Qualitätszirkel-Protokoll Name des Qualitätszirkels: QZ Nuklearmedizin Rhein-Main Datum: Mi., 24.11.2010 Ort: DKD Wiesbaden Moderator: Dr. med. Wolfgang Spiegel Von: 18.30 Uhr Bis: 20:30 Uhr Protokollführer: Dr. med. Wolfgang Spiegel Die Teilnehmer bestätigen durch ihre Originalunterschrift auf der beigefügten Teilnehmerliste ihre Anwesenheit. Sitzungsthemen: Diagnostik und Therapie von MEN 2-Syndromen, C-Zell-Karzinom der Schilddrüse Arbeitsmethoden: Externes Referat, Diskussion, Fallbeispiele. Ablauf, Inhalt und Ergebnis der Qualitätszirkel-Sitzung: Das Hauptreferat des Abends hielt Frau PD Dr. K. KONZ (Wiesbaden) zum Thema „MEN Typ II – Interdisziplinäre Diagnostik und Therapie“. Das autosomal dominant vererbten MEN 2-Syndrom kommt in Deutschland mit einer Prävalenz von 2-3/100.000 vor und lässt sich in drei Krankheitsentitäten gliedern: - Beim MEN 2a kommt es zur Entwicklung von C-Zell-Karzinomen der Schilddrüse (MTC, in 100%), zu oft bilateralen Phäochromozytomen (Phäo, 50%) und zum primären Hyperparathyreoidismus (pHPT, 20%), auch zu einem Lichen planus amyloides der Haut. - Beim aggressiveren MEN 2b-Syndrom entwickelt sich kein pHPT, jedoch treten Schleimhautneurome und Gangliome auf, oft auch ein marfanoider Habitus. - Abzugrenzen ist das ebenfalls erbliche, familiäre C-Zell-Karzinom, das sich ohne Entartung weiterer Drüsen meist erst nach dem 50. Lebensjahr manifestiert. Der Nachweis der MEN 2-Syndrome erfolgt durch eine molekulargenetisch Untersuchung des RETProtoonkogens auf Chromosom 10, von dem eine Vielzahl verschiedener Mutationen bekannt sind. Diese führen zu je unterschiedlich malignen Formen der Erkrankung. Ein MTC-Screening von asymptomatischen Familien-Angehörigen kann mit der Bestimmung von Kalzitonin (hCt) im Serum durchgeführt werden, vor und ggf. nach Stimulation mit Pentagastrin (oder Kalzium i. v.). Diese sowie Analysen von CEA und Chromogranin A, Halssonografie und MRT werden auch in der Diagnostik des MTC eingesetzt, ferner zunehmend häufig die PET-CT. Therapeutisch kommt nur die totale Thyreoidektomie in Frage mit zentrozervikaler Lymphknoten-Dissektion, auch prophylaktisch vor dem 10. Lebensjahr bei kindlichen Merkmalsträgern mit hohem Risiko. Vor einer Entartung findet man mit unterschiedlicher Latenz eine Hyperplasie der C-Zellen. Zum Nachweis des Phäochromozytoms eignen sich der 24-h-Urin (fraktionierte Metanephrine, Katecholamine) sowie Serumanalysen (fraktionierten Metanephrine, Chromogranin A), MIBG- und OctreotidSzintigrafie, sowie wiederum die PET-CT. Die Messung der Vanillinmandelsäure (VMS) ist heute obsolet. Zur Therapie: Neben der bilateralen laparoskopischen Adrenektomie sind oft adjuvant auch die externe Bestrahlung indiziert, die Behandlung mit J131-MIBG und die Chemotherapien mit Doxorubicin und Dacarbazin. Beim malignen Phäochromozytom sind Spätmetastasierungen nach über 20 Jahren beschrieben. In der sehr ausführlichen und lebhaften Diskussion ging es um Fragen des günstigsten Operationszeitpunkts und chirurgischer Strategien (SAALABIAN), um die Aussagekraft des basalen und stimulierten hCT-Wertes (MAIER, HOLLE) sowie um die Wertigkeit einer sorgfältigen Familienanmnese (DYCK). Fallbeispiele von Kollegen MAIER und Kollegin MICHAELIS rundete den Abend mit klinischen Aspekten zu MEN 2 ab. Ein kommerzielles Sponsoring dieser Qualitätszirkel-Sitzung hat nicht stattgefunden. Ort, Datum: Darmstadt, 24.11.2010 Unterschrift des Moderators: - Dr. med. W. Spiegel -