Ackerbau Weizen: Fünf Pilze, eine „Blattdürre“ Blattkrankheiten sicher unterscheiden – das wird zunehmend schwerer. Denn oft siedeln sich gleich mehrere Pilze auf einem Blatt an. Für die Bekämpfung ist es aber wichtig zu wissen, welcher Erreger den Bestand schädigt. Foto: Höhner W eizen leidet in allen Anbaugebieten unter verschiedenen Blattkrankheiten. Bei günstiger Witterung und hohem Befallsdruck können diese erhebliche Ertrags- und Qualitätseinbußen verursachen. Bei den 5 häufigsten Blatterkrankungen werden die Blätter braun und sterben später ab. Viele bezeichnen sie daher als „Blattdürre“. Obwohl das Ergebnis dasselbe ist, sind unterschiedliche Pilze an den Symptomen beteiligt: 66 top agrar 4/2014 1.Septoria tritici befällt ausschließlich die Blätter und liebt kühl-feuchte Witterung. Früher war sie nur in Nordwesteuropa verbreitet, heute spielt sie auch im Süden Deutschlands eine große Rolle. 2.Blatt- und Spelzenbräune (Stagnos­ pora nodorum, früher: Septoria nodorum) besiedelt zuerst das Blatt, dann die Ähre. Dieser Erreger verbreitet sich vor allem im etwas wärmeren Süden. Mittlerweile hat er aber auch Nord- deutschland erreicht. Mischinfektionen mit Septoria tritici treten häufiger auf. 3.DTR (Drechslera tritici-repentis) ist eine der aggressivsten Blattkrankheiten des Weizens. Sie entwickelt sich mehr als doppelt so schnell wie Septoria-Arten. DTR überdauert auf Strohund Stoppelresten und tritt deshalb sehr häufig bei pflugloser Bestellung bei Weizen nach Weizen auf. 4.Schneeschimmel (Microdochium nivale) erscheint nicht nur nach dem Winter, sondern bis zur Abreife. Ein Befall kann zu partieller Taubährigkeit führen. Als Schwächeparasit befällt er vor allem gestresste Pflanzen. 2013 trat Schneeschimmel in den südöstlichen Bundesländern verbreitet auf und sorgte für erhebliche Irritationen, weil man Schäden in diesem Umfang bislang nicht kannte. 5.Ascochyta (Ascochyta tritici) verursacht ebenfalls Absterbesymptome, die man leicht mit Blattseptoria verwech- selt. Auch dieser Schadpilz ist an kühlfeuchte Witterung angepasst und spielt als Schwächeparasit eine Rolle. So fördern mechanische Schäden, lang anhaltende Nässe, Verätzungen (AHL/ Blattdünger) oder extreme Wechselwitterung den Befall. Damit Sie diese Verursacher sicher erkennen und unterscheiden können, haben wir auf der folgenden Doppelseite die Entwicklung dieser Blattkrankheiten dargestellt. Sie erfahren, welche Witterung Infektionen fördert und wann Sie mit Epidemien rechnen müssen. Die Fotos zeigen die unterschiedlichen Symptome auf den Blättern. Eine Hilfe für die Felddiagnose wichtiger Blattkrankheiten bietet Ihnen zudem die oben aufgeklebte Broschüre. Hier sind Schadbilder, Befallsbedingungen und Verwechslungsgefahren in knapper Form beschrieben und mit exzellenten Fotos illustriert – Ihr praktischer Helfer auf dem Acker. top agrar 4/2014 67 Ackerbau So entwickeln sich die fünf Blattkrankheiten in Weizen … Krankheit Ausgangsinfektion/Vermehrung Bedingungen … und so halten Sie diese auseinander Epidemie/Infektion mit bloßem Auge sichtbar Lupe Mikroskop Blattflecken länglich, durch die Leitbündel begrenzt Schwarze Fruchtkörper (Pyknidien) mit … … nadelförmigen Pyknosporen Blattflecken oft rundlich Braune Fruchtkörper (Pyknidien) mit … … kompakten Pyknosporen Brauner Fleck, dunkles Zentrum, Sporenträger im Randbereich Markante Sporenträger mit … … zahlreichen Konidiosporen Diffuse, rötlich bis graubraune Flecken Befall am Halmgrund Typische Makrokonidien Weiß-graue Flecken, dunkler Rand, zahlreiche schwarze Fruchtkörper Schwarze Fruchtkörper (Pyknidien) mit … … zweizelligen Pyknosporen Blattdürre • Wichtigste Blattkrankheit in Nordwesteuropa • Frühsaat fördert den Befall Ausgangsinfektion: Pflanzenreste Herbst —> Frühsommer Massenvermehrung: Blatt- und Spelzenbräune Epidemie: Regen, Tau nach Vorbefall bei feuchter Witterung im Frühjahr Der Befall entwickelt sich eher langsam. Pyknidien mit Pyknosporen • Tritt häufig in milden Anbaulagen auf Ausgangsinfektion: kranke Stoppeln, • Stoppelreste und Weizenvorab April schwarze Fruchtkörper frucht fördern DTR-Befall auf den Stoppeln • Verwechslung möglich mit Blattseptoria und Schneeschimmel Schneeschimmel • Schwächeparasit, der sich gelegentlich stark verbreitet • Verwechslung möglich mit Blattseptoria Asochyta Der Pilz breitet sich extrem schnell aus. Konidien auf den Blättern Auftreten: Frühjahr bis Sommer Massenvermehrung: Infektion: Wind Auftreten: • Verwechslung möglich mit Blattdürre Pyknidien mit Pyknosporen Vermehrung: bei kühl-feuchter Witterung langsame Ausbreitung Konidien/Blätter • Dieser Schadpilz ist ­gelegentlich zu beobachten top agrar 4/2014 Wind Massenvermehrung: Frühjahr bis Sommer 68 Epidemie: bei milder Witterung Fotos: Kropf (2), Schlüter (13) DTR Infektion: Regen, Tau bei kühl-feuchter Witterung langsame Ausbreitung top agrar 4/2014 69