Akustische Energieeinträge ins Meer

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Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Ergebnis
Programm
Hintergrund und Ziele
Kurzfassungen der Vorträge
Mitschrift
Liste der Teilnehmer
Organisation
Dr. Thomas J. Müller, GEOMAR
Dipl.-Ing., MA Annette Preikschat, Univ. Kiel
Dr. Kirsten Schäfer, GEOMAR
Kontakt
Dr. Thomas J. Müller, GEOMAR, [email protected]
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel, Hotel ATLANTIC
Moderation: Ralph Schneider, CAU Kiel
Ergebnis
Zusammenfassung: Thomas J. Müller
Das Ergebnis des Workshops wird hinsichtlich der am 09.02.2012 formulierten und vor dem
Workshop verteilten Ziele (Anl.) zusammengefaßt.
:
Kenntnisstand:
 Die physikalischen Grundlagen zur Schallausbreitung und sind seit langem bekannt.
Zeitlich und räumlich variable Schichtung sowie kleinräumige Änderungen in
Bodentopographie und -bedeckung erfordern regionale Modelle für die
Schallausbreitung und darin die Anwendung statistischer Methoden. Das Modell
MOCASSIN der WTD71 kann in einer ‚zivilen’ Form zur Nutzung freigegeben werden.
Das Modell BORA zur Ausbreitung von Rammschall ist in der Entwicklung (Kontakt
Univ. Kiel).
 Hintergrundlärm: antropogen vor allem durch Schiffe (Propeller, Motoren, verstärkt
durch Bewuchs & Kavitation)
 Impulsartige Einträge: Blasenschleier sind erfolgreich zur Schallminderung verwendet
worden (Rammungen bei FINO1, Minensprengung vor Heidkate). Mit Eindringen von
Schallwellen in den Meeresboden, z.B. bei Rammungen, kann jedoch ein großer Teil
der Energie unter dem Blasenschleier hindurch zurück ins Meer gelangen. Andere
Methoden sind in der Erprobungsphase & zeit- und kostenintensiver bei der Nutzung.
 Einzelne Quellen lassen sich experimentell oder durch Modelle ‚kalibrieren’, d.h. die
Verteilung abgestrahlter Schallenergie relativ zur Quelle ist dann bekannt; daraus
lassen sich bei gegebenem Grenzwert Minimalabstände zu Gefährdeten ableiten.
 Grenzwerte für die beiden Indikatoren des Deskriptor 11 der MSRL sind bisher nicht
festgelegt. Die entsprechende DIN kennt allein 18 verschieden definierte Pegel.
Integrationszeiten sind der Art der Erzeugung (Impuls, Hintergrundlärm) anzupassen.
 Meeressäuger sind vermutlich diejenigen Tiere, die am empfindlichsten auf zu hohe
Schallenergie reagieren, sowohl durch körperliche Schädigung als auch Änderungen
im Verhalten von Einzeltieren als auch in der Gruppe. Intaktes Hörvermögen ist
lebenswichtig für diese Tiere. Andere Tierarten sind bisher so gut wie gar nicht
dahingehend untersucht.
 Körperliche Schädigungen bei Meeressäugern setzen spätestens mit zeitweiliger
Schädigung des Hörvermögens (TTS) ein; der Übergang zu dauerhafter Schädigung
(PTS) mit möglicherweise auch indirekt tödlichem Ausgang ist fließend.
Monitoring: Wie Einzelbeispiele zeigen, ist es in Nord- und Ostsee technisch machbar, ein
Mess- und Überwachungsprogramm zu installieren, und es gibt auch Firmen, die das im
Auftrag und unter Kontrolle von Behörden durchführen können (z.B. DW-Ship i. F&E A.
UBA). Ein solches Programm sollte
 den gesamten Frequenzbereichs anthropogen eingeleiteter akustischer Energie
überdecken
 langfristig den Lärm im Hintergrund (v. A. Schifffahrt) überwachen, zunächst nur
messend und an den Hauptschifffahrtslinien, später in der gesamten AWZ.




impulsartige Einträge – auch wiederholte am gleichen Ort – mit Kontrolle auf
Einhaltung der vorgegebenen Grenzwerte gezielt und kontrollierend überwachen;
Beispiel Rammarbeiten mit Kontrolle durch BSH
impulsartige Einträge – wann immer technisch möglich - energetisch nur langsam
ansteigend gestatten, um Tieren Gelegenheit zum Ausweichen zu geben; dies ist bei
Rammungen & Seismik möglich, bei Sprengungen von Minen schwierig
bei benachbarten Gebieten immer nur in einem zur Zeit Beschallung erlauben und in
besonders gefährdete Zeiten (Wurf- und Laichzeiten) ganz auszuschließen (Regeln
in den Niederlanden).
beabsichtigte impulsartige Einträge (Rammung, Seismik) experimentell oder im
Modell hinsichtlich der Ausbreitung und Dämpfung kalibrieren, woraus bei Vorgabe
von Grenzwerten Mindestabstände zu Gefährdeten abgeleitet werden können
Methodisch notwendig sind:
 Abstimmung mit den Nachbarstaaten
 Sicherung gegen Fischerei
 Datenreduktion auf noch zu identifizierende wichtige indikative Größen einschließlich
Erkennen von Spitzenwerten
 on-line Datenerfassung, u. U. auch nur indikativer Größen
 Entwicklung oder Weiterentwicklung bestehender regionaler Modelle zur
Schallausbreitung einschließlich ihrer Kalibrierung mit Hilfe bekannter Quellen.
Schädlichkeit: Schädlichkeit an Schweinswalen als einziger regional dauerhaft in Ost- und
Nordsee lebender Walart festzumachen, ist in einem ersten Schritt sicher unverzichtbar, da
diese die vermutlich höchste Empfindlichkeit gegenüber Schall aufweisen und dazu regional
bisher am besten untersucht sind. Die Forschung hinsichtlich Schädlichkeit durch akustische
Energie bei anderen und nicht mobilen Tieren/Pflanzen sollte aber intensiviert werden, z.B.
an Fischlaich oder Plankton.
Zu beachten:
 Schädlichkeit wird zunächst an den in Ost- und Nordsee lebenden Meeressäugern
festgemacht
 Sie beginnt beim Einzeltier spätestens mit zeitweiliger Hörschädigung (TTS), auch
unter Einfluß kumulativer Einträge
 Grenzwerte (Schallpegel für TTS) für Schädlichkeit müssen eindeutig definiert
werden und physikalisch messbar sein; dies ist am ehesten noch möglich bei TTS,
bisher schwierig oder nicht erfolgt bei Verhaltens- & ggfs. Hormonstörungen...).
 Schädlichkeit sollte auch auf andere - nicht mobile Arten – ausgeweitet werden.
 Angesichts des politisch vorgegebenen und kaum zu ändernden Zeitrahmens sind
Grenzwerte schnell und nachvollziehbar vorzuschlagen.
 Andere als die in der MSRL genannten Eintrgasquellen sind zusätzlich zu nennen.
Bewertungssysteme (zwei- oder mehrstufig): Der Begriff ‚Schädlichkeit’ bewertet
Auswirkungen eines physikalischen Prozesses auf die Biologie von Lebewesen; ihre
Bewertung ist möglichst weitgehend zu objektivieren (Boebel, Lucke). Bevor man ein
Bewertungssystem - auch zwei- oder mehrstufig - definieren kann, müssen zunächst
Kriterien der Schädlichkeit wissenschaftlich einheitlich und politisch verbindlich festgelegt,
sowie sprachlich einheitlich benutzt werden; Lobbyisten sollten da so wenig wie möglich
Einfluß nehmen.
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Programm
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel, Hotel ATLANTIC (gegenüber Hauptausgang Hbf)
Moderation: Prof. Ralph Schneider, CAU Kiel
Programm
Stand: 11.05.2012
Zeit
09:30
Kaffee
Thema
10:00
Begrüßung, Vorstellungsrunde
10:15
Einführung: MSRL, Ziele des Workshops
Prof. Ralph Schneider
CAU
Dr. Bernd Scherer, MLUR
10:30
Physikalische Grundlagen der Schallausbreitung in flachen
Meeresgebieten (Nord- & Ostsee)
Prof. Sebastian Krastel
GEOMAR
11:00
Lärmemissionen
Hintergrundlärm (Schiffe, Plattformen); Einzelereignisse
(Sprengungen, Rammungen); gezielte Einträge (Lote, Sonare,
Seismik, Tomographie, Datenübertragung); typische
Energiepegel an der Quelle
Minderung von Energieausbreitung bei Einzelereignissen:
Sprengungen, Rammungen
12:00
Mittag
13:00
Schädlichkeit
Definition, Erkennen, Grenzwerte, Kalibrierbarkeit; Bewertung,
Von Risikobewertung zu Risikominimierung am Beispiel von
Forschungsseismik in der Antarktis:
14:00
Überwachung
Vermessung des Hintergrundgeräuschs in Nord- und Ostsee und
Bewertung des Schiffslärms
Kalibrierung aktiver mariner seismischer Quellen
Name
Dr. Edgar Schmidtke
WTD71
Dr. Dennis Wilken
CAU
Dr. Klaus Lucke
IMARES
Dr. Olaf Boebel
AWI
Max Schuster
DW-Ship Consult
Dr. Monika Breitzke
UHB
15:00
Kaffee
15:15
Diskussion 1: Überwachung akustischer Emissionen
J. Norrmann WTD71
Diskussion 2: Schädlichkeit: Definition, Erkennen & Bewertung
Dr. I. Opzeeland AWI
Diskussion 3: Verringerung & Vermeidung akustischer
Emissionen
M. Bellmann, ITAP
Prof. R. Schneider, CAU
Dr. B. Scherer, MLUR
16:30
Zusammenfassung
Bewertung des Workshops
Ende
17:12
Hinweis für Bahnfahrer
ICE ab Kiel nach Hamburg
16:00
Abkürzungen:
AWI:
Alfred Wegener Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
CAU:
Christian Albrecht Universität, FB Geowissenschaften, Kiel
IMARES:
Institute for Marine Resources and Ecosystem Studies, Texel, NL
MLUR:
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, S.-H.
UHB:
Universität Bremen, FB Geowissenschaften
WTD71:
Forschungsbereich für Wasserschall und Geophysik der Bundeswehr in der
Wehrtechnischen Dienststelle 71 der Bundeswehr, Eckernförde
Organisation
Dr. Thomas J. Müller, GEOMAR, [email protected] , +49-151-11165509
Dipl.-Ing., MA Annette Preikschat, Univ. Kiel, [email protected] , 0431-880-4308
Dr. Kirsten Schäfer, GEOMAR, [email protected] , 0431-600-1952
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Hintergrund & Ziele
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL):
Akustische Energieeinträge ins Meer
Stand: 09.02.2012
Hintergrund: Die Mitgliedsstaaten der EU sollen die notwendigen Maßnahmen ergreifen,
um spätestens bis zum Jahr 2020 einen guten Zustand der Meeresumwelt zu erreichen oder
zu erhalten – so bestimmt es die EU Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), die seit Juni
2008 geltendes deutsches Recht ist. Die MSRL erlegt den Mitgliedsstaaten, und damit auch
Deutschland, eine große Zahl von z. T. sehr detaillierten Pflichten auf, die in diesem
Zusammenhang zu erfüllen sind. Diese beziehen sich regional auf die Küstenmeere und
Allgemeinen Wirtschaftszonen sowie thematisch auf die großen Arbeitsfelder



Berichte (zur Bewertung des Umweltzustands, zur Beschreibung eines guten
Umweltzustands und zur Festlegung von Umweltzielen)
Überwachungsprogramme
Maßnahmenprogramme.
Auf allen Arbeitsfeldern sind auch systematische und methodische Festlegungen der MSRL
zu beachten. So sind bei der Festlegung des guten Umweltzustands obligatorisch 11
konkrete „Deskriptoren“ zu verwenden. Es liegt auf der Hand, dass der Umgang mit diesen
Deskriptoren Auswirkungen auch auf die übrigen Arbeitsfelder haben wird.
Einer der Deskriptoren, bei denen unser Wissen über Verhältnisse im Meer, über räumliche
Verteilungen, über ökologische Auswirkungen und mögliche Schwellenwerte, über
Bewertungsmethodiken und angemessene Strategien für ein Monitoring besonders
entwicklungsbedürftig ist, lautet so: „Die Einleitung von Energie, einschließlich
Unterwasserlärm, bewegt sich in einem Rahmen, der sich nicht nachteilig auf die
Meeresumwelt auswirkt.“ (Deskriptor 11, Anhang 1 der MSRL). Hier sehen wir Wissens- und
Erfahrungsdefizite sowohl auf Seiten der Forschungsinstitutionen als auch auf Seiten der für
die Umsetzung der MSRL verantwortlichen staatlichen Stellen.
Ziel: Der Workshop soll es vorrangig den Verantwortlichen in den Behörden, aber auch allen
anderen Teilnehmenden aus Forschung und Gesellschaft ermöglichen, die Umsetzung der
MSRL und die Weiterentwicklung des Themas gemeinschaftlich und auf wissenschaftlichen
Grundlagen von einer bestmöglichen Startposition aus zu beginnen.
Programm: Die Kieler Meeresforschung möchte deshalb gemeinsam mit dem schleswigholsteinischen Umweltministerium und vor allem mit Ihnen in einem eintägigen Workshop





den Status quo unseres Wissens und unserer Arbeiten zusammentragen (v.a. über
Vorschläge zur Definition, zum Erkennen und Überwachen schädlicher
Energieeinträge)
diskutieren, welche Institutionen möglicherweise Interesse haben, zur
Weiterentwicklung dieser Thematik beizutragen und wie die geschehen könnte
sichten, wo in der Welt möglicherweise schon ein Monitoring des Unterwasserschalls
stattfindet und was wir davon lernen können
erörtern, was wir über „Schädlichkeit“ für die Meeresumwelt schon wissen und wo
weitere Entwicklungen notwendig sind (mutmaßlich im Bereich Schwellenwerte,
Indikatoren/Messbarkeit/Operationalisierbarkeit?)
erörtern, wie zwei- oder mehrstufige Bewertungssysteme aussehen oder zumindest
entwickelt werden könnten.
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Kurzfassungen der Vorträge in der Reihenfolge des Programms:
Vortragende:
Prof. Sebastian Krastel, GEOMAR, Kiel
Dr. Edgar Schmdtke, WTD71, Eckernförde
Dr. Denis Wilken, CAU, Kiel
Dr. Klaus Lucke, IMARES, NL
Dr. Olaf Boebel, AWI, Bremerhaven
Max Schuster, DW-Ship Consult,
Dr. Monika Breitzke, Univ. Bremen
Physikalische Grundlagen der Schallausbreitung Sebastian Krastel, GEOMAR Schall breitet sich unter Wasser in Form von Kompressionswellen mit einer Geschwindigkeit von ca. 1500 m/s aus. Um Schallwellen zu charakterisieren, werden insbesondere folgende Größen betrachtet: i) die Amplitude ist ein Maß für die Lautstärke. Die Schallintensität wird im Regelfall in Dezibel gemessen, wobei als Referenz für Unterwasserschall 1 microPascal gewählt wird. Damit unterschiedet sich die Dezibel Definition für Unterwasserschall von der für Luftschall. ii) Frequenz und Wellenlänge kontrollieren die Höhe eines Tons. Die Schallgeschwindigkeit im Wasser hängt von dem Salzgehalt, der Temperatur, und dem Druck ab. Schall wird in Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit gebrochen (Snelliussches Brechungsgesetz). Aufgrund der Temperaturabnahme mit der Tiefe einerseits und der Druckzunahme andererseits bildet sich meist ein charakteristisches Schallgeschwindigkeitsminimum in Tiefen zwischen 300 und 1500 m. Dieser Bereich wird SOFAR Channel genannt (Sound fixing and ranging channel). Dort kann der Schall durch Brechung „eingefangen“ werden, und sich ohne Kontakt zum Meeresboden oder zu der Meeresoberfläche lateral mit geringen Verlusten weit ausbreiten. Treffen Schallwellen auf den Meeresboden, wird er reflektiert, gebrochen und gestreut. Dadurch verteilt sich die Energie auf unterschiedliche Laufzeitäste, die dann jeweils eine deutlich geringere Schallintensität aufweisen. In der Wassersäule treten ebenfalls Transmissions‐Verluste auf. Zum einem spielt die sphärischen Divergenz eine große Rolle, da die meisten Schallquellen Punktquellen sind. Die Energie verteilt sich dann auf größer werdenden Kugeloberflächen, und nimmt daher mit 1/r2 ab. Damit beträgt der Transmissionsverlust bei einem Radius von 10 m 20 dB. Bei einem Radius von 100 m sind es 40 dB, bei 1000m 60 dB usw. Weiterhin kommt es zur Dämpfung der Energie, die stark Frequenz‐abhängig ist. Je höher die Frequenz, desto stärker ist die Dämpfung. Bei 300 kHz beträgt die Dämpfung ca. 73dB/km, während sie bei 12 kHz nur ca. 1 dB/km beträgt. In der angewandten marinen Geophysik werden eine Reihe von Methoden zur Charakterisierung des Meeresbodens und des Untergrundes verwendet. Fächer‐Echolote und Seitensicht‐Sonare werden genutzt, um den Meeresboden zu kartieren. Typische Frequenzen reichen von 10 kHz bis 1 MHz. Seismische Methoden verwenden Frequenzen zwischen wenigen Herz bis zu 10 kHz, um die Sedimentstruktur unterhalb des Meeresbodens abzubilden. Dabei sind Luftkanonen die am meisten genutzte Quelle. Einzelne Luftkanonen erreichen Schalldrücke von 200 – 240 dB, Arrays bestehend aus vielen Luftkanonen können Schalldrücke bis 260 dB erreichen. Diese Luftkanonen werden alle 5 – 20 s über Zeiträume von mehreren Tagen geschossen. Da Luftkanonen Kugelwellen erzeugen, nimmt die Energie stark durch die sphärische Divergenz ab. Um die Auswirkungen auf marine Säuger zu minimieren, werden bei seismischen Messungen sogenannte Soft Starts angewendet. Dabei wird die Energie der Luftkanonen kontinuierlich über einen Zeitraum von ca. 1h gesteigert, um Meeressäugern die Möglichkeit zum Ausweichen zu geben. Kurzfassung zu "Lärm unter der Wasseroberfläche"
Edgar Schmidtke, 11.05.2012
Forschungsbereich für Wasserschall und Geophysik der
Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe, Marinewaffen,
maritime Technologie und Forschung, WTD71
Berliner Straße 115
24340 Eckernförde
Es gibt mehrere Definitionen für den Begriff "Lärm", die meisten davon stützen sich auf die
Begriffe "Geräusch" und "unerwünscht/störend". Nicht jeder Schall ist Lärm, aber
(akustischer) Lärm ist Schall. Der begriff "unerwünscht" schließt die Subjektivität ein, daher
muss bei Messungen von Schall immer angegeben werden, wann und wo und wie gemessen
wurde, um daraus Lärm abzuleiten. Ferner muss genannt werden, wer mit dem Lärm wen
stört. An einem Beispiel wurde die Überlagerung elektronischer (Unterwasser-Modem) und
biologischer (Pilotwal) Signale gezeigt, die das jeweils andere Signal schwerer detektierbar
beziehungsweise hörbar machen.
Üblicherweise wird für die Angabe von Pegeln und Lautstärke eine Dezibel-Skala (dB)
verwendet. Dabei ist zwingend darauf zu achten, dass der jeweils genannte Pegel
achvollziehbar aus dem Messsignal errechnet wurde und eine Referenzgröße genannt wird.
Die für die Akustik relevante DIN-1320 kennt allein achtzehn verschiedene Pegel. Anhand
des von einer Minensprengung unter Wasser ausgehenden Drucksignals wurde gezeigt, wie
man allein durch die Wahl des Rechenverfahrens Pegel aus einem Messsignal erzeugen kann,
die in ihrem jeweiligen dB-Wert um bis zu 60 dB auseinander liegen, obwohl es sich um das
gleiche Messsignal handelt.
Um bei Schallquellen, deren Ort und Quellstärke bekannt sind, den an einem angenommenen
Ort eines Empfängers messbaren Schall vorherzusagen, verwendet die WTD71 das im Hause
entwickelte Programm MOCASSIN, von dem eine zivile Version zur Verfügung gestellt
werden kann.
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Einträge von Einzelereignissen in den Boden und zurück
(Die Unterwanderung von Schallschutzmaßnahmen)
Arbeiten am IfG, Geophysik
D. Wilken, W. Rabbel, C. Podolski, M. Thorwart
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Einträge von Einzelereignissen in den Boden und zurück
Seismische Energie von Einzelereignissen
● Bsp.1: Seismische Anregung durch Schiffe
●
Bsp.2: Minensprengungen vor Heidkate
Eintrag seismischer Wellen durch OWEA-Rammungen
(seismische Wellen bei Rammungen und ihr Eintrag in die Wassersäule)
● BORA-Projekt -Ausblick(Vorhersagemodell für Rammschall Dimensionierung von Schallschutz (BC))
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Eintrag von Unterwasserschall in den Boden
Anregung durch Schiffe
(S. Bussat, M. Thorwart, W. Rabbel)
● Installation eines
Seismometers im
Friedrichsorter Leuchtturm
●
●
●
Verifizierung mittels einer
Webcam
dichte Vorbeifahrt von
grossen Schiffen u.a. der
Colorline
nördlich:
südlich:
10 kn
5.4 kn
07:20:30 :
Stenaline
3.5 Hz – 7 Hz
Eintrag von Unterwasserschall in den Boden
Seeminensprengungen vor Heidkate/Probstei
(M. Thorwart, W. Rabbel)
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
●
●
●
Seismische Überwachung der
Sprengungen an Land
seit 2010
Referenzstation in Heidkate
(in 3 km Entfernung)
Beschleunigungen in Heidkate:
2010
0.13 m/s2 – 0.20 m/s2 (→250Kg)
2011
0.06 m/s2 – 0.30 m/s2 (→400Kg)
2012
?
Die Erschütterungen in Heidkate entsprechen:
● einer Intensität von 4 bis 5 auf der modifizierten Mercalli-Skala (MM): “Von
fast jedem gespürt, Geschirr und Fensterscheiben können zerspringen,
Objekte können umfallen” und
● eines Erdbebens der (Richter-)Magnitude
von M = 1.6.
● Sprengungen näher an der Küste wurden
nicht empfohlen.
Eintrag von Unterwasserschall in den Boden
Seeminensprengungen vor Heidkate/Probstei
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
(M. Thorwart, W. Rabbel)
●
●
Relativ zur Referenzstation
Abnahme der
Erschütterung mit
zunehmender
Entfernung
(landeinwärts), aber
kleinräumige
Variationen
Seismometer
Eintrag von Unterwasserschall in den Boden
Seeminensprengungen vor Heidkate/Probstei
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
(M. Thorwart, W. Rabbel)
Fazit Schiffsvorbeifahrten:
● Schallemission von Schiffen haben ausreichende Energie, um seism.
Wellen anzuregen, welche an Land messbar sind (signifikanter Rückeintrag
nicht zu erwarten).
Fazit Seeminensprengung:
● Weiträumig signifikante Bodenbewegung bei Minensprengungen
●
●
Nicht vernachlässigbarer Eintrag seism. Wellen zurück in das Wasser zu erwarten
(OBS-Messungen geplant)
Kleinskalige Variation der Bodenbewegung durch Inhomogeneität – Strukturmodell
zum Verständnis nötig
Eintrag durch OWEA-Rammungen
BORA-Projekt -Ausblick-
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
(W. Rabbel, D. Wilken, C. Podolski)
Projekt BORA (2012-2015)
„Entwicklung eines Berechnungsmodells zur Vorhersage des Unterwasserschalls
bei Offshore-Rammarbeiten“
Modellierung der Schallausbreitung, Bestimmung der Quellfunktion und Abstrahlung insitu → optimale Dimensionierung von Minderungsmaßnahmen (SBC/LBC)
➢ Partner:
➢ TUHH Institut für Geotechnik und Baubetrieb
●
Ausbreitung des Rammschalls in Pfahl und Meeresboden
Rechenmodell für die Ausbreitung des Rammschalls im Meereswasser
➢
LUH Institut für Statik und Dynamik
Simulationsmodelle für Schallminderungskonzepte
➢
CAU Kiel, IfG, Geophysik
Geophysik-Voruntersuchung, Eintrag seismischer Wellen ins Wasser und dessen Vorhersage
➢
ITAP, Oldenburg
Rammbegleitenden Wasserschallmessungen in drei Offshore-Tests
➢
BARD Engineering,...
Erster Partner OFT
➢
MENCK
Einsatz des SBC
Eintrag durch OWEA-Rammungen
BORA-Projekt -Ausblick-
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Ziele Geophysik innerhalb von BORA
● Vorhersage des Schalleintrages seismischer Wellen in die Wassersäule außerhalb der
Schallschutzmaßnahme
●↔ Modellierung der Wellenausbreitung auf Basis von seismischen Voruntersuchungen :
Bestimmung von Schichtstruktur & seismischen Parametern (Vp, Vs, Q)
↔ Verstehen der Abhängigkeiten des Schalleintrages von Struktur und Physik
●
●
Vergleich der modellierten Amplituden mit in-situ Messung des Schalleintrages (Fernfeld)
bei Rammung (OFTs 2012, 2013, 2014) (Gleichzeitige Aufnahme Geophon &
Hydrophon in OBS)
↔ Vorhersagefähigkeit des Modells auf Basis der Voruntersuchung prüfen
Modellinput für die Projektpartner
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Eintrag durch OWEA-Rammungen
Erste Messungen:
Seismische Voruntersuchung BARD-Offshore 1 – seismisches Profil über Baupunkt N9-2
Zeitgleiche Rammung
= Input für Rammschallmodellierungen
Komplexes Strukturmodell → Individuelles Ausbreitungsverhalten → Vorhersage komplex
N
9
=O -2
BS
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Eintrag durch OWEA-Rammungen
Erste Messungen:
Seismische Voruntersuchung BARD-Offshore 1 – Airgunprofil OBS an N9-2
Dist.[m]
t[s]
Airgun-Quelle ca. 220 dB
Hydrophondaten <200Hz
Kopfwellen: ~1/3 der Amplitude des Wasserschalls –
noch in Entfernungen von >400m
→ Nennenswerter Eintrag/Anteil, der durch Schutzmaßnahmen nicht vermindert wird.
Amplitude der Kopfwelle abhängig von Strukturmodell/Vp-Geschwindigkeit
Eintrag durch OWEA-Rammungen
Erste Messungen
0
f[Hz]
400
Dist.[m]
2000 1600 1200 800
400
0
Entfernungsabhängiger
Frequenzgehalt (Wasserschall)
einer ungeminderten Rammung
t[s]
Dist.[m]
2000 1600 1200 800
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Workshop: Akustische Energieeinträge ins Meer
Ausblick BORA:
● Verständnis des Eintrages von seismischen Wellen in die Wassersäule
(Blasenbasierte Schallschutzmaßnahmen greifen hier nicht)
●
●
Hochaufgelöste Strukturmodelle nötig für eine Vorhersage des Körperschalls
Erste Voruntersuchung:
→ Kompressionsanteil Kopfwellen nicht vernachlässigbar klein
→ Strukturmodell an BARD 1 komplex – hohe Auflösung nötig
→ Rammschall weist neben 200-300 Hz auch tief(<100Hz)- und hochfrequentere Anteile
auf (600Hz), in bis zu 1200m Entfernung
Schädlichkeit akustischer Einträge ins Meer
Dr. Klaus Lucke, IMARES (NL)
In der MSRL wird Schall erstmals als Verschmutzung der Meere offiziell anerkannt. Zur
Definition des “Guten Umweltzustandes” hinsichtlich des Unterwasserschalls wurden seitens
der EU im Deskriptor 11 zwei Indikatoren ausgewählt und definiert.
Unterwasserschall hat eine lebenswichtige Bedeutung für die in deutschen Gewässern
vorkommenden marinen Säugetierarten, die gleichzeitig die höchste Empfindlichkeit
gegenüber Schall aufweisen. Ein funktionierendes Gehör ist für diese Arten von vitaler
Bedeutung. Intensiver Schall hat jedoch das Potenzial, das Gehör und die akustische
Wahrnehmung der Tiere akut und auch langfristig zu beeinträchtigen und zu schädigen. Die
zeitweilige Hörschwellenverschiebung (engl.: Temporary Threshold Shift, TTS) ist eines der
wenigen messbaren Kritierien. TTS ist national und international als Kriterium für
Schallgrenzwerte anerkannt.
Basierend auf der deutschen Gesetzgebung zum Schutz der marinen Säugetierarten (sowie
der gesamten marinen Fauna) sollte TTS auch im Hinblick auf die MSRL als Kriterium zur
Beurteilung der Auswirkungen menschlicher Schallemissionen auf den marinen Lebensraum
herangezogen werden. Es besteht jedoch weiterhin großer Forschungsbedarf, um den TTS
Grenzwert auch z.B. hinsichtlich der kumulativen Wirkung von Mehrfachbeschallungen
besser beurteilen zu können. Die Auslösung von Verhaltensreaktionen bei marinen
Säugetieren sowie die akustische Maskierung müssen ebenfalls als wichtige Kriterien
berücksichtigt werden, können aber derzeit noch nicht quantitativ erfasst werden.
Die beiden Indikatoren des Deskriptors 11 sind in ihrer derzeitigen Fassung viel zu ungenau
und müssen konkreter formuliert werden, d.h. Grenzwerte beinhalten. In diesem
Zusammenhang ist es wichtig, dass Interessengruppen keinen Einfluss auf die Festleggung
der Grenzwerte haben dürfen. Darüber hinaus müssen weitere Schallquellen in die in der
MSRL geforderte Schallerfassung aufgenommen werden (z.B. Schiffs-Sonare), Maßnahmen
zur Vermeidung und Verminderung des Schalleintrages müssen zeitnah entwickelt und
getestet werden.
Von Risikobewertung zu Risikominimierung am Beispiel von Forschungsseismik in der Antarktis Olaf Boebel und Elke Burkhardt, Alfred‐Wegener‐Institut für Polar und Meeresforschung, Bremerhaven. Die möglicherweise negativen Auswirkungen anthropogenen Unterwasserschalls auf die marine Fauna rückten im Laufe des letzten Jahrzehnts zunehmend in den Fokus des öffentlichen und medialen Interesses. Eine wissenschaftlich fundierte, quantitative Analyse möglicher Risiken ist jedoch aufgrund der Vielzahl der zu betrachtenden Aspekte und teilweise lückenhaften Wissenslage komplex und nur in einem abschätzenden, statistischen Sinne möglich. Mögliche Auswirkungen typischer seismischer Forschungsprojekte des Alfred‐Wegener‐Instituts (AWI) auf marine Säuger im Bereich des südlichen Ozeans wurden im Rahmen einer systematischen Risikoanalyse (Boebel et al., 2007) untersucht die folgender Struktur folgt: Beschreibung des Surveys und des akustischen Emissionsfeldes, Beschreibung der relevanten Arten, Identifikation möglicher Gefahren und assoziierter Grenzwerte, Analyse der kumulativen Exposition, Risikobewertung und Riskiomanagement. Zunächst wurden anhand der Schiffskurse vergangener seismischer Expeditionen die für ein solches Unterfangen typischen Umwelt‐ (Wassertiefe, Temperaturverteilung, Untergrund, Eisbedeckung) und Emissionsbedingungen (Lautstärke der Kanonen, Schussraten, Fahrtgeschwindigkeit, etc.) bestimmt. Für die weitere numerische Analyse wurden hierdurch vier archetypische Umweltszenarien (flaches/tiefes Wasser, Früh‐/Spätsommer) und sechs Emissionsszenarien festgelegt, die den Bereich der üblicherweise auftretenden Bedingungen abdecken. Im nächsten Schritt wurden für die sich hieraus ergebenden 24 Modellszenarien mittels 2.5 dimensionaler Finite Differenzen Unterwasserschallmodellierung die jeweiligen Schallfelder eines einzelnen Airgun‐Schusses ermittelt (Breitzke und Bohlen, 2010), und zwar sowohl als mittleres Schalldruckfeld (Sound Pressure Level, SPL rms mit Mittelungslänge 200ms), als Schalldruckfeld des Spitzenschalldrucks (SPL peak ) sowie als Schallexpositionsfeld (SEL). (Siehe auch Beitrag „Kalibrierung aktiver mariner seismischer Quellen“ von Monika Breitzke auf diesem Workshop.) Parallel hierzu wurden Daten zu Verbreitungs‐, Verhaltens‐ und akustischen Ökologie der in der Antarktis heimischen marinen Säuger (14 Walarten, 6 Robbenarten) zusammengestellt. Basierend auf der von Southall et al. (2007) vorgeschlagenen Gruppierung wurden diese anhand arttypischer Charakteristika (insbesondere Hörvermögen) in „tieffrequente Bartenwale“, „mittelfrequente Zahnwale“,“ hochfrequente Zahnwale“ sowie „Robben“ gruppiert, um die weitere Analyse zu besser strukturieren und vereinfachen zu können. Bis zu dieser Stelle bestehen die Betrachtungen der akustischen Emission (die Physik des Unterwasserschalls) und die Biologie mariner Säuger (den Rezipienten) lediglich nebeneinander ohne gegenseitigen Bezug. Um eine Analyse und nachfolgende Bewertung des Einflusses der anthropogenen Unterwasserschallemissionen auf die Makrofauna vornehmen zu können, ist es an dieser Stelle notwendig die möglichen Gefährdungsszenarien zu identifizieren und Grenzwerte für entsprechende Belastungen festzulegen. Da sich sowohl die Art des Grenzwertes (Metrik) als auch der jeweils zugeordnete numerische Wert wesentlich auf die Bewertung des Risikos auswirken, verfolgt die AWI‐Risikoanalyse den Ansatz, hier möglichst keine eigenen Bewertungen einfließen zu lassen, sondern aktuelle, unabhängige wissenschaftlichen Publikationen heranzuziehen (National Research Council, 2005; Cox et al., 2006, Novacek et al., 2007; Stone and Tasker, 2006, Southall et al., 2007) die den internationalen Stand des Wissens widerspiegeln. Basierend auf den dort beschriebenen Szenarien lässt sich die weitere Diskussion sinnvollerweise in 3 Gefährdungskategorien strukturieren: 1.) Direkte Verletzung Hierunter wird eine akute, direkt schädigende Wirkung des mit der Schallwelle verbundenen Energieflusses verstanden, wie. z.B. bei einem Explosionstrauma, durch schallinduzierte Gasblasenbildung oder einer permanente Schädigung der Hörorgans. Southall et al. (2007) führen eine umfangreiche Analyse der hierzu vorliegenden Literatur durch und schlagen als zu verwendende Metrik das sogenannte Duale Kriterium vor, bei dem sowohl Spitzenschalldruck ( peak ) als auch kumulative Schallexposition (SEL) als kritische Kenngrößen herangezogen werden. Als Grenzwerte bei denen eine direkte Verletzung durch multiple, gepulste Signale nicht mehr auszuschließen ist ergeben sich gemäß Southall et al. (2007) Grenzwerte von 198 dB SEL und 230 dB SPL peak für tief‐ und mittelfrequente Wale, sowie von 179 dB SEL sowie 206 dB SPL peak für hochfreqente Wale unter Berücksichtigung der von Lucke et al. (2009) publizierten Daten für Schweinswale. 2.) Indirekte, verhaltensinduzierte Verletzung Unter dem Begriff „indirekte, verhaltensinduzierte Verletzung“ werden akut (sofort oder innerhalb von Stunden) auftretende Verletzungen verstanden, die nicht durch die direkte energetische Auswirkung der Schallwelle verursacht werden, sondern vielmehr dadurch, dass das Tier auf ein Schallsignal mit einem Verhalten reagiert, welches zu einer Verletzung wenn nicht sogar zum Tode des Tieres führt. Beispiele für solche Verhaltensreaktionen sind ein zu schnelles Auftauchen mit dem Resultat einer DCS (Decompression Sickness Syndrom) oder ein Stranden des Tieres aufgrund schallinduzierter Desorientierung. Derartige Szenarien sind bei wesentlich geringeren Lautstärken möglich als für eine direkte Schädigung notwendig und wurden insbesondere im Zusammenhang mit den atypischen Schnabelwalstrandungen der letzten Jahrzehnten diskutiert. Cox et al. (2006) analysierten den Stand des Wissens zu diesem Thema mit dem Schluss, dass eine Konkordanz zwischen atypischen Strandungen und dem Einsatz taktischer Mittfrequenzsonare zur U‐Boot Ortung offensichtlich ist, über die konkrete Verknüpfung von Ursache und Wirkung jedoch nur spekuliert werden kann. Den größten wissenschaftlichen Zuspruch – auch unter Berücksichtigung kürzlich abgeschlossener Experimente zu diesem Thema (Tyack et al., 2011) ‐ erhält dabei zur Zeit die Hypothermie Hypothese, die besagt, dass insbesondere manche Schnabelwalarten auf Beschallung mit einer anhaltenden oberflächennahen Flucht reagieren können, die zu einer Überhitzung der sich ansonsten in tiefen, kaltem Wasser aufhaltenden Tiere führen kann. Basierend auf Cox et al. (2006) betrachtet die AWI Risikoanalyse diesen Sachverhalt anhand der Beschallungsdauer mit Lautstärken > 140 dB rms (dem möglicherweise eine Flucht induzierenden Wirkradius) und der Diskussion des Vorhandenseins qualitativer Faktoren die das Eintreten eines solchen Szenarios begünstigen, wie z.B. warmes Oberflächenwasser oder der (Nicht‐)Präsenz multipler Schallquellen. 3.) Biologisch signifikante Störungen Biologisch signifikante Störungen stellen schallinduzierte Auswirkungen dar, die zwar nicht zu einer akuten (direkten oder indirekten) Verletzung führen, jedoch kurz‐ bis langfristig die Fitness des betroffenen Individuums (oder der Art) beeinflussen. Beispiele hierfür wären eine längerfristige Unterbrechung der Nahrungsaufnahme, eine signifikante Verlängerung der Migrationswege, eine temporäre Verschlechterung des Kommunikationsraums und hieraus resultierender Fortpflanzungsrate sowie eine Trennung von Mutter‐Kalb Paaren. Der vom National Research Council (2005) vorgeschlagenen analytischen Struktur folgend, untersucht die AWI Risikoanalyse zunächst, ob und wie lange eine einfache Störung vorliegt. Eine solche wird innerhalb des 160 dB SPL Radius als gegeben angenommen. Hierauf aufbauend wird von einer biologisch signifikanten Störung ausgegangen, falls das jeweilige Verhalten des Tieres durch die einfache Störung für länger als 24h unterbrochen wird (Southall et al., 2007). Auf den so definierten Risiken und assoziierten Grenzwerten aufbauend, berechnet die AWI‐
Risikoanalyse individuell für die drei genannten Gefährdungskategorien innerhalb welcher Radien und ggf. für wie lange ein stationärer, virtueller Empfänger (Animat) Belastungen oberhalb der oben genannten Grenzwerte ausgesetzt wäre. Der Radius innerhalb dessen der Belastungswert den jeweiligen Grenzwert überschreitet wird als kritischer Radius definiert. Basierend auf allen Beschallungsszenarien und möglichen Tauchtiefen wird der maximale kritische Radius definiert. Diese Radien werden dabei konservativ abgeschätzt, d.h. für die jeweils lautesten bzw. energiereichsten Emittenten sowie in der der Tiefe maximaler Exposition. Einen einheitlichen kritischen Radius zu Grunde legend und diesen um einen Sicherheitsgürtel erweiternd, wird anschließend eine „shut down“ Zone definiert, die sich in diesem konkreten Fall zu 500 m um die Airguns errechnet. Bei Sichtung eines Tieres innerhalb oder nahe dieser Zone sollen die Air‐Guns abgeschaltet und erst wieder eingeschaltet werden nachdem sichergestellt ist, dass das Tier diese Zone wieder verlassen hat. Zusammen mit weiteren Mitigationsmaßnahmen (Ramp Up) wird hierdurch das ohnehin geringe Risiko einer Verletzung weiter minimiert. Unterstützend zu diesen operationellen Maßnahmen wurden am AWI zwei wissenschaftliche Projekte mit dem Ziel der Verbesserung kleinskaliger und großskaliger Mitigationsmaßnahmen vorangetrieben. Die Entwicklung eines Tag und Nacht operablen, thermografiebasierten automatischen Waldetektionssystems dient zur Unterstützung der Walbeobachter, auf deren Sichtungen die oben beschriebenen „shut down“ Entscheidungen basieren. Passive akustische Langzeitaufnahmen von Unterwasserschall sollen in einer großskaligen, saisonal aufgelösten Beschreibung der Antreffwahrscheinlichkeit von Walen Anwendung finden, um bereits in der Planungsphase seismischer Forschungsvorhaben eine möglichst weitgehende zeitliche Entzerrung der Präsenz von Walen und des Seismikvorhabens im jeweiligen Studiengebiet vorzusehen. Eine Analyse dieser Daten gemäß der in der Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL) vorgeschlagenen Deskriptoren zeigt die Möglichkeit der Kontamination der zur Bewertung des anthropogenen Einflusses herangezogenen Terzbänder durch biotische Signaturen. So weisen die Analyse der AWI Daten aus dem südlichen (und somit anthropogen weitgehend unbelasteten) Ozean bereits eine natürliche saisonale (durch Stürme und biotische Signale verursachte) Variabilität von ca. 20 dB am oberen Bereich der Wenz Kurven auf. Insbesondere dürfen aber die als Deskriptoren der MSRL, welche zur Beschreibung des langfristigen akustischen Zustands des Meeres gedacht sind nicht mit Grenzwerten zur Bewertung des akuten Risikos einzelner anthropogener Aktivitäten (Rammarbeiten, Seismische Surveys) verwechselt werden, auch wenn sie gelegentlich die gleichen Einheiten und ähnliche numerische Zahlenwerte aufweisen. Inhaltlich handelt es sich dabei um zwei völlig verschiedene Fragestellungen, deren Beantwortung unterschiedliche Mess‐, Analyse und Bewertungsmethoden erfordert. Literatur Boebel, O. , Breitzke, M. , Burkhardt, E. and Bornemann, H. (2009), Strategic assessment of the risk posed to marine mammals by the use of airguns in the Antarctic Treaty area , Information Paper IP 51, Agenda Item: CEP 8c, Antarctic Treaty Consultative Meeting XXXII, Baltimore, USA . (http://epic.awi.de/20201/) Breitzke, M. and Bohlen, T. (2010), Modelling sound propagation in the Southern Ocean to estimate the acoustic impact of seismic research surveys on marine mammals, Geophysical Journal International, 181 (2), pp. 818‐846. (http://epic.awi.de/21171/) Cox, T. M., T. J. Ragen, A. J. Read, E. Vos, R. W. Baird, K. Balcomb, J. Barlow, J. Caldwell, T. Cranford, L. Crum, A. D'Amico, G. L. D'Spain, A. Fernandez, J. Finneran, R. L. Gentry, W. Gerth, F. Gulland, J. Hildebrand, D. Houser, T. Hullar, P. D. Jepson, D. R. Ketten, C. D. MacLeod, P. Miller, S. Moore, D. C. Mountain, D. Palka, P. Ponganis, S. Rommel, T. Rowles, B. Taylor, P. Tyack, D. Wartzok, R. Gisiner, J. Mead, and Benner, L. (2006), Understanding the impacts of anthropogenic sound on beaked whales, J. Cetacean Res. Manage., 7, 177‐187. Lucke, K., Seibert, U., Lepper, P.A. and Blanchet, M‐A. (2009), Temporary shift in masked hearing thresholds in a harbour porpoise (Phocena phocoena) after exposure to a seismic airgun stimuli, J. Acoust. Soc. Am, 125, 4060‐4070. National Research Council (2005), Marine mammal populations and ocean noise, 126 pp., National Academies Press, Washington. Nowacek, D. P., L. H. Thorne, D. W. Johnston, and Tyack, P. L. (2007), Responses of cetaceans to anthropogenic noise, Mammal Review, 37, 81‐115. Stone, C. J. and M. L. Tasker (2006), The effects of seismic airguns on cetaceans in UK waters, J. Cetacean Res. Manage. 8, 255.263. Southall, B. L., A. E. Bowles, W. T. Ellison, J. J. Finneran, R. L. Gentry, C. R. Greene Jr., D. Kastak, D. Ketten, J. H. Miller, P. E. Nachtigall, W. J. Richardson, J. A. Thomas, and Tyack, P. L. (2007), Marine mammal noise exposure criteria: Initial scientific recommendations, Aquatic Mammals, 33, 411‐521. Tyack, P. L. , Zimmer, W. M. X., Moretti, D., Southall, B. L., Claridge, D. E., Durban, J. W., Clark, C. W., D’Amico9, A., DiMarzio, N., Jarvis, S., McCarthy, E., Morrissey, R., Ward, J., Boyd, I. L. (2011), Beaked whales respond to simulated and actual Navy Sonar, PlosOne, 6 (3), e1700. Hintergrundgeräusch in Nord- und Ostsee
21.5.2012
Vermessung des Hintergrundgeräuschs in Nord- und Ostsee und Bewertung des Schiffslärms
Max Schuster, DW-ShipConsult GmbH
Zusammenfassung
Die Forderungen der MSRL nach Feststellung und später Überwachung des Energieeintrags
in die AWZ der jeweiligen Küstenstaaten führt zu mehreren Projekten zur Erfassung und Bewertung des Schallpegels in Nord- und Ostsee.
DW-ShipConsult führt diese Messungen für Natura2000 Schutzgebiete im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz durch. Im Auftrag des Umweltbundesamtes wird zudem eine Software für die Schallkartierung geschaffen.
Im Rahmen dieser Vorhaben ist auch ein Abgleich zwischen den (nicht beeinflussbaren) natürlichen Schallquellen wie Wind, Seegang und Niederschlag und den anthropogenen Quellen, insbesondere des Schiffsverkehrs, erforderlich.
Um anthropogene Geräuschquellen bewerten und prognostizieren zu können, muss bekannt
sein, welche Parameter die Schallerzeuugung beeinflussen. Für den Schiffsverkehr ist ein Zusammenhang zwischen Schiffstyp, Propellerform und Betriebszustand herzustellen, um ihn
akustisch modellieren zu können und um Ansätze zu finden, die Schallabstrahlung zu reduzieren. Dies ist bereits Thema bei der International Maritime Organisation, die bis 2013 nichtbindende Regeln für leisere Schiffe vorlegen will.
In den flachen Gewässern in Nord- und Ostsee unterscheiden sich zudem die Schallausbreitungsverhältnisse von denen in tiefen Ozeanen. Dies verändert auch die Gewichtung der Geräuschbeiträge.
DW-ShipConsults bisherige Untersuchungen lassen erkennen, dass Schiffe sich vom Geräuschverhalten her stark unterscheiden und dass sie bei langsamer Fahrt viel lauter sein können als bei Höchstgeschwindigkeit. Die genauen Ursachen sind nicht so genau untersucht,
dass sich hier Maßnahmen mit zuverlässiger Wirkung treffen lassen.
Für die Untersuchung von Möglichkeiten, Schiffe in Bezug auf ihre Schallabstrahlung unter
Wasser zu verbessern, gibt es Vorschläge zur Vorgehensweise aber bisher keine Fördermittel.
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DW-ShipConsult GmbH  Lise-Meitner-Strasse 1-7  D-24223 Schwentinental  Germany
Phone: +49 4307 839497  Fax +49 4307 839893  Mobile +49 172 9106522  [email protected]
Kalibrierung aktiver mariner seismischer Quellen
Monika Breitzke (Universität Bremen, Email: [email protected])
Ziel der Kalibrierung mariner seismischer Quellen ist die Bestimmung (1) der räumlichen
Verteilung der Schallpegel in der Wassersäule, (2) der breitbandigen Signalcharakteristika
(z.B. Frequenzbandbreite, maximaler spektraler Schallpegel, Abfall der spektralen
Amplituden bei höheren Frequenzen, kumulative Energie, Gesamtenergie), (3) der nominellen
Quellschallpegel @ 1 m Referenzentfernung durch Extrapolation der gemessenen Fernfeldsignaturen unter Annahme sphärischer Divergenz, (4) von Mitigationsradien entsprechend
den angewandten Grenzwertkriterien für TTS und PTS. Im Oktober 2003 wurde in
Zusammenarbeit mit der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen (WTD
71) eine Vermessung der Schallfelder der seismischen Luftpulserquellen ("Airguns") des FS
Polarstern durchgeführt. Eine detaillierte Auswertung dieser Kalibrierungsmessung zeigt,
dass durch die Vermessung der Schallpegel in unterschiedlichen Tiefen und als Funktion der
Entfernung die dipolartige Abstrahlcharakteristik mariner seismischer Quellen ("Lloyd Mirror
Effekt") verifiziert werden kann (Breitzke et al., 2008). Des Weiteren steigen die Mitigationsradien und die Quellschallpegel mit zunehmenden Volumina der Airguns an. Spektrale
Amplituden nehmen bei höheren Frequenzen (> 1 kHz) kontinuierlich ab.
"Full Waveform" Modellierungen der Schallausbreitung ergänzen solche Kalibrierungsmessungen und bieten die Möglichkeit, (1) neue Airgun Konfigurationen zu berücksichtigen,
(2) den Einfluss der Meeresoberfläche, der Eigenschaften des Meeresbodens und der
Wassersäule auf die Schallausbreitung detailliert zu untersuchen, (3) kumulative Effekte und
kumulative Schallbelastungspegel (SEL) aufgrund von Mehrfachschüssen entlang einer
seismischen Linie zu berechnen und daraus Mitigationsradien abzuleiten. Entsprechende, für
den Südozean (Weddell Meer, Amundsen/Bellingshausen See) durchgeführte Modellrechnungen zeigen, dass sich nach mehreren Schüssen entlang einer seismischen Linie ein
schlauchförmiges kumulatives Schallfeld (SEL) unter der seismischen Linie ausbildet
(Breitzke & Bohlen, 2010). Ein Kanal niedriger Schallgeschwindigkeit und ein sich daran
anschließender positiver Schallgeschwindigkeitsgradient bewirken eine Ausbeulung der
Isolinien der Schallfelder im "Tiefwassermodell" (3000 m Wassertiefe), allerdings nur für
niedrige bis mittlere Schallpegel. Ein Einfluss auf die Mitigationsradien ist nicht zu
verzeichnen. Im Schallkanal liegen die Schallpegel (SEL) um ca. 5 dB re 1 µPa2s höher als in
einem Vergleichsmodell mit konstanter Schallgeschwindigkeit. Die "Flachwassermodelle"
(300 m Wassertiefe) zeigen nahezu konstante, tiefenunabhängige Schallpegel (SEL), die
lediglich mit der Entfernung abnehmen und ca. 10 dB re 1 µPa2s höher liegen als im entsprechenden "Tiefwassermodell". Die Mitigationsradien steigen mit abnehmenden hypothetischen Grenzwerten bei Einzelschüssen entsprechend einem sphärischen Gesetz (20 log r)
und bei Mehrfachschüssen entsprechend einem zylindrischen Gesetz (10 log r) an.
Referenzen:
Breitzke, M., Boebel, O., El Naggar, S., Jokat, W. & Werner, B., 2008. Broad-band
calibration of marine seismic sources used by R/V Polarstern for academic research in
polar regions, Geophysical Journal International, 174, 505 - 524. doi: 10.1111/j.1365246X.2008.03831.x
Breitzke, M. & Bohlen, T., 2010. Modelling sound propagtion in the Southern Ocean to
estimate the acoustic impact of seismic research surveys on marine mammals, Geophysical
Journal International, 181, 818 - 846. doi: 10.1111/j.1365-246X.2010.04541.x
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Mitschrift
Dr. Kirsten Schäfer
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel, Hotel ATLANTIC
Moderation: Prof. Ralph Schneider, CAU Kiel
Mitschrift: Kirsten Schäfer
Bearbeitung: Thomas J. Müller
Hinweis: Diese Mitschrift ist nicht anhand von Quellen geprüft; sie erhebt keinen Anspruch
auf Vollständigkeit oder korrekte Wiedergabe bzw. Interpretation des während der Vorträge
und Diskussionsbeiträge Gesagten.
Begrüßung: R. Schneider (CAU & Exzellenzcluster Future Ocean)
Workshop ist Kooperation von Umweltministerium S.-H. (MLUR) und des Exzellenzclusters
Future Ocean (FO).
Begrüßung der Wissenschaftler, Vertreter der Ministerien und Behörden, und Vertreter aus
der regionalen Wirtschaft. Eigene Vorstellung: Meeresgeologe. Vorstellung des Ablaufs
heute mit Aufforderung zur Diskussion. Ziel ist informelles Netzwerk für Handlungsoptionen.
Zeitrahmen bis spätestens 2014 für die Festlegung von Programmen! Kurzvorstellung des
Exzellenzclusters FO: Forschung, aber auch fachliche Unterstützung von Politik und
Wirtschaft.
Einführung: B. Scherer (MLUR)
Eigene Verbindung: Ökologie mit ökosystemischem Ansatz, die Gesamtheit Meer zu
betrachten, Dank an FO, Exkurs MSRL- EU-Gesetz Rahmenrichtlinie zum Schutz der Meere
(2008, MSRL) ist national umzusetzen. d.h. die Meere bis 2020 in guten Zustand zu
versetzen, Bewertungspapiere und Monitoring von den Vertragsstaaten verlangt, auch
Festlegung
von
Grenzwerten
und
Unterscheidung
gut/nicht
in
Ordnung
(„unwissenschaftlich“), Programm zu Monitoring muss 2014 vorliegen, ab 2015 Beginn
operationeller Phase. Maßnahmenprogramme bis 2016 entwickeln, danach deren
Umsetzung in vier Jahren, um die Meere in Ordnung zu bringen.
Für viele Einzelaufgaben gibt es gute Expertise – bei anderen nicht: Wer arbeitet an
Themenbereichen, gibt es Bewertungssysteme? Ein Thema ist Lärm im Meer/
Unterwasserschall. Workshop heute ist „kein offizieller Schritt der Bund-LänderZusammenarbeit (Zuständigkeit liegt beim Bund), sondern Informationsveranstaltung zu:
Status quo des Wissens, wo gibt es Monitoring, Schädlichkeit (Grenzwerte), Entwicklung
mehrstufigen Bewertungssystems für Schallimmissionen; Interessenten identifizieren.
Vorstellungsrunde aller Teilnehmer
Vortrag S. Krastel (GEOMAR, FO)
Physikalische Grundlagen der Schallausbreitung in flachen Meeresgebieten (Nordund Ostsee).
Hinweis auf Webseite Science of Sound in the Sea (Univ. Rhode Island) www.dosits.org,
Schallwellen
sind
Kompressions-(Longitudinal)wellen;
Ausbreitung
parallel
zur
Teilchenbewegung; Ausbreitungs- = Schallgeschwindigkeit = Wellenlänge * Frequenz; in
Wasser ca. 1500 m/s (in Luft ca. 330 m/s); sie nimmt zu mit Temperatur, Salzgehalt und dem
Umgebungsdruck; Reflexions- und Beugungsgesetzen gelten (wie Licht) => Existenz von
Schallkanälen im offenen tropischen Ozean bis hin zu gemäßigten Breiten; aus dem Kanal
kann horizontal abgestrahlter Schall nicht entweichen, sog. Sound Fixing & Ranging
(SOFAR-Kanal); Ausbreitung langwelligen Schalls (geringe Dämpfung) über Tausende von
Kilometern; saisonal (Sommer) und mit sehr viel geringerer vertikaler Ausdehnung und in
regional sehr viel kleineren Gebieten zeitweise auch möglich in Randmeeren (Ost- &
Nordsee); vertikal abgestrahlter Schall (von Loten & deren am Boden reflektierter Strahl)
kann den SOFAR Kanal durchdringen.
Hydrographische Schichtung und deren Schwankungen - zusammen mit der
Bodentopographie - beeinflussen maßgeblich die Ausbreitung von Schallwellen; äußerst
schwierig deshalb, präzise Ausbreitungsmodelle zu erstellen.
Frequenz der Welle entspricht Tonhöhe; Amplitude der Druckschwankungen ist Maß
für die Intensität; Maßeinheit ist für die Schallintensität ist Dezibel (dB); Definition basiert auf
logarithmischem Vergleich (gemessener) Schallintensität bzw. deren zugehöriger
Druckschwankungen PSchall zu einem Referenzdruck PRef:
Intensität/dB = 10 * log10(PSchall/PRef); PRef=1 μPa (für Wasser nach DIN).
Aus der logarithmischen Definition folgt: Einer 100-fach (1000-fach) höheren
Druckschwankung entspricht ein 20 dB (30 dB) höherer dB-Wert. Angabe des
Referenzdrucks unabdingbar für Vergleiche; für Luft z.B. ist der Referenzdruck i.A. 20 μPa;
Angaben der Intensität/dB für Luftschall daher nicht direkt vergleichbar mit Angaben
für Wasserschall;
Schalldämpfung in Wasser proportional zum Quadrat der Frequenz (hohe Töne
werden stärker gedämpft als Tiefe); Dämpfungsfaktoren; Schallausbreitung an WasserMeeresboden-Grenzfläche – Verteilung der Energie, Sonargleichung beschreibt
Schallausbreitung.
Vorstellung der eigenen Arbeiten: Nutzung von Loten, Seismischen Quellen, SidescanSonaren – Kartierung des Meeresbodens und seiner Eigenschaften, Frequenzen bis 1 MHz,
Funktion der Luftkanonen, Schall bis 260 dB (bezogen auf 1 μPa), Echolote, parametrisches
Lot mit engem Öffnungswinkel & Abstrahlung zweier hochfrequenter Schallquellen, dadurch
Entstehen eines niederfrequenten Schallkegels, der sehr langsam gedämpft wird => Problem
für Meeressäuger. Gleichzeitig aber Beobachtungen „neugieriger“ Delphine (Photo), oder
scheinbar unbeeinflusster Wale bei Betrieb.
Diskussion: Systematische Erfassung der Säuger (nein, bisher nicht), Softstart oder gleich
volle Intensität (Softstart ja, auch auf freiwilliger Basis), was passiert bei Auftauchen von
Walen
(sehr
unterschiedliche
Handhabung,
je
nach
Staaten);
Laufende
Forschungsprogramme zum Verhalten von Säugern bei Rammungen für Offshore-Windkraft,
schwierige Datenerfassung bei Tierbeobachtung, Es gibt aber teilweise deutliche Hinweise
auf Störungen wie Stopp der Nahrungsaufnahme oder Strandungen.
Vortrag E. Schmidtke (WTD 71)
Hintergrundlärm, Einzelereignisse und gezielte Einträge
Druckentwicklung über die Zeit für verschiedene Lärmquellen, Schall als kleine
hörbare Druckschwankungen. Störquellen für akustische Messungen: Umgebungsgeräusche
(thermisches Rauschen, Wasserbewegung, Erdbeben, biologische Quellen, anthropogene
Quellen) und Schiffsgeräusche (insbesondere Propeller, Maschine, Anker, und bei
Muschelbewuchs). Definition von Lärm als unerwünscht/störend Schall/Geräusch/Laut –
meist subjektiver Eindruck.
Beispiel aus der Kieler Förde (Schiffe und Rammarbeiten) und Pilotwal (Ortungsklicks
und Kommunikation) im Experiment (eigentliche direkte Messung an der ‚Quelle’ nicht
möglich).
Definitionen sollten einheitlich verwendet werden: Druck, Leistung, Intensität, Pegel
(18 verschiedene Pegel in DIN 1320), im Walschutz oft Soundexposure-Pegel (SEP,
bezogen auf 1 sec Dauer), was für Kurzzeitgeräusche geeignet ist, oder der äquivalente
Dauerschallpegel; Messung dazu bei Sprengung von alten Minen vor Heidkate, aber
Möglichkeit für Schönrechnen durch Ausweitung des Messintervalls; Vergleich zu
diskutierten Grenzwerten, Vergleich Schallpegel an Land und im Wasser,
WTD71, eigene Arbeiten u.a.: Modellrechnungen (MOKASSIN) zur Schallausbreitung in
verschiedenen Zonen; hydrographische Variabilität auf verschiedenen Zeit- & Raumskalen
(Jahresgang, flacher SOFAR Kanal, Wirbel,...) und (auch kleinräumige) Bodentopographie &
(auch kleinräumige) Bodeneigenschaften (Bsp. Aschauer Loch) von großem Einfluß, können
oft nur statistisch eingehen.
Diskussion: Schall als Stoßwellen einmaliger Ereignisse ist das Hauptproblem für
Organismen, da sie sich nicht darauf einstellen bzw. durch Ausweichen anpassen
können.
Vortag D. Wilken (CAU, FO)
Einträge seismischer Energie vom Meer in den Boden und zurück
Seismische Energie durch Schiffe: Schall im Wasser großer Schiffe reicht aus zur
Erzeugung seismischer Wellen im Boden – aber kaum Rückeintrag ins Wasser,
Minensprengung vor Heidkate: Seismische Auswirkung der Seeminensprengungen
entsprechen Erbeben von 1,6 (spürbar, Geschirrklirren) gemessen an Referenzstation an
Land, Nutzung der Sprengung für seismische Messung quer durch SH,
Seismischer Eintrag bei Rammungen: BORA-Projekt (Partner ZUHH, LUH, CAU,
ITAP, BARD, MENCK): Berechnungsmodell für Unterwasserschall bei Rammungen,
Auslegung des Blasenschleiers, Methodik und Schallminderungsmaßnahmen –
Blasenschleier, large und small bubble curtain, Hydro Sound Damper, kritisch gebrochene
Wellen können im Boden unterhalb
Energieanteil ins Wasser zurücklaufen.
des
Blasenschleiers
mit
signifikantem
Diskussion:
Bisher nicht bei eigentlicher Rammung gemessen sondern Airgun als
Vergleichsquelle; im Juni 2012 folgt direkte Messung, Studie UBA zu
Schallminderungsmaßnahmen auf BfN-Webseite
http://www.bfn.de/habitatmare/de/downloads/berichte/BfN-Studie_Bauschallminderung_Juli2011.pdf
Stand möglicher Maßnahmen zur Schallminderungen: Veranstaltung des PTJ in
Stralsund im Frühjahr 2012, Messung von Rammarbeiten in situ (Elat OL?)– breitbandige
und Preblow-Impuls, heutige Schalldämmung bei 5 dB, Anforderung wird etwa bei 25 dB
liegen – Problem, Schall geht in den Boden und dann ins Wasser, d.h. unterläuft
Minderungsmaßnahmen (teilweise)
Hinweis BSH: weltweit erster Offshore-Windpark in Nordsee eröffnet, für den alle
Rammungen mit Schallminderungsmaßnahmen durchgeführt wurden, BSH überprüft auch
die Einhaltung der Auflagen, erste Ergebnisse/Tests, Schallminderung von 25% erreicht in
Kalifornien/Labor
Mittagspause (Restaurant Hotel ATANTIC)
Vortrag K. Lucke (IMARES)
Schädlichkeit: Erkennen, Grenzwerte, Kalibrierbarkeit; und Bewertung von
Schalleinwirkungen,
Deskriptor 11 in 2008/56/EG (MSRL) bezieht sich auf 2 Indikatoren (impulshafte
dauerhafte Schallemissionen, aber in eingeschränktem Frequenzbereich), Hinweis auf neue
Fassung der Ziele; u.a. jetzt Lärm als Verschmutzung definiert; Ziel Schutz der Lebensräume
und Arten im Meer und Verhinderung von Verschmutzung, Lärm u.a.
Vorstellung Schall, auch aus biologischer Sicht, Einordnung künstlicher und
natürlicher Geräusche bezüglich Frequenz und Schallstärke, Impulsschall bei Rammungen
für Windparks mehrtägig und länger (Karte dazu), Dauerhafte Belastung in
Schifffahrtsstraßen (Karte dazu),
Einfluss auf marine Säuger (Schweinswal, Kegelrobbe, Seehund), Säuger zeigen
höchste Empfindlichkeit gegenüber Schall, Beispiel: Klicks von Schweinswalen für die
Echoortung, Intaktes Gehör (0,5 Hz bis 200 kHz) ist für Wale und Robben
überlebenswichtig, Folgen: Verhaltensreaktionen, Stress, Maskierung, Verletzung,
kumulative Effekte zu beachten, Hörvermögen der Säuger ist variabel und nicht kalibrierbar,
Beispiel: Ausweichen von Schweinswalen im Umfeld von Rammung in Nordsee (Karten von
Luftaufnahmen).
Organische Schädigungen: Beispiel: Zerstörungen im Mittel- und Innenohr nach
Beschallung, Hörschwellenverschiebung (permanent PTS, temporär TTS); TTS eine der
wenigen direkt messbaren Kriterien für die Auswirkungen von Schall, Test an einem Delphin
in Gefangenschaft => TTS ab 164 dB SEL Einzelbeschallung.
Beide Indikatoren des Deskriptor 11 müssen genauer definiert und um weitere
Schallquellen erweitert werden, Maßnahmen zur Schallvermeidung müssen entwickelt und
getestet werden, internationale Koordination der Maßnahmen, Festlegung der Grenzwerte
möglichst ohne Beteiligung von Interessengruppen.
Diskussion: Auch soziale Folgen für Populationen bedenken (Fortpflanzung), wie wird bei
Grenzwertbestimmung der Ort des Tieres berücksichtigt (Schallmessung am Tier, jetzt
Messungen an freilebenden Tieren), 160 dB-Grenzwert in 750 m Entfernung scheint
praktikabel, TTS- Wert gut geeignet, weil nicht verhaltensabhängig, Änderung des
Verhaltens als Indikation für Störung zu variabel und abhängig von Tagesform; was ist mit
Tiere, die auf Airguns zuschwimmen und sie begleiten (Photo v. S. Krastel: taub oder
angepaßt oder neugierig?)
Vortrag O. Boebel (AWI)
Von Risikobewertung zu Risikominimierung am Beispiel von Forschungsseismik in
der Antarktis
Unterschied Forschungsseismik zu Explorationsseismik; Seismik in Forschung als
sehr laute, langsame, transiente Quelle, die in antarktischen Gewässern meist großes Gebiet
betrifft; 14 Walarten und 6 Robbenarten in Antarktis betroffen,
Gefährdungskategorien: direkte Verletzung und verhaltensinduzierte Verletzung;
biologisch signifikante Störung, z.B. Vergrämung aus Paarungs-/Nahrungsregion, MutterKalb-Trennung, zeitweise Störung des Hörvermögens (TTS);
Kriterien: gesamte (integrierte) Schallenergie und Schallspitzen (duales Kriterium), für
verhaltensinduzierte Störung: möglicher Gefährdungsradius; Vergleich der Szenarien und
Arten; für biol. signifikante Störung 160 dB und Betrachtung der Wirkdauer.
Kontroverse Punkte: Numerischer Grenzwert für Schädigung einschl. möglicher
interspezifische Extrapolation; Definition des Begriffs ‚Verletzung’; Begriff des Schutzguts:
(Einzel)Tierschutz oder Artenschutz, welche Arten, numerischer Grenzwert für einfache
Störung einschl. interspezifischer und intertextuelle Extrapolation; Integrationsdauer bei
Berechnung des Schallpegels; Grenzwertermittlung, z.B. für Verletzungen, richtet sich nach
Hörschwellenverschiebung TTS und wird dann für Gruppen festgelegt und theoretisch
erweitert auf dauerhafte Schädigungen (PTS) von großen und mittleren Walarten.
Darstellung der verschiedenen Vorschläge, z.B. 160 dB für kumulative Exposition oder
singuläre Ereignisse – große Differenzen, Bedeutung für Mitigationsraum (>100 km-200 m).
Risikominimierung: Walsuche mit Infrarotkamera & automatisierter Erkennung/
Lokalisierung der Wale anhand des Blas, s. a. http:// tasheggo.com ; Modell zur
Wirksamkeit des Schutzsystems (90% für Bartenwale, Pottwal 50%, Schnabelwale 20%
erfolgreich, abhängig von Tauchdauer der Tiere), zusätzlich Horchstationen, um seismische
Messungen zeitlich (November-Dezember) und räumlich von den Tieren wegzubringen.
Bei Begrifflichkeiten konservative Betrachtung notwendig; Vorsorgeprinzip klären.
Herausforderungen
für
Monitoring:
Datenmengen,
Datenmanagement
und
Qualitätssicherung.
Diskussion: Gesetzesgrundlage Antarktis, anders als für Nord- und Ostsee ist das
Individuum (Wal/Vogel/...) geschützt, Grenzwert 160 dB wird so nicht vom UBA für die
Antarktis
vorgeschlagen,
Störung
auch
auf
Individuenebene
verboten
im
Antarktisschutzvertrag, Hormonstörungen auch berücksichtigen, fehlende Sicherheit bei
Symptomerkennung, manche Verletzungen sind nur histologisch zu erkennen.
Vortrag M. Schuster (DW Shipconsult)
Vermessung des Hintergrundgeräuschs in Nord- und Ostsee und Bewertung des
Schiffslärms
Projektauftrag UBA & BfN: Energieeintrag in AWZ feststellen; Ziel ist Erstellung von
Schallkarten unter Verwendung von zu erstellender Auswertesoftware für große
Datenmengen; bisher nur punktuelle Messungen natürlicher und künstlicher Quellen
(Schiffsverkehr,
Offshore,
Seismik),
Projektpartner,
Themen:
Effekt
von
Hintergrundgeräuschen auf Tiere, Schallkarten, Verringerung der Geräuscherzeugung durch
Schiffe, Testinstallation in Kieler Förde 2011, Messprogramm im 2012; Problem: Gefährdung
der Geräte durch Fischerei
Beispiel: Darstellung passierendes (mittelgroßes) Schiff: 2 Frequenzbereiche durch
Propeller (hochfrequent) & Maschine (niederfrequent); Schiff bremst ab, ändert
Betriebszustand
und
wird
dramatisch
lauter;
Problem:
Propellerkavitation,
Dampfblasenbildung im Unterdruckfeld führt zu tieffrequentem Rauschen (unerheblich für
Schiff, aber Störung für Kommunikation von Bartenwalen); Schiffe in der Kieler Förde sehr
laut, Einfluss der Freizeitschiffe im hochfrequenten Bereich
Schallübertragung: Frequenzen unter 100 Hz werden schlecht übertragen, starker
Einfluss von (jahreszeitlicher) Schichtung und Meeresboden auf Schallübertragung;
regionale Dämpfungseffekte weitgehend unbekannt, wenig öffentliches Interesse zur
Erforschung des Hintergrundgeräusches und Maßnahmen zur Abhilfe,
Forschung/AG: Stellwagen Bank, LIDO; Messungen bei Installationen in Nord- und
Ostsee mit geplanten 10 Observatorien;
Regularien für Emissionen von Schiffen durch IMO, ECUA u. A.,
Diskussion: im Fehmarn-Belt Schallmessungen für 2 Jahre mit Schweinswalklick-Daten
verglichen – kein eindeutiger Zusammenhang, Schall nur ein Faktor von vielen,
Schallabstrahlung der Marineschiffe wird von der Marine erforscht, ziviler Bereich hat noch
wenig getan,
Vortrag M. Breitzke (Uni HB)
Kalibrierung aktiver mariner seismischer Quellen
Ziel: Bestimmung der räumlichen Verteilung der Schallpegel bei breitbandigen
Signalcharakteristika des Quellschallpegels (1 m Entfernung) und der Mitigationsradien
hinsichtlich möglicher TTS und PTS (NOAA Grenzwerte).
In-situ Kalibrierung: Messungen von Airguns auf Polarstern in norwegischem Fjord an
verkabelten Horchstationen der WTD 71: An tieferer Station deutlicheres Signal an der
Oberfläche als an flacherer Station; bei großen Entfernungen zum Meeresboden
unterschiedliche Laufzeiten der echten und der Ghost-Welle, Auswertung der Messungen
nach SEG-Standard, größere Airguns produzieren größere Schallpegel und
Schallbelastungspegel, diskutierte Grenzwerte (NOAA) wurden in keinem Fall erreicht.
Mitigationsradien wurden berechnet für die verschiedenen Grenzwerte und Airguns.
Modellierung: Modellierung für neue Airguns; Vorteil: Einfluss von Meeresoberfläche,
Sediment etc. kann berücksichtigt werden. Modellierungsbeispiel Antarktis mit Schallkanal
unterhalb der seismischen Quelle, man erreicht Sättigung des Pegelwertes bei
Aufsummierung der Schüsse, Mitigationsradien steigen mit abnehmenden Grenzwerten bei
Einzelschüssen sphärisch (20 log r), bei Mehrfachschüssen zylindrisch (10 log r) an.
Kaffeepause (im Foyer)
Diskussionen 1 – 3 (alle im Plenum)
Diskussion 1, J. Norrmann, WTD71
Überwachung akustischer Emissionen
Fragen: was heißt Monitoring; zeitlich, finanziell? Was bedeutet der Deskriptor 2 –
festgelegt von AG (Mandat?). Wie kann der zur Überwachung festgelegte Frequenzbereich,
der offensichtlich nicht ausreicht, legal erweitert werden? Was bedeutet ‚Überwachung’;
Aufnahme und Kontrolle von Überschreitung von Grenzwerten? Reichen vorhandene
Messungen Fehmarnbelt/Kiel? Welche Monitoringprogramme zu Lärm im Meer sind
bekannt, was läuft (Erfahrungen, Tipps)?
Monitoring an Land gibt es EU-weit (Straßenlärm); Großräumiges Monitoring von
Meeressäugern bei LIDO; Kleinräumig im Fehmarnbelt & Kieler Förde; Kontollmonitoring bei
den abgeschlossenen Rammungen FINO1 (BSH); Notwendig wäre auch Aufnahme der
Emissionen, die gleichzeitig geschehen (Rammungen für mehrere Gebiete) und Erstellung
von Überlappungskarten,
Erforschung der biologischen Folgen, Schädigungen und Effekte, auch z.B. Plankton
& Fischlarven als Indikatororganismen? Annährung an Szenarien von mehreren Quellen,
Einwand: falsche Reihenfolge; erst Wissen zu Grenzwerten erarbeiten; Grenzwerte
definieren, dann (Kontroll)Monitoring
Basisdaten über Schall im Meer benötigt; dabei Unterscheidung nach (quasi)kontinuierlichem ‚Lärm’ und (auch wiederholtem) ‚Impulsschall’; einheitliches Maß für
Schallbelastung vereinbaren, wenn ‚Guter Zustand der marinen Fauna’ das Ziel ist, sind alle
Schallemitenten in Modellierung aufzunehmen & Bewertung auf andere Organismen, auch
Individuen, nicht nur auf Schweinswal, auszuweiten;
Einig über notwenige zwei Arten von Monitoring: Dauerschall & Impulsschall
Offen: Vereinbarung von Grenzwerten, Konsens über Schädlichkeit?
Diskussion 2, I. van Opzeeland, AWI
Schädlichkeit/ Grenzwerte
Bisher: gezeigt, wie werden Grenzwerte ermittelt (Lucke); wie werden sie genutzt
(Boebel). Sind sie tatsächlich ein Maß für Schädigungen? Nicht alle sind gesichert; 160 dBWert wird aber derzeit verbindlich in die Auflagen für Rammarbeiten geschrieben,
Definition von Verletzung: ist TTS geeignet? TTS ist initiale Schädigung & individual
zu sehen; TTS zu PTS ist kontinuierlich; Zumutbarkeit für die Tiere, Begriff
„Selbstverletzung“ besser durch ‚indirekte Verletzung’ ersetzen; grundsätzliche Diskussion
US-geprägt, Hinweise, dass TTS auch zu langfristigen Schäden führt,
Verhaltensreaktion als Störung bei Tieren ist beobachtbar bei Arten / Gruppen von
Arten (zeitweise Meidung von Räumen; Ausweichen); bei Rammungen messbare
Reaktionen im Verhalten beobachtet, Voraussetzung für geeignetes Monitoring
(Überfliegen);
Grenzwerte: Saisonale und regionale Aspekte in die Festsetzung einbeziehen;
gesonderte Werte für Individuen und Populationen? Entscheidung für PTS oder TTS und
entsprechende Definition, Messbarkeit der Störungsparameter derzeit nicht gegeben, aber
‚Störung’ ist das eigentliche Maß; ‚Guter und nicht guter Zustand’ wird derzeit auf EU-Ebene
politisch entschieden; Fachexpertise muss daher trotz dünner Datenlage jetzt
eingebracht werden. Was bedeutet die Festlegung von Grenzwerten für die Nutzer?
Diskussion 3, M. Bellmann, ITAP
Verringerung und Vermeidung akustischer Emission
Dringender Bedarf für einheitliche Grenzwerten einschl. der Integrationszeiträume &
Frequenzbereiche; Wie ist Schalldämmung einzusetzen? Was heißt kumulativ (wie viele
Baumaßnahmen gleichzeitig)?
Was ist bekannt über den zeitliche und räumliche Effekte? Rückzugsgebiete
ausweisen (Rammgebiet neben Hauptschifffahrtsweg), auch andere - nicht mobile – Arten
als Indikatorarten festlegen? Auswirkung von Rammarbeiten auf Schweinswal abhängig von
Dauer und Entfernung von der Schallquelle holländische Regel: 1. Jan – 1. Juli (Wurf- &
Laichzeit) keine Rammungen & nur ein Windpark pro Zeit; es gibt Anhaltspunkte auch für
langfristige Vertreibung der Schweinswale aus Rammgebieten;
Verminderungen: was außer Blasenschleier? Verschiedene Bubble curtains, Rohre,
Kofferdamm,...mind. 10 Systeme; Problem Zeit und Geld, dazu noch Umweltfaktoren, wie
Stürme. Bisher alles Prototypen ohne Marktreife, bei Entwicklung des Blasenschleiers war
Grenzwert/Vorgaben förderlich, differenzierte Betrachtung auch der örtlichen Gegebenheiten
notwendig, bisher haben nur mit Airguns zur Empfindlichkeit untersucht – nötig auch für
Frequenzabhängigkeit von Blasenschleiern,
Seismik: Airguns sind schon deutlich umweltfreundlicher als alles Frühere.
Zusammenfassung: B. Scherer, MLUR
Wissen über am Thema arbeitende Menschen, Institutionen & Firmen ausgetauscht;
Kenntnis über laufende Forschungsvorhaben (UBA, BfN, Wirtschaft), keine WG’s geplant,
aber informelles Netzwerk möglich, z.B. für gemeinsame Antragstellung für neue Projekte,
Dank an Organisatoren und Teilnehmer
Dank & Abschied: R. Schneider
Workshop zur
Meeresstrategierahmenrichtlinie der Europäischen Union (MSRL)
Akustische Energieeinträge ins Meer
11.05.2012, 10:00-16:30, Kiel
Moderation: Prof. Dr. Ralph Schneider, CAU Kiel
Teilnehmer
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