Patientenerwartungen über die Wirkung der Chemotherapie bei

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Patientenerwartungen über die Wirkung der Chemotherapie bei
fortgeschrittenem Tumorleiden.
Frage:
Wie viele onkologische Patienten im Stadium IV erwarten einen kurativen Effekt von der
Chemotherapie?
Hintergrund:
Die Chemotherapie gehört weiterhin zum primären therapeutischen Ansatz bei Patienten mit
metastasierendem Lungen- oder Kolonkarzinom. Diese ist palliativ und nicht kurativ. Sie
verlängert das Überlebens um Wochen bis Monate, hat aber auch teilweise gravierende
Nebenwirkungen. Diese Arbeit untersucht die Häufigkeit von Patienten, welche glauben, dass
die Chemotherapie kurativ sein wird.
Einschlusskriterien:
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Patienten von der Cancer Care Outcomes Research and Surveillance (CanCORS) study,
welche eine Chemotherapie für ein neudiagnostiziertes metastasierendes Lungen- oder
Kolonkarzinom erhielten und welche vier Monaten nach Diagnosestellung noch am Leben
waren.
Ausschlusskriterien:
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Patienten die berichteten, nie eine Diskussion über Chemotherapie mit ihrem Arzt gehabt
zu haben.
Studiendesign und Methode:
Prospektive Kohortenstudie.
Patientenbefragung und Sichtung der medizinischen Unterlagen 4-7 Monaten nach
Diagnosestellung.
Studienort:
5 Regionen in den USA, 5 HMOs (health maintenance organizations), 5 Veterans Affairs
facilities.
Resultat:
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Von 1274 Patienten mit Stadium IV Lungen- oder Kolonkarzinom, welche 4 Monate nach
Diagnosestellung am Leben waren und bei welchen eine Chemotherapie diskutiert wurde,
entschieden sich 1193 Patienten (93.6%) für eine Chemotherapie.
Diese 1193 Patienten wurden untersucht: 69% der Lungenkarzinom-Patienten und 81%
der Kolonkarzinom-Patienten gaben nicht an gehört oder verstanden zu haben, dass sie mit
der Chemotherapie wahrscheinlich nicht geheilt würden.
Die Wahrscheinlichkeit der Überschätzung des Effektes einer Chemotherapie war höher bei
Patienten mit Kolonkarzinom (odds ratio 1.75, 95%CI 1.29-2.37), bei „Hispanics“ (2.82,
1.51-5.27) und „Afro-Americans“ (2.93, 1.80-4.78), sowie bei Patienten, welche die
Kommunikation mit ihrem Arzt als sehr positiv bewerteten (1.90, 1.33-2.72).
Ausbildungsstand, Funktionsstatus sowie die Rolle des Patienten bei dem
Entscheidungsprozess waren nicht mit solchen inadäquaten Erwartungen assoziiert.
Patienten, die in einem integrierten Netzwerk (HMO) in Behandlung waren, hatten weniger
oft inadäquate Erwartungen (0.70, 0.52-0.94).
Kommentar:
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Viele Patienten, die eine Chemotherapie für eine unheilbare Krebserkrankung bekommen,
verstehen möglicherweise nicht, dass die Chemotherapie mit grösserer Wahrscheinlichkeit
nicht kurativ ist. Das könnte eine adäquate Therapieentscheidung bei der die persönlichen
Präferenzen eine grosse Rolle spielen beeinträchtigen.
Diese Arbeit untersucht nicht, was die Ärzte über den zu erwartenden Effekt einer
Chemotherapie den Patienten erzählten.
Kulturelle Unterschiede könnten erklären, dass die nicht-weisse Population häufiger
inadäquate Erwartungen angab, unabhängig von Ausbildung oder Einkommen.
Literatur:
Weeks JC, et al.: Patients’ expectations about effects of chemotherapy for advanced cancer. N
Engl J Med. 2012;367:1616-25. DOI: 10.1056.
Verfasser:
Dr. med. Flore Huber-Geismann
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