Die Suche nach der zweiten Erde

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Die Suche nach der zweiten Erde
Wolf-G. Blümich nach einem Vortrag von Dr. Daniel Kubas
Katholische Schule Salvator, Berlin
17.12.2009
Eine besondere Physik-Doppelstunde hielt Daniel Kubas
am 9.12.2009 in seiner alten Schule, in der er 1993 das
Abitur gemacht hat. Inzwischen ist er als Astronom oft in
Südamerika und jetzt in Paris, wo er mit optischen
Instrumenten den Himmel beobachtet und bei fernen
Sonnen, also den Sternen, nach Planeten sucht. Von
dieser Arbeit berichtete er in einem reich bebilderten
Vortrag den Schülerinnen und Schülern des ersten
Semesters und des Physik-Leistungskurses. Dabei
erläuterte er verschiedene Verfahren, mit denen man
solche Planeten ausfindig machen kann. Vor 15 Jahren
waren extrasolare Planeten noch eine reine Hypothese.
Aber seit 1995 findet man immer mehr Planeten bei
fernen Sonnen. Inzwischen sind es schon etliche
Hundert. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit,
wann einmal ein Planet gefunden wird, bei dem die
Bedingungen so sind, dass man vermuten kann,
dass dort erdähnliche Zustände herrschen.
Alle Informationen über ferne Planeten bekommt
man nur über das wenige Licht, das von ihnen oder
ihren Sonnen unsere Erde erreicht. Inzwischen gibt
es immer bessere Instrumente und trickreichere
Verfahren, um dieses Licht auszuwerten und darin
nach Spuren von Planeten zu suchen.
- Man kann mit Superteleskopen den Himmel
absuchen. Oft arbeiten mehrere Sternwarten
(Observatorien) zusammen und es werden auch Teleskope auf Satelliten, z.B. das
Hubble-Teleskop, eingesetzt. Dieses hat im November 2008 einen Planeten bei dem
Stern Fomalhaut im Sternbild der Australischen Fische ausgemacht. Im Abstand von
zwei Jahren wurden zwei
Bilder des Materiegürtels
um den Stern aufgenommen und
übereinander
gelegt. Darauf kann man
einen Punkt erkennen, der
sich in dieser Zeit bewegt
hat. Das muss dann ein
Planet sein. Der Stern
selbst in der Mitte ist
ausgeblendet
worden,
damit sein Licht nicht das
wenige vom Materiegürtel
gestreute Licht überstrahlt.
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- Man beobachtet ganz kleine periodische
Änderungen in der Geschwindigkeit und
Position eines Sterns, die durch die
Anziehungskräfte mit einem nicht sichtbaren
Planeten entstehen. Dann weiß man auch,
dass da ein Planet sein muss und kann aus
der Sternbewegung sogar auf seine Größe
und Umlaufbahn schließen. Diese periodischen Verschiebungen machen sich im
Farbspektrum des Sterns bemerkbar. Ähnlich
wie die Schallwellen beim Martinshorn eines
vorbeifahrenden Feuerwehrautos werden die
Lichtwellen einmal blauverschoben (hoher
Ton) oder rotverschoben (tiefer Ton).
- Wenn man geringe periodische Helligkeitsschwankungen eines Sterns wahrnimmt, ist
dies ein Hinweis auf einen Planeten, der
seinen Stern gerade so umkreist, dass er aus
Sicht der Erde immer wieder vor ihm
vorbeikreist, den Stern also etwas verdeckt,
so dass etwas weniger Licht von ihm zur Erde
kommt.
- Zieht ein Stern aus der Erdensicht am
Himmel nahe an einem dahinter liegenden
Stern vorbei, entstehen vorübergehend Mehrfachbilder des Hintergrundsterns. Der die
Sichtlinie
kreuzende
Stern wirkt als sogenannte Gravitationslinse,
die das Licht der Quelle
um das mehrere Hundertfache
verstärken
kann, da ja nun Licht
aus einem größeren
Raumwinkel vom Quellstern zur Erde gelenkt
wird. Licht wird nämlich
durch das Gravitationsfeld eines Sternes oder
Planeten ebenso abgelenkt wie durch klassische optische Linsen.
Zwar kann man diese
Mehrfachbilder zurzeit
noch nicht auflösen,
wohl aber die sich zeitlich ändernde Gesamthelligkeit der Bilder (einschließlich des
Lichtes des Linsensterns). Diese messbare Helligkeitskurve (auch Lichtkurve genannt,
siehe obere Kurve in der Graphik) ist der Fingerabdruck der Linse und verrät, ob die
Linse ein einzelner Stern ist oder planetare Begleiter hat.
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- Das Licht eines Planeten lässt sich auch so auswerten, dass man etwas über die
Atmosphäre, Temperatur und die Zusammensetzung seiner Oberfläche sagen kann.
Meint man nun mit einem dieser Verfahren einen fernen Planeten entdeckt zu haben, wird
mit anderen Verfahren geprüft, ob sich die Vermutung bestätigen lässt. Dann wird ggf.
weiter untersucht um festzustellen, ob auf ihm Bedingungen herrschen, bei denen Leben
ähnlich dem auf der Erde möglich sein könnte. Das wäre der Fall, wenn der Planet
Sauerstoff in seiner Atmosphäre hat und auf ihm Temperaturen herrschen, bei denen es
flüssiges Wasser geben kann. In den nächsten Jahren wird bestimmt der erste Planet
eines fernen Sterns gefunden werden, auf dem Leben zu vermuten ist.
Nach seinem Vortrag berichtete Daniel
Kubas noch, wie er zur Astronomie
gekommen ist und nun begeistert nach
erdähnlichen Planeten sucht: Nach dem
Abitur studierte er Physik an der TU Berlin
und wählte dort als Spezialgebiet die
Astronomie, weil ihn das einfach
interessierte. Und wenn etwas wirklich
interessiert, dann entwickelt man auch
Ehrgeiz und Hartnäckigkeit, bis das Ziel
erreicht ist. Die Ausprägung dieser
Qualitäten ist nicht unbedingt schon an
Hand der Strebsamkeit in der Schule
voraussagbar. Schließlich promovierte er
an der Universität in Potsdam mit dem Thema „Anwendungen des Galaktischen
Mikrolinseneffektes“. Und mit dieser Methode sucht er heute in einem internationalen
Team von Astronomen nach fernen Planeten. Meistens spricht er mit seinen Kollegen
Englisch. An der europäischen Sternwarte in Chile ist es natürlich vorteilhaft auch
Spanisch sprechen zu können. Und jetzt braucht er Französisch bei seiner Arbeit in Paris.
Deutsch spricht er zurzeit kaum noch. Physik und Informatik waren die Fächer an der
Schule, die für seinen Werdegang sehr wichtig waren, und mehr Sprachen wären gut
gewesen. Der Computer ist als Arbeitsmittel nicht wegzudenken. Ein sehr großer Teil der
Arbeit besteht aus der Entwicklung von Auswerteprogrammen für die Beobachtungsdaten
und aus der Programmierung von Simulationen, mit denen man prüfen kann, ob die
Theorien, mit denen man sich die Beobachtungen zu erklären versucht, stimmen können.
Das Wichtigste aber ist es für seine Arbeit wirklich begeistert zu sein und in einem guten
Team zu arbeiten.
Quellen: Vortrag von Daniel Kubas, Bilder z.T. abgeändert
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