Konstruktionen und Balkenlager bei vermutetem Befall freilegen ▸▸ Oberflächenmyzelien, Stränge und Fruchtkörper entfernen ▸▸ Pilze im Mauerwerk chemisch behandeln (das Heißluftverfahren gilt als nicht fachgerecht). Putz vom Mauerwerk abnehmen und losen Mörtel entfernen ▸▸ Holzreste wie Mauerhölzer und Holzdübel sorgfältig entfernen ▸▸ Um Myzelreste zu entfernen, ggf. das Mauerwerk abflammen ▸▸ Kleine Hohlräume untersuchen ▸▸ Durchwachsene Schüttungen mit einem Sicherheitsabstand von 1,5 m zum Befall entfernen ▸▸ Angrenzende Räume/Gebäude untersuchen ▸▸ Ursache der erhöhten Feuchtigkeit erforschen und beseitigen, Gebäude auch nach der Sanierung austrocknen ▪ Der Autor Der Bausachverständige Thomas Kies ist Inhaber eines Ingenieurbüros. Er erstellt Gutachten für Bauschäden. www.ingenieurbuero-kies.de