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20 Jahre Lithopshaus
Lebende Steine
(Lithops sp.)
Immerhin bringen es diese Rosettenpflanzen auf mehr als zwei Blätter pro Vegetationsperiode. Verglichen mit einem Baum
oder Strauch bleiben sie mit 6 bis 30 Blättern jedoch Minimalisten. An den abgestumpften Blattspitzen fällt die warzige
Oberflächenstruktur auf. Am Wildstandort
imitieren die Blattspitzen den umgebenden
Sand oder die Kalkkrusten, was die Pflanzen für Futter suchende Tiere schwer auffindbar macht. Der griechische Pflanzenname (titanos = Kalk, opsis = Aussehen)
macht auf diesen Sachverhalt aufmerksam.
Lebender
Sand
Fensterpflanze
(Fenestraria sp.)
Fensterpflanze
Die Lithops-Arten entwickeln in einer Vegetationsperiode lediglich zwei rundlich geformte Blätter, die Kieselsteinen gleichen.
Das letztjährige Blattpaar ist meistens noch
als dünne, ausgebleichte Schuppe erkennbar. Daraus wird ersichtlich, wie gross das
Wasserspeichervermögen dieser sonderbaren Blätter ist. Die rund 35 Lithops-Arten
sind in Südafrika und Teilen Namibias beheimatet, wo sie in Felsspalten, Kies- und
Schotterböden leben. Je nach Muttergestein
gibt es Arten mit grau, braun, rötlich oder
grünlich gefärbten Blättern. Während der
Trockenperiode schrumpfen die Blätter
zunehmend ein. Dadurch werden die Sukkulenten richtiggehend in den Boden hineingezogen, was den Tarneffekt erhöht.
Die weissen oder gelben Blüten, die jeweils
im Sommer aus dem Spalt der beiden kieselförmigen Blätter spriessen, decken den ganzen Pflanzenkörper vollständig ab. In dieser
kurzen Blühphase verzichten die Lebenden
Steine auf ihre Tarnung.
Lebender
Granit
Die zwergige Fensterpflanze lebt im nördlichen Südafrika und Namibia vorzugsweise
in wenig bewachsenen Quarzkieselfeldern.
Dort verstecken sich ihre rosettenförmig
angeordneten verdickten Blatter im Sand
oder Kies. Vorteilhaft dabei ist, dass die
Pflanzen nur schwer auffindbar sind, nachteilig, dass die eingegrabenen Blätter unter
Lichtmangel leiden könnten. Diesem Problem begegnet die Fensterpflanze mit
verblüffender Raffinesse. Das Innere der
zylindrischen Blätter bis zur abgeflachten
Spitze besteht aus glasartigem Gewebe,
das Licht zu den grünen Innenwänden
durchlässt und gleichzeitig Wasser speichert. Wie durch einen Lichtschacht gelangt so Licht ins Innere des Blattes, wo die
Fotosynthese stattfindet.
Aasblumen
(Stapelia sp.)
Lebender Granit
(Pleiospilos sp.)
Wegen ihrer teils kantigen und grünlich gefärbten Blätter ist der Vergleich mit Granitgestein absolut zutreffend. In Flächen mit
gebrochenen Steinen sind die Pflanzen dank
Lebender Sand oder -Kalk
(Titanopsis sp.)
Lebender
Stein
Aasblume
Trotz ähnlicher Sprosse gehören die Aasblumen nicht zu den Kakteen, sondern zu
den Hundsgiftgewächsen. Ihre mächtigen
Blüten verbreiten einen abscheulichen Geruch nach faulem Fleisch. Damit locken sie
Insekten an, die dort ihre Eier ablegen. Bei
der Eiablage besorgen die getäuschten Insekten die Bestäubung, die ausgeschlüpften Nachkommen finden auf den Blüten
jedoch keine Nahrung und gehen zugrunde.
IM SEPTEMBER 2016
Lithops – was ist das? Der Begriff „Lithops“ setzt sich aus den griechischen
Wörtern lithos = Stein und und opsis =
Aussehen zusammen. Im Lithopshaus
sind somit Pflanzen untergebracht, die
ähnlich wie Steine aussehen. Die Angleichung dieser Pflanzensippe an ihre Umwelt ist nicht bloss eine gestalterische
Spielerei. Damit schützt sie sich mittels
Tarnung vor ihren Frassfeinden. Diese
Technik beherrschen somit nicht nur die
Tiere, sondern auch viele Pflanzen.
Der nachgebildete Wüstenboden im Lithopshaus verdeutlicht, dass die ausgestellten Pflanzen aus Lebensräumen mit
anhaltenden trocken-heissen Perioden
stammen, die meisten von ihnen aus der
Südspitze Afrikas. Ihre verdickten Blätter
dienen nicht allein der Tarnung, sondern
auch der Speicherung eines Wasservorrates zur Überbrückung der regelmässig
auftretenden Durststrecken.- Allein schon
die Tatsache, dass sich der Botanische
Garten den steinähnlichen Pflanzen vor
20 Jahren eine eigene Sommerresidenz
gebaut hat, zeigt wie spektakulär diese
kleinwüchsigen Pflanzen sind.
dieser Blätter bestens getarnt.- Sehr auffällig ist der abgebildete Pleiospilos bolusii,
der mit seinen abgerundeten, gegenständigen Blättern aussieht wie ein in der Mitte
entzweigebrochener Flussstein. Da die
Temperaturschwankungen zwischen Tag
und Nacht besonders in Bodennähe sehr
gross sind, kommen derart gebrochene
Steine in Wüstengebieten nicht selten vor.
Erstaunlich wie der „Lebende Granit“ seine
unmittelbare Umgebung imitiert.
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