Nötige und unnötige Tests für Schwangere

Werbung
MERKBLATT
Seite 1/3
Nötige und unnötige Tests für Schwangere
Schwangere gehen oft jeden Monat zum Arzt. Dieser
untersucht Blutdruck und Urin, misst die Herztöne des
Kindes und prüft, ob das Kind wächst. Manche Ärzte
testen auch, ob es behindert ist. Das verursacht oft
Stress und verunsichert die Eltern.
Viele Tests sind aber gar nicht nötig. Frauen sind
denn auch nicht verpflichtet, sie zu machen. Verbindliche Richtlinien, was in einer Schwangerschaft untersucht werden soll, gibt es in der Schweiz nicht. Jeder
Arzt entscheidet selber, welche Tests er macht.
Zeitpunkt
Diese Tests machen viele Frauenärzte
6. bis 8.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l Gebärmutterhalskrebs (Abstrich)
l Mehrlinge entdecken (Ultraschall)
l Eileiterschwangerschaft
l Blutgruppe
l Verträglichkeit der Blutgruppen (Rhesusfaktor)
l zerstörerische Antikörper (Antikörpersuchtest)
l Blutarmut (Hämoglobin)
l Chlamydien-Infektion
l Rötelnvirus
l Cytomegalievirus
l HI-Virus
l Syphilis
l Hepatitis-B-Virus
l Genitalherpes
l ev. Toxoplasmose-Infektion
Fötus:
l Alter (Ultraschall)
12. bis 14.
(Ersttrimestertest)
Schwangerschaftswoche Mutter:
l Schwangerschaftshormon, Schwangerschafts-Eiweiss (Bluttest)
Fötus:
l Fehlbildungen und Nackenfalten (Ultraschall)
16. bis 18.
Fötus:
Schwangerschaftswoche l Wachstum (Ultraschall)
l offener Rücken (AFP-Bluttest)
Diese Tests macht das Geburtshaus Delphys
Mutter:
l Blutgruppe
l Verträglichkeit der Blutgruppen (Rhesusfaktor)
l zerstörerische Antikörper (Antikörpersuchtest)
l Blutarmut (Hämoglobin)
l Rötelnvirus
l HI-Virus
l Ernährungsberatung
l üblicher Kontrolluntersuch 1
Fötus (auf Wunsch der Mutter):
l Fehlbildung Organe (Ultraschall bei Frauenarzt)
21. bis 22.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l Durchblutung Plazenta
Fötus:
l Fehlbildung Organe
l Wachstum (Fehlbildungsdiagnostik, Ultraschall)
23.
Schwangerschaftswoche
25. bis 28.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l Blutzucker
l zerstörerische Antikörper
l Hepatitis-B-Virus (falls in SSW 6 bis 8 nicht gemacht)
l ev. Blutarmut (Hämoglobin)
l
üblicher Kontrolluntersuch 1
Mutter:
l Blutzucker
l ev. Blutarmut (Hämoglobin)
Fötus:
l Wachstum (Ultraschall)
© Gesundheitstipp, Postfach 277, 8024 Zürich
Februar 2016
Medizinische Fachkontrolle: Dr. med. Regina Widmer
MERKBLATT
Seite 2/3
Tests für Schwangere
Zeitpunkt
Diese Tests machen viele Frauenärzte
29. bis 32.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l ev. zerstörerische Antikörper
Diese Tests macht das Geburtshaus Delphys
Mutter:
l Hepatitis-B-Virus
l Beratung Wochenbett
34. bis 36.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l Streptokokken-Bakterien (Abstrich)
Mutter:
l Streptokokken-Bakterien (Abstrich)
Fötus:
l Wachstum (Ultraschall)
38. bis 40.
Mutter:
Schwangerschaftswoche l Herztöne, Wehen (Kardiotokografie-Kontrolle)
l ev. zerstörerische Antikörper
l
üblicher Kontrolluntersuch 1
Fötus:
l Lage
Terminüberschreitung
Kontrolle zweimal pro Woche:
l Herztöne, Wehen (Kardiotokografie-Kontrolle)
l Ultraschall
Kontrolle alle 3 Tage:
l Herztöne, Wehen (Kardiotokografie-Kontrolle)
1 Üblicher
Kontrolluntersuch
Mutter:
l Beratung
l Blutdruck
l Urin prüfen (Nieren)
l Gewicht
l ev. Vaginalabstrich (Infekte)
l Bauch abtasten
Mutter:
l Beratung
l Blutdruck
l Urin prüfen (Nieren)
l Gewicht
l Bauch abtasten
Fötus:
l Lage
l Herztöne
Fötus:
l Lage
l Herztöne
Quellen: Umfrage bei sechs Frauenärzten und beim Geburtshaus Delphys
© Gesundheitstipp, Postfach 277, 8024 Zürich
Februar 2016
Medizinische Fachkontrolle: Dr. med. Regina Widmer
MERKBLATT
Seite 3/3
Die wichtigsten Tests kurz erklärt
Verträglichkeit der Blutgruppe
und Rhesusfaktor
Mit diesem Test erkennt der Arzt, ob sich das
Blut von Mutter und Ungeborenem vertragen.
Bei einer Rhesus-Unverträglichkeit empfindet
der Körper der Mutter das Blut des Babys als
fremd und bildet Antikörper. Diese zerstören die
Blutkörperchen des Ungeborenen.
Die Folgen: Leber und Milz vergrössern sich
und das Kind erleidet womöglich Schäden am
Hirn. Mit einem Medikament kann man verhindern, dass die Mutter Antikörper bildet.
Röteln
Bei diesem Test stellt der Arzt fest, ob die Frau
schon einmal das Rötelnvirus hatte oder geimpft
wurde und somit gegen eine erneute Erkrankung
immun ist. Oder ob aktuell eine Rötelninfektion
besteht. Sie erhöht die Gefahr, dass das Kind mit
Schäden am Herzen oder am Gehirn zur Welt
kommt.
Hepatitis B
Ärzte untersuchen das Blut der Schwangeren auf
dieses Virus. Wenn der Test positiv ist, impft der
Arzt das Kind gleich nach der Geburt, um eine
Ansteckung zu verhindern. Wenn man das Kind
nicht behandelt, kann es Hepatitis-B mit chronischem Verlauf und Leberschäden bekommen.
durch Eisenmangel verursacht. Wenn eine
Schwangere an Blutarmut leidet, wird das Kind
nicht genügend mit Sauerstoff versorgt. Dies
kann das Kind schädigen.
Schwangerschaftsdiabetes
Hormone oder zu viele Süssigkeiten können den
Blutzucker von Schwangeren erhöhen. Ein
Zuckerbelastungstest misst, ob dies der Fall ist.
Schwangerschaftsdiabetes kann beim Kind zu
Fehlbildungen führen. Es kommt womöglich zu
schwer und zu gross auf die Welt und leidet später selber an Diabetes. Zudem haben Frauen mit
Schwangerschaftsdiabetes oft eine komplizierte
Geburt. Meist kriegt man den Blutzucker mit
einer gesünderen Ernährung und Bewegung in
den Griff.
Fehlbildung der Organe
Toxoplasmose
Wachstums-Ultraschall
Dieser Bluttest zeigt an, ob die Mutter gegen den
Toxoplasmose-Parasiten immun ist, und ob eine
Infektion besteht. Fürs Ungeborene ist eine Infektion gefährlich: Sie kann zu Fehlbildungen
führen. Übertragen wird die Krankheit zum Beispiel durch Lebensmittel oder Katzenkot. Doch
der Test zeigt oft falsche Resultate an. Zudem
gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür,
dass die Behandlung mit Antibiotika wirkt.
Damit prüfen Ärzte, ob das Baby normal wächst.
In einer problemlosen Schwangerschaft ist ein
solcher Ultraschall nicht bei jeder Untersuchung
nötig.
Ersttrimester-Test
Test auf Blutarmut
Der Hämoglobin-Test zeigt an, ob die Mutter
zu wenig rote Blutkörperchen hat. Oft wird dies
© Gesundheitstipp, Postfach 277, 8024 Zürich
Februar 2016
sie einen Ultraschall und einen Bluttest. Der Ultraschall misst die Nackenfalte, der Bluttest ein
Eiweiss und das Schwangerschaftshormon. Zusammen mit dem Alter der Frau berechnet ein
Computerprogramm daraus das Risiko für eine
Behinderung des Babys.
Paare sollten sich gut überlegen, ob sie den
Test machen wollen. Zudem sollten sie sich absprechen, ob sie ein vielleicht behindertes Kind
abtreiben wollen, bevor sie das Resultat wissen.
Viele Ärzte testen standardmässig, ob ein Kind
möglicherweise Trisomie 21 oder eine andere Abweichung der Chromosomen hat. Dazu machen
Beim sogenannten Organscreening prüfen Ärzte
per Ultraschall, ob die Organe des Ungeborenen
normal sind. Es ist aufwendiger als ein regulärer
Ultraschall, jeder Teil des kindlichen Körpers
wird genau betrachtet.
Kardiotokografie-Kontrolle
Anhand der Kardiotokografie messen viele Ärzte
im letzten Drittel der Schwangerschaft vorzeitige
Wehen und die kindlichen Herztöne. Ist der
Herzschlag des Kindes zu langsam, bekommt es
womöglich nicht genug Sauerstoff. Bei einer normalen, problemlosen Schwangerschaft braucht
es vor dem errechneten Geburtstermin keine
solche Untersuchung.
Medizinische Fachkontrolle: Dr. med. Regina Widmer
Herunterladen