Sternentstehungsgebiete in aktiven Galaxien Vergleichende ergleichende Beobachtung im Hα-Licht Hα Jugend forscht 2008 Regionalwettbewerb Berlin-Süd Berlin von Christopher Förster und Timo Stein Inhaltsverzeichnis KURZFASSUNG EINLEITUNG 3 4 KAPITEL 1: THEORETISCHER HINTERGRUND 1.1 Zusammenhang zwischen Sternentstehung und H-alpha-Gebieten 1.2 Das AGN-Modell 1.3 Galaxienmorphologische Details 5 5 6 KAPITEL 2: BEOBACHTUNGEN 2.1 Benutztes Instrumentarium 2.2 Objektauswahl 2.3 Beobachtungsdurchführung 6 8 8 KAPITEL 3: AUSWERTUNG 3.1 Benutzte Software 3.2 Killallscript 3.3 H-alpha-Index 3.4 Qualitativer Vergleich 10 10 11 13 KAPITEL 4: ERGEBNISSE KAPITEL 5: DISKUSSION UND AUSBLICK DANKSAGUNG 14 15 16 ANHANG 16 Datentabelle Killall-Beispiele LITERATURVERZEICHNIS 16 17 18 2 Kurzfassung In letzter Zeit gibt es Indizien dafür, dass in Galaxien mit aktiven Kernen ähnliche Prozesse durch Wechselwirkung von Galaxien angeregt werden, wie in den Starburst-Galaxien. Hier in dieser Arbeit soll untersucht werden, ob sich eine solche Gemeinsamkeit auch in einer ähnlichen Verteilung von Sternentstehungsregionen in den betreffenden Galaxien wiederspiegelt. Da die H-alpha-Emissionslinie als Indikator für wasserstoffreiche Sternentstehungsgebiete gilt, werden unter Zuhilfenahme von schmalbandigen H-alpha-Filtern, nahe aktive Galaxien fotografisch beobachtet. Ebenso werden normale Galaxien in die Beobachtung einbezogen. Die Beobachtungen erfolgten mit einer gekühlten CCD-Kamera an unserem 20-cm-Spiegelteleskop in Kombination mit einem 78-mm-Refraktor, welcher als Leitrohr diente. Unter Einsatz spzieller astronomischer Bildbearbeitungssoftware werden die Aufnahmen im Sinne der Fragestellung ausgewertet. Zusätzlich ergaben sich dabei neue Möglichkeiten in der Bildverarbeitung. Nach der Auswertung der Beobachtungen, konnten wir Rückschlüsse auf photometrische, farbliche und winkelabhängige Zusammenhänge zwischen den Galaxien ziehen. 3 Einleitung Dieses Projekt beschäftigt sich mit den Sternenstehungsregionen in relativ nahen Galaxien, wobei besonderes Augenmerk auf die aktiven Galaxien gerichtet wird. Vorab wollen wir jedoch erklären, was wir unter aktiven Galaxien verstehen. Die aktiven Galaxien werden in zwei große Überklassen unterteilt, und zwar die AGNs (Active Galactic Nucleis) und die Starburster. Der eigentliche AGN im Zentrum einer jeden aktiven Galaxie, weist in etwa einen Durchmesser von ca. einem Lichtmonat auf. Dies entspricht ungefähr dem 130 fachen Durchmesser unseres Sonnensystems. Dabei sei Berücksichtigt, dass diese Entfernung im Vergleich zu anderen Kosmologischen Distanzen verschwindend gering ist. Durch die sogenannten Akkretionsprozesse, die im Bereich dieser Kerne auftreten wird soviel Strahlung emittiert, wie sie etwa durch alle in der Milchstraße enthaltenen Sterne abgegeben wird. Damit sind die Akkretionsprozesse nach dem Urknall, die energiereichsten und beständigsten Strahlungsquellen, die eine Lebensdauer von einigen hundert Millionen Jahren aufweisen können. Die Galaxien, die einen solchen Kern enthalten, werden daher auch als Hostgalaxien bezeichnet. Die bereits erwähnten Starburster, unterscheiden sich von den einfachen AGNs durch extrem erhöhte Sternentstehungsraten. Um diese Sternenstehungsraten näher zu bestimmen haben wir das H-alpha-Licht, das von diesen Galaxien ausgesandt wird näher betrachtet. Dazu wurden mit unserem Teleskop Aufnahmen der Galaxien im Luminanz und H-alpha-Kanal erstellt. Diese Aufnahmen sollten später speziell verarbeitet werden, wobei unter anderem deren Flächenhelligkeit bestimmt werden sollte. Abschließend wurden die Objekte miteinander verglichen und in einem Index zusammengefasst. An dieser Stelle, möchten wir noch kurz auf die Entstehung dieses Projekts eingehen. Die Idee zu diesem Projekt entstand als wir uns mit Sternenstehungsprozessen beschäftigten, und die Frage aufgeworfen wurde, ob die Sternentstehungsrate in einer Galaxie im Zusammenhang mit deren Aktivität, insbesondere bei Mergern (Galaxienkollision) stehen könnte. Die Vorgehensweise zu diesem Projekt entstand in Anlehnung an das Jugend Forscht Projekt von Timo, aus dem Jahr 2005 mit dem Titel: „Vergleichende Beobachtung naher aktiver Galaxienkerne.“ Zumal dieses Projekt nie zu einem echten Abschluss kam, griffen wir die Idee eines weit gefächerten Vergleichs aktiver Galaxienkerne erneut auf. Da uns im Vergleich zu dem Projekt von 2005 modernere Technik zur Verfügung stand, konnten wir ausreichend Daten sammeln um eine globale Betrachtungsweise der Ergebnisse anzustreben. Zusätzlich haben wir einen qualitativen Vergleich charakteristischer Vertreter der einzelnen Galaxien Klassen durchgeführt. Diese hier kurz dargestellten methodischen Vorgehensweisen, sollen in den folgenden Kapiteln eingehend erläutert werden. Im anschließenden ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für den weiteren Verlauf der Arbeit geklärt. Das zweite Kapitel widmet sich den Beobachtungen und insbesondere der technischen Durchführung, sowie der Auswahl der beobachteten Objekte. Die Erläuterung der Auswertung und 4 der dazugehörigen Methodik umfasst den Inhalt des dritten Kapitels. Die Ergebnisse der Auswertungen werden nachfolgend im vierten Kapitel vorgestellt. Im abschließenden fünften Kapitel, werden die Ergebnisse eingehend Diskutiert und mögliche Vorgehensweisen in der Zukunft vorgestellt. Kapitel 1: Theoretische Grundlagen Zusammenhänge zwischen Sternentstehung und H-alpha-Regionen Galaxien, die eine Phase intensiver Sternentstehung z.B. als Folge einer Galaxienkollision durchlaufen erzeugen eine große Anzahl von massereichen und lichtstarken blauen Sternen, welche den umgebenden neutralen Wasserstoff ionisieren und so zum roten Leuchten anregen. Diese so genannten HII-Regionen können also als Indikator für Sternentstehung, unter der Annahme eines vorangeganegen Mergers gesehen werden. Das AGN-Modell Die Klasse der AGNs fassen ein Phänomen zusammen, das auf der Annahme eines supermassiven schwarzen Loches im Zentrum einer jeden Galaxie basiert. Desweiteren wird angenommen, dass bei der Betrachtung besonders heller AGNs außerordentlich viel Material, welches gravitativ an das schwarze Loch gebunden ist, beginnt auf dieses ein zu spiralisieren. Dieses Material bildet im folgenden Verlauf die sogenannte Akkretionsscheibe, welche infolge von Druck und Reibungsprozessen eine, über das gesamte elektromagnetische Spektrum verteilte Strahlung emittiert. Die dabei entsandte Strahlung, kann im Bereich der Helligkeitsabstrahlung der restlichen Galaxie liegen. In Anbetracht der geringen Größe, dieser Objekte stellen diese die energiereichsten und langlebigsten Prozesse im gesamten Universum dar. Ebenso ist im Modell ein weit außerhalb der Akkretionscheibe liegender Staubtorus implementiert, der bei flachen Ansichtswinkeln im optischen Wellenlängen Bereich zu Absorptionen, der Strahlung führen kann. Die größte Absorbtion durch den Staubtorus, entsteht ab Ansichtswinkeln von unter 30°, da es zu völlige Abschattung kommt. 5 Galaxienmorphologische Details Die Morphologie gie der Galaxien wird nach der sogenannten sogenannten Hubblesequenz bestimmt. Diese Sequenz beginnt bei den Elliptischen Galaxien, xien, und spaltet sich nach der Klasse der S0 Galaxien, in die SpiralSpira galaxien, laxien, und die Balkenspiralgalaxien auf. Dabei besitzen die Elliptischen Galaxien zum größten Teil eine abgeschlossen Sternentstehung. entstehung. Die Spiralgalaxien bieten für uns jedoch den Vorteil Vorteil einer klar definierten Form, welche es uns ermöglicht ermög diese sehr gut untereinander zu vergleichen. Dies wiederum versetzt uns in die Lage deren Ansichtswinkel exakt zu bestimmen.. Im Fall der irregulären Galaxien, ist deren Identifizierung deutlich erschwert, schwert, da sie keine definierte Form aufweisen. Hierbei sei angemerkt, dass ein großer Anteil der irregulären Galaxien zur Starburster Klasse gehört. Allerdings können Galaxien in Galaxienhaufen durch Mergereffekte wieder zu einem SternentsteSternentst hungsprozess angeregt werden, wodurch odurch es zur Bildung neuer Sterne und Ausprägung neuer HH alpha-Regionen kommen kann. Kapitel 2:: Beobachtungen Benutztes Instrumentarium: Für die Beobachtungen, dieses Projekts wurden verschiedene Instrumente eingesetzt. Insgesamt kamen zwei Teleskope zum Einsatz, als Hauptinstrument wurde ein in unserem Besitz befindliches 20cm-Newton-Spiegelteleskop Spiegelteleskop (Brennweite 100 cm) eingesetzt, sowie ein 7,8cm apochromatischer matischer Refraktor (Brennweite 63 cm), der als Leitrohr diente. Mitt diesem Leitrohr wurwu de das Teleskop leskop mittels eines beleuchteten FaF denkreuzokulars an einem hellen Stern möglichst exakt nachgeführt. Bei allen Beobachtungen kam eine gekühlte CCDCCD Kamera des Typs Atik 16HR zum Einsatz. Einsatz Die Kamera wurde eingehend auf Ihre RauscheigenR schaften untersucht, damit verschiedene BelichBelic tungszeiten kombiniert werden können. könne Für die Intenstät der Kamera ergab sich ein zeitlich linearer Zusammenhang: 6 0 50 100 150 200 250 300 350 Die Kamera wurde mit einem für dieses Projekt angefertigten Filterschieber kombiniert. Dieser wurde nötig, da bei den Beobachtungen, eine Auswahl spezieller Filter zum Einsatz kam (H-alpha-Filter mit 7nm, 13nm, 35nm, IR Passfilter, sowie IR/UV Sperrfilter). Bei den Aufnahmen wurden verschiedene Belichtungszeiten kombiniert. Sie variierten zwischen 10 Sekunden und über 10 Minuten. Dabei zeigte sich, dass die Verwendung des IR/UV Sperrfilter, in Kombination mit dem 35nm H-alpha-Filter, das Optimum zwischen Belichtungszeit und Intensität darstellt, daher verwendeten wir für spätere Vergleichsmöglichkeiten ausschließlich diese Kombination. 7 Objektauswahl: Die einzelnen Objekte, wurden unter den nachfolgend genannten Kriterien ausgewählt. Da es sich hier um eine vergleichende Arbeit handelt, wurden zunächst typische Vertreter der Hubble Hubble KlassifikaKlassifik tion ausgewählt. Danach folgte nochmals deren Unterteilung in aktiveaktive und inaktive Galaxien, sowie Starburster . Zu dem mussten noch weitere Rahmenbedingungen für die Beobachtungen erfüllt werden: 1. - Die Position des Sternbilds, in dem das Objekt liegt. Dies muss berücksichtigt werden um herauszufinden, ob das Objekt im fraglichen Zeitraum beobachtet werden kann. 2. – Die Gesamthelligkeit der Galaxie, da mit den uns zur Verfügung stehenden Teleskopen, mit Hinblick auf die Bobachtungsstandorte nur sinnvolle Beobachtungen bis zur 15. Größenklasse möglich sind. verwend 3. - Der scheinbare Durchmesser der Galaxie. Denn mit unseren Teleskopen und der verwendeten Kamera können Auflösungen von einigen Bogensekunden erreicht werden. Insofern ist es sinnvoll Objekte ab etwa 30 Bogensekunden Durchmesser zu wählen. 4. - Die Entfernung der jeweiligen Galaxie, da nicht zu weit enfernte Galaxien gewählt werden dürfen, weil sonst die Gefahr besteht, dass die H-Alpha-Linie H Linie von der auftretenden RotverRotve schiebung überdeckt wird. Regionen innerhalb der Galaxie, um Rückschlüsse auf die SternentsteSternentst 5. - Erkennbare H-alpha-Regionen hungsgebiete ziehen zu können. Beobachtungsdurchführung Um die Lichtverschmutzung durch Großstadt zu umgehen sind unsere Aufnahmen größten Teils im Berliner Umland entstanden. Als Beobachtungsstandorte dienten uns Plätze in Nähe der Orte Baruth und Ragow. Der dort vorherrvorher schende Himmelshintergrund wird auch durch IndustrieIndustrie und Gewerbe Gebiete gestört, doch erweist sich der HimHi mel an diesen beiden Plätzen als signifikant ifikant dunkler im Vergleich zum Berliner Stadthimmel. Die Anfahrt zu de beiden Beobachtungsplätzen dauert eine Stunde nach RaR gow, bzw. zwei Stunden nach Baruth. Die Möglichkeit an den oben genannten Standorten zu Beobachten, kam für uns nur in Frage, da das von uns verwendete Teleskop noch zu den transportablen Geräten zählt. Anders als bei Beobachtungen auf der Wilhelm-Foerster-Sternwarte, Wilhelm Sternwarte, ist der Aufwand, der betrieben werden muss, bis man zur ersten Aufnahme gelangt ungleich höher. So nimmt neben der Anfahrt auch noch der Auf- und Abbau des Teleskops jeweils eine halbe Stunde in Anspruch. DementspreDementspr chend muss eine solche Beobachtungsnacht im Vorfeld exakt geplant werden, damit die Zeitverluste nicht zu groß werden. Besonders das Wetter muss vor der geplanten geplanten Beobachtungsnacht genau im Auge behalten werden. Da unsere Aufnahmen größten Teils im Januar und Februar entstanden kam 8 noch die Kältebelastung für uns als Beobachter hinzu. So entstanden einige Aufnahmen bei Tiefsttemperaturen von -12 C° . Zusätzlich Auftretende Probleme können die Beobachtung zusätzlich erschweren. Wie Beispielsweise der Ausfall ,der Stromversorgung, die bei uns durch eine 95 Ah Autobatterie gewährleistet wird. Viel gravierender ist jedoch das Problem von einsetzendem Tau. Da in diesem Fall die Teleskopoptiken beschlagen und keine Beobachtung mehr möglich ist. Dann müssen die Teleskope mittels eines Föhns solange leicht erwärmt werden, bis sie den Taupunkt überschritten haben. Diesem Problem kann zwar durch eine sogenannte Taukappe vorgebeugt werden, doch komplett behoben werden kann es nicht. Nachdem das Teleskop aufgebaut und eigenordet wurde, kann die Kamera eingeschaltet werden. Diese wird dann automatisch auf ca. 25 °C unter Umgebungstemperatur herunter gekühlt um das Rauschen des Kamerasensors zu senken. Danach wird das Teleskop durch kurz belichtete Aufnahmen an einem hellen Stern fokussiert. In den weiteren Arbeitsschritten werden Korrekturaufnahmen erstellt, sogenannte Darkframes. Um diese zu Produzieren, werden bei geschlossenem Teleskoptubus Aufnahmen erstellt. Da es kein einfallendes Licht gibt, werden eventuell beschädigte Pixel sichtbar. Mithilfe dieser sogenannten Dunkelstrombilder können auftretende Fehler in den Aufnahmen mittels Bildbearbeitung entfernt werden. Die Belichtungszeit der Darkframes muss den Belichtungszeiten der nun folgenden Aufnahmen entsprechen, da die Anzahl der Fehlpixel mit zunehmender Belichtungszeit steigt. Der nächste Schritt ist die Ausrichtung des Teleskops auf das gewünschte Objekt. Diese wird in unserem Fall, durch eine automatische Objektpositionierung erleichtert, denn die uns zur Verfügung stehenden Teleskope besitzen eine sogenannte Goto-Funktion. So muss nur die Katalogbezeichnung des gewünschten Objektes, oder dessen Koordinaten in den Steuercomputer eingegeben werden, danach fährt das Teleskop das Objekt selbstständig an. Gegebenen Falls muss das Objekt noch mittels Feinkorrekturen zentriert werden. Nachfolgend werden noch die genauen Einstellungsoptionen an der Kamera vorgenommen, am wichtigsten sind hierbei, Belichtungszeit und Binning. Sobald diese Einstellungen überprüft wurden, können die richtigen Aufnahmen getätigt werden. Nach jeder Aufnahmen wird das Rohbild zur späteren Weiterverarbeitung gespeichert. Am Ende jeder Beobachtungsnacht wird die Kamera vom Teleskop genommen, und das Gerät wird abgebaut. In den Beoabchtungsnächten, wurden in der Regel, von jedem Objekt drei Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten im Luminanzkanal erstellt, sowie drei Aufnahmen mit dem jeweiligen H-alpha Filter. Insgesamt wurden im Zuge dieses Projekts über 200 Aufnahmen angefertigt. 9 Kapitel 3: Auswertung Benutzte Software Es kamen verschiedene Softwares im Zuge dieses Projekts zum Einsatz. Zunächst wurde die Suchenach passenden Objekten mit den Planetariumsprogrammen Guide und Cartes du Ciel sowie der Online Datenbank Aladin durchgeführt. Im Anschluss folgten die Aufnahmen, welche mit der Atik Kamerasoftware Artemis zustande kamen. Daraufhin begann die Auswertung der Bilder. Zunächst wurde dabei mit dem Abzug der Darkframes von den Rohbildern unter zu Hilfe nahme von Astroart begonnen. Die weitere Verarbeitung erfolgte im Anschluss mit Fitzwork. Diese Software ermöglichte es uns kurz belichtete Reihenaufnahmen zu überlagern. Dadurch konnten wir, Objekte bei denen keine Nachführkontrolle möglich war, dennoch präzise aufnehmen. Die Endgültige Bildverarbeitung wurde dann mit Iraf unter einem Linux Betriebssystem DSL durchgeführt. Dabei kam das Killall Script zum Einsatz, dessen Funktion im Anschluss noch gesondert erläutert wird. Die Nutzung von Linux stellt hier eine Besonderheit dar, da unser Linux Betriebssystem nicht fest auf dem Rechner installiert war, sondern mittels einer sogenannten Live CD auf dem PC simuliert wurde. Die Aufnahmen wurden dabei auf einem USB Stick gespeichert, der als Ersatz für eine Festplatte diente. Dadurch ergibt sich für Amateurastronomen die Möglichkeit zu hoher Mobilität und Flexibilität. Da unsere Galaxien zu den ausgedehnten Flächenobjekten gehören, wurde zur Bestimmung der Galaxien Helligkeiten, das Programm IRIS eingesetzt. Diese Software ermöglichte es uns die Helligkeiten von größeren Flächen zu bestimmen. Bei den meisten anderen Softwares ist dies nicht möglich, da sie lediglich die Helligkeit von Punktquellen bestimmen können. Das Killall Script Killall ist ein Script für die Linux Software Iraf. Mithilfe dieses Scripts, können wir Sterne aus unseren Aufnahmen entfernen. Dabei trennt Killall unsere Aufnahme in drei Teile. Man erhält am Ende der Prozedur drei verschiedene Bilder, zum einen die Galaxie, und zum Anderen die Sterne, außerdem entsteht ein Bild, das nur aus dem anmodulierten Himmelshintergrund besteht. Killall wird in unserem Fall mithilfe der Linux Software DSL (Damn Small Linux) auf einer Live CD ausgeführt. Damit Killall für unsere Zwecke eingesetzt werden konnte, musste dasProgramm zunächst umgeschrieben werden. Um die Aufnahme mit Killall zu bearbeiten, müssen vorab noch einige Schritte durchlaufen werden. Man beginnt damit Iraf zu initialisieren. Dann müssen verschiedene Startscripte, sowie die zu bearbeitende Aufnahme in den Iraf Ordner kopiert werden. Nachfolgend muss der DS9 Viewer gestartet werden um interaktiv mit der Software arbeiten zu können. Im Anschluss wird die Erzeugung der PSF 10 Funktion vorbereitet. Dazu werden zunächst im DS9 Viewer Stellen angeklickt an denen nur der Himmelshintergrund zu sehen ist. Aus den Werten für die Angezeigten Stellen bildet man die Durchschnittswerte für das Minimum, sowie die Standartabweichung (STDEV) und schreibt diese auf. Diese Durchschnittswerte kommen im Anschluss zum Einsatz. Danach klickt man auf mehrere Sterne, dort werden die Werte für das Sigma und FWHM (Full width and half maximum) angezeigt. Auch hier errechnet man wieder die Durchschnittswerte und schreibt diese auf. Mit dem DAOFIND Befehl werden nun die Sternförmigen Objekte automatisch von Iraf erkannt, wobei die aufgeschriebenen Werte vor der Prozedur eingetippt werden müssen. Nach DAOFIND kann man nun optional den TVMARK Befehl geben, dieser zeigt die als sternförmig erkannten Gebiete im DS9 Fenster an. Wenn die Parameter richtig gesetzt wurden, sollten nun lediglich Sterne und das Galaxienzentrum markiert sein. Mit dem PHOT Befehl müssen nun die Helligkeiten der selektierten sternförmigen Objekte bestimmt werden. Danach kann die PSF Funktion mit dem Befehl PSF erzeugt werden. Das PSF dient uns zur Modellierung einer Punktquelle auf unserer Aufnahme, also eines Sterns. Wir benutzen hier eine analytische Modellierung des Typs Moffat 25. In einem zusätzlichen Fenster werden exemplarisch Sterne drei dimensional angezeigt, von denen man die besten manuell auswählen muss. Hat man eine genügende Anzahl brauchbarer Sterne ausgewählt, kann man das PSF erzeugen. Nachdem diese Schritte durchlaufen wurde, kann nun mit der eigentlichen Killall Prozedur begonnen werden. Dies geschieht durch eintippen des Befehls KILLALL. Sobald die Prozedur durchgelaufen ist, werden von Killall die drei oben genannten Bilder ausgegeben. Kleinere Fehler, die bei der Prozedur entstanden sind können über den IMEDIT Befehl manuell korregiert werden. Ebenso können damit überbelichtete Sterne, die nicht von Killall aus dem Bild gerechnet wurden zusätzlich entfernt werden. Der H-alpha-Index Die Auswertung der mit Killall vorbearbeiteten Aufnahmen erfolgte über die Software IRIS. Dazu wurden die bereits von Sternen gereinigten Aufnahmen verwendet. Über die Galaxien wurde eine mit entsprechender Größe gewählte Blende gelegt. Den Helligkeitsinhalt dieser Blende kann IRIS automatisch errechnen. Es wurde jeweils ein Wert für die Galaxienhelligkeit bestimmt, sowie ein Wert für den daneben befindlichen Hintergrund. Da bei Killall eine nicht völlig fehlerfreie Vorverarbeitung stattfand sind auch noch punktförmige Komponenten der Galaxie in den Aufnahmen zu finden, die nur den Sternhintergrund enthalten sollten. Auch diese Helligkeitswerte mussten gemessen werden und zu den bereits vorher ermittelten Helligkeiten dazu addiert werden. Alle mit IRIS ermittelten Helligkeitswerte wurden nun in eine vorbereitete Excel Tabelle eingetragen, wobei Unterschiede in der Blendengröße und in der Belichtungszeit berücksichtigt wurden. 11 Bei der ersten Sichtung, der von uns gemachten Aufnahmen wurde uns klar, dass ein Großteil unserer Objekte sehr weit entfernt ist. Daher konnten wir für diese Objekte keine Detailbetrachtung durchführen. Um dieses Problem zu beheben haben wir versucht einen globalen Parameter zu finden, der sich auch auf weit entfernte Punktquellen anwenden lässt. So entstand die Idee, einen von uns als Halpha-Index getauften Farbindex zu erstellen. Damit ließen sich eventuell unter Berücksichtigung der Lichtlaufzeit Galaxienevolutionsprozesse erkennen. Dieser H-alpha-Index wurde von uns in Anlehnung an die bekannten Farbindices, als Differenz der scheinbaren Helligkeiten aus dem Luminanzkanal und dem 35nm H-alpha-Kanal zunächst wie folgt definiert: ܥுఈ ூ = 2,5 ∙ log ܫுఈ − ܫு௧௨ௗ ܫை௧ − ܫு௧௨ௗ Im Vorfeld wurde bei der Objektauswahl beachtet, dass sich die Beobachtungsobjekte in ausreichend hohen galaktischen Breiten befinden, sodass die galaktische Extinktion vernachlässigt werden kann, oder zumindest für jedes Objekt aus der Stichprobe in etwa den gleichen Wert haben sollte. Für die Erstellung des H-alpha Index haben sich im Zuge der Auswertung zwei verschiedene Vorgehensweisen ergeben. Bei der ersten Variante, werden einfach die mit IRIS ermittelten Helligkeitswerte des H-alpha-Kanals, vom Luminanzkanal abgezogen. Bei der zweiten Variante rechneten wir die grundsätzlich im Luminazkanal enthaltene H-alpha-Linie aus den Luminanzaufnahmen heraus. Erst danach wurden die H-alpha Aufnahmen von den Luminanzaufnahmen abgezogen. So ergibt sich für die Geleichung folgende Darstellung: ܥுఈ ூூ = 2,5 ∙ log ܫுఈ − ܫு௧௨ௗ ൫ܫை௧ − ܫு௧௨ௗ ൯ − (ܫுఈ − ܫு௧௨ௗ ) Um eine genaue Skalierung zu ermöglichen, definierten wir die elliptische Galaxie NGC 5982 als Nullpunkt, da sie eine typische Galaxie der Hubbleklassifikation E3 ist und somit nur relativ wenig H-alpha Gebiete aufweist. Um der Betrachtung im Index einen weiteren Parameter hinzu zu fügen, haben wir die Ansichtswinkel der Galaxien mithilfe von Astroart bestimmt. Dazu verwendeten wir die Gleichung: ܽ ߛ = sinିଵ ቀ ቁ ܾ 12 Qualitativer Vergleich: Nach der Erstellung des H-alpha- Index, ergaben sich für Einige Objekte abweichende Werte. Daher sollen diese hier nochmals gesondert untersucht und mit typischen Vertretern des H-alpha-Index H vergliche werden. Zunächst werden die untypischen Galaxien näher erläutert: M82: Diese Edge on gesehene Starburster Galaxie fällt nur durch deren Winkelansicht aus dem H-alpha-Index H da sich alle übrigen Starburster in der Grafischen Grafische Darstellung zwischen 40° und 55° anordnen. Allerdings kann dieser Effekt auch durch mangelnde Objektvielfalt erklärt werden. NGC 6252: Es handelt sich bei dieser Galaxie um eine Spiralgalaxie. Diese ist durch keinerlei Aktivität Aktivität gekennzeichnet und fällt aus dem H-alphaH Index durch ihre starke Blaue Färbung im Vergleich zu den übrigen Galaxien. xien. Dieser Umstand lässt auf viele junge Sterne schließen.. Dennoch sind keinerlei Störungen in den Spiralarmen erkennbar, was erstaunlich ist, da diese Galaxie einen Verbund mit NGC 6251 bildet. NGC 5985: Es handelt sich hier um eine aktive Spiralgalaxie. Sie weicht am stärksten von den Durchschnittswerten des H-alpha alpha Index ab. Das lässt darauf schließen, dass bis auf die Kernregion keinerlei H-alpha-Gebiete Gebiete in der Galaxie enthalten sind. si Die nun folgenden Galaxien, können als typische Vertreter von Starburstern, Starburstern, Normalgalaxien und AGNs angesehen werden und liegen im Durchschnittsbereich des H-alpha H Index. NGC 4449: 4449 Diese gestörte irreguläre Galaxie wird als Starburster klassifiklassif ziert. Sie liegt in der durchschnittlichen Verteilung des H-alpha alpha-Index in der Klasse lasse der Starburster und weist eine deutliche Rotfärbung auf. In diesem 13 Objekt sind markante H-alpha-Regionen Regionen zu identifizieren, identifizieren die sich willkürlich verteilen. M63: Bei diesem Objekt handelt es sich um einen typischen Vertrer der Normalgalaxien. In M63 M6 sind keine H-AlphaGebiete zu sehen, was sich mit den Daten des H-alpha H Index deckt, denn dort befindet sich die Galaxie nur minimal über dem definierten Nullpunkt. M 88: Im Fall dieser Spiralgalaxie betrachten wir einen typischen VertreVertr ter der aktiven akti Galaxien. In dieser Galaxie ordnen sich die H-AlphaH Gebiete deutlich sichtbar in den Spiralarmen an. Kapitel 4: 4 Ergebnisse Der H-alpha-Index-Graph Graph zeigt den Indexwert, dieser stellt das logarithmierte Verhältnis zwischen H-alpha- und restlicher Gesamthelligkeit helligkeit des Objektes dar. dar. Ein höherer Index entspricht einem „ro„r ten“ Objekt, währenddessen ein niedrigerer niedrigere – gar negativer –Wert Wert auf eine „Blaudominanz“ schlieschli ßen lässt. Bei der genaueren Betrachtung des Halpha-Index-II-Graphen Halpha Graphen , aufgetragen über den Ansichtswinkel fällt zunächst deutlich auf, dass Starburster als auch Galaxien mit AGN erst über einem Winkel von 30° auftreten. Dies ist sehr gut vereinbar mit dem aktuellen AGN-Modell, AGN Modell, welches bei kleinen WinWi keln eine deutliche Abschattung des Kernbereiches voraussagt und auch bei Starburstern den Schluss nahe legt, dass HII-Regionen Regionen stark zur galaktischen galaktischen Ebenen korreliert sind. Das lässt den 14 Schluss zu, dass die H-alpha Regionen durch das Staubband der Scheibe größtenteils bei kleinen Winkeln absorbiert werden. Eine Ausnahme stellt hier M82 dar (Graph grün ganz links). Unter dem besagten Winkel von 30° treten bei uns ausschließlich „normale“ Galaxien auf. Betrachtet man nun die genauen Werte der Halpha-Indizes, so scheinen sich alle Starburster in einem Wertebereich zwischen 0,6 CHα II und 1 CHα II anzuordnen. Dieses Verhalten stellt sich als besonders interessant heraus, in Anbetracht dessen, dass die Starburstsrötung über verschiedenste Winkel auf gleichem Level verbleiben. Erstaunlicherweise sind diese zwar – wie erwartet – relativ rot, jedoch nicht mit den höchsten Indizes versehen. Die AGNs erscheinen genau wie die „normalen“ Galaxien willkürlich über die Indexspannweite verteilt. Kapitel 5: Diskussion und Ausblick Diskussion Durch die relativ geringe Anzahl von Objekten können eventuell Ungenauigkeiten in der Statistik zustande kommen. Allerdings lässt die, von uns betrachtete Stichprobe einen solchen Fehler bisher nicht erkennen. Eine weitere mögliche Fehlerquelle, könnte die im Vergleich zum Luminanz Kanal relativ schwache Intensität der H-alpha-Linie darstellen Wir erhalten im H-alpha-Kanal zwar eine geringere Datentiefe, doch ist diese für alle Aufnahmen gleich sodass wir hier nur von einer kleinen Fehlerquelle ausgehen können. Ausblick Für die Zukunft des Projekts planen wir weitere Objekte statistisch zu erheben und den H-alphaIndex zu optimieren. Dabei sollen noch weitere Parameter in die Betrachtung einfließen, wie beispielsweise den Einfluss, der galaktischen Extintion. Weiterhin planen wir die Finanzierung einer Autoguidingkamera, damit wir auch Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten erstellen können. Dies wird uns ermöglichen größere Datentiefen zu erhalten, und uns in die Lage versetzen, die Abstände von H-alpha-Regionen zum Kern genauer zu bestimmen. Weiterhin soll die Auswertungssoftware optimiert werden, insbesondere das Killallscript möchten wir verbessern um exaktere Daten zu erhalten. 15 Danksagung Wir möchten an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, uns bei allen zu bedanken, die uns unterstützt und beraten haben. Besonders hervor heben möchten wir hier die Tatkräftige Unterstützung unseres Betreuers Dr. Wolfgang Hasse. Ebenso möchten wir uns speziell bei Prof. Marshall McCall von der York University in Toronto, für die neueste Version von Killall, sowie seine Hilfe, die er uns mittels Telefon und e-mail zu kommen lies bedanken. Bei der Teleskopmanufaktur Berlin möchten wir uns für die Beratung in technischen und mechanischen Fragen bedanken. Weiterhin möchten wir uns bei Karsten Markus, für die hilfreichen Tipps zur Funktionsweise von Killall bedanken. Abschließend sind hier unsere Familien zu erwähnen, die uns in jeder Situation geholfen und uns auch in schwierigen Situationen beigestanden haben. Ein besonderer Dank geht hier an Jorg Förster, der mit uns bei jeder günstigen Wetterlage zu den Beobachtungsplätzen in Brandenburg gefahren ist. Anhang Datentabelle 16 Killall-Beispiele NGC 3190 NGC 2403 17 Literaturverzeichnis [1] H. Schmitt und A. Kinney: The relative orientation of the accretion disk and host galaxy disk in Seyferts, New Astronomy Review 46 (2002) 231-233. [2] N. Nagur und A. Wilson: The Relative Orientation of Nuclear Accretion and Galaxy Stellar Disks in Seyfert Galaxies, Asrophysical Journal 516 (1999) 97-113. [3] Timo Stein – Vergleichende Beobachtung naher aktiver Galaxien, Jugend-forscht-Landeswettbewerb Berlin 2005 (unveröffentlicht). [4] B. J. Wills und I. W. A. Browne: Relativistic beaming and quasar emission lines, Astrophysical Journal 302 (1986) 56. 18