Nebennierentumore: Wann beobachten? Wann operieren? B. Niederle, G. Prager, Ch. Scheuba, Ch. Passler, M. Schindl - Wien Durch den großzügigen Einsatz bildgebender Verfahren zur Abklärung abdomineller Beschwerden werden Tumore der Nebenniere als Zufallsbefund („Inzidentalom“) sporadisch bei 0,7% bis 1,3% der Untersuchten beobachtet. Sie werden bei bis zu 30% der MEN 1 (Primärer Hyperparathyreoidismus, Endokrinen Pankreastumore, Hypophysentumore) und bei bis zu 60% der MEN 2 (Medulläres Schilddrüsenkarzinom, Primärer Hyperparathyreoidismus) Patienten diagnostiziert. Der Krankheitswert dieser sporadischen und familiär gehäuften Beobachtungen wird alls Übersicht dargestellt. Ergebnisse der ausführlichen Anamnese, der klinischen Untersuchung und sorgfältigen biochemischen Abklärung sowie die Tumorgröße entscheiden über die Operationsindikation und -taktik (konventionell offen, endoskopisch). Jeder hormonaktive Nebennierentumor, egal ob sporadisch oder im Rahmen der MEN beobachtet, muß unabhängig von seiner Größe operativ entfernt werden. Bei hormoninaktiven Tumoren richtet sich die Wahl des therapeutischen Vorgehens nach der Tumorgröße. Tumore unter 3 cm werden beobachtet. Sie sind erst bei dokumentiertem Wachstum eine Operatiosnindikation. Bei einer Größe zwischen 3 cm und 5 cm besteht eine relative, ab 5 cm eine absolute Operationsindikation. Diese Therapieempfehlung basiert auf der Beobachtung, daß mit zunehmender Größe auch die Wahrscheinlichkeit einer malignen Entartung des Tumors ansteigt. MEN 1 assoziierte Nebennierentumoren zeigen ein identes Malignitätspotential wie sporadische Läsionen. Solide Tumore zwischen ≥ 3cm und ≤ 6cm sollten unabhängig von ihrer hormonellen Aktivität und ihrem Auftreten innerhalb der MEN durch ein minimal invasives, endoskopisches Verfahren (neuer „Goldstandard“) entfernt werden. Tumore größer als 6 cm oder unabhängig von ihrer Größe bei Malignitätsverdacht sollen generell konventionell, offen operiert werden. Nicht jedes Inzidentalom hat einen Krankheitswert und ist somit therapiebedürftig. Bei Diagnose beidseitiger Nebennierenrindenläsionen muß immer ein MEN 1, bei Diagnose eines Phäochromozytoms immer eine MEN 2 ausgeschlossen werden. Univ. Prof. Dr. B. Niederle, Klinische Abteilung f. Allgemeinchirurgie – Chirurgische Endokrinologie, Univ. Klinik f. Chirurgie Währinger Gürtel 18-20; 1090 Wien Tel: 01-40400-5621; Fax: 01-40400 6808, e mail: [email protected]