Bau von Wildbienen–Nisthilfen – Aber richtig! angelehnt an „Wildbienen – Die anderen Bienen“ von Paul Westrich 1. Allgemeines - in Deutschland 550 Bienenarten, weltweit 16.000; auch Hummeln zählen zu Bienen - Wildbienen produzieren keinen erntbaren Honig, sind aber bislang in Bedeutung für Bestäubung von Wild- u Nutzpflanzen weit unterschätzt worden: wegen kostengünstiger Haltung und hoher Bestäubungseffizienz heute schon Hummeln in Tomatengewächshäusern, Mauerbienen im Obstbau u Mandelkultur, u Blattschneiderbienen im Luzerneanbau eingesetzt - deutsche Wildbienen von 3-30 mm, schwarz, weiß, gelb, braun, orange, gestreift…; meist behaart; unbehaarte Arten zB mit Grabwespen zu verwechseln, auch manche Schwebfliegen ähnlich; alle Arten mit zwei Geschlechtern, tw. verschiedenes Äußeres 2. Lebensweise 1. Einsiedleroder Solitärbienen (häufigste Lebensweise) - versorgen Brut ohne Mithilfe von Artgenossen, keine Arbeitsteilung, häufig aber Kolonien an günstigem Nistplatz (jedes mit eigenem Eingang) - ein Weibchen legt über 4-6 Wochen bis zu 30 Brutzellen nacheinander an, versorgt diese mit Futtervorrat (Pollen, Nektar, Blumenöl) und legt Ei darauf, Weibchen stirbt in der Regel vor Schlupf 2. Kommunale Bienen (selten) - mehrere Weibchen leben in einem Nest zusammen (ein gemeinsamer Eingang), bauen und verproviantieren aber jede ihre eigenen Brutzellen Soziale Bienen - Staatenbildend mit fruchtbarer Königin (auch mehrere) und Arbeiterinnen 3. primitiv-soziale Lebensweise: alle Tiere ähnlich, kein Futteraustausch, ein Weibchen beginnt Nest, lebt zunächst wie Solitärbiene und legt Brutzellen an, wenn Töchter geschlüpft sind, entwickelt sich Staatenleben und Arbeitsteilung; Kolonie bricht im Herbst zusammen nach Produktion von Geschlechtstieren (Jungköniginnen, Männchen), nur Jungköniginnen überwintern; Beispiel Hummeln 4. Hoch-soziale Lebensweise: Kasten unterscheiden sich im Körperbau deutlich, intensiver Futteraustausch zwischen erwachsenen Bienen (ausfliegende Bienen versorgen im Stock bleibende Bienen); nur bei Honigbienen (mehrere Arten weltweit) und Stachellosen Bienen der Tropen; Staaten leben mehrere Jahre Parasitische Bienen (Kuckucksbienen) - häufig, viele Solitärbienen haben ihren Kuckuck, fast ein Viertel der Bienenarten Deutschlands 5. Sozialparasiten: lassen ihre Brut von Arbeiterinnen sozialer Bienen aufziehen, vor allem bei Hummeln; sehr ähnlich echter Art, haben aber dunklere Flügel als Wirt 6. Brut- oder Futterparasiten: legen Eier in Nester von anderen Bienen, Larve vernichtet Wirtslarve und lebt von deren Futtervorräten; meist wenig behaart und oft bunt Bienennahrung - wegen hohem Eiweißgehalt ist Pollen wichtigster Bestandteil der Larvennahrung - Pollengeneralisten: fliegen breites Spektrum von Arten an, auch wenn häufig einige Familien bevorzugt werden; meist bei staatenbildenden Arten, Hummeln, Honigbiene „Supergeneralistin“, staatenbildende Arten mit langer Lebenszeit – Einengung des Spektrums nicht sinnvoll - Pollenspezialisten, ca. 30%; va. Solitärbienen mit kurzer Lebenszeit, eng an Blütezeit weniger Pflanzenarten o. – gattungen angepasst 3. Lebensraum Wo und wann findet man Wildbienen? - Solitäre Bienen jede Art mit engem Zeitfenster für Flug; Hummeln und andere soziale Bienen ganzes Sommerhalbjahr - einige Arten schlüpfen im Jahr ihrer Entwicklung, überwintern als adulte Tiere in Höhlungen oder Geburtsnest (zB. Hummeln), meiste überwintern ohne Schlüpfen in Brutzelle - Lebensraum für Bienen muss typische Art von Nistplatz aufweisen, muss typische Nahrungspflanze enthalten, muss typisches Baumaterial für Brutzellen bieten (zB. Lehm, Harz, Pflanzenhaare) – mehrere Teillebensräume in nicht zu weitem Abstand voneinander nötig - typische artabhängige Lebensräume: Waldränder, Wiesen, Steilwände aus Sand-, Lehm oder Löss, Steinbrüche, Sand-, Kies- u Lehmgruben, Straßenböschungen, Gewässerränder, Trockenmauern, Pionier- und Schuttfluren - -> viele Lebensräume natürlicherweise durch Erdrutsche, Uferabspülungen, „Naturkatastrophen“ entstanden, Gruben und Steinbrüche können teilweise ersetzen, viele Lebensräume aber nicht künstlich nachzugestalten -> in Garten nur Möglichkeiten für wenige Arten zu bieten, nachgeahmter Typ muss in Nähe natürlich vorkommen, sonst entsprechende Arten nicht vorhanden wegen kurzer Flugdistanzen Wildbienenschutz - seltene Bienen sind selten wegen seltenem Lebensraum, in Garten nur häufige Bienen anzusiedeln, trotzdem lohnend – interessante Beobachtungen, Bestäubung der Nutzpflanzen - Ursachen für Gefährdung: Zerstörung der Nistplätze, Vernichtung des Nahrungsangebots, meist verursacht durch menschliche Eingriffe in Ökosysteme, va. intensive Landwirtschaft: häufige Mahd, Düngung reduziert Artenreichtum in Wiesen, Flurbereinigung lässt Kleinstrukturen wie Böschungen und Lesesteinhaufen verschwinden; in Boden nistende Arten und Pollenspezialisten stärker bedroht; -> beste Anlage von Garten ersetzt nicht Schutzmaßnahmen in freier Landschaft Der Garten als Nahrungsraum für Wildbienen - möglichst vielfältiges Nahrungsangebot von Spätwinter bis Spätherbst -> über hundert Bienenarten möglich - Bäume und Sträucher: Weiden, Schlehen, Ahorn, Linde, Kirschen, auch Zierkirschen etc., Weißdorn, Wildrosen, Johannis- u Stachelbeeren, Brom- und Himbeeren, (Blasenstrauch) - besonders wichtige Familien und Arten: Schmetterlingsblütler (Klee, Platterbse, Zaunwicke etc.), Glockenblumen, Lippenblütler (zB. Salbei, Thymian, Ysop, Ziest, Taubnesseln), Doldenblütler (Wilde Möhre, Wiesenkerbel, Bärenklau), Korbblütler (Löwenzahn, Kamille, Alant, Disteln, Kornblume), Kreuzblütler (Blaukissen, Goldlack, Gelbsenf, durchgewachsener Kohl), Skabiosen u Witwenblumen, Natternkopf, Reseda, Fetthenne, Efeu, alle frühen Zwiebelgewächse, Lauchblüten 4. Nisthilfen - je vielfältiger und besser angepasst Nisthilfen, desto mehr Besucher; nur recht wenige u häufige Arten kommen zu Nisthilfen, dreiviertel der Arten brüten in Boden, viele andere brauchen spezielle Lebensräume, trotzdem lohnend für Bestäubung u Beobachtung; Wildbienen ortstreu -> nur Arten, die in Nähe vorkommen besiedeln, Populationen wachsen dann - Nisthilfen müssen möglichst natürlichen Gewohnheiten entsprechen, werden sonst nicht angenommen -> keine Lochziegel o Tonwände Nisthilfen für Bewohner vorhandener Hohlräume Hohle Stängel - Bambusstäbe mit Innendurchmesser von 3-9 mm hinter Knoten je nach Durchmesser in 9-20 cm Länge abschneiden; Röhrchen müssen hinten geschlossen (dunkel) sein – falls nicht, verschließen, zB mit Watte, Lehm; Ränder dürfen nicht ausfransen beim Schneiden; falls Mark vorhanden, dieses entfernen, Innenwände möglichst glatt - Stücke fest in Löcher von Hohlziegeln klemmen, o fest in Konservendosen o.ä. stopfen o fest zusammenbinden u waagerecht regengeschützt aufhängen. - auch Schilfrohr o andere hohle Stängel (Holunder, Forsythie, Wilde Karde, Pappröhrchen etc.); ist recht weich, wird von Meisen u Spechten aufgepickt -> in 5-10 cm Abstand Maschendraht, o in 20 cm Abstand Taubengitter 3x3 cm Maschenweite - wird besucht von Gehörnter Mauerbiene, Scherenbienen, Löcher-, Maskenbienen, Grab- u Faltenwespen u deren Nutznießer u Gegenspieler Hartholz mit Bohrgängen - natürlicherweise in Fraßgängen von Käfern, Wespen - abgelagertes, entrindetes Hartholz (Buche, Eiche, Esche); Nadelholz zu viele Splitter in Bohrgang, beschädigt Flügel der Bienen, wird kaum angenommen - Stammstücke o dicke Äste, ziegelgroße Reste von Schreinerei oder Sägewerk - Gänge von 5-10 cm Tiefe, 2-9 mm Durchmesser bohren, 3-6 mm anteilig überwiegend, am häufigsten genutzt; je größer Durchmesser je tiefer - von da bohren, wo Rinde war, nicht da wo Jahresringe sind!!! reißt sonst zu leicht, Risse von Bohrloch zu Bohrloch, werden nicht angenommen weil Parasitengefahr; Buche reißt besonders, Löcher ab 4 mm nur mit 2 cm Abstand bohren - Oberfläche glatt schleifen, dafür sorgen dass keine Splitter u Sägespäne in Loch stehen – Flügelverletzung! Aufhängung und Pflege - an besonntem Platz, S o SW exponiert, Hauswand, Pergola, Carport, Zaunpfahl etc., Gänge sollen waagerecht liegen, Nisthilfe muss fest sein, darf nicht hin u her schwingen, frei zugänglich für Bienen, nicht in Blättern oä verborgen; Holzstücke von über einem Meter länge auch frei in Garten aufstellen, von unten feuchtegeschützt - gut Sammlung verschiedener Nisthilfen an einem Platz, über Jahr beobachten, wenn eine Lochgröße belegt, weitere Stücke anbieten, auch für spät erscheinende Arten noch Möglichkeiten bieten - wenige Arten nutzen alte Gänge wieder u reinigen diese selbst; vollständig geschlüpfte Gänge können in Winter wieder freigebohrt werden o regelmäßig neue Nistmöglichkeiten schaffen! Selbstgenagte und selbstgegrabene Hohlräume - Totholz u Morschholz für manche Arten wichtig; va. weißfaules Laubholz (Pappel, Weide, Apfel), auch Nadelholz, verschiedene Verrottungsstadien für versch Arten; senkrecht in Garten aufstellen o in Stößen sammeln; Reste gefällter o beschnittener Bäume in geeingneter Weise liegen lassen; bei Fällungen Stammrest stehen lassen, nicht benötigtes Holz nicht verbrennen sond. ggf. vorhandener Brut Zeit zum Schlüpfen geben; ggf. Besiedlung in Geländern, Holztischen, Terrassendielen - Markhaltige Stängel: Brombeere, selten Himbeeren, Königskerzen, Disteln, Kletten, Beifuß, Königskerzen; müssen abgestorben u ausgetrocknet sein, Enden abgeschnitten, da nur größte Bienen seitlich durchnagen können; senkrecht befestigen, zB an zwei gespannten waagerechten Drähten, Abstand zw. Stängeln 50100 cm; müssen ein Jahr an Ort u Stelle verbleigen; nicht zweimal zu benutzen - Steilwandbwohner: ursprünglich an Steilufern von Flüssen etc., Lößsteilwänden; tw in Kalk- u Lehmmörtel von alten Gebäuden; Nachbauen aus Lössblöcken, in Kästen (Faserzement-Pflanzsteine) einpressen, dabei möglichst natürliches Gefüge erhalten, kleine Löcher vorbohren zum Anlocken; statt Löss sandiger Lehm mit geringem Tonanteil, muss sich mit Fingernagel leicht abschaben lassen - in Erdboden nistende Arten: ca. drei Viertel aller Arten nisten in Boden; mit Flugsand o lehmigem Sand gefüllte Blumenkästen o Pflanzgefäße, o Bereich in Garten einfassen u mit Sand verfüllen, Steine zur Stabilisierung dazwischen; kein gewaschener Sand, hat keine Bindigkeit, Gänge stürzen ein; Bereich mit lehmigem Sand unter Dachvorsprüngen; lehmiger Sand in Pflasterfugen; Sandbienen, Grab- u Wegwespen; Ungeeignetes und häufige Fehler: - „Hotel“ als Begriff, weil es nicht um kurzfristige Quartiere sondern langfristigen Aufbau von Population geht; besser „Nisthilfen“ - falsche Holzart, nicht genügend getrocknet, in Stirnholz gebohrt, Bohrungen zu dicht beieinander, Bohrgänge ausgefranst - Lochziegel: Öffnungen zu groß, ohne Rückwand - zu wenig warmer u trockener Aufstellungsort - in gebohrten Lehmscheiben werden nur ggf. größte Löcher angenommen, diese Arten bevorzugen aber Holz; Selbstgrabende Arten brauchen weiches Material (Fingernageltest) - markhaltige Stängel nicht waagerecht anbringen; senkrecht Brombeere, Königskerze, Distel von Ringe-Seite gebohrtes, nicht im Winter nicht durch Draht harter Lehm wird auch nach genügend getrocknetes Holz geschützte Halme werden Jahren nicht angenommen reißt leicht herausgezogen