Erich Niedermeier LfL - Thema: Welke und Virus

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Verticillium albo-atrum: Forschung und Bekämpfung
Stand der Forschung und Wege zur Bekämpfung der Welkeproblematik
• Themen:
Welke, was ist das?
Stand der Forschung
- Genetische Veränderung
- Infektion und Ausbreitung in der Pflanze
- Symbiose mit dikotylen Pflanzen
- Schnelltest Boden und Pflanze
- Antagonisten
- Hygienisierung von Ernterückständen
Wege zur Bekämpfung
Fazit
Erich Niedermeier- Hopfenbau Produktionstechnik –IPZ 5a-
Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Welke, was ist das?
Pilz: Verticillium
Art: albo-atrum
Rasse: mild oder letal
Bodenbürtig und
Jahre überdauernd
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
Auftreten in Hopfen
England:
- Erste Berichte 1924
- Klassifizierung in milde bzw. letale Rassen 1942
Slowenien:
- Erste Berichte 1972
- Klassifizierung in milde bzw. letale Rassen 1997
Hallertau
- Erste Berichte 1952
- Resistenzbruch bei Hüller Zuchtsorten etwa vor 10 Jahren
- Klassifizierung in milde bzw. letale (aggressive) Rassen
2009 und 2010
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Genetische Veränderung
Analytik:
- Differenzierung mild bzw. letal über DNA-Marker
(Referenzmaterial: England und Slowenien)
- Bandenmuster deuten Mutation, nicht Einschleppung an
- In Boniturskala 1-5 sind Infektionen an NB und Hüller Züchtungen
mit Hallertauer Isolaten zwischen 3 und 4 einzustufen
- Die Virulenz ist mit den slowenischen und englischen Isolaten
vergleichbar
Isolatherkunft Hallertau
- NB aus Königsfeld
- HT aus Niederlauterbach
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Infektion und Ausbreitung in der Pflanze
Infektion über Wurzeln
- Verletzungen bieten Eintrittspforten (mechanisch, Bodenschädl.)
- Bodenverdichtung, Sauerstoffmangel, stauende Nässe
Wachstumsbedingungen im Pflanzengewebe
- Verticillium scheidet Ferment aus, das Zellwände auflöst
- dicke Zellwände schwer auflösbar (2003)
- schwammige Zellwände leicht auflösbar (z.B. N-Konzentration,
Regenperioden)
- Konzentration im bodennahen
Strunk am höchsten
- Symbiose mit dikotylen Pflanzen
- Nahrungsgrundlage ist auch
absterbendes Pflanzengewebe
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Grünes Heft: Anbau, Sorten......
Beurteilung der Resistenzeigenschaften bei
Verticillium albo-atrum
- Einstufung Hüller Zuchtgarten gemäß PCR-Analyse:
= Milde Rasse
- Letale Rasse überwindet Resistenzen
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Schnelltest: Boden, Pflanze
Ergebnisse der laufenden Dissertation
- Bodentest: Verticillium albo-atrum schon möglich
- Rassendifferenzierung noch nicht
• Bioantagonisten
- Bakterienstämme (ZR, Raps) im Test
* Besiedelung von Wurzeln?
* Effekte gegen Verticillium?
* Übertragung in verticillium belastete Pflanzerde?
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
Kompostierung (Ziel: 70 °C)
- Heißrotte an den Randzonen sind ein Problem
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
Kompostierung ohne Plane 2010 (Abschiebewagen 30 m³)
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
Kompostierung mit Abdeckplane 2010 (Abschiebewagen 30 m³)
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Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Silierung von Rebenhäcksel
Derzeitiger Stand der Ergebnisse
- Kleinsilierversuche der LfL 2010;
gezielt eingebrachte, belastete Rebstrünke
* nach 14 Tagen noch lebendes Verticillium
* nach 4 Wochen Pilz abgestorben
- Wegen geringer Probenanzahl varianzanalytisch nicht verrechenbar
- Wiederholung 2011 mit 100 Weckgläsern,
* Ergebnisse 2012
- Ballensilage 2009 und 2010
Analyse aus 2009: LfL, Dr. Büttner
- 4 Proben: Verticillium albo-atrum, negativ
- Positiv: Penicillium sp., Aspergillus sp. Cladosporium sp. Alternaria sp.
Johann Portner - Hopfenbau, Produktionstechnik - IPZ 5a 11
Verticillium albo-atrum: Stand der Forschung
• Sonstige Forschungsvorhaben der LfL
N-Reduzierung
4 Wiederholungen, 3 Sorten
Eintrag Häcksel grün
Biofumigation
(Glukosinulathaltige Senf- bzw. Ölrettichsorten, bei Blüte einarbeiten)
Kalkstickstoff
N mit Nitrifikationshemmer
Züchtung (47 ZS in verseuchter Fläche)
Leider keine Fungizide bekannt, die in anderen Kulturen
Wirkungen zeigen und zulassungsfähig wären
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Verticillium albo-atrum: Wege zur Bekämpfung
Maßnahmen im Praxisanbau
- Fechsermaterial mit Zertifikat A oder B
- Wurzelverletzungen reduzieren
- Bodenverdichtung vermeiden (Befahrbarkeit, Breitreifen)
- N-Managment (Nmin, N-Aneignungsvermögen, aggressive Gülle)
- Neutrale Zwischenfrüchte (monokotyl, weil > 300 dikotyle Arten an
Haarwurzeln infizierbar sind)
- Rebenhäcksel hygienisieren, nicht „Grün“ (so weit möglich)
- Randbereiche auf nicht hopfenfähiges Ackerland
(Vorsicht: Rassenveränderung auch auf Ackerland)
- Kein Rebenhäcksel auf Befallsflächen (Ersatz org. Substanz)
- Rebenstrünke entfernen
- Späte Ernte (Nährstoffrückführung fördern, Rebenbluten vermeiden)
- „Immunsystem“ fördern
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Verticillium albo-atrum: Wege zur Bekämpfung
Maßnahmen im Praxisanbau
Hygienemaßnahmen?
- Innerbetrieblich begrenzt möglich
(Arbeitsfolge, Desinfektion)
- Straßenverschmutzung:
Verticillium-Verteilung durch den Individualverkehr ist hallertauweit
leider unvermeidbar!
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Verticillium albo-atrum: Wege zur Bekämpfung
• Zusätzliche Maßnahmen bei letalen Verticillium-Rassen
Erkennungsmerkmal: NB oder Hüller Zuchtsorten befallen
Fechserzukauf mit A- bzw. B-Zertifikat
„Quarantäne-Fruchtfolge“
- Infizierte Stöcke chem. Abtöten
* Bei nesterweisem Befall auch Nachbarreihen und in Fahrtrichtung mindestens je 5 m; Graseinsaat einbringen
* Bei flächigem Befall Gesamtrodung und z.B. GetreideMaisfruchtfolge ohne dikotyle Zwischenfrüchte bzw.
Unkrautbesatz
- Die Maßnahmen mit monokotylen Pflanzen zur Aushungerung
des Pilzes 5 Jahre konsequent durchführen.
Anschließend kann Hopfen gepflanzt werden!
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Verticillium albo-atrum: Forschung und Bekämpfung
Fazit
Das Zusammenspiel aller bekannten Faktoren beachten
Anreicherung von Verticillium begrenzen
* Reduktion N
* Kein Rebenhäcksel
* Zwischenfrucht monokotyl
* Auf Nachbarflächen achten
* Hygienemaßnahmen
* Späte Ernte
* Kein Fechsermaterial entnehmen
* Höchste Pilzkonzentration in Strünken, deshalb entfernen
Absterbende Reben: Mit Vorsorgemaßnahmen reagieren
* Stockersatz durch Neupflanzung sinnlos
* Quarantänefruchtfolge umgehend durchführen
Keine Angst vor weniger N, aber Respekt vor Verticillium
Problem mit „Wundermittel“ nicht lösbar
Gesundungsprozess braucht Jahre und dadurch Geduld
Das Immunsystem der Pflanze stärken!
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Verticillium albo-atrum: Forschung und Bekämpfung
Pressenachrichten 60er Jahre: „Die Welke ist der Untergang der Hallertau“
Es ist bedrückend, aber nicht erdrückend! Die Züchtung hat das Welkeproblem
ca. 40 Jahre beseitigt und muss dies langfristig wieder bewerkstelligen.
Anzahl Hopfenbaubetriebe
Fläche in ha
19.000
16.681 16.982
16.911
17.000
9.000
15.065
14.221
15.232
15.000
10.000
17.873
15.200
15.387
8.000
7.335
14.755
7.153
7.583 7.722
13.000
15.229
15.473
7.000
6.081
11.000
6.000
10.166
9.000
5.267
5.000
7.716
7.000
5.805
4.763
4.000
4.215
5.167
3.780
5.000
3.101
3.000
2.416
1.700
3.000
1.000
Jahr
1.297 1.222 1.213 1.196 1.164
2.000
1.119
1.000
1950
55
60
65
70
75
80
85
90
Fläche ha
ø ha/Betrieb 0,6 0,7
0,8
1,1
1,7
3,2
3,6
4,4
95
2000 2005 2007 2008 2009 2010 2011
Betriebe
5,5
7,4
8,9
11,0 12,2
12,5
12,9
13,2
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13,6
Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Themen:
Unterscheidung: Virus und Viroid
Apfelmosaik-Virus (ApMV)
Hopfenmosaik-Virus (HMV)
Analyse wie? wo?
Übertragungswege
Bekämpfungsstrategien
Auswirkungen auf Ertrag und Alphasäuren
Fazit
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Unterscheidung: Virosen und Viroide
Virosen
- DNA oder RNA mit schützender Proteinhülle
(Eiweißsubstanz mit Erbinformation)
- Kann nur an Wirtspflanzen leben
(pflanzenbürtig)
Viroide
- ringförmige, einzelsträngige RNA
(Eiweißsubstanz ohne Proteinhülle enthält Erbinformation,
zählt zu kleinsten, bekannten Schaderregern an Pflanzen)
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Bedeutende Virosen im deutschen Hopfen
Hopfenmosaik-Virus (HMV)
Apfelmosaik-Virus (ApMV)
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Analyse
Elisa-Test in Hüll (Mai, Mitte bis Ende Juni)
• Pflanzgutuntersuchung
Zertifikat A und B
* z.B. Hopfenbau - Ringfax Nr. 16 vom 16. Mai 2008 (in Stichpunkten)
Erzeugung virusfreies Qualitätspflanzgut Zertifikat B
- Anpflanzung mit Pflanzgut der Güte Zertifikat A aus dem Gewächshaus
- Vor der Anpflanzung mindestens1 Jahr frei von Hopfen
- Bestandskontrolle auf Durchwuchs und Gesundheit (z.B. Welke)
- Blattprobenahme und Virusuntersuchung von 10% der Stockzahl
(je Blattprobe 1,65€ + MWSt)
- Aus Junghopfen Zertifikat A im Folgejahr nur Bestandskontrolle w.o.
notwendig (Kosten incl. Zertifikat 34,80 + MWSt)
- Die Bestandskontrolle und Blattentnahme wird durch Fachpersonal des
HR durchgeführt
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Übertragungswege
Viren (Virosen) sind nur „flüssig“ lebensfähig
*Infektionswege
- Schnittfechserentnahme
- Bodenbearbeitungsgeräte
(Wurzelverletzungen)
- Pflanzensaftauftragung auf Nachbarpflanzen aus verletzten Blättern
(z.B. Schlepperkotflügel, -kabinen; Gummihandschuhe beim Entlauben)
- Blattläuse
(überwiegend Aphisfliegen)
- Extraktionsrückstände
(Einschleppungsgefahr neuer Virosen durch Verarbeitung der Welternte)
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Bekämpfungsstrategien
Erhaltungszüchtung
Neuanpflanzungen: Fechser Zertifikat A oder B
Schnelle Übertragung bei der Bewirtschaftung vermeiden
- zuerst virusfreie Bestände befahren
- Gummihandschuhe wechseln
- im Zweifelsfall chem. Putzen bevorzugen
- Schlepper und Geräte über Nacht abtrocknen lassen
- innerhalb des Tages Schlepperkontaktflächen abwaschen
- Entfernung sichtbar befallener Pflanzen
- sorgfältige Rodung
- vor Neuanlage „hopfenfreies Jahr“
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Auswirkungen auf Ertrag und Alphasäuren
Einzelrebenbeerntung in Hüll 1999, Sorte: PE
- Versuch Erträge und Alphasäurengehalte
* von 45 Aufleitungen in einer Reihe
° waren 4 ohne Befall
° ein Ertragsunterschied von 110 g bis 440 g Trockenh. je Aufleitung
° ein Ertrag rel. ohne Befall 116, mit Befall 91, aus dem Ø-Ertrag
= 100 errechnet
° ein Alphaunterschied von 4 bis 9,5 %
° rel. ohne Befall 117, mit Befall 90, aus dem Ø Alpha in % = 100
errechnet
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Hopfenbau: Virusbefall, Bedeutung und Maßnahmen
• Fazit
Aufbau virusfreier Bestände bei jeder Verjüngung
Infektionswege unterbinden wo möglich
- Bewußtsein wo? wie? kann viel verhindern
Hygiene von der Neuanlage bis zur Rodung
Es geht um nachhaltig sichere Belieferung unserer
Kunden in kg Alpha
Vielen Dank für die geschätzte Aufmerksamkeit
Erich Niedermeier- Hopfenbau Produktionstechnik –IPZ 5a-
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