Frei-von-Lebensmittel-13EB2017 - DGE-MV

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21.03.2017
Aktuelle Entwicklungen
im Lebensmittelverzehr in Deutschland:
„frei von“-Lebensmittel
und vegetarische Ernährung
Prof. Dr. Helmut Heseker
Universität Paderborn
Fakultät für Naturwissenschaften
Institut für Ernährung, Konsum & Gesundheit
Überblick

Einführung

„frei von“-Produkte
 laktosefrei
 gluten- und weizenfrei
 fleischfrei

Abschließende Bemerkungen
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21.03.2017
Einführung

Bedingt durch gesellschaftliche, technische,
wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungen
verändern sich Angebote und Nachfrage nach
Lebensmitteln und dementsprechend auch unsere
Verzehrgewohnheiten.

Statistiken zum Lebensmittelverbrauch
 lassen mittel- und längerfristige Trends erkennen

Einige Veränderungen („superfoods“) sind kurzfristige Modeerscheinungen, andere sind dauerhafter und stellen neue
(echte) Trends dar:
 z. B. Eliminieren von Lebensmittelgruppen aus den Speiseplan
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Gründe für das Eliminieren von Lebensmittelgruppen aus dem Speiseplan (1)
(Echte) Gesundheitliche Gründe

Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten
 Zöliakie, Weizenallergie oder Nichtzöliakie-Nichtweizenallergie-Weizensensitivität
 Laktoseintoleranz
 Fruktosemalabsorption
 Kuhmilch-, Hühnerei-, Nuss-, Sellerieallergie
 u.v.a.m.

Angeborene Stoffwechselstörungen (Phenylketonurie,
Harnstoffzyklusdefekte u.a.)
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21.03.2017
Gründe für das Eliminieren von Lebensmittelgruppen aus dem Speiseplan (2)
Ethische oder religiöse Gründe

Vegetarismus
 Veganismus
 Ovo-Lacto-Vegetarismus

Religiöse Ernährungsvorschriften
 kein Schweinefleisch
 kein Rindfleisch
 u.v.a.m.
Kulturelle Gründe und andere Nahrungstabus

kein Carnivorenfleisch

kein Pferdefleisch

keine Insekten, Würmer, …

u.v.a.m.
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Verbreitung von Nahrungsmittelallergien und
-unverträglichkeiten (Situation in Deutschland)
(Umfrage des Marktforschungsinstituts Ears and Eyes, 2014)

23 % der befragten Erwachsenen klagen nach eigenen Aussagen
über Nahrungsmittelunverträglichkeiten

16 % meiden Milch und Milchprodukte wegen Laktoseintoleranz

11 % meiden Rotwein, Käse, Fischprodukte etc. wegen Histaminunverträglichkeit

10 % schränken Ernährung wegen Fruktosemalabsorption ein
und verzichten u.a. auf Obst, Obstsäfte ..

9 % meiden glutenhaltige Lebensmittel

13 % meiden andere Lebensmittel (z. B. Nüsse, Sesam …)

Oft werden zwei und mehr Unverträglichkeiten gleichzeitig berichtet
Folge  Starke Zunahme der Nachfrage von „frei von“-Produkten
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21.03.2017
Nahrungsmittelallergien und
-unverträglichkeiten in Deutschland
(Ergebnisse aus klinischen Untersuchungen)
 Persönliche Einschätzung wird oft nicht klinisch bestätigt!
(nur jeder Fünfte hat auch eine ärztliche Diagnose!)

2-3 % der Erwachsenen haben eine Nahrungsmittelallergie

~15 % sind laktoseintolerant

~ 5 % haben eine Fruktosemalabsorption

< 1 % haben eine Zöliakie oder Weizenallergie
~ 7 % haben eine Weizen-/Glutensensitivität

~ 1 % hat eine Histaminunverträglichkeit
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Folgen einer echten oder vermeintlichen
Nahrungsmittelunverträglichkeit

Bedeutet: Ständige Auseinandersetzung mit der täglichen
Nahrung; Ernährungsumstellung, mit oft stark eingeschränkter
Nahrungsmittelauswahl.

Bedeutet: Oft schwierig, sich beschwerdefrei zu ernähren und passende
Lebensmittel einzukaufen. Verzicht auf viele schmackhafte und
nährstoffreiche Lebensmittel.

Boom bei alternativen „frei von“-Lebensmitteln:
 weit verbreitete, erfolgreiche Werbestrategie

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind zwar „gesellschaftsfähig“
geworden ...

… aber nur bedingtes Verständnis bei Nicht-Betroffenen
 43 % halten „Gehabe“ für übertrieben.

… aber „frei von“-Produkte erwecken oft den Eindruck, dass eine
Ernährung ohne die fehlenden Inhaltsstoffe generell besser ist.
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14 Hauptallergene (LMIV)
1.
Glutenhaltiges Getreide
2.
Krebstiere
3.
Hühnerei
4.
Fisch
5.
Erdnüsse
6.
Soja
7.
Milch inkl. Laktose
8. Schalenfrüchte (Nüsse)
9. Sellerie
10. Senf
11. Sesamsamen
12. Schwefeldioxid/-sulfite
(über 10 mg GesamtSO2/kg)
13. Lupinen
14. Weichtiere
LMIV: Lebensmittelinformationsverordnung der EU
Kennzeichnungspflichtige Produktgruppen (inkl. daraus gewonnene
Erzeugnisse), gültig für verpackte und ab 13.12.2014 auch für
unverpackte Produkte (inkl. Gastronomie, GV)
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Laktoseintoleranz

Laktase (=ß-Galaktosidase)
 um Laktose in Galaktose und Glukose zu spalten.

65 % der Weltbevölkerung ist vom laktoseintoleranten bzw.
nicht-laktase-persistenten Phänotyp.

Bei erwachsenen Säugern verschwindet mit dem Älterwerden i.d.R.
die Laktosetoleranz, dadurch dass das entsprechende Gen nicht oder
nicht mehr ausreichend exprimiert wird.

Typische Symptome einer Laktoseintoleranz nach Laktosezufuhr:
Bauchschmerzen/-koliken, Völlegefühl, Blähungen, Durchfall und
Übelkeit.

Die Stärke der Beschwerden hängt davon ab, ob die Laktase völlig
fehlt oder ob noch eine Restfunktion vorhanden ist.

In Nord-, West- und Mitteleleuropa: 70-90 % der Bevölkerung ist
laktosetolerant.
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Therapie und Prävention
Basis der Therapie/Prävention ist eine Ernährungsumstellung:

Die Betroffenen müssen je nach Schweregrad der Erkrankung den
Verzehr von Laktose reduzieren oder das KH vollständig vermeiden.

Ob ein kompletter Verzicht auf Milch und Milchprodukte erforderlich ist,
muss jeder Betroffene individuell austesten.

Nur selten kommt es bereits bei sehr geringen Laktosemengen
(1 bis 3 g) zu Unverträglichkeitsreaktionen.

Beschwerden treten oft erst bei Laktosemengen über 10 g auf.

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist eine Enzymsubstitution in Form
von laktasehaltigen Tabletten vor jeder Mahlzeit ...

… oder der Verzehr von laktosefrei gemachten Produkten.
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Laktose in Lebensmitteln
Milchzucker findet sich nicht nur in Milch, sondern als Zutat in
zahlreichen Lebensmitteln:

Eiscremes
Wurstwaren (z.B. Brat- und Brühwurst, Fleischwurst)
Backwaren und Sahnetorten
Fertiggerichte, -suppen und -saucen, Mayonnaise
Schmelzkäse
Braune und weiße Schokoladen, Pralinen
Fertigkaffee (Capuccinopulver etc.)
Fisch- oder Gemüsekonserven
Süßigkeiten (Fruchtgummi)
Trägersubstanz für Aromen
Füll- und Trägersubstanz von Arzneimitteln

u.v.a.m.










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Kommentar zu laktosefrei-Produkten

~12 Mio. Betroffene in Deutschland
 großes Marktpotential

Marktanteil laktosefreier Milch (2014): ~ 7 %, Tendenz steigend.

Aber: Viele Lebensmittel werden zu Marketingzwecken als
„frei von“ ausgelobt, darunter auch viele, die von Natur aus
ohnehin gar keinen oder nur sehr wenig Laktose enthalten.

Verbraucher nehmen inzwischen oft an, dass laktosefreie
Lebensmittel generell gesünder seien.

Die Lebensmittelindustrie hat es geschafft, laktosefreies Essen
zu einem modernen Lifestyleprodukt zu machen.

In Deutschland sind laktosefreie Produkte im Durchschnitt
140 % teurer als Vergleichsprodukte (nach vz Hamburg)
 von Haus aus laktosefreie Butter: 217 % teurer
 Salami, Schinken, gluten- und laktosefrei deklariert: 50-150 % teurer
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Inhaltsstoffe des Weizenkorns
(Triticum aestivum)
Proteine (11 %)
davon: Gluten (Gliadine+Glutenine) (85 %)
Nicht-Gluten (Albumine+Globuline) (15 %)
Enzyme: z.B. ATIs (Adenosin-Triphosphat-Amylase)
Kohlenhydrate und Ballaststoffe (73 %)

Stärke (60 %) (davon: 75 % Amylopektin + 25 % Amylose)

Ballaststoffe (13 %)
lösliche B.: wie Hemicellulosen, Pentosane, ß-Glucane, Lichenine
unlösliche B: Zellulose, Lignine in Kleie
FODMAPs (=Fermentable oligo-, di- and monosaccharids and polyols)
Fette (2 %)
(z.B. Palmitinsäure, Ölsäure, Linolsäure)
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente (1,7 %)
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Was is Gluten?
Gluten (=Kleber) ist ein Proteingemisch, das aus den Proteinen
Gliadin und Glutenin besteht und in Getreiden ein Reserveprotein darstellt.
In allen Getreiden enthalten: Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Emmer, Dinkel ..
Kleber hat für die Backeigenschaften eines Mehls eine zentrale Bedeutung.
Gluten ist dehnbar und sorgt im Teig dafür, dass das Gärgas CO2 gehalten
wird und somit der Teig aufgehen kann  lockere Teige.
Wichtige pflanzliche Proteinquelle und Lieferant unentbehrlicher Aminosäuren.
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Glutengehalte von Lebensmitteln
(g/100 g)
Weizenvollkornmehl 8,3
Brötchen
9,5
Roggenvollkornmehl 3,4
Knäckebrot
3,5
Hafermehl
5,5
Keks
4,5
Dinkelvollkornmehl
9,5
Toastbrot
6,5
Grünkernmehl
8,5
Roggenvollkornbrot
1,5
Weißbrot
5,0
Weizenbier
0,3
Andersen et al. Proc German Nutr Soc 20: 86 (2015).
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Gluten- und Weizenunverträglichkeiten

Zöliakie (Autoimmunerkrankung)

Weizenallergie

Gluten- oder Weizensensitivität
(Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität)

ATIs (Nicht-Gluten, daher keine Glutensensitivität)

FODMAPs
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Zöliakie, Glutenintoleranz und
Weizenallergie
Daten für die USA

Nur wenige Personen haben eine Zöliakie (1:140 oder <1
%)

Eine kleine Anzahl hat eine Nicht-Zöliakie-Glutenempfindlichkeit (0,5-6,0 %)

Eine sehr geringe Zahl hat eine Weizenallergie (<0,5 %)
Chafen JJ, Newberry SJ, Riedl MA, et al. Diagnosing and managing common food allergies: a systematic
review. JAMA 303: 1848-1856 (2010).
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Symptome der Gluten-induzierten
Enteropathie

Blähungen

Massive Störung der Darmmukosa

Durchfall

Fettige, schmierige Stühle

Bauchschmerzen

Gewichtsverlust

Wachstumsstörungen im Kindesalter

Müdigkeit

Kopfschmerzen
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Mögliche Gründe (Hypothesen) für
die weltweite Zunahme von Zöliakie

Hygiene-Hypothese

Nahrungsfaserarme Ernährung

Bakterielle Überwucherungen im Darm

Weitverbreiteter Einsatz von Weizengluten in der Nahrungskette

Erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzte und bessere Diagnostik

Höhere Kochsalzzufuhr

Kürzere Fermentationszeit kommerzieller Brote

Erhöhte Anzahl von Kaiserschnittgeburten

Zu früher und erhöhter Einsatz von Gluten bei nicht-gestillten
Säuglingen

Veränderungen im Mikrobiom
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Glutenfreie Lebensmittel
Großes natürliches Angebot glutenfreier Nahrungsmitteln:

Mais, Reis, Wildreis, Buchweizen, Hirse, Tapioka, Maniok,
Quinoa, Amaranth, Johannisbrotkernmehl und Kartoffeln

Milch und naturbelassene Milchprodukte: Naturjoghurt, Sahne, Schnittund Weichkäse (sofern diese nicht mit anderen Lebensmitteln gemischt
wurden),

Öle und Butter

Fleisch, Fisch, Ei,

Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten

Nüssen, Esskastanien etc
Allergenkennzeichnungspflicht
Heute zusätzlich:

Zunehmendes Angebot von glutenfreien Speziallebensmitteln für
Personen mit nachgewiesener Gluten- oder Weizenunverträglichkeit.
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Umsatz mit glutenfreien
Lebensmitteln in Deutschland
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Glutenfreie Ernährung

Ernährung ohne herkömmliches Brot, Kuchen, Kekse, Nudeln,
Bier, Getreideprodukte

Aber: Glutenfreie Spezialprodukte sind teurer als herkömmliche
Produkte

In GV und Restaurants: Gefahr der Glutenkontamination bei der
Zubereitung

Glutenfreie Produkte sind oft krümelig, trocken und schmecken anders
 zur Geschmacksverbesserung oft plus Fett und Zucker
Viele gesunde Menschen glauben heute, weizen- bzw. glutenfreie
Produkte seien grundsätzlich besser.

 Natürlich benötigen erkrankte Personen sichere und zuverlässig
glutenfreie Produkte!
 Aber: Glutenfreie Produkte haben aber für gesunde Menschen
keinen Vorteil!
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Glutenfreie Ernährung: PROs und CONs
PROs

Eindeutige Indikation bei
nachgewiesener Gluten- oder
Weizenunverträglichkeit

Normalisierung der Funktionen
des (erkrankten) Gastrointestinaltrakts

Vermeidung von Malabsorptionsstörungen

Reduzierung des Risikos für
Folgeerkrankungen
(z.B. Krebserkrankungen des
Gastrointestinaltrakts)
CONTRAs
 Oft erhöhte Energiedichte
 Oft geringer Gehalt an Vitaminen,
Mineralstoffen und Ballaststoffen
 Geringer Gehalt an präbiotisch
wirksamen Fruktanen (Oligofruktose und Inulin)
 Adverse Veränderungen der
Darmflora
 Keine präventive Wirkung der
Getreideballaststoffe
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21.03.2017
Vegetarische Ernährungsweisen

Vegetarische und flexitarische Ernährungsweisen sind im Trend.

Motive, auf Fleisch und andere Lebensmittel tierischer Herkunft
zu verzichten, sind unterschiedlich (religiöse, ethische, ökologische,
gesundheitliche).

Gesundheitliche Vorteile eines Ernährungsmusters mit bevorzugtem
Verzehr von pflanzlicher Lebensmitteln, insbesondere von Gemüse,
Obst und Vollkornprodukten sind wissenschaftlich gut belegt.

Hoher Verzehr von verarbeitetem Fleisch und rotem Fleisch
 erhöht Risiko für Kolorektumkrebs.

Ein hoher Fleischkonsum ist mit einer hohen Energiezufuhr
assoziiert.

DGE: Orientierungswert für Fleisch: 300-600 g Fleisch/Woche

Aber: Fleisch ist wichtige Nährstoffquelle: Protein und unentbehrliche Aminosäuren, B-Vitamine (besonders: Vitamin B12), Eisen.
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Prävalenz vegetarischer
Ernährungsweisen in Deutschland
Nationale Verzehrstudie II (Befragung, 2005/2006)

1,6 % der 14-80jährigen Bevölkerung
(2,2 % Frauen, 1,0 % Männer) ernährt sich vegetarisch

0,1 % ernährt sich vegan
Göttingen-Studie (Befragung, 2013)


3,7 % Vegetarier in der über 18jährigen Bevölkerung
11,6 % Flexitarier
Vegetarierbund Deutschland (VEBU) (Schätzung 2015)

10 % Vegetarier

1,1 % Veganer
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Fleischersatzprodukte

Großes Sortiment an fleischfreien, veganen oder
vegetarischen Ersatzprodukten.

Umsatzzuwachs bei Fleischersatzprodukten und pflanzlichen
Brotaufstrichen: von 2010 bis 2014: +75 %
 von 123 Mio €€ auf 213 Mio €€

Hoher Zuwachs auch bei Milchersatzprodukten

Herstellung veganer Ersatzprodukte entspricht denen konventioneller Lebensmittel
 oft hochverarbeitete Produkte
 mit vielen Zusatzstoffen versehen
 oft kritisch zu sehender ernährungsphysiologischer Wert:
hoher Gehalt an Fett (besonders gesättigten Fettsäuren),
Kochsalz und auch Zucker.
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Abschließende Bemerkungen

Eine abwechslungsreiche, vollwertige und energieadäquate
Mischkost (inkl. Fleisch und Fisch) liefert in Deutschland i.d.R alle
Nährstoffe in sicher ausreichenden Mengen.

Wenn aber neue Trends mit einer reduzierten Auswahl von Nahrungsmittel(gruppen) einhergehen, dann haben diese durchaus das
Potenzial, die Nährstoffversorgung der Bevölkerung zu beeinflussen ...
… z.B. wenn für die Nährstoffversorgung wichtige Lebensmittelgruppen
weggelassen werden.

Dies erhöht besonders bei sensiblen Bevölkerungsgruppen das Risiko
für eine nicht bedarfsdeckende Nährstoffversorgung.

Ersatzprodukte sind nicht automatisch gesündere Alternativen zu
herkömmlichen Lebensmitteln.

Ein Weglassen ist möglich, erfordert aber mit zunehmender Einseitigkeit
zunehmend bessere Ernährungs- und Lebensmittelkenntnisse.

Gegebenenfalls kann eine intensive Beratung und Information durch
eine qualifizierte Ernährungsfachkraft erforderlich sein.
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Alpha-Amylase-TrypsinInhibitoren (ATI)

Alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI) sind eine Gruppe von in
Weizen und verwandten Getreidearten vorkommenden Proteinen,
die als natürliche Abwehrstoffe gegen Krankheiten und Parasiten
fungieren. Gehören nicht zum Gluten-Komplex.

ATIs sind durch zahlreiche intramolekulare Disulfidbrücken sehr kompakt
und stabil.

Sie blockieren das stärkeabbauende Enzym Amylase und das
proteinabbauende Trypsin.

Durch Züchtung moderner, besonders resistenter Weizensorten soll der
ATI-Gehalt in diesen stark gestiegen sein.

Über den Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) aktivieren die ATI das angeborene
Immunsystem und initiieren so Entzündungspozesse.

Neuen Erkenntnissen zufolge sind sie auch relativ starke
Allergene, die eine Weizenallergie auslösen können.
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FODMAPs (Fermentable Oligo-, Di- and
Monosaccharids And Polyols)
FODMAPs:
Fruktane: Ketten aus Fruktose- oder Galaktose
oder zuckerähnliche Polyalkokohole (Sorbitol)
 entgehen der Verdauung und Absorption
im Dünndarm
 Fermentation durch bestimmte Bakterien im
Colon
 haben Einfluss auf die Zusammensetzung
der Mikrobiota
 können durch die Gasproduktion zu
Darmbeschwerden führen
 kommen aber auch in Früchten, Gemüse,
Hülsenfrüchten vor
 sind wichtige Präbiotika
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Weizenallergie

Betroffen ist etwa 1 von 1.000 Personen in Deutschland.

Patienten reagieren allergisch auf harmlose Bestandteile des
Weizens wie Albumin, Globulin oder auch Gluten.

Als Nahrungsmittelallergie kann sie Symptome wie Magen-DarmBeschwerden zeigen oder als inhalative Allergie beim Einatmen
von Mehlstaub zu Asthma und Ekzemen führen.

Führen eines Beschwerdetagebuchs.

Nachzuweisen ist die Weizenallergie durch Haut-Pricktest und
spezifische IgE-Antikörper gegen Weizen.

Besserung/Verschwinden der Beschwerden bei weizenfreier
Ernährung.

Doppelblinde, Placebo-kontrollierte orale Nahrungsmittelprovokation
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Gluten-/Weizensensitivität (1)
(Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität)

Intoleranz gegenüber Weizenbestandteilen.

Die Pathologie ist noch nicht vollständig verstanden.

Vermutlich wird das angeborene Immunsystem von den im Weizen
enthaltenen alpha-Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) aktiviert.

Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose und wird anhand der
Symptomatik und Fehlen der Marker für Zöliakie und Weizenallergie
gestellt.

Es kommt zu leichten Entzündungsreaktionen im Darm, die zu
Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und unspezifischen
Symptomen wie Müdigkeit führen können.

Symptome sind dosisabhängig
Therapie: oft reicht eine weizenarme Diät
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