Kanada - Yukon Territory: Geografie © Martin Kessler Yukon: die Bedeutung des Namens Für die Bedeutung des Namens „Yukon“ habe ich zwei Erklärungen gefunden: Das indianische Wort „yuckoo“ heisst in der Sprache der Athabasca-Indianer „klares Wasser“, das indianische Wort „duik-on“ bedeutet „grosser Fluss“. Mit Yukon ist einerseits der Strom gemeint, anderseits auch kurz die Bezeichnung für das nach ihm benannte Territorium. ◄ Der Yukon unterhalb von Dawson City Politischer Status Zusammen mit den Northwest Territories bildet das Yukon Territory „Kanadas Norden“ – ein gewaltiges Gebiet, das mit etwa 3,9 Millionen Quadratkilometern 40% der Gesamtfläche Kanadas einnimmt. Das Yukon Territory entstand 1898 durch Abtrennung von den Northwest Territories: Im „Yukon Act“ und „Government Organization Act“, zwei Bundesgesetzen, ist die Territorialverfassung festgelegt. Der Yukon Act bestimmt einen „Commissioner“ als Exekutive und die „Yukon Legislative Assembly“ als Legislative. Der Government Organization Act weist dem Bundesminister für Angelegenheiten der Ureinwohner und des Nordens die Koordinierung von Massnahmen des kanadischen Bundes im Yukon Territory zu. Beide Territorien werden im kanadischen Bundesparlament durch eigene Abgeordnete vertreten. Der Hauptunterschied zwischen Provinzen und Territorien liegt in der Verfügungsgewalt über Boden- und Naturschätze. Die für die beiden Territorien eingesetzte Bundesverwaltung verfügt über alle Rohstoffe, nur gerade die Wildbestände gehören den Territorien. ◄ Fireweed in abgebranntem Wald Geografie Das Yukon Territory zeichnet sich durch unendliche Weiten, unvorstellbare Wildnis, majestätische Hochgebirge, gewaltige Gletscher, riesige Ströme, endlose Wälder und eine einzigartige Faszination aus: Es weist eine Fläche von 483‘450 km2 (etwa zwölf Mal die Fläche der Schweiz) auf. Begrenzt wird es im Westen vom 141. Längengrad, im Süden vom 60. Breitengrad und im Nordosten von den Mackenzie Mountains. Damit erinnert es an ein Dreieck, das auf einer Seite ausgefranst ist. Es liegt ganz im Nordwesten Kanadas und hat mit Alaska eine 1300 km lange Grenze, doch auch sehr viele Charakteristika gemeinsam. Das wilde, abgelegene Land mit für Mitteleuropäer unvorstellbaren Weiten und unberührter Natur bildet denn auch die Grenze der Zivilisation. Ansonsten ist es ein menschenleeres, mitunter menschenfeindliches Land, das weit in die subarktische Zone hineinreicht: Zwischen dem nördlichen Polarkreis und der Beaufortsee, mit der das Yukon Territory eine etwa 250 km lange Küste (auf etwa 69o NB) hat, liegt eine weite, im Sommer sumpfige Ebene mit der Siedlung Old Crow und dem Porcupine River. Südöstlich schliesst das Gebiet der Richardson Mountains an, durch die nur gerade eine einzige Strasse führt, die den Süden mit Siedlungen in den Northwest Territories verbindet. Einzig sein südwestlichster Teil ist erschlossen und kann von Touristen bereist werden – heute auf und entlang dem Alaska Highway. Die meisten der insgesamt etwa 32'000 Menschen wohnen in dieser Ecke. (Die Bevölkerung lebt zu drei Viertel in vier Gemeinden.) Alleine die Hauptstadt Whitehorse beherbergt 22'000 Personen. Hier liegt sogar eines der malerischsten Urlaubsziele Kanadas: eine wilde Hochgebirgsregion: In den Saint Elias Mountains ganz im Süden des Yukon Territory erhebt sich Kanadas höchster Berg, der Mount Logan (5951 m) im Kluane Nationalpark, Nordamerikas wuchtigstem Bergmassiv. Diese Region durchfliesst, meist ruhig, der Yukon, der mit 3185 km Nordamerikas viertlängster Strom ist und ein Einzugsgebiet von 855'000 km2 hat. Ein Dutzend weiterer wichtiger Flüsse durchzieht das Land. Klima und Lichtverhältnisse Die hohen Ketten der Küstengebirge schirmen im Süden das Land von ausgeglichenem, günstigem Seeklima ab. Zudem wird die landeinwärts fliessende feuchte Meeresluft (der Nordpazifische Strom ist ein warmer Meeresstrom, weshalb viel Wasser verdampfen kann) von den über 3000 m hohen Bergen abgehalten, die somit eine Klimascheide bilden. Im Yukon Territory herrscht nordisches Kontinentalklima mit sehr geringem Regen- und Schneefall vor. Im Norden Kanadas gibt es praktisch nur zwei Jahreszeiten: Sommer und Winter mit kurzen Übergangszeiten. Nördlich des Polarkreises erscheint die Sonne im Winter monatelang kaum über dem Horizont. Doch selbst während der Polarnacht herrscht selten völlige Dunkelheit: Das Nordlicht (Aurora borealis) strahlt, die Sterne funkeln und vor allem bei hellem Mondschein geht das Alltagsleben, selbst die Jagd, weiter. Während den langen, kalten Wintern fallen die Temperaturen zuweilen unter -40oC, häufig liegt eine kalte, arktische Luftschicht bewegungslos über dem Gebiet. 1947 wurde in Snag mit 60oC der Kälterekord gemessen. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen liegen in Dawson bei 26oC, in Whitehorse bei -15oC. Der Sommer hingegen ist vor allem im Süden des Yukon Territory angenehm, weshalb die Monate Juni bis August die ideale Reisezeit sind: Die Temperaturen bewegen sich zwischen 20oC und sogar 30oC. Die geografische Lage beschert dann Whitehorse im Juni rund zwanzig Stunden Tageslicht, achtzehn im Juli, Dawson beinahe vierundzwanzig und bis zu siebzehn Stunden Sonnenschein. Der Norden wird zum berühmten „Land der Mitternachtssonne“, indem auch um Mitternacht die Sonne noch über dem Horizont steht. Weil im Spätsommer die Moskitoplage nachlässt und sich nach den ersten Frostnächten die Wälder zauberhaft verfärben, gilt der Indian Summer ebenfalls als die ideale Reisezeit. ◄ Der Yukon im Abendlicht bei Whitehorse Mitte Juli um 22.30 Uhr