Auswertung der Surveillance von darmpathogener Escherichia coli Hélène Englund [email protected] Hintergrund Escherichia coli Teil der normalen humanen Darmflora Stämme mit Virulenzfaktoren können Enteritis verursachen Pathovare werden nach Wachstumsmustern und Virulenzfaktoren aufgeteilt Können durch Bestimmung von O- und H-Antigenen charakterisiert werden www.lgl.bayern.de 2 Hintergrund Meldepflichtig gemäß IfSG Labordiagnostische Überwachung §7 (1) IfSG Namentlich ist bei folgenden Krankheitserregern, soweit nicht anders bestimmt, der direkte oder indirekte Nachweis zu melden, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen: … 12. a) Escherichia coli, enterohämorrhagische Stämme 12. b) Escherichia coli, sonstige darmpathogene Stämme Keine Auflistung der sonstigen darmpathogenen E. coli www.lgl.bayern.de 3 Hintergrund Falldefinition Diese Übermittlungskategorie umfasst: • enteropathogene E. coli (EPEC), • enteroinvasive E. coli (EIEC), • enterotoxische E. coli (ETEC), • enteroaggregative E. coli (EAggEC), • diffus-adhärente E. coli (DAEC). Einzige übermittlungspflichtige Krankheit, die mehrere pathogene Keime beinhaltet • Unterschiedliche Pathogenität, Virulenzfaktoren, Vorkommen www.lgl.bayern.de 4 Hintergrund Labordiagnostischer Nachweis Direkter Erregernachweis: • Erregerisolierung (kulturell) nur aus Stuhl UND • Zuordnung des Isolats zu einem E.-coli-Pathovar Virulenzfaktornachweis: • Nukleinsäure-Nachweis (z.B. PCR) eines Gens für etablierte Virulenzfaktoren (z.B. eae, ipaH) nur in Mischkultur, Stuhlanreicherungskultur oder im E.-coli-Isolat UND • Zuordnung zu einem E.-coli-Pathovar Zuordnung der Labore ist ausreichend. Keine Festlegung, welche Virulenzfaktoren welchen Pathovaren entsprechen www.lgl.bayern.de 5 Hintergrund Altersverteilung und Pathovare 70 + 300 250 200 150 100 50 0 00 ..0 0 01 ..0 1 02 ..0 2 03 ..0 3 04 ..0 4 05 ..0 9 10 ..1 4 15 ..1 9 20 ..2 4 25 ..2 9 30 ..3 9 40 ..4 9 50 ..5 9 60 ..6 9 Anzahl Fälle E. coli, sonstige darmpathogene Stämme, Bayern 2011 (n=1009) Altersgruppen (Jahre) 55% der Fälle sind 0-3 Jahre alt 88% EPEC, 6% sonstige Pathovare, 4% unbekannte Pathovare www.lgl.bayern.de 6 Ziele der Evaluation Evaluationskriterien: Sensitivität Repräsentativität Datenqualität Nützlichkeit Akzeptanz www.lgl.bayern.de 7 Methode www.lgl.bayern.de 8 Methode 1. Auswertung der übermittelten Fälle 2007-2010 Richtigkeit der Einordnung in eine Fallkategorie • „klinisches Bild erfüllt“ bzw. „labordiagnostisch bestätigt“ in Übereinstimmung mit Angaben zu Symptomen, Nachweismethoden und Pathovaren Die Fallkategorie beeinflusst die Referenzdefinition Schätzung der Krankheitslast www.lgl.bayern.de 9 Methode 2. Befragung der Gesundheitsämter Schriftliche Befragung (Word-Formular via E-Mail versandt) Alle Gesundheitsämter in Bayern Fragen zu • • • • Labormeldungen (Inhalt, Vollständigkeit), Weiterleitung von Proben bei unklaren Befunden (Frequenz, Anlässe, geschätzter Aufwand), Umgebungsuntersuchungen (Inhalt, Frequenz, Anlässe), Relevanz und Bedeutung der verschiedenen Pathovare und der gesamten Überwachung www.lgl.bayern.de 10 Methode 3. Befragung von Laboren Telefonische Befragung Private und Kliniklabore (Krankenhäuser bzw. Unikliniken) Fragen zu • • • Labordienstleistungen (Angebot) Häufigkeit der Anträge und besondere Indikationen Methodik (Analysen, Reihenfolge, Bewertung von Befunden) www.lgl.bayern.de 11 Ergebnisse www.lgl.bayern.de 12 Ergebnisse 1. Auswertung der übermittelten Fälle (n=4.000) Anzahl Fälle davon belegt Klinisch bestätigt 3.682 3.136 (85%) Labordiagnostisch bestätigt 3.973 2.297 (58%) Klinisch und labordiagnostisch bestätigt 3.655 2.038 (56%) Falldefinitionskategorie www.lgl.bayern.de 13 Ergebnisse 2. Befragung der Gesundheitsämter Angaben fehlen oft in den Labormeldungen Material Nachweismethode Kulturtyp O-Antigen H-Antigen Virulenz-faktoren 0% Immer www.lgl.bayern.de 20% Meistens 40% Oft 60% Manchmal Selten 80% 100% Nie 14 Ergebnisse 2. Befragung der Gesundheitsämter Verfahrensweise unterscheidet sich • Umgebungsuntersuchungen – Immer oder meistens: 13/55 (24%) – Selten oder nie: 26/55 (47%) • Weiterleitung von Proben bei unklaren Befunden – Immer oder meistens: 3/57 (5%) – Selten oder nie: 41/57 (72%) www.lgl.bayern.de 15 Ergebnisse 2. Befragung der Gesundheitsämter Bedeutung der Überwachung: gering 24/58 (41%) stimmen einer Meldepflicht zu + Verhinderung der Weiterverbreitung 25/58 (43%) waren dagegen - Seltene und harmlose Krankheit - Surveillance hat wenig Einfluss auf die Verbreitung - Aufwand größer als die möglichen Interventionen - Infizierte Kontaktpersonen werden selten identifiziert Werden nicht als Verdachtskeime bei gastrointestinalen Ausbrüchen berücksichtigt www.lgl.bayern.de 16 Ergebnisse 3. Befragung von Laboren 42 Labore befragt www.lgl.bayern.de 17 Ergebnisse 3. Befragung von Laboren Anträge • Sehr selten Indikationen für eine erweiterte Analyse www.lgl.bayern.de 18 Ergebnisse 3. Befragung von Laboren Methodik www.lgl.bayern.de 19 Schlussfolgerungen www.lgl.bayern.de 20 Schlussfolgerungen Sensitivität: gering • • Untersuchungen selten nachgefragt, angeboten und durchgeführt Labormeldungen lückenhaft Representativität: gering • Altersgruppen werden nicht gleich untersucht Datenqualität: gering • • Fehlerhafte Falldefinitionskategorien Wissenschaftlich umstrittene Labordiagnostik Nützlichkeit und Akzeptanz: gering • Infektionsschutzmaßnahmen selten notwendig www.lgl.bayern.de 21 Empfehlungen IfSG • Meldepflicht für spezifische Pathovare Falldefinitionen • Übermittlung auf Fälle mit Virulenzfaktornachweis begrenzen Labormeldeformular • Anpassen, um notwendige Angaben eindeutig ablesbar zu machen www.lgl.bayern.de 22 Blick in die Zukunft Surveillance mit erhöhter Spezifizität, die Daten für Taten liefern kann. www.lgl.bayern.de 23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Hélène Englund [email protected]