Freihandelsabkommen EU – USA (TTIP – Transatlantisches Handels-und Investitionspartnerschaftsabkommen) Bemühungen rund um ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA gibt es bereits seit längerer Zeit. Anlässlich eines Treffens des Europäischen Rates im Februar 2013 bekundeten die Staats- und Regierungschefs aller EU-Mitgliedstaaten ihre Unterstützung für den Verhandlungsbeginn eines umfassenden Handelsabkommens der EU mit den USA. Nach der politischen Willensbekundung durch Präsident Obama für die USA und Präsident Barroso für die Europäische Kommission erteilte der Rat der EK im Juni des Berichtsjahres das Mandat für die Eröffnung von Verhandlungen. Aufgrund der Größe der beiden Wirtschaftsblöcke hätte ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA signifikante volkswirtschaftliche Effekte. Die EU und die USA zusammen repräsentieren 45 % der globalen Wirtschaftsleistung und stellen die am meisten integrierten Wirtschaftsbeziehungen in der Welt dar. Grundsätzlich sind die EU und die USA bereits beiderseitig sehr offene Märkte, was sich auch im relativ hohen Handelsvolumen widerspiegelt. Die Zölle zwischen den USA und der EU sind dementsprechend – abgesehen von der Landwirtschaft und einigen sensiblen industriell-gewerblichen Sektoren - auf niedrigem Niveau. Das größte Problem im Hinblick auf den transatlantischen Handel stellen aber nicht die tarifären, sondern vielmehr die nicht-tarifären Handelshemmnisse dar. Dazu gehören unterschiedliche Normen, Standards, technische Vorschriften sowie Gesundheitsund Veterinärvorschriften oder Vorschriften zum Konsumentenschutz. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass der Wegfall von nicht-tarifären Handelshemmnissen auf beiden Seiten des Atlantiks zu ganz wesentlichen positiven Effekten auf Außenhandel, Wirtschaftsund Beschäftigungswachstum führt. Die Verhandlungen werden sich vor allem im Hinblick auf den Abbau ungerechtfertigter, regulatorischer, nicht-tarifärer Handelshemmnisse als sehr schwierig erweisen. Hier prallen sehr unterschiedliche Vorstellungen, beispielsweise über die Lebensmittelsicherheit oder technische Sicherheitsvorschriften aufeinander. In den USA werden zum Beispiel Lebensmittel aus genveränderten Substanzen ohne Kennzeichnung verkauft, was in der EU verboten ist. Ähnliche Unterschiede gibt es bei Ursprungsregeln, geistigen Eigentumsrechten (Marken, Patente, Urheberrechte), Dienstleistungen, Investitionen, Wettbewerbsregeln, dem öffentlichen Beschaffungswesen und der Landwirtschaft. Aufgrund des enormen wirtschaftlichen Potenzials von besserem Marktzugang und verbesserten Handelsregeln im transatlantischen Handel müssen diese und weniger kontroversiellen Themen wie Zoll, Handelserleichterungen, sicherer Zugang zu Rohstoffen und Energie, Transparenz sowie die Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen in Angriff genommen werden. Die USA ist der drittgrößte Exportmarkt für österreichische Lebensmittel , wobei dies primär auf Getränke und verarbeitete landwirtschaftliche Produkte beinhaltet. Die USA hingegen exportiert vorwiegend weniger hochwertige Erzeugnisse, wodurch die Handelsbilanz sowohl mit Österreich als auch der EU negativ ausfällt. Es ist daher davon auszugehen, dass die USA bei Produkten wie z.B. Rindfleisch und Milcherzeugnisse, aber auch Bioäthanol und Biodiesel, starken Druck auf die EU in Richtung Marktöffnung ausüben wird. Die unterschiedlichen Strukturen und Produktionsbedingungen erfordern eine Berücksichtigung der Interessen der österreichischen Bauern bei der Verhandlung von Quoten und Übergangsfristen für sensible Produkten. Besonderes Augenmerk wird den unterschiedlichen sanitären und phytosanitären Vorschriften (SPS) zu widmen sein. Die von der LK Österreich unterstützte Forderung nach Verankerung des Vorsorgeprinzips („precautionary principle“) wurde im Verhandlungsmandat verankert. Für die, nicht zuletzt im Hinblick auf die öffentliche Meinung, hochsensible Problematik bei GVO, Hormonen, BSE und Oberflächenbehandlung von Schlachtkörpern mit diversen Chemikalien als Folge mangelnder Hygiene werden beide Seiten zufriedenstellende Lösungen finden müssen. Im Hinblick auf den Schutz geistigen Eigentums fordert die LK Österreich die Einbeziehung einer ausreichenden Anzahl geografischer Ursprungsbezeichnungen. Drei Verhandlungsrunden haben im Berichtsjahr stattgefunden. Dabei wurden sowohl die voraussichtlich unstrittigen als auch die erwartungsgemäß problematischeren Themen angesprochen, aber auch die Vermeidung und Abschaffung nicht-tarifärer technischer Handelshemmnisse und Möglichkeiten der Annäherung in der regulatorischen Zusammenarbeit. Auch zum Schutz geistiger Eigentumsrechte, Veterinär- und Pflanzenschutzbestimmungen gab es Gespräche. Zu den genannten Themen zeichnen sich bereits jetzt teilweise ähnliche, teilweise auch konträre Verhandlungspositionen der EU und der USA ab. Vorläufig ausgesetzt wurde nach starkem öffentlichem Druck das Kapitel über den Schutz von Investoren. Der ursprünglich angestrebte Abschluss der Verhandlungen bis Ende 2014 wird damit nicht zu halten sein. Ein erstes Angebot für den Abbau von Einfuhrzöllen wurde bereits ausgetauscht. Die EU hält Rind-, Schweine-, und Geflügelfleisch für sensible Produkte, die besonders behandelt werden müssen. Auch bei Zucker kann sich Brüssel die Einfuhr von begrenzten Mengen aus den USA in Form von Zollkontingenten vorstellen. Rund 1 % der Produkte sollen im transatlantischen Handel weiterhin geschützt bleiben. Dazu gehören vor allem verschiedene Agrarerzeugnisse. Für 96 % der Waren ist ein Austausch ohne Einfuhrzölle vorgesehen, für weitere 3% ist eine Übergangszeit von drei oder sieben Jahren für den schrittweisen Abbau der Zölle in Diskussion. Offensive Interessen hat die EU bei Molkereiprodukten und Getränken, hier behindern die USA die Einfuhren aus Europa. Die durchschnittlichen Zölle liegen für Milchprodukte bei 19 % und für Getränke bei 22 bis 23 %. Ihren Fleischmarkt schützen die US-Amerikaner mit Importzöllen von 30 %. Mitte Februar 2014 wird ein politisches „stocktaking“ der bisherigen TTIP-Gespräche zwischen dem EU-Handelskommissar Karel de Gucht und dem US Trade Representative Michael Froman stattfinden. Aus politischen Gründen liegt das Freihandelsabkommen mit der Ukraine weiterhin auf Eis. Ausgehandelt wurden Verbesserungen des gegenseitigen Marktzugangs für eine Reihe landwirtschaftlicher Produkte vor (Rind- und Schweinefleisch, Getreide, Obst und Gemüse). Weiter würde sich die Ukraine zur Respektierung der geografischen Ursprungsbezeichnungen verpflichten. Auch mit Japan laufen Verhandlungen über ein umfassendes Freihandelsabkommen (FHA). Problematisch gestalten sich weiterhin die Verhandlungen mit Mercosur, nicht zuletzt wegen der Uneinigkeit innerhalb der Ländergruppe. Fortschritte werden bei den Assoziationsabkommen mit Moldau, Georgien, und Armenien angestrebt. Nach wie vor nicht abgeschlossen sind die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit den AKP-Staaten.