Faltblatt Zecken - Waldkindergarten Calw

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Zecken können auf dem Umweg über Katzen (und
andere Haustiere) gefährliche Krankheiten übertragen. Wer gerne in der Natur spazieren geht, kann
auch direkt von Zecken befallen werden.
Die Zecken gehören zu den Gliederfüßern (Arthropoda) und bilden dort die Gruppe der Schmarotzermilben. Dieses sind weltweit verbreitete, blutsaugende
Außenparasiten (Ektoparasiten) von Wirbeltieren, die
als Wirte dienen. Bei vielen Zeckenarten tritt ein
Wirtswechsel auf. Die Weibchen ernähren sich vom
Blut von Säugetieren, Vögeln und Reptilien, auf deren
Körperhaut sie sich festsaugen. Dabei schwellen die
kleinsten Arten von kaum 2mm auf die Größe einer
Kaffeebohne an. Das erste Unterkieferpaar ist zu
einem perfekten Saugapparat umgebildet. Die Kieferfühler dienen dabei als Haft- und Stechorgane.
Mit ihnen sticht die Zecke ihr Opfer.
Es gibt zwei Zeckenfamilien, die Schildzecken (Ixodidae), die ein hartes Rückenschild besitzen und die
Lederzecken (Argasidae), deren Oberseite lederartig
ist. Ihre Mundwerkzeuge sind unter dem Rücken eingezogen. Der Holzbock (Ixodes ricinus), die bekannteste mitteleuropäische Zecke, gehört zur Familie der
Schildzecken.
Als Blutsauger kann er Erreger von verschiedenen
Infektionskrankheiten bei Tieren und Menschen übertragen. Die Frühsommer-Menigo-Encephalitis (FSME)
und die Borreliose sind Beispiele für Infektionskrankheiten beim Menschen, deren Erreger vom
Holzbock übertragen werden können. Die Taubenzecke (Argas reflexus) ist eine Lederzeckenart (auch
Saumzecke), die als Parasit hauptsächlich bei Vögeln
auftritt.
Sytematische Einordnung für den Holzbock (Ixodes
ricinus):
Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Milben (Acari)
Familie: Schildzecken (Ixodidae)
Im Faltblatt ist der Holzbock gemeint, wenn im folgenden von der Zecke gesprochen wird.
Entwicklung der Zecke
Lebensräume der Zecken
Der Entwicklungszyklus des Holzbockes dauert zwei
bis drei Jahre. Dabei treten drei Entwicklungsstadien
auf, die auf drei verschiedenen Wirten (Dreiwirtzecke)
parasitieren. Die Weibchen beginnen im Herbst nach
dem Abfallen vom Wirt mit der Eiablage im Bodenbereich und sterben danach. Im Frühjahr des nächsten
Jahres schlüpfen die Larven, die in der Regel
Kleinsäuger ( Mäuse, Ratten, Reptilien) als Wirte
benutzen. Nach dem Abfall vom Wirt, finden mehrere
Häutungen statt, an deren Ende das Nymphenstadium entstanden ist. Wirte der Nymphen sind größere
Wirbeltiere (Eichhörnchen, Kaninchen, Vögel). Sie
überwintern im Boden. Im nächsten Frühjahr häuten
sich die Nymphen zu den erwachsenen Zecken, die
dann den dritten Wirt zum Blutsaugen befallen (z.B.
Rehe, Hirsche, Menschen). Die Begattung der Weibchen erfolgt auf den Wirten.
Durch wechselnde klimatische Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) kann der Entwicklungszyklus verkürzt oder verlängert werden, so daß häufig
auch verschiedene Stadien nebeneinander vorkommen können. Menschen können von allen drei Stadien als Wirt benutzt werden.
Das Vorkommen der Zecken ist eng an das Vorkommen ihrer Wirte gekoppelt. Da Säugetiere, Vögel und
sogar Reptilien als Wirte dienen können, kann man
eine weltweite Verbreitung annehmen.
Der Holzbock kommt in den gemäßigten Zonen Europas und Nordamerikas vor und bevorzugt dort
Standorte mit günstigen mikroklimatischen Bedingungen wie hohe Luftfeuchtigkeit und geeignete Temperaturen, z. B. an Waldrändern, auf Waldlichtungen mit
hochwüchsigen Gräsern und Bachauen. Auch findet
man sie häufig in der Laubschicht von Laub- und
Mischwäldern ohne grasigen und krautigen
Unterbewuchs. Besonders gefährlich für Menschen
sind Übergänge zwischen verschiedenen Lebensraumtypen, wie Weg- und Waldränder mit Gräsern,
krautigen Pflanzen und kleinen Sträuchern, auf denen
sich meist die adulten Zecken aufhalten.
Zecken, die einen Wirt suchen, befinden sich häufig
direkt auf der Laubstreu oder in der Krautschicht. Ein
Vorkommen von Zecken auf Bäumen kann man jedoch ausschließen.
Kennzeichen
1. Larve:
Die Larve der Zecke ist 0,6mm (nüchtern) bis
1,25mm (vollgesogen) groß und hat sechs Beine. Der
Rücken ist hell- bis mittelbraun und die weichhäutigen
Körperteile sind hellgrau bis graugelb gefärbt.
2. Nymphe:
Die Nymphe der Zecke ist 1,2mm (nüchtern) bis 2mm
(vollgesogen) groß und hat acht Beine. Der Rücken
ist mittel- bis dunkelbraun und die weichhäutigen.
Körperteile sind hellgraugelb gefärbt.
3. Adulte (erwachsene Tiere):
Die adulte Zecke ist längsoval, hat acht Beine und ist
2,4mm-4,8mm (nüchtern) bis 12mm (vollgesogen)
groß. Der Rücken ist schwarzbraun gefärbt. Das Rückenschild bedeckt bei der männlichen Zecke den
gesamten Rücken, während beim Weibchen nur ein
Teil bedeckt ist.
Wie kommt es zu einem Zeckenbiß?
Der Verhaltensforscher J. v. Uexküll beschreibt 1934
das Verhalten der Zecke wie folgt:
"Den Weg auf seinem Wartturm findet das augenlose
Tier mithilfe eines allgemeinen Lichtsinnes der Haut.
Die Annäherung der Beute wird dem blinden und
tauben Wegelagerer durch seinen Geruchssinn offenbar. Der Duft der Buttersäure, die den Schweißdrüsen der Säugetiere entströmt, wirkt auf die Zecke
als Signal, um sich herabzustürzen. Fällt sie auf etwas Warmes, was ihr ein feiner Temperatursinn verrät, dann hat sie ihre Beute, den Warmblütler, erreicht und braucht nur noch mit Hilfe ihres Tastsinnes
eine möglich haarfreie Stelle zu finden, um sich bis
über den Kopf in das Hautgewebe ihrer Beute zu
einzubohren. Nun pumpt sie langsam einen Strom
warmen Blutes in sich hinein...., denn nun bleibt ihr
nichts zu tun übrig, als sich zu Boden fallen zu lassen,
ihre Eier abzulegen und zu sterben!(J.v.Uexküll:
Streifzüge durch die Umwelt von Tieren und Menschen, Rowohlt, Hamburg, 1956)
Aus dem Bericht ist zu entnehmen, dass das Verhalten der Zecken, das zur Auffindung eines Wirtes gezeigt wird, im Erbgut der Zecke festgelegt ist. Zur
Auslösung des Verhalten sind spezifische Geruchs,Temperatur- und Tastreize (Auslöser) notwendig.
Man kennt heute das dafür zuständige Sinnesorgan
der Zecken. Es wird als Hallersches Organ bezeichnet und befindet sich in den Füßen der Vorderbeine
der Zecke.
Symptome
Nicht durch Viren oder Bakterien infizierte Zecken
hinterlassen nach ihrer Blutmahlzeit eine kleine juckende Bißstelle, die durch sekundäre Infektion mehr
oder weniger stark gerötet und empfindlich sein kann.
Etwa die Hälfte aller Zeckenbisse bleibt unbemerkt.
Die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit in Europa ist die Lyme-Krankheit. Diese
entsteht durch Weitergabe des Bakeriums Borrelia
burgdorferi. Wesentlich seltener aber komplikationsreicher ist die durch das entsprechende Virus übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis. Die beiden möglicherweise hervorgerufenen Krankheitsbilder
unterscheiden sich deutlich voneinander (s. Infoblatt
2)
Vorbeugung
Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit höher, daß Kinder und Erwachsene im Freien von einer Zecke angefallen werden als in geschlossenen Räumen. Man
kann aber durch einfache Verhaltensweisen den Befall durch Zecken minimieren.
Dies wären z.B.:
lange geschlossene und helle Kleidung
tragen
Kopfbedeckung tragen
Nach einem Besuch im Wald und Wiese den
Körper nach Zecken absuchen, oft laufen die
Tiere erst eine Weile auf dem Körper herum,
bis sie eine geeignete Stelle finden und sich
festbeissen.
Die bisherige Erfahrung im Waldkindergarten zeigt,
daß die Zecken, die die Kinder befallen hatten, bis auf
einen Fall vom Garten daheim oder dem Streunen auf
der Wiese kamen.
Das hieße, wenn man überhaupt kein Risiko eingehen will, dann läßt man sein Kind ab dem Frühsommer nicht mehr ins Freie !!! Ganz zu schweigen von
Hunden und Katzen, die Zecken mit nach Hause
bringen können.
Sollte sich wirklich mal eine Zecke festgebissen haben, dann muß man diese sofort entfernen. Dabei
gibt es mehrere Möglichkeiten:
1) Man packt die Zecke weit vorne ziemlich nahe an
der Haut mit einer spitzen Pinzette und zieht die
Zecke heraus – ohne zu drehen oder dergleichen.
2) Man versucht die Zecke mit einer spitzen Pinzette
möglichst im Halsbereich zu fassen und dabei
nicht zu zerquetschen oder auszuquetschen.
Dann sollte man sie für etwa 60 sec. unter Zug
halten. I. d. R. lassen sie dann von selbst los. Sie
geraten nämlich unter "Stress". Dies bewirkt, daß
sie den Speichelzement, mit dem sie ihre Kiefer
so erstaunlich fest im Wirt verankern können,
blitzschnell auflösen und die Kiefer zurückziehen.
So lassen sie sich recht leicht und meist vollständig herauslösen
Danach die Wunde desinfizieren.
Wenn man die Zecke am Rumpf quetscht oder zum
Erbrechen reizt- z.B. beim "Herausdrehen oder beim
Versuch des Abtötens" - dann geraten vermehrt Borrelien (Leben im Darm der Zecken – Erreger der Borreliose) in den Wirt. Daher nicht Drehen oder mit
Klebstoff, Öl oder Sonstigem arbeiten.
(M.Mosdzien, Diplom – Biologe)
Waldkindergarten Calw e.V.
mit Sitz in Stammheim
Informationsblatt 1
Die Zecke
Kontaktadressen:
Markus Mosdzien, Calw-Holzbronn
07053/968016
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