Berlin, den 23.5.2007 Altes Museum Museumsinsel Berlin Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Die Geschichte des Ägyptischen Museums Berlin 1698 kamen die ersten 12 ägyptische Objekte aus der Sammlung des Kunsttheoretikers und Archäologen Bellori (1613-1696) in die “kurfürstlich-brandenburgische Kunstkammer”, Lorenz Beger (16531705) publizierte neun davon in seinem dritten Band seines “Thesaurus Brandenburgicus selectus”. Vier Objekte konnten in der derzeitigen Sammlung identifiziert werden 1823 kaufte Friedrich Wilhelm III. die erste große Sammlung von Aegyptiaca von dem preußischen Generalleutnant und Ägyptenreisenden Johann Heinrich Carl Freiherr Menu von Minutoli. Von den 120 Kisten mit ägyptischen Altertümer kamen aber nur 20 in Berlin an; die übrigen Kisten sanken mit der „Gottfried“ in der Elbmündung vor Hamburg. Die erhaltenen 55 Papyrusrollen bildeten den Grundstock für die heute mehr als 40.000 Papyri und Papryrusfragmente umfassende Sammlung. Im selben Jahr wurden die Aegyptiaca im Verband der Antikensammlung, in der Galerie des Gartenschlosses Monbijou aufgestellt. 1827 wurde die Sammlung des Triester Kaufmanns Passalaqua angekauft, der darauf zum ersten Direktor der mittlerweile eigenständigen ägyptischen Sammlung mit ca. 3000 Objekten wurde. 1836 Ankauf einer der Sammlungen Drovetti, die beiden anderen wurden zu Grundsteinen der berühmten ägyptischen Sammlungen von Paris und Turin. 1839 Ankauf der Sammlung Saulnier. 1842-45 Preußische Ägypten- und Sudanexpedition unter der Leitung von Carl Richard Lepsius. Es kamen 15.000 Objekte nach Berlin. 1844 Erwerbung des Goldschatzes der Königin Amanishakheto aus ihrer Pyramide in der Nekropole von Meroë. 1840 wird – aufgrund der beträchtlichen Menge ägyptischer Altertümer – der Bau eines Neuen Museums beschlossen, als Pendant zum 1830 erbauten Alten Museums. 1850 wurde die Ägyptische Abteilung im Neuen Museum eröffnet. Das Konzept wurde von Richard Lepsius entworfen. Ihm war es wichtig, nicht nur schöne Objekte zu präsentieren, sondern den Besuchern die Geschichte des Alten Ägypten vermitteln. Er entwarf Themenräume, alles sollte so originalgetreu wie möglich errichtet werden, das Zentrum der Ausstellung bildete eine dem ägyptischen Tempel nachempfundene Architektur (Säulenhof, Vorraum und Sanktuar). Seite 1 von 5 Staatliche Museen zu Berlin Generaldirektion Stauffenbergstraße 41 10785 Berlin Dr. Matthias Henkel Leiter Presse – Kommunikation – Sponsoring m.henkel@ smb.spk-berlin.de Dipl.phil.Anne Schäfer-Junker Pressekontakt a.schaefer-junker@ smb.spk-berlin.de Tel +49(0)30-266-2629 Fax +49(0)30-266-2995 www.smb.museum Pressemitteilungen Pressefotos www.smb.museum/presse www.MuseumShop.de 1855 wurde Lepsius offiziell zum Mitdirektor ernannt, 1865 leitete Lepsius nach dem Tode Passalaquas das ägyptische Museum 1884 übernahm Adolf Erman nach dem Tod von Richard Lepsius die Direktion und brachte 1894 erstmals einen umfassenden Katalog der Ägyptischen Abteilung heraus, der schon 1899 wegen des großen Erfolges neu aufgelegt wurde Ab 1897 zog sich Erman mehr und mehr aus der Museumsarbeit zurück und widmete sich dem von ihm gegründeten Projekt des altägyptischen Wörterbuches, das bis heute alle Belege altägyptischer Wörter in allen bekannten Texten sammelt. 1898-1901 Grabungskampagnen am Sonnenheiligtum des Ni-user-Re in Abu Gurob. Dadurch kamen zahlreiche Reliefblöckeaus aus der so genannten „Weltenkammer“ in den Besitz des Ägyptischen Museums. 1901-1908 folgte die Freilegung der drei Pyramidenanlagen der 5.Dyn. bei Abusir. In den Besitz des Berliner Museums gelangten Säulen und Architravteile des Totentempels des Sahure. Die Säulen wurden im 2. Weltkrieg stark beschädigt, konnten aber in den letzten Jahrzehnten restauriert werden und präsentieren sich heute in einem 1988 eigens für ihre Aufstellung konzipierten Anbau des ägyptischen Museums in Charlottenburg. 1911-1914 Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft unter Leitung von Ludwig Borchardt in Tell el-Amarna, der Residenzstadt des Königs Echnaton und seiner Gemahlin Nofretete (18. Dynastie, 1353-1336 v. Chr.), finanziert durch den Berliner Großkaufmann James Simon. Der Leiter der Expeditionen, Heinrich Schäfer wird zum Direktor des Ägyptischen Museums Berlin. 6. Dezember 1912 Fund der Nofretete Büste 1914 wird Heinrich Schäfer Nachfolger von Adolf Erman im Amt des Direktors. 1920 schenkt Simon dem Ägyptischen Museum den durch Fundteilung der Deutschen Orientgesellschaft, zugesprochenen Grabungsteil von Tell el-Armarna. Dadurch besitzt das Berliner Museum neben Cairo die umfangreichste Sammlung aus dieser Epoche. 1935 übernimmt Günther Roeder die Leitung des Museums, der eigentliche Kandidat für dieses Amt, Rudolf Anthes wurde von dem nationalistischen. Regime abgelehnt. 1942 Planungen für Neubauten auf der Museumsinsel, die auch ein eigenes Gebäude für das Ägyptische Museum vorsehen. Aufgrund des 2. Weltkrieges werden die Pläne nie realisiert. Seite 2 von 5 Staatliche Museen zu Berlin Generaldirektion Stauffenbergstraße 41 10785 Berlin Dr. Matthias Henkel Leiter Presse – Kommunikation – Sponsoring m.henkel@ smb.spk-berlin.de Dipl.phil.Anne Schäfer-Junker Pressekontakt a.schaefer-junker@ smb.spk-berlin.de Tel +49(0)30-266-2629 Fax +49(0)30-266-2995 www.smb.museum Pressemitteilungen Pressefotos www.smb.museum/presse www.MuseumShop.de 1943 wird das Museum aufgrund Kriegseinwirkungen geschlossen, die Objekte werden in und um Berlin ausgelagert, nur die großformatigen, nicht transportfähigen Objekte verbleiben im Museum. 1945 Zwei Depots werden von Bomben getroffen und die dort ausgelagerten Objekte zerstört. Die Teilung Deutschlands bedingt auch eine Teilung der Ägyptischen Sammlung. Die meist großformatigen Objekte bleiben in Ost-Berlin, die kleinformatigen, im weiteren Umkreis ausgelagerten Exponate – darunter auch die Nofretete-Büste – werden von den Amerikanern zunächst in ein Zentrallager nach Wiesbaden gebracht und kehren 1956 zunächst in die Museen in Dahlem zurück. Zum selben Zeitpunkt kehren auch die Objekte aus Russland in den Ostteil Berlins zurück, so dass auch hier – im Bode-Museum auf der Museumsinsel – wieder ein ägyptisches Museum 1967 bezieht die Nofretete-Büste zusammen mit dem Westberliner Teil der ägyptischen Sammlung ihr neues Domizil im Östlichen Stülerbau in Berlin-Charlottenburg. 1976 wird das Museum erweitert, der königlich-preußische Marstall wird als Ausstellungsfläche hinzugewonnen. Im Durchgang vom Stülerbau zum Marstall wird das Kalabscha-Tor aufgestellt, das der Bundesrepublik Deutschland von der Republik Ägypten zum Dank für die Hilfeleistung bei der Versetzung der nubischen Tempel beim Bau des Assuanstausees geschenkt wurde. 1986 Erweiterung durch einen Anbau (Sahurê-Saal) an der Südseite des Marstalls, der die nach schweren Beschädigungen im 2. Weltkrieg wieder restaurierten Säulen aus dem Totentempel des Pharao Sahurê aufnimmt. Im Ostteil Berlins bleibt die Ägyptische Sammlung im Bode-Museum auf der Museumsinsel. 1972 wird versucht, das Neue Museum wieder aufzubauen. Beim Abräumen des Schuttes kommen altägyptische Objekte wieder zum Vorschein, die während der Bombenangriffe dort eingelagert waren und verschüttet wurden. Die Baumaßnahmen am Neuen Museum werden aber nicht fortgeführt. Nach der Wiedervereinigung des geteilten Deutschland werden auch die beiden ägyptischen Sammlungen wiedervereinigt. Bis 1998 hat das Museum zwei Standorte, Bode-Museum und Östlicher Stülerbau in Berlin-Charlottenburg. 1998 wird im Kulturforum am Potsdamer Platz eine Sonderausstellung über Mumien gezeigt. Gleichzeitig wird das Bode-Museum wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Die ägyptische Sammlung ist nur noch in Berlin-Charlottenburg zu sehen. 2003 beginnen mit David Chipperfield Architects die Aufbauarbeiten am Neuen Museum, das 2009 wieder das Domizil des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung werden soll. Seite 3 von 5 Staatliche Museen zu Berlin Generaldirektion Stauffenbergstraße 41 10785 Berlin Dr. Matthias Henkel Leiter Presse – Kommunikation – Sponsoring m.henkel@ smb.spk-berlin.de Dipl.phil.Anne Schäfer-Junker Pressekontakt a.schaefer-junker@ smb.spk-berlin.de Tel +49(0)30-266-2629 Fax +49(0)30-266-2995 www.smb.museum Pressemitteilungen Pressefotos www.smb.museum/presse www.MuseumShop.de 2005 Am 28. Februar schließt das Ägyptische Museum im Östlichen Stülerbau in Charlottenburg seine Ausstellung. Das Gebäude wird saniert und in 2008 mit der Ausstellung Scharff-Gerstenberg eröffnet. 2005, März bis August: Die Nofretete-Büste ist in der Sonderausstellung „Hieroglyphen um Nofretete“ im Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin, ausgestellt. 2005 Am 12. August eröffnet das Ägyptische Museum und Papyrussammlung seine neue Dauerausstellung im Obergeschoß des Alten Museums auf der Museumsinsel Berlin. Der Umzug wurde ermöglicht durch das Kuratorium Museumsinsel. 2007, Mai: Die Besucherzahl in der Dauerausstellung im Alten Museum erreicht 1 Million. Die Büste der Königin Nofretete Zur Auffindung Von 1911-1914 hatte die Deutsche Orientgesellschaft (DOG) eine Grabungskonzession für den südlichen Bereich des antiken Stadtareals von Achet-Aton bei der heutigen Stadt Amarna. Achet-Aton war die Hauptstadt Ägyptens während der Regierungszeit von Echnaton und Nofretete. In diesem Bereich befanden sich mehrere Künstlerwerkstätten, eine davon – die des Bildhauers Thutmosis – barg in einem Raum zahlreiche Modellbüsten, die als Vorbilder für Statuen dienen sollten. In diesem Haus, P 47,2 – Raum 19, wurde am 6. Dezember 1912 auch die Büste der Nofretete gefunden. Unter Aufsicht des Grabungsleiters Ludwig Borchardt und seines Assistenten Hermann Ranke wurde die nur leicht beschädigte Büste geborgen. Bei der Teilung der Funde aus dem Grabungswinter 1912/1913 am 20. Januar 1913 wurde die Nofretete-Büste zusammen mit den weiteren Modellen der Werkstatt des Thutmosis von Gustave Levebre, dem damaligen zuständigen Inspektor des Antikendienstes für Mittelägypten, dem deutschen Grabungsteam zugesprochen. James Simon, ein Berliner Kaufmann, hatte die Grabung damals finanziert, deshalb gingen auch alle Objekte aus der Fundteilung in seinen Besitz über. Er ließ Kopien der wichtigsten Stücke anfertigen, um diese in seinem Haus aufzustellen; die Originale gab er zunächst als Dauerleihgaben an das Ägyptische Museum. 1913/1914 wurde im Neuen Museum eine Sonderausstellung mit allen Funden dieser Grabungskampagne gezeigt. 1920 wandelte Simon seine Dauerleihgabe in eine Schenkung um; während alle Objekte der Amarna-Grabung im Neuen Museum seit 1920 in einer neuen Präsentation der Dauerausstellung aufgestellt waren, wurde die Nofretete-Büste erst 1923 dem Publikum gezeigt. Seite 4 von 5 Staatliche Museen zu Berlin Generaldirektion Stauffenbergstraße 41 10785 Berlin Dr. Matthias Henkel Leiter Presse – Kommunikation – Sponsoring m.henkel@ smb.spk-berlin.de Dipl.phil.Anne Schäfer-Junker Pressekontakt a.schaefer-junker@ smb.spk-berlin.de Tel +49(0)30-266-2629 Fax +49(0)30-266-2995 www.smb.museum Pressemitteilungen Pressefotos www.smb.museum/presse www.MuseumShop.de 1943 wurden die Objekte des Ägyptischen Museums ausgelagert, die Nofretete-Büste kam in die Saline Kaiserroda im Harz. Dort wurde sie 1945 – wie viele andere Objekte der Staatlichen Museen zu Berlin – von amerikanischen Truppen beschlagnahmt. Alle Kunstgüter kamen zunächst nach Frankfurt am Main, dann in ein Zentrallager im Wiesbadener Landesmuseum. Dort wurden die Objekte in einer Sonderausstellung 1952 präsentiert. 1956 kehrte die Nofretete-Büste mit anderen Amarna-Fundstücken nach Berlin zurück und wurde zunächst im Museum in Dahlem präsentiert. Seit dem 17. Oktober 1967 residierte Nofretete im Östlichen Stülerbau des Charlottenburger Schlosses. Vom 1. März bis 11. August 2005 wurde die Nofretete-Büste in der Sonderausstellung – „Hieroglyphen um Nofretete“ am Kulturforum Potsdamer Platz, Berlin gezeigt. Am 12. August 2005 hat sie ihre vorläufige Heimat im ersten Obergeschoß im Alten Museum auf der Museumsinsel gefunden bis sie dann im Oktober 2009 endgültig wieder an ihren ursprünglichen Ausstellungsplatz im Neuen Museum zurückkehren wird. An der Nofretete-Büste wurden keine grundlegenden Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen, da sie sich in einem sehr guten Erhaltungszustand befand und befindet. Die Büste besitzt noch die originale Bemalung, es wurden keine Ergänzungen angebracht. Verschiedene Untersuchungen (Materialanalysen, Röntgen- und CTAufnahmen) gaben Aufschluß über das verwendete Material und die Herstellungstechnik. Die Büste wurde aus einem Kalksteinblock gearbeitet, der an einigen Stellen mit einer dicken Gipsschicht überarbeitet wurde, da das erste Ergebnis nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Die feine Modellierung der Falten besteht aus einer zum Teil millimeterdünnen Gipsschicht, die auf den Kalksteinkern aufgebracht wurde. Aufgrund dieser Besonderheit – Gipsschicht auf Kalksteinkern – ist die Büste extrem erschütterungsempfindlich. Zur historischen Person der Nofretete Nofretete war die Hauptgemahlin des Königs Amenophis IV./Echnaton, der von 1353 bis 1336 v. Chr. Ägypten regierte. Amenophis IV. wendet sich in seinen ersten Regierungsjahren einem neuen Glauben zu, der Verehrung des einzigen Gottes Aton (ägypt. jtn = „die Sonnenscheibe“). Er nimmt den Namen Echnaton an („dem Aton wohlgefällig“) und läßt eine neue Residenzstadt in Mittelägypten errichten, Achet-Aton („Horizont des Aton“). Dorthin zieht er mit Nofretete, beide haben sechs Töchter, von denen die älteste, Merit-Aton, mit dem direkten Nachfolger Echnatons, Semenchkare, verheiratet ist, die drittälteste, Anch-es-enpa-Aton mit Tutanchamun. Nofretete erscheint in zahlreichen Reliefdarstellungen zusammen mit ihrem Mann, auch einige rundplastische Bildwerke von ihr sind erhalten. Die Büste von ihr zeigt sie als reife Frau im Stil der Spätamarna-Phase, die das Karikaturhafte der frühen Phase aufgegeben hat und zu einem gemäßigten, sehr realistisch-porträthaften Stil zurückkehrt ist. Seite 5 von 5 Staatliche Museen zu Berlin Generaldirektion Stauffenbergstraße 41 10785 Berlin Dr. Matthias Henkel Leiter Presse – Kommunikation – Sponsoring m.henkel@ smb.spk-berlin.de Dipl.phil.Anne Schäfer-Junker Pressekontakt a.schaefer-junker@ smb.spk-berlin.de Tel +49(0)30-266-2629 Fax +49(0)30-266-2995 www.smb.museum Pressemitteilungen Pressefotos www.smb.museum/presse www.MuseumShop.de