Die Zeckengefahr nimmt zu - Tierklinik am Landratsamt

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Die Zeckengefahr nimmt zu
Bislang galt, dass in der kalten Jahreszeit ein großer Teil der erwachsenen (adulten) Zecken
und ihrer Larven (Nymphen) erfrieren. Somit stieg die Anzahl der Plagegeister im folgenden
Jahr nur langsam wieder an. Durch Veränderungen des Klimas finden Tierärzte jetzt immer häufiger auch im bislang zeckenfreien Wintervierteljahr Holzbock, Auwaldzecke & Co. im Fell unserer Patienten. Die Gefahr für Hunde an Borreliose, Anaplasmose oder Babesiose zu erkranken
nimmt dadurch deutlich zu und besteht nun auch in den bisher ungefährlichen Monaten.
Babesiose
Die Erreger der so genannten „Hundemalaria“, die Babesien, werden von der erst seit einiger
Zeit in immer mehr Regionen Deutschlands zu beobachtenden „Auwaldzecke“ (Dermacentor
reticularis) übertragen. 12 bis 72 Stunden nach dem Zeckenstich zerstören sie rote Blutkörperchen. Verläuft die Infektion akut, zeigen erkrankte Hunde 10 bis 21 Tage nach dem Stich hohes
Fieber, sind teilnahmslos und fressen nicht mehr. Später kommt es zu Durchfall und Erbrechen
gefolgt von akutem Nierenversagen. Der Urin erscheint bräunlich rot, denn er enthält Zerfallsprodukte der zerstörten Blutkörperchen. Da diese nicht mehr für den Sauerstofftransport zur
Verfügung stehen, leiden die Patienten an Atemnot und müssen husten. Auch das Herz schlägt
schneller. Schließlich verlieren die Hunde das Bewusstsein. Einige Tiere zeigen einen schleichenden Krankheitsverlauf und haben, ähnlich wie bei der menschlichen Malaria, immer wieder
Fieberschübe. Der Nachweis der Erreger erfolgt durch eine Blutuntersuchung. Wegen der verzögerten Immunantwort ist nicht immer ein eindeutiger Nachweis möglich.
Borreliose
Die Borreliose wird durch Bakterien (Borrelien) verursacht. Die im Darm der Zecken lebenden
Erreger werden erst nach dem Zeckenstich durch die Blutmahlzeit aktiviert. So kann es bis zu
24 Stunden dauern, bis sie über den Einstichkanal in den Wirt eindringen. Hauptüberträger der
Borreliose ist der „Gemeine Holzbock“ (Ixodes ricinus), eine in ganz Deutschland verbreitete
Zeckenart. Im Gegensatz zum Menschen treten bei unseren Hunden überwiegend allgemeine
Krankheitserscheinungen auf, die leicht übersehen werden. Bei Fieber, Müdigkeit oder Leistungsabfall, Bewegungsunlust, Lahmheiten, Abmagerung oder neurologischen Ausfallserscheinungen sollte deshalb auch in den Wintermonaten und im Frühjahr an Borreliose gedacht werden. Wichtig ist der direkte Erregernachweis durch Entnahme einer Gewebeprobe an der Stelle
des Zeckenstichs oder von Gelenksflüssigkeit.
Anaplasmose
Die Anaplasmose wird ebenfalls durch den heimischen „Holzbock“ übertragen und ist vor allem
in Nordeuropa zunehmend auf dem Vormarsch. Die Anaplasmen, einzellige Blutparasiten, befallen einen Teil der weißen Blutkörperchen. Die Erkrankung kann in mehreren Phasen verlaufen
und sich über Jahre erstrecken. Akut erkrankte Hunde haben meist hohes Fieber, sind schwach
und fressen nicht mehr. Durch Gelenksentzündungen kommt es zu Lahmheiten. Wird die akute
Phase überlebt, folgt eine Zeit, in der die Tiere die Erreger zwar weiterhin in ihrem Körper be-
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herbergen, aber gesund erscheinen. Sobald das Abwehrsystem des Hundes geschwächt wird
(z. B. durch andere Erkrankungen oder Stress), bricht die Krankheit erneut aus. Neben Fieber
und Gelenkproblemen kommt es zu teils schweren Blutungen aus den Körperöffnungen und
Einblutungen in die äußere Haut und die Schleimhäute. Der Erregernachweis erfolgt durch eine
Blutuntersuchung.
Wie wird der Hund geschützt?
Jede Zecke, die entdeckt wird, sollte innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem Stich
schnellstmöglich - ohne Zusatz von Hilfsflüssigkeiten - vollständig entfernt werden. Bewährt hat
sich die Verwendung von Haken oder Zangen, die die Zecke mit Kopf herausziehen.
Nymphen allerdings werden wegen ihrer Winzigkeit oft übersehen. Zum Schutz vor Zecken in
gefährdeten Gebieten hält Ihr Praxisteam deshalb Medikamente bereit, die zweifach wirksam
sind: Einerseits vertreiben sie die Zecken, andererseits wird ein großer Teil von ihnen abgetötet.
Diese Medikamente werden als so genanntes „Spot on“ auf den Nacken aufgetragen. Alternativ
können sie auch als Halsband verwendet werden. Vorsicht! Für Katzen sind einige dieser Substanzen tödlich! Welches Produkt speziell für Ihr Tier geeignet ist, zeigt sich im Beratungsgespräch in Ihrer Tierarztpraxis.
Bedenken Sie:
Zecken kommen mittlerweile fast das ganze Jahr über vor. Damit steigt die Gefahr einer Krankheitsübertragung deutlich an. Je nach Wohnregion kann eine individuell angepasste Vorbeugestrategie Ihren Hund wirkungsvoll schützen. Nutzen Sie die Beratung durch die Fachleute in
Ihrer Tierarztpraxis.
Ihre Kleintierklinik am Landratsamt
Dr. H. Scholl, J. Fritz, Dr. S. Dahnken
Quelle: © Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V., bpt
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