1 2 IstanbulBesichtigte Orte 1 Konstantinsäule, Cemberlitas 2 Sultan Ahmet-Platz | Basar 3 Asiatische Seite 4 Taxim Platz 5 Galata Turm 6 Istanbul Modern | bunte Treppe 7 blaue Moschee 8 Bosporus-Tour 9 Fischmarkt 10 Hagia Sophia 11 Zysterne 12 Santral Istanbul | MSGSÜ 13 Kanyon, Sapphire 14 Santral Istanbul MSGSÜ 15 Topkapi Palast Sonsige Impressum Seite 4-7 Seite 8-15 Seite 16-31 Seite 32-33 Seite 34-41 Seite 42-47 Seite 48-53 Seite 54-55 Seite 56-59 Seite 60-61 Seite 62-71 Seite 72-77 Seite 78-84 Seite 85-87 Seite 88- 93 Seite 94-98 Seite 99 3 4 Tag 1 – Freitag – Ankunft und erste Eindrücke Wir flogen in zwei unterschiedlichen Gruppen von Frankfurt los. Die erste Gruppe morgens, die Zweite zur Mittagszeit. Nach einem angenehmen Flug wurden wir am Flughafen in Istanbul von einem Mitarbeiter unseres Hostels mit einem wackeligen Kleinbus in Empfangen genommen. Auf der abenteuerlichen Fahrt zum eigentlich nahe gelegenen Hostel konnten wir bereits erste Eindrücke sammeln. Wir waren sehr gespannt auf Istanbul! Die einzige Metropole der Welt die sich über 2 Kontinente erstreckt und eine Vielfalt an Kultur versprach. Anfangs fielen die schöne Bepflanzung, das Meer und das gute Wetter auf, je näher wir dem Cordial House kamen, desto dichter und pulsierender wurde die Stadt. Kurz vor unserer Ankunft wurde es in den engen Gassen zunehmend schwieriger sich mit den Bussen fortzubewegen. Durch das Gehupe und Geschrei kam die türkische Mentalität zum ersten Mal gut zur Geltung. Nebenbei erlebten wir auch die Stadtgestaltung, die von vielen kleinen Häusern mit meist einheitlicher Größe und wenig Zwi- schenräumen geprägt war. Unsere Unterkunft befand sich zentral gelegen in der Altstadt am Goldenen Horn. Dieser Teil der Stadt stellte früher Byzantion dar, welches 660 v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet wurde. Nach dem Beziehen unserer Zimmer machten wir uns trotz der anstrengenden Reise sofort auf den Weg um unsere Umgebung zu erkunden. Die nächste Straßenbahnhaltestelle „Cemberlitas“ war nur ein paar Schritte entfernt, durch die Konstantinsäule leicht erkennbar und damit unser Orientierungspunkt, falls wir uns verlaufen sollten. Die 43,8m hohe Säule wurde um 330 n. Chr. durch Kaiser Konstantin zur Gründung Konstantinopels erbaut und war Zeichen seines Willens, Griechentum, Judentum und Christentum zu vereinen. In ihrem Fundament sollen sich angeblich einige der wichtigsten Reliquien des Christentums befinden. Bis 1105 befand sich auf ihr außerdem eine Bronzefigur, die den Kaiser als Apollon darstellte. Sie wurde durch einen Sturm gestürzt und durch ein Kreuz ersetzt. Dieses christliche Symbol wurde 1453 bei der osmanischen Eroberung entfernt. Heute ist die Säule nur durch Eisenringe geziert, die sie zusätzlich vor Erdbeben sichern sollen und ihr den Namen Cemberlitas geben. Auf unserer weiteren Erkundungstour fielen uns die Moscheen ins Auge, die durch ihre Kuppeln und Minarette leicht erkennbar waren, meist leicht erhöht lagen und nachts beleuchtet wurden.An diesem Tag hörten wir auch zum ersten Mal den Gebetsaufruf der von den Moscheen ausging. Der Gesang des Muezzin fordert die Muslime 5-mal am Tag zum Beten auf. Der größte Platz den wir an diesem Tag erkundeten nannte sich „Sultan Ahmet Park“, der nur wenige Gehminuten von Cemberlitas entfernt liegt. Die aufwendige Gestaltung des Platzes spiegelt seine Wichtigkeit wider. Er ist der Verknüpfungspunkt zwischen drei der berühmtesten Bauwerke Istanbuls, der Hagia Sofia, der blauen Moschee und dem Topkapi Palast. Im 6. Jahrhundert war Konstantinopel das wirtschaftliche und religiöse Zentrum der westlichen Welt, nach außen 5 dokumentiert durch den Bau der prächtigen Kirche Hagia Sofia. Im Zuge der osmanischen Eroberung durch Mehmet dem Zweiten 1453, sollte Konstantinopel in eine muslimische Stadt verwandelt werden. Deshalb wurde die Kirche zu einer Moschee umgebaut. Außerdem errichtete Mehmet der Zweite 1465 den Topkapi Palast, der seitdem den Hauptsitz des Sultans darstellte, und einem ständigen Um- und Ausbau unterlag. Am Ende unserer ersten Erkundungstour waren wir einigermaßen erschöpft von den vielen Eindrücken. Vergleicht man Istanbul mit anderen europäischen Metropolen, wie London oder Paris, fällt auf, dass die asiatischen Einflüsse deutlich zu erkennen sind und diese Stadt einzigartig machen. Aufgrund seiner engen Gässchen und den kleinen Läden wirkte das Viertel um unser Hostel herum eher kleinstädtisch und niedlich aber dennoch sehr belebt. Moderne oder große Gebäude waren hier kaum zu finden. In einer riesigen Stadt wie Istanbul gibt es auch immer Schattenseiten; uns fielen vor 6 allem die Frauen auf, die mit Ihren Kindern am Straßenrand saßen und bettelten. Außerdem sah man gerade in der Nähe der wichtigen Sehenswürdigkeiten, dass die Stadt stark touristisch geprägt ist. Die Straßenverkäufer sprechen einen auf allen erdenklichen Sprachen an und die Restaurantbesitzer versuchen rund um die Uhr die Touristen mit ihren Speisekarten zu locken. Die Stadt war so hektisch und pulsierend wie wir erwartet hatten; die Bevölkerung hingegen war jünger und moderner als gedacht, beispielsweise sahen wir kaum verhüllte Frauen. Zusätzlich zu den Menschenmassen fallen einem auch die vielen Straßenhunde und Katzen sofort ins Auge. Trotzdem waren wir überrascht, dass die Stadt dennoch verhältnismäßig sauber war. Am Abend dieses Tages waren wir auf jeden Fall sehr gespannt auf die aufregenden Tage, die noch folgen sollten. Bericht: Annabel Büschken Sabine Thellmann Mareike Winkler Die Haltestelle Cemberlitas mit der berühmten Konstantinsäule, die zur Gründung Konstantinopels errichtet wurde 7 8 9 10 Kapali Karsi Der “Gedeckte Basar”, (Türkisch: Kapalı Çarsı,) ist auch bekannt als der “Große Basar” oder der “Goldene Basar” und befindet sich im alten Istanbuler Stadtteil Eminönü im Stadtviertel Beyazıt. Er ist der älteste und größte Basar der Welt und erstreckt sich über 31.000 m². Mehmet II. ließ den Eski Bedesten (alter Basar), heute auch Cevahir bedesteni genannt, nach der Eroberung Konstantinopels im 15.Jahrhundert, nahe dem alten Palast errichten. Zu Regierungszeit von Sultan Süleyman (1520-1566) wurde der Basar dann weiter ausgebaut. Dank dem abschließbaren Marktgebäude mit eisernen Toren und dicken Mauern vertrauten sogar reisende Kaufleute den Händlern hier ihr Geld zur Aufbewahrung an: Damals ,zu osmanischen Zeiten und bis in unsere jüngste Vergangenheit, war er nicht nur Handelszentrum, sondern ein komplexes Sozial- und Raumgefüge im Schatten der Moschee. Auch Herberge für reisende Händler war er, da oben die Menschen und unten Kamele und Pferde untergebracht waren. Um den Bau herum entstanden Gassen mit Werkstätten der Handwerker, nach Zünften geordnet , und große Karawansereien für Fernhändler. Bald bald darauf ordnete der Herrscher den Bau einer zweiten Markthalle an. Die zwei Bedesten (gedeckte Märkte für Wertsachen und Juwelen) bildeten den eigentlichen gedeckten Bazar, der seine heutige Form erst 1701 unter Soliman dem Großen annahm. Er dehnt sich von Beyazıt bis zur Nuruosmaniye aus. Nach und nach wuchsen um die beiden Gebäude herum Holzbuden und Läden. Die Gebäude wuchsen mehr und mehr zusammen, Straßen wurden überdacht und der ganze Komplex von Mauern umgeben. Über die Jahrhunderte wurde der Konsumtempel immer wieder von mehreren schweren Bränden beschädigt und Mustafa III (1717-1774) ließ die Gebäude teilweise aus Stein wiederaufbauen. Den größten Schaden erhielt der Basar jedoch mit dem Erdbeben im Jahr 1894. Die Markthalle wurde bis heute mehrmals restauriert, doch trotzdem verlor sie nie ihren mystischen Charme. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erlangte der große Basar seine heutige Architektur: 18 Tore führen als Eingang zu dem Gelände mit mehr als 3000 Läden. Mit mehr als 60 Straßen, 40 Han (Bauten, in denen sich Läden mit gleichem Angebot versammeln), ca. 2 200 Säle, 2 Bedesten, einem Revier, eine Einheit privater Sicherheitskräfte, einem Postamt und Banken. Lagerhäusern, Kaffeehäusern, 2 Moscheen, 19 Brunnen und Hamam (türkische Bäder) und Restaurants ist der Komplex eine Stadt in der Stadt. Hier arbeiten mehr als 20.000 Menschen. Durch die Tore des alten Gemäuers strömen jeden Tag bis zu eine halbe Million Touristen und Einheimische. Der Basar wächst immer weiter und ständig werden neue illegale Hütten und Verschläge auf den Dächern und in den Hinterhöfen auggebaut. Die Läden werden nach Lust und Laune umgebaut, die Wände ausgehöhlt, um noch ein paar Zentimeter zusätzliche Verkaufsfläche 11 12 zu gewinnen. Auch die Istanbuler Stadtverwaltung hat ihren Teil dazu beigetragen, dass der Basar immer baufälliger geworden ist: In den 1980er Jahren ordneten die Behörden an, den Bleibelag auf den Dächern durch Ziegel zu ersetzen. Seitdem leckt es und das Wasser rinnt an den Wänden herunter. Die elektrischen Leitungen sind somit überfordert. Eigentlich plant die Stadtverwaltung das Viertel zu sanieren, will die vielen Fahrzeuge verbannen und die versteckten, oftmals illegal errichteten Werkstätten schließen. Bisher aber ist kaum eine der offiziellen Ankündigungen realisiert worden, und so ist das Basarviertel noch weitgehend unangetastet Das Zentrum ist der Eski Bedesten (übersetzt: alte Tuchhalle), ursprünglich als Schatzkammer geplant, unter dessen Kuppeln sich heute noch die Geschäfte der Gold- und Silberhändler befinden. Der Eski Bedesten war früher fest verschlossen und beherbergte die besonders wertvollen Waren. Später übernahm die Halle sogar die Funktion einer Bank – reiche Privatleute nutzten ihn als Tresor für ihr Privatvermögen Das gesamte Dachüberdeckungssystem ist mit Blei beschichtet. Der innere Bedesten ist ein Viereck in der Größe von 48×36 und 15 Kuppeln. Acht Stützbeine weisen drauf hin, dass diese aus der Byzantinischen Zeit stammen. Zudem sind alle Gewölbe bemalt. Die Gassen mit den zweistöckigen Geschäften bilden eine labyrinthähnliche Architektur mit Hauptstraßen und Alleen und gedämpftem Licht. Dementsprechend bildet sich ein undurchschaubares Gewirr von Gassen für die Besucher. Referat: Sabine Thellmann 13 14 15 16 Tag 2 – Samstag – Asiatische Seite Am Samstag, dem zweiten Tag der Exkursion, standen auf dem Tagesplan eine Überfahrt zur asiatischen Seite Istanbuls und ein Essen in einem der vielen typischen Fischrestaurants. Sonst blieb es uns überlassen die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und erste Eindrücke zu sammeln. Um zur asiatischen Seite fahren zu können ging es zunächst zu Fuß zur Fähre. Dabei kamen wir an der Hagia Sofia und der langen Schlange von vor ihr wartenden Touristen vorbei, sowie an dem ohne die Warteschlange leicht zu übersehenden Eingang zur Zisterne Basilika, die wir die nächsten Tage beide besichtigen werden sollten. Weiter ging es vorbei an den verschiedensten historischen Steingebäuden aber auch an Häusern aus Holz, die an den Kolonialstil der USA erinnerten und eine typische Bebauung Istanbuls darstellten. Allerdings sind nicht allzu viele dieser Häuser erhalten, da sie durch Brand oder Zerfall zerstört wurden. Um den ägyptischer Basar herum, an dem man vor allem Gewürze und Tee erstehen konnte, wurde es immer dichter und viele Menschen drängten sich aneinander vorbei. Am Hafen angekommen standen schon einige Fähren bereit. Um über den Bosporus auf die asiatische Seite zu gelangen, gibt es in Istanbul Fähren, die wie die Straßenbahnen und U-Bahnen zum öffentlichen Verkehrsmittelnetz gehören. Auf der anderen Seite angekommen veränderte sich das Stadtbild schlagartig. Da das Hostel, in dem unsere Gruppe übernachtete, im historischen Viertel war, unterschied sich die andere Seite mit ihrer neueren Bebauung deutlich. In kleinen Gruppen wurde die asiatische Seite erkundet und die Zeit zum Essen genutzt. Vor Ort konnte man beobachten, wie wichtig die kleinen Marktstände in der Stadt sind. Es gibt selten Läden, wie wir sie in Deutschland gewohnt sind, sondern viele Marktstände oder stark nach außen tretende kleine Läden (die innen eher als Lager genutzt werden) an denen man Obst, Gemüse, Fisch aber auch Kleidung kaufen kann. Dabei werden die Waren laut angepriesen. Diese direkten Anreden zum Kaufen oder um auf sich aufmerksam zu machen, nutzen nicht nur die Marktstände, sondern auch Restaurants, die es den kleinen Läden nachtun und stark nach außen treten, sodass auf der Straße fast mehr Bestuhlung zu finden ist als im Innenraum. So ist man in diesen Bereichen überall von Stimmengewirr, Menschen und Verkehr umgeben. Nachdem sich die Gruppe wieder zusammengefunden hatte und viele ihre Einkäufe (vor allem Früchte, die man aus Deutschland nicht kannte) gezeigt hatten, ging es weiter, um das beste Eis in Istanbul zu kosten. Vor dem Laden erwartete uns bereits eine Schlange, die direkt zeigte wie begehrt das Eis aus diesem Laden ist. Außerdem gab es eine ganz besondere Kreation, bei der die Eiskugeln zwischen zwei Waffeln gefüllt wurden, sodass man eine Art Eissandwich bekam. Zufrieden und jeweils mit Eis ausgestattet ging es gemeinsam in einen nahgelegenen Park bzw. einen am Wasser angelegten 17 18 Grünstreifen zum Ausruhen und in der Sonne entspannen. Bald darauf ging es mit der Fähre zurück auf die europäische Seite, um dort einzeln durch Istanbul zu streifen oder sich die Zeit nach eigenen Interessen zu füllen. Erst abends traf sich die Gruppe wieder zusammen um gemeinsam zu essen. Direkt in der Brücke befand sich das Fischrestaurant mit Blick auf das Wasser und Angler, die von oben ihre Angeln auswarfen und immer wieder Fische aus dem Wasser zogen. Um das türkische Essen kennenzulernen, gab es als Vorspeise Auberginenmus, Salat, Tintenfischringe und scharfe Sauce mit Brot. Als Hauptspeise gab es natürlich fangfrischen Fisch, wie er oft in Istanbul gegessen wird. Bericht: Erika Bosch-Ramirez Claudia Nauschitz Veronika Krämer 19 20 Der Bahnhof Haydarpaşa liegt auf der asiatischen Seite Istanbuls unmittelbar am Hafengelände und ist an drei Seiten von Wasser umgeben. Er wurde von dem deutschen Architekten Helmut Cuno errichtet und war der Ausgangspunkt der Anatolischen Eisenbahn und später der Bagdadbahn. 21 22 23 24 25 26 Stadtstrukturen der europäischen und asiatischen Seite Kulturelle und soziale Bedeutung der Märkte Beim Durchfahren des Bosporuskanals war ein deutlicher Unterschied der beiden Seiten zu spüren. Ohne all die Märkte in Istanbul wäre es nicht so gesellig und belebt auf den Straßen, denn gerade diese spiegeln den Charme und die gesellschaftlich traditionellen Aspekte wider. Auf der europäischen Seiten ist der Arbeitsmarkt größer und ausgeprägter als auf der asiatischen, daraus lässt sich zunächst schon mal schließen, dass die europäische Stadtstruktur durch den Arbeiterandrang über eine viel ausgeprägter infrastrukturelle Erschließung verfügen muss. Die vielen hohen Bauten im Westen bestätigen diese Annahme. Die Dimensionen und Ausmaße der Bauwerke im Westen sind dementsprechend um ein vielfaches größer. Die Bebauung direkt am Ufer zeigte viele gepflegte Villen, aber auch sanierte Gebäude, die dennoch einen eher gehobenen Eindruck hinterließen. Dagegen war die Bebauung auf der asiatischen Seite kleinteiliger. Beide Uferseiten sind zwar bebaut, jedoch machten die vielen Jachten am westlichen Ufer nochmals die gesellschaftlichen Unterschiede beider Seiten Istanbuls deutlich. In Istanbul gibt es rund 200 Märkte, auf denen jede Woche gehandelt wird was das Zeug hält. Der bekannteste Markt in Istanbul ist wohl der Grand Bazaar. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts befand sich dort der wichtigste Umschlagplatz für lokale und internationale Güter. In den vergangenen Jahrzehnten hat der Markt jedoch ein neues Image bekommen – er ist immer touristischer geworden. Textilien, Gewürze, Schmuck und Juwelen, Lampen und vieles mehr werden dort angeboten – zwar etwas teurer als woanders, die Auswahl lässt dafür kaum zu wünschen übrig. Händler, deshalb befinden sich auch außerhalb der beiden Marktbereiche viele Stände, an denen Händler ihre Ware anbieten. Referate: Erika Bosch-Ramirez Claudia Nauschitz Veronika Krämer Nicht weit vom Grand Bazaar entfernt befindet sich der Ägyptische Basar, auch bekannt als Gewürzbasar. Die ganze Gegend rund um den Großen Basar und den Gewürzbasar ist seit jeher ein Gebiet der 27 28 29 30 Autoban Designstudio Das Designstudio Autoban wurde 2003 von der Architektin Seyhan Özdemir und dem Innenarchitekten Sefer Caglar in Istanbul gegründet. Beide erhielten 1998 an der MSGSÜ ihren Abschluss. Von Beginn an arbeiteten sie mehr im innenarchitektonischen Bereich und entwickelten schon bald ihre eigenen Designprodukte. Im Jahr 2004 brachten sie ihre erste Kollektion auf den Markt und wurden noch im selben Jahr vom Wallpaper-Magazine zu den „Best young Designers of the year“ ernannt, wodurch sie auch international bekannt wurden. Heute, zehn Jahre später, haben sie über 35 Mitarbeiter, haben mehr als 15 Auszeichnungen von internationalen Organisationen erhalten und verkaufen ihr Produkte weltweit. Der Name des Designstudios ist angelehnt an das deutsche Wort Autobahn und wird ohne „H“ geschrieben, damit es dem türkischen „Otoban“ ähnlicher ist. Er steht für die Verbindung aus europäischen und asiatischen Einflüssen, die am Bosporus aufeinandertreffen und sich so auch in Ihren Entwürfen widerspiegeln. In ihrer Arbeit verbinden Seyhan Özdemir und Sefer Caglar ihre türkischen Wurzeln mit europäischen Gestaltungselementen. Ihr Design ist klassisch-modern und sie kombinieren dies mit regionalen Materialien, Symbolen und traditioneller türkischer Handwerkskunst. Die Produkte sollen ästhetisch aber dennoch im alltäglichen Leben nützlich sein. In Ihrer Materialität sind die Möbel sehr natürlich; so verwenden die Beiden besonders Walnussholz, Eiche, Rattan und Leder. Auch die Ideen für die Entwürfe stammen meist aus der Natur, wie man beispielsweise an dem Beistelltisch „Pumpkin“ oder der Leuchtenserie „Tulip“ erkennen kann.So erstellt das Designstudio Raumkonzepte für Cafés, Bars, Hotels oder Büros. In Istanbul kann man Autobans Designprodukte in den Filialen der Café-Kette „ The House Café“ , oder auch in der Autoban Gallery, welche 2006 eröffnet wurde, erleben. Referat: Mareike Winkler 31 Der Galata Turm liegt am Nordufer des Goldenen Horns und überragt Istanbuls Stadtteil Beyoglu. 32 Galata Turm Der Galata-Turm, auf türkisch „Galata Kulesi“, liegt im Istanbuler Stadtteil Beyoglu und markierte einstmals das Nordende und die Hauptbastion der genuesischen Siedlung Galata. Er war ein Turm der Stadtmauer und zu der Zeit der höchste Punkt in Istanbul. Er wurde ursprünglich 1348-49 als JesusTurm errichtet. Während der Eroberung Istanbuls durch die Osmanen 1453 n.Chr. wurde der Turm teilweise zerstört, aber unmittelbar im Anschluss wiederhergestellt. Weitere Beschädigungen erfolgten durch ein Erdbeben im Jahr 1509 und durch Brände 1794 und 1831. Am Fuß des Turms weist eine neuerlich angebrachte Inschrift darauf hin, dass die Schlüsselübergabe durch die Genueser am 29.5.1453 erfolgte und die Übergabe des gesamten Stadtgebietes am 1.6.1453 abgeschlossen war. Der Turm liegt ca. 40 m über dem Meeresspiegel und ist bis zu seiner kegelförmigen Spitze 66,9 m hoch (62.59 m ohne Dachverkleidung). Die Aussichtsplattform ist auf 51,65 m Höhe. Die massiven Wände haben einen Durchmesser von 3,75 Meter. Somit beträgt der Außendurchmesser des Turms 16,45m und der Innendurchmesser dagegen nur 9m. Ein Aufstieg wird mit den Stufen entlang der Wände spiralförmig ermöglicht. Heute ist selbstverständlich auch ein Aufzug mit integriert. Der Turm dominiert die Stadtsilhouette des Nordufers des Goldenen Hornes. Ab dem 16. Jh. n.Chr. diente er als Wachturm, gegen Ende der Zeit der Osmanen als Feuerwache, eine Funktion, die er bis in die 1960er Jahre innehatte. Später wurde der Galata-Turm privatisiert, renoviert und für den Tourismus geöffnet. Die Stadtverwaltung strebt eine Rückgängigmachung der Privatisierung an. Es gibt einen geheimen sehr engen unterirdischen Tunnel zwischen dem Galata-Turm und der nahe gelegenen Bereketzade Moschee, welcher jedoch unzugänglich ist. Referat: Veronika Krämer 33 34 Tag 3 – Sonntag – Istanbul Modern & Bunte Treppe Am dritten Tag zogen wir gemeinsam los, um das Museum Istanbul Modern mit seinen Kunstausstellungen zu besichtigen. Das Museum liegt direkt am Pier von Karaköy und somit im Zentrum der Stadt. Es ist ein Symbol für die fortschreitende Europäisierung in Istanbul, wird hier doch vor allem zeitgenössische Kunst türkischer Künstler gezeigt. Auffallend waren die verschärften Sicherheitsvorkehrungen am Museumseingang, die vergleichbar sind mit den Sicherheitskontrollen am Flughafen und denen wir uns alle unterziehen mussten. Das Innere des Museums zeigt sich weitläufig und hell. Sehr deutlich tritt die Struktur und der Charme der alten Lagerhallen der Marine von 1958 zu Tage, die das Gelände einst beherbergte. Die Gründer des Istanbul Moderns setzten sich zum Ziel das Tragwerk und charakteristische Elemente der Hallen zu erhalten und gleichzeitig eine sinnvolle Umnutzung zu einem Museum zu gewährleisten. Beides ist gelungen und aus diesem Grund ist das Istanbul Modern ein schönes Beispiel von Konversion in der Architektur. Die Vielfalt der Ausstellungen war, sowohl unter dem Aspekt der Darstellung wie auch der Themen und der Künstler, überwältigend. Es gab Videoinstallationen, Gemälde, Collagen, Skulpturen und interaktive Installationen. Vielmals wurde die Rolle des Islams – auch in Bezug auf die westliche Welt – kritisch betrachtet oder dem Besucher wurden Einblicke in diese Kultur gegeben. Natürlich sah man ebenso künstlerische Darstellungen in Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen, die sich auf vielerlei Kulturen übertragen lassen. Da die Ausstellung so umfassend war, verbrachten wir einige Stunden im Istanbul Modern. Herr Lengfeld ermutigte uns die Architektur zusätzlich zeichnerisch zu erfassen und diejenigen, die daran gedacht hatten ihre Zeichenutensilien mitzunehmen, stellten sich dieser Herausforderung. Gegen vier Uhr nachmittags fand sich die Gruppe, gesättigt mit gestalterischem Input und optischen Eindrücken, wieder zusammen. Gemeinsam brachen wir auf, um das umliegende Viertel mit der bekannten „bunten Treppe“ zu erkunden. Das erforderte einiges an Kondition, denn das Viertel mit den kleinen Straßen und den engen Gässchen liegt direkt am Hang. Hier bekamen alle noch einmal eine andere Sicht auf die Architektur Istanbuls fernab von der Altstadt, den Einkaufstraßen und den touristischen Vierteln. Oftmals waren die Gassen gesäumt von den typischen Holzhäusern, die jedoch leider lang sam dem Zerfall zum Opfer fallen. Trotzdem sind viele von ihnen noch bewohnt. Die bunten Treppen in Istanbul haben gerade vor dem Hintergrund der Proteste um die Neugestaltung des Gezi-Parks eine besondere Bedeutung. Noch kurz vor unserer Exkursion waren die Treppen nämlich steingrau – was einem pensionierten Ingenieur gar nicht gefiel. So beschloss er kurzer hand seine Stadt in Eigenregie zu verschönern und strich mit Hilfe seiner Freunde die 35 36 erste Treppe bunt an. In der süddeutschen Zeitung heißt es in einem Artikel vom 03.09.2014: „Es ist eine heikle Angelegenheit, das Stadtbild von Istanbul zu verändern, vor allem derzeit, und selbst im Kleinen. Die Proteste gegen die Neugestaltung des Gezi-Parks, die sich im Juni zu einer nationalen Krise ausweiteten, sind noch in den Köpfen von Bewohnern und Politikern in Istanbul. Und so griff die Verwaltung durch. Zwei Tage nachdem Hüseyin Çetinel und seine Freunde ihre Arbeit beendet hatten, überstrichen städtische Angestellte die bunten Stufen mit grauer Farbe. Wie Hürriyet Daily News berichtet, fürchteten die Kommunalpolitiker offenbar, die bunten Stufen seien das Werk von Aktivisten der seit den Gezi-Protesten erstarkten Schwulen- und Lesbenszene.“ Doch dagegen wehrten sich die Bewohner Istanbuls. Über Twitter und Facebook entbrannten heftige Proteste, die dazu führten, dass der Bezirksbürgermeister Misbah Ahmet Demircan, ein Parteifreund Erdogans, seine Arbeiter erneut losschickte, um die Treppe wieder bunt anzustreichen. Heute gibt er sich selbst als ein „Freund der bunten Stufen“ aus. „Auf Twitter kündigte er eine Abstimmung an mit dem Ziel, alle Treppen der Umgebung bunt anzustreichen. „Ich werde mit ‚ja‘ stimmen und hoffe, die Anwohner werden es mir gleichtun“, versprach Demircan auf Twitter - und fügte hinzu: „Die Ära der bunten Stufen wird in Beyoglu beginnen.“ Uns begegnete mehr als eine Regenbogentreppe, die als Gegenwehr der autoritär empfundenen Politik gesehen werden kann. Welcher Abendbeschäftigung nachgegangen wurde stand jedem frei und so zogen einige Grüppchen los, um das Nachtleben Istanbuls zu erkunden. Dazu laden Clubs, Bars und Shisha-Bars vor allem rund um den Galataturm ein. So ließen wir den Abend entspannt ausklingen und tankten Kraft für den nächsten ereignisreichen Tag. Bericht: Verena Kirner 37 38 Istanbul Modern Das Museum der modernen Kunst Istanbul, Türkeis erstes privates Museum, das moderne und zeitgenössische Kunstausstellungen organisierte, wurde im Jahre 2004 gegründet und erstreckt sich über ein 8000 m² großes Grundstück am Ufer des Bosporus. Es fasst eine weltweite Übersicht zusammen, um Werke zeitgenössischer Kunst zu sammeln, erhalten, auszustellen und Kunstliebhabern den Zugang zu ermöglichen. Es beherbergt eine große Auswahl an interaktiven Programmen, um die künstlerische Kreativität der Türkei mit einem großen Publikum zu teilen und für seine kulturelle Identität in der internationalen Kunstwelt zu werben. Es gibt, abgesehen von der dauerhaften Ausstellungshalle, eine weitere temporäre Ausstellungshalle, eine Fotografiehalle und einen Platz für Bildungs-und Sozialprogramme. Zudem bietet das Istanbul Modern ein Kino, ein Restaurant, ein Designer-Laden und eine große Bibliothek. Das Museum ist nicht nur auf die Ausstellung von Kunstwerken beschränkt, sondern erfüllt auch eine Bildungsrolle. So gibt es im Istanbul Modern eine facettenreiche Kommunikationsplattform, die nicht nur Erstbesucher locken soll, sondern auch Grundschüler und Studenten. Um dies zu erreichen arbeiteten der private und der öffentliche Sektor zusammen mit der kommunalen Regierung, um das Museum zu unterstützen. In den letzten sieben Jahren stieg die Besucherzahl stetig und erreichte zuletzt mehr als fünf Millionen Besucher. Der Ursprung des Projekts geht zurück in das Jahr 1987, während der ersten internationalenzeitgenössischen Kunstausstellung, heute bekannt als die „International Istanbul Biennal“. Durch das gezeigte Interesse motiviert, begann Dr. Nejat F. Eczacibasi ein Projekt um Istanbul mit einem dauerhaften Museum der zeitgenössischen Kunst zu bereichern. Nach langen Bemühungen wurde „the Feshane“, eine ehemalige Textilherstellungsfabrik aus dem 19. Jahrhundert zum Museum umgebaut. Doch obwohl das Gebäude im Jahre 1991 die dritte „International Istanbul Biennal“ beherbergte, erreichte das Projekt nicht das gesetzte Ziel. Von nun an wollten verschiedene Institutionen und Personen das Istanbul Modern in der Stadt etabliert. Sie scheiterten jedoch aufgrund des Mangels eines geeigneten Standortes und wegen der Schwierigkeiten Kunstwerke für den Kern der dauerhaften Ausstellung zu beschaffen. 2003 kam dann die Wendung als das vierte Lagerhaus am Galata-Pier als Hauptaustragungsort für die achte Biennal diente. Nachedem Premier Minister Erdogan seine Zustimmung für die dauerhafte Nutzung erteilte, war das Haupthindernis beseitigt. Das Istanbul Modern hat zwei Hauptausstellungshallen. Die dauerhafte Ausstellung wird im Hauptgeschoss ausgestellt. In der großen Halle werden Werke von prominenten Künstlern in chronologischer Reihenfolge präsentiert. Von den Anfängen der modernen Kunst bis zum heutigen Tag. Im kleinen Raum im Sammlungsstockwerk sind Arbeiten von prominenten Repräsentanten aus der Türkei und auch anderen Ländern ausgestellt. Dieser Stock zeigt eine große Viel- 39 40 fältigkeit an Werken von Gemälden über Skulpturen bis hin zu Installationen und Videos. Im Erdgeschoss sind zwei bis drei Ausstellungen gleichzeitig in der Temporären Halle und der Fotografiehalle, sowie im Pop-Up-Ausstellungsbereich. Möglichkeit zu geben sich frei zu entfalten und ihr Wissen dazu zu nutzenihr Leben und die Umwelt zu verändern. Der Focus liegt hierbei auf dem Wert eines jeden Individuums. Vitra‘s zeitgenössiche ArchitekturSerie: „dreams to realities“ Das Istanbul Modern beherbergt den dritten Teil der Vitra Architektur-Serie, initiiert von Vitra und dem türkischen Verband für Architektur. Der Schwerpunkt ist in den letzten Jahren auf kommerzielle Gebäude und Tourismusbauten gelegt worden, um sich auf verschiedene Strukturen in der zeitgenössischen Architektur zu konzentrieren. Zudem soll dieser Bereich eine Plattform für Diskussionen und Austausch bilden. Die aktuelle Ausstellung lädt die Besucher zum Träumen und Nachdenken über das Bildungssystem ein, indem Ihnen die Sichtweise der Schüler und Auszubildenden aufgezeigt wird. Die interaktive Ausstellung verdeutlicht das Hauptziel der Bildung: einer Person die 41 42 Tag 4 – Montag – Blaue Mosche An unserem vierten Tag in Istanbul, ging es morgens direkt nach dem Frühstück durch den Regen zur blauen Moschee. Sie ist Istanbuls Wahrzeichen und wichtigste Hauptmoschee. Dort angekommen hörten wir ein Referat über die Entstehung sowie den Baukörper. Um in die blaue Moschee eintreten zu dürfen, mussten viele noch Röcke über kurze oder zu enge Hosen ziehen, sowie ein Kopftuch aufsetzen. Unser Aussehen wurde dann erstmal ausgiebig fotografisch dokumentier. Das Kopftuch der muslimischen Frau ist Teil ihrer gesamten Kleidung, die bestimmten Vorschriften unterliegt. Kleidungsvorschriften gibt es im Islam sowohl für den Mann, als auch für die Frau und dienen dazu, die Würde und Achtung zu schützen. Muslime sollten grundsätzlich Kleidung tragen, die den Körper in der Weise bedeckt, dass die Figur nicht sichtbar wird, um das Interesse des anderen Geschlechts nicht auf sich zu lenken. Deshalb sollte die Kleidung weder zu eng anliegen, noch durchscheinend sein. Da die Haare bzw. Frisur der Frau eine sehr wichtige Rolle für ihr Aussehen spielen und auch eine gewisse Anziehung ausüben können, gilt für Frauen zusätzlich, dass sie ein Kopftuch tragen. Wir haben so ein Gefühl dafür bekommen, wie sich muslimische Frauen fühlen. Viele fanden es ungewohnt und beklemmend, obwohl es auch mal interessant war. Uns ist zusätzlich aufgefallen, dass Männer und Frauen getrennt beten. Das liegt ähnlich wie auch bei den Kleidungsvorschriften daran, dass man sich gegenseitig nicht ablenken soll. Die volle Konzentration soll so dem Gebet/Glaube gewidmet werden. In dem Referat erfuhren wir einige interessante Dinge über die Blaue Moschee. Sie ist das Hauptwerk der osmanischen Architektur und überragt die Hagia Sophia, welche nur 500 Meter entfernt auf der anderen Seite des Sultan- Ahmet Platzes steht. Rückblickend hat uns die Hagia Sophia mehr beeindruckt. Die stärkere historische Prägnanz und auch die vielfältigen Mosaike blieben uns im Kopf. Es fiel auf, dass sich beide Bauten ähneln und die blaue Mo schee die Hagia Sophia als Vorbild nahm. Die Blaue Moschee wurde im Jahre 1609 von Sultan Ahmet in Auftrag gegeben und in nur 7 Jahren von Mehmet Aga erbaut. Mehmet Aga war ein Schüler Sinans, des bedeutendstem osmanischen Architekten, welcher auch als „ Michelangelo der Osmanen“ bekannt war. Mehmet Aga galt als Sinans Assistent und führte dessen Büro in seiner Abwesenheit. 1606 wurde Aga Architekt des Hofes und arbeitete ab 1609 ausschließlich an der Blauen Moschee. Dabei orientierte er sich an der Hagia Sophia. Der Name „Blaue Moschee“ rührt vom Reichtum an blau-weißen Fliesen her, welche den Innenraum der Moschee zieren. Sie sind allerdings jünger als der Bau selbst. 260 bunte Fenster erhellen den Innenraum. Der Gebetsraum ist fast quadratisch, und die Hauptkuppel ist 23,5 Meter hoch. Sie wird von 4 Spitzbögen und 4 flachen Zwickeln getragen, die wiederum auf 4 riesigen, 5m dicken Säulen ruhen. Die Moschee und der Hof waren von einer Mauer umgeben, die die Moschee von umliegenden Gebäuden 43 44 trennte, wie zum Beispiel der anliegenden Schule und den angrenzenden Türmen, in denen Sultan Ahmet und seine Frau ruhen. Heute existiert von der Mauer nur noch der Nordteil. ging es für manche nochmal kurz ins Hostel, um sich für die kalte Bosporustour vorzubereiten. Die Blaue Moschee hat sechs Minarette im klassischen osmanischen Stil. Unten ist je ein runder Schaft, es gibt mehrere Balkone und oben ist ein Spitzkegeldach mit einer Bekrönung.Ein Minarett ist ein erhöhter Standpunkt oder ein Turm, von dem aus der Muezzin die Muslime 5 mal am Tag zum Gebet aufruft. Zudem dient ein Minarett als Signalturm und als Wachturm. Die Moschee hat gleich sechs Minarette. Lediglich die Prophetenmoschee in Medina und die Hauptmoschee in Mekka haben noch mehr Minarette. Laut einer Geschichte wollte Sultan Ahmend nicht sechs Minarette, sondern vergoldetet Minarette. Der Architekt Mehmet Aga wusste, dass das vorgegebene Budget dies nicht zuließ und „verhörte“ sich. Er machte aus dem türkischen Wort: Altin (Gold) die Zahl Alti (sechs). Nach dem Besuch der Blauen Moschee Bei der schönen Bootsfahrt ab Kabatas, genossen wir die Aussicht auf beide Ufer des Bospours und wunderten uns, wie es zu solch einer Bebauung kam. Nach einigen Recherchen haben wir heraus gefunden, dass Istanbuls Stadtbild sich komplett verändert hat und es ist in keiner Weise mehr ablesbar ist, dass es bis ins 20. Jahrhundert eine „hölzerne Stadt“ gewesen war. Viele der Holzbauten wurden im ersten Weltkrieg zerstört, deshalb gibt es nur noch sehr wenig bestehende Häuser. Gerade am Ufer sind noch viele vorhanden. Diese sind altersmarode aber immer mehr vom Verfall bedroht. Dagegen arbeitet die „Abteilung Istanbul“ an, indem sie bauhistorische Untersuchungen dokumentieren und Restaurierungsmaßnahmen einleitet. Als wir in dem Fischerdörfchen Kavagi“ auf der anderen Seite des Bosporus ankamen, verspürten Bosporus-Tour ein kleines Magenknurren. Die freundlichen und hilfsbereiten Restaurantbesitzer boten uns direkt einen schönen Platz draußen am Wasser an. Neben Heizpilzen und Decken wurde uns ausgiebige Vorspeisen sowie Fleisch- und Fischgerichte kredenzt. Müde und satt hatten wir noch lange nicht genug. Innerhalb 15 Minuten ging es im Eilschritt hoch zum Yoros Kalesi. Von da aus hatten wir einen phänomenalen Blick. Die Aussicht konnten wir leider nicht lange genießen, da das letzte Rückschiff kam, dass wir bekommen mussten. In letzter Sekunde erreichten wir das Boot und schliefen direkt alle ein. Bericht: Miriam Heilig Elena Hüning Vannesa Schöttes Der Namen „Blaue Moschee“ rührt vom Reichtum an blau-weißen Fliesen her, welche den Innenraum der Moschee zieren. 45 46 Sie wird von 4 Spitzbögen und 4 flachen Zwickeln getragen, de wiederum auf 4 riesigen, 5 m dicken Säulen ruhen. 47 48 Bosporos Brücke Während eines Aufenthalts in Istanbul erhält man die besondere Gelegenheit, mit einer Überquerung des Bosporus einen Sprung auf einen anderen Kontinent zu machen. Der Bosporus durchquert nicht nur Istanbul, sondern trennt zugleich Europa und Asien voneinander. Und Istanbul, welches sowohl auf europäischem als auch auf asiatischem Boden errichtet wurde, ist somit die weltweit einzige Metropole, die gleich zwei Kontinente für sich beansprucht. Die Bosporus-Brücke ist eine Hängebrücke und misst knapp anderthalb Kilometer und ragt 64m in die Höhe. Die 39 m breite Brücke bietet insgesamt 8 Fahrspuren – von denen zwei als Notweg ausgewiesen sind – und einem Notfußweg Platz. Fußgängern ist es aus Sicherheitsgründen unmöglich, die Brücke zu überqueren. Wer von Europa nach Asien fahren möchte, muss sich ins Auto setzen.Die Bauarbeiten der vollständig aus Stahl bestehenden Brücke begannen 1970 mit der Herstellung der 165 m hohen Pylone. Beide Pylone konnten an Land gegründet werden, was zu einer wesentlichen Beschleunigung der Bauzeit beitrug. Das Tragwerk wurde aus insgesamt 60 Stahlsegmenten zusammengeschweißt, wobei die einzelnen Elemente des Hohlkastens mit Lastfähren zur Baustelle transportiert wurden. Die Brücke hat eine Hauptspannweite von 1.074 m und war nach ihrer Vollendung damit die größte Brücke Europas und die viertgrößte der Welt. Eine ihrer Besonderheiten sind die beiden seitlichen Brückenfelder, die nicht am Kabel aufgehängt wurden, sondern auf Stützen aufgelagert sind. Die Fahrbahn befindet sich 64 m über dem normalen Wasserstand des Bosporus. Somit ist auch für große Schiffe und Flugzeugträger ausreichend Platz. Eine weitere Besonderheit der ersten Bosporusbrücke sind ihre diagonal angeordneten Hänger, die in der Seitenansicht zickzackförmig erscheinen. Diese Art der Aufhängung soll für eine größere Steifigkeit des Tragwerks sorgen und war eine Spezialität des Büros Freeman, Fox & Partners. Diagonale Aufhängungen wurden z.B. auch bei der Severnbridge (1966) und bei der Humberbridge (1981) eingesetzt, beides Planungen von Freeman/ Fox. Letztendlich hat sich diese Art der Aufhängung aber nicht durchgesetzt und führte bei der Bosporusbrücke während der Bauphase zu einigen Schwierigkeiten. An den zunächst nur provisorisch verschweißten Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Segmenten kam es durch die horizontale Kraftkomponente aus den diagonalen Hängern zu leichten Beschädigungen. Die Bauarbeiten, an denen etwa 400 Arbeiter und 35 Ingenieure beteiligt waren, konnten nach einer erstaunlich kurzen Bauzeit im Herbst 1973 zum Abschluss gebracht werden. Die Einweihungsfeier der 200 Millionen US$ teuren Brücke fand am 29. Oktober 1973 statt, genau am 50. Jahrestag der Ausrufung der türkischen Republik. Es war ein denkwürdiger Tag für Istanbul und die ganze Türkei, nicht nur weil die Verkehrssituation in der Metropole dringend auf eine Entlastung wartete. Erstmals in der Geschichte des Brückenbaus waren zwei Kontinente miteinander verbunden worden und der europäische Teil Istanbuls war endlich 49 mit dem großen Rest des Landes vereint. Schon kurze Zeit nach ihrer Eröffnung zeigte sich jedoch, dass die neue Brücke die Verkehrsprobleme Istanbuls alleine nicht würde bewältigen können. Um die Brücke, die täglich an die 200.000 Fahrzeuge verkraften muss, zu entlasten, wurde 1988 nur wenige Kilometer weiter mit der Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke eine weitere Brücke in Betrieb genommen. Längst ist eine dritte Brücke in Planung aber auch ein Tunnel soll für eine Verkehrsentlastung sorgen. Der ist auch dringend notwendig, denn bisher gibt es noch keine einzige Verbindung für die Eisenbahn über den Bosporus. Alle europäischen und asiatischen Bahnlinien enden auf den jeweiligen Seiten Istanbuls. Seit 2004 wird an dem aufwändigen Projekt gebaut und eigentlich sollten die Bahnlinien ab 2009 unter dem Bosporus verkehren. Allerdings stieß man bei den Bauarbeiten auf die antiken Überreste des Hafens von Byzanz, die nun erst einmal von den Archäo- 50 logen freigelegt werden müssen. Wann die Bauarbeiten fortgesetzt und zum Abschluss gebracht werden können ist nun völlig offen. Referat: Arosha Qasim Mit dem Schiff über den Bosporus zum kleinen Fischerdörfchen Anadolu Kavagi. 51 52 53 Der Fischmarkt Wir stiegen in Besiktas aus und gingen Richtung Fischmarkt. Murat fragte sich durch die Massen und führte uns letztendlich zum Ziel. Der Fischmarkt in Besiktas ist ein spezifisch zugewieser Platz und eine Ausnahme für die sonstigen Marktsituationen dort. Nachdem der langjährig bestehende Markt in die Jahre gekommen war, beschloss die Bezirksverwaltung das Istanbuler Architekturbüro GlobalArchitectsDevelopment zu beauftragen, sich diesem Projekt anzunehmen. Die Architekten wollten die Oberfläche des dreieckigen Grundstücks anheben/aufstülpen, um so den Markt in die umliegenden flachen Gebäude zu integrieren. Es gibt nur drei Stützen, die sich „fließend“ im Boden verlaufen. Dadurch entstand ein offener und einladender Charakter, der dennoch durch das Dach eine geschützte Atmosphäre hat. Somit entstand ein Raum im Raum. Den „Innenraum“ gliederte man in sechs abgerundete Bereiche in verschiedenen Größen, die wiederum die Stadtgliederung aufgreifen und ein dynamisches, fließendes Raumgefühl geben. Beleuchtet wird der Fischmarkt mit 150 Watt Glühbirnen, die von der Decke 54 hängen. Sie greifen einmal das traditionelle Marktflair auf, aber auch die metallisch schimmernde Innenausstattung wird in Szene gesetzt und das Motiv des Meers sowie der Frische suggeriert. Nach dem kurzen Marsch und dem Referat, waren die meisten wieder wach und wir diskutieren darüber, ob es ein gelungenes und schönes Projekt ist. Wir kamen zu dem Entschluss, dass sich der Bau vom Konzept her super in das Stadtbild einfügt, aber von der Bevölkerung nicht als dieses angenommen wird, weil der Markt mit seinen glatten und graden Zügen anders ist, als die Menschen es gewohnt sind. Nächster Tagespunkt, nach dem Markt, sollte das Kartoffelessen sein. Der Weg dorthin war von Verlusten geprägt. Nach und nach verloren wir immer mehr Studenten, die ihren Klobesuch nicht mehr hinauszögern konnten und auch nicht mehr dazu kamen uns bescheid zu sagen. Die Stimmung kippte kurzfristig. Als wir wieder vereint waren, fuhren wir endlich zum Kartoffel-Markt. Jeder bestaunte das Traditions Essen „Kumpir“ mit den vielen verschiedenen Füllungen. Es blieb bei den meisten bei dem Staunen, da wir noch so satt vom leckeren Fisch waren. Die Gruppe löste sich dann nach und nach auf und wir hatten Zeit zur freien Verfügung. Am Abend bekam die Gruppe dann noch Zuwachs: Der Lehrbeauftragte reiste an Glühbirnen greifen den traditionellen Marktflair auf und bieten einen gelungenen Kontrast zum metallisch schimmernden Innenausbau. 55 ühbirnen entstehtgreifen der den Einditionellen uck, dass die Marktflair Hagia phia und bieten wie von eineninnen gegenen raus Kontrast zu leuchten zum heint tallischund schimmernnicht ihr cht n Innenausbau. von außen erhält Tag 5 – Dienstag – Hagia Sophia Die Hagia Sophia wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. unter Kaiser Justinians errichtet und gilt als eines der bedeutendsten Beispiele für die Kuppelbasilika. Als Vorbild gilt beispielsweise die SS. Serguis und Bachus. Dabei werden verschiedene Bauelemente, die bis in die römisch-republikanische Zeit zurückreichen, miteinander vereinigt. Die Hagia Sophia war die Hauptkirche des byzantinischen Reiches und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls. Ihr Bau und ihre Symbolkraft waren von außerordentlich hoher Bedeutung für die orthodoxe Christenheit und das Reich. Allerdings ist das auffallendste Merkmal nicht die schiere Größe, oder eins der prunkvollen Mosaike, sondern die monumentale Kuppel, die den gesamten Innenraum bedeckt. Die Grundfläche des Gebäudes bildet ein Rechteck von etwa 70x75m. Durch das Kaiserportal gelangt man schließlich in den Hauptraum, der in etwa die Ausmaße eines Fußballfeldes hat. Dieser wird durch die Kuppel, mit einen Durchmesser von 33m und einer Höhe von ca. 14m gekrönt. Die Kuppel wird in der West-Ost-Hauptachse durch zwei Halbkuppeln abgestützt, die wiederum auf drei kleineren Hauptkuppel aufruhen. Durch das Fensterband in der Kuppel entsteht der Eindruck, als würde diese über dem Hauptraum schweben. Die nördlichen und südlichen rechteckigen Seitenschiffe sind zweigeschossig, wobei die Säulenordnungen der unteren Umgangshalle und der Empore nicht aufeinander bezogen sind, wie es nach dem üblichen Schema von Stütze und Last zu erwarten wäre. Auch die byzantinischen Säulen mit ihrer glatten, polierten Oberfläche und den von Akanthusblättern überzogenen Kämpferkapitellen machen keinerlei tektonischen Struktur sichtbar. Oberhalb der Emporen ragen die von Fenstern unterbrochenen Schildwänden auf. Diese erwecken den Eindruck riesiger Wandschirme. Über die Gurtbögen der Schildwände und der oberen Halbkuppeln wird der gewaltige Schub der Hauptkuppel auf die vier mächtigen Pfeiler in den Ecken des quadratischen Zentralraums gelenkt. Diese Pfeiler aus Quadersteinen mit Metallverankerungen reichen durch die Mantelräume der Seitenschiffe hindurch bis zu den Umfassungsmauern des Gebäudes. Sie erscheinen durch die Pfeilerdurchgänge in der unteren Umgangshalle und der Empore aber eher leicht. Ihre wirklichen Ausmaße werden verschleiert, ohne dass dies ihrer statischen Funktion Abbruch tut. Vom Zentralraumaus erscheinen die Pfeiler als einfache Wandflächen, wie überhaupt das Bemühen vorherrscht, tragende Bauglieder nach dem Prinzip der Flächigkeit zu behandeln. Begrenzt wird das Bauwerk an der Ecken durch 4 Minarette. Referat: Christopher Hilgers 57 Es entsteht der Eindruck, dass die Hagia Sophia von innen heraus zu leuchten scheint und nicht ihr Licht von außen erhält. 58 59 Yerebatan Sarnici „die versunkene Zisterne“ Die versunkene Zisterne* wurde im 4. Jahrhundert, zur Wasserversorgung des Kaiserpalastes, von Kaiser Konstantin errichtet. Im 6. Jahrhundert wurde sie auf Anordnung von Kaiser Justinian, durch 7000 Sklaven, wieder aufgebaut und erweitert. Aufgrund des Standes des Kaisers, wurde sie selbstredend die größte Zisterne Istanbuls. Früher stand oberhalb der Zisterne eine Basilika, was ihr den Namen Cisterna Basilika einbrachte. Abgesehen davon, gaben ihr die unzähligen Marmorsäulen im Volksmund den Namen Yerebatan Sarayi („der versunkene Palast“). Auf einem Grundriss von 140x70m stehen 336, 9m hohe Säulen mit hauptsächlich korinthischen Kapitellen. Dies Säulen wurden von anderen (römischen) Bauten recycelt, weshalb sie unterschiedliche Materialien und Kapitelle haben. Die 4m dicken Wände sind mit Ziegeln gemauert und wasserfestem Mörtel verputzt. Die Zisterne fasst bis zu 80 000 m³ Wasser, dass über Aquädukte aus dem Belgrader Wald (ca. 20km von der Stadt entfernt) transportiert wird. Dies war erforderlich, ja, sogar Lebensnotwendig, da Unterhalb von Istanbul keine Wasserquellen liegen und die Stadt mit Wasser versorgt werden musste. 60 Weitere Besonderheiten dieses monumentalen Baus sind die „Tränensäule“ und die zwei Medusenhäupter, innerhalb der Zisterne. Die „Tränensäule“ diente als Tribut für die vielen Sklaven, die bei dem Bau der Zisterne zu Tode kamen. Viele Touristen zwängen ihren Daumen in ein Loch in der Säule, was angeblich Glück bringen soll. Sagenumwoben sind die Medusenhäupter, deren Nutzen bis heute ungeklärt ist. Forscher gehen davon aus, dass sie während des Baus lediglich als Sockel herbeigeschafft wurden, was den Legenden jedoch keinen Abbruch tut. Laut einer dieser Legenden, wurden die Köpfe der Medusa umgekehrt aufgestellt um ihren, jeden in Stein verwandelnden Blick, zu brechen. durch etliche Filme, wie den James Bond Film „Liebesgrüße aus Moskau“) sah, eine große Reinigungs- und Instanthaltungsaktion durchgeführt. Unter anderem wurden die damals verwendeten Boote durch Stege ersetzt, 50 000 Tonnen Schlamm heraus befördert und viele weitere Säulen restauriert. Heute kann man nur noch 2/3 der Zisterne besichtigen, da viele Säulen hinter einer Wand versteckt wurden. Sie dienen immer noch der Lastenabtragung. Die Wand tut der geheimnisvollen Atmosphäre keinen Abbruch. Klassische Musik, Lichtspiele und viele Konzerte verstärken diese Ambiente noch. Und wer möchte schon Istanbul verlassen, ohne den „versunkenen Palast“ erkundet zu haben? Die Yerebatan Sarnici wurde etwa siebenmal restauriert. Nachdem sich das Bewässerungssystem verbessert und weiterentwickelt hatte, geriet die Zisterne in Vergessenheit und wurde erst etwa 1544 durch einen holländischen Forscher bekannt. Die „Istanbuler“ verwendeten die Zisterne damals als Brunnen und zum fischen. 1985-1987 wurde durch die Regierung, die das Interesse der Touristen (gefördert Referat: Miriam Happel 61 62 63 MSGSÜ Nachdem wir die Hagia Sophia und die nahegelegene Zisterne besichtigt hatten, stand ein Besuch der MSGSÜ mit einem geführten Rundgang auf dem Programm. Als Highlight wurden wir für den Donnerstag Abend von der Universität zu einem Vortrag des renommierten Architekten Peter Rich eingeladen. Die MSGSÜ befindet sich mitten im Stadtzentrum auf der europäischen Seite des Bosporus, direkt am Wasser. Anders als es deutsche Studenten gewohnt sind, ist die MSGSÜ, wie viele andere Universitäten in der Türkei, kein offener Campus mit über ganze Stadtbezirke verteilten Gebäuden, sondern ein umzäuntes Gelände, das nur den Studenten, Professoren und Angestellten zugänglich ist. Ohne Passkontrolle oder, wie in unserem Fall, einer speziellen Genehmigung wird man nicht hinein gelassen. Wir wurden auf dem Außengelände von einem Professor der Universität empfangen und durch das sehr helle und lichtdurchflutete Gebäude geführt. Er zeigte uns Hörsäle, Arbeitsräume, die Bibliothek und die Mensa. An vielen Stellen waren die Arbeiten der Studenten ausgestellt. Im obersten Stockwerk unter dem Dach waren 64 die Architekten am Werk. Über die Mensa konnten man das Gebäude zu einem schönen, am Wasser gelegenen Platz verlassen, der von den Studenten zum Pausieren und Verweilen genutzt wird. Nach dem Rundgang wurden wir von Dekanin Prof. Dr. Güzin Konuk empfangen. Als Abschluss des Tages an der MSGSÜ erhielten wir einen Vortrag über die Universität und die städtebaulichen und architektonischen Entwicklungen Istanbuls in den letzten Jahrzehnten: Als „Schule der schönen Künste“ wurde die MSGSÜ 1882 vom Archäologen und Maler Osman Hamdi Bey gegründet und war damit die erste ihrer Art in der Türkei. Nachdem sie 1928 den Status einer Akademie und 1982 den Status einer Universität erhielt, wurde ihr 2003 der heutige Name „Architekt Sinan Universität der Bildenden Künste“ gegeben. Der Architekt Sinan war im 16. Jahrhundert überall in Istanbul aktiv. Seit einigen Jahren ist die Universität ein Partner der Hochschule Darmstadt. In den letzten 100 Jahren stieg die Bevölkerung der Stadt von etwa 500.000 auf rund 13 Millionen im Jahr 2010 an. Die Probleme, die dieses rasante Wachstum mit sich brachte, prägen heute zum Teil das Stadtbild von Istanbul. Beispielsweise wurden Häuser ohne Baugenehmigung und damit ohne städtebauliche Planung errichtet, arme Menschen wurden aus ihren Behausungen vertrieben, um neue Gebäude bauen zu können und der Verkehr der Stadt nimmt heute unkontrollierbare Ausmaße an. Selbst eine im Bau befindliche dritte Bosporus-Brücke scheint keine Abhilfe schaffen zu können, weil diese nur den Fernverkehr entlasten wird, der innerhalb der Stadt ein vergleichsweise kleines Verkehrsproblem darstellt. Bericht: Miriam Happel Christopher Hilgers Hendrik Diegel Arosha Quasim 65 66 67 Tag 6 – Mittwoch – Santral Istanbul Am Mittwoch besuchten wir das Istanbul Santral, ein Kunst- und Kulturzentrum am oberen Ende des Goldenen Horns im Stadtteil Eyüp. Anlässlich der Ernennung Istanbuls zur Kulturhauptstadt Europas 2010, gestaltete die ortsansässige Bilgi Universität zusammen mit privaten Sponsoren das ursprünglich erste Elektrizitätswerk des Osmanischen Reiches in einen Museenkomplex um. Das Konzept bezieht sich auf das des Tate Modern in London, ist jedoch noch umfassender: Das 180 000 m² große Areal beherbergt ein Museum für moderne Kunst, ein Energiemuseum, ein Amphitheater, mehrere Konzerthallen und ein Kino, den Campus der Bilgi Universität, eine öffentliche Bibliothek sowie zahlreiche Restaurants und Cafés. Errichtet wurde der Komplex auf einem von Istanbuls ältesten Industrieviertel. Die Silahtara a Power Station versorgte die Stadt ab 1911 bis zu seiner Stilllegung 70 Jahre lang mit Strom, bis es wirtschaftlich nicht mehr zu betreiben war und schließlich heruntergefahren werden musste. Nach Jahrzehnten der Verwahrlosung wurde 2007 schließlich das Istanbul Santral eröffnet, eines der größten kulturellen europäischen Projekte der letzten Jahre. Sein Ziel ist, ein Ort der Begegnung für junge Talente zu sein. Dabei gelten vor allem drei wichtige Komponente: Austausch, Raum für Kunst und Interdisziplinarität. Der Name „Santral“ (türkisch: Kraftwerk) verbindet dabei das Alte mit dem Neuen: Das ursprüngliche Elektrizitätswerk erhebt heute den Anspruch, Mittelpunkt der neuen türkischen Kunstszene zu sein, ein Ort des Schaffens und der Kreativität. Wir hielten uns lange im Energiemuseum auf und setzten uns dort mit dem Thema der architektonischen Konversion auseinander. Die ersten zwei Maschinenhallen des alten Kraftwerks aus den Jahren 1913 und 1921 wurden mit Auskreuzungen aus Stahl statisch verstärkt und in das heutige Museum umgewandelt, bei dem man versuchte, so viele Elemente wie möglich zu erhalten. Die riesigen, noch vorhandenen Generatoren in der Turbinenhalle wurden zum Beispiel als Teil der Ausstellung erhalten. Der Architekt Han Tümertekin integrierte sie in seinen Entwurf. Das Förderband für Kohle wurde durch eine Rolltreppe ersetzt, welche lediglich mit Glas verkleidet ist, sodass ihr Innenleben sichtbar ist. Sie führt den Besucher auf eine 12 m hohe Ebene aus rauem Holzboden und einer gläsernen Brüstung, von der aus man einen guten Überblick über den gesamten Maschinenraum hat und von der man in den alten Kontrollraum gelangt. Dieser ist weitestgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten und zeigt die aufwendigen Steuereinrichtungen des Kraftwerks. Auch die gesamte neue Technik des Gebäudes mit ihren Rohren und Verkabelungen bleibt sichtbar und fügt sich so in den Industriecharme des Bauwerks ein. Insgesamt waren wir alle gebannt von der Schönheit der alten rauen Konstruktion aus rostigen Stahlträgern und verwaschenen Betonwänden und der Sensibilität, mit der man bei der Konversion des Bauwerks umging. Bericht: Alice Weimar 69 70 71 Kanyon Weiter geht’s mit der Zahnradbahn, die wie eine Art U-Bahn leicht bergauf fährt. Unser nächster Halt heißt „Levent“. Hier besuchen wir mitten im Finanzviertel Istanbuls den „Kanyon“. Dadurch, dass dieser an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden ist, gelangen wir direkt in das Erdgeschoss des Zentrums hinein. Wer in Istanbul Wert auf exklusive Kleidung legt und das nötige Kleingeld besitzt, wird dort sicherlich fündig. Das Ende Mai 2006 eröffnete Einkaufszentrum ist eines der größten seiner Art in Europa. Über 37 500 m² Fläche erstrecken sich hier viele verschiedene Boutiquen, Restaurants, Bars und Freizeitmöglichkeiten. Das Kino ist eines der Highlights mit insgesamt neun Leinwänden, welches zentral in der Anlage steht. Abgerundet wird es durch eine Veranstaltungsbühne, die sich frei im Erdgeschoss befindet. Das Konzept von Jerde Partnership und Tabanlio lu Mimarlik, der Architekten des Gebäudes, war es den amerikanischen Canyon nachzustellen und einen Ort zu schaffen, der Arbeit und Vergnügen vereint. So befindet sich am Fuße des Canyons ein Hochhaus auf 30 000m² Fläche mit Bürozimmern auf 30 Etagen. 72 Anschließend folgen auf zwei Seiten aufgeteilt Essens-und Einkaufsmöglichkeiten mit jeweils vier Etagen. Integriert am Rande der Anlage ist auch eine Wohneinheit mit rund 179 Appartements zwischen 80 und 380 m², die sich auf 22 Geschosse erstreckt. Durch die versetzte Lage der Wohnungen entstehen Räume für Balkon und Terrasse. Eine Besonderheit ist sicherlich, dass die Anlage nur teilweise überdacht ist. Dies hat für uns den Raum im wahrsten Sinne des Wortes offen erfahrbar gemacht. Am Brunnen, im Erdgeschoss direkt an der Bühne, durften wir uns ein paar Infos über das Einkaufzentrum anhören. Im Sommer kann man hier die Grünanlage bestimmt in vollen Zügen genießen. In der kalten Jahreszeit jedoch wird ein hoher Energiebedarf notwendig, um dem Besucher ein angenehmes Klima zu schaffen, erfuhren wir unter anderem. Anschließend machten wir uns auf den Weg die verschiedenen Etagen und natürlich auch das Kino zu erkunden. Aufregend war die besondere Wegeführung durch den Kanyon. Diese ist bedingt durch seine organisch geschwungene Form. Dadurch, dass die Ebenen leicht verschoben übereinander stehen, konnten wir von der obersten Etage aus stets auf die darunterliegenden Geschosse blicken und hatten, je nach Standpunkt, unterschiedliche Perspektiven und Einsichten. Das Gebäude ist rundum verglast, um möglichst viel Licht einzufangen. Verwendet wurden unter anderem auch verschiedene Steinarten, Beton und Gips. Die Baukosten werden auf rund 200 Millionen US Dollar geschätzt. Trotz der hohen Preise, die uns daran hinderten etwas einzukaufen, war der Kanyon alleine wegen der einmaligen Architektur seinen Besuch definitiv wert und hat bleibende Eindrücke hinterlassen. Bericht: Sabrina Schüssler 73 74 Tag 6 - Mittwoch - Sapphire Das Istanbul Sapphire ist ein Wolkenkratzer, der auf der europäischen Seite des Bosporus im Geschäftsviertel Levent liegt. Es ist mit 261 Metern das höchste Gebäude der Türkei und eines der höchsten Europas. Auf 66 Stockwerken und etwa 165.000 m² Nutzfläche sind überwiegend Luxuswohnungen, Freizeitbereiche und ein Einkaufszentrum untergebracht. Der Wolkenkratzer wurde 2011 nach 5 Jahren Bauzeit eröffnet. Mit 340 Mio. US-Dollar lagen die Baukosten etwa bei der Hälfte der ursprünglich veranschlagten Kosten. Der Architekt Murat Tabanlioglu arbeitete von Anfang an eng mit dem Auftraggeber Kiler Holding und dem Bauunternehmen Biskon Yapi zusammen, um das erste ökologisch gebaute Hochhaus der Türkei zu realisieren. Vertikales Stadtviertel. Das 34.000m² große, bis drei Stockwerke unter der Erde liegende, Einkaufszentrum stellt den Fuß des Wolkenkratzers dar, unter dem sich ein entsprechend großes Parkhaus, sowie ein großzügiger Logistik-Be- reich befinden. Über dem Einkaufszentrum sind verschiedene Freizeiteinrichtungen, wie Schwimmbad,Wellnessbereich und Restaurants zu finden. Außerdem stellt jedes 10. Stockwerk einen sogenannten „sozialen Bereich“ dar. Diese Bereiche sollen sich für die Bewohner so anfühlen, als würden sie beim Verlassen ihrer Unterkunft auf die Straße gehen und ihre Nachbarn treffen. Daher wird das Sapphire von einigen Bewohnern auch „vertikales Stadtviertel“ Istanbuls genannt. Auf 165m ist dieser soziale Bereich als Minigolfplatz mit Blick auf den Bosporus ausgebaut. Unter dem Dach befindet sich ein zweites Restaurant und darüber eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform. An der Süd- und Nordseite gehen durch das gesamte Gebäude, vom Boden bis zum Dach, 2 Schächte mit Treppenhaus und Aufzügen. Zwischen den sozialen Bereichen sind 4 Wohnraumzonen auf insgesamt 177 Wohnungen aufgeteilt. In diesen Wohnraumzonen wird das Gefühl der simulierten Vorstadt dadurch verstärkt, dass auf der östlichen Seite des Bauwerks immer 3 Etagen hinter der Fassade zu einem Luft raum zusammengefasst sind, die mit Rasen und Bäumen bepflanzt sind. Wie bei einem gewöhnlichen dreistöckigen Haus wirkt eine Wohnung der unteren Etage wie das Erdgeschoss mit einem Garten, während die Bewohner der oberen Etagen diesen von ihren Balkonen aus überblicken. Ökologische Architektur. Die Lufträume werden natürlich belüftet, indem Außenluft von unten in den Luftraum gesogen wird, sich anschließend erwärmt, dadurch nach oben steigt und dann wieder nach außen dringt. Lufteinlässe öffnen und schließen sich automatisch dem Wetter angepasst. Da im Luftraum nur eine geringfügig höhere Temperatur als außen vor der Fassade herrscht, fühlt es sich dort so an, als wäre man bereits außerhalb des Gebäudes. Weil das Sapphire an der Ostfassade nach oben hin immer schmaler wird, ist in der obersten Wohnraumzone nicht mehr genug Platz für die Luftraumverbindungen. Deshalb hat dort jedes einzelne Stockwerk seinen eigenen Außenbereich hinter der 75 -42,5m 76 Fassade, bei dem die Belüftung genauso funktioniert. Durch die Doppelfassade am gesamtem Gebäude kann 30-35% Energie eingespart werden. Natürlich besteht auch das Sapphire großteils aus Stahlbeton, da sich ein Hochhaus heutezutage nicht anders realisieren lässt. Trotzdem hat man darauf geachtet, Baustoffe zu wählen, deren Herstellung die Umwelt möglichst wenig belasten und gut entsorgt oder recycelt werden können. Außerdem wurden schon bei der Bauplanung detaillierte Pläne für einen unkomplizierten und kostengünstigen Abriss erstellt. Es wurde auch darauf geachtet, die bebaute Fläche verhätnismäßig gering zu halten und die Lage wurde so gewählt, dass die Versorgung durch eine gute Verkehrsanbindung schnell und einfach vonstatten geht. Es wurde ausschließlich moderne und energieeffiziente Technik verwendet. All diese Aspekte machen das Istanbul Sapphire zum umweltfreundlichsten Gebäude der Türkei. Referat: Hendrik Diegel 77 Tag 7 – DonnerstagSantral Istanbul Nach dem ersten Besuch des „Santral Istanbul“ war die Idee aufgekommen, diesen Ort noch ein weiteres Ma zu besuchen – diesmal zum Zeichnen. Einen Exkurs zum perspektivischen Zeichen durch Herrn Lengfeld später, saßen, knieten und standen alle über ihren Blättern. Das machte hungrig! Und in der Mensa (eher Restaurant) des Santral ließ es sich vorzüglich speisen. Vortrag MSGSÜ Gestärkt ging es an die MSGSÜ. Ein renommierter Architekt aus Südafrika wurde erwartet: Peter Rich – ein Mann,der vorwiegend in Afrika arbeitet. Teil seines Schaffens war die Erforschung indigener Siedlungen in Afrika. Daraus entwickelte sich sein Bewusstsein für die Kultur der Region sowie Prinzipien für Rich‘s spätere Projekte. Eines davon besteht darin, einem Gebäude einen „Dorfcharakter“ zu geben, es beispielsweise in öffentlichen, halb-öffentlichen und privaten Raum zu unterteilen und es so zu gestalten, dass ein Zusammenkommen der Bewohner leicht fällt. Weiterhin muss Architektur sich integrieren – kulturell und landschaftlich. An einem Beispiel erklärte Mr. Rich den größeren Kontext eines Baus in einer solchen Region. So wurden zum Beispiel nur einheimische Materialien verwendet, Ziegel wurden eigens vor Ort hergestellt und die als Arbeitskräfte involvierten Einheimischen wurden im Zuge ihrer Tätigkeit fortgebildet. Er ermutigte den Blick auf anderes zu werfen: zu musizieren, zu schreiben den eigenen Horizont zu erweitern, um letztenendes doch wieder zur Architektur zurückzukehren; jedoch mit anderen Augen und so das eigene Werken zu verbessern. Es bedingt sich Zeit zu nehmen und zu konzentrieren, was erst ein gesamtes Bild des Gesehenen erzeugt. Ein Beispielprojekt Peter Rich‘s ist das „Mapungubwe Interpretation Center“, ein Besucherzentrum und offenesMuseum im „Mapungubwe National Park“, Limpopo, Südafrika. Es ist wunderschön zu erkennen wie dieser Komplex durch Formgebung und Verwendung regionaler Rohstoffe keinen Kontrast zur Landschaft bildet, sondern sich sensibel integriert. Blickfang sind die Kuppeln aus Mauerstein, für deren Idee die Landschaft als Inspirationsquelle diente. Insgesamt öffnet sich der Komplex stark dem Außenraum. Licht wird durch Strukturen wie Lamellen gefiltert oder mithilfe farbiger Scheiben gar ganz verändert. Künstliche Belichtung besteht minimal. Die regional gegebenen Möglichkeiten einfach und ökologisch zu Bauen wurden vollständig ausgeschöpft. Das „Mapunhubwe Interpretation Center“ bekam den Award als „World Building of the Year“ des „WorldArchitecture Festival 2009“. Der ausschweifende Vorabend forderte an diesem Tag seine Opfer, sodass der Großteil der Gruppe nach dem Tagesprogramm müde zum Hostel zurückkehrte und dort einen gemütlichen Abend verbrachte. Bericht: Eugen Hildmann Mike Kurka Nikita Pfeifer Dennis Schumacher 79 80 Zeichenexkurs mit Erklärungen von Herrn Lengfeld im Istanbul Satral. 81 82 83 84 Vortrag von Peter Rich an der Universität MSGSÜ in Istanbul 85 86 87 Tag 8– Freitag – Topkapi Palast Morgens 9 Uhr, ein Hostel in Istanbul, es regnet in Strömen. Die Gruppe ist trotzdem motiviert, denn es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Heute steht als erstes der Topkapi Palast auf unserem Programmpunkt. Der Palast liegt im Herzen von Istanbul, sodass wir ihn ohne Probleme zu Fuß erreichen konnten. Trotz des schlechten Wetters überwältigte uns der Palast mit seiner Größe und seiner prunkvollen Architektur. Herr Lengfeld war so nett, uns einen deutschen Guide zu organisieren, damit es uns leichter fiel, eine Übersicht vom Palast zu bekommen. Die wesentlichen Örtlichkeiten des osmanischen Prunkpalastes sind der Harem, die Schatzkammer, die Reliquienkammer und der vierte Hof, der durch das „Tor der Glückseligkeit“ betreten werden konnte. Hier befand sich der Thronsaal für Empfänge der höchsten Staatsbediensteten, der Wesire und ausländischer Gäste. Wir nahmen den Palast als sehr üppig ge schmückt wahr. Die Räumlichkeiten waren übersät mit reich verzierten Fliesen, mit goldenen Verzierungen, aber vergleichsweise klein und zum Teil fensterlos. Als ein regelrechtes Architekturmuseum empfanden wir den Topkapi-Komplex, in dem jeder, zwischen dem 16. Und 19. Jahrhundert herrschende, osmanische Sultan einen Pavillon (oder ein übriges Bauwerk) hinzugefügt hat. Daher ist der TOPKAPI eher ein organisch gewachsener Herrschaftskomplex als ein „Palast“ im europäischen Sinn. Bemerkenswert sind auch die osmanischen Brunnen und Wasserspender, die besonders im 18. Jahrhundert als eigenständige Kunstwerke, also nicht mehr als reine Nutzobjekte, an Bedeutung gewannen.Der Harem war für uns alle sehr spannend – jeder wollte wissen, was hinter den Mythen steckt, die darum ranken. Natürlich hat jeder am Anfang das Bild eines Bordells im Kopf, aber ganz so war es dann doch nicht. Die Mädchen kamen mit ca. 10 Jahren in den Palast und wurden dort bis sie 18 Jahre alt waren, besonders in Sprache und Schrift, unterrichtet. Viele der Frauen bzw. Kinder konnten kein türkisch, da sie meistens aus den osteuropäischen Ländern stammten. Diese wurden als besonders hübsch befunden. Sultan Süleyman begann Anfang des 16 Jahrhunderts mit dem prächtigen Bau. Bis zum 18.Jahrhundert wurde dieser von jedem neuen Sultan verändert oder erweitert, an seine eigenen Bedürfnisse und Vorlieben angepasst. Der Harem mit 300 Räumen konnte bis zu 800 Frauen unterbringen. Je luxuriöser der Raum, desto höher war der Stellenwert der Frauen. Als erstes kam die Sultansmutter, die ihr Zimmer direkt neben dem Herrscher hatte. Danach kam die Frau,die dem Herrscher seinen Nachfolger gebar. Sie hatte ein Zimmer mit Aussicht und Fenster. Danach kamen die anderen Hauptfrauen, die dem Sultan weitere Kinder schenkten. Die Nebenfrauen, die dem Sultan keine Kinder gebaren, waren die nächsten in der Hierarchie, kurz darauf folgten die Haremsdienerinnen und die Haremsschülerinnen. Die meisten Frauen bekamen den Sultan niemals zu Gesicht. Sie langweilten sich im Harem und gingen untereinander Liebesbeziehungen ein. Die Sultansmutter half dem Sultan bei der Auswahl seiner Frauen und bestimmte welche Frauen in den Harem durften und welche nicht. 89 Manche Töchter des Sultans wurden an hohe Würdeträger verheiratet, die anderen waren ihr Leben lang im Harem „gefangen“. Viele Frauen, die Söhne des Sultans zur Welt brachten, kämpften mit allen Mitteln darum, dass ihr Sohn der Erstgeborene wurde. Im höheren Alter scheuten sich die Söhne auch nicht davor ihre eigenen Brüder zu töten. In der Geschichte des Harems gibt es viel Mord und viel Machtmissbrauch. Der Definition zufolge steht Sultan für Herrscher. Im osmanischen Reich waren diese aber einfach nur die Repräsentanten, die eigentliche Macht und auch das Wissen zum Regieren hatten meistens die Sultanmutter oder die Hauptfrauen. Der Sultan hörte in politischen Fragen und anderen Entscheidungen stets auf seine Mutter.Nach einer sehr beeindruckenden und interessanten Führung durften wir noch einmal in kleineren Gruppen Istanbul entdecken. Feiern im „Ritim“& Fußballspiel Der nächste Treffpunkt war um 22 Uhr im Galataviertel. Der letzte Tag neigte sich dem 90 Ende zu und natürlich brauchten wir einen gebührenden Abschluss für diese gelungen Exkursion. Die Wahl fiel auf eine Rooftopbar im Galataviertel, die an einem vorangegangen Abend bereits von einem Teil der Gruppe erkundet und für tauglich befunden wurde. Einige Studenten hatten sich dazu entschieden mit Herr Lengfeld und Herr Heinigk ein Fußballspiel der türkischen Mannschaften Fenerbahce und Karabükspor im Stadion anzusehen. Sie stießen später dazu. Pünktlich zur Einleitung des Abends hatte der Regen aufgehört und in der Bar konnte das Dach zurückgeschoben werden, sodass wir unter freiem Himmel feiern konnten. Die Musik war vergleichbar zu der in deutschen Bars, die Stimmung war gut und so wurde ausgelassen bis in den frühen Morgen getanzt. Das Istanbuler Nachtleben im Allgemeinen bietet eine Vielzahl von Bars und Clubs, das für jeden Geschmack das Richtige Erlebnis bereithält. Die Straßen sind zu späten Stunden noch mit vielen feierfreudigen Menschen gefüllt und das unabhängig davon, ob man werktags oder am Wochenende loszieht. Um Mitternacht etwa fahren die letzten Straßenbahnen und von da an kommt man überall nur noch mit dem Taxi hin, was nicht weiter schlimm ist, da diese unglaublich günstig sind. Wenn man allerdings versucht ähnlich günstige Preisverhältnisse für Alkohol vorzufinden, ist man dort fehl am Platz. Alles in Allem kann man sagen, dass uns Istanbul gute Gelegenheiten geboten hat, um abends nach den langen Tagen einen schönen Ausklang zu finden. Bericht: Miraim Happel Christopher Hilgers Hendrik Diegel Arosha Qasin Reiche Verzierungen schmücken den Topkapi Palast und bringen Atmosphäre in die häufig dunklen Räume 91 92 Verschiedene Materialien und Muster wurden verwendet und prägen die Räume des Harems 93 94 Letzter Abend in Istanbul in der Rooftopbar „Ritim“ 95 96 Fußballspiel der Türkischen Mannschaft Fenerbahce Istanbul 97 98 Herausgeber Fachbereich Architektur Hochschule Darmstadt University of Applied Sciences Schöfferstraße 1 64295 Darmstadt Redaktion Christine Geiger Sarah Marker Verena Kirner Anna-Lena Möhl 99