Telefon: (089) 53 06-425 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 61 Münchner Merkur Nr. 20 | Mittwoch, 25. Januar 2017 Leben Wirken Omas Hausmittel wirklich? Sie werden oft von einer Generation zur nächsten weitergegeben: die Hausmittel. Jede Familie hat ihre eigenen Rezepte gegen diverse Zipperlein. Die einen schwören auf Kartoffelwickel, andere auf Rettichsuppe. Aber was hilft wirklich? Wir haben Experten gefragt. Tasse Orangensaft als Kaliumlieferanten hinein. - Tut eine Hühnersuppe bei einer Erkältung wirklich gut? „Eine Hühnersuppe mit Gemüse wirkt tatsächlich entzündungshemmend“, sagt Schelling. Denn erstens regt der Dampf die Schleimhäute an und zweitens verlieren die neutrophilen Granulozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, ihre Beweglichkeit. Die Folge: Die Entzündung kann sich nicht weiter ausbreiten. Die Erkältungssymptome nehmen ab. „Verantwortlich dafür scheint die Kombination der Inhaltsstoffe zu sein“, so Schelling. „Verwenden Sie aber unbedingt Gemüse wie Zwiebeln, Karotten, Petersilie und andere. Denn eine Hühnersuppe ohne Gemüse zeigte keine Effekte.“ VON ANGELIKA MAYR - Wirken Kartoffelwickel tatsächlich schleimlösend? „Es stimmt, heiße Kartoffelwickel wärmen den entzündeten Halsbereich und fördern so die Durchblutung“, sagt Jörg Schelling, Professor am Institut für Allgemeinmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Marcus van Dyck hat er Omas Hausmittel für uns genauer angeschaut. Das Rezept für Kartoffelwickel: Vier bis sechs mittelgroße gekochte Kartoffeln werden in ein Geschirrtuch gelegt und weichgedrückt. Jetzt müssen sie so weit abkühlen, bis keine Verbrennungsgefahr mehr besteht. Das dauert etwa zehn Minuten lang. Danach wird das selbst gemachte Wärmekissen auf die Brust gelegt und mit einem Tuch überdeckt. „Achten Sie vor dem Auflegen unbedingt auf die Temperatur“, warnt Schelling. - Schafft es eine Rettichsuppe, Fieber zu senken? Da die im Meerrettich enthaltenen Senföle Schleim lösen und gegen Bakterien wirken, können sie an den Ursachen des Fiebers tatsächlich ansetzen. „Aber nur, wenn Bakterien für das Fieber verantwortlich sind“, sagt Schelling. Das Rezept: Weißen Rettich, Frühlingszwiebeln und Ingwer zehn Minuten im Wasser köcheln lassen. - - Sind Zwiebel und Kandis ein guter Hustensaftersatz? „Zwiebeln enthalten schwefelhaltige Verbindungen und sogenannte Flavonoide, die entzündungshemmend wirken“, sagt Schelling. Das Rezept: Für den natürlichen Hustensaft Zwiebeln in Würfel schneiden, mit Kandiszucker aufkochen, danach abseihen. Dann kann der ZwiebelHonig-Sud getrunken werden. - Natürlich und altbewährt: Hausmittel wie Milch mit Honig oder warmes Bier trinken sowie die Dämpfe von Kamillentee inhalieren sind beliebt. Zudem sind sie oft eine schnell gemachte Alternative zu Medikamenten. Wie und ob sie wirken, haben wir Prof. Jörg Schelling vom Institut für Allgemeinmedizin am LMU-Klinikum gefragt sowie seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter Marcus van Dyck. Schellings Fazit: „Die Wirkung von Hausmitteln kann in Studien nicht immer zweifelsfrei nachgewiesen werden, aber viele Patienten verwenden sie: Hausmittel geben ihnen das Gefühl, etwas gegen die Erkrankung in der Hand zu haben, und oft auch das Gefühl der Besserung, selbst wenn es nur subjektiv ist.“ - FOTOS: UNI MÜNCHEN, FKN, PANTHERMEDIA (2), VARIO Helfen Quarkwickel bei Brustentzündungen? Sie helfen tatsächlich, denn die Inhaltsstoffe aus dem Quark besitzen eine entzündungshemmende und kühlende Wirkung. Für einen solchen Quarkwickel empfiehlt Schelling Magerquark, der etwa einen halben Zentimeter dick auf ein Tuch aufgetragen wird. Danach wird das Tuch gefaltet und so auf die betroffene Stelle gelegt, dass noch eine Luftschicht zwischen der Haut und dem Tuch bleibt. „Quarkwickel kann man bis zu drei Mal am Tag wiederholen“, sagt Schelling. zusätzlich eingenommenen Medikamenten tatsächlich der Blutdruck gesenkt werden konnte. Ob der Knoblauch auch alleine den Blutdruck senkt, ist nicht klar. „Vorsicht geboten ist, wenn jemand Knoblauchextrakt gleichzeitig mit Schmerzmitteln oder Gerinnungshemmern einnehmen will“, sagt Schelling. Kann Knoblauch Bluthochdruck entgegenwirken? Australische Forscher konnten nachweisen, dass mithilfe eines Extrakts aus Knoblauch und Wirken Zwiebeln und Knoblauch bei Halsweh? Zwiebeln enthalten schwefelhaltige Verbindungen und können gegen eine Entzün- - Wirkt ein Essigpfeffertuch bei Schnupfen? Es stimmt, Essig wirkt gegen Bakterien. Aber der Pfeffer reizt zu sehr die Schleimhäute in der Nase. „Die Kombination ist also fragwürdig“, sagt Schelling. „Inhalieren Sie lieber die Dämpfe von Kamillentee.“ - Hilft heiße Honig-Milch bei Erkältungen? Heiße Milch mit Honig wirke nicht bei Erkältungen, sagt Schelling. Die heiße Milch baut einige der antibakteriellen Wirkstoffe im Honig ab. - - Sollte ich bei Schnupfen Kamillendampf inhalieren? Ja, schließlich befeuchtet der Dampf die gereizten Schleimhäute und fördert so die Durchblutung. Zusätzlich kann die Kamille Entzündungen hemmen. „Sie können zwei bis drei Mal täglich für fünf bis zehn Minuten inhalieren“, sagt der Experte. „Wird Ihnen schwindelig, haben Sie zu schnell geatmet.“ dung wirken. Knoblauch enthält den Stoff Allicin, der gut gegen Bakterien ist. Das Rezept: Zwiebel und Knoblauchzehe hacken und mit drei Esslöffel Honig in ein Gefäß geben. Etwa zwei Stunden ziehen lassen. Dann kann das Gemisch getrunken werden. - Hilft eine Meerrettichhalskette wirklich bei Fieber? Diese Frage beantworten die Experten mit einem „Jein“: Denn die im Meerrettich enthaltenen Senföle wirken zwar gegen Bakterien und sind gute Schleimlöser. Am besten ist es, den Meerrettich dafür zu schälen, zu reiben und beispielsweise mit Honig als Tee zu trinken. „Eine äußerliche Anwendung, also wie bei einer Meerrettich-Kette, ist dagegen umstritten“, so Schelling. - Nützt ein Kastanien-Badezusatz bei Rheuma und Gicht? Rosskastanien enthalten Aescin. Dieser Stoff hemmt die körpereigene Produktion von Entzündungsstoffen, was bei Rheuma tatsächlich zu einer Schmerzlinderung führen könnte. „Jedoch ist die Wirkung eher umstritten“, sagt Schelling. Denn der Stoff ist zwar gut wasserlöslich. Allerdings ist unklar, wie effektiv er im heißen Wasser von der Haut aufgenommen wird. - Sind Cola und Salzstangen gut bei Durchfall? „Diese Kombination ist nicht zu empfehlen“, erklärt Schelling. „Zum einen fehlt das Mineral Kalium und zum anderen wird so viel Salz und Zucker aufgenommen.“ Der Zucker zieht mehr Wasser in den Darm, und so wird der Wasserverlust bei einem Durchfall verstärkt. „Besser ist eine Salzlösung“, sagt Schelling. Dazu werden in abgekochtes Leitungswasser oder stilles Mineralwasser jeweils ein viertel Teelöffel Kochsalz und Backpulver gerührt. Danach gibt man zwei Esslöffel Zucker oder Honig sowie eine halbe Hilft Quark mit Honig und Leinsamen bei Verstopfung? Ja, denn in den Schalen der Leinsamen stecken Ballaststoffe, Eiweiße und Schleimstoffe. Letztere wirken im Darm wie ein Quellmittel und die Verstopfung kann sich leichter lösen. Dazu sorgen Quark und Honig nicht nur für einen guten Geschmack, sondern aufgrund des enthaltenen Zuckers gelangt noch mehr Wasser in den Darm. „Wichtig ist, dass Sie geschrotete Leinsamen nehmen und viel trinken“, sagt Schelling. „Eineinhalb Liter am Tag dürfen es schon sein.“ - Wirkt warmes Bier bei Infekten tatsächlich Wunder? Viele warme Getränke helfen bei Erkältungen und dazu gehört auch Bier. „Der enthaltene Hopfen wirkt schlaffördernd“, sagt Schelling. „Und Schlaf ist bei Erkältungen hilfreich.“ Zu viel Bier aber ist schädlich, denn das schwächt das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. „Und natürlich ist warmes Bier nur etwas für Erwachsene.“ Helle Venus und düsterer Mond im Februar Den frühen Abendhimmel im Februar beherrscht Venus mit ihrem Glanz. Schon kurz nach Sonnenuntergang kann man sie als Lichtpünktchen hoch im Südwesten ausmachen. Mit Einbruch der früh einsetzenden Dunkelheit wird unser innerer Nachbar– planet zu einem hellen, unübersehbaren Gestirn. Mitte Februar strahlt Venus mit maximaler Helligkeit. Vier Wochen später allerdings wird sie sich rasch vom Abendhimmel verabschieden. Ende März wird sie dann als Morgenstern vor Sonnenaufgang tief am Osthimmel erscheinen. Vollmond wird am 11. Februar um 1.33 Uhr erreicht, was diesmal mit einer Halbschattenfinsternis verbunden ist. Der Mond wird dabei nicht vom Kernschatten der Erde verdunkelt, sondern nur vom Halbschatten getroffen, der den Kernschatten umgibt. Am Abend des 10. kreuzt der Mond die Erdbahnebene von Süd nach Nord. Dabei gelangt er vollständig in den Halbschatten der Erde. Der Eintritt des Mondes in den Schatten erfolgt um 23.32 Uhr. Um 3.55 Uhr endet die Finsternis mit dem Austritt. Halbschattenfinsternisse werden oft gar nicht wahrgenommen. Ein- und Austritt bleiben grundsätzlich unbeobachtbar. Zur Mitte der Finsternis um 1.44 Uhr bemerkt der aufmerksame Beobachter jedoch eine leichte Verdunkelung des Mondes, die vor allem in seinem Norden zu erkennen ist, denn der Nordrand berührt fast den Kernschatten der Erde. Mars ist wie Venus am Abendhimmel vertreten. Allerdings ist er wesentlich lichtschwächer als Venus und fällt kaum auf. Der Rote Pla- Der Sternenhimmel im Februar Himmelsanblick am 15. Februar um 22 Uhr MEZ 2017 N Schwan NO Drache Bootes Arktur Jagdhunde Haar der Berenike Jungfrau Eidechse Kl. Wagen Gr. Wagen O NW Kepheus Pegasus Kassiopeia Polarstern Giraffe Gr. Bär Kl. Löwe Löwe Dreieck Kapella Perseus Luchs E Zwillinge Krebs Pollux Kl. Äq Regulus uat Hund or Prokyon Widder ti klip Fische k Fuhrmann Beteigeuze Orion Stier Walfisch Eridanus Rigel Wasserschlange SO 26143 Einhorn Sirius Gr. Hund Schiff S Hase SW W net wandert durch das Sternbild Fische und überholt am 27. den sonnenfernen Uranus. Dieser grünliche Planet ist allerdings nur in einem Fernglas oder Teleskop zu erkennen. Bald nach halb zehn Uhr abends wird Mars in den Dunstschichten am Westhorizont unsichtbar und geht wenige Minuten vor 22 Uhr unter. Am letzten Februartag gesellt sich die dünne Sichel des zunehmenden Mondes zu Venus und Mars. Das Dreigestirn ist gegen 20 Uhr über dem Westhorizont zu sehen. Der Himmeljäger Orion ist im Südwesten zu sehen, gefolgt vom hellen, bläulichweißen Sirius. Hoch über unseren Köpfen erblickt man die beiden Sternenketten der Zwillinge mit ihren hellen Sternen Kastor und Pollux am Beginn der Ketten. Die gelbliche Kapella steht zenitnah, während Aldebaran im Stier hoch im Westen seinen Platz einnimmt. Prokyon im Kleinen Hund passiert eben den Meridian. Am Osthimmel ist der Löwe erschienen, Leitbild des Frühlingshimmels, während das Sternbild Jungfrau erst im Aufgang begriffen ist. Der Große Wagen schiebt sich im Nordosten empor. Am 6. kommt der Mond am frühen Nachmittag mit 368 820 Kilometer in Erdnähe. In Erdferne hält sich unser Nachbar im Weltall am 18. auf, wobei ihn 404 380 Kilometer von uns trennen. Neumond tritt am 26. um 15.58 Uhr ein. Die Sonne wandert am aufsteigenden Ast ihrer Jahresbahn. Am 16. verlässt sie morgens das Sternbild Steinbock und wechselt in das Sternbild Wassermann. Die Tageslänge wächst in München um eine Stunde und 28 Minuten. HANS-ULRICH KELLER 17 MEDIZIN-TIPPS FÜR SENIOREN Parkinson: Musik hilft beim Gehen Parkinsonpatienten haben häufig Probleme beim Gehen. Dagegen hilft es, gemeinsam mit einem Physiotherapeuten in Bewegung zu bleiben, rät die „Apotheken Umschau“. Dieser kann zum Beispiel klatschend den Takt vorgeben. Danach soll sich der Patient beim Gehen richten. Er kann auch zu Hause weiter üben, indem er zu Musik läuft. Dazu eignen sich Lieder im Zwei- oder Viervierteltakt. Arterienverkalkung nicht durch Blutfette? Nicht Fette aus dem Blut, sondern Versorgungsstörungen an der Gefäßaußenwand führen einer neuen Theorie zufolge zu Arterienverkalkung. Der Herzchirurg Axel Haverich hat für diese These zur Entstehung von Arteriosklerose jahrelang Belege gesammelt. Seine Überlegungen veröffentlichte der Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover in der Fachzeitschrift „Circulation“. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Arterien „verkalken“, weil sich Blutfette an der Innenwand der Gefäße anlagern. Haverich ist dagegen überzeugt, dass dieses Cholesterin nicht aus dem Blut, sondern von abgestorbenen Zellen stammt. Haverichs Zweifel an der bisherigen Lehrmeinung waren auch von der Entdeckung neuer Risikofaktoren genährt worden. So wurde in Studien ein Zusammenhang zwischen einer erhöhten HerzinfarktRate und dem Auftreten von Grippe-Epidemien mit Lungenentzündung nachgewiesen. Sich im Alter sozialen Zwängen entziehen Wer kaum Kontakt zu anderen Menschen hat, der vereinsamt. Aber: „Zu viele Kontakte, zu denen man sich verpflichtet fühlt, klauen die Zeit für Kontakte, die zufriedener machen“, erklärt Christine Sowinski vom Kuratorium Deutsche Altershilfe. Gerade im Alter, wenn man zu nichts mehr verpflichtet ist, habe man die Freiheit, selbst zu bestimmen, wer einem guttut. Sowinski empfiehlt Senioren deshalb, lieber wenige und enge Kontakte zu pflegen, als sich „sozial zu verheizen“. Sport hält das Gehirn fitter als Sudokus Im Rücken zwickt es, und die Füße schmerzen – ab einem gewissen Alter fällt es schwerer, sich zum Sporttreiben zu motivieren. Muss man mit 80 wirklich noch trainieren? „Unbedingt“, sagt Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. „Trainierte Muskeln halten mobil und bringen die Menschen sicher durch den Alltag.“ Außerdem hält Sport das Gehirn anpassungsfähig – und zwar viel effektiver als etwa das Lösen eines Rätsels oder Sudokus, sagt Froböse. „Dabei reproduziert man nur bereits Gelerntes.“ Sportliche Aktivitäten sorgen dafür, das sich die Nervenzellen im Gehirn immer neu verbinden. Dazu sollte man ruhig öfter einmal eine neue Bewegung ausprobieren. „Wer fit genug ist, kann sich auch mal auf das Longboard des Enkels stellen“, sagt Froböse.