SA_Virtuelle Mobilitaet

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Laux & Niedermayr
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen
Im Rahmen der Lehrveranstaltung:
1428 PI Internationale Entwicklungsforschung: Theorien und Methodik
Unter der Leitung von:
ao.Univ.Prof. Dr. Andreas Novy
Tutorin:
Mag.a Sarah Habersack
Abgegeben von:
Andreas Laux, a0647020, [email protected]
Claudia Maria Niedermayr, a0649034, [email protected]
In Zusammenarbeit mit Schülern des BG 18:
Santiago Helbig, Felix Inhauser, Felix Brunner, Karlo Grbic
Laux & Niedermayr
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung, Themenfeld und Ziel der Arbeit
1
2. Methodik des empirischen Teils
4
2.1. Qualitative Leitfadeninterviews
5
2.2. Facebook-Profilseiten-Analyse
5
3. Zentrale Begriffe
6
3.1. Identität
6
3.2. Verschiedene Räume
7
4. Erkenntnisse über das Verhältnis von Identität und virtuellem Raum
4.1. Überblick über die zentralen Räume der Interviewpartner
8
8
4.1.1. Studentin
8
4.1.2. Student
9
4.2. Hinweise über kollektiven Identitäten
10
4.3. Soziale Beziehungen im virtuellen und physischen Raum
14
4.4. Heimat und Urbanisierung des Bewusstseins
18
4.5. Identitätsbildung - Selbst- und Fremdwahrnehmung im virtuellen Raum
19
5. Conclusio und Anmerkungen
21
Literaturverzeichnis
23
Graphik 1
25
Graphik 2
26
Graphik 3
27
Laux & Niedermayr
1. Einleitung, Themenfeld und Ziel der Arbeit
Wir werden uns im Rahmen der Arbeit mit dem spezifischen Aspekt der virtuellen Mobilität als
eine Praxis befassen, die physische Raumgrenzen (Orte wie Stadt, Staat, Wohnung etc. und
soziale Netzwerke wie Uni, Arbeitsplatz, Sportverein, Nachbarschaft) überwindet. Virtuelle
Mobilität kann auf engem Raum stattfinden, wir wollen aber explizit auch (aber nicht nur) den
nationalstaatlichen Rahmen verlassen und uns Aspekten des virtuellen Raums widmen, in denen
er nationalstaatliche Grenzen überwindet, Menschen regional oder global mobil sein lässt.
„Während die Menschen früher alle in der gleichen ‚Welt’ lebten, solange sie nicht in ferne
Länder reisten, ist ‚die typische Situation der Menschen in einer modernen Gesellschaft’ völlig
anders: ‚Die verschiedenen Bereiche ihres Alltagslebens bringen sie in Beziehung zu
außerordentlich
verschiedenartigen
und
oft
sehr
grundsätzlichen
Bedeutungs-
und
Erfahrungswelten. Das moderne Leben ist typischerweise in sehr hohem Grade segmentiert.’“
(Berger 1973 in Abels 2006: 414)
Was Berger 1973 für das doppelt freie, orientierungslose Individuum einer Gesellschaft in der
„reflexiven
Moderne“
(Abels
2006:
241f)
feststellt,
die
von
einer
fortschreitenden
Internationalisierung, aber sicher nicht durch virtuelle Räume des Internets gekennzeichnet war1,
dient uns als Ausgang für den Gedanken, der der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegt. Das
Internet als Sammelbegriff für diverse virtuelle Räume bedeutet einen neuen Grad an
Segmentierung der Lebenswelten, ein erweitertes Angebot. „[…] die Medien versorgen uns
fortlaufend mit neuen Konzepten, was unsere Identität auf der Höhe der Zeit sein könnte“,
konstatiert Jean-Francois Lyotard 1979 (Abels 2006: 407).“
Wir sehen virtuelle Räumlichkeit als zusätzliche Komponente der beiden klassischen Formen von
Raum, sowohl des physischen als auch des sozialen. Der virtuelle Raum, welche Plattform des
world wide web das im konkreten auch sein mag, verkürzt räumliche und zeitliche Distanzen an
welche die physische Welt immer gebunden ist und führt Räume, physische wie soziale,
zusammen. (vgl. Werber 2004: 25) Er macht sie relational. Die Mobilität, welche wir in unserer
Arbeit als Bewegung zwischen Räumen verstehen, erhält dadurch – so unsere Annahme - eine
neuartige Dimension: Die durch virtuelle Räume verursachte Verränderung der Verbindungen
zwischen Raum und Raum und Räumen und Personen bzw. Gruppen erfährt durch die
1
Ob wir uns und die interviewten Personen sich heute noch in der Moderne, der reflexiven Moderne, einer späten
Phase der beiden oder in der Postmoderne befinden, kann hier nicht geklärt werden, ist aber auch weniger eine
inhaltliche, denn eine formale Frage. Wesentlich scheint uns die weitgehende Kontinuität der Entwicklung zu sein.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 1
Laux & Niedermayr
Informationstechnologie eine anders geartete Veränderung, als jene durch bloße Beschleunigung
des Transportwesens. (vgl. Werber 2004: 24) Man kann sich die Beziehung der Räume als
Netzwerk vorstellen, das Netzwerk aus verschiedenen physischen Orten oder Räumen ist ergänzt
durch soziale Räume, die durch das Handeln der Menschen entstehen und an Orte gebunden sind,
jedoch auch an mehreren Orten verankert sein können. Die Anzahl der Sozialräume übersteigt
jedenfalls die der physischen Räume. Das erste Interesse dieser Arbeit gilt der Positionierung
virtueller Räumlichkeit in diesem Netzwerkmodell.
Die virtuellen Plattformen tangieren die soziale, als auch die physische Dimension von
Räumlichkeit. Einerseits entstehen mit ihnen neue soziale Interaktionsräume, andererseits werden
bestehende Strukturen und Grenzen (wie Klassen, Nationalitäten, Wohnorte), die den sozialen
Raum in der physischen Welt definieren, neu interpretiert. Sie könnten sich potentiell auflösen.
Hecker schreibt in diesem Zusammenhang: „Die Dynamik der Globalisierung bewirkt einen
tiefgreifenden Wandel sozialer Realitäten, der die Idee der Nation als essentialistische Raum- und
Identitätskonzeption zunehmend in Frage stellt.“ (Hecker 2005: 87)
Einige Fragen standen dem Prozess der Arbeit voran: Ob durch virtuelle Räume wirklich eigene
soziale Räume geschaffen werden, oder ob diese doch nur Abbild der physischen Lebensrealität
bleiben? Bleibt virtuelle räumliche Mobilität in der physischen verankert oder wird in sozialer
Hinsicht mehr geschaffen als ein bloßer Spiegel der Kontakte, die ohnehin existieren? Und werden
dem Individuum in der Virtualität soziale Räume geöffnet, die ihm in der physischen Welt
verwehrt bleiben? Kann es sich umgekehrt manchen sozialen Räumen vielleicht auch nicht mehr
entziehen? Gibt es rein virtuelle Kontakte? Gehen diese über Länder- und Sprachgrenzen hinaus?
Ermöglicht der virtuelle Raum die soziale Präsenz an mehreren Orten? Wird das Individuum
durch virtuelle Räume und Medien entbettet2? Emanzipiert es sich von herkömmlichen
Bezugspunkten kollektiver Identität?
Das anfängliche Zitat weist aber auch darauf hin, dass wir uns nicht einen rein abstrakten Prozess
vorstellen dürfen. Lebenswelten von Menschen werden pluralisiert. Für den Menschen haben sich
die Logiken des Handelns vervielfältigt, er hat Unmengen an Referenzpunkten im Leben.
Referenzpunkte, wir gehen von räumlichen aus, speisen die Identität von Menschen. „Der Raum
[…] ist eines der strukturgebenden Ordnungsprinzipien des menschlichen Daseins. Besonders für
die Entstehung und Aufrechterhaltung kollektiver Identitäten spielt der Raum eine entscheidende
2
Begriff von A. Giddens (nach Abels 2006: 404ff)
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 2
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Rolle. […] der Raum [ist] immer auch Träger der symbolischen Verankerungen einer
Gemeinschaft […].“ (Wagner 2000: 186f)
Verändern sich die Räume der Lebenswelten des Menschen und wird die Mobilität zwischen den
Räumen gesteigert, verändern sich auch die Bedingungen für Identität.
Neben dem Raum ist nach George Herbert Mead Kommunikation das Grundprinzip der
gesellschaftlichen Organisation und Kommunikation das Grundprinzip für die Organisation der
Identität3. (nach Abels 255: 259ff) Berger/Kellner ergänzen, dass das Individuum in seiner
Entwicklung strukturell offen ist. „Es ist in einem Prozess der fortlaufenden Kommunikation, der
wechselseitigen
Interpretation
und
Reaktion
und
der
immer
neuen
gegenseitigen
Rollenübernahme, in dem sich das Individuum erst seiner selbst gewiss wird.“ (nach Abels 2006:
420)
Virtuelle Räume des Internets ermöglichen viele Formen der Kommunikation, vom direkten 1 zu 1
über das Prinzip der Massenmedien 1 zu n, bis zu Formen wie n zu n, oder n zu 1 in dem jeder
einfach Inhalte kreieren und mit großer Reichweite transportieren kann (Weblogs etc.). (vgl.
Hennebichler 2009: 87) „The internet greatly aids transmission of news and coordination between
individuals and groups in different countries […]”. (Carter 2001: 97)
Das Internet könnte also durch Raum und Kommunikation auf die Identität der Menschen wirken.
Konkret gilt unser zweites Interesse daher den Konsequenzen der transformierten und erweiterten
Raum- und Kommunikationssituation für die Konstitution sozialer und kollektiver Identität4 von
Menschen. Hauptaufgabe der Arbeit ist es unseren beiden Interessen folgend, den virtuellen Raum
in unserem Modell (siehe Graphik 1) der Schaffung von Identität näher zu bestimmen. Als
Ergebnis – das durchaus eine erhöhte Komplexität bedeuten kann - erwarten wir Hypothesen, die
dem Modell Struktur geben.
Folgende weitere vorläufige Fragen waren für die Erstellung der Befragung relevant: Wie nutzen
die untersuchten Personen virtuelle Räume zur Informationsbeschaffung aus Onlinezeitungen,
Twitter, oder Blogs (aus anderen Ländern) und warum? Generieren sie auch aktiv Informationen?
Nutzen sie virtuelle Räume (Facebook, Orkut, Myspace etc.) für Beziehungen, die nicht in ihrem
3
Meads Grundthese: Das Individuum wird sich seiner selbst bewusst, indem es sich mit den Augen des Anderen
betrachtet. (nach Abels 2006: 250)
4
Wir haben eine breite Vorstellung des Begriffs der Identität, nicht auf Persönlichkeit und zentrale Eigenschaften
eines Menschen ausgerichtet, sondern Identität als Eigenpositionierung in der Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu
einer Gesellschaft.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 3
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physischen sozialen Umfeld verankert sind? Wie trägt der virtuelle Raum zu Identitätskonstitution
bei? Ergibt sich aus den Beziehungen Sozialkapital? Agieren sie aktiv in sozialen/politischen
Netzwerken, die zu erheblichem Teil im virtuellen Raum existieren? Informieren sie sich passiv
über andere Gesellschaften? Kann von global citizenship die Rede sein? Fühlen sie sich als
Staatsbürger eines Landes? Fühlen sie sich auch oder ausschließlich als Menschen eines sozialen
Raumes und verleihen sie dem im virtuellen Raum Ausdruck? Ist das Individuum unabhängig von
einem Raum, frei mobil zwischen den angebotenen Räumen – physisch, virtuell, geistig?
2. Methodik des empirischen Teils
Die methodische Vorgangsweise im Forschungsprojekt ist im Feld
der qualitativen
Sozialforschung zu verorten und wurde mit drei qualitativen Interviews und sechs
Profilseitenanalysen mittels Beobachtungsleitfaden zum Abschluss gebracht.
Die Feldforschung ist vor allem als Beitrag zur Entwicklungsforschung gedacht, die durch
hypothesen-generierendes Verfahren die einhergehenden Prozesse in unserem Themenfeld der
virtuellen Welt und ihrer sozialer Komponente zu erforschen versucht. (vgl. Novy et al. 2010: 15f)
Die Zielgruppe beschränkt sich auf Studiernde5, die im Umfeld der Forschungsgruppe präsent
waren. Demnach wird im eigenen Milieu geforscht. Die Forscher bringen als teilnehmende
Beobachter auch eigenes Vorwissen in den Prozess6 mit ein. Dieser Aspekt wurde während des
ganzen Forschungsprozesses beachtet und kritisch reflektiert, um ein rein subjektives Endergebnis
zu vermeiden. Mit Hilfe der zuvor angeführten Theorien sollte durch Reflexion das
Forschungsfeld beobachtet werden. Eine klare Abgrenzung zwischen den Forschern und den
Beforschten ist nicht gegeben, da die Forschungsgruppe, zusammengesetzt aus Schülern und
StudentInnen, genauso als InterviewpartnerInnen in Frage kämen. Als Untersuchungspersonen
wurden letzlich zwei Studenten ausgewählt, die explizit Erfahrungen mit längerfristiger
physischer Mobilität gemacht haben. Die durchgeführte Feldforschung ist als ein zirkulärer
Forschungsprozess zu sehen, der die Wahrnehmungen und Einschätzungen der ForscherInnen im
Laufe verändert. (vgl. Novy 2010: 15) Die Interpretation erfolgt als permanente Zirkulation
zwischen theoretischen Bezügen und den qualititativen Daten der Interviews. Die Theorie hilft
Muster zu erkennnen. Die Daten helfen Validität von Theorien im Themenfeld einzuschätzen.
5
Die Wahl auf Studenten als zu befragende Personen ergab sich vor allem aus Interesse der Schüler in der
Forschungsgruppe an dieser Personengruppe.
6
Dieses Vorwissen, persönliche Erfahrung wurde in mehreren Gruppentreffen besprochen. Der Leitfaden für die
Interviews ist ein Produkt der Treffen.
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Laux & Niedermayr
2.1. Qualitative Leitfadeninterviews
Für die Datensammlung waren vor allem die qualitativen Interviews als Hauptquelle gegeben.
Das Forschungsvorhaben erforderte eine klare methodische Strukturierung, um bei den
durchgeführten Interviews, von unterschiedlichen Interviewern, bis zu einem gewissen Maße
standardisiert vorgehen zu können, um somit eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu
ermöglichen. Aus diesem Grund erschien eine „Strukturierung durch Subjekt und Forscher“ (vgl.
Flick 1991: 158f) als zielführend. Zu diesem Formen zählen teilstandardisierte Interviews, wie das
Leitfadeninterview. Hierbei sollte der thematische Fokus im Laufe des Interviews nicht aus dem
Blick geraten und dennoch eine Dynamik im Gespräch aufrechterhalten bleiben. Der
Interviewleitfaden (siehe Anhang: Interviewleitfaden) wurde in mehreren Phasen gemacht und
von Schülern und StudentInnen der Gruppe gemeinsam erstellt. Der Leitfaden wurde thematisch
in drei, dem Forschungsinteresse entsprechende, zentrale Themenblöcke gegliedert, die jeweils
wichtige Unterfragen enthielten. Zusätzlich sind in diesem Leitfaden in den unterschiedlichen
Themenblöcken, zentrale Begriffe und Themen gelistet, die im Laufe des Interviews angesprochen
werden sollten. Dies ermöglichte eine genaue thematische Fokussierung bei den durchgeführten
Interviews. Durch die Aufzeichnung dieser mit anschließender Transkription (siehe Anhang)
wurde eine Dokumentation ermöglicht, die es den TeilnehmerInnen der Forschungsgruppe
ermöglichte, die Ergebnisse zu bearbeiten.
2.2. Facebook-Profilseiten-Analyse
Zusätzlich zu den Informationen und Daten, die durch die Interviews ermittelt wurden, zeigte sich
noch eine weitere Form der Datenerhebung als sinnvoll. Im Laufe des Forschungsprozesses erwies
sich die Community-Seite Facebook bei allen unseren Interviewpartnern als zentrale virtuelle
Kommunikationsplattform. Das Forschungsinteresse, die Entwicklung von „Identität“ bzw. der
Einfluss der virtuellen Welt auf die persönliche Identitätswahrnehmung zu erfassen, ließ noch eine
ergänzende Erhebungsmethode sinnvoll erscheinen. Es zeigt sich auch bei Kollock, dass das
Internet an sich nicht nur thematisch zum Forschungsergebnis beiträgt, sondern auch methodisch
in Anspruch genommen werden kann.
„The Internet is a strategic research site in which to study fundamental social processes. It
provides a level of access to the details of social life and a durability of the traces of social
interaction and organization change as they are refracted through online interaction.“ (Kollock
1999: 4 )
Durch die Facebookanalyse sollte vor allem die plakative Selbstdarstellung des Interviewpartners
erforscht werden. Insgesamt wurden sechs Analysen durchgeführt: Drei davon wurden als
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Vergleichsanalysen und drei davon stammen von den Profilseiten unserer Interviewpartner. Die
Analysen stellen ergänzende Informationen zur Verfügung, die bei der Interpretation der
Interviews abgeglichen werden, wenn auch nicht explizit darauf Bezug genommen wird.
Bevor wir uns in weiterer Folge dem empirischen Teil der Arbeit zuwenden, klären wir noch
einmal die zentralen Begriffe Identität, physischer Raum, Sozialraum und virtueller Raum in
kompakter Form.
3. Zentrale Begriffe
3.1. Identität
Der Aspekt der Identitätsbildung nimmt bei diesem Forschungsvorhaben eine sehr zentrale Rolle
ein. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es sehr viele theoretische Konzepte gibt, die sich mit
diesem Begriff befassen. Aus dem Bereich der Psychologie ist der Aspekt der Selbst- und
Fremdwahrnehmung der Identiät von Relevanz für diese Forschung.
„Insofern sei die Ich-Identität `das Ergebnis der synthetisierenden Funktion an einer der IchGrenzen nämlich jener ‚Umwelt‘, die aus der sozialen Realität besteht, wie sie dem Kind während
aufeinanderfolgender Kindheitskrisen übermittelt wird`“ (Erikson 1988 in Noack 2010: 47)
Somit stellt diese Identität, bzw. bei Erikson die „Ich-Identität“, die individuelle Auffassung der
gesellschaftlichen Positionierung dar. Das Bewusstsein des Individuums über seine eigene
Identität, entsteht bei Erikson aus zwei verschiedenen Beobachtungsperspektiven. Zum einen
durch die „[…] unmittelbare[n] Wahrnehmung der eigenen Gleichheit und Kontinuität in der Zeit
[…] “ (Erikson 1973:, S. 20) Die Identität des Individuums wird zu einem gewissen Teil als eine
gefestigte verstanden, die nicht ständig im totalen Wandel ist, sondern nur durch gewisse Aspekte
und Einflüsse verändert werden kann. Auch das soziale Umfeld kann diese Kontinuität des
Individuums wahrnehmen:
„So ist Ich-Identität unter diesem subjektiven Aspekt das Gewahrwerden der Tatsache, daß in den
synthetisierenden Methoden des Ichs eine Gleichheit und Kontinuierlichkeit herrscht und daß
diese Methoden wirksam dazu dienen, die eigene Gleichheit und Kontinuität auch in den Augen
der anderen zu gewährleisten." (Erikson 1973: S. 20)
Auch wenn bei Eriksons Identitätstheorie die Kontinuität eine zentrale Rolle spielt, so ist er
dennoch der Auffassung, dass die Identität sich ein Leben lang im Entwicklungsprozess befindet
und hat für diese Entwicklung ein Stufenmodell vorgeschlagen. (vgl. Noack 2010: 37) Die
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 6
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befragten Personen befinden sich in Phasen, in denen besondere Flexibilität für Identitätsbildung
gegeben ist.
Das Interesse dieser Forschung ist diesbezüglich, wie die subjektive Wahrnehmung der
Interviewpartner von ihrer Identität ausgestaltet ist und wie der Wandel ihrer Identität durch die
globale Vernetzung bzw. die globalen Handlungsweisen in konzeptueller Weise (nach Annahmen
der Theorie in Bezugnahme auf die subjektiven Aussagen der Interviewten) vor sich gehen
könnte.
3.2. Verschiedene Räume
Die soziale und virtuelle Mobilität eines Individuums wird durch die sozialen und virtuellen
Räume, in denen es sich bewegt, bzw. durch Interaktionen, an denen es teilhat, beeinflusst. Unter
physischem Raum ist jener Raum zu verstehen, der sich durch körperliche und geistige Präsenz
manifestiert und auf einen konkreten geographischen Ort zurück zu führen ist. Der virtuelle Raum
hingegen kann Bezüge zu einem physischen Raum enthalten, dies muss jedoch nicht unbedingt
der Fall sein. So erweist sich im Laufe unserer Forschung ein eigenständiger virtueller sozialer
Raum als existent. Ahrens führt in diesem Zusammenhang die Entflechtungsmechanismen von
Giddens an, welche soziale Zusammenhänge aus räumlichen Bezügen lösen. (vgl. Ahrens 2001:
12) Für den virtuellen Raum zeigt sich dieser Mechanismus ganz deutlich. Eine „[…] Kreuzung
und Durchmischung sozialer Räume […]“(vgl. Ahrens 2001: 18f) ist fortwährend gegeben, und
zusätzlich eine, wie Bordieu erwähnt, Überlappung des sozialen und physischen Raumes (vgl.
Köster 2009:196ff) zu beachten. Dieser Aspekt ist für das Forschungsvorhaben von besonderer
Bedeutung
und
wird
auch
im
Zusammenhang
mit
den
Globalisierungs-
und
Modernisierungsprozessen bearbeitet. Einerseits gilt das Raum-Zeit-Gefüge als ein untrennbares,
denn der Raum besteht im zeitlichen Wandel und kann dabei andere Charakteristika annehmen,
vor allem bei sozialen Räumen ist dies ein zentraler Aspekt. Dennoch ist Ahrens zur Folge eine
Entkoppelung
dieses
Gefüges
möglich,
aufgrund
technischer
Fortschritte.
Neue
Kommunikationsformen und Möglichkeiten können somit neue Bezüge herstellen. Zusätzlich
wird auch eine Trennung von Raum und Ort möglich.
„Im Zuge fortschreitender Modernisierung, Rationalisierung und Enttraditionalisierung
entkoppelte sich der Raum vom Ort. Mit der Unterscheidung von Raum und Ort wird in
Abgrenzung zu vormodernen Gesellschaften darauf verwiesen, dass der Ort als lokaler Schauplatz
in zunehmendem Maße von räumlich entfernten sozialen Einflüssen geprägt und gestaltet wird.“
(Ahrens 2001: 25)
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 7
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Die Differenzierung von Raum und Ort, wie sie bei Ahrens ausgeführt wird, ist für das geplante
Forschungsvorhaben noch genauer auszuformulieren. Der geographische bzw. physische Ort ist
durch körperliche Präsenz des Individuums nachvollziehbar. Diese Orte müssen dennoch nicht
automatisch soziale Räume sein. Zu denen werden diese nur, wenn Interaktion und
Kommunikation besteht. Das Internet bietet somit keine Orte der physischen Zusammenkunft von
Individuen, sondern lediglich virtuelle und meist zugleich soziale Räume. Ein Großteil der
virtuellen Räume ist nicht klar abzugrenzen und fließt auch ineinander. Dennoch sind diese
Plattformen im world wide web beispielsweise durch ihre URL7, klar von einer anderen Plattform
zu unterscheiden. Nichts desto trotz können sich auch innerhalb großer Plattformen wie Facebook/
Nachrichtenportalen verschiedene soziale Räume bilden, zwischen denen die User mobil sein
können. Dieser Aspekt der Mobilität in virtuellen Räumen wird bei Deinet und Reutlinger weiter
ausdifferenziert. Nach deren Analyse entwickeln Kinder und Jugendliche, die in der
„Mediengesellschaft“ aufwachsen und regelmäßig Zeit im Internet verbringen, ein bestimmtes
Raumverständnis und die „[…] Fähigkeit, sozusagen in unterschiedlichen Räumen gleichzeitig zu
agieren.“ (Deinet/Reutlinger 2004: 304)
Die Herstellung einer Verbindung „[…] zwischen
unterschiedlichen Räumen, etwa dem konkreten geografischen Ort […] sowie virtuellen Räumen
im Internet (Chatrooms), die z. T. auch als soziale Räume verstanden werden“, (Deinet/
Reutlinger 2004: 304) automatisiert sich somit.
4. Erkenntnisse über das Verhältnis von Identität und virtuellem
Raum
Im folgenden Kapitel wird nun versucht, die theoretischen und empirischen Erkenntnisse zu
fusionieren und Inhalte der Interviews entsprechend zu interpretieren und zu deuten. Die
Gliederung dieses Kapitels entspricht dem thematischen Fokus der Forschungsarbeit.
4.1. Überblick über die zentralen Räume der Interviewpartner
Im Anschluss wird in anschaulicher Weise die virtuelle Mobilität der Befragten aufgeschlüsselt
und analysiert. Diese Aufschlüsselung dient zusätzlich als Grundlage für die folgenden
thematischen Interpretationen.
4.1.1. Studentin 8
Abgesehen von den internen Plattformen Moodle und Fronter (Interview I: 6) der Universität
Wien, die uns hier nicht besonders interessieren, zeigt das Interview, dass die Studentin
7
Uniform Resource Locator
8
Grundlage ist das Transkript zum Interview I, siehe Anhang
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 8
Laux & Niedermayr
vorwiegend zwei große virtuelle Räume des Internets nutzt: Facebook9 (Interview I: 7; 198; 222)
und Orkut10 (Interview I: 7; 62; 189). Beides sind Social-Network-Plattformen, bei denen User ein
eigenes Profil anlegen und in einem Netzwerk von Freunden und Applikationen auf der Plattform
agieren können. Thematisch erwähnt die Studentin ihre lose Einbindung in Gruppen zur
Besetzung der Universität Wien (Interview I: 31) und solchen gegen den italienischen
Regierungschef Berlusconi. Ohne häufige Nennung wird auch die Suchmaschine Google11
verwendet, in erster Linie, um nach Nachrichten und bestimmten Themen zu suchen.
Nachrichten/Informationen, die das Ausland betreffen, sucht sie über Brasilien (Interview I: 69)
und Sardinien (Interview I: 71). Der geographische Fokus ihrer virtuellen Aktivitäten in Bezug zu
anderen Menschen liegt auf Brasilien (Interview I: 53; 100; 137; 184), Sardinien/Italien (Interview
I: 53; 88; 100; 137) und ihrem Wohnort Wien (Interview I: 51). Ihre physischen Kontakte und
Reisen decken diese zentralen Gebiete ab: Neben Brasilien, Sardinien und Österreich hat sie
Bezug zu Bosnien/Ex-Jugoslawien, dem Land, das sie mit 4 Jahren verließ (Interview I: 237; 244;
254; 262). Sie spricht Bosnisch, Deutsch, Italienisch, Portugiesisch und Englisch. Entgegen
etwaiger Annahmen ist Englisch in ihren globalen Beziehungen im Internet nicht primäre Sprache.
Die Bandbreite an Internetplattformen ist mit drei zentralen recht gering, wobei ein E-MailProvider wohl noch hinzuzuzählen ist. Die geographische Verteilung der von ihrer Nutzung
hauptsächlich betroffenen drei Länder ist dagegen global gefächert.
4.1.2. Student 12
Im Gegensatz zur Interviewpartnerin I verweist der Student zwar auf mehr geographische Orte,
dennoch ist der Bezug zu diesen Orten bzw. der Austausch mit Personen an den jeweiligen Orten
irrelevant für ihn. Er erwähnt verschiedene Städte in Deutschland (Interview II: 269-270; 275;
316; 321; 558), in denen er zum Teil lebte, aufwuchs und Freunde besuchte. Hierbei sind dennoch
nicht nur persönliche Beziehung gemeint, sondern auch geschäftliche Beziehungen zu seinen
Partnern, die in Hamburg und Amsterdam (Interview II:275) tätig sind. Mit diesen steht er in
regelmäßigen Austausch durch die eigens erstellte Internetplattform „Spacecamp“. (Interview II:
277) Zu Amsterdam wird im Laufe des Interviews noch ein weiterer Bezug ersichtlich, denn der
Student beabsichtigt in den kommenden Monaten in diese Stadt zu übersiedeln. (Interview II:332340) Als weiteren für ihn interessanten Ort erwähnt er Bangkok. (Interview II:579 - 601) Bisher
urlaubte er dreimal in Thailand und könnte sich vorstellen, in diese Stadt zu ziehen. Dennoch hat
er keine persönlichen Kontakte zu Menschen in Bangkok aufgebaut.
9
www.facebook.com
www.orkut.com; gehört Google und wird von Google betrieben
11
www.google.com
12
Grundlage ist das Transkript zum Interview II, siehe Anhang
10
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 9
Laux & Niedermayr
Der Interviewpartner ist aufgrund seiner Arbeit im „Social Media“ Bereich viel im virtuellen
Raum mobil und nutzt hierbei Seiten wie Facebook (Interview II: 8; 14; 34; 124; 413; ), Gmail13
(Interview II: 34), Flickr14 (Interview II:10; 23; 30; 132; 147; 369), Twitter15 (Interview II: 37;
192;
),
Youtube16
(Interview
II:
72;
370;
507;),
unterschiedliche Kunstforen
und
Grafikplattformen (Interview II:84-88; ), Skype17 und Nachrichtenportale von „Frankfurter
Allgemeinen Zeitung“ und „Die Zeit“ (Interview II:36-37). Während des Interviews verweist er
auf viele kleinere Kunstportale und Foren, in denen er sich gerne mit anderen „Experten“
austauscht. Der Kontakt mit Menschen, die nicht unmittelbar aus seinem physischen Raum
stammen, sondern nur aus seinen virtuellen Räumen, empfindet er als anregend und interessant.
(Interview II:220-239)
Auch wenn der Befragte schon vor 12 Jahre seinen Lebensmittelpunkt nach Österreich verlegt hat,
und angibt, dass nur der unmittelbare physische Ort für ihn von Bedeutung ist, so zeigt sich
dennoch ein großer Deutschland-Bezug. Zum Beispiel gibt er nur deutsche Nachrichtenportale als
Informationsquelle an. Generell bevorzugt er deutschsprachige Artikel und Seiten in Abgrenzung
zu englischsprachigen. Somit sind, auch wenn er Deutschland nicht mehr direkt als
Lebensmittelpunkt erwähnt, starke Bezüge zu diesem Land zu erkennen.
4.2. Hinweise über kollektiven Identitäten
Einleitend wurde bereits darauf hingewiesen, dass soziale/kollektive Identitäten sich aus Räumen
speisen. Die klassische kollektive räumliche Identität ist die der Nation. “Out of many ways in
which each person can be characterized, territorial location in a nation has come to assume
overwhelming importance.” (Elkins 1997: 142)
Sie und andere Zugehörigkeiten zu großen
Gruppen sollen nun an Hand der Befragungen diskutiert werden. Aus dem Interview mit der
Studentin ergibt sich, dass erstens kollektive Identitäten im virtuellen Raum grundsätzlich
anzutreffen sind und diese darüber hinaus weiterhin sehr stark an geographische Räume gebunden
sind. Für die befragte Studentin direkt (Interview I: 296-323) lässt sich feststellen, dass sie nicht
an einen Ort/Raum gebunden ist. Sie hat aber doch mehrere klare, punktuelle räumliche
Verwurzelungen in Bosnien (Interview I: 304ff; 310ff; 317), Brasilien (Interview I: v.a. 133-141),
Wien und auf Sardinien (Interview I: 72ff; 328ff). Ihre Identität scheint sich daraus
zusammenzusetzen, sie ist aber keine universelle oder globale Identität. Die Studentin assoziiert
13
www.gmail.com, http://www.google.com/intl/de/contact/ (USA)
www.flickr.com, http://yhoo.client.shareholder.com/press/address.cfm (USA)
15
www.twitter.com, http://twitter.com/about (USA)
16
www.youtube.com, http://www.youtube.com/t/contact_us (USA)
17
www.skype.com, http://about.skype.com/where-is-skype/ (Luxemburg)
14
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 10
Laux & Niedermayr
Heimat (räumliche Verwurzelung) mit einer Mentalität (Interview I: 304). Auch ihre Negation von
kollektiver nationaler österreichischer Identität weist letztlich auf die Raumgebundenheit von
Identitäten hin. Wobei die nicht vollständige Hingabe zu keiner solcher Identitäten18, wie sie auch
in Interview II festzustellen ist, als Merkmal der Pluralität (reflexiver) moderner Identitäten19
gewertet werden kann. (vgl. Abels 242) Cross-pressure, der Zwang des Individuums sich
zwischen potentiellen Gemeinschaften zu entscheiden, wird gelindert und in positive
Entscheidungsoptionen
umgewandelt,
wobei
die
letztendliche
Entscheidung
für
eine
Gemeinschaft nicht mehr fallen muss. (vgl. Elkins 1997:149)
Die einfache Möglichkeit der direkten, multiplen Verbundenheit durch virtuelle Räume, erleichtert
es dem Individuum seine von Referenzgruppen genährten Identitäten parallel zu leben. Virtuelle
Räume sind dabei aber nur Mittel, nicht Ursache. Sie dienen der Aufrechterhaltung von Kontakten
und damit nur indirekt der Identität. Frühere physische Präsenz und direkte menschliche Kontakte
(face to face) sind wesentlich.
In Hinblick auf Identität sind virtuelle Räume also als verlängerter Arm der physischen Welt zu
sehen. Das Potential virtueller Räume in der Identitätsstiftung scheint kein genuines (Interview I:
296), sondern ein vermittelndes zu sein. Wie die interviewte Studentin erzählt, verleihen
Individuen ihren traditionellen kollektiven Identitäten, die auf dem Konzept der Nation (und
letztlich auch auf der Religion) beruhen, in virtuellen Räumen Ausdruck (Interview I 233 - 265).
Der These Elkins (1997), dass durch die fortschreitende Technologisierung neue virtuelle
ethnische Gemeinschaften entstehen könnten, gibt das keine Bestätigung. Trotzdem schafft das
Internet neue Räume für die Ausverhandlung von Identitäten und Arenen für Konflikte. Dass
solch ausschließenden Identitäten wie die Nation auch in virtuellen Räumen stark bei Konflikten
zu Tage treten und nach Einschätzung der Studentin präsenter sind als offene, vereinende
Identitätskonstruktionen (267-283), mag zwar auf der Hand liegen, ist aber dennoch ein relevanter
Hinweis aus dem Interview. Man darf in Folge dessen den Schluss ziehen, dass virtuelle Räume
im Internet nicht per se durch Homogenität gekennzeichnet sind. J. Wagner liegt also tendenziell
falsch, wenn er in aller Verallgemeinerung meint: „Die medialen Gemeinschaften sind weitgehend
isoliert und eindeutig begrenzt. Diese Eigenschaft ist ja gerade der Konstituens der
Netzgemeinschaften. […]. Damit entziehen sie sich der Möglichkeit einer breiteren Öffentlichkeit:
Was in der einen Welt passiert, ist für die andere weitgehend irrelevant […].“ (Wagner 2000:
195)
18
„Ich liebe Österreich über alles, aber ich glaube nicht, dass ich jemals Österreicherin werde.“ (Interview I: 305f)
19
Der Heimatbegriff wird uns dazu noch einmal bringen.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 11
Laux & Niedermayr
Dass Heterogenität und Widersprüchlichkeit ebenso nicht verallgemeinerbare Konstituens
virtueller Räume sind, liegt nahe und wird auch durch das Interview ebenfalls angedeutet. Die
Konflikte kollektiver Identitäten aus dem ehemaligen Jugoslawien, auf die Bezug genommen wird
und die Wagners These von abgeschlossenen Gemeinschaften widerlegen, fanden auf der
Plattform Facebook statt. Facebook hat eine besondere Eigenschaft für Fragen kollektiver
Identitäten: Es ist kaum gebunden an einzelne, begrenzte physische Räume wie Länder (oder
Kulturen, Städte) und auch nicht an spezifische Interessen (wie es die klassischen Foren waren
und heute noch sind, siehe Interview II 98ff). Dadurch vereint es verschiedenste kollektive
Identitäten; es lässt sie auch aufeinander treffen20. Dieser Raum verhindert also nicht
Differenzerfahrungen; man wird mit Fremdem (kollektiven Identitäten) konfrontiert. Dies gilt
aber eben nicht für alle Räume in gleichem Maße, wie interessenszentrierte Foren zeigen. Nicht
einmal für große Social-Network-Plattformen, wo mannigfaltige Interessen aufeinander treffen,
gilt das Differenzpotential bei kollektiven Identitäten wie für Facebook. Interview I weist uns
darauf hin, dass Orkut etwa viel stärker an den nationalen brasilianischen Raum gebunden ist bzw.
von den Nutzern damit assoziiert wird21: „Nein, also, weil ich vor allem Orkut nur für die
Brasilianer nutze. Nur Brasilianer sind auf Orkut eigentlich. Und auf Facebook hab ich alle, die
Brasilianer, die Italiener, die Österreicher und Deutschen und was auch immer.“ (Interview I:
345-349; auch 62) Ähnliches gilt für Studi-VZ, das stark im deutschsprachigen Raum verankert
und großteils auch darauf beschränkt ist.
Traditionelle kollektive Identitäten scheinen also auch den virtuellen Raum zu strukturieren –
nämlich sowohl innerhalb der heterogenen Räume wie Facebook, als auch homogene Räume als
Ganzes. Das spricht gegen die in der Einleitung erwähnte Idee, das durch virtuelle Vernetzung von
Räumen die Identität eines Global Citizen entstehe und es - allgemeiner – zu einer
Universalisierung kollektiver Identitäten und ihrer Werte komme. Globalisierung, als Teil und
Träger der wachsende virtuelle Vernetzung und Mobilität, bedeutet nicht eine Universalisierung
von Werten, eine „universale Weltgemeinschaft oder die Idee einer Generation von Weltbürgern
im Internet“. (vgl. Werber 2004: 25f; Wager 2000: 183; 189)
Für
territoriale
Identitätskonzepte
wie
das
der
Nation
inklusive
der
Facetten
wie
Staatsbürgerschaft hat die mehrfache territoriale Bindung trotzdem weitreichende Konsequenzen,
20
Interview II schränkt diese Annahme ein, da man als Einzelperson Konflikten bewusst aus dem Weg gehen/ sie
unterdrücken kann, indem man Gruppen ignoriert oder Personen aus seinem virtuellen sozialen Raum verbannt.
21
Die Bindung ist keineswegs als absolut zu verstehen, benutzt doch etwa auch die Interviewte Orkut. Auch sie
deklariert brasilianisch sein allerdings als einen Teil ihrer Identität. (Interview I: 135-141; 180-192)
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da die Elemente der Identität immer weniger auf das eine Territorium, den Raum der kollektiven
Identität, zu bündeln sind.
Für
bestehende
Diasporagemeinschaften
schaffen
neue
günstige
Telekommunikationstechnologien, allen voran das Internet, die Möglichkeit territoriumsfremde
kollektive Identitäten länger bzw. intensiver zu konservieren, sie direkt und real zu binden anstatt
die Bindung nur zu imaginieren. (vgl. Elkins 1997: 148) Für Gesellschaften, die sich weiter
national definieren wollen und in denen Diasporagemeinschaften als Minderheiten leben, hat es
Folgen, wenn territoriale Identitäten im virtuellen Raum weiter existieren und territoriale
Bindungen finden. Elkins (1997: 148f) beschreibt einen Übergang von „overarching, all-purpose,
multifaceted communities“ zu „multiple communities in which each brings out or highlights or
rests on one specific characteristic, value, or interest”. Seine Annahme ist deshalb instabil, weil
die homogene, unter einer kollektiven Identität vereinte territoriale Gemeinschaft als
Ausgangslage
selten
in
Reinform
existiert(e).
Die
Veränderungen
durch
neuartige
Telekommunikationsstrategien bedeuten jedenfalls eine Vertiefung der Heterogenität der
Gesellschaft, auch für ihre scheinbar universale Klammer des Nationengefühls.
Das Interview mit dem Studenten fügt sich nicht in das Bild des ersten Interviews. Die
qualitativen Daten zu kollektiven Identitäten sind rar gesät; diese Kategorie scheint wenig
Bedeutung in seiner Lebensrealität zu haben, insofern gestaltet sich auch seine Wahrnehmung von
Nation, Religion und Ethnizität im virtuellen Raum. Ihnen kommt kaum Bedeutung in den
Analysen zu (Interview II: 411ff; 418ff) Der Student entspricht einem anderen Typus in der
Nutzung virtueller Räume. Er selbst weist wenig spezifische Verwurzelung auf, speist seine
Identität eher aus Interessen und Sozialräumen, denn aus großen geographischen Räumen.
(Interview II: 299ff) Dem entsprechen seine virtuelle Mobilität und seine Kontakte. Sie sind
vielfältig, jeweils interessenszentriert, ortsunabhängig und je für spezifische Zwecke. Herkunft
und Religion spielen im Umfeld kaum eine Rolle, diese Teile menschlicher Identität rücken bei
der Nützung des Internets aus dem Fokus (wobei sich der Befragte doch unterschiedlicher
Hintergründe bewusst ist). Durch gemeinsame Interessen und Englisch als gemeinsamer Sprache
wird klassische kollektive Identität überlagert. Mehr als bei der Studentin kann man von einer
globalen, de-kontextualisierten, de-territorialisierten Identität sprechen – und das obwohl der
physische Aktionsradius wesentlich lokaler, weniger global, ist.
Universal, global aufgelöst ist auch seine Identität trotzdem nicht: die Trennungslinie läuft entlang
von Aktivitäten und Interessen. In dieser Struktur kann der virtuelle Raum gegenüber dem
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 13
Laux & Niedermayr
physischen allerdings eine bedeutendere, nämlich nicht nur bloß vermittelnde Rolle einnehmen. Er
wird zum Ort/Raum, der für sich selbst und als Identitätsreferenz steht.
Eine treffende Formulierung von Elkins (1997: 143) kann man als Resümee für die Muster beider
Befragten, in einem allgemeinen Sinn auch für Räumlichkeit an sich, verwenden:
“These technological changes22 do not prove that territory is irrelevant, but they suggest that its
importance is circumsribed [and its advantages not always permanent].”
4.3. Soziale Beziehungen im virtuellen und physischen Raum
Nach Analyse des Interviews I mit der Studentin könnte man die Hypothese aufstellen, dass
unmittelbare Interaktion und Nähe dominant bleiben. Virtuelle Räume dienen bei der Studentin
nur der Organisation von physischen Welten (Einladungen, Kommunikation). Sie organisiert ihre
unmittelbare Lebensumgebung, lädt zu Veranstaltungen. Sie bedient sich des virtuellen Raumes,
für diese Zwecke vornehmlich Facebooks, um physische Sozialräume zu verwalten – allerdings
nur nachrangig, wie sie betont (Interview I: 47f). Der virtuelle Raum fungiert in erster Linie als
Vermittler zwischen Personen an zwei oder mehreren entfernten geographischen Orten. Die
Studentin hat in der Vergangenheit einen Bezug zu Personen in physischen Räumen aufgebaut
und pflegt diese im virtuellen Raum. Das Netz im virtuellen Raum entspricht weitgehend der
Reisetätigkeit bzw. Bekanntschaften an geographischen Orten: Sardinien, Brasilien und Wien
(Interview I: 100ff; 52f). Auch wenn sie körperlich an einem Ort nicht präsent sein kann, versucht
sie geistig in Sozialräumen präsent zu sein, indem sie in konstantem Austausch mit Freunden aus
anderen Ländern steht. Dies würde die schon eingangs erwähnte Argumentation von Deinet und
Reutlinger stützen (vgl. Deinet/Reutlinger 2004: 294ff) Die Personen kennen sich also bereits
physisch und nutzen virtuelle Räume, Skype, aber auch die Social-Network-Plattformen Facebook
oder Orkut, ähnlich der Funktion eines Telefons. Diese Verbindung kann allerdings auch als eine
Art Konferenzschaltung geformt sein und mehrere Personen involvieren. Soweit unterscheidet
sich der virtuelle Raum als Medium sozialer Interaktion nicht fundamental vom Telefon, welches
keinen Raum generiert. Was bei ihr für Beziehungen und persönliche Sozialräume (Interview I:
52f) gilt, gilt auch für öffentliche Räume und Informationen (Interview I: 13ff; 69ff; 87ff; 87ff).
Die Studentin nimmt, passiv oder aktiv, nicht des virtuellen Raumes wegen teil, sondern mit dem
ultimativen Zweck, die Kontakte zu einem anderen Zeitpunkt physisch aufleben zu lassen.
22
Elkins zieht in diesem Absatz metaphorisch militärische Technologie heran, meint damit aber sinngemäß auch
Fortschritte der Telekommunikationstechnologie.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 14
Laux & Niedermayr
Insofern ordnet sie geographische Orte nebeneinander, nicht hierarchisch und strukturiert sie
netzwerkartig. (vgl. Wagner 2000: 194) Etwas allgemeiner formuliert dienen virtuelle Räume den
Teilnehmern von physischen Sozialräumen um das Defizit der physischen Orte auszugleichen:
Die Distanz und der folgende (fast absolute) Anspruch auf Exklusivität. Strukturen von Nah und
Fern werden dafür aufgehoben. Der physische Raum verschwindet dadurch als dominante
ordnungs- und formgebende Instanz. (Wagner 2000: 186ff)
Im Interview mit der Studentin gibt es klare Indizien, dass der virtuelle Raum mehr als bloß das
ist: Freunde von Freunden fügen sich zu Freundschaftslisten und nehmen Kontakt auf (Interview
I: 367). Die Konferenzschaltung der Gruppe/Gemeinschaft muss nicht länger simultan sein,
Nachrichten bleiben stehen, sind für mehrere Personen sichtbar und man lernt Menschen, wenn
auch selten23, kennen, obwohl man nie physisch Kontakt hatte. Zwar kann man auch eine
Telefonnummer einfach weitergeben und eine Freundin von X einen anderen ihr unbekannten
Freund von X anrufen, obwohl sie ihn nicht kennt, aber die beiden würden nie von sich telefonisch
aufeinander stoßen, sie könnten nicht die Telefonleitungen durchsuchen und sich plötzlich aus
Neugierde, Langeweile oder purem Zufall entdecken. Virtuelle Räume (und besonders SocialNetwork-Plattfomen) erlauben es nicht nur zwischen ihnen, sondern in ihnen mobil zu sein,
zufällig auf Dinge zu stoßen, so wie man es kann, wenn man in eine neue Wohngegend zieht. Wie
das Entdecken und die Fülle der substantiellen Kontakte in einem Wohnviertel irgendwann
komplett sein wird, oder man doch zumindest gesättigt ist und unentdeckte Dinge und Person
beim Spaziergang ums Haus nicht mehr wahrnimmt, wird dies auch in einem virtuellen Raum wie
Facebook passieren. Man hat potentiell die Möglichkeit jeden und alles kennen zu lernen zu, tut
dies aber meist nicht. Wesentlich beschränkt ist der virtuelle Raum (und die Rolle, die er
einnimmt) also nicht durch seine Struktur, dafür aber durch den User. Ebenso stößt man im
Häuserblock immer wieder auf Menschen, die man näher kennenlernen könnte, tut dies aber nicht.
Genauso trifft man immer wieder Menschen, nimmt sie in den Kreis derer auf, die man freundlich
grüßt, vertieft aber die Beziehung nur selten und die Kontakte, die man pflegt und nicht nur in
Petto hat, reduzieren sich letztlich auf einige wenige. So hat man auch im Internet eine Fülle an
Freunden, betreibt hin und wieder Small-Talk, hält sein Netzwerk am Leben, aber hat nur wenige
regelmäßige tiefgehende Kontakte und Gespräche. Wie sich der Häuserblock, die Wohnung, man
selbst in einer Stadt nicht irgendwo befinden, sondern in einer Gegend, die man nett findet, unter
Menschen, deren Lebensführung man im weitesten Sinne teilt, wird auch die Positionierung im
Internet von ausgewählten Kriterien (Alter, Herkunft, etc.) bestimmt. Das Umfeld in der virtuellen
23
Sehr oft wenn das Hinzufügen als Friend als Indikator herangezogen wird.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 15
Laux & Niedermayr
Welt ist dem/der UserIn ähnlich, teilt mit ihr/ihm den Wohnort, die Schule, Interessen,
Zugehörigkeiten zu einem Verein, einer Kirche, einer Minderheit oder teilt einfach nur Probleme.
Jedenfalls ist man im Internet nicht irgendwo mit irgendwem verbunden. Im Falle der Studentin
ist das Bindeglied ein physischer Kontakt. Worin sich das Internet von physischen Räumen
unterscheidet, ist die Relationalität von Umgebung. Eine Internetplattform ist kein fester Ort. Er
ist gewählt, durchlässig, ortsungebunden. Nicht der Ort grenzt die Menschen und ihre Kontakte
ein, sondern (mit der Einschränkung der jeweiligen Spezifika der Plattform) die Beziehungen
zwischen den Menschen machen den Ort, stecken seinen Raum ab. Die Überschneidung von
physischem und virtuellem Raum ist klar zu erkennen.
Der Student nutzt den virtuellen Raum für soziale Beziehungen auf eine andere Art und Weise.
Bei ihm kann der physische Raum getrennt vom virtuellen wahrgenommen werden. Dieser Aspekt
lässt sich etwa bei Giddens und Ahrens wiederfinden. Ahrens nach ist durch technischen
Fortschritt und Modernisierung die Entstehung von Entflechtungsmechanismen begünstig, welche
somit „[…] soziale Zusammenhänge aus räumlichen Bezügen lösen.“ (Ahrens 2001: 12)
Der Interviewte steht im ständigen Informationsaustausch und Diskussion mit Unbekannten bzw.
„Experten“ im Internet. Der Austausch auf persönlicher Ebene in virtuellen Räumen ist beim
Studenten nebensächlich (Interview II:270). Zusätzlich gibt der Student an, dass seine Kontakte
und Freundschaften im Internet bzw. auf der Facebookseite aus einer Drittelaufteilung besteht d.h.
„jeweils ein Drittel: kenn ich wirklich, kenn ich von früher, kenn ich gar nicht“ (Interview II:307310). Die Entwicklung von sozialen Kontakten auch unabhängig vom physischen Sozialraum
scheint möglich und relevant zu sein. Der befragte Student gibt an, interessante Leute auf
Facebook kennengelernt zu haben, die er dann erst danach im realen Leben traf (Interview II:4549) Dennoch wird die Pflege von wirklich persönlichen Kontakten kaum über das Internet und
seine Plattformen abgewickelt. Hier ist also eine klare Trennung von physischen und virtuellen
Raum zu erkennen. (Interview II:244-248) Im Gegensatz zum Studenten gibt die Studentin an,
ihre Bekanntschaften ausschließlich im physischen Raum kennengelernt zu haben. (Interview I: 512) „Also ich bin Befürworter von wirklichem Kontakt mit Personen und natürlich das Internet
hilft dabei und soll das unterstützen“ (Interview I: 377-378) Somit bevorzugt sie es ganz bewusst
ihre Kontakte vorher im „realen Leben“ bzw. physischen Raum zu knüpfen, bevor sie diese dann
auch als Freunde in ihrer virtuellen Welt zulässt. Dies ist ein weiterer fundamentaler Unterschied
zwischen den beiden Interviewten.
Aus dem Jahr 2002 gibt es eine wissenschaftliche Studie zu „Bedeutung des Internet für soziale
Kontakte und Kommunikation“ in Deutschland, welche zu dem Ergebnis kam, „[…] dass das
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 16
Laux & Niedermayr
Internet persönliche Kommunikation und soziale Kontakte weder ersetzt noch erheblich
erweitert.“ (Gehrke 2003: 197) Dieses Ergebnis steht jedoch nicht im Einklang mit den
Ergebnissen dieser Forschungsarbeit, die anhand von qualitativen Interviews erarbeitet wurden.
Zum einen ist das darauf zurück zu führen, dass bei dieser Studie auf eine Gesamtheit geschlossen
werden kann, die einzelne Abweichler (wie unsere beiden Interviewpartner es sein könnten) nicht
hervorhebt. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass diese Studie in Deutschland vor acht Jahren
durchgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren die sozialen virtuellen Plattformen erst am
Anfang der Entwicklung und die nun sehr relevante Internetcommunity auf Facebook bestand
auch noch nicht in dieser Form.
In seinem Interview weist der Student auf allgemeine Konditionen für soziale Beziehungen im
Raum Facebook hin. Die Bereitschaft auf Facebook kontrovers zu diskutieren oder Meinungen zu
akzeptieren sei minimal. Die Freundschaft werde bei Konflikten schnell durch einen Klick
gekündigt bzw. Möglichkeiten zur weiteren Aktivität auf der Profilseite einer Person
eingeschränkt. (Interview II: 339ff; 363ff) Mit Irving Goffman kann man das als Strategie zum
Schutz vor Diskreditierung und dem Verletzen einer sozialen Identität sehen (Abels 2006: 252).
Was andere bei mir schreiben, wirft ein Licht auf mich und ändert, wie ich wahrgenommen werde.
Ich schütze dieses Bild und meine soziale Rolle, in dem ich Unpassendes von dem fernhalte, was
andere sehen. Zwei Merkmale von Facebook verstärken das. Erstens, worauf der Student hinweist,
die fehlende Anonymität auf Facebook (Interview II: 339ff; 396ff; Gegenbeispiel 87ff) gepaart
mit einer mangelnden Kontrolle darüber, wer „posts“ auf der „wall“ liest. Zweitens, und das halte
ich für noch wichtiger, integriert Facebook verschiedenste soziale Umfelder, kleine soziale Räume
für die man, so Goffman (Abels 2006: 251; 319ff), passende Rollen spielt, um durch die Reaktion
der Anderen seine soziale Identität einzunehmen oder zu erfüllen.
Das Spiel der Rolle (der parts), die Harmonie der persönlichen Fassade mit der sozialen Fassade,
wird in einem zentralen virtuellen Raum, oder Bühnenbild, um Goffmans Terminologie
fortzusetzen (Abels 2006: 326), schwerer zu bewältigen zu sein, als in klarer separierten
physischen Sozialräumen. Welches Bild vermittle ich? Welche Rolle spiele ich? Was hat
Vorrang? Privat oder geschäftlich? Die reine Abbildung des physischen Raumes im virtuellen
kann, im Rahmen der prominenten Theorie Goffmans, nicht mehr funktionieren. Ein Zeichen für
die Anwendbarkeit von Goffman und auch Simmels „unpersönliche Darbietung“ bei zu vielen
anderen, denen man es recht machen will (Abels 2006: 249) würde neben der Flachheit von
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 17
Laux & Niedermayr
Diskussionen, der raschen Verbannung aus dem Umfeld auch die durch den Studenten
angedeutete Kürze der Statusnachrichten (Interview II: 343; 164ff) sprechen.
4.4. Heimat und Urbanisierung des Bewusstseins
Die Frage nach der Heimat einer Person zu stellen ist sicherlich eine heikle Angelegenheit. Um
räumliche Identität – und vor allem die persönlich vordergründigste - zu erfassen, schien uns
dieser direkte Weg eine viel versprechende Variante zu sein. In einer Lebenswelt der
Pluralisierung der Bezüge für das Individuum, versucht es „eine ‚Heimatwelt’ zu konstruieren und
zu bewahren, die ihm als sinnvoller Mittelpunkt seines Lebens in der Gesellschaft dient“
(Berger/Berger/Kellner 1973 nach Abels 2006: 416). Beiden Interviewten fiel eine eindeutige
Zuordnung ihrer Person zum Begriff nicht leicht. Heimat ist bei beiden nicht eine eindeutige
räumlich determinierte Kategorie.
Die Studentin fasst es recht vage mit dem Begriff der Mentalität, mit dem Zugang zu Menschen
und Freundschaft, auf Nachfrage auch mit Familie. Diese Dinge macht sie zwar durchaus
irgendwo im diffusen Bereich zwischen Ländern, Nationen und Völkern fest. Viele dieser
räumlich verankerten Kategorien scheinen aber nebeneinander zu bestehen und durchaus
konfliktiv im Verhältnis zur eigenen Identität zu stehen. Auch Österreich, wo sie in Wien lebt,
„liebt sie über alles“(Interview I: 305f), ohne sich aber vorstellen zu können, jemals Österreicherin
zu werden. Von De-Kontextualisierung zu sprechen wäre hier falsch, eher von einer PolyKontextualisierung, die sich einerseits durch Migration der Eltern ergibt, aber eben auch durch
Reisen und fortdauernde Beziehungen zu Ländern und Menschen.
Der Student fasst Heimat als Harmonie des Raumes (in dem man lebt) und seiner Menschen zur
eigenen Art und Identität. Die Räume, die er nennt sind keine nationalen. Wien, München,
Amsterdam und Bangkok sind alles Städte. Sein Konzept von Identität ist kein nationalterritoriales. Es hält auch wenig an bestehenden sozialen Kontakten fest; ist viel loser und unklarer
als das der interviewten Studentin. „An die Stelle der Frage ‚Wer bin ich und wie werde ich von
den Anderen gesehen?’ [zentrale Fragen der Identitätsklärung] tritt die unbewusste Erwartung,
dass funktionale Beziehungen fortlaufen“, erklärt Abels (2006: 405) den von A. Giddens
beschriebenen Mechanismus der Entbettung, der das vom Studenten vermittelte Bild zu
analysieren vermag. Identität und sozialer Kontext treten dabei in den Hintergrund, die Interaktion
basiert auf Funktionalität. Virtuelle Sozialräume scheinen dafür prädestiniert24.
24
Mit der Einschränkung, dass eben das erste Interview keinen Hinweis in Richtung einer
Entbettung/Dekontextualisierung durch virtuelle Räume liefert, sondern beinahe gegenteilig zusätzliche Einbettungen
für das Individuum schafft.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 18
Laux & Niedermayr
Ein Stückchen Identität und Raumbezug bleibt trotzdem für den Begriff der Heimat. Die Räume
existieren aber sehr funktional nebeneinander (wie auch die virtuellen), die Vorzüge sind selektiv,
zeitlich begrenzt (Interview II: 473f) und von aktuellen Konstellationen abhängig (Interview II:
467ff). So war Wien in der Zeit an der Kunstuni und mit fester Freundin eine Art Heimat auf Zeit
(Interview II: 461ff; 481ff), wie es vorher München und davor das Städtchen bei München war.
(vgl. zum flexiblen Individuum im Kapitalismus Sennet 2000: Kapitel 3 Flexibilität) Konstant
bleibt die Sicherheit der persönlich hoch eingeschätzten deutschen Staatsbürgerschaft. (Interview
II: 494ff)
In beiden Fällen findet sich keine direkte, bewusst präsente Rolle des Internets und virtueller
Räumlichkeit. Räumliche Bezüge sind wenn, dann physisch geographisch. Beim Studenten
spielen räumliche Grundlagen der Identität in virtuellen Räumen keine Rolle, diese sind
weitgehend eigenständig. Die Studentin deckt mit der Nutzung des Internets ihre räumlichen
Grundlagen von Identität weitgehend ab.
Die Diversität der Identität spiegelt in beiden Fällen die vielfältige Nutzung des Internets, sei es
für Kontakt zu vielen geographischen oder genuin virtuellen Räumen. Es entsteht in jedem Fall
durch
die
Vervielfältigung
unmittelbar
zugänglicher
Räume,
ihrer
Deutungs-
und
Identitätsangebote bzw. der Konfrontation damit eine Art Urbanisierung des Bewusstseins25.
Positiv (aber unabhängig von moralischen Dimensionen) betrachtet erweitet das Internet somit
den Horizont, negativ betrachtet schwächt es „die Unversehrtheit und Überzeugungskraft der
‚Heimatwelt’“. (vgl. Abels 2006: 417)
4.5. Identitätsbildung - Selbst- und Fremdwahrnehmung im virtuellen
Raum
Der Begriff der Identität nimmt bei dieser Forschungsarbeit eine zentrale Rolle ein, denn
ausgehend von den zunehmend virtuellen globalen Vernetzungsstrukturen, in denen die
Individuen eingebunden werden, wirken diese auf die individuelle Identität. Identitäten können
sich aus vielen verschiedenen Merkmalen eines Menschens, zum Beispiel politisch, kulturell,
ethnisch, religiös oder auch national konstruieren. Virtuelle Kommunikation wie z.B. durch das
Internet wird unerlässlich bei der Kontaktaufnahme mit Bezugspersonen aus anderen Ländern.
Dieser persönliche Bezug und ständige Informationsaustausch beeinflusst zu einem gewissen Grad
die individuelle Identitätskonstruktion. Um den Begriff theoretisch zu fassen, wird ein Bezug zu
25
Der Begriff ist von Berger, Berger und Kellner. Ursprünglich war die Stadt der Ort, an dem viele Welten
zusammentrafen und mit denen sich das Individuum konfrontiert sah. Dies weitete sich im Laufe der Zeit auch auf
ländliche Gebiete aus (Verbreitung der Schulbildung als Beginn). Deshalb sprechen sie von einer Urbanisierung des
Bewusstseins.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 19
Laux & Niedermayr
dem Identitätskonzept von Erikson hergestellt. Eriksons Verständnis von Identität passt insofern
gut zu dem Forschungsvorhaben, weil es eine Doppelnatur aufweist, die sich nicht nur auf das
Individuum alleine beschränkt, sondern auch auf Gemeinschaft bzw. sozialen Kontakte als
zentralen Aspekt der individuellen Identität betrachtet. (vgl. Wilberg 1995: 11)
Diese Selbst- und Fremdwahrnehmung zeigt sich auch im virtuellen Raum ganz deutlich, denn
dort wird man zum Teil ganz bewusst aufgefordert, sein Profil zu erstellen und so viele
Informationen wie möglich der Community zu präsentieren. Der Student beispielsweise nimmt
an, dass er in unterschiedlichen virtuellen Communities anders wahrgenommen wird, dies führt er
jedoch nicht darauf zurück, dass er sich anders verhält, sondern dass die Communitymitglieder an
anderen seiner Persönlichkeitsmerkmale interessiert sind. (Interview II:362-370) Im Gegensatz
dazu erwähnt die Studentin sich ganz bewusst auf verschiedenen Communityseiten
unterschiedlich zu verhalten und andere Inhalte zu präsentieren. (Interview I:197-203) Zusätzlich
beschreibt sie sich als offener und warmer Mensch und glaubt auch so von ihrem Umfeld
wahrgenommen zu werden. Auch in der Arbeit von Angela Tillmann wird die Identität als ein
Konstrukt aus mehreren Einzelteilen dargestellt. Dieses Konstrukt befindet sich in einer ständigen
Modifikation. Dies macht natürlich die Fassbarkeit dieses Aspektes besonders schwierig. Dennoch
sieht Tillmann die Möglichkeit Identität zu erfassen. „Greifbar ist Identität nur, indem wir uns
selbst erzählen oder inszenieren – also auf performativer Ebene agieren“. (Tillmann 2004:96) Im
virtuellen Raum ist keine körperliche Präsenz möglich, dennoch ist es wichtig in Erscheinung zu
treten, daher werden auf allen Communityseiten Profilbilder der Benutzer erstellt. Hier ist von
Interesse was für Bilder präsentiert werden, wie soll die Person auf andere wirken. Aus diesem
Grund wurden auch Facebookanalysen durchgeführt:
Die durchgeführte Facebookanalyse des Profil der Studentin (FB-Analyse 4) zeigt zwar, dass
bestimmte Informationen nicht zur Verfügung stehen, wie Heimatort, Wohnort, dennoch sind
viele Bezüge zu unterschiedlichen Ländern und Orten in den Facebook-Gruppen zu finden. Somit
gibt sie ganz gezielt gewisse Informationen preis. Gleichzeitig erwähnt sie aber, dass sie es
lächerlich findet, regelmäßig den Status auf Facebook zu aktualisieren. Gewisse Grenzen für
Updates von Informationen, die noch sozial erwünscht sind, gilt es scheinbar einzuhalten.
(Interview II:24) Zusätzlich zu den Daten ist eine Vielzahl an Bildern der Studentin zugänglich.
Beiden Interviewpartnern scheint Fremdwahrnehmung wichtig zu sein, die Komponente der
Wahrnehmung des Individuums mit den Augen der Anderen (Eriksons dualer Identitätsprozess
aus „Reflexion“ und „Beobachtung“) scheint äußerst relevant zu sein.
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 20
Laux & Niedermayr
5. Conclusio und Anmerkungen
Grundsätzlich kann diese Form der qualitativen Forschung keine allgemeingültigen Ergebnisse
liefern, dennoch liefert die Arbeit einige Hinweise auf den Zusammenhang von Identität und
virtuellen Räumen des Internets. Am aufschlussreichsten ist vielleicht sogar die Erkenntnis, dass
es sich bei den zwei ausgewerteten Interviews um zwei in manchen Bereichen sehr
unterschiedliche Typen handelt. Die Studentin könnte man als transnationalen Typen beschreiben,
den Studenten viel eher als de-kontextualisierten, de-nationalisierten Nutzer virtueller Räume. Er
nutzt sie vielfältiger, ist mehr in einem echten Sinne virtuell mobil. Beim ihm erhält der virtuelle
Sozialraum mehr an eigenständiger, auch identitätsstiftender Bedeutung.
Trotz aller Unterschiedlichkeit gibt es auch interessante Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen
werden Bezüge zu bestimmten physischen bzw. geographischen Orten hergestellt. Vormalige oder
aktuelle physische Präsenz und Kontakte zu Menschen sind dafür bestimmend. Die Nutzung der
virtuellen Räume des Internets ist für beide befragten Personen Normalität. Obwohl keine Fragen
zur Häufigkeit gestellt wurden, ist klar, dass die Nutzung regelmäßig – vermutlich sogar täglich –
erfolgt. Auch daran zeigt sich die enorme Bedeutung der virtuellen Räume des Internets. Gemein
ist den Beiden auch die Nutzung von Facebook. Die Ausnahmestellung von Facebook unter
Social-Community-Plattformen wurde bereits erwähnt. Für beide Typen gilt auch, dass sie die
„Notwendigkeit der Rücksicht auf den Raum für die Kommunikation“ (Werber 2004: 27)
abschaffen.
So spannend die Erkenntnisse sein mögen, es bleiben dennoch viele Leerstellen. Asymmetrien im
Internet sind eine solche Leerstelle. Globalisierung (Wagner 2000: 185), entbettet bestimmte
Prozesse von Kommunikation (Produktion und Konsumption) aus ihren Zusammenhängen und
bettet sie unabhängig von räumlichen Ordnungen wieder ein. Sie löst aber, und darüber dürfen
unserer Befragungen nicht hinwegtäuschen, Unterschiede nicht auf, sondern verteilt sie anders.
Ungleich eingebunden sind Räume, denen der adäquate Zugang zu virtuellen Räumen fehlt oder
ungenügend ausgebaut ist. Ungleiche Machtgewichte, die man aus einer Mikroperspektive schnell
übersehen kann, ergeben sich strukturell auch aus der Verteilung der geographischen Verankerung
der virtuellen Plattformen wie Orkut, Youtube etc. Ökonomische oder auch staatliche Interessen
stehen dahinter, da der Aufwand an Speicherplatz, Rechnerkapazität und Oberflächengestaltung
nur mit finanziellem Aufwand zu bewältigen ist. (vgl. Wagner 2000: 195) Virtuelle Räume sind
keine freien selbstverwalteten Räume. Jemand entscheidet, was geht, was erlaubt ist, legt die
Struktur und den Zugang fest. Neben den jeweiligen betreibenden Firmen sind Staaten dafür
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 21
Laux & Niedermayr
entscheidend, da sie Zugänge zu Orten und Sozialräumen im Internet sperren können26, aber auch
Recht weiterhin geographisch verankert bleibt.
26
http://www.focus.de/digital/internet/google/internetzensur-china-sperrt-youtube_aid_383815.html;
http://diepresse.com/home/techscience/internet/google/532672/index.do
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 22
Laux & Niedermayr
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Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 23
Laux & Niedermayr
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zum
Verhältnis
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Internet,
Raum,
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S.
23
-
40
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 24
Laux & Niedermayr
Graphik 1
Wo kann man virtuellen Raum/
virtuelle Räume (1…n) einordnen?
Person und
Persönlichkeit
Identität
Identität
gegenwärtige
Präsenz
Frühere physische od. gefühlte Präsenz
und gegenwärtiges Interesse am Ort
Wohnort [physischer
physischer Raum (II)
physischer Raum (III)
Sozialraum I: Beziehungen,
Sozialraum I: Beziehungen,
Lebensweise, Sozialisierung,
Lebensweise, Sozialisierung,
Referenzrahmen,
Referenzrahmen,
Raum (I)]
Lebensweise, Sozialisierung,
Identität
Sozialraum I: Beziehungen,
Erfahrungen Referenzrahmen
Sozialraum II: Beziehungen,
Distanz zwischen Orten
Sozialraum II: Beziehungen,
Sozialraum II: Beziehungen,
Lebensweise, Sozialisierung,
und Räumen
Lebensweise, Sozialisierung,
Lebensweise, Sozialisierung,
Referenzrahmen,
Referenzrahmen,
Erfahrungen Referenzrahmen
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Graphik 2
Virtuelle Räume im Kontext von Identität und physischen Räumen | 26
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Graphik 3
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