Das wichtigste in Kürze von Dr.med.Harald Maier Seit Beginn der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sucht der Eichenprozessionsspinner, ein Forstschädling, der Eichen und Weißbuchen befällt, die westlichen Randbezirke von Wien heim. Die Larven des Eichenprozessionsspinners tragen Gifthaare, die auf der Haut und an den Schleimhäuten toxische und / oder allergische Reaktionen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von heftig juckenden Hautausschlägen (Raupendermatitis) bis zu Asthmaanfällen. Da die mikroskopisch kleinen Gifthaare bis zu hundert Meter weit mit dem Wind vertragen werden können, stellen sie eine wichtige, bis jetzt allerdings wenig beachtete Ursache einer luftübertragenen Krankheit dar. Bäume am Waldrand werden befallen Der Eichenprozessionsspinner (Lateinisch: Thaumetopoea processionea Linnaeus) ist in den meisten europäischen Ländern beheimatet. Unter besonderen Umweltbedingungen (warme, trockene Winter) kann es zur Massenvermehrung des Forstschädlings kommen. In Österreich wurde die erste Massenvermehrung in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts beobachtet. Durch das Verhalten des Eichenprozessionsspinners, Bäume am Waldrand und einzeln stehende Bäume auch in Wohngebieten zu befallen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Menschen mit den Gifthaaren in Kontakt kommen. Mit den Blättern der Eiche kommen auch die hungrigen Larven Der Lebenszyklus der Schädlinge ist hervorragend an den Wirtsbaum angepasst. Die Eigelege finden sich an kleinen Ästen in der Baumkrone und sind so gut getarnt, dass sie vom Boden aus praktisch nicht entdeckt werden können. Ende April bis Anfang Mai schlüpfen die Larven gleichzeitig mit dem Austreiben der Blätter. Die Larven leben in großen Kolonien und durchlaufen sechs Stadien. Ab dem dritten Stadium entwickeln sich Gifthaare, die das Eiweissgift Thaumetopoein enthalten. Anticimex GmbH Kreuzgasse 3, A-8724 Spielberg Tel +43 (0) 3512 44055-0 Fax +43 (0) 3512 44055-150 www.anticimex.at [email protected] Region Ost Marianne Jäger Fleschgasse 32, A-1130 Wien Tel +43 (0)1 5052379-0 Fax +43 (0)1 5052379-40 www.mariannejaeger.at [email protected] Die Prozessionsspinner wandern im Gänsemarsch Den Namen Prozessionsspinner verdanken die Tiere ihrer Gewohnheit, in der Nacht aus ihren Nestern in die Baumkrone zu "prozessieren" um sich dort von den Blättern zu ernähren. Am Morgen kehren sie im "Gänsemarsch" wieder in ihre Behausung zurück. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppen sich die Insekten und verlassen das Nest im Juli als unscheinbare, graubraune Motten. Nach der Befruchtung legt das Weibchen bis zu dreihundert Eier in einem Eigelege ab. Eichenprozessionsspinnerraupen: Die nicht giftigen Seidenhaare verleihen den Raupen ihr charakteristisches Aussehen, die Gifthaare sind auf der Aufnahme nicht zu erkennen. Giftpfeilhagel im Vorübergehen Da die Eichenprozessionsspinner nur auf der Suche nach einem neuen Wirtsbaum am Boden anzutreffen sind, ist ein direkter Kontakt eher selten. Davon sind meistens Kinder betroffen, die mit den scheinbar so putzigen Tieren spielen wollen. Die wichtigste Übertragungsart ist die Vertragung von Giftpfeilen (sog. Setae) mit dem Wind. Dabei werden die Passanten von den Giftpfeilen wie von einem Giftpfeilhagel getroffen. Unmittelbar nach dem Kontakt entwickelt sich ein fast unerträglicher Juckreiz, dem ein Hautausschlag folgt. Die Raupendermatitis kann sich in drei verschiedenen klinischen Erscheinungsbildern zeigen: Kontakturtikaria (Quaddeln), toxische irritative Dermatitis (Hautentzündung) oder anhaltende Papeln (Knötchen), die an Insektenstichreaktionen erinnern. Nicht nur Hautreaktionen sind die Folge Viel häufiger als in der Literatur beschrieben, entwickeln sich Allgemeinsymptome wie Schwindelgefühl, Fieber und Krankheitsgefühl, sowie Bindehautentzündung, Entzündungen im Rachenbereich und Asthma. Einzelne Fälle schwerer allergischer Schockreaktionen wurden aus anderen Ländern berichtet. Wie sieht die Behandlung aus? Bei den meisten Patienten genügt eine Behandlung mit externen Steroidzubereitungen ("Kortison"; Salben, Cremen, Augentropfen) und Tabletten, die gegen die Allergie wirken (Antihistaminika). Bei Einschränkungen der Atmung (Asthma) können spezielle, die Bronchien erweiternden Medikamente (ß-Mimetika) und Kortikoide durch Inhalation angewandt werden. Personen mit einem überempfindlichen Bronchialsystem sind besonders gefährdet. Die Einnahme von Kortikosteroiden ("Kortison") ist nur bei sehr schweren Verlaufsformen erforderlich. Anticimex GmbH Kreuzgasse 3, A-8724 Spielberg Tel +43 (0) 3512 44055-0 Fax +43 (0) 3512 44055-150 www.anticimex.at [email protected] Region Ost Marianne Jäger Fleschgasse 32, A-1130 Wien Tel +43 (0)1 5052379-0 Fax +43 (0)1 5052379-40 www.mariannejaeger.at [email protected] Vorbeugung Viel schwieriger als die Behandlung der Krankheitssymptome ist deren Vorbeugung. Dazu ist die Zusammenarbeit verschiedener Stellen erforderlich. Sollten in einem Garten in einer Gegend mit Eichenprozessionsspinnerbefall Eichenbäume stehen, empfiehlt sich eine Inspektion durch einen Forstmann vor dem Schlüpfen der nächsten Raupengeneration. Die Eigelege können dann mit Insektiziden bekämpft werden. Nach dem Schlüpfen der Larven sollen die Nester so früh als möglich mit Pestiziden, die die Häutung verhindern, besprüht werden. Wege, die an befallenen Bäumen vorbeiführen, müssen abgesperrt werden. Während der Puppenruhe werden die Nester mit einem Sprühkleber von außen her "versiegelt", um die Vertragung der Gifthaare zu verhindern, anschließend mechanisch entfernt und in einem geschlossenen Verbrennungssystem vernichtet. Es empfiehlt sich, Spezialfirmen oder die Wiener Berufsfeuerwehr mit dieser Aufgabe zu betrauen, da eine Schutzbekleidung inklusive Atemschutzmaske erforderlich ist. Die Gifthaare sind lange haltbar Ein praktisch unlösbares Problem ist die lange Haltbarkeit der Gifthaare in der Natur. Diese können mehrere Jahre intakt und reizauslösend bleiben. Daraus erklärt sich, dass Personen, die in betroffenen Gebieten leben, auch außerhalb der Larven- und der Puppenperiode Krankheitssymptome entwickeln. Anticimex GmbH Kreuzgasse 3, A-8724 Spielberg Tel +43 (0) 3512 44055-0 Fax +43 (0) 3512 44055-150 www.anticimex.at [email protected] Region Ost Marianne Jäger Fleschgasse 32, A-1130 Wien Tel +43 (0)1 5052379-0 Fax +43 (0)1 5052379-40 www.mariannejaeger.at [email protected]