72 5. Bemassung 5.1Einführung Eine normgerechte Bemassung ist notwendig, um die Geometrie der Bauteile exakt, eindeutig und verbindlich zu beschreiben. Masse sind mit der Masseinheit mm anzugeben. Ist auf der Zeichnung eine Angabe über die verwendete Einheit aufgeführt, kann das Symbol der Masseinheit weggelassen werden. Eine korrekte Zeichnung ist die Grundlage für eine präzise Fertigung der Bauteile. 5.2 Massarten Funktions-, fertigungs- und prüfgerechte Bemassung Die Masse werden so eingetragen, dass sie funktionsgerecht, fertigungsgerecht und prüfgerecht sind. Bei der Wahl der Masse sind folgende Fragen nützlich: Fragestellung Funktionsmasse (F) zz Muss das Teil z.B. mit einem Nachbarteil zusammenpassen? zz Welche Geometrie ist für die Funktion des Bauteils wichtig? Nichtfunktionsmasse (NF) zzMit welcher Methode wird gefertigt? zzWie wird das Teil aufgespannt? Hilfsmasse (H) zz Welche Masse verhindern Rechenarbeiten und ergänzen nur die Funktions- und Nichtfunktionsmasse? Beispiel zz Aussenmasse oder Anschlussmasse, Sitz für die Aufnahme eines Wälzlagers zz Lochabstand, Durchmesser eines Lagersitzes, Abmessungen des Bauteils zz Fräsen, Drehen, Schweissen usw. für die NC-Programmierung zz Nullpunkt zz Informelle und ergänzende Masse Damit keine Überbemassung entsteht, werden Hilfsmasse in Klammern gesetzt, z.B. (8) und unterliegen keiner Toleranzvorschrift, sondern dienen nur zur Information. 5. Bemassung 73 1. Tragen Sie in diesem Beispiel die Buchstaben F für Funktionsmasse, NF für Nichtfunktionsmasse und H für Hilfsmasse in die Kreise ein. 5.3 Grundlagen der Masseintragung Beachten Sie bei der Masseintragung folgende Richtlinien: Volllinie schmal, parallel zur bemassten Kante t= Die Masszahl ist von unten oder von rechts her lesbar ø Volllinie schmal 2. Benennen Sie die einzelnen Bemassungselemente. 74 5. Bemassung 5.4Bemassungungsarten Parallele Bemassung Die Parallelbemassung zz wird angewandt, wenn in der gleichen Richtung liegende Masse eine gemeinsame Massbezugskante besitzen. zz wird zur Bemassung von Drehteilen eingesetzt. zz braucht relativ viel Platz. Ketten bemassung (Reihenmasse) Die Reihenbemassung sollte möglichst vermieden werden, da bei der Fertigung die Ist-Abmasse addiert werden. Kombinierte Bemassung Die kombinierte Bemassung zz ist eine Mischung aus Parallel- und Reihen­ bemassung, denn oft kann nicht eine Bemassungsart alleine gewählt werden. zz wird in der Praxis meistens eingesetzt. Im abgebildeten Beispiel stehen die beiden Löcher ganz links und ganz rechts in einem funktionalen Zusammenhang. Diese Funktion wird deshalb direkt bemasst. Laufende Bemassung Bei eingeschränktem Platz oder besonderen Anforderungen kann die laufende Bemassung angewendet werden. Sie ist eine vereinfachte Anwendung der Parallelbemassung. Das Beispiel zeigt eine laufende Bemassung in rechtwinkliger Richtung. Koordinaten­ bemassung Ausgehend von einem Ursprung werden kartesische Kordinaten durch Längenmasse in rechtwinkliger Richtung definiert. Die Koordinatenpunkte, in diesem Beispiel die 5 Bohrungen, werden durch fortlaufende Zahlen angegeben. Die Abmessungen werden in einer Tabelle aufgeführt, oder können neben jedem Punkt direkt angegeben werden. 4 Y Pos. X Y D 1 20 10 ø6 2 40 10 ø6 X 5. Bemassung 75 Welche Art der Bemassung verwendet wird, hängt in erster Linie von der Funktion ab. Die Fertigung und Prüfung des Werkstücks muss auch entsprechend berücksichtigt werden. 3. B emassen Sie die erste Platte, Dicke 2 mm, mit einer laufenden Bemassung und die zweite Platte, Dicke 1.5 mm, mit der kombinierten Bemassung. 76 5. Bemassung 5.5Masseintragungen Fasen Bei Drehteilen sind Fasen stets in das Längenmass, z.B Mass 22, einzubeziehen. Anschrägungen Die Anschrägungen werden entweder mit Winkelmass und Längenmass (Bild links: 30 und 15°) oder durch beide Längenmasse angegeben (Bild rechts: 30 und 8). Ansenkungen 90° 90°-Ansenkungen können nach den drei Arten angegeben werden. Ansenkungen ungleich 90° Bei Schrägen ausserhalb 90° wird der Winkel und die Fase bemasst. 5. Bemassung Durchmesser und Radien 77 Die Symbole ø (Durchmesser) und R (Radius) müssen immer dem Durchmesser- bzw. Radiusmass vorangestellt werden. ø Bemassung von Gewinden Eine Bemassung auf verdeckte Kanten sollte vermieden werden. Innengewinde werden möglichst im Schnitt gezeichnet. Eine vertiefte Behandlung der Gewinde finden Sie im Kapitel Sinnbilder und Normbezeichnungen. Aussengewinde Kugelförmige Körper Innengewinde Bei einer Kugelform wird der Durchmesserangabe ein Sø und der Radiusbemassung ein SR (S für sphärisch) vorangestellt. 4. E rgänzen Sie die Symbole, welche zur Kennzeichnung der bemassten Form verwendet wird. Durchmesser: Kugeldurchmesser: Radius: Kugelradius: Gewinde: Schlüsselweite: Vierkant: Werkstoffdicke: Bogen: Nuttiefe: Teilungen Die Abbildung zeigt eine mögliche Vereinfachung der Bemassung, wenn Elemente den gleichen Abstand aufweisen und gleichmässig angeordnet sind. Wiederholende lineare- und Winkelabstände dürfen mit der Anzahl der Abstände und ihrem Masswert oder Winkel angegeben werden wie z.B. bei den gezeigten Bohrungen 8 × 15 = (120). Winkel und Abstände dürfen weggelassen werden, wenn diese selbsterklärend sind und die Zeichnung zu keiner Verwechslung führt. Falls aus der Darstellung eindeutig hervorgeht, dass wiederholte Elemente dieselben Masse besitzen, kann das Mass nur einmal angegeben werden, z.B. Durchmesser 6. ø ø 5. Bemassung ø 78 Elemente, die dasselbe Mass haben, dürfen in einer Teilansicht so bemasst werden: Anzahl Elemente × Masszahl, z.B 5 × ø8 Falls eine Partie mehrmals vorkommt, kann dies durch einen Masspfeil und die Angabe der Anzahl identischer Gestaltelemente angegeben werden, z.B. 7×. Vollständige Bemassung Ein Bauteil muss immer vollständig bemasst und darf nie überbemasst sein. Wenn Masse zu einer Überbemassung führen, z.B. 10, dann werden diese in Klammern gesetzt. 5. Bemassung 5. Markieren Sie in der folgenden Zeichnung die Fehler. 6. Skizzieren Sie das Blech im Massstab 1:1 neu und bemassen Sie es richtig. 79 80 5. Bemassung 5.6 Vollständigkeitskontrolle der Bemassung Nach dem Bemassen der Zeichnung wird kontrolliert, ob alle Masse vollständig eingetragen sind. 7. P rüfen Sie mit der vorliegenden Checkliste die Zeichnung und ergänzen Sie wenn nötig. Gesamtbreite? Gesamthöhe? Gesamttiefe, Dicke? Bemassung vollständig? Keine Überbemassung? Erfüllt die Bemassung die Funktion? Kann das Teil so hergestellt werden? Toleranzen (Mass-, Form- und Lage­toleranzen)? Oberflächenangaben? Werkstoff? Werkstückkanten? Zeichnungskopf, Stückliste und besondere Angaben? Gez.: Gepr.: Lasche 3.11.09 XY 70-12.01 5. Bemassung 5.7 81 Bemassung unsymmetrischer Formen Nicht gebogene Bleche werden in der Vorderansicht gezeichnet. In dieser Ansicht kann die Form des Werkstückes eindeutig definiert und bemasst werden. Durch die Angabe, z.B. t = 2, ist die Dicke des Werkstückes gegeben. Bei unsymmetrischen Bauteilen erfolgt das Eintragen der Masse von zwei rechtwinklig aufeinander stehenden Massbezugskanten (blau). 48 32 5 `0,2 n R1 ,5 R 2, 5 0,5x45° + 0,2 3,5 + 0,1 5 2, R t=2 4 12,5 15 `0,02 6 25 R5 10 8. E rgänzen Sie die Bemassung mit Masszahlen und markieren Sie die Massbezugskanten und Bezugsmasse. Blechdicke t = 2 mm. 9. M arkieren Sie die zwei Massbezugskanten und bemassen Sie das Blech. Blechdicke t = 1.5 mm.