Dr. med. vet. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Tierarzt für Bestandsbetreuung und Qualitätssicherung im Erzeugerbetrieb–Schweine– Tierarztpraxis für Großtiere Praxisinfo für Schweinehalter APP, eine der bedeutendsten Atemwegserkrankungen beim Schwein Vorkommen und Verbreitung von APP: APP (Actinobacillus pleuropneumoniae) verursacht eine der bedeutendsten Atemwegserkrankung beim Schwein. APP ist weltweit verbreitet. In Deutschland weisen bis zu 30% der Lungen von Schlachtschweinen „APP typische“ Veränderungen auf. Nicht alle der 15 Serotypen von APP sind gleich stark krankmachend. Besonders die Serotypen, die das Apx-Toxin I und II erzeugen sind sehr krankmachend und zellzerstörend. Es reichen je nach Serotyp schon 100 stark krankmachende Keime aus, um nach 1-5 Tagen eine schwere Lungenentzündung auszulösen. Dabei erfolgt die Infektion Bild 1: Verlauf der Krankheit: Eine Infektion verläuft stärker bei Überbelegung oder gleichzeitiger Belastung der Tiere durch andere Krankheiten. Hier spielen vor allem Virusinfektionen durch PRRS-, Circo- oder Influenza-Viren aber auch bakterielle Infektionen durch Mycoplasma hyopneumoniae und Pasteurellen als sogenannte Leitinfektionen eine große Rolle. Liegt eine oder mehrere der gerade genannten Infektionskrankheiten vor, verursachen APP-Keime häufig komplikativ eine sogenannte Sekundärerkrankung. Der Krankheitsverlauf kann abhängig vom Immunstatus und der Infektionsdosis von unterschiedlicher Ausprägung sein: Es treten schlimme Verlaufsformen mit stark ausgeprägten Symptomen, wie Apathie, Futterverweigerung, Fieber bis 42,5 °C, erschwerte Atmung, schmerzhafter Husten, Maulatmung, Erbrechen und mit gehäuften Todesfällen bereits 24 – 48 Stunden nach Beginn der Erkrankung auf. Es kann aber auch zu chronischen Verlaufsformen mit vereinzelt auftretendem Husten, Verminderung der Tageszunahmen und Ein an APP verendetes Mastschwein mit den typischen Symptomen, wie blau-violett verfärbte Unterseite und Austritt von blutigem Schaum aus den Nasenlöchern. Wie häufig bei dieser Krankheit, ist auch hier eines der besser entwickelten Tiere an HerzKreislaufversagen gestorben. Foto: Dr. Otto Egbering Wie wird die Krankheit APP übertragen? a) durch eine Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier b) über die Stallluft c) durch die Außenluft zwischen den Beständen d) durch den Zukauf von infizierten, aber klinisch unauffälligen Tiere Seite 1 von 3 geringgradig erhöhter Körpertemperatur kommen. Wie erkennt man eine APP-Infektion? Neben den typischen klinischen Symptomen bei den lebenden Schweinen fallen bei den verendeten Tieren eine blau-violett verfärbte Unterseite und blutig, schaumiger Nasenausfluss auf. Es verenden auch meistens gut entwickelte Tiere. Bei der Sektion fallen besonders an den Zwerchfelllappen der Lunge dunkelrote, beetartige Herde von zerstörtem Lungengewebe auf. Bild 2: beetartig hervorgehobener Bereich mit zerstörtem Lungengewebe in der Mitte des abgebildeten Lungenlappens Beim Anschnitt solcher Lungenveränderungen erkennt man einen gelbgräulichen Kern aus zerstörtem Lungengewebe. Weiter ist das Brustfell häufig in Höhe der entzündeten Lungenareale mit der Lunge verwachsen und man kann Fibrinauflagerungen auf derLunge sehen. Nicht selten findet man auch blutig-seröse Flüssigkeit im Brustraum. Diese Symptome und gehäufte Hinweise auf das Vorliegen von Entzündungen und Verklebungen an der Lunge in den QS-Daten der Schlachthofabrechnungen lassen vermuten, dass eine APP-Infektion vorliegt. Bild 3: Querschnitt einer Lunge mit den für eine APP –Infektion typischen Veränderungen. Man kann den gelb-grau aussehendem Kern in dem zerstörten Lungengewebe deutlich erkennen Wie kommt man zu einer sicheren Diagnose? Ein Krankheitsverdacht kann bei der Bestandsuntersuchung geäußert werden. Eine sichere Diagnose kann aber nur durch die Sektion verendeter Tiere und durch eine APP-Antikörperbestimmung mittels ELIAS-Test vom Blut betroffener Tiere gestellt werden. Bei der Interpretation von Antikörperergebnissen sollte man beachten, dass auch weniger stark krankmachende APP-Serotypen für erhöhte Antikörperwerte verantwortlich sein können. Durch den Nachweis des Erregers mittels PCR-Methode aus Lungenspülproben betroffener Tiere bzw. aus verändertem Lungengewebe toter Tiere kann man im Zweifelsfall die Serotypen noch differenzieren lassen. Therapie: Für die Therapie kommen Anitbiotika zur Behandlung über das Futter oder das Trinkwasser in Frage. In unserer Praxis je nach Resistenzlage: Medikamente mit dem Wirkstoff Doxycyclin, Tetracyclin oder Lincomycin. Ist bei akuten Einzelfällen die Futteraufnahme nicht mehr gewährleistet, so sollte man auf injizierbare Antibiotika zurückgreifen. Zusätzlich sollten fiebersenkende Mittel über das Futter bzw. per Injektion verabreicht werden. In einzelnen Fällen Seite 2 von 3 sollte man zusätzlich auch kreislaufstützende Mittel verabreichen. Schutzimpfungen gegen APP: Eine Schutzimpfung sollte in jedem Fall bei neu zugekauften Jungsauen erfolgen. Hierbei ist zu beachten, dass keine vollständige Erregerfreiheit hervorrufen wird. Literaturquellen: Actinobacillus pleuropneumoniae ein Erreger unterschiedlicher Pathogenität, Dr. K. Teich, Bad Oldesloe, 2003 Pneumonien beim Schwein A. Palzer, A. Ladinig, K. Heinritzi, M. Ritzmann Veterinär Spiegel 2010/4 Pneumonien, aus dem Buch Schweinekrankheiten Heinritzi, Gindele, Schnurrbusch, Reiner Dr. Otto Egbering Fachtierarzt für Schweine Kalksbecker Weg 122 48653 Coesfeld Tel.: 02541 / 81488 E.mail: [email protected] PRDC & APP Homepage von Animal-health-online APP aus dem Buch Handbuch gesunde Schweine Erwin Sieverding Eigene Praxiserfahrungen Tierarzt Dr. Otto Egbering und Tierärztin Dr. Catharina Hölscher Autor: Seite 3 von 3