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Forschung
Ein junger „Bruder“ unserer Sonne
Astrophysiker entdeckten Staubscheibe um HD 100546
Uni-Journal Jena 02/01
Größere Körper im Einzugsgebiet von HD 100546
haben die Wissenschaftler
noch nicht selbst nachgewiesen. „Es wurden aber bereits
Spektrallinien von größeren
Materialklumpen gefunden,
die aus der Rotationsscheibe
in den Zentralstern stürzen“,
so Henning. Für ihn ist es nur
eine Frage der Zeit, bis auch
Planeten – oder zumindest
ihre Umlaufbahnen – um diesen oder ähnliche junge Sterne entdeckt werden.
Zwar lässt sich HD 100546
viel besser beobachten als
andere Sternentstehungsgebiete, weil er mit etwa 335
Lichtjahren, also rund drei Billiarden Kilometern, Entfernung zu den der Erde nächstgelegenen jungen Sternen
gehört. Probleme bereitet
aber die enorme Leuchtkraft
des Sterns im Vergleich zur
lichtschwachen Rotationsscheibe. „Mit herkömmlichen
Beobachtungstechniken ist
da in der näheren Umgebung
absolut nichts zu erkennen“,
erklärt Henning, „so wie wir
ja auch mit bloßem Auge
nicht die Korona unserer Sonne sehen können.“
Deshalb ließen die Astrophysiker auf dem Weltraumteleskop Hubble ein Spezialsystem installieren, um den
hellen Zentralbereich des
Sternsystems buchstäblich
auszublenden. Noch komplizierter ist die Arbeit mit den
erdgestützten Observatorien,
so der Europäischen Südsternwarte in Chile. Denn hier
müssen zudem noch die verfälschenden Effekte, die
durch die Erdatmosphäre entstehen, aus den Daten herausgefiltert werden. Dazu
dient eine so genannte adaptive Optik.
Diese Techniken werden
derzeit noch weiter verbessert und die neuen Teleskope
der 10m-Klasse auf dem chilenischen Berg Paranal in der
Atacama-Wüste vorbereitet,
„so dass wir in den kommenden Jahren die Staubscheibe
von HD 100546 noch viel ge-
Eine Aufnahme von
HD 100546, die mit
dem Weltraumteleskop Hubble gemacht wurde: Gut
erkennbar ist die
Staubscheibe, die
den jungen Stern
umgibt.
Bildrechte: Grady
nauer analysieren können“, erklärt Henning. Zudem erhielten die Forscher weitere
Beobachtungszeiten
für
„Hubble“ eingeräumt.
wh
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Thomas Henning
Tel.: 03641/947530
E-Mail: [email protected]
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Faszinierende Aufnahmen
von der Umgebung eines
sehr jungen Sterns hat eine
internationale Gruppe von
Astrophysikern mit dem
Hubble-Weltraumteleskop
und mit Messsystemen
zweier Sternwarten in Chile
gemacht. Erstmals wiesen
die Wissenschaftler zweifelsfrei nach, dass der relativ erdnahe Stern HD 100546 eine
Staubscheibe besitzt, aus der
sich wahrscheinlich junge Planeten bilden. Prof. Dr. Thomas Henning vermutet in ihm
einen sehr viel jüngeren, aber
erheblich
massereicheren
„Bruder“ unserer Sonne. Er
erwartet deshalb aus dessen
Beobachtung bahnbrechende
Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems und des Planeten Erde.
Henning: „Bereits jetzt gibt
es wichtige Anhaltspunkte
dafür, dass unsere Theorie
der Planetenentstehung richtig ist.“ Demnach verdichten
sich im Weltall frei schwebende Teilchen und Gase im Laufe von Jahrmillionen zu einer
Wolke, die schließlich zu einem Sternengebilde mit einer Rotationsscheibe aus
kleinen Partikeln – Astronomen sprechen auch von einer
Akkretionsscheibe – zusammensinkt. Die internationale
Forschergruppe koordinierte
Carol A. Grady von den National Optical Astronomy Observatories in den USA.
Eine solche Rotationsscheibe haben die Wissenschaftler
nun bei dem erst zehn Mio.
Jahre alten HD 100546 im
Sternbild Musca entdeckt.
Sie hat einen Radius von rund
52 Mrd. Kilometern und ist
noch von Resten der ursprünglichen Partikelwolke
umgeben. „Wir gehen davon
aus, dass die Teilchen in der
Staubscheibe miteinander
verklumpen, schließlich eigene Körper bilden und später
als Planeten ihre neue Sonne
umkreisen“, erläutert Henning. „Genau so muss auch
unsere Erde vor 4,6 Milliarden Jahren entstanden sein.“
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