Universität Koblenz-Landau Campus Koblenz Institut für Geschichte Hauptseminar: „Hitlers willige Historiker?“ Deutsche Geschichtswissenschaft im Nationalsozialismus Dozent: Professor Dr. Bernhard Stier Sommersemester 2006 Die Geschichtswissenschaft 1941 – 1945 an der Reichsuniversität Straßburg Eine Grenzmark deutschen Geisteslebens gegen den romanischen Westen ? Referent: Hermann-Joseph Löhr Auf dem Scheid 5 53547 Hochscheid 0171-70 66 014 mailto:[email protected] 9. Semester Geschichte/Germanistik Zulassung zum Promotionsstudium Die Geschichtswissenschaft 1941 – 1945 an der Reichsuniversität Straßburg Eine Grenzmark deutschen Geisteslebens gegen den romanischen Westen? Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Die Ausgestaltung der Reichsuniversität Straßburg zur geistigen deutschen Grenzmark gegen den romanischen Westen Zur Geschichte der Reichsuniversität Straßburg Widerstreitende Institutionen bei der inhaltlichen und personellen Ausrichtung der Reichsuniversität Straßburg - Die Beauftragung des Historikers Ernst Anrich Der Tenor der Eröffnungsfeier der Reichs-Universität Strassburg am 23. November 1941 Die Berufung der Geschichtswissenschaftler an die Reichsuniversität Straßburg 2. 1. 2. 2 2. 3 2. 4 3. 3. 1 3. 2 3. 3 3. 4 4. Skizzierung der beruflichen Viten der Straßburger Historiker Anrich, Franz, Heimpel und Löffler Ernst Anrich, Professor für Neuzeitliche Geschichte und kommissarischer Dekan der Philosophischen Fakultät Straßburg Günther Franz, Professor für frühneuzeitliche Geschichte und Erforschung des deutschen Volkskörpers Dr. habil. Hermann Löffler, SD-Historiker, wissenschaftlicher Assistent und außerplanmäßiger Professor in Straßburg Hermann Heimpel, Leiter des Historisch-Germanistischen Großseminars und Professor für mittelalterliche Geschichte 1 3 3 4 7 9 10 10 12 14 15 Darstellung der Themen der Lehrveranstaltungen der Historisch-Germanistischen Abteilung der Reichsuniversität Straßburg 1941 – 1944 16 5. Schluss 18 6. 6.1 6.2 Literaturverzeichnis Bibliographie der verwendeten Primärliteratur Bibliographie der verwendeten Sekundärliteratur I I II 1. Einleitung “Schuld muss benannt, muss weiterhin zutage gefördert werden, das ist gar keine Frage. Aber man sollte doch unterscheiden zwischen denen, die ihre Schuld verschwiegen oder gar geleugnet haben und denen, die sich zu ihrer Schuld bekannt haben. Ich war darum etwas erstaunt, gerade Hermann Heimpel im Eröffnungsvortrag gleich dreimal genannt zu finden,1 schreibt Arnold Esch als Reaktion auf den Eröffnungsvortrag2 von Johannes Fried auf dem Frankfurter Historikertag 1998. In den 50er Jahren war Hermann Heimpel neben Gerhard Ritter der wohl bekannteste deutsche Historiker. Im Sommer- und Wintersemester 1933 eröffnete er seine Vorlesungen mit "Vorreden", die 1934 gedruckt wurden, nach 1945 aber nicht mehr veröffentlicht wurden. Auf dem Historikertag in Frankfurt waren die wieder entdeckten "Vorreden" bzw. die Zitate, die Johannes Fried in seiner Eröffnungsrede aus ihnen brachte, die Sensation. In diesen Reden „Deutschlands Schicksal“ und „Deutschlands Mittelalter“3 einerseits oder am 14.November 1933 in einer Vorlesung über Deutsche Geschichte im Mittelalter4 war das Glaubensbekenntnis zu Hitler auch sehr deutlich mit seinem Hinweis auf die vorangegangene Reichstagswahl vom November 1933:“[Auch]wer nichts von deutscher Geschichte weiß […] eines weiß er: Die deutsche Geschichte ist eine Geschichte der Zerrissenheit. Und er weiß zweitens. In geheimer Wahl wählten alle Deutschen – denn den Rest zählt die Geschichte nicht mehr- Adolf Hitler zu ihrem Führer, zur Freiheit, zu einem neuen Deutschland, zu einem neuen Abendland.[…]Wir […]beugen uns heute dem Führer. Jetzt ist das Kämpfen an uns, die wir lehren“5.Und an anderem Ort feiert und legitimiert er das Dritte Reich unter Führung Adolf Hitlers u. a. mit dem Satz: “So wollen wir das Reich. Aber nicht das alte, sondern das Neue“6. Im September 1998 drängten sich auf dem Frankfurter Historikertag, bei der Eröffnungsrede von Fried hunderte Zuhörer in einen Saal, so dass in einem zweiten Hörsaal eine Videoübertragung arrangiert werden musste. Das enorme Interesse galt einer emotionsgeladenen Debatte darüber, dass innerhalb der eigenen Zunft die Mittäterschaft oder auch nur geistige Nähe vieler Historiker zum Dritten Reich einfach totgeschwiegen worden war. Über fünf Jahrzehnte nach dem Ende des Nationalsozialismus kam die Aufmerksamkeit für dieses Thema überraschend, da sich Medien wie Politiker zuletzt eher mit den Unrechtsfolgen der zweiten deutschen Diktatur und der Unterstützung der ostdeutschen Historiker für das SED-Regime beschäftigt hatten.7 Worum drehte sich diese Kontroverse, und wie berechtigt sind die von den Kritikern gerade gegenüber dem Straßburger Historiker Hermann Heimpel erhobenen Vorwürfe? Um darauf antworten -11 Esch, Arnold: Über Hermann Heimpel in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus; hsg. von Schulze,Winfried/ Oexle Otto Gerhard, Frankfurt am Main 2000, 4.Auflage S.159 2 Ulrich, Volker: “Späte Reue der Zunft“ in: “Die Zeit“ 17.09. 1998 3 Heimpel, Hermann: Deutschlands Mittelalter; Deutschlands Schicksal, Zwei Reden, Freiburg 1935, 4 Schulin, Ernst: Hermann Heimpel und die deutsche Geschichtsschreibung, Heidelberg 1998, S.33 f. 5 ebd. S. 33 6 Heimpel, Hermann: Deutschlands Mittelalter, a .a. O. S.34 7 zitiert nach: Aachener Zeitung vom 30.09.2000, 43.Historikertag 2000 in Aachen, Pressespiegel zu können, befasst sich die vorliegende Arbeit mit der neu eingerichteten Geschichtswissenschaft an der im Dritten Reich von Deutschland wieder übernommenen Universität Straßburg. Die deutsche Straßburger Universität war nach der Annexion der Provinzen Elsass und Lothringen vom Deutschen Kaiserreich 1872 erstmals gegründet worden. Sie wurde bis 1918 als reichsunmittelbare Universität direkt aus dem Reichshaushalt finanziert. Nach dem Ersten Weltkrieg war sie französische Hochschule. Mit dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes im Zweiten Weltkrieg vom 25.Juni 1940 zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich wurde Elsass-Lothringen unter deutsche Zivilverwaltung gestellt.8 Schon vom fünften Juli 1940 datiert ein Aktenvermerk im Reichserziehungsministerium, in dem Professor Maximilian de Crinis ermächtigt wird, den Wiederaufbau der medizinischen Fakultät in Straßburg zu leisten.9 Allerdings beauftragte auch das Reichssicherheitshauptamt(RSHA) der SS den Historiker Professor Ernst Anrich, die Wiederinbetriebnahme der Reichsuniversität Straßburg als „geistige Kampfstätte“10 vorzubereiten und auf den Weg zu bringen. Die neu geschaffene Straßburger Universität startete 1941 mit einer philosophischen, einer rechts- und staatswissenschaftlichen, einer naturwissenschaftlichen und einer medizinischen Fakultät.11 Am 22.November nahm Straßburg den Lehrbetrieb mit 100 deutschen Professoren12 und 879 Immatrikulierten13 auf. In Anrichs ursprünglicher Planung bildete die Philosophische Fakultät den Kern der nationalsozialistischen ModelluniVersität14. Die Disziplinen Geschichte und Germanistik standen bei ihm als Ideologieproduzenten15 im Vordergrund. Leiter des “Historisch-Germanistischen Groß-Seminars“16 wurde Professor Hermann Heimpel. Den Lehrkörper des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte bildeten die Professoren Ernst Anrich, Günter Franz und Hermann Heimpel17 und als einer von zwei wissenschaftlichen Assistenten der SD-Historiker Dr. habil Hermann Löffler.18 Mit der Beschreibung Ihrer veröffentlichten wissenschaftlichen Bücher im Dritten Reich einerseits und ihrer politischen Aktivität andererseits soll die Frage beantwortet werden, ob diese Geschichtswissenschaftler als Hitlers willige Historiker eingeschätzt werden können. Sowohl Professor Ernst Anrich als auch der wissenschaftliche Assistent Hermann Löffler handelten im Auftrag der SS. Allein dadurch dürfte sich schon ergeben, dass sie überzeugte Nationalsozialisten waren. Ob sich aber die Inhalte der zukünftigen Lehre und Forschung -28 Kettenacker, Lothar: Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß, Stuttgart 1973 Heiber, Helmut: Universität unterm Hakenkreuz Teil II, Band 1, München u. a. 1991, S.224 10 Kettenacker, Lothar: Ernst Anrich und die Reichsuniversität Straßburg in: Les Reichsuniversitäten de Strasbourg et de Poznan et les résistances universitaires 1941-1944; Baechler,Christian; Igersheim, François; Racine, Pierre, Strasbourg 2005, S. 89 11 Reichsuniversität Straßburg: Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Straßburg 1941 S. 11-S. 25 12 Heiber, Helmut a. a. O. S. 237 13 Lerchenmueller, Joachim: Die Geschichtswissenschaft in den Planungen des Sicherheitsdienstes der SS, Bonn 2001, S. 89 14 ebd. S. 115 15 ebd. S. 115 16 Reichsuniversität Straßburg: Personal- und Vorlesungsverzeichnis Winter-Semester 1942/43 und ff. , Strassburg 1942 , S. 26 f. 17 ebd. S. 26 9 18 Lerchenmueller, Joachim: a. a. O. ; darin als Untertitel: „Der SD-Historiker Hermann Löffler und seine Denkschrift Entwicklung und Aufgaben der Geschichtswissenschaft in Deutschland“ des Historischen Seminars an der neu geschaffenen Universität in besonderer Weise der Ideologie des Nationalsozialismus verantwortlich fühlten, muss untersucht werden. Welche wissenschaftlichen Ziele verfolgten die beiden anderen Geschichtsprofessoren Heimpel und Franz in der NS-Zeit? Warum ließen sie sich an die als Vorzeige- Universität geplante Hochschule Straßburg berufen? Folgenden weiteren Fragen soll deshalb nach- gegangen werden: War es ein beruflicher Aufstieg? War es ein Aufstieg im Sinne völkischen Denkens an die geplante „geistige Hochburg“ Straßburg zu wechseln und damit ihre Lehrmeinung wirkungsvoller im Sinne völkischen Denkens platzieren zu können? Ging es Ihnen vordergründig um besoldungsmäßige Verbesserungen? Die vorliegende Arbeit soll auch antworten auf die Frage, wie das berufliche Wirken dieser Wissenschaftler in der EntnazifizierungsPhase bewertet wurde? 2. Die Ausgestaltung der Reichsuniversität Straßburg zur geistigen deutschen Grenzmark gegen den romanischen Westen 2. 1. Zur Geschichte der Reichsuniversität Straßburg Mit dem Wintersemester 1941/42 wurde am 23.November 1941 die Reichsuniversität Straßburg als deutsche Universität wieder eröffnet.19 Offiziell war das Elsaß mit dem Waffenstillstand vom 25.Juni 1940 militärisch besetztes französisches Gebiet, faktisch wurde es aber nicht vom Militär verwaltet, sondern innerhalb kürzester Zeit einer deutschen Zivilverwaltung unterstellt, die das benachbarte Land Baden unter Leitung des Reichsstatthalters Robert Wagner mit einem großen Aufgebot badischer Beamter und Parteifunktionäre sicherstellte. Angestrebt war die Vereinigung Badens mit dem Elsaß, zum künftigen “Gau Oberrhein“ mit der Gauhauptstadt Straßburg20, ohne Lothringen. Den Interessensausgleich zwischen der deutschen Reichsverwaltung und den Reichs-Statthaltern hatte das Reichsinnenministerium als Zentralstelle zu leisten, da es im Führerstaat zu diesem Zeitpunkt keine Kabinettssitzungen21 mehr gab. Bei der Wiedererrichtung der Reichsuniversität Straßburg (Bibliothek, Inventar etc.) und der anschließenden Stellenbesetzung, und damit bei allen notwendigen Haushaltsfragen musste stets ein Interessensausgleich hergestellt werden zwischen dem Finanzministerium, dem Reichsstatthalter für das Elsaß, dem Reichserziehungsministerium(REM) und dem Reichssicherheitshauptamt(RSHA).22 In der Regel konnte sich bei Uneinigkeiten zwischen diesen Stellen, der Elsässer Reichsstatthalter, Gauleiter Robert Wagner direkt an Hitler wenden. Wagner war am neunten November 1923 mit ihm unterstellten Offiziersschülern am Marsch auf die Feldherrnhalle beteiligt gewesen und saß gemeinsam mit und ebenso wie Hitler auf der Festung Landsberg eine Strafe wegen Hochverrats ab.23 19 20 Reden und Ansprachen bei der Eröffnung der Reichsuniversität Strassburg am 23.November 1941 Kettenacker, Lothar: Nationalsozialistische Volkstumspolitik, a.a.O.S.141 f. ebd. S.59 f. 22 ebd.S.140 f. 23 ebd.. S.69 21 - 3 - 2. 2 Widerstreitende Institutionen bei der inhaltlichen und personellen Ausrichtung der Reichsuniversität Straßburg - Die Beauftragung des Historikers Ernst Anrich Der Hamburger Historiker und im Dritten Reich bekannte „Westforscher“ Professor Ernst Anrich wurde gleich von mehreren Stellen, auf die hier noch eingegangen werden wird, 1940 beauftragt, inhaltliche Grundsätze sowie die Personalauswahl für den Lehrkörper der wieder zu errichtenden Straßburger Universität zusammenzustellen. In seiner Person bündelten sich die Interessen unterschiedlichster wissenschaftlicher und politischer Provenienz und Absichten für die Aufgabenstellung der Straßburger Universität. Anrich selbst brachte eine der geplanten neuen inhaltlichen AufgabenStellungen aus seiner früheren Lehr- und Forschungsarbeit am Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande an der Universität Bonn mit. Dort hatte man sich seit 1920 mit den ostexpansiven Gebietsansprüchen des französischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg befasst. Frankreich hatte nach 1919, außer der Rückführung Elsass-Lothringens ins französische Staatsgebiet auch das Saarland, das zwar formal dem Völkerbund unterstellt war, eigenen wirtschaftlichen Interessen untergeordnet sowie die Entmilitarisierung des Rheinlandes durchgesetzt. Die Bonner Westforschung stand im unmittelbaren Zusammenhang mit separatistischen Bestrebungen in Westdeutschland einerseits und der französischen Forderung nach einer Annexion der linksrheinischen Territorien andererseits.24 Das Bonner Institut wurde zum Vorbild für die „Grenzraumforschung“25, gefördert aus Mitteln der Leipziger Stiftung für Volks- und Kulturbodenforschung und der Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften.26 Mit Dissertationen und Habilitationen, beispielsweise zum Thema: “Germanisches Volkserbe in Wallonien und Nordfrankreich“ sollte das Institut stichhaltige Begründungen für die NSAußenpolitik der 30er Jahre liefern. An diesem Bonner Historischen Institut begann Anrich seine wissenschaftliche Laufbahn, promovierte 1930 und habilitierte sich dort 1932. Die der SS unterstehende Volksdeutsche Mittelstelle beschäftigte sich „unauffällig mit Volkstumsfragen“.27 Sie hatte Prof. Anrich schon vor dem Kriegsbeginn gegen Frankreich mit der Leitung eines Arbeitsstabes betraut, der die vorliegenden Ergebnisse der Westforschung für den Gebrauch der Mittelstelle bereit zu halten hatte. Robert Ernst, Chef der Straßburger Zivilverwaltung und Wagner, 1940 zusätzlich zum Reichsstatthalter für das Elsass ernannt, befürworteten die Wiederinbetriebnahme einer deutschen Universität in Straßburg. Ernst war zuvor Leiter des „Bundes der Elsass-Lothringer im Reich“28, einer Exil-Organisation nach 1919. Als eine seiner Generalaufgaben hatte er an der geplanten Universitäts- Gründung mitzuwirken. Er nahm für sich die Idee in Anspruch, Prof. Anrich für diese Aufgabe gewonnen zu -424 Oberkrome, Willi: Volksgeschichte, Göttingen 1993 Schöttler, Peter: Von der rheinischen Landesgeschichte zur nazistischen Volksgeschichte oder die unhörbare Stimme des Blutes“ in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus“ hrsg. von Schulze, Winfried/Oexle, Otto Gerhard, Frankfurt am Main 2ooo, S.94 26 ebd. S. 94 27 ebd. S. 47 28 Kettenacker, Lothar a.a.O.S.30 25 haben. Hans Heinrich Lammers, Chef der Reichskanzlei Adolf Hitlers verlangte, Straßburg solle „eine Hochburg deutschen Geisteslebens gegen den romanischen Westen werden“ 29. Anrich, seit 1939 Professur für Geschichte an der Universität Hamburg, hatte rechtzeitig zum Kriegsbeginn gegen mit Frankreich die Schrift “Die Geschichte der deutschen Westgrenze“30 veröffentlicht. Anrich formulierte jetzt: „Straßburg soll zu einer von fremder Kultur unangreifbaren geistigen deutschen GrenzMark werden.“31 Ab Juli 1940 traten sich bei der Personalauswahl für Straßburg die Interessenten32, die sich um die Errichtung Straßburg zu kümmern hatten oder wollten, fast auf die Füße. Neben den zuvor Genannten war auch der Reichsdozentenführer Walter Schultze an der personellen Auswahl bei der neuen Universität zu beteiligen, da das Gutachterrecht bei Berufungen von Professoren beim Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund lag.33 Er ernannte Prof. Anrich zu seinem BevollMächtigten für die Universität Straßburg.34 Neben der SS-Führung konkurrierten außerdem die Fakultätsleitungen als auch die Hochschulabteilung des REM ebenfalls um den Einfluss auf die Straßburger Professorenauswahl.35 Alfred Rosenberg war verantwortlich für Personalauswahl an der ParteiHochschule und in der Parteikanzlei. Und Rudolf Heß hatte im September 1934 die Befugnis zugebilligt bekommen, bei der Besetzung aller Planstellen für höhere Beamte einschließlich der Professoren ein Kontrollrecht im Namen der Partei auszuüben36. Seine Hochschulkommission traf indes auf die Opposition der Spitzenbeamten des Reichserziehungsministers Bernhard Rusts, denen es schließlich gelang, die Einmischung in die Arkana der Personalpolitik zu blockieren.37 In den ureigensten AufgaBenbereich des Wissenschaftsministeriums regierten somit mehrere Parteidienststellen hinein. Hinzu kamen noch Reichsorganisationsleiter Robert Ley, der Führer der Hitlerjugend, Baldur von Schirach –529 Heiber, Helmut: Universität unterm Hakenkreuz, Teil II, München u.a.1992, S.233 Anrich, Ernst: Die Geschichte der deutschen Westgrenze, o. O. o. J.( Bonn,1939 der Verf.) 31 Anrich, Ernst: Universitäten als geistige Grenzfestungen, Stuttgart/Berlin, 1936, S.12 32 Heiber, Helmut: a. a. O.S.227 33 Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, a.a.O.S.829 f. 34 Kettenacker, Lothar: a.a.O.S.186 f. 35 Knopp, Guido: Die SS, 3. Aufl. München 2003, S.107 f. Die u. a. von Heinrich Himmler 1935 gegründete Forschungsgemeinschaft “Ahnenerbe e.V.“ stellte den Versuch dar, die gestiegene Bedeutung der SS innerhalb des NS-Regimes auch auf das geistige Leben auszuweiten. Nach Himmler Vorstellungen sollte das "Ahnenerbe" die Nationalsozialistisch -weltanschaulichen Grundsätze durch neue Untersuchungen wissenschaftlich fundieren. Dabei widmete sich die Organ30 nasition dem Studium der germanischen Vor- und Frühgeschichte und später auch wehrmedizinischen Forschungen. Allerdings erreichte das "Ahnenerbe" über die Kreise der SS hinaus keine größere Bedeutung für die deutsche Wissenschaft. 36 Rudolf Heß wurde 1894 geboren. Nach dem gescheiterten Hitler-Putsch saß er zusammen mit Hitler im Gefängnis und half ihm bei dem Buch "Mein Kampf". Seit 1933 war er SS-Obergruppenführer und der Stellvertreter des Führers und somit der drittmächtigste Mann im Reich. Seit 1938 war er Mitglied des Geheimen Kabinettsrates und seit 1939 war er Mitglied des Ministerrates(Vergl. Knopp, Guido : a.a.OS.27ff.) 37 Wehler, Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte a. a. O. S.830 und der Leiter der Prüfungsstelle für das amtliche Schrifttum der NSDAP, Philipp Bouhler.38 Wegen der unüberbrückbaren Gegensätze39 zwischen von Schirach und Anrich durfte Letzterer nicht Gründungsrektor der Universität werden. Anfang Januar 1941 wurde dadurch Prof. Karl Schmidt, bisheriger Direktor der Bonner Augenklinik, zum ersten Rektor der Straßburger Universität im Einvernehmen zwischen Anrich, dem Stab Hess, dem REM und dem SD-Hauptamt bestellt.40 In der Folgezeit eskalierte der Streit um die wirkliche Zuständigkeit für Straßburg zwischen dem REM einer seits, der Elsässer Zivilverwaltung unter Wagner, den Einrichtungen der SS und dem „visionären Schöpfer der Straßburger Universität“, Ernst Anrich41 andererseits. Durchsetzen konnte sich das REM, im Wesentlichen aus haushaltsrechtlichen Gründen, denn Planstellen für beamtetete Professoren der reichsunmittelbaren Hochschule konnten nur im Haushalt des Wissenschaftsministeriums veranschlagt werden Insgesamt wurde die neue Universität mit einem üppigen Personalschlüssel ausgestattet, 100 Professoren-Plan-Stellen wurden genehmigt, dazu die Assistenten- und Sachbearbeiterstellen. Eine vergleichbare Universität musste mit rund 70 Professorenstellen auskommen. Wegen der zeitlichen Knappheit einerseits, 1940 war Waffenstillstand und schon im Sommer 1941 sollte die Universität starten, und wegen der Konkurrenzsituation zu weiteren Neugründungen wie Posen oder gar Linz / Österreich andererseits, führte die Stellenbesetzung in Straßburg in manchen Studiengängen gar zu einer „Ausräuberung anderer Universitäten“42, wie einer Beschwerde von Kiels Universitätsrektor Ritterbusch zu entnehmen ist. Fest steht, dass finanzielle Zusagen und andere Gehaltseinstufungen mitverhandelt wurden und die Straßburger Wechsel zu “etwas mehr im Portemonnaie“43 führten. Die angesprochenen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Interessengruppierungen, die alle an den Berufungen zu beteiligen waren, sind in der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte der Reichsuniversität Straßburg ausführlich dargestellt. Auf die vielen ideologischen Fragen kann hier nur beispielhaft hingewiesen werden. Streit bei der Besetzung gab es beispielsweise um die Professur für Vor- und Frühgeschichte44. Oder die SS-Institution „Ahnenerbe“ verfolgte in der zukünftigen Aufgabenstellung der Medizinischen Fakultät an Reichsuniversität mit der Berufung des Ordinarius -638 Erdmann, Karl-Dietrich: Deutschland unter der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933 – 39; in: Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, Tb, Stuttgart 1976, 9.Auflage 1980, S.160 Vergl.: Durch die neue Hochschulverfassung vom April 1935 wurde die akademische Selbstverwaltung der Universitäten stark beschränkt und der Rektor als "Führer der Hochschule" bestimmt. Er war direkt dem im Mai 1934 gegründeten Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung unterstellt. Zugleich ernannte Reichswissenschaftsminister Bernhard Rust (1883-1945) die Leiter des National-Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) und des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes (NSDDB). Beide Organisationen forcierten die ideologische Beeinflussung der Universitäten und waren institutionell nicht der Hochschulverwaltung, sondern der NSDAP angegliedert. Damit wurde die akademische Freiheit von Wissenschaft und Forschung den politisch-ideologischen Vorgaben der Partei unterstellt. ebd. .S.160 f: 39 Vergl. die Ausführungen unter 2.1.1 zu Ernst Anrich 40 Heiber, Helmut: Universität unterm Hakenkreuz, Teil II, .a .a .O. S.229 41 ebd.S.237 42 Heiber, Helmut: a. a. O. S.242 ebd. S.243 44 ebd. S.248 43 SS-Hauptsturm-Führer August Hirt vollkommen eigene Pläne45 .Auch in der Ausgestaltung der Kernphysik gab es Differenzen um die so genannte „deutsche Physik“.46 2. 3 Der Tenor der Eröffnungsfeier der Reichs-Universität Strassburg am 23. November 1941 Die offiziellen Ansprachen zur feierlichen Eröffnung der Hochschule und die zu diesem Anlass erschienene Festschrift spiegeln einmal mehr die Umsetzung der geforderten geistigen Ausrichtung der neuen Universität. Insgesamt neun Redner traten am 23. November 1941 bei der Eröffnung der Universität ans Rednerpult. Neben Rust ergriffen Schultze, Gaustudenten-Führer Richard Scherberger, Oberstadtkommissar Ernst oder Rektor Walter Karl Schmidt das Wort. Die ideologischen Maßstäbe, die die NS-Hierarchie an die Universität anlegte, sollen beispielhaft die Ansprachen von Rust und Schultze wiedergeben.47 Rust nutzte seine Festrede zu einer intensiven Abrechnung mit Englands vorgeblichem Anspruch, Retter der freien Wissenschaft vor einer Vergewaltigung durch HitlerDeutschland zu sein, was einer auf einer wissenschaftlichen Tagung im September 194148 geäußert worden sei. Rust zitierte wörtlich eine Botschaft Churchills, in der es geheißen habe: “Eines der Ziele dieses Krieges ist das Recht des freien Gedankenaustausches aufrecht zu erhalten. Im Gegensatz zu der intellektuellen Finsternis, die sich über Deutschland breitet, ist die Freiheit, die die unsere Wissenschaftler genießen, für uns eine wertvolle Waffe. Die Überlegenheit in der Entwicklung der Wissenschaft ist ein lebenswichtiger Faktor der Siegesvorbereitungen. Die Anwesenheit so vieler Repräsentanten verschiedener Länder ist ein schlagender Beweis für den weltumspannenden Drang nach der Freiheit des Menschen, den die ganze Macht der Gestapo nicht ausrotten kann.“49 Dieses breite Dar stellung der Meinung des Kriegsgegners bot jedem Gast die Chance, seine eigene Einstellung zur NSWissenschaftsideologie kritisch zu überprüfen. Allen Professoren und Gäste wurde diese als Vorwurf dargestellte Meinung der Weltöffentlichkeit vorgehalten. Zumindest kann sich keiner der Anwesenden darauf berufen, in einem nationalsozialistisch beherrschten Gedankenturm eingesperrt gewesen zu sein. Es ist aus heutiger Sicht nur schwer nachzuvollziehen, dass Rust mit weiteren, aus der englischen Tagung zitierten Sätzen, Deutschland erst einmal an den Pranger und damit bloßstellte. Rust wörtlich: -7- 45 vergl. auch: Lang, Hans-Joachim: Die Namen der Nummern. Wie es gelang, die 86 Opfer eines NS-Verbrechens zu identifizieren. Hamburg 2004. Unter der Schirmherrschaft der Stiftung Ahnenerbe legte August Hirt ab 1943 eine „Schädel- und Skelettsammlung“ an. Von Heinrich Himmler dazu ermächtigt, ließ er im Konzentrationslager Auschwitz 115 Häftlinge aussuchen. Die Opfer wurden anthropometrisch vermessen und ihre persönlichen Daten festgehalten. Anschließend ließ er sie in der Gaskammer des KonzentrationsLagers Natzweiler-Struthof ermorden und präparierte ihre Skelette. 46 Kant, Horst: Betrachtungen zur Physik an der Reichsuniversität Straßburg 1942-1944 in. Baechler, Christian ; Igersheim, François; Racine, Pierre :Les Reichsuniversitäten…a.a.O.S.185f 47 Reden und Ansprachen bei der Eröffnung der Reichsuniversität Strassburg am 23.November 1941, Straßburg 1942, S. 7- S. 52 48 Rust berichtet von einer naturwissenschaftlichen Tagung vom 25.-28.09.1941 aus London, an der die Botschafter der USA, der UdSSR, Chinas und der Tschechischen Republik teilgenommen hatten. Vgl. „Reden und Ansprachen“ a.a.O.S.11 49 ebd. S. 11 „Im Nazi-Deutschland gibt es aber weder echte Wissenschaft, noch ihre wirkliche Freiheit.“50 Er setzte nunmehr den deutschen Standpunkt entgegen und bezichtigte den Engländer einer geistigen Borniertheit. Der Deutschen dagegen sei durch sein Schicksal und die Erziehungsarbeit des Führers ganz und gar sich selbst geworden sei.51 In Straßburg solle mit der Universität wieder eine Bastion deutschen Geistes errichtet werden. Rust verdeutlichte, dass nicht der Einzelne, sondern nur die Volksgemeinschaft zähle. „Durch die Kraft des Glaubens an Deutschland und an den Führer und durch eine Kameradschaft [ist die] aus Blut- und Schicksalsgefühl entstandene Volksgemeinschaft zu einem einzigen Schwert geworden“ 52 Er überreichte an Gauleiter Wagner als Eröffnungspräsent die Summe von einer Viertelmillion Reichsmark ohne Zweckbindung.53 Zum Vergleich: Das Jahreseinkommen eines Universitäts-Professors betrug damals durchschnittlich 10 000 Reichsmark.54 Schultze geißelte in seiner Ansprache erst einmal die Kriegsgegner „als bolschewistische Barbaren und dekadente Demokraten,“55 um dann zu erläutern, dass in Strassburg die nationalsozialistische Idee Adolf Hitlers verwirklicht werde. Alle Forscher und Lehrer dieser Hochschule seien eng zusammengeschlossen zu einer Kampfgemeinschaft. Zwei Zitate aus seiner Rede beantworten die in dieser Arbeit gestellte Frage, ob es sich bei der neu geschaffenen Universität um eine „Hochburg deutscher Geisteswissenschaft gegen den romanischen Westen“56 gehandelt habe. So führte Schultze aus: „Wenn ich von Kampfgemeinschaft spreche, so meine ich den Kampf gegen alle Zersplitterung der Kräfte, gegen alle liberale Vereinzelung der Denker, gegen alle bolschewistische Mechanisierung der geistigen Kräfte, gegen alle jüdische Aufspaltung und Verflachung des Wissens, kurz, gegen jegliche Beeinflussung durch eine uns artfremde Weltanschauung, […], den Kampf eben für die Einheit der Hochschule und Wissen- schaft, die aus der rassisch-völkischen Einheit des Deutschtums entspringt und sich der größeren Ganzheit des Reiches lebendig einfügt“57....Und an anderer Stelle in seiner Rede betonte er, dass das alles nur möglich sei „durch eine Neugeburt des deutschen Geistesgebäudes, in dem alle Wissenschaften ihren Platz haben, aus dem Glauben an den Führer und seine Sendung, aus der Kraft der nationalsozialistischen Idee und der aus ihr entspringenden Weltanschauung. Wir sind zutiefst überzeugt davon, dass nur die völlige Abkehr von den uns artfremden Ideen des internationalen Liberalismus und des jüdischen Denkens und der völlige Neubau der deutschen Gesamtwissenschaft auf der Grundlage der Weltanschauung Adolf Hitlers die Fortsetzung der wahren deutschen Tradition in die kommende Zeit hinein ist. Was undeutsch war in der Gedankenwelt unseres Volkes muss ausgemerzt werden; rein und klar soll wieder deutsches Wissen dem ganzen Volke bewusst und den kommenden -850 ebd. S. 12 ebd. S. 17 52 ebd. S. 22 53 ebd. S.23 56 Wehler, Hans Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, a.a.O.S.829 55 Reden und Ansprachen, a.a.O.S.27 56 ebd.S.27 57 ebd. S.30 51 Generationen überliefert werden. Das ist die Hauptaufgabe auch des deutschen Dozenten.“58 Wie Rust forderte er, ganz im Sinne der NS-Ideologie die Gemeinschaft höher zu stellen als sich selbst. Nach Schultzes Meinung habe die akademische Freiheit ihre Grenzen im wirklichen Sein des Volkes. Mit der hier geäußerten Ansicht war eine verpflichtende Weltanschauung und nicht die unabhängige Gelehrsamkeit oder Sachbezogenheit das entscheidende Merkmal der akademischen Gemeinschaft […]Es entsteht hier eine Universität auf traditionellem Grund, in der die nationalsozialistische Idee Adolf Hitlers verwirklicht wird.“59 so Schultze weiter. Diese Reden symbolisieren einmal mehr die Vertragsgrundlage des Lehrauftrages, den ein Professor, der in Straßburg unterrichten will, freiwillig übernommen hatte. 2. 4 Die Berufung der Geschichtswissenschaftler an die Reichsuniversität Straßburg Anrich, ordinierter Professor für Neuere und Neueste Geschichte mit einem Lehrstuhl an der Universität Hamburg war sich mit Gauleiter Wagner einig, dass der Kern der neuen Universität die Philosophische Fakultät bilden sollte60. Nach der Entscheidung der Reichskanzlei, dass die Personnalisierung der Universität durch das REM zu erfolgen habe, hatte Anrich allerdings keinen abschließenden Einfluss mehr auf die personelle Besetzung Straßburger Hochschule. Seine verschiedenen Beauftragungen als auch die kommissarische Ernennung zum Dekan der philosophischen Fakultät bedeuteten für ihn zumindest im Vorfeld größten Einfluss auf die Verteilung der Lehrstühle, zumindest in seiner Fakultät.61 Fünf Ordinariate hatte er vorgesehen und dafür auch die Zusagen der vier im Lehramt befindlichen Professoren Günther Franz, Hermann Heimpel, Walter Stach und Franz Petri. Franz für Geschichte des “deutschen Volkskörpers“, Heimpel für mittelalterliche Geschichte „unter dem Gesichtspunkt des Reiches, wie dieser Lehrstuhl gekennzeichnet wurde“62, Stach für historische Hilfswissenschaften und Petri mit dem Auftrag der Erforschung des germanischen Volkserbes in SüdOst-Frankreich und in der Schweiz. Anrich selbst wollte im Bereich Unterrichtung und Forschung in neuer und neuester Geschichte lehren.63 Die Wissenschaftler Franz und Heimpel waren beide schon seit einigen Jahren im Deutschen Reich ordinierte Lehrstuhlinhaber. Begnügen musste sich die Philosophische Fakultät beim Start im November 1941 mit drei Lehrstühlen. Petri trat die Stelle nicht an. Stach war vorerst als Honorarprofessor ohne Lehrstuhl und dem Seminar für Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters zugeordnet64. Er war auch in den weiteren Semestern schwerpunktmäßig für nur diesen Themenbereich zuständig, so dass auf sein Engagement im NS an dieser Stelle verzichtet wird. Hinzu kam als wissenschaftlicher Assistent mit Ziel einer Habilitierung Hermann Löffler. - 9 - 58 ebd. S.31 ebd. S. 29 60 Kettenacker, Lothar: Ernst Anrich und die Reichsuniversität Straßburg a. a. O. S. 91 61 ebd. S. 92 62 Schulin, Ernst: Hermann Heimpel und die deutsche Nationalgeschichtsschreibung, Heidelberg 1998, S. 38 63 ebd. S. 91 64 Universität Straßburg: Personal- und Vorlesungsverzeichnisse aller Semester 1941-1944, darin: Lehrkörper der Philosophischen Fakultät, z. B.WS 1942/43 S. 17 59 3. Skizzierung der beruflichen Viten der Straßburger Historiker Anrich, Franz, Heimpel und Löffler Zur Sicherung einer fundierten Antwort auf die Frage, ob die Lehrstuhlinhaber des Straßburger Historischen Seminars als „Hitlers willige Historiker“ eingestuft werden können, oder aber ob sie wie bei Teilen ihrer damaligen Kollegen eher dem deutsch-nationalen, revanchistischen Denken unter dem Eindruck von 1918 und dem Vertrag von Versailles, verbunden mit einer Ablehnung oder Reserve gegenüber der Weimarer Republik verbunden waren, sollen ihre beruflichen Viten umrissen und ihre veröffentlichten wissenschaftlichen Publikationen im Dritten Reich vorgestellt werden. 3. 1. Ernst Anrich, Professor für Neuzeitliche Geschichte und kommissarischer Dekan der Philosophischen Fakultät Straßburg Anrich hatte eine besondere Affinität zu Straßburg. Er wurde am 09.August 1906 in Strassburg als Sohn des Theologen und Rektors der Reichsuniversität Straßburg in der Zeit vor Weimar, Gustav Adolf Anrich geboren. Er besuchte ab 1915 dort das Gymnasium.65 Seit 1928 war Anrich Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund und wurde1930/31 in dessen Reichsleitung Schulungsleiter.1930 trat er in die NSDAP ein. 1930 erarbeitete er ein detailliertes Reformprogramm für den NSDStB, dessen wesentlichster Inhalt die Gründung einer NS-Studentenschaft war, die von der NSDAP unabhängig sein sollte. Im tiefsten war seine Denkschrift aber auch gegen die Person Baldur von Schirachs gerichtet, dem damaligen Führer des NSDStB. Dieser wusste über die hochschulpolitische Tätigkeit seines Bundes ungenügend Bescheid, hatte allerdings das Vertrauen Hitlers.66 Die Rebellion Anrichs gipfelte in einem Brief von 24 Hochschul-Gruppenführern an Hitler, in dem sie Schirachs Absetzung forderten. Gregor Strasser unterstützte die Funktionäre um Anrich. Auf einer Führerringsitzung des NSDStB nahm Hitler energisch Stellung gegen die Meuterer: Man habe keine Zeit „völkische Generalstabsoffiziere“ heranzubilden, sondern weltanschauliche Kämpfer. 67 Hitler stellte sich rückhaltlos vor Schirach. Anrich und etliche andere wurden aus der Partei ausgeschlossen. Wiedereintrittsgesuche Anrichs scheiterten nach 1933 stets an Schirachs Veto. In Bonn habilitierte sich Anrich 1932 und erhielt dort 1938 eine a. o. Professor, 1939 die apl. Professor und 1940 eine Professur in Hamburg am Historischen Institut.68 Seine wesentlichen Bücher sind „Die Geschichte der deutschen Westgrenze“;( 1938,² 1942), „Deutsche Geschichte 1918-1939“ (1940) und die Schrift des Hamburger Instituts für Außenpolitische Forschung „Die Bedrohung Europas durch Frankreich-300 Jahre Hegemoniestreben aus Anmassung und Angst“(1940) Unabhängig davon, dass die Dichte der Herausgabe dieser Werke auf einen großen Fleiß schließen lässt, zeichnen sich alle Bücher, so auch „Die Geschichte der deutschen Westgrenze“ durch eine fundierte, aber sehr einseitige Quellenarbeit - 10 65 Hohls, Rüdiger; Jarausch Konrad H.: Versäumte Fragen - Deutsche Historiker im Schatten des National – Sozialismus, Stuttgart-München 2000, S. 442 66 Vgl.: Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund., Studenten und Nationalsozialismus in der Weimarer Republik , 2. Bde. Düsseldorf 1973 67 vergl. ebd. a. a O. 68 Deutsche Biographische Enzyklopädie(DBE) a. a. O. S. 182 aus, insbesondere auch französischer Quellen. Allen drei Büchern ist immanent, dass sie von einem nationalsozialistischen Standpunkt aus geschrieben wurden. So definiert Anrich eindeutig das Nationale als Volksgemeinschaft und das Völkische ist für ihn der Nationalsozialismus. Die Eigenbedeutung des Menschen, nach seiner Darstellung entstanden in der Reformation und im Rationalismus bis ins Extrem gesteigert, lehnt er ab. Im Vordergrund habe stets die Gemeinschaft zu stehen. Seine Texte zur aktuellen Politik des nationalsozialistischen Staates der 30er Jahre untermauern vorbehaltlos die Außenpolitik Hitlers und begrüßen nicht nur die Annexion Österreichs, sondern fordern den Krieg gegen Frankreich und die östlichen Nachbarstaaten. Das Tun des „Führers“ wird bedingungslos für gut geheißen. Anrich: „…Alles geschichtliche Geschehen hat innere Mittelpunkte. Wer die Tiefe der deutschen Bedrohung und Leistung 1918-1939 erfassen will, muss zuvor die Grundlage kennen, die seit 1525 gestellt und nicht erfüllt war.“69 Anrich rekurriert damit auf Martin Luther und damit auf die innere Zersetzung der deutschen mittelalterlichen Epoche durch das Zu Ende gehen der gebundenen Weltanschauung. Er verknüpft damit eine für Deutschland und Europa offen gebliebene Frage: Die Frage der Bedeutung des Einzelnen, des Natürlichen und der Neuordnung des Einzelnen in eine neue natürliche Ganzheit. In seinen philosophischen Betrachtungen erläutert er dem Leser, dass die Reformation trotz aller völkischen Antriebskräfte während des Bauernkrieges einen vom völkischen Gedanken völlig losgelösten Staatsgedanken, den des Obrigkeitsstaates unterlaufen habe und somit zugleich die Zerset-zung des deutschen Volkes und Staates im Territorialismus [gefördert] habe.70 Ebenso wie Heimpel ordnet er die Reformation und die Bauernkriege als Revolution ein. Von Interesse wäre sicherlich ein Vergleich mit der Auffassung von Geschichtswissenschaftlern der früheren DDR, die diesen Zeitraum als frühbürgerliche Revolution im Rahmen der marxistischen Geschichtswissenschaft einordnen.71 Auch der Rationalismus wird von ihm kritisiert, er habe den Menschen als reines Verstandeswesen gesehen, alle biologischen Bindungen aufgelöst und der Staat erscheine nur noch als Selbstzweck. “Erst der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 bringt das Wunder, die Einheit des Volkes. Aber dieses Wunder vermag sich nur im Feldheer zu konkretisieren, der Geist der Nation in allen Schichten ist nicht imstande, die so nahe liegende Grunderkenntnis aus dem Erlebnis des August 1914 zu ziehen.“72 Trotz der Heereskameradschaft sei nicht die wahre Volksgemeinschaft entstanden, sei der Nationalis- Mus nicht als Sozialismus erkannt worden. Anrich ist eindeutig als bekennender National- Sozialist einzuordnen und damit beantwortet sich auch die für diese Analyse gestellte Frage. Auf ihn trifft das Prädikat „Hitlers williger Historiker“ ohne EinSchränkung zu. Trotz erfolgter persönlicher Demütigungen wie der Verweigerung der WiederAufnahme in die die NSDAP, die Nichtberufung zum Gründungsrektor als auch die Nichtbestätigung - 1169 Anrich, Ernst: Deutsche Geschichte 1918-1939,Die Geschichte einer Zeitenwende, Leipzig und Berlin 1940 , S. 2 70 ebd. S. 3 71 Vergl. Die dritte Periode der frühbürgerlichen Revolution. Der große deutsche Bauernkrieg 1524-26 in: Deutsche Geschichte in drei Bänden, Bd.1, hsg. Autorenkollektiv, Berlin 1967, S. 521 72 ebd. S. 3 als Dekan der philosophischen Fakultät, ließ sein Engagement für die nationalsozialistische Bewegung an keiner Stelle nach. Noch im März 1945 nahm er die Prüfung des ehemaligen Straßburgers Studenten Rolf Krimse in der SD-Dienststelle Markkleeberg gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Franz zum Doktor ab.73 Das REM war nicht gewillt gewesen, den Historiker ohne ParteiMitgliedschaft als Dekan trotz eines mittlerweile zehnjährigen Engagements, trotz Tätigkeiten für SS und OKW der Philosophischen Fakultät zu bestätigen. Weder Himmler noch Heydrich hatten die Macht, Baldur von Schirach umzustimmen. Als Bedingung einer Zustimmung verlangte jener einen Fronteinsatz Anrichs.74 Anrich legte daraufhin 1943 das Dekanat nieder und diente bis Herbst 1944 bei der Wehrmacht 75.1945 wurde er vom REM für Sonder-Einsätze des Reichssicherheitshaupt- Amtes beurlaubt.76 3. 2 Günther Franz, Professor für frühneuzeitliche Geschichte und Erforschung des deutschen Volkskörpers Günther Franz (*23.05.1902) in Hamburg; befasste sich als Historiker hauptsächlich mit dem Bereich der Agrargeschichte und der Geschichte des Deutschen Bauernkrieges. Er promovierte mit 23 Jahren 1925 in Göttingen und habilitierte sich im Mai 1930 in Marburg bei Wilhelm Mommsen. Franz war bekennender Nationalsozialist und ab 1933 Mitglied von NSDAP und SA.1935 wurde er auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte in Heidelberg berufen. 1937 wurde er SS-Rotten-Führers am Rasse- und Siedlungshauptamt der SS; danach Beförderung zum SS-Untersturmführer und Erhalt einer zentralen Rolle im NS-Hauptamt.1937 Wechsel zur Uni in Jena, von 1941 bis 1945 Professor an der Reichsuniversität Straßburg.77 Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges erreichte er noch den Rang eines Hauptsturmführers. Sein Wahlaufruf zugunsten Adolf Hitlers im März 1933, seine Aktivitäten zur Gleichschaltung der Geschichtswissenschaften, der persönliche Einsatz gegen jüdische Historiker, seine Mitarbeit im Sicherheitsdienst der SS, dem SD und seine Aktivitäten im Amt VII des RSHA sind allerdings bis zum Ende der 1990er Jahre im Detail im Verborgenen geblieben.78 Und nur in Kenntnis dieser Aktivitäten sollte man auch die wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Historikers Franz lesen, fordert Wolfgang Behringer.79 Franz sorgte 1934 dafür, dass die Historische Zeitschrift (HZ) einen neuen Herausgeber bekam. In der Universität Jena, einem Zentrum der Nationalsozialistischen Rassenforschung, veröffentlichte Franz die beiden Bände „Deutsches Bauerntum“, und das „Ahnenerbe“ erschienen in der Reihe “Germanenrechte, Neue Folge der SS-Forschungs- und Lehrgemeinschaft, der Franz angehörte. Herausgeber der Reihe war Karl August Eckhardt, der sich im SSBlatt „Das Schwarze Korps“ 1935 ausdrücklich zu dem nordischen Leitgedanken der Ausmerzung der - 12 73 Lerchenmueller, Joachim: a. a. O. S. 126 f. 74 Kettenacker, Lothar in Les Reichsuniversitäten…a.a.O.S.93 75 Lerchenmueller, Joachim: Die Geschichtswissenschaft…a.a.O.S.123 76 DBE ebd. S. 182 77 DBE, a. a. O. S. 470 Behringer, Wolfgang: Bauern- Franz und Rassen- Günther in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, hsg. von Schulze, Winfried / Oexle, Otto Gerhard a. a. O. S. 114 79 ebd. S. 115 78 Entarteten bekannte.80 Im April 1939 wurde die Überweisung Franz’ zum persönlichen Stab des Reichsführer SS beantragt und durch SS-Ober-Sturmführer Hermann Löffler befürwortet. Franz sollte in der so genannten Gegner-Forschung eingesetzt werden.81 Im September 1941 erhielt Franz durch Anrich, den Behringer fälschlicherweise als „Gründungsrektor der Reichsuniversität Straßburg“82 beschreibt, den Ruf auf einen für ihn maßgeschneiderten Lehrstuhl für Geschichte der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges und insbesondere zur Erforschung des deutschen Volkskörpers. Parallel zu seinem Lehrauftrag an der Universität engagierte sich Franz im RSHA. Dort arbeitete er an einer „Lösung der Judenfrage mit“83. In Straßburg lehrte Franz bis zum 23.November 1944. Exakt drei Jahre nach Eröffnung der Universität flohen SS-Hauptsturmführer Franz und Volkssturm-KompanieFührer Heimpel über den Rhein. Franz arbeitete sofort weiter in Berlin in der SS-Zentrale. Das REM genehmigte am 12.Februar einen Antrag der Sicherheitspolizei und des SD auf Beurlaubung der Professoren Franz und Anrich unter Fortzahlung der Bezüge für Sonderaufträge des RSHA.84 Von den zahlreichen Werken, die der Historiker Franz veröffentlichte, sollen hier die Bücher: „Germanenrechte Neue Folge, Deutsches Bauerntum; I Mittelalter“, Weimar 1940 und „Germanenrechte Neue Folge; Deutsches Bauerntum; II Neuzeit“, Weimar 1939 exemplarisch vorgestellt werden. Dem Impressum der beiden Bücher ist zu entnehmen, dass Franz zugleich Leiter des Arbeitskreises für Bauern- und Agrar-Geschichte beim „Ahnenerbe“ war. Die untersuchten Bücher sind im Wesentlichen eine Quellen-Sammlung, wobei der Verfasser als seine Intention benennt, ein Lesebuch zu veröffentlichen, das „jedem, der sich über das deutsche Bauerntum und seine Geschichte unterrichten will, den Zugang zu den Quellen ermöglicht.“85 Besondere Aufmerksamkeit schenkt er nach seinen Worten den volksdeutschen Gebieten jenseits der „heutigen Reichsgrenzen“ 86, wodurch Quellen aus Siebenbürgen oder aus dem Elsaß ebenso aufgeführt werden wie aus den östlichen Siedlungsgebieten, allerdings ohne näheren Kommentar. Bei aller wissenschaftlichen Korrektheit der zusammengestellten Quellen, räumt der Verfasser ausdrücklich ein, sei die Auswahl willkürlich und von den persönlichen Neigungen des Herausgebers abhängig.87 Darunter fallen auch Quellen, die einen gesetzlich logischen Weg zum Reichserbhofgesetz vom 29.September 1933 nachweisen sollen oder Quellen wie im Band II, die die „Ausschlachtung“ (Vernichtung) von nahezu 400 deutschen Bauernhöfen durch jüdische Händler allein für Hessen nachweisen sollen.88 Besonders deutlich wird die Willkür unwissenschaftlicher Arbeit an der unkommentierten Aneinanderreihung nachstehender Quellenbeispiele: „Quelle Nr.105 von 1890, Hessen: Theodor Fritsch. Flugblatt der Deutschsozialen Partei über die jüdische Güter- 1380 ebd. S. 118 ebd. S. 121 82 ebd. S. 120 83 ebd. S. 122 84 ebd. S. 125 f. 81 85 Franz, Günther: Deutsches Bauerntum I. Mittelalter, Weimar 1940, S.XIII ebd. Ouelle 32, S. 63 f. 87 ebd. S. XIII, dem entspricht auch die Quellenauswahl, die sich geradezu für Quellensammlungen im Sinne der nationalsozialistischen Geschichtsschreibung für Schulbücher anbot. Quellen 1 -110 88 Franz, Günther: Germanenrechte Neue Folge, Deutsches Bauerntum II Neuzeit, Weimar 1939 S.289 f 86 Schlächterei in Hessen. Dieser Pflug wär’ nicht so schwer, wenn Aron, Jonas, Hirsch nicht wär’.“ Oder „Wie der Jude im Hessenlande arbeitet, zeigt Euch die nachfolgende Liste, die Euch einen kleinen Teil der jüdischen Güter- Ausschlächter und der von Haus und Hof gejagten hessischen Bauern aufzählt.“89 Es folgt die Liste mit dem Hinweis: „Dies ist nur ein geringer Teil des von den Juden im Hessenlande angerichteten Unglücks, denn im Kreis Gelnhausen allein sind […] nahezu 400 Bauerngüter von Juden ausgeschlachtet worden“90 Die beiden untersuchten Werke von Germanenrechte, Deutsches Bauerntum I und II, wurden von Heinrich Himmler als Reichsführer der SS mit einem Geleitwort91 versehen. Franz nennt seine Zuarbeiter und Mitautoren „Volksgenossen“. Auffällig ist ebenfalls, dass für das 20.Jahrhundert nur drei Quellen aufgeführt sind, die sich beschränken auf den Nachdruck einer parteiamtlichen Kundgebung Adolf Hitlers sowie auf zwei Quellen zum Erbhofrecht. Es werden aber keinerlei weitere politischen Äußerungen anderer Parteien aus den ersten 30 Jahren des 20.Jahrhunderts mit veröffentlicht. Damit kann auch für diesen Historiker nachgezeichnet werden, dass er als bekennender Nationalsozialist und Hitlers williger Helfer den Lehrstuhl an der geistigen Grenzmark Universität Straßburg übernommen hatte. 3. 3 Dr. habil. Hermann Löffler, SD-Historiker, wissenschaftlicher Assistent und außerplanmäßiger Professor in Straßburg Zum Lehrkörper am Straßburger Historisch-Germanistischen Großseminar gehörte auch der Wissenschaftliche Assistent Dr. habil Hermann Löffler. Sein Wirken in Straßburg ist nur für eine kurze Zeit nachweisbar. Löffler wurde am 13.02.1908 in Ottweiler geboren. 1932 schloss er ein Magister-Studium in Frankfurt am Main ab.1928 trat er der NSDAP und 1932 der SA bei. Löffler unterrichtete ab 1935 an einer katholischen Frauenoberschule im Saarland; erlebte die Saar-Abstimmung und trat im April 1935 der SS bei. Schnell wurde er Schulungs-Leiter und 1936 Referent im Rassenamt II im RSHA.92 Ab 1942 arbeitete der habilitierte Historiker als wissenschaftlicher Assistent am Historischen Seminar in Straßburg. Zugeordnet war er dem Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte.93 Seine erste zweistündige Vorlesung als Dozent hielt er 1943 zum Thema „Geschichte des brandenburg-preußischen Staates von den Anfängen bis zum Tode des Großen Kurfürsten“. Darüber hinaus leitete er eine zweistündige Übung zur Vorgeschichte des deutsch-französischen Krieges.94 In den Semestern danach ist er aufgeführt, als „sich im Feld befindend“.95 Weiteren Aufschluss darüber gibt Lerchenmueller,96 der die Personalakten Löfflers auswerten konnte und berichtet, dass Löffler nach seiner Straßburger Zeit hauptamtlich beim SD weiter beschäftigt wurde, aber noch im Dritten Reich 1945 zum außerplanmäßigen Straßburger Professor ernannt wurde. Noch am sechsten März 1945 traf er sich gemeinsam mit den Straßburger Kollegen Anrich und Franz in der Wannsee-Villa des SD in - 14 89 ebd. S. 299 f. ebd. S. 300- 303 91 ebd. ohne Seitenzahl, Innenseite vorne 90 92 Lerchenmueller, Joachim: Die Geschichtswissenschaften… a. a. O.S.53 f. 93 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, a. a. O. Sommer-Semester 1942 S.25 94 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, a. a. O. Sommer-Semester1943, S. 95 96 alle Personal- und Vorlesungsverzeichnisse, a. a. O. 1941 -1944 Lerchenmueller, Joachim: Die Geschichtswissenschaft in den Planungen …a. a. O. S. 125 Berlin für Planungen zum totalen Kriegseinsatz der deutschen Geisteswissenschaften zur Unterstützung der deutschen Kriegsführung.97 3. 4 Hermann Heimpel, Leiter des Historisch-Germanistischen Großseminars und Professor für mittelalterliche Geschichte Die bisher vorgestellten und analysierten Wissenschaftler des Historischen Institutes der Straßburger Universität waren alle mehr oder minder im Auftrag der SS tätig oder standen ganz in ihrem Dienst. Dies trifft allerdings auf den vierten, von Ernst Anrich für die wiedergegründete Universität in Straßburg gewonnenen Kollegen, den Professor für Mediävistik, Hermann Heimpel, ausdrücklich nicht zu. Hermann Heimpel, geboren 19.01.1901 in München, studierte in München Geschichtswissenschaft bei Professor Siegmund Hellmann, der ihn prägte98.Heimpel promovierte dort mit 23 Jahren und drei Jahre später habilitierte er sich an dieser Universität. Weitere drei Jahre später wurde er auf einen Lehrstuhl an dieser Hochschule berufen.1934 nahm er einen Ruf nach Leipzig an. Der dortige jüdische Wissenschaftler, Siegmund Hellmann, sein erster Lehrer an der Münchener Universität, war durch die Willkür der NS-Gesetzgebung entlassen worden.99Heimpel hatte schon als Jugend licher Kontakte zu nationalkonservativen Kreisen, kämpfte kurzzeitig in einer Freiwilligen-Batterie in München während der Auseinandersetzungen um die Auflösung der Münchener Räterepublik mit. Die Batterie, dem FreiCorps Epp unterstellt, machte auch den Marsch auf Landsberg mit.100 Heimpel nahm 1941 den Ruf an die Reichsuniversität Straßburg an. Die Chance, im Elsaß Geschichte des Mittelalters betreiben zu dürfen, bezeichnete Heimpel als ein Geschenk des Himmels.101Für eine Berufung nach Straßburg war aus dem Elitegedanken für diese Universität heraus zwar einerseits eine herausragende fachliche Qualität gefordert102, aber andererseits mussten sich die Gelehrten seit Jahren „bewusst und freudig, willig und einsatzbereit mit ihrer Persönlichkeit, ihrer Wissenschaft und ihrem Wollen […]unter die Weltanschauung des Nationalsozialismus gestellt haben.“103 Heimpel wusste somit um das Politikum seines Lehrauftrages, den er freiwillig annahm. Die von Heimpel veröffentlichten Freiburger Universitätsreden „Deutschlands Mittelalter; Deutschlands Schicksal“104 und sein Buch „Deutsches Mittelalter“105, Ostern 1941 veröffentlicht, sollen hier Gegenstand einer weiteren analytischen AuseinanderSetzung mit dem Denken Heimpels sein. Zusammenfassend für seine drei Texte ist festzustellen, dass er den nationalsozialistischen Staat in seiner diktatorischen und völkischen Struktur adaptiert hatte. So schrieb er „…der politische Wille nimmt vom Klang des mittelalterlichen Reiches eben das auf, was der Gegenwart Reich sein soll: Einheit, Herrschaft des Führers, reine Staatlichkeit nach innen und - 15 97 Behringer, Wolfgang in: Bauern-Franz und Rassen-Günther, a .a. O. S.128 Vgl. NDB, a. a. O. Heimpel, Hermann 99 Bookmann, Hartmut: Der Historiker Hermann Heimpel, Göttingen 1990 S.16 100 Heimpel, Hermann: Die halbe Violine, Wiesbaden 1958 S. 288 f. 101 Wolf, Ursula : Litteris et Patriae, a. a .O. S.250 102 vgl. Heiber, Helmut:[…]hat doch das Regime aufgeboten, was es als seine Elite verstand“ in: Universität unterm Hakenkreuz ,Teil II Die Kapitulation der Hohen Schulen,Bd.1 München u.a. 1992, S.225 103 Wolf, Ursula: Litteris et Patriae, a. a. O. S. 250 104 Heimpel, Hermann: Deutschlands Mittelalter; Deutschlands Schicksal, Freiburg 1935² 105 Heimpel, Hermann: Deutsches Mittelalter , Leipzig 1941 98 abendländische Sendung nach außen“.106 So eindeutig Heimpels Herkunft und frühe Prägungen, seine Sympathien, sein Engagement von 1933 bis 1941 auch zu sein scheinen, so schwer ist es doch, sein Engagement im Nationalsozialismus aus diesen Texten insgesamt beurteilen zu wollen. Rasse, Führerund Germanentum treten trotz diverser Einzelformulierungen nicht dominierend in seinen Texten zutage. Dennoch, Textpassagen wie diejenige, in der Heimpel die Staatsform eines Reiches als die alleinige, dem inneren Wesen des deutschen Volks adäquate Form ansieht, müssen schon sehr sorgfältig analysiert werden. So begründet er, warum die Staatsform eines Reiches und eben nicht einer Republik dem Wesen des deutschen Volkes gemäß sei: „Dann ist aber auch der Satz selbst, dass das Reich vom Willen her bestimmt sei, wiederum geschichtlich begründbar. „Reich“ bezeichnet uns nicht nur etwas Größeres als der Staat, ist uns aber auch mehr als die Expansion von „Werten“ nach außen, sondern geht auf die denkbar höchste, weil mit dem inneren Wesen des Volkes übereinstimmende und ihn förderliche Form unseres Seins( …] zurück.“107 Und weiter führt er aus, die geschichtlichen, unsere Vorstellungen mitbestimmenden Reichsinhalte[…]sind nicht Inhalte des Dritten Reiches. Wir glauben[…], da uns das Volk die große übergreifende Einheit des Gottgeordneten irdischen Daseins ist, müssen wir unseren Reichsbegriff vom Volk her und zum Volk hin bilden. Wenn wir aber dem Volk den zivilisatorischen Ehrgeiz nehmen, halten wir um so leidenschaftlicher fest an seinem inneren Vollendungsanspruch, und wenn man so will, universalistisch an einer Sendung für die Welt, einer Sendung, welche in der Verantwortlichkeit für die europäische Ordnung gegeben ist[…]Das Reich ist die Form des Volkes. Die Form, nicht eine Form. Das Reich ist die feste Form des Volkes.108 Dies erlaubt dann aber doch die Auslegung, dass er dem Dritten Reich die Legitimation gibt, unter Weglassung der Zivilisation eine europäische Ordnung zu schaffen. Und da 1941 schon zwei Jahre der Krieg tobte, heißt dies schlicht und einfach mit den Mitteln des Krieges eine neue Ordnung zu schaffen .Und wer Heimpel so versteht, kann auch nach vollziehen, was ihm den Ruf nach Strassburg einbrachte, auch ohne Mitglied der Partei zu sein. Ein weiteres Zitat soll diese Meinung noch untermauern. So muss man das zitierte Buch “Deutsches Mittelalter“ bis zum Ende lesen, um auf Seite 207 folgende Textpassage zu finden: Wie frei und glücklich ruht unser Blick auf dem Ersten Reiche der Deutschen. Nicht ihm erborgt, sondern neu beschworen ist die Kraft, aus der Adolf Hitler den Deutschen ihr Reich erhöhte. […]Österreich fand heim – die Krone der Könige wird im Großen Deutschen Reich gehütet. Die “neueren“ Zeiten des geschwächten Deutschlands sind vorüber.“109 4. Darstellung der Themen der Lehrveranstaltungen der Historisch-Germanistischen Abteilung der Reichsuniversität Straßburg 1941 - 1944 Die Veranstaltungen im Eröffnungssemester 1941/42 von Heimpel (Geschichte der deutschen - 16 - 106 Heimpel, Deutschlands Mittelalter, a. a. O. S. 6 ebd. S.53 108 ebd. S. 53 f. 109 ebd .S .207 107 Kaiserzeit) Franz (Deutsche Geschichte im Überblick) und Anrich (Geschichte der erneuten deutschen Reichswerdung I. Teil, 1789- 1849) weichen nicht ab von üblichen Lehrveranstaltungen.110 Im Sommer-Semester 1942 werden als Themen angeboten: Das erste Reich in Gestalte seiner Könige; Geschichte Deutschlands im späteren Mittelalter(beide Heimpel); Geschichte der Reformationszeit (Franz) und Geschichte der erneuten deutschen Reichswerdung(Anrich).Im Bereich der Übungen sind hervorzuheben die Veranstaltungen: „Die Bedeutung des Elsasses für die Entwicklung des deutschen National-Gefühls“ (Franz) und die „Übungen zur Geistesgeschichte der erneuten deutschen ReichsWerdung: Der Kampf des klassischen und des romantischen Bildungsideals bei der Gründung der Universität Berlin 1810“ (Anrich).111 Im Wintersemester 1942/43 werden angeboten „Geschichte der germanischen Völker und Reiche bis zum Tode Karls des Großen“ (Heimpel); Allgemeine Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des 30-jährigen Krieges(Franz); Geschichte der erneuten deutschen Reichswerdung III. Teil, (Anrich).112 Das Sommersemester 1943, in dem Anrich nicht mehr als Dekan im Vorlesungsverzeichnis geführt wird, sondern der Kunstgeschichtler Professor Hubert Schrade113 beschäftigte sich unter anderem mit Vorgeschichte und Geschichte der deutschen ReichsGrenzen; Teil I –1000, (Anrich); Der Staat des Mittelalters -Vergleichende Verfassungsgeschichte, (Heimpel); Geschichte des brandenburg-preußischen Staates […] (Löffler); Das Zeitalter des Absoluttismus(Franz) und die Entstehung des Ersten Welt-Krieges (Anrich).114 Im Wintersemester 1943/ 44 wurde unter anderem angeboten „Die Geschichte der Deutschen Kaiserzeit 919- 1250“ (Heimpel), „Vom burgundischen Staat zum habsburgischen Weltreich“(Heimpel); „Deutsche Geschichte von 1815- 1871“ (Franz).115 Professor Anrich und Dozent Löffler werden im Vorlesungsverzeichnis als z. Zt. im Feld aufgeführt.116 Und im letzten Sommersemester 1944 stehen „Wirtschaftsgeschichte von der Frühzeit bis ins 19.Jahrhundert“; „Deutsche Geschichte im 15.Jahrhundert“ (beide Heimpel), „Deutschland und Frankreich im Wandel der Jahrhunderte“ und „Deutsche Geschichte 1871- 1918“ (beide Franz) den Studierenden zur Auswahl.117 Im Personalver-zeichnis werden Dozent Hermann Löffler und Professor Anrich als z. Zt. im Feld aufgelistet. In der Summe lässt sich aus den wiedergegebenen Themen der Übungen und Vorlesungen, was ihre abgedruckte Themenstellung angeht, keine reine nationalsozialistische Ausrichtung erkennen. - 17 - 110 Universität Straßburg: Personal- und Vorlesungsverzeichnis Winter –Semester 1941/42, Straßburg 1941, S. 16 111 ebd. Sommersemester 1942, a. a. O. S. 41 112 ebd. Winter-Semester 1942/43 , a. a. O. S. 43 f. 113 ebd. Sommer-Semester 1943,a. a. O. S. 18 114 ebd. S. 47f. 115 ebd. Winter-Semester 1943/44 a. a. O. S. 48 116 ebd. S. 18 117 ebd. Sommer-Semester 1944, a. a. O. S. 48 5. Schluss Auch ohne Zustimmung zur Rassenlehre oder zu nordisch-germanischen Ideen sind die deutschen Historiker in der großen Mehrheit wegen ihrer nationalen Orientierung nicht mit dem NS-System in Konflikte geraten - im Gegenteil. Viele haben sich in der Überzeugung, ihren wissenschaftlichen Standards nichts zu vergeben, von dem NS-System in Anspruch nehmen lassen. Gemeinsam ist den vier hier vorgestellten Historikern der Frontuniversität Straßburg, dass sie alle im 20.Jahrhundert geboren wurden und als 20-Jährige ihre erste Begegnung mit der national-sozialistischen Bewegung hatten. Alle erlebten sie die Niederlage des Deutschen Kaiserreiches 1918 noch als Gymnasiasten mit, mitgeprägt vom jeweiligen bürgerlichen Elternhaus. Sie konnten sich direkt von der Schulbank weg, ohne determinierende Lebens- oder gar Kriegserfahrung, ohne politische Auseinandersetzungen mit nichtbürgerlichen Bevölkerungsschichten einem zielgerichteten Studium widmeten. Die hier vorgelegte Darstellung weist nach, dass alle vier Wissenschaftler zu Recht als Hitlers willige Historiker eingestuft werden können, auch wenn sich Franz, Heimpel und Löffler in der Nachkriegszeit von ihrem Wirken im Dritten Reich distanzierten. Nur Heimpel entschuldigte sich, wenn auch nicht laut. Der französische Historiker Piere Racine, der einen Briefwechsel zwischen Anrich und Heimpel im Rahmen der Berufungsverhandlungen für Straßburg auswerten konnte118, kommt zu dem Urteil, dass Heimpel den Lehrauftrag in Straßburg in voller Kenntnis der damit verbundenen politischen und wissenschaftspolitischen Ziele übernommen habe. Heimpel habe sich aber seinen wissenschaftlichen kritischen Geist bewahrt, sogar gegenüber einem Regime, dem er zu dienen in Kauf genommen habe und dessen „Ideologie er nicht völlig teile.“119 Hermann Heimpel ist sicherlich am differenziertesten zu sehen unter diesen Wissenschaftlern des Straßburger Historischen Institutes. Weder war er der Partei beigetreten, noch hatte er der SS oder dem SD seine Dienste angeboten, wie dies seine Kollegen getan haben. Arnold Esch120 weist ausdrücklich daraufhin, dass Heimpel einer der wenigen unter den deutschen Historikern war, der sich zu seiner Schuld bekannt und darunter gelitten habe. “Heimpel hat sich nicht auf die Position zurückgezogen, er sei ja schließlich nicht in der Partei gewesen, sondern er hat ausdrücklich bekannt, dass er Versuchungen erlegen, dass er schuldig geworden sei.121Heimpel war noch vom REM bei Kriegsende zur Universität Göttingen abgeordnet worden, wo er ab 1946 weiter lehrte, bis 1950 als a. o. Professor und ab 1950 bis zur Emeritierung 1966 als Ordinarius. Heimpel gab u.a. mit Theodor Heuss 1966 die fünfbändige Deutsche Biographie „ Die großen Deutschen“ heraus. und war 1957 im Gespräch als Nachfolgekandidat von Theodor Heuss,122 der sich - 18 - 118 Racine, Pierre: Hermann Heimpel à Strasbourg in: Deutsche Historiker im Nationalsozialismus; hsg. von Schulze, Winfried/ Oexle, Gerhard Otto, Frankfurt am Main 1999, S.142 ff. 119 ebd. S.158 120 vgl. Einleitung 1 121 Arnold Esch : Über Hermann Heimpel, in : Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, a. a. O. S. 159 f. 122 Interview mit Helga Grebing, im Sammelband: "Deutsche Historiker im Nationalsozialismus" hgg. von Winfried Schulze und Otto Gerhard Oexle Copyright ©1996-2002, H-Soz-u-Kult Humanities Sozial- und Kulturgeschichte in seiner zweiten Amtszeit befand und nicht mehr kandidieren konnte. Ernst Anrich blieb sich in seiner völkischen, nationalsozialistischen Lebensauffassung treu, gründete nach Kriegsende die Wissenschaftliche Buchgesellschaft unter Beteiligung weiterer ehemaliger Straßburger Professoren, darunter auch Hermann Löffler. Ernst Anrich engagierte sich in der Darmstädter CDU und ab 1966 ist er im Bundesvorstand der NPD aktiv. “Ein weiterer, wesentlicher Gestalter der NPD-Ideologie war der Historiker Prof. Dr. Ernst Anrich. Der ehemalige SS-Unter-Sturmführer, Reichsschulungsleiter des NS-Deutschen Studentenbundes und Universitätsprofessor in Straßburg während des Krieges, war nicht nur Mitglied des Parteipräsidiums. Er leitete im Bundesvorstand der NDP das Amt VI -Politische Bildung und das Referat Kulturpolitik.“123 Günther Franz bestritt nach dem Kriege, dass er sich je vom Nationalsozial- lismus habe vereinnahmen lassen. Das von Franz 1952 mitbegründete und auch in zweiter Auflage 1973–1975 mitbearbeitete Biographische Wörterbuch zur Deutschen Geschichte erlebte noch 1995 Neuauflagen und wird in der Deutschen Biographischen Enzyklopädie als Quelle herangezogen. Er erhielt 1957 eine Professur für Agrargeschichte an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim, deren Rektor er 1963 wurde. Hermann Löffler wurde 1954 in den Gymnasialen Schuldienst in Baden-Württemberg übernommen und ab 1962 als Professor für Geschichte an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Die Gesellschaft der BRD schuf durch Grundgesetzentscheidung und Gesetze124, die Voraussetzung, dass alle Beamten wieder eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst fanden, zumindest aber ihre Pensionsansprüche erhalten blieben. - 19 123 124 Vgl. Internet : Shoa. de: Ernst Anrich und die NPD Tränhardt, Dietrich: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1949- 1990 ,Frankfurt am Main 1996, S.22 f. 6. Literaturverzeichnis 6. 1. Bibliographie der verwendeten Primärliteratur: Anrich, Ernst: Deutsche Geschichte 1918-1939 Die Geschichte einer Zeitenwende, Zweite Auflage, Leipzig und Berlin 1940 Anrich, Ernst: Die Bedrohung Europas durch Frankreich – 300 Jahre Hegemoniestreben aus Anmaßung und Angst, Berlin 1940 Anrich, Ernst: Die Geschichte der deutschen Westgrenze, Darstellung und ausgewählter Quellenbeleg, Bonn 1939 Anrich, Ernst. Festschrift aus Anlass der Feierlichen Wiederaufnahme der Lehr- und Forschungstätigkeit an der Reichsuniversität Strassburg ,Straßburg 1941 Anrich, Ernst: Universitäten als geistige Grenzfestungen, Stuttgart/Berlin 1936 Franz, Günther: Der dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, Stuttgart 1961 Franz, Günther: Deutsches Bauerntum im Mittelalter, Darmstadt 1976 Franz, Günther: Germanenrechte, Neue Folge Deutsches Bauerntum I , Mittelalter, Weimar, 1940 Franz, Günther: Germanenrechte, Neue Folge, Deutsches Bauerntum II , Neuzeit, Weimar 1939 Heimpel, Hermann: Deutsches Mittelalter, Deutsches Schicksal , zwei Reden, Freiburg Zweite Auflage, 1935 Heimpel, Hermann: Die halbe Violine, eine Jugend in der Haupt- und Residenzstadt München, 1974 Heimpel, Hermann: Deutsches Mittelalter, Leipzig 1941 Heimpel, Hermann: Zwei Vorreden zu Vorlesungen Sommer 1933 und 12.November 1933 in: Troje, Hans Erich: „In memoriam Hermann Heimpel“ in: Zeitschrift der Savigny-Stift. für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, Band 107, Göttingen 1990 Heimpel, Hermann/Heuss, Theodor/Reifenberg, Benno: Die Grossen Deutschen, Deutsche Biographie in fünf Bänden , Nachdruck der überarbeiteten Ausgabe von 1956 , Gütersloh 1978 Ohne Hgg.: Reden und Ansprachen bei der Eröffnung der Reichs-Universität Strassburg am 23.November 1941, Hünenburg-Verlag ,Straßburg 1942 -I- Rauschning, Hermann: Gespräche mit Hitler, Zürich u.a. 1940 Reichsuniversität Straßburg: Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Winter-Semester 1941/42, Strassburg 1941 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Sommer-Semester 1942,Strassburg 1942 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Winter-Semester 1942/43, Strassburg 1942 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Sommer-Semester 1943, Strassburg 1943 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Winter-Semester 1943/44, Strassburg 1943 Personal- und Vorlesungsverzeichnis, Sommer-Semester 1944 Strassburg 1944 Reichsministerium des Innern: Reichsgesetzblatt Jahrgang 1933 , Teil I :“Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom 01.Dezember 1933 Schmidt, Karl: Vorworte in den sechs Personal- und Vorlesungsverzeichnissen der ReichsUniversität Straßburg 1941 – 1944, Strassburg 1941-44 6. 2. Bibliographie der verwendeten Sekundärliteratur Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, Studenten und Nationalsozialismus in der Weimarer Republik 2. Bde. Düsseldorf 1973 Bayer, Karen/Sparing, Frank, Woelk Wolfgang: Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit, Stuttgart 2004 Brockhaus-Enzyklopädie in 24 Bde. , Mannheim 1989 Bockmann, Hartmut: Der Historiker Hermann Heimpel, Göttingen 1990 Brecht Bertold: Fragen eines lesenden Arbeiters in: Suhrkamp-Verlag (Hg) “Die Gedichte von Bertolt Brecht in einem Band“, Frankfurt am Main 1981, 10.Aufl.1999 Broszat, Martin: Der Staat Hitlers, in: dtv-Weltgeschichte des 20.Jahrhunderts. 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