Algebraische Topologie Vorlesung 09 23.05.2005 Dieses Dokument wurde von der Homepage www.sigma-mathematics.de runtergeladen. Es darf zu nichtkommerziellen Zwecken verwendet und frei weitergegeben werden. Jeglicher Mißbrauch ist untersagt. Ich hafte nicht für eventuelle Schäden, die durch Verwendung dieses Dokuments auftreten. Sollte das Dokument Fehler enthalten, so melden Sie diese bitte an [email protected]. Änderung zu Beispiel (2.37): 1 U ′ = {x ∈ R2 | |x − 1|2 = 1}, V ′ = {x ∈ R2 | |x + 1|2 = 1}, W := {(x1 , x2 ) ∈ X | − 10 < x1 < ′ ′ ′ V := V ∪ W . ⇒ U, V offen, U ≃ U , V ≃ V , W ≃ {0}. Rest des Beweises wie bisher. §6 1 10 }. U := U ′ ∪ W , Überlagerungen X topologischer Raum. (2.41) Definition. Eine (unverzweigte) Überlagerung von X ist ein Paar (π, Y ), wobei Y topologischer Raum und π : Y → X stetig, so dass gilt: Für alle x ∈ X existiert offene Umgebung V von x mit: [ ˙ Ui (disjunkte Vereinigung), Ui offen und (∗) π −1 (V ) = i∈I π|Ui : Ui → V ist Homöomorphismus für alle i ∈ I. π heißt Überlagerungsabbildung. (2.42) Bemerkung. Sei π : Y → X Überlagerung. Dann gilt: (a) π ist „lokal homöomorph“, d.h. für alle y ∈ Y existiert Umgebung U von y in Y mit U, π(U ) offen und π|U → π(U ) ist Homöomorphismus. (b) π ist surjektiv und offen. Beweis. (a) Sei V offene Umgebung von π(y), die (*) erfüllt. Wegen y ∈ π −1 (V ) liegt y in einem der Ui . (b) Folgt aus der Definition und (a). Sinngemäß werden Überlagerungen des punktierten topologischen Raums (X, x0 ) definiert. (2.43) Beispiel. (a) Sei Z diskreter topologischer Raum. π : X × Z → X, (x, z) 7→ x ist eine Überlagerung. (b) R2 ≈ C, S 1 ⊆ C. R → S 1 , x 7→ e2πix ist Überlagerung. (c) Sei 0 6= n ∈ N. S 1 → S 1 , z 7→ z n ist Überlagerung. (2.44) Definition. Eine Gruppe G heißt topologische Gruppe, falls auf G eine Topologie definiert ist, so dass die beiden folgenden Abbildungen stetig sind: (a) G × G → G, (g, h) 7→ gh (Multiplikation). (b) G → G, g 7→ g −1 (Invertieren). 1 www.sigma-mathematics.de/semester5/algtop/vorlesungen/vorlesung09.pdf 2 (G × G versehen mit Produkttopologie.) (2.45) Beispiel. (a) O(n) := {n ∈ Rn×n | At A = En } ⊆ Rn×n orthogonale Gruppe. (b) (R, +), (Z, +), Z ⊆ R. (c) (S 1 , ·), S 1 ⊆ C. (2.46) Definition. Sei G topologische Gruppe. G operiert (stetig) auf X, falls eine stetige Abbildung G × X → X, (g, x) 7→ gx existiert, so dass gilt: (a) 1x = x für alle x ∈ X. (b) (gh)x = g(hx) für alle g, h ∈ G, x ∈ X. (2.47) Beispiel. (a) Sei n ≥ 2. O(n) operiert auf der Sphäre S n−1 durch Matrix-Vektor-Multiplikation. (b) (Z, +) operiert auf R durch z.x := z + x, z ∈ Z, x ∈ R. (c) Sei n ≥ 2. Z/2Z = {En , −En } ⊆ O(n) operiert auf S n−1 (Einschränkung der Operation aus (a)). (2.48) Definition. Die topologische Gruppe G operiere auf X. X ist disjunkte Vereinigung von G-Bahnen, d.h. wir haben Äquivalenzrelation ∼ auf X: x ∼ y :⇔ ∃g ∈ G mit y = gx. Der Quotientenraum X/ ∼ (vgl. (1.26)) heißt Bahnenraum und wird mit X/G bezeichnet. (2.49) Beispiel. Seien jeweils G, X wie in (2.47). (a) S n−1 / O(n) ist ein Punkt. (b) R/Z ∼ = S 1 ⊆ C. (c) S n−1 /(Z/2Z) ≈ Pn−1 (R) Beweis. (a) Klar. (b) f : R → S 1 , x 7→ e2πix ist stetig, surjektiv, offen (2.42). Aus (1.30) folgt: f ist identifizierend, d.h. f¯: R/Rf → S 1 ist ein Homöomorphismus. Offensichtlich ist R/Rf = R/Z. (c) Übung. (2.50) Bemerkung. Die topologische Gruppe G operiere auf X. Zu jedem x ∈ X existiere offene Umgebung U von x mit U ∩ gU = ∅ für alle 1 6= g ∈ G. Dann ist die kanonische Abbildung π : X → X/G eine Überlagerungsabbildung. Beweis. Sei y ∈ X/G, x ∈ X mit π(x) = y und U Umgebung von x wie in Voraussetzung. Setze V := S Ṡ π(U ). π −1 (V ) = π −1 (π(U )) = g∈G gU = g∈G gU : gU offen in X für alle g ∈ G [ϕg : X → X, x 7→ gx ist Homöomorphismus]. ⇒ π −1 (V ) offen in X ⇒ V offen in X/G. π|U : U → V ist Homöomorphismus (selbst). ⇒ π|gU : gU → V ist auch Homöomorphismus für alle g ∈ G. (2.51) Definition. Sei π : Y → X Überlagerung, f : [0, 1] → X ein Weg in X. Ein Weg f˜: [0, 1] → Y in Y heißt Lift von f , falls f = π ◦ f˜ ist. π /X Y aC CC {= { CC {{ CC {{ f˜ C {{ f [0, 1] (2.52) Satz. Sei π : Y → X Überlagerung, f ein Weg in X, x0 := f (0). Dann existiert zu jedem y0 ∈ Y mit π(y0 ) = x0 genau ein Lift f˜ von f mit f˜(0) = y0 . www.sigma-mathematics.de/semester5/algtop/vorlesungen/vorlesung09.pdf 3 Beweis. [0, 1] kompakt, f stetig ⇒ es gibt 0 = t0 < t1 < · · · < tn = 1 und Vj ⊆ X offen, so dass (*) aus (2.41) für Vj erfüllt ist und f ([tj , tj+1 ]) ⊆ Vj , 0 ≤ j ≤ n − 1. Definiere f˜ stückweise auf jedem Teilintervall Ṡ [tj , tj+1 ]: π −1 (V0 ) = i∈I0 Ui,0 , π(y0 ) = x0 = f (0) ∈ V0 ⇒ y0 liegt in genau einer der Ui,0 , das wir U0 nennen. π0 := π|U0 : U0 → V0 ist Homöomorphismus. Setze f˜(t) := π0−1 (f (t)), t ∈ [t0 , t1 ], y1 := f˜(t1 ). ⇒ π(y1 ) = π(f˜(t1 )) = f (t1 ) ∈ V1 . usw. Induktiv erhalten wir stetige (!) Abbildung f˜: [0, 1] → Y mit π ◦ f˜ = f . An jeder Stelle tj ist die Erweiterung von f˜ auf [tj , tj+1 ] durch f˜(tj ) eindeutig festgelegt. ⇒ f˜ ist eindeutig bestimmt durch f und f˜(0) = y0 .