Dynamische Modelle der Segregation

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Dynamische Modelle der
Segregation
Isabelle Jost, Livia Caluori, Andrin
Siegenthaler, Fränzi Stegmann
Seminar Stadtsoziologie FS 12
Übersicht
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Grundmodell der soziologischen Erklärung
Modell von Schelling
Test von Schellings Modell
Diskussion
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Grundmodell der soziologischen
Erklärung
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Aufbau
1. Die Grundstruktur soziologischer Erklärungen
2. Das Grundmodell
3. «Bottom-up» Modelle sozialer Dynamiken
und agentenbasierte Computermodellierung
4. ABCM (Agentenbasiertes Computermodell)
5. Beispiel: Neighborhood Choice and
Neighborhood Change
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Die Grundstruktur soziologischer
Erklärungen
Was verbindet Vogelschwärme, Modewellen, Krawalle
und ethnisch segregierte Wohnviertel?
• Sozialwissenschaften Mikro-Ebene:
– Objekte = Handlungsfähige Subjekte
– Soziologische Erklärungen haben immer eine interpretative Dimension
– Soziologische Erklärungsmodelle müssen also immer von den subjektiven
Erwartungen und Bewertungen der Akteure ausgehen.
– Konstitution erster Ordnung (Schütz)
– deutendes Verstehen (Weber)
• Sozialwissenschaften Makro-Ebene
– Konstitutionen zweiter Ordnung (Schütz)
– Erklären (Weber)
– Modelle zweiter Ordnung beinhalten Modelle der ersten Ordnung.
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«Auch höchst subjektives Wissen und ganz und gar
‘irrationale’ Motive können objektiv und mit Mitteln
der Logik dargestellt und erklärt werden.»
Esser, 1993: 84.
«Auf diesen Überlegungen über das Verhältnis der
interpretativen Dimension und der objektiven
Modellierbarkeit sozialer Vorgänge beruht folgende
Konzeption des Grundmodells einer soziologischen
Erklärung.»
Esser, 1993: 84.
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Das Grundmodell
• 1. Schritt: Die Logik der Situation
– Typisierende Beschreibung von Situationen mittels
Brückenhypothesen; soziale Situation bei Weber.
• 2. Schritt: Die Logik der Selektion
– Die Erklärung der Selektion von Handlungen durch die
Akteure über allgemeine Handlungstheorien; Akteur und
soziales Handeln bei Weber.
• 3. Schritt: Die Logik der Aggregation
– Die Aggregation der individuellen Handlungen zu den
kollektiven Explanandums über Transformationsregeln;
Wirkung des sozialen Handelns bei Weber.
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Soziale Situation
Kollektives
Explanandum
Akteur
Makro-Mikro-Makro-Erklärung; verstehend-erklärende Soziologie nach Max Weber.
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«Bottom-up» Modelle sozialer Dynamiken und
agentenbasierte Computermodellierung
• «Top-down» und «bottom-up» Modelle
– ‘Alt’: Soziale Strukturen = Folge eines Systems von Institutionen und
Normen, die «top-down» das Verhalten von Individuen steuern.
– ‘Neu’: Soziale Strukruren = Entstehen «bottom-up» über das Handeln
der einzelnen Individuen.
• Computermodellierung:
– Junger Ansatz
– Theoretische Modellierung, wie komplexe Makrodynamiken durch
Interaktionen autonomer, aber interdependenter individueller Akteure
(Agenten) «bottom-up» entstehen.
– Was verbindet Vogelschwärme, Modewellen, Krawalle und ethnisch
segregierte Wohnviertel? = Selbstorganisation!
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• ABCM (Agentenbasiertes Computermodell)
– Zwei Gruppen in einer zellularen Welt.
– Zusammenwirken von autonomer Agenten.
– Entstehung von Makrophänomenen aus einfachen
individuellen Verhaltensregeln.
– Spezifikation der individuellen Entscheidungsregeln
• Agenten verfolgen das Ziel, sich im sozialen Raum möglichst nahe bei
anderen Agenten zu befinden, die sie positiv bewerten und möglichst
weit entfernt von jenen zu sein, die negativ bewertet werden. Sie
reagieren auf die jeweils aktuelle Situation ihrer Umgebung.
• Sakoda: Segregation und Mutual Suspicion
– Kontraintuitive Makroimplikationen einfacher
Mikromechanismen
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• Was können Soziologen aus den Modellen des
selbstorganisierten Verhaltens lernen?
– Erstens zeigen ABCModelle, wie einfache Regeln, lokaler
Interaktionen, komplexe Populationsdynamiken generieren
können.
– Zweitens machen die Modelle deutlich, dass «soziale Fakten»
auf der Populationsebene entstehen können, ohne, dass sie
schon durch Eigenschaften der Individuen a priori festliegen.
– Drittens bieten sich ABCModelle als virtuelles Laboratorium an.
Individualistische Modellbildung – und damit auch ABCM – mit
dem Ziel zu betreiben, beobachtbare Beziehungen zwischen
deutlich umschriebenen Makropähnomenen zu erklären oder
vorherzusagen. (vgl. Coleman 1990)
o Nicht formalisierte, inhaltliche soziologische Theorien sind für
formale Modellbauer ein nützlicher Ausgangspunkt.
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Modell von Thomas C. Schelling
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Analyse von interaktiven Dynamiken
• Analyse von interaktiven Dynamiken von
diskriminierenden individuellen Entscheiden
Diskriminierend = auf Grund von bewussten oder
unbewussten Wahrnehmung von äusserlichen
Merkmalen
• Mechanismen die unorganisiertes
individuelles Verhalten in kollektive Ergebnisse
verwandeln
Organisierte Aktionen und ökonomische bedingte
Segregation nicht beachtet
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Spatial Proximity Model
• Grundannahmen:
– Personen lassen sich in zwei Gruppen einteilen
und haben Präferenzen bzgl. ihrer Nachbarn
– Alle Personen derselben Gruppe haben die
gleichen Präferenzen
– Nachbarschaft in Bezug auf eigene Position
definiert
– Wenn Person unzufrieden, dann bewegt sie sich
– Bewegungen der anderen werden nicht antizipiert
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Spatial Proximity Model
zufrieden
Unzufrieden
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Spatial Proximity Model
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Spatial Proximity Model
• Generelle Aussagen:
– Wenn Nachfrage höher, dann Segregation auch höher
– Wenn Nachfrage ungleich verteilt, dann etwas höhere
Segregation und Dichte deutlich höher
– Wenn Minderheit vorhanden, dann weist diese eine
höhere Segregation und eine höhere Dichte auf
– Kombination von Minderheit und höhere Nachfrage
führt zu starker Segregation und hoher Dichte
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Spatial Proximity Model
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Bounded-Neighbourhood Model
• Grundannahmen:
– Nachbarschaft durch Definition festgelegt, klare
Grenzen unabhängig von Individuum
– Alle Personen sind besorgt um die «color-ratio»
– Jede Person hat ihre eigene Toleranzgrenze
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Bounded-Neighbourhood Model
• Weitere Annahmen:
– Präferenzen haben die gleiche Richtung
– Keine ökonomischen Unterschiede innerhalb einer
Gruppe
– Keine «nächsten Nachbarn»
– Perfekte Information
– Absichten der anderen unbekannt, keine
Antizipation
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Bounded-Neighbourhood Model
Statische Viabilität
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Bounded-Neighbourhood Model
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Bounded-Neighbourhood Model
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Test des Segregations-Models nach
Schelling
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W., Clark (1991): Residential Preferences and
Neighborhoud Racial Segregation: A Test of
the Schelling Segregation Model. In:
Demography 28, Nr. 1, S. 1-19.
Methode
• Telefon Befragungen in: Omaha, Kansas City,
Milwaukee, Cincinnati und Los Angeles
• Samplegrössen und Antwortraten: Omaha
(600) = 67%, Kansas City (924) = 77%,
Milwaukee (2145) = 77.3%, Cincinnati (1050) =
82%, Los Angeles (2644) = 71.2%
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Methode
• CATI
• Frage:
„Now suppose you have been looking for a house or
appartment and have found a nice place you can
afford. It could be located in neighborhoods with
different racial groups.What mixture of people would
you prefer? Would you prefer a neighborhood that is
… (combinations of 100% white, 90% white and 10%
black, and so on through 100% black were to
respondents).“
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Resultate
• Schwarze bevorzugen eine 50/50
Nachbarschaft
• Weisse bevorzugen eine 80/20 Nachbarschaft
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Fazit
• Unterstützung der funktionalen Verteilung nach
Schelling 1971
• empirische Parabeln sind aber weniger regelmässig
als die von Schelling postulierten
•  Clark: Integration ist bis zu einem gewissen Grad
sinnvoll, allerdings ist es unrealistisch sehr hohe
Integrationsziffern zu erwarten
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Fragen??
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Diskussion
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1. Welche individuellen Faktoren beeinflussen nun
die individuelle Wohnstandortwahl und
beeinflussen somit die räumliche Segregation?
2. Was haltet ihr von den unterschiedlichen
theoretischen Forschungsmethoden (induktiv vs.
deduktiv)? Mikro zu Makro oder Makro zu
Mikro?
3. Welche theoretischen Modelle könnten, durch
eine Erweiterung mit den ABCModellen, noch
gehaltvoller oder noch analysiert werden?
4. Kennen Sie Beispiele zu einem Wandel in der
räumlichen Segregation im Raum Zürich?
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Bsp.: Entwicklung von Völkern
• Agenten: unterschiedliche Gewaltbereitschaft
• Einzelne Entscheidungen führen zu Konflikten
• Phänomene der Gesellschaft sichtbar machen
• Vorteil: Auswirkungen minimaler Veränderungen werden
sichtbar
 Welche Faktoren können für einen Wandel in der realen
Welt entscheidend sein?
 Bsp. Kriminalitätsrate
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Vielen Dank für Eure
Aufmerksamkeit!
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