Weizen: Fünf Pilze, eine „Blattdürre“

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Ackerbau
Weizen: Fünf Pilze,
eine „Blattdürre“
Blattkrankheiten sicher unterscheiden – das wird
zunehmend schwerer. Denn oft siedeln sich gleich
mehrere Pilze auf einem Blatt an. Für die Bekämpfung
ist es aber wichtig zu wissen, welcher Erreger
den Bestand schädigt.
Foto: Höhner
W
eizen leidet in allen Anbaugebieten unter verschiedenen
Blattkrankheiten. Bei günstiger Witterung und hohem Befallsdruck
können diese erhebliche Ertrags- und
Qualitätseinbußen verursachen. Bei
den 5 häufigsten Blatterkrankungen
werden die Blätter braun und sterben
später ab. Viele bezeichnen sie daher
als „Blattdürre“. Obwohl das Ergebnis
dasselbe ist, sind unterschiedliche Pilze
an den Symptomen beteiligt:
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1.Septoria tritici befällt ausschließlich
die Blätter und liebt kühl-feuchte Witterung. Früher war sie nur in Nordwesteuropa verbreitet, heute spielt sie
auch im Süden Deutschlands eine
große Rolle.
2.Blatt- und Spelzenbräune (Stagnos­
pora nodorum, früher: Septoria nodorum) besiedelt zuerst das Blatt, dann
die Ähre. Dieser Erreger verbreitet sich
vor allem im etwas wärmeren Süden.
Mittlerweile hat er aber auch Nord-
deutschland erreicht. Mischinfektionen
mit Septoria tritici treten häufiger auf.
3.DTR (Drechslera tritici-repentis) ist
eine der aggressivsten Blattkrankheiten des Weizens. Sie entwickelt sich
mehr als doppelt so schnell wie Septoria-Arten. DTR überdauert auf Strohund Stoppelresten und tritt deshalb
sehr häufig bei pflugloser Bestellung
bei Weizen nach Weizen auf.
4.Schneeschimmel
(Microdochium
nivale) erscheint nicht nur nach dem
Winter, sondern bis zur Abreife. Ein
Befall kann zu partieller Taubährigkeit
führen. Als Schwächeparasit befällt er
vor allem gestresste Pflanzen. 2013 trat
Schneeschimmel in den südöstlichen
Bundesländern verbreitet auf und
sorgte für erhebliche Irritationen, weil
man Schäden in diesem Umfang bislang nicht kannte.
5.Ascochyta (Ascochyta tritici) verursacht ebenfalls Absterbesymptome, die
man leicht mit Blattseptoria verwech-
selt. Auch dieser Schadpilz ist an kühlfeuchte Witterung angepasst und spielt
als Schwächeparasit eine Rolle. So fördern mechanische Schäden, lang anhaltende Nässe, Verätzungen (AHL/
Blattdünger) oder extreme Wechselwitterung den Befall.
Damit Sie diese Verursacher sicher
erkennen und unterscheiden können,
haben wir auf der folgenden Doppelseite die Entwicklung dieser Blattkrankheiten dargestellt. Sie erfahren, welche
Witterung Infektionen fördert und
wann Sie mit Epidemien rechnen müssen. Die Fotos zeigen die unterschiedlichen Symptome auf den Blättern.
Eine Hilfe für die Felddiagnose wichtiger Blattkrankheiten bietet Ihnen zudem die oben aufgeklebte Broschüre.
Hier sind Schadbilder, Befallsbedingungen und Verwechslungsgefahren in
knapper Form beschrieben und mit exzellenten Fotos illustriert – Ihr praktischer Helfer auf dem Acker.
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Ackerbau
So entwickeln sich die fünf Blattkrankheiten in Weizen …
Krankheit
Ausgangsinfektion/Vermehrung
Bedingungen
… und so halten Sie diese auseinander
Epidemie/Infektion
mit bloßem Auge sichtbar
Lupe
Mikroskop
Blattflecken länglich,
durch die Leitbündel begrenzt
Schwarze Fruchtkörper
(Pyknidien) mit …
… nadelförmigen Pyknosporen
Blattflecken oft rundlich
Braune Fruchtkörper
(Pyknidien) mit …
… kompakten Pyknosporen
Brauner Fleck, dunkles Zentrum,
Sporenträger im Randbereich
Markante Sporenträger mit …
… zahlreichen Konidiosporen
Diffuse, rötlich bis graubraune Flecken
Befall am Halmgrund
Typische Makrokonidien
Weiß-graue Flecken, dunkler Rand,
zahlreiche schwarze Fruchtkörper
Schwarze Fruchtkörper
(Pyknidien) mit …
… zweizelligen Pyknosporen
Blattdürre
• Wichtigste Blattkrankheit in
Nordwesteuropa
• Frühsaat fördert den Befall
Ausgangsinfektion:
Pflanzenreste
Herbst —> Frühsommer
Massenvermehrung:
Blatt- und
Spelzenbräune
Epidemie:
Regen, Tau
nach Vorbefall bei feuchter
Witterung im Frühjahr
Der Befall entwickelt sich
eher langsam.
Pyknidien
mit Pyknosporen
• Tritt häufig in milden
Anbaulagen auf
Ausgangsinfektion:
kranke Stoppeln,
• Stoppelreste und Weizenvorab April schwarze Fruchtkörper
frucht fördern DTR-Befall
auf den Stoppeln
• Verwechslung möglich
mit Blattseptoria und
Schneeschimmel
Schneeschimmel
• Schwächeparasit, der sich
gelegentlich stark verbreitet
• Verwechslung möglich mit
Blattseptoria
Asochyta
Der Pilz breitet sich extrem
schnell aus.
Konidien auf den Blättern
Auftreten:
Frühjahr bis Sommer
Massenvermehrung:
Infektion:
Wind
Auftreten:
• Verwechslung möglich mit
Blattdürre
Pyknidien
mit Pyknosporen
Vermehrung:
bei kühl-feuchter Witterung
langsame Ausbreitung
Konidien/Blätter
• Dieser Schadpilz ist
­gelegentlich zu beobachten
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Wind
Massenvermehrung:
Frühjahr bis Sommer
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Epidemie:
bei milder Witterung
Fotos: Kropf (2), Schlüter (13)
DTR
Infektion:
Regen, Tau
bei kühl-feuchter Witterung
langsame Ausbreitung
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