als PDF - Katharina von der Leyen

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Frage
Die letzte
Wann klappt
es wieder mit
der Liebe,
Herr von
Schlieffen?
Heißt das, 2010 war insgesamt ein Jahr der
Abbrüche?
Ab- und Umbrüche, Neuanfänge. Ein
Neuanfang kann nur so neu sein, wie etwas Altes wirklich abgeschlossen wurde.
Ganz platt gesagt: Je mehr Altes ich mitschleppe, desto weniger Platz habe ich für
Neues. Dieses Jahr war aus astrologischer
Sicht extrem spannend, weil es eine epochale Umbruch-Konstellation gab. Ein
Hauptgrund für viele Ereignisse war eine
Opposition zwischen Pluto und Uranus.
In diesem Jahr war also niemand sicher?
Nein, niemand. Aber im Grunde ging es
darum, sich von etwas zu befreien, von
dem man sich schon lange hätte befreien
können oder sollen. Es ist nicht so, dass
man vom Schicksal böse geschlagen wurde, weil einem etwas genommen wurde,
an dem man hing. Man hatte einfach miteinander keine Wachstumsperspektive
mehr.
Sie meinen die berühmte Chance in der
Krise.
Aus astrologischer Perspektive waren
diese Trennungen einfach eine Konsequenz eines faulen Kompromisses, den
man vor sich selbst nicht mehr rechtfertigen konnte.
Was war denn dieses Jahr anders als in anderen Jahren?
Wir haben gerade eine Konstellation, die
es immer bei ganz großen, epochalen
Umbrüchen gab. Jeder hat Lebenskonstrukte und Beziehungen, die wie Stützräder beim Fahrradfahren wirken. Sie stützen einen jahrelang, aber dann halten sie
einen plötzlich davon ab, wirklich frei zu
ZUR PERSON
Alexander Graf von Schlieffen studierte
nach seinem Abitur zunächst Malerei in
Wien, Frankfurt und Düsseldorf. Er beschäftigte sich mit Porträtmalerei. Nach
den ersten Ausstellungen legte er sich ein
Atelier in Köln zu. Eine Nachbarin und
Freundin versuchte ihn immer wieder für
die Astrologie zu begeistern. Er hielt das
für „esoterischen Kitsch“. Als er eines
Tages bei ihr saß und auf einen Kaffee
wartete, nahm er das einzige Buch aus
dem Regal, das ihm nicht zu abgehoben
astrologisch erschien. Danach beschäftigte er sich intensiver mit dem Thema. Er
fing an, europaweit Astrologie zu lehren,
publizierte diverse Bücher, moderierte
eine tägliche Astrologieshow „Sonne,
Mond und Sterne“, schrieb die Horoskope
für „Vanity Fair“ und hat mit „2011 – das
große Jahreshoroskop“ soeben sein fünftes Hörbuch im Headroom Verlag veröffentlicht.
fahren. Dieses Jahr 2010 ging es darum,
die Stützräder abzumontieren und richtig
Fahrrad fahren zu lernen.
Das könnte man natürlich jedes Jahr sagen.
Aber die Abbrüche in diesem Jahr schienen
dramatischer abzulaufen als sonst.
Das waren auch keine Trennungen im
Sinne von: Ich glaube, ich suche mir jetzt
mal jemand, der lustiger ist oder der lieber ausgeht als du. Stattdessen waren es
richtige Werte-Krisen. Das kann eigentlich nicht glimpflich oder zart über die
Bühne gehen. In solchen Situationen die
Stützräder abzuschrauben, um den Aufbruch ins Neue zu wagen, ist ziemlich radikal. Das ist ein Quantensprung im Hinblick auf die eigenen Möglichkeiten und
Fähigkeiten, hin zu mehr Freiheit. Wer
Fahrrad fahren kann, ist freier. Man erschließt sich ganz neue Möglichkeiten.
Gab es Tierkreiszeichen, die davon nicht betroffen waren?
Es gibt vier, die etwas besser wegkamen:
Wassermann, Löwe, Stier und Skorpion.
Aber ein Horoskop ist ein ziemlich komplexes Gebilde, das aus mehr besteht als
aus dem Wissen, dass ich Zwilling bin
oder Waage oder Schütze. Deshalb beschäftigt man sich ja immer mit den Konstellationen der Planeten.
Was war denn das Besondere an der Konstellation in diesem Jahr?
In diesem Sommer befanden sich fünf
Planeten in einem großen Quadrat um
die Erde herum, was ganz selten passiert,
nur alle paar Hundert Jahre. In der Astrologie arbeitet man mit den Planeten-Zyklen, die alle paar Jahre stattfinden. Der
kleinste astrologische Zyklus, den wir
kennen, ist der Mondzyklus, mit dem beispielsweise viele Bauern arbeiten. Ein größerer Zyklus ist das Jahr, in dem sich die
Erde einmal um die Sonne dreht. Dann
gibt es 28-Jahres-, 200-Jahres- und 700Jahres-Zyklen. Momentan befinden wir
uns gerade in einem 700-Jahres-Zyklus:
Diese Konstellation gab es immer bei ganz
großen kulturellen, epochalen Umbrüchen, zum Höhepunkt des Römischen
Reiches beispielsweise. Der letzte 700Jahres-Zyklus begann 1989, was doch ein
ziemlich bedeutsames Jahr für die gesamte europäische Kultur war. Jetzt, 21 Jahre
später, sieht man die ersten Früchte dieses
neuen 700-Jahre-Zyklus. Wenn man es also aus dieser Perspektive betrachtet, wird
klar, dass es momentan nicht um irgendeine kleine Krise geht, die auch wieder
vorbeigeht. Es geht um einen grundsätzlichen Strukturwandel in der Gesellschaft.
HEADROOM VERLAG
Berliner Illustrirte Zeitung: Es kommt einem so vor, als habe es in diesem Jahr mehr
Trennungen gegeben als je zuvor. Ist das nur
eine gefühlte Einschätzung oder richtig?
Alexander von Schlieffen: Das stimmt tatsächlich. Allerdings waren das keine überraschenden Trennungen, auch wenn es
vielleicht so gewirkt haben mag. Es waren
Trennungen, die schon seit längerer Zeit
überfällig waren, weil man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatte.
Das gilt übrigens auch für berufliche
Trennungen, die dieses Jahr stattgefunden
haben. Im Sommer 2010 gab es eine sehr
seltene Konstellation: Sechs Planeten bildeten ein großes Kreuz untereinander.
ALEXANDER VON
SCHLIEFFEN,
ASTROLOGE
Das heißt also, die Trennungen und Abbrüche des Einzelnen sind nur ein Teil davon?
Das heißt, dass das individuelle Schicksal
nur ein Ausdruck einer umfassenderen
Neuorientierung ist.
und die Art und Weise, wie Menschen
überhaupt miteinander leben können
und werden. Die Formen, die wir bisher
miteinander leben, decken unsere Möglichkeiten bei Weitem noch nicht ab.
Soll einem das jetzt helfen, wenn man gerade liebeskummerkrank und unglücklich ist?
Nach meiner Erfahrung ist es für viele
Menschen sehr tröstlich zu wissen: Du
bist nicht das Opfer eines individuellen
Schicksals, und du bist auch nicht allein in
diesem Zustand. Der Zustand ist so, weil
er den Konstellationen entspricht, das
vergeht wieder. Das ganze Gesellschaftsbild ändert sich, es gibt einen Wandel der
Grundwerte. „Beziehungen“ bleiben das
spannende Thema der nächsten Jahre –
zwischenmenschliche Beziehungen, die
Beziehungen des Menschen zur Erde, Beziehungen der Kulturen untereinander
Gibt es eigentlich Tierkreiszeichen, die überhaupt nicht zusammenpassen?
In der Art: Der Zwilling braucht es gar
nicht erst mit dem Fisch zu versuchen?
Ich persönlich betrachte eher zwei gleiche
Tierkreiszeichen mit Vorsicht. Da kann
sich das Gute verdoppeln, aber auch das
Problematische. Paare etwa, die zu gut zusammenpassen, aber etwa auch einander
Zwangsneurosen bestätigen.
Bringt es in Anbetracht der Planeten, die gerade um die Erde herum stehen, überhaupt
etwas, sich im Moment auf etwas Neues einzulassen?
+
Es besteht immer die Gefahr, dass man in
das Alte zurückfällt – die Stützräder sind
das Alte, Bekannte, das Neue ist aber noch
nicht gewiss. Es ist richtig, nach vorne zu
sehen und gleichzeitig zu reflektieren:
Was hat mich bisher vor dem Schritt in
die Freiheit gehindert? – Aber gleichzeitig
muss man wissen: Wenn ich den Schritt in
die Freiheit mache, muss ich eine ganze
Wegstrecke lang aushalten können, dass
ich nicht ganz sicher bin, wo es eigentlich
hingeht. Das ändert sich im nächsten Jahr
aber.
Und bis dahin kann man sich ernsthafte
Absichten sparen, weil es im Moment nicht
über Affären hinausgehen kann?
„Affäre“ klingt so abwertend, nach Unverbindlichkeiten, und darum geht es
momentan ganz sicher nicht. Sondern
darum, dass ich mich von einer alten Ge-
schichte befreit habe, und jetzt muss ich
mich erst einmal sortieren und schauen,
wo es hingehen könnte. Also muss man
jetzt erst einmal ein bisschen probieren.
Ohne diese „Übungsphase“ kommt man
auch nicht weiter.
Das Ziel ist momentan also, kein genaues
Ziel zu haben und das auszuhalten.
Wenn ich das schaffe, kann ich wirklich
etwas Neues machen. Diese Phase der Ungewissheit geht bis zum nächsten Frühjahr. Dann geht es – von den astrologischen Energien her betrachtet – nach vorne weiter. Aber wenn man weiß, das muss
jetzt eben eine Zeit lang mal so sein, man
muss es nur aushalten – dann kann man
anders damit umgehen.
Das Interview führte Katharina von der
Leyen; Mitarbeit: Judith Innerhofer
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