Welcher Krebsmedikamenten-Cocktail passt zu welchem Patienten? Aufruf zum Wettbewerb der Forschungselite Aachen, 15.10.2015 – Krebs ist eine genetische Krankheit. Fast jeder Tumor ist ein individuelles Gebilde, nahezu ein eigenes „Organ“, das sich mit Nähr- und Sauerstoff versorgt, indem es neue Blutgefäße anlegt und sich der strikten Regulierung des menschlichen Körpers widersetzt. So viele verschiedene Krebsarten es gibt, so unterschiedlich sind auch die jeweiligen Therapien. Um die kritische Frage „Welcher Krebsmedikament-Cocktail passt zu welchem Patienten?“ beantworten zu können, richten Sanger und AstraZeneca unter dem Schirm von DREAM und Sage Bionetworks einen Wettbewerb für Wissenschaftler aus, ein sogenanntes Crowdsourcing, auch bekannt als „Wisdom of the crowd“ (Die Weisheit der Vielen). Einer der Leiter des Wettbewerbs ist Prof. Dr. Julio Saez-Rodriguez, Direktor des Joint Research Center for Computational Biomedicine an der Uniklinik RWTH Aachen. Täglich sind wir Umwelteinflüssen ausgeliefert, die Mutationen in unserem Erbgut verursachen können. Die meisten dieser Mutationen sind harmloser Natur und haben keinen Einfluss auf unsere Gesundheit. Darüber hinaus besitzt der menschliche Körper eine hohe Anzahl von Abwehrmechanismen, um Mutationen zu reparieren und zu stark mutierte Zellen in einen kontrollierten Zelltod zu schicken. Schlägt dieser Mechanismus fehl, erleiden wir eine Krebserkrankung, die einer individuellen Therapie bedarf. In der modernen Krebsforschung entfernt man sich zunehmend von der BreitbandChemotherapie. Diese Therapie hat zur Grundlage, dass sich Krebszellen schneller teilen und oftmals durch die Vielzahl an erlittenen Mutationen anfälliger für chemotherapeutischen Stress sind. Eine Chemotherapie schädigt jedoch auch gesundes Gewebe und kann unter Umständen sogar neue Tumoren hervorrufen. Die Hoffnung der letzten 20 Jahre war die Entwicklung von gezielten Medikamenten, die genau ein „Oncogen“ behandeln. Ein Oncogen ist ein normales Gen, das durch eine Mutation Krebs fördernde Eigenschaften bekommt. Obwohl diese gezielten Therapien anfänglich große Erfolge erzielen, werden diese oftmals durch nachfolgende Resistenzen gedämpft. Das ursprünglich hoch effektive Medikament kann dann von alternativen Krebstypen umgangen werden, die nicht mehr auf das gezielt behandelte Oncogen angewiesen sind. Eine Lösung erhoffen sich Forscher durch die Kombination von unterschiedlichen und gezielten Medikamenten, um diese Resistenzen anzugreifen, bevor sie sich etablieren können. Kombinationen aus etablierten Medikamenten vergrößern das therapeutische Spektrum, das Medizinern zur Verfügung steht. Welcher „Medikamenten-Cocktail“ jedoch für den einzelnen Patienten der richtige ist, muss erst geklärt werden. Um dieser Frage nachzugehen, richten Sanger und AstraZeneca unter dem Schirm von DREAM und Sage Bionetworks einen Wettbewerb für Wissenschaftler aus, ein sogenanntes „Crowdsourcing“. „Die Weisheit der Vielen“ nutzen Ein Crowdsourcing kann auf das Wissen von Experten der ganzen Welt zurückgreifen. Die Infrastruktur eines solchen Wettbewerbes erlaubt eine unvoreingenommene Auswertung von teilnehmenden Experten, fördert zukünftige Kollaborationen und beschleunigt den Fortschritt in der Forschung. Forscher des Joint Research Centers for Computational Biomedicine (JRC-COMBINE) (www.combine.rwth-aachen.de) sind maßgeblich an der Formulierung der exakten Fragestellung und der Auswertung dieses Wettbewerbs für Medikamentenkombinationen bei unterschiedlichen Krebsarten und Patienten beteiligt. Michael Menden, Doktorand von Prof. Saez-Rodriguez und einer der Leiter des Wettbewerbs, erklärt: „Die Antwort darauf, wie man die ‚hellsten‘ Köpfe an einen Tisch bringt, ist einfach: Mit der richtigen Motivation. Die Resultate dieses Wettbewerbs werden hoffentlich der neue Standard für Medikamentenkombinationsstudien, sichtbar für die ganze Welt. Wer gut in der ‚AstraZeneca-Sanger Drug Combination Prediction DREAM Challenge‘ abschneidet, spielt auf der Weltbühne der Krebsforschung mit und wird mit einer Veröffentlichung in einem der höchst angesehen Magazine in der Fachwelt (Partnerschaft mit Nature Biotechnology) belohnt.“ Der Wettbewerb ist offen vom 3. September 2015 bis einschließlich 22. Januar 2016 unter der Leitung von Jonathan Dry (AstraZeneca), Dr. Justin Guinney (Sage Bionetworks), und Prof. Dr. Julio Saez-Rodriguez (EMBL-EBI & Uniklinik RWTH Aachen). Mehr Informationen sind erhältlich unter: https://www.synapse.org/#!Synapse:syn4231880/wiki/agner Pressekontakt : Uniklinik RWTH Aachen Dr. Mathias Brandstädter Leitung Unternehmenskommunikation Pauwelsstraße 30 52074 Aachen Telefon: 0241 80-89893 Fax: 0241 80-3389893 [email protected] Über die Uniklinik RWTH Aachen (AöR) Die Uniklinik RWTH Aachen verbindet als Supramaximalversorger patientenorientierte Medizin und Pflege, Lehre sowie Forschung auf internationalem Niveau. Mit 34 Fachkliniken, 25 Instituten und fünf fachübergreifenden Einheiten deckt die Uniklinik das gesamte medizinische Spektrum ab. Hervorragend qualifizierte Teams aus Ärzten, Pflegern und Wissenschaftlern setzen sich kompetent für die Gesundheit der Patienten ein. Die Bündelung von Krankenversorgung, Forschung und Lehre in einem Zentralgebäude bietet beste Voraussetzungen für einen intensiven interdisziplinären Austausch und eine enge klinische und wissenschaftliche Vernetzung. Rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für patientenorientierte Medizin und eine Pflege nach anerkannten Qualitätsstandards. Die Uniklinik versorgt mit 1.400 Betten rund 45.000 stationäre und 200.000 ambulante Fälle im Jahr.