Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 2 Inhalt Grußworte 4 Vorwort 5 Vom Beruf des öffentlichen Bauherrn 6 Verwaltungsbau 9 Verteidigungsbau 17 Ingenieur- und Anlagenbau 23 Schulbau 29 Hochschulbau 37 Klinik- und Krankenhausbau 55 Vielfalt 60 Denkmalpflege 71 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 3 Eine Bestandsaufnahme Planen Bauen Erhalten Landes- und Bundesbauten in Schleswig-Holstein Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 4 Grußworte Diese Dokumentation zeigt die gelungenen Beispiele staatlicher Bautätigkeit in Schleswig-Holstein. Das Spektrum reicht von Verwaltungsbauten über Hochschul- und Klinikbauten bis zu Maßnahmen des Verteidigungsbaus und der Denkmalpflege. Sie dokumentiert die Bedeutung öffentlicher Investitionen für Schleswig-Holstein. Über 2,3 Mrd. € sind von Bund und Land in den letzen zehn Jahren investiert worden. Darin enthalten sind Investitionen der Investitionsbank Schleswig-Holstein und der GMSH zur Beseitigung des Instandhaltungsstaus und der Bauunterhaltung in den übertragenen Landesliegenschaften sowie über zusätzliche Miete finanzierte nutzerspezifische Baumaßnahmen. Allein 2001 machen diese Investitionen rund 228 Mio. € aus. Diese Zahlen verdeutlichen eindrucksvoll die Bemühungen der Landesregierung, die Baunachfrage in Schleswig-Holstein zu verstetigen und hier eine Vorbildfunktion wahrzunehmen. Neubau, Modernisierung und Sanierung unterstützen die Bauwirtschaft und die planenden Berufe in Schleswig-Holstein. Sie leisten außerdem einen Beitrag für nachhaltiges Bauen und die Baukultur, zwei Ziele, denen sich die öffentliche Hand besonders verpflichtet fühlt. Die Landesregierung propagiert und fördert innovative, langfristig qualitätsvolle und kostengünstige Lösungen, die sie soweit wie möglich im Dialog und in Kooperation mit allen am Planen und Bauen Beteiligten verwirklicht. Um dieser Rolle trotz 4 knapper Mittel nachzukommen, setzt die schleswig-holsteinische Landesregierung auf eine moderne Bauverwaltung und Baudurchführung. Mit der Umgestaltung der Landesbauverwaltung zu einem modernen Baumanagement erfolgte 1999 die Konstituierung der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH). Die GMSH nimmt die Bauherren- und Planungsaufgaben, das Management und die Bewirtschaftung der vom Land genutzten Liegenschaften effektiv wahr. Trotz Umstellung auf die Bauherrenverwaltung und weitmöglichste Privatisierung behält das Land einen wirtschaftlich agierenden Partner im Baubereich und die GMSH in der Landesregierung und dem Land einen verlässlichen Auftrageber. Dies ermöglicht dem Land SchleswigHolstein, auch in Zukunft für die Zukunft zu bauen. Claus Möller Minister für Finanzen und Energie des Landes Schleswig-Holstein Eine zukunftsweisende Hochschulpolitik setzt auf flexible Strukturen und innovative Ansätze. Nur so können unsere Hochschulen international konkurrenzfähig bleiben. Dazu müssen sie sich nicht nur selbst einem permanenten Erneuerungsprozess stellen, der sich zum Beispiel in der Einführung international anerkannter Studienabschlüsse (Master und Bachelor) äußert. Darüber hinaus brauchen die Hochschulen als Basis, als Fundament ihrer täglichen Arbeit, eine solide Infrastruktur – dazu gehören moderne leistungsfähige Hochschulbauten und Großgeräte. Bund und Land haben im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau in den vergangenen zehn Jahren rund eine Milliarde Euro in den Neu- und Ausbau von Hochschulen und Universitätskliniken investiert. Beispielhaft und herausragend für die vielen einzelnen Baumaßnahmen sind die Neubauten der Universität Flensburg, der Universitätsbibliothek in Kiel, der Fachhochschule Westküste zu nennen oder aber auch der Ostufercampus der Fachhochschule Kiel, die Pädiatrie in Lübeck und das Neurozentrum in Kiel. Unter anderem auf Grund dieser enormen Aufbauleistung hat sich SchleswigHolstein zu einem leistungs- und wettbewerbsfähigen Studienstandort entwickelt, der nicht nur die klassischen Studiengänge anbietet, sondern auch eine Vielzahl innovativer und zukunftsweisender Ansätze entwickelt hat, die den Studierenden von heute gute Perspektiven für morgen eröffnen. Die Basis für eine positive Entwicklung des Studienstandortes Schleswig-Holstein ist also gelegt. In den kommenden Jahren wird sich der Schwerpunkt des Hochschul- und Klinikbaus nun verlagern vom Neubau hin zur Modernisierung und Sanierung der vorhandenen Substanz. Diese Aufgabe verlangt von den Planern ein Höchstmaß an Präzision und Flexibilität. Denn nicht selten muss während des laufenden Betriebes gearbeitet und umgebaut werden, möglichst ohne denselben zu be- oder gar zu verhindern. Die Erfahrung der vergangenen Jahre lässt mich indes hoffen, dass wir gemeinsam mit der GMSH auch diese Aufgaben erfolgreich meistern werden. Ute Erdsiek-Rave Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 5 Vorwort In Abständen von 10 - 15 Jahren hat die ehemalige Landesbauverwaltung Schleswig-Holstein ihre Baumaßnahmen dokumentiert. Diese Tradition soll auch in der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein fortgesetzt werden, bietet doch die Betrachtung aus der Distanz die Möglichkeit, nicht nur Veränderungen der Gestaltung, sondern auch die Entwicklung der technischen und methodischen Standards der Architektur öffentlicher Gebäude besser sichtbar werden zu lassen. Diese Veröffentlichung konzentriert sich, abweichend von den Vorgängern, nicht auf Schwerpunktthemen wie Gerichtshäuser, Kunst am Bau oder Denkmalpflege, sondern setzt auf Vielfalt, denn „…nur aus Vielfalt entwickelt sich Neues, Besseres – nicht aus dem Monopol”. Diese Anleihe beim Wirtschaftswissenschaftler Christian Watrin möchte ich nicht nur auf die rasante, technische Entwicklung im Bauwesen und die daraus resultierende Lösungsvielfalt beziehen, sondern auch auf die verschiedenen, notwendigen Ansätze zur Reorganisation der Planungs-, Steuerungs- und Finanzierungsprozesse im staatliche Hochbau. Die dokumentierten Projekte stammen aus den Jahren 1990 – 2002. Dieser Zeitabschnitt war infolge der Wiedervereinigung vor allem von Investitionsrückgängen in den westlichen Bundesländern geprägt, gleichzeitig entstanden aber neue Aufgaben, die optimale Ergebnisse bei begrenztem finanziellen Spielraum und die verstärkte Nut- zung des vorhanden Gebäudebestandes erforderten. Der Staat prüfte und erprobte schnellere und sparsamere Methoden zur Finanzierung und Realisierung der hochbaulichen Infrastruktur von Bund und Land in Schleswig-Holstein. Kriterien des nachhaltigen Planens und Bauens wurden entwickelt, privatwirtschaftliches Know-how und Leistungsfähigkeit wurden über alternative Finanzierungsverfahren eingebunden. Teile der Bauinvestitionen des Landes werden nunmehr über Mietezahlungen aus dem Landeshaushalt finanziert. Auch die Landesbauverwaltung selbst veränderte ihre Organisationsform mit Gründung der Gebäudemanagement SchleswigHolstein im Jahr 1999. Unabhängig davon hat der staatliche Hochbau in Schleswig-Holstein im Betrachtungszeitraum weit über die Hälfte der Personalkapazitäten abgebaut. Die Baubereiche in der GMSH, die vorrangig haushaltsfinanzierte Baumaßnahmen von Bund und Land in Schleswig-Holstein realisieren, setzen den Konzentrationsprozess auf folgende Kernfunktionen fort: • Wahrnehmung der baufachlichen Bauherrenfunktion durch Aufzeigen baulicher Entwicklungspotentiale, Beauftragung, Steuerung und Abnahme der Baumaßnahmen, • Gewährleistung von Öffentlichkeit und Transparenz bei der Verwendung öffentlicher Gelder, • Objektive Beratung der Nutzer und Liegenschaftsverwaltungen in baufachlichen Angelegenheiten, Sachwalter der öffentlichen Interessen, • Kosten- und qualitätsoptimierte Vorhaltung baufachlicher Kompetenz, Sicherstellung der Kontinuität des öffentlichen Bauens, • Umsetzen der Vorbildfunktion des öffentlichen Bauherren bei der Ökologie, Baukultur, Denkmalpflege etc., • Durchsetzen der ordnungspolitischen Vorgaben von Bund und Land beim öffentlichen Vergaberecht, bei der Mittelstandsförderung, Tariftreue etc. Der öffentliche Hochbau setzt damit weiterhin auf langfristige Perspektiven und nicht auf kurzfristige wirtschaftliche Erfolge. Es gilt unverändert das Gebot: Eigentum verpflichtet! Die Vielfalt der hier gezeigten Projekte beinhaltet Einrichtungen wie Universitäten, Krankenhäuser, Ämter und Museen, die Bürgerinnen und Bürger ihr ganzes Leben lang immer wieder nutzen und die Städte und Gemeinden auch über lange Zeiträume prägen. Diese Vermögenswerte müssen auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten möglichst sinnvoll und effizient genutzt und erhalten werden. Die Baubereiche der GMSH sind heute auf dem Weg zu einem kleinen, aber für Bund und Land effektiven Dienstleister zur Wahrnehmung dieser Aufgaben. Aber auch die Ansprüche unserer Partner in den auftraggebenden Verwaltungsbereichen haben sich verändert. Die Einführung neuer finanzwirtschaftlicher Steuerungsinstrumente im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung hat die dezentrale Ressourcenverantwortung in vielen Behörden und öffentlichrechtlichen Institutionen gestärkt. Diese Bauherren, teilweise mit eigenem Baubudget ausgestattet, stellen hohe Anforderungen an die Aufgabenerfüllung der GMSH, mehrstufige, langwierige Verwaltungsprozesse werden nicht mehr akzeptiert. In diesem veränderten Umfeld ist es für die Baubereiche der GMSH eine anspruchsvolle Aufgabe, einerseits den Rückbauprozess mit allen damit verbundenen Problemen zu gestalten und andererseits den gestiegenen Ansprüchen zu genügen. Ich bedanke mich für die wohlmeinenden Grußworte, die interessanten Beiträge der Autoren, mit denen die GMSH bewährt und gerne zusammenarbeitet, und die engagierte Mitarbeit der Kolleginnen und Kollegen der GMSH. Möge diese Bestandsaufnahme das Interesse der Leserinnen und Leser finden und ein Maßstab für die weitere Entwicklung des staatlichen Hochbaus in Schleswig-Holstein sein. Holger Basten 5 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 6 Vom Beruf des öffentlichen Bauherrn „Ich verlange von einer Stadt, in der ich leben soll, Asphalt, Straßenspülung, Haustorschlüssel, Luftheizung, Warmwasserleitung. Gemütlich bin ich selber.” Mit diesen minimalistischen Anforderungen hat Karl Kraus seine Erwartungen an den öffentlichen Bauherrn formuliert. Die Aussage ist im ersten Satz eindeutig. Der zweite Satz ist vielfältig interpretierbar, unter anderem auch so, dass alles über die schlichte technische Daseinsvorsorge für die Stadtbewohner hinaus das Stadtregiment nichts angehe und dass es auch keine besondere Aufgabe oder Verpflichtung des Bauherrn Stadt, also des öffentlichen Bauherrn, gebe. Obwohl Karl Kraus im 20. Jahrhundert erst in der absoluten Frühzeit des sich gerade ausprägenden gesellschaftlichen Individualismus' wirkte, hat er in der Formel: „Gemütlich bin ich selber” schon geradezu seherisch das Lebensgefühl des ausgehenden 20. Jahrhunderts und beginnenden 21. Jahrhunderts vorgedacht. „Staat, sorge dafür, dass mein Leben in allen Bereichen reibungslos funktionieren kann, aber versuche nicht, Dich ansonsten bei mir einzumischen.” Das ist die Prärogative dieser Zeit. Dieses kann möglicherweise auch bedeuten, dass die heutige Bevölkerung eine Rolle des öffentlichen Bauherrn mit einer besonderen Verantwortlichkeit (für was?) nicht mehr erkennt und anerkennt. Möglicherweise gibt es keine Verpflichtung des öffentlichen Bauherrn (mehr), die 6 Umwelt nach einem bestimmten Bild, das zu definieren wäre, zu gestalten. Möglicherweise gibt es auch keine Legitimation in der individualistisch geprägten Gesellschaft mehr, sich Gedanken um die Gestaltung der Umwelt zu machen über die bloße Daseinsvorsorge hinaus. Keiner aus den Eliten lässt sich irgendwelche Leitbilder oktroyieren. Jeder entscheidet für sich, was er gut und richtig findet. Warum sollte dieses nicht auch für alle Bevölkerungskreise gelten? Wer könnte die öffentliche Hand mit einem volkspädagogischen Auftrag versehen haben, wenn nicht die in ihr selbst unmittelbar Wirkenden? Eine der positiven Seiten der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre ist in meinen Augen die Skepsis gegenüber Autoritäten in allen Lebensbereichen, und diese muss auch gelten gegenüber dem öffentlichen Auftraggeber, der nicht mehr Geschmacksdiktator sein kann! Vor der Diskussion seiner – noch legitimen? – Rolle ist zu fragen, wer heute das Gesicht unserer Städte bestimmt. Ist es der Rat der Stadt? Ist es der Stadtbaurat? Sind es die Fraktionen der politischen Parteien im Rat? Sind es Investoren und Bauträger? Es ist ein gängiges Klischee und schon fast eine Konvention, dass es den öffentlichen Bauherrn nicht mehr gibt. Diese Auffassung hat das Verschwinden einer ganz bestimmten, geradezu romantikumwehten Figur im Auge: Die des omnipotenten Herrschers, wobei dieser Herrscherbegriff bis zum Bürgermeister und Stadtbaurat hin definiert werden kann, der ein bestimmtes Bild von seiner Stadt hat und der dieses Bild mit Autorität durchsetzt. Dass dieser unabhängig und unnachprüfbar Entscheidende das geheime Traumbild vieler passiv autoritär geprägter Menschen ist, sei nicht verschwiegen. Ihn als öffentlichen Auftraggeber gibt es sicherlich noch in versteckten Winkeln des Landes, wo es um den Anbau an eine Schule, den Bau einer Tagesstätte oder um das sagenhafte Toilettenhäuschen geht. Ansonsten wird man sagen müssen, dass dieser traditionelle, geradezu vorkonstitutionelle Bauherr ausgestorben ist. Recht so, auch wenn manche ihm nachtrauern. Denn gerade er ist es, der mit seinem persönlichen undiskutierbaren Geschmack in vielen Fällen dafür gesorgt hat, dass einem bei Fahrten durchs Land nicht gerade wohler wird. Wer aber ist nun der authentische öffentliche Auftraggeber unserer Zeit? Natürlich das Gremium. Entscheidungsprozesse werden in einem auf Konsens (im Gegensatz zu Großbritannien, das eine sich aus Kontroverse speisende Demokratie ist) angelegten Gemeinwesen wie Deutschland in Ausschüssen, Zirkeln, Arbeitskreisen, Fraktionen erarbeitet, und oft ist dann der kleinste gemeinsame Nenner tragender Grund der Entscheidung. Dieses mag man beklagen, aber so ist es nun einmal, und aus eigener geschichtlicher Erfahrung wissen wir, dass es höchst ungesund ist, in Zeiten zu leben, in denen der Große Mann das Sagen hat. Man wird also feststellen dürfen, dass es schon gut und genau richtig ist, wie es ist, wenngleich außerordentlich mühsam. Häufig wird allerdings behauptet, dass der wahre öffentliche Bauherr nicht mehr das gewählte oder mittelbar aufgrund von Wahlen zusammentretende Gremium ist, sondern der Investor. Diese Auffassung ist richtig und falsch zugleich; denn da, wo die Investoren Schlange stehen, ist es für das Gremium leicht, die Herrenrolle einzunehmen; dort aber, wo bei wirtschaftlicher und geographischer Randlage eines Gemeinwesens an dessen prominentester und empfindlichster Stelle ein Bauvorhaben verwirklicht werden muss und sich nur ein Investor findet, da ist der Herr schnell der Sklave, sozusagen auf Gedeih und Verderb dem Spekulanten ausgeliefert. In diese Rolle allerdings darf kein öffentlicher Bauherr verfallen, und es dürfte dieses die Situation sein, in der er sehr genau abwägen muss, ob er die Entscheidung für diesen einen Investor überhaupt treffen darf oder ob ihm seine Verpflichtung für das Gemeinwohl nicht doch auferlegt, zuzuwarten. Die aus der Notsituation geborene Entscheidung dürfte kaum je rational und wirtschaftlich begründbar sein. Entscheidend ist, dass der öffentliche Bauherr nicht zum Getriebenen wird. Nun zurück zur entscheidenden Frage: Gibt es eine Verpflichtung des öffentlichen Bauherrn zur Qualität? Wie lässt sich, wenn ja, Qualität definieren? Nicht gemeint sein kann das apodiktische Urteil, geboren aus dem persönlichen Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:03 Uhr Seite 7 Geschmack der Entscheidungsträger, die anderslautenden Argumenten mit der Totschlagskeule: „Das ist doch keine Qualität!!!” begegnen. Vielmehr kann es nur darum gehen, weitgehend naturwissenschaftlich feststehende Parameter zugrunde zu legen, wie etwa: In hellen und lichten Räumen lässt es sich in nördlichen Gefilden besser existieren als in dunklen. Durchgrünte, freundliche, aufgelockerte geringgeschossige Wohnanlagen sind für den Menschen besser als Wohnsilos à la Mümmelmannsberg und Marzahn. Es ist besser, wenn ein Kind seinen eigenen Bereich hat, als wenn es mit der ganzen Familie in einem Raum hausen muss. Ich glaube, es wird klar, was ich meine. Medizinische, technische, gesellschaftswissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse über den Menschen und seine Bedürfnisse sind, natürlich neben einer wohltuenden Gestaltung, Basis für ein verantwortungsbewusstes Bauen der öffentlichen Hand. Sie hat nicht die Aufgabe, sich selbst zu verwirklichen, in Stein geronnene Show-Veranstaltungen zu präsentieren (Bundeskanzleramt) und sich Denkmäler zu setzen. Wenn es überhaupt eine Architektur gibt, die der öffentliche Bauherr verantworten kann, dann hat sie schlicht, unaufwendig und von bescheidenem Daherkommen zu sein. Bei meinen Beispielen weiter oben übrigens habe ich vergessen, auf Schulen, Krankenhäuser, Anstalten, Heime, Werkstätten für Behinderte einzugehen. Dieses sind natürlich die ganz wichtigen Bauaufgaben, bei denen die aufgezeigten Grundsätze humanen, wissenschaftlich basierten Bauens zu beachten sind. Und auch wenn ich jetzt möglicherweise Kopfschütteln ernte: Die Verhältnisse in vielen Gefängnissen sind weitgehend – auch aus anderen Gründen – katastrophal, und man kann sie wohl insgesamt entweder nur als Hochschulen des Verbrechens oder unwürdige Verwahranstalten bezeichnen. Ich kritisiere hier natürlich nicht die unerhörten Bemühungen der Anstaltsmitarbeiter um die ihnen anvertrauten Menschen, sondern das System, zu dem auch dessen bauliche Seite gehört. Ein wichtiger Faktor bei der Resozialisierung, und dieses ist eines der Hauptziele des Strafvollzugs, ist auch die bauliche Gestaltung der Anstalt, die für viele Jahre das Zuhause der Häftlinge ist. Und nun die letzte Frage: In welcher Weise kann der öffentliche Bauherr verantwortungsbewusst, und den Regularien des Gremienzeitalters treubleibend, seinen Auftrag am besten erfüllen? Ich komme bei meinen Überlegungen aus Überzeugung, gegründet auf langer Erfahrung, zu dem Ergebnis: Durch den Architektenwettbewerb, der ein Instrument der Auftragsvergabe ist, wie es transparenter, demokratischer und sachbezogener nicht sein kann. Seine Ergebnisse entstehen im Diskurs in einem strukturell und tendenziell unabhängigen Preisgericht, das sich, bei entsprechender Zusammensetzung, hoffentlich nicht in erster Linie von der bella figura des Entwurfs beeindrucken lässt, sondern von den Parametern, die ich als wichtig bezeichnet habe. Der Wettbewerb bietet dem öffentlichen Entscheidungsträger die Möglichkeit, in den Gremien Entwürfe zu vertreten, die – hoffentlich – kungelfrei erkoren worden sind und noch nach Jahren Tragfähigkeit beweisen. Ich plädiere für eine Öffnung der Preisgerichte für Arbeitsmediziner, Verhaltenspsychologen, Pädagogen und viele andere kluge und ernstzunehmende Leute, die etwas beizutragen haben. „Der Krieg ist eine zu wichtige Angelegenheit, um ihn den Generälen zu überlassen”, sagte Bonaparte. Warum soll es beim öffentlichen Auftraggeber, was das Bauen angeht, nicht genauso sein? Dr. Klaus Alberts 7 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Seite 8 Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg 8 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Seite 9 Verwaltungsbau Eine der traditionellen Säulen des staatlichen Bauens ist der Verwaltungsbau. Bereits Baumeister wie Christian Frederik Hansen, David Gilly oder Karl Friedrich Schinkel setzten sich mit diesem Thema auseinander. Es ist geprägt von dem Eigenverständnis und der Selbstdarstellung des Staates mit seinen vielfältigen organisatorischen und verwaltungstechnischen Strukturen. Diese prägenden Merkmale unterliegen seit den Anfängen der Bauverwaltung einem ständigen Wechsel. Auch die staatlichen Aufgaben änderten sich. Sie nahmen zu und wurden weitaus vielschichtiger. Entwicklungstendenzen im allgemeinen Bürobau setzten ebenfalls entscheidende Signale für den Verwaltungsbau. Aus unterschiedlichsten Managementaspekten und Modellen entstanden für den Verwaltungsbau zahlreiche Grundtypologien und Konzepte. Die enorme Entwicklung der Informationstechnologie gibt in der heutigen Zeit die gravierendsten Impulse. Sie verändert die Managementmöglichkeiten und Organisationsstrukturen, die ihren Niederschlag in der baulichen Umsetzung finden. Heute verstehen sich zahlreiche staatliche Einrichtungen, und damit ein Großteil der Verwaltungen, verstärkt als Dienstleister. Es findet eine Abkehr von der bürokratischen zur interaktiven Verwaltung statt. Aus diesem Verständnis heraus leiten sich Anforderungen an die zu erstellende Infrastruktur ab, die in angemessener architektonischer Form der Zweckerfüllung dienen soll. Die Definition von Zweckerfüllung ist jedoch vielschichtig. Sie setzt sich aus einem breiten Spektrum von aufeinander einwirkenden Faktoren zusammen. Sie sind in Abstimmung und Diskussion mit dem Nutzer aufzuspüren, zu analysieren und zu einem stimmigen Gesamtergebnis zu kanalisieren. Dieser lebendige Prozess führt durch seine Komplexität zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen und zeigt damit auch die Vielfältigkeit von Verwaltungsbauten auf. Das „Standardverwaltungsgebäude” wird es somit nicht geben. Obwohl zahlreiche Komponenten bei allen Verwaltungsgebäuden in gleichem Maße relevant sind, entstehen immer wieder individuelle Lösungen. Ein Gebäude artikuliert sich aus der Summe seiner Anforderungen selbst oder, wie Louis Kahn sagt: „Man soll ein Gebäude so werden lassen, wie es zu werden wünsche”. Auch unter dieser Maxime bleibt kostenbewusstes Bauen ein Anspruch, dem man sich in diesem Bereich verstärkt stellen muss. Mit der Budgetierung von Verwaltungen und der Eigenverantwortlichkeit in der Haushaltsführung ist der Umgang mit Steuergeldern einer zunehmend kritischen Betrachtung ausgesetzt. Finanzielle Baumittel für die Verwaltung sind nicht beliebig regenerierbar. Die Einhaltung des Budgets für die Erstellungskosten ist aber nur ein erster Schritt. Der folgende finanzielle Aufwand der Baunutzungskosten für den Betrieb des Gebäu- des ist für die Verwaltung ein weiterer wesentlicher Faktor. Bezogen auf die Gesamtnutzungsdauer eines Gebäudes belaufen sich die Baunutzungskosten heute auf durchschnittlich 80 % der Gesamtkosten. Den Rest von lediglich 20 % bilden die reinen Erstellungskosten. Auch wenn sich je nach Gebäude die Zahlen leicht verschieben, so sprechen sie doch eine deutliche Sprache. Die Begleitung eines Gebäudes über die Schlüsselübergabe hinaus in Form einer Betreuung in den Bereichen Beschaffung und Facility-Management erscheint daher zweckmäßig und trägt insbesondere dazu bei, den Betrieb von Verwaltungsgebäuden wirtschaftlicher zu gestalten. Das Potential einer abgestimmten und ineinandergreifenden Gesamtdienstleistung verringert die Kosten im Lebenszyklus eines Gebäudes und stellt neben dem Werterhalt eine dauerhafte Wertschöpfung sicher. Auf diese Weise kann sich der Kreis der Zweckerfüllung eines Gebäudes für die Verwaltung und auch anderer Bereiche mit hoher Effektivität schließen. Für künftige Entwicklungen sind kurze Reaktionszeiten wichtig und Möglichkeiten, sich wechselnden Anforderungen gemessen anpassen zu können. Hier ist eine aufmerksame Betrachtung der Entwicklungen in Wirtschaft, Management und gesellschaftspolitischem Umfeld von Bedeutung. Ziel ist es, diese Impulse mit dem Nutzer Verwaltung zu verfolgen und umzusetzen, wobei die Qualität mit den Erfahrungen aus jeder neuen Aufgabe wächst und Kompetenz für neue Herausforderungen schafft. Hellmuth Steinwachs 9 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Neubau des Arbeitsamtes Flensburg Bauherr Bundesrepublik Deutschland, Dritte Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Werksgemeinschaft Arbeitsamt Flensburg Genz, Luther - Kettner und Wolf Fertigstellung 1995 Bruttorauminhalt (BRI) 66.220 m3 Gesamtbaukosten 20.5 Mio. €, 40.1 Mio. DM Das Arbeitsamt Flensburg befindet sich auf der nordwestlichen Anhöhe der Flensburger Förde am Rande der Altstadt. Ursprünglich befanden sich auf dem Grundstück zwei Kasernengebäude aus dem 19. Jahrhundert. Den ehemaligen Exerzierplatz als Bürgerpark zu erhalten und weiter auszubauen war zentraler Entwurfsgedanke. Der drei- bis viergeschossige Neubau umschließt diesen Park in einer sowohl einladenden als auch schützenden Geste. Es entstanden langgestreckte Bürotrakte mit einer in der nordwestlichen Ecke angeordneten zweigeschossigen zentralen Eingangshalle. Von hier aus werden die verschiedenen Amtsbereiche erschlossen. In den Knickpunkten der Flure befinden sich neben den Aufzugs- und Treppenhauskernen Wartezonen mit Ausblick auf die Stadt oder die umgebenden Freianlagen. An den jeweiligen Flurenden sind zusätzlich Wartezonen vorgesehen. Für die künstlerische Gestaltung bei dem Neubau des Arbeitsamtes konnte der international angesehene Schweizer Künstler Max Bill gewonnen werden. Er schuf jeweils zwei Skulpturen-Paare. Einander gegenüber aufgestellt bilden sie Tore, die den Weg des Besuchers begleiten. Max Bill realisierte mit diesem Projekt in Flensburg sein letztes monumentales Werk. Dieses Meisterwerk von internationalem Rang verdient alle Beachtung, bereichert es doch auf Dauer Stadt, Region und Land. 10 Seite 10 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Seite 11 Neubau Arbeitsamt Bad Oldesloe Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Bolz, Detlefsen, Figge, Kiel Fertigstellung 1990 Hauptnutzfläche HNF 19.756 m2 Gesamtbaukosten 8,7 Mio. €, 17 Mio. DM Für den Neubau einer Dependance des Arbeitsamtes in Bad Oldesloe wurde 1986 ein beschränkter Architektenwettbewerb durchgeführt, bei dem das Büro Bolz, Detlefsen, Figge in Kiel den ersten Preis erhielt. Der Neubau wurde als Erweiterung des bestehenden Arbeitsamtsgebäudes mit einer Brückenverbindung über den Berliner Ring geplant. Ein viergeschossiger Baukörper konnte mit Erschließung von der Klaus-Groth-Straße in den geschützten Baumbestand auf dem Grundstück integriert werden. Die Gestaltung mit Ziegelverblendung der Fassade und Ziegeldach orientiert sich am Bestand im Bereich Berliner Ring. Von Seiten der Stadt Bad Oldesloe wurde besonderer Wert auf die Gestaltung der Brückenverbindung gelegt. Nach Entwicklung mehrerer Varianten fiel die Wahl auf eine leichte, transparente Konstruktion aus Stahl und Glas. Das Gebäude wird über eine viergeschossige Eingangshalle mit Belichtung über eine Dachverglasung erschlossen. Im Gebäude sind die für ein Arbeitsamt üblichen Nutzungen untergebracht: Berufsinformationszentrum im Erdgeschoss, Beratungsbereiche in den Geschossen, Kantine, Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss. 11 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Neubau des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Architektengemeinschaft Schnittger BDA, Diedrichsen, Hoge, Becker, Tennert BDA Fertigstellung 1994 Bruttorauminhalt BRI 54.000 m3 Hauptnutzfläche HNF 7.750 m2 Gesamtbaukosten: 18.4 Mio. €, 36.0 Mio. DM Der Neubau des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit wurde südlich der Hörn in zentraler Lage im Kieler Stadtgebiet errichtet. Ein zurückhaltendes Erscheinungsbild und typischer norddeutscher Mauerwerksbau waren hierbei wichtige Leitideen der Architekten. Sie haben bei der Gestaltung der Fassade großen Wert darauf gelegt, einzelne „Zonen” kenntlich zu machen. So ist das Erdgeschoß in besonders profiliertem Mauerwerk ausgeführt. Darüber befinden sich drei Obergeschosse in schlichter Mauerwerksbauweise. Das oberste Geschoß ist leicht zurückversetzt und wie die gesamte Dachfläche mit Zinkblech verkleidet. Weitere Grundlagen der Planung waren die Planungsleitlinien „Ökologisches Bauen” des Finanzministeriums. Hierbei wurde bei der Auswahl der Baumaterialien insbesondere auf deren Wiederverwendbarkeit, Recyclingfähigkeit, Schadstofffreiheit und Wärmespeicherfähigkeit geachtet. Außerdem kommt den im Gebäude realisierten Energiesparmaßnahmen im Sinne ökologischer Belange eine besonders hohe Bedeutung zu. 12 Seite 12 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Seite 13 Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg Neubau eines Dienstgebäudes Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 2001 Brutto-Rauminhalt BRI 11.250 m3 Gesamtbaukosten 3,9 Mio. €, 7,6 Mio. DM Ein schmales Baugrundstück in einem Gartengelände machte ein langgestrecktes Gebäude erforderlich. In Anlehnung an die Aufgaben des WSA entstand eine S-förmige Grundrissfigur, die Assoziationen zu einem Flusslauf zulässt. Durch diese Doppelkrümmung wird erreicht, dass das Gebäude nie in seiner ganzen Länge von 117 m erscheint. Während das Erdgeschoss grau verblendet ist, wurde das Obergeschoss mit „Holzcolor” in verschiedenen Farben verkleidet. Im Erdgeschoss befinden sich Büros, im Obergeschoss weitere Büros, ein großer Sitzungssaal und eine Kantine. Das Gebäude ist vertikal durch 3 geschosshoch verglaste Treppenhäuser gegliedert. Der Haupteingang erhält seine Betonung durch eine ellipsenförmige Vordachplatte aus Schiffsbaustahl, die von einem 10 m hohen Mast getragen wird. Mit Granitpflaster ausgekleidete Rinnen nehmen das abfließende Wasser der Dachund Parkplatzflächen auf und leiten es in Teiche und Gräben. Besonders nach Regenfällen entsteht hier eine eindrucksvolle Seenlandschaft. Das WSA sorgt auf den Bundeswasserstraßen in ihrem Zuständigkeitsbereich für den Betrieb und die Instandsetzung der Schleusen- und Wehranlagen und für die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs. 13 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:04 Uhr Neubau eines Dienstgebäudes für das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund Bauherr Bundesrepublik Deutschland, Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Kersten + Martinoff Architekten BDA Fertigstellung Februar 1997 Bruttorauminhalt (BRI) 10.500 m3 Gesamtkosten 4.57 Mio. €, 8.9 Mio. DM Das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund hat die Aufgabe, in den ihr obliegenden Revieren für leichte und sichere Fahrt zu sorgen. Es ist zuständig im Bereich Mecklenburg - Vorpommern für die seewärtigen Wasserstraßen der Ostsee innerhalb der Zwölfmeilenzone von östlich der Wismarer Bucht bis zur Grenze Polens einschließlich des Peeneflusses bis Malchin. Der Neubau des Wasser- und Schifffahrtsamtes Stralsund liegt im Stadtteil Andershof südlich von Stralsund direkt am Strelasund. Der Baukörper reagiert auf die großräumige Krümmung des kleinen Stromrückens und bildet im Versatz der Baukörperrichtungen die Eingangssituation. Diese empfangende Geste nimmt den Besucher auf und gibt ihm vom zentralen Treppenraum aus den Blick frei auf das Meer mit der Insel Rügen im Hintergrund. Durch das Einbeziehen des Elementes Wasser wird zwischen der Tätigkeit des Wasser- und Schifffahrtsamtes und der Architektur ein erlebbarer Bezug hergestellt. Im ersten und zweiten Obergeschoss gibt es Ausstellungsflächen, deren Exponate der breiten Öffentlichkeit die Arbeit des Wasserund Schifffahrtsamtes näher bringen sollen. 14 Seite 14 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 15 Erweiterung und Herrichtung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Tönning Bauherr Bundesrepublik Deutschland, Zweigniederlassung Flensburg Entwurf GMSH, ZNL Flensburg Fertigstellung 2001 EW-Bau, 2002 Altbau Bruttorauminhalt (BRI) 3000 m3 (EW-Bau) Gesamtbaukosten 1,3 Mio. €, 2,5 Mio. DM EW-Bau, 0,9 Mio. €, 1.8 Mio. DM Altbau Das Wasser- und Schifffahrtsamt befindet sich im südöstlichen Randbereich der Stadt Tönning. Es liegt direkt hinter der Deichlinie zum Eidervorland an der Einfahrt zum Hafen. Im westlichen Bereich grenzt die Liegenschaft an die kleinteilige Hafenrandbebauung mit Gaststättenbetrieben und Wohngebäuden. Der Ursprung des alten Gebäudes geht auf das Jahr 1835 zurück. In mehreren Bauabschnitten bis zum Jahr 1962 ist der heutige Altbaukomplex entstanden. Er zeigt sich als zweigeschossiger, teilweise unterkellerter Winkelbau mit einer Dachlandschaft aus Walmdächern, Giebeln und Gauben. Weiter befanden sich auf dem rückwärtigen Grundstück zwei Holzbaracken, die als Büros genutzt wurden. Sowohl das Hauptgebäude als auch die Baracken waren in zunehmendem Maße nicht mehr geeignet, den Anforderungen an die Personalund Aufgabenentwicklung des Amtes gerecht zu werden. Der Erweiterungsbau als Ersatz für die abgängigen Baracken sowie eine umfassende Grundinstandsetzung des Altbaubestandes ermöglichten zeitgemäße Standards in technischer und baulicher Hinsicht. 15 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 16 Neubau der Landesvertretungen der Länder Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Berlin Bauherr Land Schleswig-Holstein Design Nielsen, Nielsen & Nielsen Entwurf Cornelsen + Seelinger / Architekten Fertigstellung 2001 Bruttorauminhalt BRI 45.400 m3 Hauptnutzfläche HNF 4.800 m2 GBK 28.6 Mio. €, davon 14.3 Mio. € für SH Der Entwurfsgedanke der Architekten will dem differenzierten Charakter der Landesvertretungen – anspruchsvolle Büroarbeit, Referate, Konferenzen, große Veranstaltungen, Ausstellungen – in Architektur entsprechen. Die Bedeutung der Landesvertretung als Ganzes steht dabei im Vordergrund. Das Atrium als Raum zwischen den Baukörpern ist die Mitte des Gebäudes. Hier finden alle größeren Veranstaltungen statt, beginnt und endet ein Besuch, die kommunikativen Teile des Bürobereichs orientieren sich hierher, der Eingang zur Landesvertretung und der Zugang zum Garten liegen hier. Die Begrenzung des Atriumraumes ist entsprechend differenziert: zu den Seiten begrenzt durch die Hauptbaukörper mit den Bürobereichen, nach Norden und Süden vollflächig verglast, öffnet sich das Atrium nach außen. Die räumliche Ausrichtung wird durch die Dachkonstruktion verstärkt: Eine filigrane, großzügige Holz-Stahl-Glas-Konstruktion überspannt das Atrium stützenfrei. UD 200/35 5 16 10 13 5 10 Hansen & Sørensen Aps NN/01 Zweigniederlassung Kiel Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 17 Verteidigungsbau in Schleswig-Holstein Seit jeher gibt es markante Verteidigungsbauten in Schleswig-Holstein. Das Dannewerk bei Schleswig zählt dazu. Auch Schloss Gottorf war mit seinen Nebengebäuden lange Zeit Kaserne. Die barocke Festung Christianspries an der Kieler Förde zeigt sich auf historischen Abbildungen als sternförmige Artilleriefestung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden nach 1871 viele Militäreinrichtungen des deutschen Reiches. Die Entscheidung, Kiel 1864 zum Kriegshafen Preußens zu machen und gleich nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 zum Reichskriegshafen, führte zu einer beispiellosen Welle von Militärbauten wie Kasernen, Hafenanlagen, Werften, Arsenale, Garnisonskirchen und Wohnungen in Kiel, die heute noch die Landeshauptstadt prägen. Weitere Schübe des Militärbaus gab es in den 30er Jahren des 20. Jahrhundert und während des zweiten Weltkrieges. Der Zusammenbruch des Dritten Reiches vollzog sich in der Sportschule der Marineschule Mürwik, dem Fluchtpunkt der letzten Reichsregierung. Nach dem Krieg wurden viele militärische Liegenschaften von der englischen Besatzungsmacht genutzt. Mit dem Beitritt zur NATO und der Wiederaufrüstung von Mitte der 50er Jahre an wurde Schleswig-Holstein während des kalten Krieges das Land mit der größten Soldatendichte der Bundesrepublik. Heute gibt es immer noch über 14 Arbeitsplätze im militärischen Bereich pro 1000 Einwohner, während die großen Flächenländer im Schnitt nur 5 aufweisen. Da die NATO mit einem Angriff gegnerischer Kräfte in der Norddeutschen Tiefebene zu Lande und über die Ostsee zu Wasser rechnete, spielte das Territorium Schleswig-Holsteins in Rahmen der NATOStrategie eine wichtige Rolle. Von 7 Militärflugplätzen aus sollten die Heeresverbände in der Norddeutschen Tiefebene und die Marine auf der Ostsee unterstützt werden. Eine größere Zahl von Depots für Munition, militärisches Gerät und Fahrzeuge entstand aus demselben Grund. An der Ostsee wurden Minensucher, U-Boote, Schnellboote, Zerstörer und Fregatten stationiert, für die eine umfangreiche Infrastruktur gebaut werden musste. Im südlichen Teil des Landes wurden neue Heeresverbände stationiert. Die Ausgaben für den Verteidigungsbau in Schleswig-Holstein lagen in der zweiten Hälfte der 80er Jahre indexbereinigt und umgerechnet bei insgesamt ca. 300 bis 400 Mio. €. Nach der Vereinigung Deutschlands schrumpfte die Bundeswehr erheblich. Daneben wurden Einrichtungen wie z.B. die Technische Marineschule von Kiel in die Neuen Länder verlegt. Die bauliche Infrastruktur ist seither um etwa 20% auf eine halbe Million qm Nutzfläche zurückgegangen und der Verteidigungsbau auf etwa 100 Mio. € im Jahr. Dieses verringerte Volumen führt jedoch immer noch zur Beschäftigung von etwa 300 bis 400 Architekten und Ingenieuren sowie 1.200 bis 1.500 Handwerkern pro Jahr im ganzen Land. Bundeswehr und NATO nutzen auch weiterhin überdurchschnittlich viele militärische Anlagen in Schleswig-Holstein, wie z.B.: Offiziers- und Unteroffiziersschulen von Marine, Luftwaffe und in Zukunft der Streitkräftebasis, Transport- und Jagdflugplätze, Depots, Häfen für U-Boote, Minensucher und Versorger sowie Kommando- und Fernmeldeeinrichtungen der Marine. Wie die Aufgabe des Verteidigungsbaus in die Hände der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein kam, ist eine Geschichte für sich. Nach dem Grundgesetz liegt die Durchführung des Bundesbaus in den Händen der Länder bzw. ihrer Bauverwaltungen. Anfang der 50er Jahre erwies sich dies als opportun, weil die Länder bereits Bauverwaltungen besaßen, als der Bund insbesondere mit dem Aufbau der Bundeswehr sehr kurzfristig eine funktionierende Organisation brauchte, um die erforderlichen Infrastrukturmaßen bundesweit schnell umsetzen zu können. Von der Landesbauverwaltung Schleswig-Holstein, die Ende der 80er Jahre noch 1400 Mitarbeiter hatte, gingen die Aufgaben 1999 durch Landesgesetz auf die GMSH, Anstalt öffentlichen Rechts, über. Der Geschäftsbereich Bundesbau und Teile der Zweigniederlassungen fungieren dabei als „Verwaltungsorgan” des Bundes. Ihre Aufgaben teilen sich dabei zu je einem Drittel in Bauunterhaltung, Kleine Baumaßnah- men und Große Baumaßnahmen auf. Es sind in der Regel keine spektakulären Bauvorhaben, die zudem meist für die Öffentlichkeit verborgen hinter hohen Zäunen irgendwo im Außenbereich liegen. Die Einrichtungen der Bundeswehr verteilen sich überwiegend auf die strukturschwachen landwirtschaftlich geprägten Gebiete im Nordwesten Schleswig-Holsteins. Die GMSH fungiert im Bereich der Bundeswehr als fachkundiger Bauherr bei der Projektentwicklung und als Generalplaner, der schlüsselfertige Bauten abliefert. Ihr Auftrag für die Zukunft ist es, sich im nächsten Jahrzehnt auf die Bauherrenaufgaben zurückzuziehen und die Architekten- und Ingenieuraufgaben möglichst vollständig im Markt zu vergeben. Dr. Ing. Joachim Graf von Hardenberg 17 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Marinestützpunkt Kiel-Wik Neubau Wirtschaftsgebäude Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel I Fertigstellung 1993 Bruttorauminhalt BRI 12.600 m3 Hauptnutzfläche HNF 1.120 m2 Gesamtbaukosten 5.8 Mio. €, 11.4 Mio. DM Das neue Wirtschaftsgebäude befindet sich im nordwestlichen Grundstücksteil der Technischen Marineschule Kiel-Wik. Es umfasst zwei Funktionsbereiche, die jeweils in einem eigenen Baukörper untergebracht sind. Die beiden Baukörper stehen L-förmig zueinander und sind untereinander verbunden. Der eine Funktionsbereich beinhaltet den reinen Wirtschaftsteil und basiert auf einer Standardplanung, dem sogenannten „Münchner Baustein”. In diesem Bereich befinden sich alle der Versorgung dienenden Räume. Der zweite Funktionsbereich beinhaltet den Bewirtschaftungsteil, der sich aus drei Sälen, einer Bohlen-Kegelbahn und allen erforderlichen Nebenräumen zusammensetzt. 18 Seite 18 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 19 NATO-Flugplatz Eggebek Neubau einer Küche mit Speisesaal für 600 Verpflegungsteilnehmer Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Flensburg Entwurf GMSH Zweigniederlassung Flensburg Fertigstellung Februar 2001 Bruttorauminhalt (BRI) 6.500 m3 Gesamtbaukosten 3.9 Mio. €, 7.6 Mio. DM Der NATO-Flugplatz Eggebek liegt ca. 20 km südlich von Flensburg. Auf dem Flugplatz ist ein Jagdbombergeschwader mit 46 Tornados auf einer Fläche von 43 Hektar stationiert. Die Notwendigkeit zum Bau einer neuen Truppenküche in Eggebek ergab sich aus der Verpflichtung des Dienstherren, den zur Gemeinschaftsverpflegung verpflichteten Soldaten eine bedarfsgerechte und gesunde Ernährung zu gewährleisten. Diese ernährungsphysiologische Forderung konnte durch das Bereitstellen der Verpflegung in der damaligen Austeilküche nicht mehr erfüllt werden. Die einzelnen Räume der Küche sowie deren Abfolge und Funktion sind entsprechend einer Musterplanung der Oberfinanzdirektion München, dem sog. „Münchener Küchenbaustein”, geplant. Diese Planung ist verbindlich für alle Küchenneubauten der Bundeswehr. Sie verlangt die strikte Trennung von reinem und unreinem Bereich. Die Anordnung der einzelnen Räume erfolgte in Hinblick auf einen optimalen Arbeitsfluss ohne Rückläufe von der Anlieferung der Waren über die Speisenausgabe bis hin zur Entsorgung. Der Küchenneubau ist nicht unterkellert. Die gesamte Technik wie die Lüftungsanlagen, die Elektroverteilung, die Wasserversorgung, die Kältemaschinen und Dosieranlagen für die Spülmaschine wurden im Dachgeschoss, welches über eine außenliegende Stahltreppe erschlossen wird, untergebracht. 19 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 20 Neubau von Werkhallen in Torgelow-Spechtberg Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel I Fertigstellung 1996 beide Hallen HNF Doppelwerkhalle ca. 1.837 m2 Einfachwerkhalle ca. 1.305 m2 GBK Doppelwerkhalle 2.2 Mio. €, 4.3 Mio. DM Einfachwerkhalle 3.7 Mio. €, 7.3 Mio. DM Auf dem Gelände der Ferdinand von Schill Kaserne in Torgelow-Spechtberg (Mecklenburg-Vorpommern) wurde eine Doppelwerkhalle sowie eine Einfachwerkhalle für Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an Kraftfahrzeugen, Gerät, Waffen und sonstigem Wehrmaterial errichtet. Die neu entstandenen Gebäude gliedern sich in einen Hallenteil im Planungsraster 7,0 m x 14,0 m zur Aufnahme der Arbeitsstände und einen Anbauteil mit den dazugehörigen Dienst-, Werkstatt-, Sozial- und Lagerräumen. Der Einfachhalle ist für die gepanzerten Truppenteile eine Triebwerksstandlauf- und Reinigungshalle als Anbau angefügt. Sie dient im Rahmen der Materialerhaltungsstufen 2 und 3 bei den unterstützenden Instandsetzungseinheiten dazu, Immissionen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen zu reduzieren. 20 Doppelwerkhalle Einfachwerkhalle Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 21 Truppenunterkunft Trollenhagen Neubau Werkhalle mit Abschmierrampe Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe, in Amtshilfe für das LBA Neubrandenburg Entwurf GMSH, ZNL Itzehoe Fertigstellung August 1995 Bruttorauminhalt 17.400 m3 Gesamtbaukosten 5.28 Mio €, 10.35 Mio DM Die Truppenunterkunft Trollenhagen wurde Mitte der dreißiger Jahre als Militärflughafen errichtet und bis Kriegsende genutzt. Nach 1945 war die Liegenschaft bis 1960 mit sowjetischen Besatzungstruppen belegt, bis zur Wiedervereinigung mit fliegenden Einheiten der NVA. Die Verwendung der Truppenunterkunft Trollenhagen als Stützpunkt für eine Versorgungseinheit der Bundeswehr und die damit verbundene Transportlogistik erforderte den Neubau des gesamten Technischen Bereiches, dessen Kernstück die neu errichtete Werkhalle ist. Für den gesamten Ausbau der Liegenschaft einschließlich des Neubaues des Technischen Bereiches wurde vom Landesbauamt Itzehoe in den Jahren 1991-92 eine Zielplanung aufgestellt und die Standorte für die Neubauten unter Berücksichtigung der vorhandenen Strukturen und der künftigen Nutzung festgelegt. Im Neubau der Werkhalle sind 8 Arbeitsstände von 8 x 14 m mit 5 Arbeits- und Ölwechselgruben, 2 Arbeitsstände 7 x 21,50 m mit 1 Arbeitsgrube, 2 Waschhallen 7 x 21,20 m einschließlich der für die Kfz-Wartung und Instandsetzung erforderlichen Werkstätten, Lagerräumen und Sozialräumen untergebracht. Die Ausführung erfolgte in Mischbauweise als Stahlbetonskelett aus Fertigteilen für den Hallenbereich und Mauerwerksbau mit gegliederten Lochfassaden für den Werkstattbereich. 21 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Marinekaserne Glückstadt Neubau einer Sporthalle Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf GMSH ZNL Itzehoe Fertigstellung August 2000 Bruttorauminhalt 13.800 m3 Gesamtbaukosten 2.07 Mio. €, 4.04 Mio. DM Die vorhandene Sporthalle (BJ. 1941) der am nördlichen Stadtrand von Glückstadt gelegenen Marinekaserne war durch einen Neubau zu ersetzen. Aufgrund des in der Elbmarsch überall anzutreffenden, nicht tragfähigen, mächtigen Kleibodens war eine Gründung des Gebäudes auf StahlbetonBalkenrost und -Rammpfählen erforderlich. Die Tragkonstruktion der Halle sowie des traufseitigen Anbaues mit Umkleide-, Sanitär- und Geräteraum bilden Zweigelenkrahmen aus Holzstützen und SegmentbogenLeimbindern. Die Innenschale der Halle besteht aus Holzrahmenkonstruktionen mit Wärmedämmung. Im Kontrast zu den Giebelscheiben aus rotem Ziegel-Verblendmauerwerk erhielten die Traufwände außen Holzschalung. Die Dacheindeckung aus in Dachform gebogenen Aluminium-Stehfalzprofilen mit darunterliegender Wärmedämmung liegt auf perforierten Stahl-Trapezblechen. Die durch einen Trennvorhang teilbare Halle erhielt ebenso wie der Konditionsraum einen flächenelastischen Sportboden, die Hallenwände sind im unteren Bereich umlaufend mit Prallschutz bekleidet. Die Isolierverglasung der Fenster und Türen aus farbigem Aluminium ist in der Halle blendfrei ballwurfsicher. Die Halle wird außerhalb der Dienstzeiten von örtlichen Vereinen stark genutzt. 22 Seite 22 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 23 Die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) Haustechnik, Gebäude- und Betriebstechnik – alte Begriffe für immer die selben Gewerke. Heute ist der genormte Begriff „Technische Gebäudeausrüstung” in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Wenden wir unseren Blick einmal drei Jahrzehnte zurück. In einem Verwaltungsgebäude bestand um 1970 die Technik aus Heizungsanlage und Beleuchtungs- und Telefonanlage. Häufig gab es noch Personen- und Lastenaufzüge. Sofern es in dem Gebäude auch Säle oder größere Besprechungsräume gab, waren Be- und Entlüftungsanlagen mit noch einfachem Standard anzutreffen. Die jährlichen Folgekosten für den Betrieb dieser technischen Anlagen betrugen etwa 3 % der Herstellungskosten des Gebäudes. Nach der technischen Lebensdauer eines Gebäudes von 60 Jahren waren die Betriebskosten also in etwa doppelt so hoch wie die Gebäudeherstellungskosten. Universitätsklinika und naturwissenschaftliche Institute hatten bedingt durch den höheren Technisierungsgrad jährliche Folgekosten von ca. 6 - 6,5 % bezogen auf die Gebäudeherstellungskosten. Mit anderen Worten: nach ungefähr 15 Jahren hatte der Betrieb bereits Kosten verursacht, die der Höhe der Herstellungskosten entsprach. Die Ölkrise der Jahre 1973/74 soll nur deshalb erwähnt werden, weil sie einen gewaltigen Innovationsschub für die Haustechnik brachte. Niedertemperaturkessel und heutige Brennwertkessel traten ihren Siegeszug an. Die Forderung der Heizungsbetriebsverordnung, vermeidbare Energieverluste zu verhindern, verlangte nach geeigneten Regelungsanlagen. Natürlich war auch der Gebäudebestand des Landes von den Verordnungen betroffen. In vielen Fällen konnte durch Thermostatventile, automatische Regelungen und neue Heizkessel/Brenner verbunden mit einfachen Wärmedämmmaßnahmen – meistens im Dachraum der Gebäude – der Wärmeverbrauch um bis zu 35 % gesenkt werden. Im Klinikbau kam es Mitte der 70er Jahre ebenfalls zu großen Änderungen. Neue Narkosegeräte, neue Narkosemittel, kreislaufstabilisierende Maßnahmen etc. führten zu längerer Verweildauer der Patienten im OP und damit zu gänzlich anderen Forderungen an die Keimarmut. Klimaanlagen in OPs und Intensivstationen im 24 Stundenbetrieb mit hoher Anforderung an die Technik und deren Betriebssicherheit waren die Folge. Im Verwaltungsbau sind aufwendige Regelungsanlagen für Heiz- und Raumlufttechnische Anlagen, höhere Anforderungen an die elektrische Versorgung, Fernmeldeund Datennetze, Rauch-, Brand- und Einbruchmeldeanlagen sowie Videoüberwachungs- und Zugangskontrollanlagen Regel und Standard geworden. In unseren hochinstallierten naturwissenschaftlichen Instituten und Kliniken findet man alles, was technisch denkbar ist. Klimaanlagen, Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung, Zentrale Gasversor- gungslagen für brennbare, brandunterstützende, giftige oder inerte Gase, Wasseraufbereitungsanlagen, Abwasserbehandlungsanlagen, medizintechnische Geräte, Anlagen für die Gebäudeleittechnik, automatische Förderanlagen und so weiter und so fort. Abschirmmaßnahmen für elektrische und magnetische Felder sind die Voraussetzung für höchste Anforderungen an die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). Wie ist die Entwicklung für die Zukunft zu beurteilen? Man spricht heute gern von intelligenten Gebäuden. Das aber heißt: Noch bessere digitale Regelungsanlage für alle denkbaren Möglichkeiten. Die Zunahme der inneren Wärmelasten insbesondere durch EDVunterstützte Arbeitsplätze führt heute schon zu Wärmeleistungen der Geräte pro qm Raumfläche von 20 bis 30 W. Noch höhere Anforderungen an den Wärmeschutz können durchaus dazu führen, dass die inneren Wärmelasten in weiten Bereichen die gute alte Heizungsanlage überflüssig machen. Untersuchungen am Neubau des Sozialministeriums haben ergeben, dass die Heizung erst ab Außentemperaturen unterhalb 5º C benötigt wird. Oberhalb dieser Außentemperatur decken die Geräte der Bürokommunikation den Wärmebedarf ab. Diese Entwicklung kann – wenn nicht bald Geräte mit geringerem Energieverbrauch angeboten werden – dazu führen, dass ein Großteil unserer Gebäude im Sommer und auch in der Übergangszeit gekühlt werden müssen. Die einschlägige Arbeitsstättenrichtlinie, die eine maximale Innentemperatur von 26º C fordert, lässt dies fast vermuten. Vielleicht werden wir schon in einigen Jahren zu völlig anderen Heizsystemen kommen ohne Wasser als Heizmedium. Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser zeigen, wohin die Entwicklung führen kann. Die gestiegenen Kosten auf dem Energiesektor und bei den Löhnen sowie die Zunahme der Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung in den Gebäuden führten zu Folgekosten, die zunehmend bei Investitionsentscheidungen eine Rolle spielen. Ein Beispiel der Bauverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen möge verdeutlichen, welche Entwicklung sich über die Folgekosten anbahnt. Für ein Justizzentrum mit der Investitionssumme von rd. 75 Mio. € wurde ein Wettbewerb durchgeführt. Die Energiekosten für Heizung und Kühlung wurden mit einer neuen Fach-Software nach VDI-Regeln prognostiziert und für 50 Jahren kapitalisiert. Die Energiekosten lagen zwischen knapp 100 und 220 Mio. €. Die Betriebskosten-Differenz zwischen energetisch bestem und schlechtestem Entwurf übertraf bei weitem die Baukosten. Ich glaube, es ist klar: Auf alle Fälle wird die Zukunft spannend. Ich kann nicht erkennen, dass es unseren Ingenieuren an Arbeit mangeln wird. Freuen wir uns also auf die Aufgaben. Hans-Rüdiger Drings 23 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Flugabwehr-Simulatorgebäude in Todendorf Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 1998 Bruttorauminhalt BRI 8.370 m3 Gesamtbaukosten 2,8 Mio. €, 5,4 Mio. DM Im Flugabwehr-Simulator wird die Abwehr von feindlichen Luftzielen mit sogenannten „Fliegerfäusten” geübt. Witterungsunabhängig kann auf einer Projektionskuppel eine realitätsnahe Originallandschaft mit den aufzufassenden Luftzielen sowohl optisch als auch akustisch dargestellt werden. Die Trefferauswertung erfolgt über Computer, dabei ist die Anlage ausreichend groß konzipiert, so dass der künftige Flugabwehrpanzer „Ozelot” hereingefahren werden kann. Die Simulation gestaltet sich gegenüber konventioneller Richt- und Schießausbildung wesentlich effektiver und kostengünstiger, zudem entfällt der störende Schießlärm. Das Gebäudevolumen beträgt 8.370 m3 auf 736 m2 Grundrissfläche. Die Kuppel selbst hat einen Rauminhalt von 8.181 m3. Zum Größenvergleich: Die Simulatorkuppel würde 2,6-fach in die bekannte Kuppel des Florentiner Domes hineinpassen. Die 20 m hohe Brettschichtbinder-Kuppel liegt auf einem kreisförmigen Stahlbetonkranz. Während der Übungsraum für die Richtausbildung sich im Hauptbau befindet, liegen die Ausbildungs-, Aufenthalts-, Sanitär- und Technikräume sowie das Geschäftszimmer im Anbau. Das umstehende Großgrün und die ausgewählte Lage in der Liegenschaft sorgen dafür, dass sich das Gebäude trotz seiner Höhe in die Umgebung weitestgehend einfügt. 24 Seite 24 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:05 Uhr Seite 25 Neubau Bekleidungszentrum Nord der Bundeswehr in Rendsburg 1. BA Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf Metroplan Industrieplanung Fertigstellung September 1999 Bruttorauminhalt 146.500 m3 GBK 18,41 Mio. €, 36,00 Mio. DM Das Bekleidungszentrum in Rendsburg übernimmt als eines von drei geplanten Zentren die Lagerung von persönlicher Ausstattung für Soldaten sowie die Kommissionierung der Artikel für die Standortverwaltungen und versorgt 120.000 Soldaten und 15.000 zivile Mitarbeiter. Das Bekleidungszentrum liegt im Stadtgebiet inmitten von Gebäuden schützenswerter Bausubstanz und ist von der Hochbrücke gut einsehbar. Es war das Ziel, die Architektur des Neubaus harmonisch einzufügen. Um den Durchsatz für die Versorgung bestimmen zu können und somit die definitive Leistung jedes Bekleidungsamtes, wurde eine bundesweite Analyse durchgeführt. Das Gebäudekonzept wurde von „innen nach außen” entwickelt, um den auf der Datenanalyse basierenden Leistungsvorgaben gerecht zu werden. Die GMSH ZNL Itzehoe plante mit dem Bundesamt für Wehrverwaltung eine Logistiksoftware, die bundesweit einsetzbar ist. Abläufe im Lager werden durch den Einsatz elektronischer Rechentechnik unterstützt. Die Ein- und Auslagerungen wickelt das Lagerpersonal mit Hilfe des mobilen Datenfunkes effizient ab. Eine einheitliche Schnittstelle zur zentralen Datenverarbeitung des BMVg stellt die zeitnahe Umsetzung der angewiesenen Versorgungsaufträge und die präzise Verwaltung von Lagerbeständen und -bewegungen sicher. Eine Notstromversorgung sichert die ständige Auslieferbereitschaft. 25 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Photovoltaikanlagen an Gebäuden des Landes Photovoltaikanlagen gehören zu den erfolgversprechenden zukunftsorientierten Stromerzeugungsanlagen. Ihr Anwendungsgebiet ist auch in unseren Breiten nahezu unerschöpflich. Zwar kostet die erzeugte Kilowattstunde derzeit noch wesentlich mehr als die aus konventionellen Kraftwerken. Wir wissen aber alle aus Erfahrung, dass durch kontinuierliche Wirkungsgradverbesserungen und die Möglichkeit der breiten Anwendung durch Massenfertigung neue Technologien häufig sehr schnell die Wirtschaftlichkeit erreichen. Schon heute gibt es viele Beispiele, wo die Stromerzeugung über Photovoltaik wesentlich günstiger ist, etwa bei Stromverbrauchen in abgelegenen Gebieten, wenn die Kosten für das Heranführen von Stromkabeln mit betrachtet werden (Beleuchtung von Seezeichen, Tunneln, Ampeln, Buswartehäuschen, Parkscheinautomaten etc.). Das Land Schleswig-Holstein fördert nicht nur Photovoltaikanlagen, sondern hat auch diverse Anlagen an seinen Gebäuden selbst errichtet. Hierbei wurden diverse Aufstellmöglichkeiten pilothaft demonstriert. Etwa die Integration in die Fassade am Mercatorhochhaus in Kiel, die Installation als Fries am Innenministerium und dem Parkhaus, aber auch als freie Aufstellung auf Dächern oder auf Rasenflächen. In Gebäuden mit Publikumsverkehr wurden im Eingangsbereich Anzeigetafeln installiert, um die jeweilige Stromerzeugung, aber auch die insgesamt erzeugte Strommenge ablesen zu können. Besonderen Wert hat das Land darauf gelegt, zukünftigen Architekten und Ingenieuren diese Zukunftstechnologie nahe zu bringen. Die Fachhochschulen verfügen deshalb über Versuchs- und Demonstrationsanlagen, die in die Ausbildung und Forschung einbezogen werden. 26 Seite 26 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 27 Deutscher Wetterdienst, Neubau einer Langwellenantenne in Pinneberg Bauherr Bundesrepublik Deutschland und Drittmittel Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf Assmann Beraten und Planen Fertigstellung 2002 Gesamtbaukosten 1.15 Mio. €, 2.24 Mio. DM Der deutsche Wetterdienst Offenbach unterhält in Pinneberg eine Wetter-Funksendeanlage, die im Rahmen des Wetterdienstgesetzes die Aufgabe hat, die meteorologische Sicherung der Seefahrt zu gewährleisten und damit das Leben auf See zu schützen. Der DWD liefert auftragsgemäß einen traditionellen Beitrag zur Versorgung solcher Stellen, die nicht an das Kabelnetz oder an eine Satellitenverbindung angeschlossen werden können. Daten des Seewetteramtes Hamburg und des Zentralamtes in Offenbach werden dem Wetterfunksender über Modemleitungen zugeführt. Die Funkausstrahlung erfolgt in Funkfernschreiben und Wetterkarten auf festgelegten Frequenzen rund um die Uhr. Im Umkreis von 3.000 km erreichen diese Wetterinformationen große Teile des Atlantiks, der Nord- und Ostsee, der Arktis und das Mittelmeeres. Aufgrund starker Korrosion der Stahlgittertürme von 1934 war ein Abbruch unumgänglich. Die Stahlgittertürme wurden durch zwei abgespannte, jeweils 99 Meter hohe Stahlgittermaste mit einem Abstand von 250 Metern ersetzt, zwischen denen die 20 kW- Langwellenantenne aufgehängt ist. Durch Erweiterung des Erdnetzes und Einbau einer automatischen Abstimmeinrichtung ist die Sendefunkstelle für die Zukunft und für neue Aufgaben im Bereich der Funktechnik bestens gerüstet. 27 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 29 Schulbau Ein gesellschaftlicher Grundkonsens über den Bildungsauftrag von Schulen in der Bundesrepublik Deutschland existiert derzeit nicht. Da nicht gesichert ist, ob Schulen auf das Leben vorbereiten oder eine schnelle berufliche Eingliederung der Schüler in die Wirtschaft ermöglichen, Fähigkeiten zum lebenslangen Lernen heranbilden oder auch nur ein bestimmtes Wissen vermitteln sollen, so kann auch nicht klar sein, wie sich Schulen in dieser Gesellschaft architektonisch manifestieren. Gab es in der deutschen Kaiserzeit noch einen weitgehend festgelegten Typus von Schulgebäuden, die ähnlich wie Kasernen und Kadettenanstalten darauf angelegt waren, Ehrfurcht zu erwecken, (Unter-) Ordnung zu erreichen, so war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kein eindeutiges Bild, wie Schule auszusehen hat, vorhanden. Ähnlich wie die Architekturmoden sich wandelten, so veränderte sich auch das Bild der Schule jeweils kurzfristig. Eine nennenswerte Ausnahme beim Fehlen einer schulbaulichen Kontinuität stellen die Waldorfschulen dar. Der anthroposophische Ansatz hat bei dieser kleinen Anzahl von Schulen zu einer Art Typologie geführt; Waldorfschulen sind überall in der Republik als solche zu erkennen. Bei öffentlichen Schulen ist der Architekt, sei es nun die Bauverwaltung der Gebietskörperschaften oder der freiberuflich tätige Architekt, bezüglich der Formfindung auf sich selbst gestellt. Der britische Architekt Michael Hopkins hat in den 90er Jahren gesagt, „Architektur muss aus den Erfahrungen entstehen, die wir in unserer speziellen Zeit machen”. Das gilt natürlich auch für den Bau von Schulgebäuden. Architektinnen und Architekten, die in den 60er Jahren Schulen besucht haben, die der neuen, schlichten Sachlichkeit der Wiederaufbauzeit entsprangen, bauen Schulen anders als solche, die ihre Erfahrungen in instandgesetzten Schulen der Vorkriegszeit gemacht haben und wieder anders als jüngere Entwerfer, die die Schulmaschinen der 70er Jahre durchlebt haben. Grundsätzlich lässt sich die Qualität von Schulen in drei Kategorien einteilen: Die „Hohe Schule”, ist konsequent, hart, streng. Gebaut von einer Avantgarde, entstanden meistens aus Architektenwettbewerben, experimentell, zum Teil abweisend solitär und im besten Fall mit Chancen der Integration in die Umgebung versehen. Das Mittelfeld, regionale Weiterentwikklung formaler und funktioneller Ideen und Moden, geprägt von Kompromissen und der Diskussion mit den Trägern, aber auch geprägt vom Gestaltungswillen und der Durchsetzungsfähigkeit des Architekten. Die Regelarchitektur – die graue Masse, bei der eine ungekonnte Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten und ökonomische Zwänge stattfindet. Zitate werden modisch verwandt und auf beliebige Gebäude aufgesetzt. Oder es erfolgt unkritische Heimat- tümelei, Verwendung tradierter Geschmacksmuster. Hintergrund ist die Sehnsucht nach dem Alten, Guten, Schönen, die Folge sind Nostalgie und Lethargie bei der Bewältigung gestalterischer Aufgaben. Die Landesbauverwaltung Schleswig-Holsteins hat eine reiche Tradition im Schulbau. Die erste Schulbaumaßnahme des Landes in den frühen 60er Jahren war die Fertigstellung der Kieler Gelehrtenschule. In der Folgezeit wurden alle staatlichen Gymnasien grundinstandgesetzt, modernisiert und mit Ergänzungsbauten ausgestattet. In den Jahren 1972 bis 1975 realisierte das Land Schleswig-Holstein ein SchulbauSonderprogramm mit einem Investitionsvolumen von 260 Mio. DM. Zunächst war geplant, 50 Schulbauten der Gebietskörperschaften als Neubauten oder Ergänzungen vorhandener Schulen zu errichten. Die Landesbauverwaltung entschied sich dafür, die Neubauten mit einem in Kassel entwickelten Hochschulfertigteilbausystem durchzuführen. Die Planung wurde durch die zu diesem Zweck gegründete Zentrale Planungsstelle der Bauverwaltung vorbereitet. Die Ausschreibungen erfolgten zentral in Kiel. Bis 1975 konnten insgesamt 36 Schulerweiterungen nach diesem System realisiert werden. Die vom Land Schleswig-Holstein selbst unterhaltenen staatlichen Schulen wurden Anfang der 80er Jahre modernisiert und 1982 an die jeweiligen Kommunen übertragen. Nach dieser Zeit hat sich die Bauverwaltung und in deren Folge die GMSH auf Spezialgebiete im Schulbau konzentriert. So betreut die GMSH die Internatsschule für Hörgeschädigte in Schleswig, sowie die staatliche Internatsschule für Sprachgestörte in Wentorf, die in den Jahren 1997 bis 2001 durch einen umfangreichen Schulbau mit 12 Klassen, 16 Therapieräumen, Lehrerzimmer, Bibliothek und eine Sporthalle erweitert wurde. Ein weiterer Schwerpunkt sind Schulen für Erwachsene wie das Lehrsaalzentrum in der Grenzschutzschule als zentrale Aus- und Fortbildungsstätte des Bundesgrenzschutzes in Lübeck und der Neubau eines Lehrsaalgebäudes bei der Unteroffizierschule der Luftwaffe in der Marseille-Kaserne Appen. Insbesondere die letztgenannten drei Schulgebäude zeigen sehr deutlich, wie unterschiedlich die Reaktion der Architekten auf die Erfahrungen sind, die sie in ihrer eigenen Schulzeit gemacht haben, und die sie beim Entwurf ihrer neuen Schulgebäude in eine zeitgemäße, anspruchsvolle Architektur umgesetzt haben. Rainer Hatlauf 29 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 30 Marinetechnikschule Parow Neubau eines Hör- und Lehrsaalgebäudes Bauherr Bundesrepublik Deutschland, Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Architekten Asmussen und Partner Fertigstellung 1996 Bruttorauminhalt (BRI) 19.000 m3 Gesamtbaukosten 6.1 Mio. €, 12.0 Mio. DM Im Jahre 1991 fiel die Entscheidung, die Marinetechnikschule (MTS) der Bundesrepublik Deutschland für 1.500 Schüler, 1.000 Lehrende und entsprechendes Stammpersonal in Parow nördlich der Hansestadt Stralsund zu stationieren. Das Gelände wurde bereits seit 1935 militärisch genutzt, zunächst als Fliegerhorst, später zu Zeiten der DDR als Flottenschule. Mit 722 Wohneinheiten und fast 100 Hörsälen sowie Sport-, Übungs- und Versorgungseinrichtungen handelt es sich hier um das größte bauliche Investitionsvorhaben der Bundeswehr. Außerordentlich reizvoll war das Projekt aufgrund seiner hervorragenden landschaftlichen Lage am Strelasund, ungewöhnlich war seine Geschichte und ungewöhnlich war auch das Verfahren, in dem in so kurzer Zeit ein schlüssiges Gesamtkonzept sowie eine städtebauliche und landschaftsplanerische Zielplanung für die gesamte Liegenschaft entwickelt wurde. Bereits ab 1992 begannen die umfangreichen Voruntersuchungen für dieses ehrgeizige Projekt. Alle Beteiligten waren sich darin einig, dass diese Anlage weniger mit üblichen Kasernenbauten, sondern mehr mit einer Campus-Universität mit attraktiven Wohn-, Unterrichts- und Freizeitangeboten vergleichbar sein sollte. Junge Menschen – „Bürger in Uniform” – werden hier künftig einen prägenden Lebensabschnitt verbringen. Die Landschaftsplanung und die Architektur der Gebäude werden den Geist und die Atmosphäre dieser Schule mitbestimmen. 30 Geplant sind mehrere gleichartige Hör- und Lehrsaalgebäude, die miteinander in Verbindung stehen und in drei Bauabschnitten realisiert werden sollen. Der erste Bauabschnitt im Norden ist als dreiflügelige Anlage mit langgestreckten Seitenflügeln und kürzerem Hauptflügel, in dem der Eingang, die Eingangshalle und die zentrale Treppenanlage untergebracht sind, konzipiert. Der zweigeschossige Bau wurde in Mischbauweise mit tragenden Wänden aus Mauerwerk und Stützen aus Stahlbeton sowie einer Fassade aus rotem Verblendmauerwerk erstellt. Das mit Zinkblech eingedeckte leicht geneigte Satteldach erhielt zur Belichtung der langgestreckten Flure im Obergeschoss Oberlichter, zur Belichtung der Haupttreppe im Eingangsbereich dient ein Lichtband in Metallkonstruktion, welches oberhalb der Haupttreppe in eine spitze Kuppel übergeht. Die geforderten 36 Hörsäle unterschiedlicher Größe verteilen sich über die beiden Geschosse. Der große Kompaniehörsaal, der in der Übergangszeit auch als Filmvorführraum dienen soll, wurde an zentraler Stelle im Erdgeschoss gegenüber dem Haupteingang angeordnet. Die Lehrmittelräume wurden weitestgehend so angeordnet, dass sie von jeweils zwei Hörsälen genutzt werden können. Lageplan Nr. 1 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 31 Marinetechnikschule Parow Neubau Betreuungsgebäude Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Architekten Contor Ferdinand, Ehlers + Partner Fertigstellung Dezember 1999 Bruttorauminhalt BRI 14.000 m3 Gesamtbaukosten 5.73 Mio. €, 11.2 Mio. DM Bereits in der Zielplanung von 1992 war das neue Betreuungsgebäude im Bereich der Hafenanlagen vorgesehen. In dieser exponierten Lage entstand ein selbstbewusster Baukörper, welcher dem maritimen Umfeld Rechnung trägt und bei den Benutzern Akzeptanz und Identifikation auslöst. Die aufgefächerte dreiflügelige Anlage besteht aus zwei Seitenflügeln mit flachgeneigten Pultdächern und einem dazwischenliegenden Verbindungsbau. Die Seitenflügel sind gegeneinander um einen Winkel von zehn Grad gedreht, so dass zum Hafen hin eine einladende Eingangssituation entsteht. Im Erdgeschoss wurden die gemeinsamen Betreuungseinrichtungen wie Kegelbahn, Bücherei und Fernsehräume untergebracht. Im Obergeschoss liegen die klar voneinander getrennten Heimräume für die unterschiedlichen Dienstgrade. Sie sind jeweils über separate Eingänge und Treppenanlagen erschlossen. Die Technikräume befinden sich sowohl im Erdgeschoss als auch im Dachraum über der Küche. Mit seiner außen und innen sichtbaren Holzkonstruktion und seinen umlaufenden Holzbalkonen erinnert das Betreuungsgebäude an Club- und Vereinshäuser. Sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer entstanden ideale Räumlichkeiten mit vielfältigen Angeboten zur sinnvollen Freizeitgestaltung. Lageplan Nr. 2 31 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Marinetechnikschule Parow Neubau Wirtschaftsgebäude Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Architekten Contor Ferdinand, Ehlers + Partner Fertigstellung Juli 1999 Bruttorauminhalt BRI 22.000 m3 Gesamtbaukosten 7.47 Mio. €, 14.6 Mio. DM In Hinblick auf Funktion und Lage sollte das neue Wirtschaftsgebäude, wie in der Zielplanung für die Marinetechnikschule Parow von 1992 vorgesehen, das Herzstück der gesamten Anlage werden. Das Gebäude wurde auf dem Grundstück so angeordnet, dass einerseits der Außenraum des südlich gelegenen Forums deutlich gefasst wird, andererseits aber auch interessante Sichtbeziehungen aus dem Gebäudeinneren zum südlich gelegenen Forum sowie nach Osten in die unverbaute Landschaft entstehen konnten. An die Gestaltung des Gebäudes sowie der angrenzenden Freiflächen wurden besonders hohe Ansprüche gestellt. Die für Teilbereiche gewählte Holzverkleidung erinnert zusammen mit einigen weiteren realisierten und geplanten Gebäuden in der Nähe des Hafenbeckens an Motive der nordischen maritimen Architektur rund um die Ostsee. Die Bemessungsgröße für das zzt. größte in Betrieb befindliche Wirtschaftsgebäude der Bundeswehr liegt bei 1886 Verpflegungsteilnehmern (Endausbaustufe). Soldaten (Mannschaften), Unteroffiziere und Offiziere werden hier jeweils getrennt mit Speisen versorgt. Lageplan Nr. 3 32 Seite 32 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 33 Zentrales Lehrsaalgebäude in der Grenzschutzschule Lübeck Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 1997 Bruttorauminhalt BRI 8.640 m3 Gesamtbaukosten 2,8 Mio. €, 5,4 Mio. DM Mit diesem Gebäude stehen der Grenzschutzschule für die Aus- und Fortbildung von Polizeiführern des BGS optimale Lehrund Unterrichtsräume zur Verfügung. Der äußerlich zurückhaltend gestaltete zweigeschossige Baukörper fügt sich mit seiner quadratischen Grundform harmonisch in das städtebauliche Konzept der vorhandenen Anlage ein. Die Gliederung und Farbigkeit der Eingangszone im Erdgeschoss verdeutlicht das Architekturkonzept eines massiven und dennoch lichten sowie räumlich flexiblen Gebäudes. In die zentrale Pausenhalle im Erdgeschoss sowie in die Flure im Obergeschoss flutet durch eine gläserne Dachpyramide Tageslicht, mit dem auch die Stimmungen der Jahreszeiten in dem Gebäude eingefangen werden können. Neben Verwaltungsräumen sind im Erdgeschoss zwei größere Lehrsäle angeordnet, von denen einer mittels einer beweglichen Trennwand mit der Pausenhalle zu einem Großraum vereint werden kann. Im Obergeschoss stehen weitere 6 Unterrichtsräume zur Verfügung. Von besonderer Bedeutung zur Vermittlung der Lerninhalte, wie Einsatzlehre, Taktik, Führung, Recht und Verwaltung, ist die derzeit modernste „Audio-Visuelle-Medienausstattung”, mit der eine kreative Unterrichtsgestaltung per Videopräsentation auf Monitoren und Großbildleinwänden möglich ist. 33 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Marseille Kaserne Appen Neubau Unterkunftsgebäude 29 und 30 Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf GMSH, ZNL Itzehoe Fertigstellung Juli 2002 Bruttorauminhalt 8.300 m3 (je Gebäude) Gesamtbaukosten 5.69 Mio. €, 11.15 Mio. DM Die vorgesehene Zentralisierung der Unteroffizierschule in Appen und die damit verbundene Erweiterung des Unterkunftsbereiches erforderte den Neubau von zwei Unterkunftsgebäuden. Anhand des Nutzungskonzeptes wurde von der GMSH, ZNL Itzehoe eine Zielplanung für den Ausbau der Liegenschaft aufgestellt und die Standorte für die Neubauten unter Berücksichtigung der vorhandenen städtebaulichen Strukturen festgelegt. Die neuen Unterkunftsgebäude sind an der Ostseite des Bereiches Wohnen plaziert, um die Strukturen Wohnen - Ausbildung Technik mit kurzen, fußläufigen Wegen zu erhalten. Die Ausführung erfolgte in Anlehnung an die vorhandene Bausubstanz als Mauerwerksbauten mit gegliederten Lochfassaden. Die Außenanlagen des Unterkunftsbereiches werden durch die Anordnung der Gebäude räumlich gefasst, wie das auch für die anderen Bereiche der Liegenschaft typisch ist. In den Gebäuden stehen insgesamt 146 Unterkunftsräume für Lehrgangsteilnehmer (Unteroffiziere) zur Verfügung, die eine Einzelunterbringung und eine gemeinsame Nutzung einer Sanitärzelle für 2 Unteroffiziere als Standard ermöglichen. Alle Räume sind an das zentrale IT-Datennetz angeschlossen, die Lüftung der innenliegenden Bäder erfolgt über eine Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. 34 Seite 34 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 35 Marseille-Kaserne Appen Neubau eines Lehrsaalgebäudes Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Zentrale Planungsstelle der Landesbauverwaltung S-H Entwurfsplanung Schnittger Architekten Fertigstellung 1994 Bruttorauminhalt 25.769 m3 Gesamtbaukosten 9.7 Mio €, 19 Mio DM „Als wir begannen, ein modernes Lehrsaalgebäude zu entwerfen und die Nahtstelle zwischen einer sehr schönen eingegrünten Kaserne mit einer großen, freien Flugplatzanlage sahen, hatten wir die spontane Idee, ein Flugzeug in die Kaserne einfliegen zu lassen. Wie es bei Flugzeugen häufiger geschieht, steht es nicht exakt in der durch den axialen Städtebau vorgegebenen Achse, sondern um 10° gedreht. Dies ist der städtebauliche Interpretationsbeitrag des Entwurfes, wobei er sich als eine Plastik versteht, die einen Kontrapunkt zu den strengen Baukörpern der 30er Jahre darstellt. Diese Gegensätzlichkeit wird auch in der Materialwahl deutlich, denn nicht die vorgefundenen Mauerwerksfassaden und Ziegeldächer wären dem neuen Baukörper adäquat, sondern eine stählern-graue Metallfassade und ein leicht geschwungenes Zinkdach. Gleichwohl lehnt sich die neue Formensprache an flugplatztypische Elemente an, so dass dem Nutzer die neuen Formenelemente keineswegs fremd sein werden. Der Haupteingang liegt in der Hauptachse vis-à-vis zum Haupteingang des zentralen Wirtschaftsgebäudes” (Zitat: ZP). Das im Sprachgebrauch der Soldaten nur als „Flieger” bezeichnete Lehrsaalgebäude ist, neben dem „Phönix” am Kasernentor, zum Symbol der Unteroffizierschule der Luftwaffe geworden. 35 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Seite 37 Universität und GMSH Universitäten und staatliche Bauämter – dies ist ein spannungsreiches und oft schwieriges Verhältnis. Wo immer man in Universitäten auf dieses Thema kommt, ist die Reaktion fast identisch. Warum ist dieses Verhältnis so? Dafür gibt es mehr als eine Ursache, auf die einzugehen sich lohnt, weil man aus dieser Analyse die Schlussfolgerungen für das zukünftige Handeln ableiten kann. Für die öffentliche Bautätigkeit besteht eine schier unübersehbare Fülle von Regelwerken. Darüberhinaus sind an den Entscheidungen eine große Zahl von Stellen beteiligt, ehe sie tatsächlich umgesetzt werden können. Im Falle der Universitäten sind dies das entsprechende Fachministerium, das Finanzministerium, der Wissenschaftsrat und die staatliche Bauverwaltung, die in Schleswig-Holstein nun GMSH heißt. Die Trägheit von baulichen Entscheidungs- und Realisierungsprozessen ist in Universitäten sprichwörtlich. Die Nutzer der Gebäude, die Institute und Fakultäten der Universität, spielen in den Entscheidungsprozessen nur eine Rolle unter mehreren, und oft nicht die Hauptrolle. Hinzu kommt ein weiteres Faktum: in einigen Bundesländern, und Schleswig-Holstein gehört dazu, verfügen nicht die Universitäten über die Mittel, die für die Unterhaltung der Bausubstanz und für andere Baumaßnahmen gedacht sind, sondern – mit gewissen Einschränkungen – die Bauverwaltungen. Im günstigsten Fall verfügen die Uni- versitäten über die Mittel, müssen sich aber bei deren Verausgabung zwangsweise der staatlichen Bauverwaltung bedienen. Immerhin ist dabei die Universität in die Rolle eines Auftraggebers gelangt, womit allein die Probleme noch nicht zu lösen sind. Die Universitäten sind, was immer Kritiker ihnen nachsagen, in den Fächern, in denen der Fortschritt der Wissenschaft mitbestimmt wird, extrem dynamische Organisationen. In allen experimentellen Bereichen ändern sich die Anforderungen an die bauliche und gerätemäßige Ausstattung in atemberaubender Schnelligkeit. Zwischen dieser Dynamik der universitären Forschung und der überregulierten öffentlichen Bautätigkeit muss ein fundamentaler Widerspruch bestehen. Der gegenwärtige Generationswechsel in der Professorenschaft führt zu einem Modernisierungsschub von kaum gekannten Ausmaßen: zwanzig bis dreißig Professuren sind pro Jahr zu besetzen. Und fast ausnahmslos alle Besetzungen sind mit baulichen Veränderungen oder gesteigerten baulichen Anforderungen verbunden: Klimatisierung, Reinraumverhältnisse, Abschirmung, biologische Sicherheitsstufen, um nur einige zu nennen. Diese Maßnahmen müssen schnell, in wenigen Wochen oder Monaten, vollzogen sein, damit die Professur arbeitsfähig wird und nicht wertvolle Ressourcen verschleudert werden. So ist es kein Wunder, dass das Verhältnis Universitäten - Bauverwaltung von Spannun- gen geprägt ist. Sie werden von den Organisationsformen der Öffentlichen Hand verursacht. Der Ausweg, der sich als bundesweite Tendenz der Universitäten (nicht der Länder) ergibt, heißt – weg von der staatlichen Bauverwaltung. Dafür gibt es interessante Ansätze. Es ist aber noch nicht erwiesen, dass sie tragfähig sind. Die hier beschriebene Situation trifft natürlich auch auf Schleswig-Holstein zu und damit auch auf die CAU. Die Gründung der GMSH hat daran zunächst – jedenfalls praktisch – nichts geändert. Wenn man den Transformationsprozess realistisch betrachtet, ist das nicht verwunderlich. Die Probleme, wie sie oben beschrieben wurden, nahmen aus der Sicht der CAU eher noch zu. Die CAU hat sich – und es soll hier nur von den letzten zwei bis drei Jahren die Rede sein – intensiv bemüht, die neue Konstruktion der GMSH ernst zu nehmen und von ihr zum Nutzen der Universität Gebrauch zu machen. Dies war kein einfacher Prozess. Doch ständiges Bemühen, Gespräche, Standortdefinitionen und Verständigungen, die von beiden Seiten vorangetrieben wurden, bei denen die Universität in der Leitung der GMSH Verständnis für die besonderen universitären Belange fand, haben eine neue, optimistisch stimmende Situation geschaffen: Die Verständigung über Prioritäten, Mitteleinsatz und Maßnahmensteuerung haben eine Form angenommen, wie man sie sich in einem partnerschaftlichen Auftraggeber-Auftragnehmer-Verhält- nis wünscht. Diese Befunde sind so hoffnungsvoll, dass die Universität ihrem Partner GMSH gegenüber erklärt hat, alle der bundesweiten Tendenz entsprechenden Bestrebungen einzustellen und ganz auf das Gelingen der neuen Partnerschaft GMSH (nicht mehr Bauverwaltung!) – Universität zu setzen. Wenn dieses Experiment sich weiter so entwickelt, hätten beide Partner – Universität und GMSH – bewiesen, dass es, entgegen allen Unkenrufen, eben doch gelingen kann, wenn beide Seiten partnerschaftlich zusammenwirken. Dr. Steffen Richter 37 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:06 Uhr Fachhochschule des Bundes in Schwerin Dependance des Fachbereiches Arbeitsverwaltung Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner Fertigstellung 2000 Bruttorauminhalt BRI 66.000 m3 Gesamtbaukosten 23 Mio. €, 45 Mio. DM Die bauliche Ausstattung der Dependance soll die Unterrichtung von 300 Studierenden ermöglichen. Der Neubau gliedert sich in drei Bereiche: 1. Lehr- und Verwaltungsbereiche 2. Internatsbereich 3. Freizeitbereich. Die landschaftliche Situation legte es nahe, für die Fachhochschule eine klare räumliche Situation zu definieren. Auf dem Sattel eines Höhenrückens entstand eine U-förmige Gebäudeanordnung, die sich zur Zugangsseite hin öffnet. Während die Wohn- und Freizeitbereiche in freistehenden Langhäusern untergebracht sind, befinden sich alle übrigen Programmteile der Aufgabenstellung in dem als geschlossenem „U” ausgebildeten Hauptbaukörper. Die Erschließung des Schulgebäudes erfolgt auf der mittleren Ebene. Die sehr strenge Baukörperkonfiguration wird durch die Abhängung der horizontalen Verschatter gegliedert. Diese außenliegenden Verschatter in Verbindung mit den Dachüberständen, eine Minimierung der mechanischen Be- und Entlüftung zugunsten einer natürlichen Lüftung und eine offene Wasserhaltung zur Rückhaltung von Oberflächenwasser geben der Fachhochschule Vorbildfunktion für ökologisches Bauen. 38 Seite 38 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Seite 39 Neubau einer Zentralbibliothek für die Universität Flensburg und die Fachhochschule Flensburg Bauherr Land Schleswig -Holstein Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Landesbauamt Flensburg Fertigstellung 1997 Bruttorauminhalt (BRI) 24790 m3 Gesamtbaukosten 7,4 Mio. €, 14.5 Mio. DM Im Zuge des Ausbaues des Hochschulbereiches Flensburg ist mit der Zentralbibliothek ein von der Universität und der Fachhochschule gemeinsam zu nutzendes Gebäude entstanden. Das Bibliotheksgebäude zeigt sich als langgestreckter, geradliniger Baukörper. An der südlichen Schmalseite des viergeschossigen Neubaues kragen die zwei oberen Geschosse jeweils über das darunter liegende aus. Ein wesentliches Entwurfselement stellt der weitgehende Verzicht auf Flure dar, insbesondere in den Obergeschossen, wo die Verkehrsflächen in die Nutzflächen integriert wurden. Bei der Gestaltung der Innenräume galt der Grundsatz, dass Vielfalt und Buntheit durch die vielen tausend Bücher in die Räume einzieht. So sind Decken und Wände weiß gehalten und nur der textile Bodenbelag setzt, in jedem Geschoss in einer anderen Farbe, einen besonderen Akzent. In der Bibliothek gibt es vier Benutzerbereiche, die als Freihandbereiche dem Publikum zur Verfügung stehen. Sie bieten auf jeweils 500 m2 Platz für über 50.000 Bücher. Die Möblierung dieser Bereiche mit Bücherregalen erfolgte hauptsächlich in der Raummitte, an den langen Fensterseiten ist ausreichend Platz für natürlich belichtete Arbeits- und Leseplätze. Die Magazinräume befinden sich im Untergeschoss. Die Gesamtkapazität der Bibliothek beträgt mehr als 400.000 Bände. 39 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Neubau Fachhochschule Westküste in Heide Bauherr Land Schleswig-Holstein mit finanzieller Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf Scheuring und Partner Fertigstellung 1.BA Oktober 2000 Bruttorauminhalt 63.500 m3 (1.BA) GBK 1.BA 31,2 Mio. €, 61,0 Mio. DM Der Neubau der FHW Heide dient der Aufnahme der 1994 gegründeten Fachhochschule für Wirtschaft und Technik. Der Gebäudekomplex, der im 2.BA (5,9 Mio. €) bis Ende 2002 um eine Mensa und ein Bibliotheksgebäude erweitert wird, bietet Platz für 1000 Studierende der Fachbereiche Maschinenbau, Elektrotechnik und Betriebswirtschaft. Am Ortsrand von Heide im Bereich einer Bachniederung gelegen, zeichnet sich das Gebäude durch eine starke Einbindung in die offene Landschaft aus. Betont wird dies architektonisch durch die Aufgliederung des kompakten Gebäudekomplexes in 8 Einzelbaukörper, die über ein klar strukturiertes Erschließungssystem mit Verbindungsbrücken eng miteinander vernetzt sind. Die 2-4-geschossigen Baukörper sind als Stahlbetonkonstruktionen mit Flachdach und geschosshohen Stahl- und Alu-GlasFassaden ausgeführt. Von rund 7.100 m2 Glasfassade sind ca. 350 m2 als Doppelfassade ausgebildet, die gemeinsam mit windbetriebenen Dachlüftern eine motorische Belüftung der großen Seminarräume einspart und so zur Erreichung des Niedrigenergiehausstandards beiträgt. 40 Seite 40 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Seite 41 Labor für angewandte Naturwissenschaften und Technik der Fachhochschule Lübeck Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Chlumsky - Peters - Hildebrandt, Lübeck Fertigstellung 1997 Bruttorauminhalt BRI 14.900 m3 Gesamtbaukosten11,5 Mio. €, 22,5 Mio. DM Die beiden farbenfrohen neuen Laborgebäude der Fachhochschule Lübeck geben schon von außen ihre Nutzung für technische Studiengänge zu erkennen. Silbern glänzendes Aluminiumwellblech, blaue Metalllamellen und weite Fensteröffnungen wecken Assoziationen an ein High-Tech-Fabrikgebäude. Äußerlich identisch, schließen die dreigeschossigen Baukörper an ein nüchternes Fachhochschulgebäude aus den siebziger Jahren an. Ein ebenfalls neu entstandener Brückenbau verbindet die drei langgestreckten Gebäude miteinander. Zwischen ihnen findet sich genügend Platz für begrünte Höfe, die sich zur Landschaft öffnen. Die Brücken setzen zu den Höfen mit ihrer orangeroten Wand einen kraftvollen Farbakzent. Die Straßenfassaden der Laborgebäude zeigen sich sehr differenziert gestaltet. Der Baukörper wird in einzelne Segmente aufgelöst. Neben der unterschiedlichen Höhenund Tiefenentwicklung der Fassade dienen auch die unterschiedlichen Materialien zur Charakterisierung der Bauteile. Links und rechts eines sich verjüngenden Mittelflures sind die unterschiedlichen Funktionen angeordnet. Zur Straße hin ragt der mit Aluminiumblech verkleidete Hörsaalbereich kopfbauartig in den Straßenraum hinein. Er wird durch einen zurückgesetzten niedrigen Bürotrakt ergänzt. Dahinter schließen sich die Laborräume an. 41 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Neubau eines Forschungs- und Technologiezentrums „Westküste” in Büsum Bauherr Land Schleswig-Holstein und Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf Architekt v. Bassewitz BDA Fertigstellung Juni 1990 Hauptnutzfläche 1.800 m2 Gesamtbaukosten 5,2 Mio. €, 10,2 Mio. DM Das Forschungs- u. Technologiezentrum „Westküste” als Außenstelle der ChristianAlbrechts-Universität war in seiner ursprünglichen Konzeption dreiteilig mit Forschungsgebäude, Ozeaneum (Wissenschaftsmuseum rd. 2.000 m2) und Biotopmodell-Anlage mit Außenbereich von rd.1,5 ha geplant. Tatsächlich umgesetzt wurden aus Kostengründen ein reduzierter 1. Bauabschnitt, bestehend aus einem runden Zentralbau mit zwei 2-geschossigen Seitenflügeln sowie 2 Hallen (Forschungs- und Gerätehalle). Dominierende Baustoffe sind die roten Ziegel des zweischaligen Außenmauerwerkes sowie die roten Ziegel der Satteldächer. Besondere Schwerpunkte der Forschungsarbeit im „FTZ” sind u.a. der Umweltschutz, Stabilität und Geschlossenheit des Wattenmeeres als geologisches System sowie die Erforschung der großflächigen Küsten-Ökosysteme. 42 Seite 42 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Seite 43 Institut für Marine Geowissenschaften Neubau GEOMAR Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Kleine + Partner Fertigstellung 1996 Bruttorauminhalt BRI 60.000 m3 Hauptnutzfläche HNF 7.300 m2 Gesamtbaukosten: 29.0 Mio. €, 56.8 Mio. DM Für den Neubau eines Forschungszentrums für Marine Geowissenschaften wurde im Jahr 1989 ein offener Architektenwettbewerb durchgeführt. Die mit einem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit der Architekten Kleine + Partner wurde ausgeführt. Die neuen Gebäude des Forschungszentrums GEOMAR stehen senkrecht zur Uferlinie. Mit dieser Baukörperausrichtung wurde von der Schwentine, aber auch vom Land her eine optische Durchlässigkeit erreicht. Der Haupteingang mit Halle, Zugang zum Hörsaal und Konferenzraum befindet sich im Osten des Komplexes, gefasst einerseits durch einen Geschossbau mit Cafeteria / Speisesaal, Bibliothek und Verwaltungsräumen sowie andererseits durch die westlich angrenzenden beiden Baukörper mit Labor-, Arbeits- und Funktionsräumen sowie der zwischen den beiden Trakten liegenden hallenartigen Lithothek. Abgesetzt durch einen Hofbereich folgt ein dreigeschossiger Trakt mit Laboren und Wissenschaftlerräumen. Ein weiterer Hofbereich wird nach Westen hin durch einen einbündigen Baukörper gleicher Nutzung abgeschlossen. Die Technikräume sind im Dachgeschoß untergebracht und durch einen Medienkanal verbunden, der sich in Längsrichtung über die gesamte Gebäudelänge erstreckt. Im 1. Obergeschoß verläuft in gleicher Richtung ein Verbindungsgang durch alle Gebäudeteile und ermöglicht so die notwendige Kommunikation zwischen den Funktionsbereichen. 43 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:07 Uhr Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neubau Anorganische Chemie Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel II Fertigstellung 1998 Bruttorauminhalt BRI 14.700 m3 Hauptnutzfläche HNF 1.850 m2 Gesamtbaukosten 9,7 Mio. €, 19,0 Mio. DM Bedingt durch eine erhebliche Steigerung der Ausbildungskapazität in den chemischen Fächern seit Beginn der 80er Jahre wurde es notwendig, einen Erweiterungsbau für die Anorganische Chemie zu errichten. Eine im Vorwege erarbeitete städtebauliche Studie untersuchte den gesamten Bereich des auf dem Campus gelegenen Otto-Hahn-Platzes in Bezug auf bauliche Erweiterungsmöglichkeiten. Der bis dahin nicht klar gefasste und nur nach drei Seiten baulich geschlossene Platz erhielt einen Anbau an das bestehende Gebäude der Anorganischen Chemie. Dadurch entstand ein Platz mit einer klaren strengen Rechteckform und einer großzügigen, ruhigen und mit viel Grün durchwirkten Innenhofzone. Der dreigeschossige Neubau wurde als ein reines Laborgebäude konzipiert, mit kleinen und großen Labors, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Nutzer, um somit eine optimale Studentenausbildung zu gewährleisten. Ähnlich dem früher entstandenen Neubau für Biochemie wurde das Technikgeschoß oberhalb der Nutzungsebenen auf dem Dach untergebracht. 44 Seite 44 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Seite 45 Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neubau Biochemie Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel II Fertigstellung 1993 Bruttorauminhalt BRI 8.200 m3 Hauptnutzfläche HNF 900 m2 Gesamtbaukosten 4,2 Mio. €, 8,2 Mio. DM Parallel zu der Gebäudezeile des Anatomischen Institutes an der Olshausenstraße entstand nördlich davon, im Bereich des OttoHahn-Platzes, ein Erweiterungsbau für das Biochemische Institut. Die Erweiterung des Biochemischen Institutes war notwendig, um auf Dauer eine sachgerechte Aufgabenwahrnehmung in Forschung und Lehre zu sichern. So entstanden in dem zweigeschossigen Baukörper Laborflächen, aber auch Arbeitsräume für Dozenten, Diplomanden und Gastdozenten. Die für ein Laborgebäude notwendige Technik, einschließlich der viel Raum beanspruchenden Lüftungstechnik, wurde oberhalb der Laborgeschosse in einem von der Außenwand zurückgesetzten Technikgeschoß untergebracht. 45 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neubau Leibnizlabor für Altersbestimmung (AMS/C14) Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel II Fertigstellung 1995 Hauptnutzfläche HNF 2.100 m2 Gesamtbaukosten: 4,6 Mio. €, 9,0 Mio. DM Der Neubau des Leibniz-Labors für Altersbestimmung und Isotopenforschung, bestehend aus einem Hallenneubau zur Aufnahme des AMS-Gerätes (AMS = Accelerator Mass Spectrometer) sowie einem Laborgebäude für die Probenaufbereitung, entstand in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gebäude der Kernphysik. Die im Neubau Leibniz-Labor vorgenommene radiometrische Altersbestimung mit Hilfe der AMS-Technik bedeutet einen methodischen Durchbruch, der die erforderliche Probenmenge um einen Faktor 1000 verringert und damit im 14C-Datierungsbereich der letzten 55.000 Jahre völlig neue Forschungsperspektiven für die Klima- und Umweltforschung erschließt. Eine Vielzahl von Instituten und Einrichtungen der Christian-Albrechts-Universität wie Geologie und Paläontologie, Mineralogie, Ökologie, Bodenkunde, Botanik, Limnologie, Ur- und Frühgeschichte, Archäologie bis hin zur Kunstgeschichte, das Institut für Meereskunde, GEOMAR, das Ökologie-Zentrum und das Archäologische Landesmuseum Schloß Gottorf bedienen sich dieser Technik. Darüber hinaus werden viele 14C-Proben für andere Universitäten und Forschungseinrichtungen in Deutschland und auch im Ausland gemessen. 46 Seite 46 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Seite 47 Fachhochschule Kiel-Dietrichsdorf Neubau Laborhallen Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Architektencontor Agather + Schäfer Fertigstellung 1999 Bruttorauminhalt BRI 20.500 m3 Hauptnutzfläche HNF 4.000 m2 Gesamtbaukosten 11.7 Mio. €, 23.0 Mio. DM Der im Jahr 1991 ausgelobte städtebauliche Wettbewerb führte zu der Grundkonzeption eines Fachhochschul-Campus als integriertem baulich-landschaftlichem Planungsansatz. Ein Teil dieses Ausbaus war der Fachbereich Technik, dessen Maschinen- und Versuchsteil mit Werkstätten auf dem Gelände eines ehemaligen Hallengebäudes neu errichtet wurde. Der Entwurf nimmt das lineare Prinzip der vormaligen Industriebebauung wieder auf und interpretiert es den veränderten Verhältnissen entsprechend neu: Ein langgestreckter Baukörper entlang der Schwentinestraße, der sich etwa im Drittelpunkt öffnet, gibt den Durchblick auf die Werkstattgebäude, die Gießerei und die Kieler Förde frei. In diesem offenen, überdachten Haupteingangsbereich schließt sich nördlich das Institut für Elektrotechnik an. Im südlichen Bereich befinden sich die Institute für Fahrzeugtechnik und für Kolbenund Strömungsmaschinen. Die einzelnen Baukörper wurden durch eine Brücke an das ehemalige Hellgebäude angebunden. 47 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Fachhochschule Kiel-Dietrichsdorf Neubau Kleines Hörsaalgebäude Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Klingsporn Architekten Fertigstellung 1998 Bruttorauminhalt BRI 9.300 m3 Hauptnutzfläche HNF 670 m2 Gesamtbaukosten 3.3 Mio. €, 6.4 Mio. DM Das Hörsaalgebäude befindet sich in östlicher Randlage des aus einem städtebaulichen Wettbewerb linear entwickelten Grünbereichs des Fachhochschul-Campus und formuliert sich als autonomer Stadtbaustein, der wesentlich durch das eingesetzte Klinkermaterial bauplastische Kraft gewinnt und zugleich den typologischen Bezug zu seinem Umfeld herstellt. Das zweigeschossige Gebäude ist in seinem Inneren um das zentrale Treppenhaus organisiert. Fünf Hörsäle bieten insgesamt 535 Hörern Platz. Die in mehreren Schalen gegliederten Hörsaaldecken sind wichtige architektonisch-strukturelle Elemente und bewirken eine ausgezeichnete Akustik. Der Innenausbau ist mit hellen Wand- und Deckenflächen und dem Material Buchenholz bewusst einfach gehalten und zielt mit seinem architektonischen Gestus auf Zweckmäßigkeit und Funktionalität. 48 Seite 48 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Seite 49 Fachhochschule Kiel-Dietrichsdorf Neubau Großes Hörsaalgebäude Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel II Fertigstellung 2001 Hauptnutzfläche HNF 1.480 m2 Gesamtbaukosten 9.7 Mio. €, 19.0 Mio. DM In zentraler Lage des Fachhochschul-Campus entstand der Neubau des Großen Hörsaalgebäudes mit sieben Hörsälen unterschiedlicher Größenordnung. Der größte Hörsaal hat eine Kapazität von 300 Plätzen, der kleinste Hörsaal von 70 Plätzen. Insgesamt sind in den sieben Hörsälen 1.050 Plätze vorhanden. Dieses neue Große Hörsaalgebäude bereichert den Campus durch seine heitere, eigenständige Architektur und soll nicht nur ein Ort des Lehrens und Lernens sein, sondern auch ein Ort der Begegnung. Bewusst gesetzte Gestaltungsmerkmale wie farbige Dächer und Fußböden, eigenwillige Fenstergrößen und ihre Anordnung sind architektonische Akzente, die eine positive Lernatmosphäre erzeugen. Neben weißem Betonstein und farbigen Aluminiumfassadenteilen im Außenbereich beherrschen Glas, Edelstahl und helles Buchenholz das Innere des Gebäudes. Die bewusste Farbgebung und die Auswahl von harmonierenden, kontrastierenden Materialien im inneren und äußeren Bereich werden komplettiert durch die neueste audiovisuelle Ausstattung, sowohl in den Hörsälen als auch im multimedialen Bereich. Der repräsentative, durch Lichthöfe und Glasdächer lichtdurchflutete Foyerbereich ist als Ort der Begegnung prädestiniert für Ausstellungen und Präsentationen. 49 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Fachhochschule Kiel-Dietrichsdorf Unterbringung der Fachbereiche Technik I + II im ehemaligen Hellgebäude Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel Fertigstellung 2002 Bruttorauminhalt BRI 79.600 m3 Hauptnutzfläche HNF 12.180 m2 Gesamtbaukosten 16.1 Mio. €, 31.5 Mio. DM Die aus einem städtebaulichen Wettbewerb abgeleitete Grundkonzeption für einen Fachhochschul-Campus sieht den Erhalt der ehemaligen Gebäude der Fa. Dr. Hell in KielDietrichsdorf vor. Durch den Gebäudekomplex, der im wesentlichen aus zwei Gebäudeteilen besteht, verläuft die Luisenstraße. Eine geschlossene Brücke verbindet im 1. Obergeschoß beide Gebäudeteile. Im westlichen Gebäudebereich, mit dem Fachbereich Technik II, wurden im Untergeschoss Technikflächen und Labore für Kunststofftechnik, Hydraulik und Pneumatik untergebracht. Im Erdgeschoß, das in Teilbereichen sehr hohe Deckenlasten aufnehmen kann, konnten Labore für Werkstoffprüfung und Werkzeugmaschinen sinnvoll angesiedelt werden. Weiterhin wurde ein Hörsaal, der mit seinen 10 Stuhlreihen vom Erdgeschoß bis in das 1. Obergeschoß reicht, auf dieser Ebene geplant. In den oberen Geschossen wurden hauptsächlich Räume von Instituten eingeplant, die geringe Anforderungen an die Deckentragfähigkeit stellten. Im östlichen Gebäudebereich wurden die Institute für Physik, Energietechnik, Nachrichtentechnik, Elektrotechnik und das Institut für Technische Informatik/Systemtechnik des Fachbereiches Technik I sowie die Fachhochschulbibliothek untergebracht. Auf dem Dach wurde für das Institut für Nachrichtentechnik und Elektronik eine Versuchsfläche für Antennenaufbauten installiert. 50 Seite 50 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:08 Uhr Seite 51 Fachhochschule Kiel-Dietrichsdorf Bau einer Mensa in einer ehemaligen Werkhalle Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel Fertigstellung 2000 Hauptnutzfläche HNF 485 m2 Gesamtbaukosten 3,3 Mio. €, 6,4 Mio. DM Im Rahmen der Ausbauvorhaben für die Fachhochschule Kiel in Kiel-Dietrichsdorf wurde eine ursprüngliche Schiffbauhalle, direkt am Schwentineufer, für die Unterbringung der Mensa der Fachhochschule vorgesehen. Die Zielkonzeption für diese Baumaßnahme sah eine Beschränkung auf die räumlichen Gegebenheiten vor. So konnten 380 Plätze geschaffen werden, die es ermöglichen, bei einem 3,3-fachen Platzwechsel ca. 1.254 Essen auszugeben. Die vorhandenen Außenwände sowie das alte Dachtragwerk wurden erhalten und in die Neuplanung eingebunden. Dabei wurde großen Wert darauf gelegt, die alte Fassade am Schwentineufer, bestehend aus Stahlträgern mit Mauerwerksausfachung, originalgetreu zu erhalten. Im Inneren wurde das alte Dachtragwerk aufgearbeitet und im Speisesaal sichtbar gelassen. Notwendige Koch- und Nebenraumbereiche wurden, bedingt durch die vorhandene Höhe der Halle, zweigeschossig an der der Schwentine abgewandten Seite erstellt. Der Speisesaalbereich erhielt eine umlaufende Galerie, die so groß bemessen wurde, dass dort ebenfalls Tische aufgestellt werden konnten. Eine dem Speisesaal vorgelagerte Terrasse am Schwentineufer ermöglicht die Einnahme des Essens im Freien, oder nur ein Verweilen am Schwentineufer. 51 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neubau Universitätsbibliothek Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Weidling + Kettner + Dr. Werner Fertigstellung 2000 Bruttorauminhalt BRI 130.000 m3 Hauptnutzfläche HNF 18.500 m2 Gesamtbaukosten im Leasingverfahren 38,9 Mio. €, 76,0 Mio. DM Grundlage für den Neubau der Universitätsbibliothek war der im städtebaulichen Ideenwettbewerb und im Realisierungswettbewerb mit dem ersten Preis prämierte Entwurf aus dem Jahre 1989. Durch den Standort des Neubaus im Erweiterungsgelände wird eine direkte Anbindung an den vorhandenen Baubestand erreicht. Im Zusammenhang mit dem geplanten Vorplatz zum Physik-Zentrum wird das Teilzentrum um den Musäusplatz ergänzt und zu einem Forum abgerundet. Der Baukörper nimmt die unterschiedlichen Strukturen der Umgebung auf. Zum einen wird der vorhandenen Baustruktur durch einen weitgehend rechtwinkligen, massiven Kopfbau und in dessen Verlängerung durch einen anschließenden Riegel entsprochen, zum anderen öffnet sich der Baukörper durch die fächerförmigen Segmente und die transparente Erscheinung der umgebenden parkartigen Anlage und fügt sich damit gut in das Landschaftsbild ein. Die Universitätsbibliothek wurde, erstmalig für das Land Schleswig-Holstein, unter Federführung der GMSH nach einem sog. Investorenmodell gebaut. 52 Seite 52 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 53 Institut für Weltwirtschaft in Kiel Erweiterungsbau der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Walter von Lom & Partner Fertigstellung 2001 Bruttorauminhalt BRI 38.800 m3 Hauptnutzfläche HNF: 6.460 m2 Gesamtbaukosten: 22.4 Mio. €, 43.8 Mio. DM Der Erweiterungsbau für das Magazin und die Bibliotheksräume des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel ist städtebaulich an der Schnittstelle zwischen offener begleitender Bebauung und den massiveren Bauten der Landesregierung gelegen. Sich daraus ergebene wichtige Zielvorgaben waren: 1. Die Kompaktheit des Gesamtgebäudeensembles durch Gliederung und Durchblicke in vertretbare Einzelhausdimensionen zu unterteilen. 2. Der Altbau des ehemaligen Kruppschen Gästehauses sollte der dominante Gebäudeteil, die Adresse des Instituts – zur Förde gerichtet – bleiben. 3. Der Grünzug des Düsternbrooker Gehölzes sollte als Kulisse und gliederndes Element das Gesamtgebäudeensemble überhöhen und durchscheinend gliedern. Der Erweiterungsbau wurde dem Kruppschen Gästehaus auf der Südseite als zur Förde hin offener, gegliederter Gebäudeteil angefügt, der sämtliche Nutzräume zur Förde hin orientiert und der, durch einen massiven Gebäuderiegel am Düsternbrooker Weg gehalten, die unterschiedlichen Inhalte wie Büchermagazin, Arbeits-, Kongress- und Leseräume deutlich durch unterschiedliche Materialisierung charakterisiert. 53 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 54 Klinik- und Krankenhausbau Die Krankenhausversorgung ist eine aus dem Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes folgende öffentliche Aufgabe, deren bedarfsgerechte Sicherstellung den Ländern obliegt, unter Wahrung und Gewährleistung der Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit der Lebensverhältnisse. Aus diesem Versorgungsauftrag ergibt sich ein wesentlicher Teil der Planungs- und Bauaufgaben der Landesbauverwaltung, seit ihrer Gründung und in deren Folge der GMSH: • Instituts- und Klinikbau für die beiden Zentren der Maximalversorgung (Universitätsklinika Kiel und Lübeck), • Ausbau der ehemaligen Landeskrankenhäuser (heute Fachkliniken) sowie die nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz (AG-KHG) vorgesehene • Beratungs- und Prüftätigkeit im Bereich des landesfinanzierten Kommunalen- und Freigemeinnützigen Krankenhausbaus (seit 1999 durch das Sozialministerium wahrgenommen). Hauptschwerpunkte bilden jeweils der Ausbau der Universitätsklinika Kiel und Lübeck im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau. Neben Sanierungs- und Umbaumaßnahmen sowie kleineren Neubauten im Bestand in der Nachkriegszeit wurden seit Beginn der 60er Jahre für das Universitätsklinikum Kiel und seit Beginn der 70er Jahre für die damalige Medizinische Hochschule Lübeck Entwicklungs-, Struktur- und Zielplanungen erarbeitet, die 54 einen zukunftsweisenden Ausbau beider Standorte zu leistungsfähigen Zentren der Maximalversorgung mit ca. 1.500 bzw. 1.300 Betten gewährleisten sollten. In Kiel wurden bis in die 90er Jahre u. a. Neubauten für die Chirurgie, Radiologie, Kinderklinik, Zahn-, Mund- und Kieferklinik, Hautklinik sowie Erweiterungen und Anbauten an die Orthopädie, Hals-, Nasen-, Ohrenklinik, Augen- und Frauenklinik und ein Versorgungszentrum mit einer unterirdischen automatischen Warentransportanlage (AWT) fertiggestellt. Der Neubau eines Neurozentrums an der Chirurgie befindet sich zur Zeit in der Bauausführung. Die nach Fertigstellung der Vorklinisch Naturwissenschaftlichen Institute im Jahre 1985 in Medizinische Universität umbenannte MHL erhielt mit dem Neubau des 1. BA eines Zentralklinikums (Innere Medizin, Chirurgie) und dem angeschlossenen neuen Versorgungszentrum mit unterirdischer AWT-Anlage 1990 einen neuen Mittelpunkt, südlich des historischen Kerns der ehemaligen Heilanstalt Strecknitz, der durch den Bau des 2. BA, des Pädiatrischen Zentrums, 1999 arrondiert werden konnte. Im Bau befindet sich derzeit das größte Transplantationszentrum Norddeutschlands. Ein weiterer 3. BA des Zentralklinikums für die Kliniken Orthopädie und Neurochirurgie wird in Kürze begonnen. Die bauliche Betreuung der Fachkliniken (ehemals Landeskrankenhäuser) war und ist ein weiterer Aufgabenschwerpunkt der LBV / GMSH. Neben umfangreichen Sanierungs- und Infrastrukturmaßnahmen erforderte die Einführung eines dezentralen Psychiatriekonzeptes verbunden mit dem Abbau erheblicher Bettenkapazitäten die Neuordnung der einzelnen Liegenschaften. Ziel- und Fusionsplanungen wurden durch die GMSH erstellt, ebenso wie die Planung und Baudurchführung von Neubauten für Pflege- und Wohnheimplätze. Neue Behandlungs- und Rehabilitationsmaßnahmen im Bereich des Maßregelvollzugs (Forensische Psychiatrie) machen Umplanungen, Erweiterungen und Neubauten im Bestand erforderlich. Durch die intensive Beratungs- und Prüftätigkeit der LBV für Fördermaßnahmen des Kommunalen- und Freigemeinnützigen Krankenhausbaus wurden seit den 70er Jahren erhebliche Kostenreduzierungen bei Neu-, Umbau- und Sanierungsmaßnahmen der verschiedenen Träger erzielt. Ein gemeinsam mit dem Sozialministerium erarbeitetes „Standardprogramm für ein Regelkrankenhaus” sowie ständig aktualisierte Flächen- und Kostenrichtwerttabellen führten z. T. zu Einsparungen von 15 - 30 % der beantragten Förderung. Bei annähernd gleichem Leistungsspektrum konnten hierdurch im Bundesvergleich günstige und wirtschaftliche Baukosten/ Krankenhausbett erzielt werden. Die rasante Entwicklung im Bereich der Medizintechnik, neue diagnostische und bildgebende Verfahren sowie innovative Behandlungsmethoden – ambulantes Operieren, Tageschirurgie, minimalinvasive Eingriffe, Roboter- und Telemedizin – führen zwangsläufig zu Umstrukturierungen, insbesondere im Bereich der Polikliniken und den OP-Abteilungen. Die Einführung pauschalierender Vergütungssysteme (DRG), Outsourcing ganzer Funktionsbereiche in Public Private Partnership, ständige Verkürzung der Verweildauer, Diskussionen über moderne, konkurrenzfähige und human gestaltete Krankenzimmer sowie wirtschaftliche Stationsgrößen werden in der Folge zu Umstrukturierungen und erheblichen Planungsund Bauvolumina führen. Das über viele Jahre in der Landesbauverwaltung erlangte Fachwissen in den Bereichen Krankenhausplanung, Gebäude- und Medizintechnik sowie Technische Gebäudeausrüstung, das über die entsprechenden Vertretungen in den verschiedenen Fachkommissionen Eingang in bundesweite Standards, Richtlinien und Empfehlungen gefunden hat, wurde nach der Umstrukturierung der LBV / GMSH in den Zweigniederlassungen Lübeck und Kiel konzentriert. Von hier aus erfolgt eine kundennahe Planung, Beratung und Baubetreuung. Christian Jäger Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 55 Universitätsklinikum Lübeck – UKL – Neubau „Pädiatrisches Zentrum” Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Tönies + Schroeter + Jansen Freie Architekten GmbH Fertigstellung 1999 Brutto-Rauminhalt BRI 43.053 m3 Gesamtbaukosten 37,8 Mio. €, 73,9 Mio. DM Der Neubau des gesamten Zentralklinikums entwickelt sich von der Hallenachse nach Westen und Osten. Das „Pädiatrische Zentrum” ist im Westen angegliedert. Das „Pädiatrische Zentrum” gliedert sich in drei Bereiche: 1. eine dreigeschossige Anbindung der Untersuchungs- und Behandlungsbereiche an die vorhandene Poliklinik Chirurgie, 2. eine dreigeschossige Verlängerung der Magistrale inkl. der Medientrasse, 3. ein dreigeschossiges Pflegebauwerk. Im Untersuchungs- und Behandlungsbereich ist auf der Eingangsebene die Poliklinik eingelagert. Die vorgelagerte Magistrale bietet Wartebereiche mit Spielzonen, die Patientenaufnahme mit einer Leitstelle, Archive, Ärztezimmer sowie die Liegendaufnahme. Die Ebene 10 gliedert sich ebenfalls in Ärzteräume, Wartebereiche für die Poliklinik und onkologische Behandlung sowie eine Gymnastikabteilung und Räume des Direktoriums der Klinik. Das Bettenhaus nimmt die Psychosomatik und die Infektionsbetten auf. Die 00-Ebene weist Räume für die Neuropädiatrie, Säuglinge und eine onkologische Abteilung aus. Auf der Ebene 10 sind die Betten für die Kinderchirurgie, Neonatologie sowie die Intensivstation untergebracht. Die Architektur zeigt im Inneren eine klare Stützenkonstruktion, die im Magistralbereich an exponierten Stellen dreigeschossig aufgeschnitten ist, so dass Sonnenlicht bis zur Ebene 01 hereinfallen kann. 55 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Ostseezentrum für seelische Gesundheit der Fachklinik Neustadt Schaffung von Wohn-Pflegegruppenplätzen Bauherr Ostseezentrum für seelische Gesundheit Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 1998 Hauptnutzfläche HNF 960 m2 Gesamtbaukosten 3,7 Mio. €, 7,25 Mio. DM Nach Abriss eines abgängigen Vorgängerbaus von 1926 entstand auf einem Hanggrundstück der erste Bauabschnitt eines Gebäudes von ca. 960 m2 Grundfläche als Wohnhaus für 40 Menschen mit psychischen und körperlichen Behinderungen. Der Gebäudekomplex besteht aus 2 quadratischen 2- und 3-geschossigen Wohnhäusern und einem Mittelbau, der die Infrastruktur aufnimmt. Ein Lichthof in den Wohnhäusern ermöglicht es, ohne lange „kasernenartige” Flure auszukommen. Durch große Fensteröffnungen nach Westen und Osten entstehen freundliche Wohnräume, die mit Nasszellen ausgestattet sind. Zu jeder Wohngruppe gehört eine Küche mit anschließendem Speise- und Aufenthaltsraum. Mit offener Grundrissgestaltung und hellen, freundlichen Räumen, die sowohl kommunikative als auch individuelle Situationen anbieten, kommt das planerische Konzept den therapeutischen Zielen entgegen. Vorgelagerte Patientengärten und Fassadenbegrünung an den roten Ziegelmauern komplettieren den harmonischen Gesamteindruck des Neubaues. Zur Zeit ist ein weiteres Gebäude in gleicher Architektur für weitere 60 Patienten in Planung. 56 Seite 56 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 57 Universitätsklinikum Kiel Hals-, Nasen-, Ohrenklinik, OP-Erweiterung Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Tönies, Schroeter und Jansen, Freie Architekten Fertigstellung 1992 Bruttorauminhalt BRI 16.700 m3 Hauptnutzfläche HNF: 2.200 m2 Gesamtbaukosten 15.4 Mio. €, 30.1 Mio. DM Aufgabenstellung war es, in der äußerst beengten Grundstückssituation eine optimale Lösung für den Erweiterungsbau der HNO-Klinik zu finden. Dabei sollte der eigenständigen, klaren Architektur des Altbaus aus den 50er Jahren Rechnung getragen werden und der Klinikgarten mit wertvollem Baumbestand weitgehend geschont werden. Zwischen der Brunswiker Straße und dem Haupteingang besteht zudem ein Höhenunterschied von ca. zwei Geschossen. Entwurfsergebnis ist die Anbindung an den schmalen Südgiebel des Altbaus, so dass es möglich wird, unter Einbeziehung eines Teilbereiches des Kellergeschosses des Altbaus, die Funktionseinheiten der 5 OPRäume und die Intensivpflege mit der Bettendesinfektion auf einer Ebene anzuordnen. Im Geschoß darunter sind die Technikzentrale und die Zentralsterilisation untergebracht. Zurückversetzt auf der obersten Ebene liegen die Untersuchungs- und Behandlungsräume der Audiometrie. Der so entstandene terrassierte Baukörper nimmt die örtliche Topographie auf. Dadurch kann der Klinikgarten durch eine auf gleicher Ebene liegende begrünte Dachfläche optisch vergrößert werden. 57 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Universitätsklinikum Kiel Aufstockung Kinderklinik Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel Fertigstellung 2000 Bruttorauminhalt BRI 5.900 m3 Hauptnutzfläche HNF 620 m2 Gesamtbaukosten 6,5 Mio. €, 12,7 Mio. DM Durch eine Aufstockung des Atriumbaukörpers der Universitätskinderklinik war es möglich, eine neue onkologische Kinderstation mit 10 Betten zu errichten. Die bisherigen Unzulänglichkeiten bei der Betreuung onkologisch erkrankter Kinder konnten dadurch behoben werden. Des weiteren wurden zwei kardiologische OP-Räume mit den dazugehörigen Nebenräumen geschaffen. Dadurch können Herzund Gefäßoperationen an Kleinkindern jetzt direkt in der Kinderklinik durchgeführt werden und nicht mehr wie bisher in der Chirurgie. Auf Grund der begrenzten Tragfähigkeit der Dachdecke des bestehenden Baukörpers musste die gesamte Neubaukonstruktion in Leichtbauweise ausgeführt werden. Die tragende Wand- und Deckenkonstruktion wurde aus Stahlträgern erstellt, der gesamte Innenausbau erfolgte mit Metallständerwänden. Lediglich die drei vorhandenen Treppenhäuser, die ebenfalls um ein Geschoss hochgezogen werden mussten, wurden in massiver Bauweise erstellt. 58 Seite 58 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 59 Universitätsklinikum Kiel Modernisierung des Kreißsaaltraktes und Errichtung einer neonatalen Intensivpflegeeinheit in der Frauenklinik Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel Fertigstellung 2001 Hauptnutzfläche HNF 710 m2 Gesamtbaukosten 3,6 Mio. €, 7,0 Mio. DM Die Direktoren der Frauen- und Kinderklinik des Universitätsklinikums Kiel haben ein Konzept für die Einrichtung eines Perinatalzentrums in den Räumen der Frauenklinik entwickelt. Dieses Konzept sieht vor, in den angrenzenden Räumen zum Kreißsaaltrakt eine neonatale Intensivstation unterzubringen. In der Planungsphase zeigte sich, dass Gebäudenischen geschlossen werden mussten, um alle erforderlichen Räume der beiden Funktionsbereiche unterbringen zu können. Als weiterer Neubauteil wurde am Südflügel des Gebäudebestandes ein Wintergarten als Stahl-Glas-Konstuktion realisiert. Von dort können Patientinnen der Entbindungsstation über eine Treppenanlage in den Garten der Frauenklinik gelangen. Nach der grundlegenden Modernisierung des nicht mehr den heutigen Anforderungen gerecht werdenden Kreißsaaltraktes lebt das jetzige Erscheinungsbild vom Kontrast der alten Bausubstanz zu den modernen Einbauten. Weiterhin ist es gelungen, neben einer optimalen Versorgung der Patientinnen bei Risikogeburten und Risikoschwangerschaften für alle Patientinnen eine möglichst wohnliche Atmosphäre zu schaffen. 59 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 60 Vielfalt Die Menschen haben den Hang, Dinge abzugrenzen, einzufrieden und zu ordnen. Ein Gedicht hat Strophen, ein Drama Akte und eine Symphonie Sätze. Den Grundrissen von Gebäuden liegen Raster zugrunde. Man unterscheidet sogar zwischen Haupt- und Nebenachsen. Wäre dies alles nicht so, wir wären befremdet, würden sehr schnell ermüden und als Architekt würde man verzweifeln. Bücher über Architektur sind stets ähnlich gegliedert. Diese Gliederungen nach Verwaltungsbau, Kulturbauten, Wohnungsbau usw. sind aber immer nur scheinbar richtig oder sinnvoll. Sie könnten auch ganz anders ausfallen, z.B. hohe oder niedrige Häuser, das Material könnte eine Rolle spielen, auch Bauherren oder die unterschiedlichen städtebaulichen Gegebenheiten könnten ausschlaggebend sein. In dieser Dokumentation gibt es einige Bauten, die nicht so ohne weiteres einzuordnen waren. Für diese haben wir die Rubrik Vielfalt vorgesehen. Sie enthält eine kleine Auswahl aus zahlreichen Projekten, die aufgrund ihrer Besonderheit in Hinblick auf die gestellten Aufgaben, die Bedürfnisse und Ansprüche der künftigen Nutznießer, die Art der Konstruktionen oder die städtebaulichen Gegebenheiten den Rahmen des „Normalen” sprengen. Zehn ganz unterschiedliche Beispiele verdeutlichen die große Spanne unserer vielfältigen Aufgaben. Die Palette reicht von der Einbindung einer kleinen Wetterstation für 60 den Deutschen Wetterdienst in die empfindliche Dünenlandschaft bei St. Peter- Ording bis hin zum Ausbau der Gemeinschaftszollanlage Pomellen - Kolbaskovo an der Außengrenze der Europäischen Union. Dort, wo Tag und Nacht der Verkehr in Richtung Polen, Russland und die baltischen Staaten bzw. nach Deutschland und in die Staaten der Europäischen Union fließt, entstand die modernste Abfertigungsanlage ihrer Art. Binnen kurzer Zeit entwickelte sich die Grenzanlage Pomellen zum größten Arbeitgeber der Region. Auch der Ausbau des Hubschraubersonderlandeplatzes für den Bundesgrenzschutz bei Bad Bramstedt mit den weitgreifenden Flächen für Rollbahn, Hallenvorfelder und Landeplatz sowie den unterschiedlichsten, hochtechnisierten baulichen Anlagen wie Tower, Wartungs- und Abstellhallen zählt nicht zu unseren alltäglichen Bauaufgaben, wenn es diese überhaupt gibt. Dargestellt werden darüber hinaus neben einer Hallenschießanlage für die Polizei und einer Lotsenstation die umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen an Wohngebäuden des Bundes in Rostock. Neben allen technischen und baulichen Verbesserungen in Hinblick auf Energieeinsparung oder Wohnqualität konnte die städtebauliche Situation in dem Stadtteil Reutershagen erheblich aufgewertet werden. Die Umgestaltung des Kieler Landeshauses mit neuem Plenarsaal sowie der Umbau eines alten Maschinenhauses zur Cafeteria in der Kieler Nervenklinik sind gute Beispiele dafür, wie man historisch wertvolle Gebäude erhalten und weiternutzen bzw. einer neuen Nutzung zuführen kann. Bei zwei scheinbar ähnlichen Bauvorhaben spielt das Feuer eine ganz besondere Rolle. Brandschutz und Brandbekämpfung sind von je her eine große Herausforderung für die Menschen. In der heutigen Zeit sind es Aufgaben für Spezialisten, die in eigens dafür geschaffenen Ausbildungsstätten auf ihren Einsatz vorbereitet werden. Das Übungsgelände der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein in Harrislee mit den unterschiedlichsten baulichen Anlagen dient der Aus- und Weiterbildung der Freiwilligen Feuerwehren des Landes. Sie finden hier für den Ernstfall an Land ideale Übungsbedingungen vor. Bei Bränden auf Schiffen auf hoher See sind die Verhältnisse ganz anders, denn die Besatzung ist auf sich allein gestellt und muss schnell und richtig reagieren. Auch dies will geübt sein. Der Neubau der Brandabwehrdienst-Übungshalle in Neustadt schafft auch hier die idealen Voraussetzungen für die Lehrgangsteilnehmer von Bundes- und Handelsmarine, Bundesgrenzschutz sowie von ausländischen Marinen. Wir denken, dass die dargestellten Bauten unsere Bemühungen um gute Architektur sichtbar werden lassen. Wichtig für die Auswahl waren gestalterische Qualität sowie die Übereinstimmung von Funktion, Kon- struktion und Gestalt. Es sind keine Prunkbauten, sondern in der Regel zurückhaltende und den Verhältnissen angemessene Lösungen, die den Sinn und den Zweck der Bauaufgabe zum Ausdruck bringen. Die Planer ließen sich in erster Linie von sachlichen Überlegungen leiten. Für die ehemalige staatliche Bauverwaltung ist Baugestaltung mehr als nur formale Dekoration, die äußere Form nicht das Ergebnis eines zügellosen Gestaltungswillens, vielmehr entsteht sie durch die Bewältigung der speziellen Anforderungen, die die Aufgabe an den Planer stellt. Bernd Staiger Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:09 Uhr Seite 61 Deutscher Wetterdienst, Neubau einer Wattenstation in St. Peter-Ording Bauherr Bundesrepublik Deutschland, Dritte Zweigniederlassung Flensburg Entwurf GMSH, ZNL Flensburg Fertigstellung Dezember 1999 Bruttorauminhalt (BRI) 514 m3 Gesamtbaukosten 310.000 €, 606.307 DM Im Rahmen des Projektes „Messnetz 2000”, welches eine Neuordnung des meteorologischen Messnetzes in der Bundesrepublik Deutschland vorsah, wurde in St. PeterOrding eine bemannte Wetterstation neu gebaut. Sie ist eine von 138 Stationen bundesweit. Ein sechsköpfiges Team „macht hier das Wetter”. Jeweils 12 Stunden lang ist einer der Wettertechniker dafür zuständig, die unterschiedlichsten Daten von Sonne, Wind, Niederschlag und Temperatur zu sammeln. Einmal stündlich werden sie verschlüsselt und per Computer in die ganze Welt versendet. Da der Neubau der Wetterstation im Landschaftsschutzgebiet liegt und es sich um ein Bauvorhaben von eher untergeordneter Rolle handelt, sollte er möglichst schlicht und einfach gestaltet werden. Der Grundriss wurde auf einem Rechteck entwickelt, wobei der Beobachtungsraum ein wenig nach Süden und Westen herausgeschoben wurde. Dies ermöglichte einen Blickwinkel in der Horizontalen von 270 Grad. Durch das Anheben des Firstes am Südgiebel um ca. 50 cm konnte der Blickwinkel nach oben hin soweit vergrößert werden, dass der geforderte freie Ausblick über den Himmel und die See möglich wurde. 61 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Brandabwehrdienst-Übungsanlage der Marine-Kaserne Neustadt in Holstein Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Eutin Fertigstellung 1997 Gesamtbaukosten 11,4 Mio. €, 22,3 Mio. DM Die Brandabwehrdienst-Übungsanlage (BAD-Anlage) dient der Ausbildung von Militär- und Zivil-Mannschaften im Löschen von Bränden, insbesondere auf Schiffen. Durch den praktischen Einsatz von gebräuchlichen Löschgeräten mit Wasser, Feuerlöschpulver, Löschschaum und CO2 soll die Bekämpfung von großen Flüssigkeits- und Feststoffbränden geübt werden. Als räumliche Übungsobjekte sind Stahlattrappen wie Schiffsschott, Hubschrauberkanzel, Schalttafel usw. vorhanden. Die BAD-Anlage ersetzt eine offene Brandübungsfläche und dient mit der Filteranlage für das Rauchgas und der Löschwasserreinigungsanlage dem Schutz der Umwelt. Der Brandraum ist durch eine raumhohe Trennwand in zwei Räume gleicher Größe aufgeteilt. Dadurch ergeben sich zwei spiegelbildliche Übungsstätten, die unabhängig voneinander genutzt werden können. In beide Außenseiten sind Hubtore eingebaut, so dass große Objekte mit Gabelstaplern eingebracht werden können. Im Bereich des Brandraumes ist oberhalb einer freien Durchgangshöhe von 3,50 m ein 10 m hoher Rauchdom in Form eines Pyramidenstumpfes eingehängt. Hier werden die aufsteigenden Rauchgase abgesaugt. Zwei im Reingasbereich angeordnete Radialventilatoren fördern eine Abgasmenge von bis zu 180.000 m3 pro Stunde in die Filteranlage, die aus Teflon-Gewebe mit einer Gesamtfilterfläche von 2.115 m2 besteht. 62 Seite 62 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Seite 63 Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein in Harrislee Neubau von Übungseinrichtungen Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Flensburg Entwurf Landesbauamt Flensburg Fertigstellung 1999 Gesamtbaukosten 8.5 Mio. €, 16.6 Mio. DM Die Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein hat die Aufgabe, den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehren eine gründliche Ausbildung im Feuerlöschen, in der Brandverhütung sowie in der Ersten Hilfe zu vermitteln. Die Schule befindet sich seit 1936 in Harrislee in der Süderstraße. Sie sollte nun schrittweise zu einem modernen Ausbildungszentrum ausgebaut werden. Der zusätzliche Raumbedarf, insbesondere für die praktische Ausbildung, erforderte einen Grundstückszukauf im Gewerbegebiet für die neu zu erstellenden Übungseinrichtungen. Im Zentrum der Gesamtanlage wurde die große Übungshalle angeordnet. Im Osten liegt das Werkstatt- und Garagengebäude, im Süden eine schiefe Ebene mit Böschungen und Unterfahrt, eine Gleisanlage mit Straßenkreuzung, ein Güterschuppen und ein Übungsteich. Im Westen entstanden ein Trümmer- und ein Übungshaus. Die große Übungshalle hat eine Grundfläche von 61 x 31 m und eine maximale Höhe von 19 m. Unter dem durchgehenden, asymmetrischen Segmenttonnendach ist sie unterteilt in einen eingeschossigen Teil, der mit großen Einsatzfahrzeugen befahren werden kann, und einen mehrgeschossigen Teil, in dem die verschiedenen Lehr- und Übungseinrichtungen sowie die notwendigen Sozialräume untergebracht sind. Durch die vielfältige Wand- und Fassadengestaltungen ist es möglich, an den Innen- und Außenwänden die unterschiedlichsten Übungssituationen für das Retten zu simulieren. 63 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Gemeinschaftszollanlage in Pomellen - Kolbaskowo Bauherren Bundesrepublik Deutschland Republik Polen Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 1996 Hauptnutzfläche HNF 7.800 m2 Gesamtbaukosten 39,9 Mio. €, 78 Mio. DM Am 4. Juni 1996 wurde die gemeinschaftliche deutsch-polnische Zollabfertigungsanlage an der Autobahn Berlin-Stettin – 14 km vor Stettin – in Pomellen eröffnet. Von den 79 Mio. DM Baukosten entfallen rund 38 Mio. DM auf den Hochbau sowie 40 Mio. DM auf die Tiefbau- und Straßenbauarbeiten. Es war von Anfang an ein entscheidender Gesichtspunkt der Planung, eine Verkürzung der Wartezeiten für Fahrzeuge zu erreichen. Die Gesamtanlage ist für den Ein- und Ausreiseverkehr in eine Nord- und eine Südseite unterteilt, die durch die Autobahn getrennt werden. Sie umfasst 32 Gebäude mit einer Nettogrundfläche von 7.800 m2. Jeweils zwei Gebäude für die Personen- und Güterabfertigung, zwei Beschaurampen, zwei LKW-Durchsuchungshallen, zwei PKWDurchsuchungshallen und eine Reihe von Pavillons wurden errichtet. Die architektonische Konzeption ist überwiegend durch die Funktionalität der Abfertigungs- und Durchsuchungsgebäude geprägt. Die Dienstgebäude haben eine bogenförmige Dachkonstruktion, die den Bezug zu der hügeligen Landschaft aufnimmt. Ein dunkler Blauton für die Fenster sowie bei den Dachrandblenden ein markantes Rot erinnern an „Mohnblumenfelder” und bilden die farblichen Akzente. 64 Seite 64 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Seite 65 Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung und Bereitschaftspolizei SH Hallenschießanlage Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 1999 Hauptnutzfläche HNF 1.928 m2 Gesamtbaukosten 6,7 Mio. €, 13,2 Mio. DM Das Gebäude dient der praxisorientierten Schießausbildung für alle Beamtinnen und Beamten der Landespolizei Schleswig-Holstein. Dadurch werden zeitraubende und kostspielige Transporte zu geeigneten Einrichtungen anderer Träger vermieden. Die moderne Technik der Hallenschießanlage macht es möglich, mittels Computer lebensechte und praxisnahe Situationen darzustellen. So kann zum Beispiel interaktives Schießen trainiert werden. Hierbei läuft ein Film ab, dessen Szenen sich automatisch ändern: Wird das definierte Ziel getroffen, läuft der Film anders weiter als bei einem Fehlschuss. Der zweigeschossige Stahlbetonbaukörper hat die Abmessung 80 x 35 m. Im oberen Geschoss befinden sich die technischen Anlagen, im unteren liegen zwei Schießbahnen à 50 m und drei à 25 m sowie die Regie- und Aufenthaltsräume. Hinzu kommen Unterrichtsräume sowie Räume für Waffenreinigung, Toiletten, Reinigung und Hausanschluss. Bis auf den Ostgiebel und einen Teil des Westgiebels wurde das Gebäude erdüberdeckt (Schallschutz) aus 5.000 cbm wasserundurchlässigem Beton mit Wärmedämmung und Bitumenabdichtung ausgeführt. Die Giebelseiten sind mit Betonfertigteilen verkleidet. Durch die in den Nordhang der Liegenschaft eingeschobene Lage konnten sowohl die Topographie als auch das Landschaftsbild geschont und eine größere Flächenversiegelung vermieden werden. 65 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Hubschrauberlandeplatz Fuhlendorf der Fliegerstaffel Nord des Bundesgrenzschutzpräsidium Nord Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Itzehoe Entwurf Brockstedt, Bergfeld, Petersen Fertigstellung Mai 2001 Bruttorauminhalt 77.200 m3 Gesamtbaukosten 19,64 Mio. €, 39 Mio. DM Der vom ehemaligen Landesbauamt Lübeck erbaute Hubschrauberlandeplatz wurde im Februar 1968 dem BGS übergeben. Nach 30jährigem Betrieb war aus Kapazitätsgründen und technischen Erfordernissen eine Grundsanierung und Erweiterung erforderlich. Während der 3-jährigen Bauzeit und mit zusätzlichen baulichen Einrichtungen bei den Heeresfliegern im Hungrigen Wolf war die Fliegerstaffel Nord Gast bei der Bundeswehr. Im Juli 2001 konnte die Staffel ihren Fliegerhorst wieder beziehen. Der Landeplatz besteht aus der Landebahn mit Anflugbefeuerung, der neuen Hubschrauberabstellhalle, dem Werkstattkomplex mit angefügter Waschhalle, der zentralen Versorgungsanlage, einem KFZ-Bereich und dem aufgestockten und erweiterten Dienstgebäude. Das Ziel der Gestalter war, die gesamte bauliche Anlage in ein formales Konzept einzubinden. Dazu erhielten alte und neue Gebäude bogenförmige Dächer, gewellte Wandverkleidungen aus Aluminiumblechen, Sockel aus Ziegelmauerwerk und fast raumhohe Toranlagen mit transparenten, wärmegedämmten Füllungen. Nur der Tower konnte nicht umgestaltet werden und zeigt mit seiner Waschbetonfassade die 60er Jahre, gekrönt von einer Kanzel aus den 90er Jahren. 66 Seite 66 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Seite 67 Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel Lotsenstation Rüsterbergen Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Architekten BDA Detlefsen und Figge Fertigstellung 1995 Bruttorauminhalt BRI 5.410 m3 Hauptnutzfläche HNF 718 m2 Gesamtbaukosten 2.1 Mio. €, 4.2 Mio. DM Die Lotsenstation Rüsterbergen liegt in der Gemarkung Schülp, bei Kanal-Km 54,9. Gegliedert ist das Gebäude in einen parallel zum Nord-Ostsee-Kanal liegenden zweigeschossigen Gebäudetrakt mit Satteldach sowie einen eingeschossigen dreieckigen Flachdachbaukörper mit einem aufgesetzten pyramidenförmigen Oberlicht. In dem zweigeschossigen, dem Kanal abgewandten Gebäudetrakt sind der Haupteingang, die Schlafräume, die Nebenräume und die erforderlichen Technikflächen untergebracht. Ein Wach- und Informationsraum sowie die Aufenthaltsräume orientieren sich folgerichtig zum Nord-Ostsee-Kanal und liegen in dem dreieckigen Flachdachbaukörper. Ein hier angeordneter Nebeneingang gewährleistet einen kurzen Weg vom Informationsraum zum Anleger der Lotsenversetzboote. Diese praxisgerechte Gliederung des Gebäudes in einzelne Funktionsbereiche ermöglicht einen störungsfreien Betriebsablauf. 67 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:10 Uhr Grundinstandsetzung und Modernisierung von bundeseigenen Wohngebäuden in Rostock-Reutershagen, 2. BA Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Lübeck Entwurf BAS Büro für Architektur und Sanierung GmbH Fertigstellung 2000 Gesamtbaukosten 1,9 Mio. €, 3,7 Mio. DM Das Gebäude Erich-Mühsam-Straße 21-23 ist Bestandteil der Gesamtmaßnahme Grundinstandsetzung und Modernisierung von acht bundeseigenen Wohngebäuden mit 228 Wohnungen im Stadtteil RostockReutershagen. Das Gebäude ist viergeschossig und verfügt über drei Eingänge. Diese umfassten vor der Sanierung als Dreispänner jeweils 2-Raum-Wohnungen, d.h. insgesamt 36 Wohnungen. Das Dachgeschoss wurde ausgebaut und durch Umbau und Einbau von Maisonette-Wohnungen (4 Zimmer) eine größere Wohnungsvielfalt hergestellt. Die Gesamtzahl der Wohnungen ist gleich geblieben. Folgend Maßnahmen wurden durchgeführt: - Neues Satteldach - Wärmeverbundsystem - Erneuerung der Fenster - Erneuerung der Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallationen - neue vorgestellte Balkonanlagen als verzinkte Stahlkonstruktion Die Fassaden wurden durch Versätze gegliedert. Die Horizontalität des Gesamtgebäudes wird betont. Abgesetzte Putzfelder im Bereich der Treppenhäuser sowie Balkonelemente sorgen für einen vertikalen Rhythmus. Die Erschließung des Dachgeschosses, die eine Erhöhung der Treppenhäuser erforderte, wird durch die segmentbogenartigen Übergiebelungen verdeutlicht, die die lange Traufe wirkungsvoll unterbrechen. 68 Seite 68 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 69 Universitätsklinikum Kiel Umnutzung des ehemaligen Maschinenund Kesselhauses der Nervenklinik zur Cafeteria Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Landesbauamt Kiel Fertigstellung 1999 Hauptnutzfläche HNF 220 m2 Gesamtbaukosten 0,26 Mio. €, 0,5 Mio. DM In der Nervenklinik des Universitätsklinikums Kiel bot sich die seltene, aber sehr reizvolle Gelegenheit, ein historisches, längere Zeit nicht mehr genutztes Technikgebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Der bestehende große, saalartige Technikraum wurde wesentlich geprägt von einem noch vorhandenen alten Heizkessel, der von einer kleinen Stahlgalerie überbaut war. Von dieser Galerie aus wurden Wartungs- und Bedienungsarbeiten ausgeführt. Der alte Heizkessel wurde erhalten und in die neue Nutzung mit einbezogen. Die alte, abgängige Galerie wurde ersetzt durch eine moderne Stahlkonstruktion mit einem Holzbohlenbelag. Um die Anzahl der Besucherplätze zu erhöhen, aber auch um attraktive Sitzplätze zu schaffen, wurde die neue Galerie vergrößert. Zwei weitere, den Raumeindruck bestimmende Elemente sind ein neues in den Raum eingestelltes Windfangelement sowie ein moderner Ausgabetresen für Essen. Durch ein industriell geprägtes Leuchtendesign und ein ebenfalls industriell bestimmtes Farbkonzept wurde ein Bezug zur Ursprungsnutzung des Raumes hergestellt. 69 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Schleswig-Holsteinischer Landtag Neubau des Plenarsaales Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Kiel Entwurf Architekten PHAB, Hannover Fertigstellung April 2003 Hauptnutzfläche HNF ca. 450 m2 Gesamtbaukosten 8,0 Mio. € Nach einer über 50 Jahre währenden Nutzung des Plenarsaales durch den SchleswigHolsteinischen Landtag entspricht dieser nicht mehr den zeitgemäßen Erfordernissen eines modernen Parlaments. Deshalb beschloss der Landtag 1998 den Neubau eines Plenarsaales im Zuge einer Neugestaltung des Landeshauses in Kiel. In einem begrenzt offenen einstufigen Realisierungswettbewerb für Architekten 1999 wurde unter 24 Arbeiten der Beitrag des Büros PHAB aus Hannover zur Realisation ausgewählt. Zur Entwurfsbearbeitung für den Plenarsaal selbst gehörte auch die Überplanung von Peripheriezonen wie Eingangsbereich, Lobby, Besucherzonen und Versorgungseinrichtungen mit einer Grundfläche von zusätzlich ca. 500 qm. Der Neubau ist konsequent und streng auf die Strukturen des gesamten Landeshauses bezogen und zeichnet sich dadurch aus, dass Eingriffe in die bestehende Bausubstanz äußerst gering gehalten werden. Durchgangsmöglichkeiten innerhalb des Hauses, die Öffnung zur Kieler Förde und die klare Trennung der Ebenen des eigentlichen Plenarsaales von der Öffentlichkeit sind zentrale Entwurfsziele. Für den Plenarsaal sind Baukosten in Höhe von rund 8 Mio. € genehmigt, die u.a. die Kosten für Anlagetechniken zur Nutzung regenerativer Energien (Geothermie und Photovoltaik) zur Unterstützung der Raumklimatisierung enthalten. 70 Seite 70 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 71 Denkmalpflege Denkmalpflege ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Das gilt für Siege und Niederlagen der Denkmalpflege, für konservatorische und archäologische Erfolge ebenso wie für ihre Misserfolge. Denn das kulturelle Erbe gehört wenigstens im übertragenen Sinne allen und sollte zumindest alle angehen, und ein untergegangenes Denkmal geht potentiell uns allen verloren, insbesondere auch unseren Nachkommen. Die von der Gesellschaft gleichsam als Sachwalter ihrer Denkmalpflegeinteressen eingesetzten staatlichen und kommunalen Denkmalschützer sind auf ein weites Partnerfeld angewiesen, auf denkmalverständige Eigentümer und Investoren, verantwortungsbewusste Politiker, ein waches Publikumsinteresse, aber auch auf den interdisziplinären Sachverstand von Architekten und Planern, Fachingenieuren und wissenschaftlichen Spezialisten, qualifizierten Denkmalrestauratoren und Handwerkern, die an der Vorbereitung und Durchführung von Konservierungsmaßnahmen unmittelbar beteiligt und für positive oder negative Weichenstellungen mit entscheidend sind. Als Teil der kulturhistorischen Forschung in Schleswig-Holstein eröffnet die Denkmalpflege Gelegenheiten, in vielfältiger Hinsicht Bezüge von der Gegenwart zu vergangenen Zeiten herzustellen, die Gegenwart zu relativieren. Baudenkmale, historische Gärten und Parkanlagen, städtebauliche Denkmalensembles und Elemente der historischen Kulturlandschaft sind als Sachzeugen in der Lage, Aussagen über die kunst- und geistesgeschichtliche Entwicklung unseres Landes zu machen. Über den Erhalt wertvoller Bausubstanz leistet die Denkmalpflege einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung unersetzbarer Kulturwerte und nimmt in Verbindung mit neuem Planen und Bauen gleichzeitig eine aktive Rolle in der Gestaltung einer humanen Umwelt wahr. Mit der Berufung des Altphilologen und Eutiner Gymnasialprofessors Richard Haupt 1893 zum Provinzialkonservator des preußischen Staates erhielt die Denkmalpflege auch hierzulande eine breite Basis. Mit ihm begründet sich die Kontinuität der staatlichen Denkmalpflege in Schleswig-Holstein, wobei die staatliche Bauverwaltung von Beginn an zu den wichtigsten Partnern der Denkmalpflege gehörte. Einige der in ihre Obhut gegebenen Denkmäler gehören zu den klassischen und wertvollsten Monumenten unseres Landes, wie etwa die beiden Dome in Schleswig und Ratzeburg, Schloss Gottorf, die Klosteranlage in Cismar, der malerische Baukomplex der Marineschule in Mürwik oder das Lübecker Burgkloster. Mit der Erweiterung des Denkmalbegriffs ab der Mitte der 1970er Jahre gerieten auch Denkmale der Technikgeschichte und der maritimen Denkmalkultur, wie etwa Leuchttürme, Schleusenbauwerke oder ganze Hafenanlagen zunehmend in den Blick des Denkmalschutzes, darüber hinaus Verwaltungsgebäude, Krankenhäuser, Kasernen und Wohnsiedlungen der unter- schiedlichsten Zeitstellungen. Hatten zuvor vor allem umfangreiche Neubauvorhaben Priorität im öffentlichen Bauen, gewann mit dem geschärften Blick für die alten Bauten als Zeugnisse der Vergangenheit auch deren Erhaltung zu einer kulturellen Herausforderung für die staatlichen Bauverwaltungen. In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege als Denkmalfachbehörde des Landes war man bereit, neben dem weitgehend nüchternen fiskalischen Gesichtspunkten unterworfenen neuen Bauen auch dem Bewahren ein höheres Gewicht beizumessen, was vor allem ein sensibleres Eingehen auf baukonstruktive Eigenheiten alter Gebäude und den Einsatz althergebrachter Techniken bedeutete und darüber hinaus die grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Maßgabe, dass die Reparatur des originalen Bestandes vor die rekonstruierende Erneuerung zu stellen sei. Der wieder an Aktualität gewinnenden Forderung, in Zeiten knapper finanzieller Ressourcen den Erhalt und die Pflege, also eine auskömmliche Bauunterhaltung an historisch wertvollen Gebäuden in ein Verhältnis zu deren Nutzwert zu setzen, birgt neuerliche Gefahren für die in öffentlichem Besitz befindlichen Kulturdenkmäler. Es wird deshalb vorrangig notwendig sein, die noch nicht förmlich unter Denkmalschutz gestellten Landes- und Bundesbauten auf ihre besondere Bedeutung in geschichtlicher, städtebaulicher, wissenschaftlicher oder künstlerischer Hinsicht zu überprüfen, um Veränderungen und einen möglichen Verlust wertvoller Bausubstanz an die Zustimmung der Denkmalschutzbehörden zu binden. Bei der Prioritätskonkurrenz im öffentlichen Bauen darf die Denkmalpflege nicht hinter anderen Aufgaben ins Hintertreffen geraten. Die Denkmalpfleger selbst sind bei weitem nicht so stark wie andere pressuregroups, die ihre Forderungen im vorparlamentarischen Raum durchsetzen können. Es wird deshalb auch weiterhin, da die Bedürfnisse der Denkmalpflege nicht immer auf den ersten Blick einsichtig sind, der gemeinsamen besonderen Anstrengung aller für den Erhalt des baukulturellen Erbes Verantwortlichen bedürfen, um denkmalpflegerische Gesichtspunkte gegenüber anderen, ebenfalls wichtigen Interessen durchzusetzen. Die erhaltende Erneuerung muss das Ziel der staatlichen Baupolitik bleiben. Dieses wird nur gelingen, wenn der Bauzustand der in öffentlichem Besitz befindlichen Kulturdenkmale in ausreichendem Maße die nötige Beachtung erhält und vorbildlich für die privaten Denkmaleigentümer gepflegt wird. Dr. Michael Paarmann 71 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 72 Schloss Gottorf, Herrichtung, Umbaumaßnahmen und Außenanlagen Bauherr Land Schleswig-Holstein Zweigniederlassung Flensburg Entwurfsverfasser und Bauleitung Gebäudemanagement Schleswig-Holstein, Zweigniederlassung Flensburg Das im späten 12. Jahrhundert gegründete Schloss Gottorf ist die größte und bedeutendste Schlossanlage in Schleswig-Holstein und seit 1948 Sitz der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen. Mit der Anfang der 1980er Jahre erarbeiteten Zielplanung wurden auch für das Hauptgebäude eine umfassende Grundinstandsetzung sowie verschiedene größere Baumaßnahmen ins Leben gerufen. Im Erdgeschoss wurden im Bereich des Haupteinganges die seitlichen Flurzugänge in ganzer Höhe wieder geöffnet, um den ursprünglichen, historisch belegten Zustand wieder herzustellen. Die zuvor massiven Abschottungen mit kleinen Türöffnungen wurden durch geschosshohe Glaskonstruktionen ersetzt. Mit der Herrichtung der Räume in den Obergeschossen entstanden neben zahlreichen Schauräumen, in denen sich große, zusammenhängende Ausstellungen konzipieren lassen, auch Bibliotheks-, Magazin- und Büroräume. In einem der Räume wurde der „Weiße Saal” aus dem Plöner Schloss aufgebaut. Eine besondere Herausforderung stellte die Restaurierung der westlichen Innenhofwand einschließlich der Rekonstruktion der „Laterne” dar. Der ehemalige Gottorfer Fürstengarten stammt aus der Glanzzeit Gottorfs. Unter Ausnutzung der Hanglage des nördlichen Schleiufers entstanden sechs nach Norden hin ansteigende Terrassen. Den Mittelpunkt des Gartens bildete die Friedrichsburg, ein Gebäude im persischen Stil, in dem der 72 „Gottorfer Globus” aufgestellt war. Im Inneren dieses Wunderwerks barocker Technik konnten die Bewegungen des Sternenhimmels und der Planeten betrachtet werden; mehrere Personen fanden Platz. Auf der Außenseite des Globus waren die fünf Erdteile dargestellt. Nach der Vertreibung der Herzöge aus Schleswig 1713 setzte der Niedergang des Gartens ein. Peter der Große entführte den Globus nach Petersburg. Nach und nach verschwanden die Gebäude und die Gartenplastiken. Der Herkulesteich und der „Blaue Teich” verlandeten. Erhalten geblieben waren lediglich die Strukturen der Terrassen und der Kaskaden. Die ab Mitte der 1980er Jahre betriebene Sanierung des Fürstengartens hat zum Ziel, die Konturen der einstmals bedeutendsten barocken Gartenanlage Norddeutschlands wieder deutlich zu machen. Weitere Maßnahmen waren die Instandsetzung der Kaskaden und des Brunnens sowie die Restaurierung des Antentempels. Der „Blaue Teich” wurde wieder neu angelegt. Im Verlauf der Sanierungsarbeiten am Herkulesteich wurden Teile der einstigen Herkulesskulptur gefunden. Sie wurden geborgen und archiviert. Die Figur, die heute den wiederhergestellten Herkulesteich ziert, ist eine Nachbildung. Auch der Globusgarten wurde bereits freigelegt, seine endgültige Fertigstellung steht jedoch noch aus. Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 73 73 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Herrichtung der Liegenschaft Annettenhöh für das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein Bauherr Land Schleswig - Holstein ZweigniederlassungFlensburg Entwurf Landesbauamt Flensburg Fertigstellung September 1992 Bruttorauminhalt 9.040 m3 Gesamtbaukosten 2.39 Mio €, 4.7 Mio. DM Dr. jur. Christian Ulrich Hans von Brockdorff, von 1811 bis 1821 Richter am Adeligen Landgericht in Schleswig, erwarb – nach seiner Gemahlin benannt – den Besitz „Annettenhöh” vor den Toren Schleswigs. Sein Sohn Ludwig Ulrich Hans von Brockdorff ließ anstelle des einstigen elterlichen Gartenhäuschens auf „Annettenhöh” 1865 das jetzige Herrenhaus erbauen. Neben dem König und späteren Kaiser Wilhelm I. im Jahre 1868 war auch Reichspräsident von Hindenburg im Sommer 1927 Ehrengast auf Annettenhöh, als er anlässlich der Einweihung des Hindenburgdammes Schleswig-Holstein besuchte. Im Dezember 1985 erwarb das Land Schleswig-Holstein „Annettenhöh”, um es für die Nutzung durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein herzurichten. Außer geringfügigen Ergänzungen wurde im Innern des unter Denkmalschutz stehenden Hauptgebäudes nichts verändert. Die reichhaltigen Stukkaturen und Wandbekleidungen sowie die meisten Außen- und Innentüren konnten restauriert werden. In Ausnahmefällen wurden sie nach genauen Vorlagen rekonstruiert. Anstelle des schwer geschädigten Nebengebäudes entstand ein zweigeschossiger Neubau, in dem Arbeitsräume für besondere Forschungsvorhaben, ein Werkraum sowie Abstellflächen für Kraftfahrzeuge und Geräte untergebracht sind. In Dachneigung, Proportionen und Lage auf dem Grundstück entspricht es dem ehemaligen Remisengebäude. 74 Seite 74 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 75 Otto-von-Bismarck-Stiftung Umbau des Bahnhofs Friedrichsruh zum Museum Bauherr Otto-von-Bismarck-Stiftung Zweigniederlassung Lübeck Entwurf Landesbauamt Lübeck Fertigstellung 2000 Brutto-Rauminhalt BRI 4577 m3 Gesamtbaukosten 3,5 Mio. €, 6,9 Mio. DM Der alte Bahnhof Friedrichsruh an der Strecke Hamburg-Berlin steht mit der Nutzung als Museum der Otto-von-BismarckStiftung in seinem dritten Lebensabschnitt. Erbaut wurde er 1846. Der zweite Lebensabschnitt des Bahnhofs als reines Wohngebäude begann 1990 und endete 1995. In dieser Zeit waren in dem Gebäude überwiegend Asylbewerber untergebracht und die bauliche Unterhaltung beschränkte sich auf das absolute Minimum. Dementsprechend aufwendig war auch die Sanierung des Gebäudes. Die Decken aus Holz mussten durch Ziegelsteindecken ersetzt werden, der Außenputz insgesamt abgeschlagen und erneuert werden. Im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes befinden sich Ausstellungsflächen; im Obergeschoss liegen Büroräume, ein großer Schulungsraum und die Bibliothek mit einem Bestand von 4000 Büchern. Davon stammen 1000 aus dem Originalbestand der Familie Bismarck. Im Dach und Keller sind untergeordnete Lagerflächen und die Haustechnik untergebracht, ein ehemaliges Stallgebäude wurde zu einem Kompaktarchiv umgebaut. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die verwilderten parkähnlichen Außenanlagen wurden wieder hergestellt. Die Otto-von-Bismarck-Stiftung ist eine Gedenkstätte, die ganz nach der Manier „Männer machen Geschichte” zu Ehren eines bedeutenden deutschen Staatsmannes errichtet wurde. 75 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 76 Marineschule Flensburg - Mürwik Grundinstandsetzung Haupt- und Nebengebäude, Sanierung der Fassaden Bauherr Bundesrepublik Deutschland Zweigniederlassung Flensburg Planung GMSH, ZNL Flensburg mit Bergmann Ingenieure, Flensburg Fertigstellung Dezember 2003 Gesamtkosten 31,5 Mio. €, 61.6 Mio. DM Mit seiner der Förde zugewandten, 200 m langen Front erinnert der rote Backsteinbau an die historischen Bauten Ostpreußens. Wenn auch die Marienburg des deutschen Ritterordens einen besonderen Einfluss auf den Architekten Adelbert Kelm ausübte, so ist sein Werk, in dem er Einzelmotive und Details aus eigener Gestaltungskraft entfaltete, doch mehr als nur bloße Nachahmung älterer Stile. Die auf Anregung von Admiral v. Tirpitz gebaute und im Jahre 1910 fertiggestellte Marineschule in Flensburg-Mürwik diente der Ausbildung der kaiserlichen Marineoffiziere. Nach dem ersten Weltkrieg bezogen britische Truppen, die den Ablauf der deutschdänischen Volksabstimmung überwachen sollten, das Gebäude. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges war die Marineschule Mürwik politisches und militärisches Führungszentrum. Von hier aus wurde auch die Rettung von zwei Millionen Flüchtlingen und Verwundeten organisiert. In den ersten Jahren nach 1945 wurden in der Marineschule Notunterkünfte für die zahlreichen Flüchtlinge eingerichtet. Ab 1946 war in einem Teil des Gebäudes u.a. die neu gegründete Pädagogische Hochschule untergebracht. Seit Herbst 1956 werden in der Marineschule Flensburg-Mürwik die Offiziere der Bundesmarine ausgebildet. Im Zuge der Grundinstandsetzung wurden die Unterkünfte mit erheblichem Aufwand umgestaltet. Den Zimmern, die in der Regel mit zwei Mann belegt sind, wurde 76 jeweils ein kleiner Eingangsflur mit Einbauschrank und Garderobe zugeschlagen. Von diesem Flur aus gelangt man auch in die mit Dusche, WC und Waschbecken ausgestatteten Nasszellen, die jeweils zwischen zwei Wohneinheiten angeordnet sind. Darüber hinaus wurden die Offiziersmesse und die Büroräume modernisiert. Im Bereich des Remters und der Aula wurden umfangreiche Betonsanierungsarbeiten erforderlich. Eine besondere Herausforderung stellten die Restaurierung und der Wiedereinbau der hölzernen Wappendecke und der Wandvertäfelung in der Aula dar. Im Verlauf der umfangreichen Voruntersuchungen in Hinblick auf die Sanierung der Fassaden stellte sich heraus, dass der Turm im Mittelteil nicht zuletzt wegen der schlechten Herstellungsqualität in der Kaiserzeit nicht mehr saniert werden konnte. Im Einvernehmen mit den Denkmalschutzbehörden wurde der gesamte Turm abgebrochen und in alter Form und Gestalt, jedoch mit Betonkern und hinterlüftetem Verblendmauerwerk, wieder neu aufgebaut. Ein Originalteil von ca. sechs Meter Länge und drei Meter Höhe ist im Turm ausgestellt. Die fein gegliederten und mit Fialen, Türmen und Rosetten reichhaltig geschmückten Treppengiebel der Westfassade mussten in den oberen Bereichen einschließlich der Fenster ebenfalls vollständig erneuert werden. Die übrigen Fassadenflächen konnten wieder instandgesetzt werden. Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 77 77 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 78 Autoren 78 Dr. Klaus Alberts Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein Holger Basten Geschäftsführer der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein Rüdiger Drings GMSH, Geschäftsbereich Landesbau Dr. Joachim Graf von Hardenberg GMSH Leiter des Geschäftsbereiches Bundesbau Rainer Hatlauf GMSH Leiter der Zweigniederlassung Itzehoe Christian Jäger GMSH, Zweigniederlassung Lübeck Dr. Michael Paarmann Landeskonservator Landesamt für Denkmalpflege Dr. Steffen Richter Kanzler der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel Bernd Staiger GMSH, Zweigniederlassung Flensburg Hellmuth Steinwachs GMSH Leiter der Zweigniederlassung Kiel Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 79 Fotos Impressum Gert von Bassewitz 5, 7, 15, 19, 22, 25, 27, 34, 35, 39, 42, 52, 61, 63, 67, 69, 71, 72, 73, 74, 76, 77 Cordelia Ewerth 47 Uwe Ferdinand 31, 32 u. Axel Gülstorff 30 Oliver Heißner 40 Jörn Hinrichs 64 o. Thies Ibold 11, 12, 13o.,14, 21, 24, 33, 38, 44, 45 o. 46, 50, 51, 55, 56, 58, 59, 65, 68, 75 Christian Kleine 43 o. Ralph Kleinhempel 18 Thorsten Mischke 53 u. Thomas Ott 16 o. Bernd Perlbach 66 Simone Rosenberg 16 u. Joachim Thode 10 Herausgeber Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH) Holger Basten Klaus Banser Redaktion Dieter Haffke, ZNL Kiel Jochen Krähenberg, ZNL Itzehoe Bernd Staiger, ZNL Flensburg Peter Wickert, ZNL Lübeck Gestaltung, Satz und Produktion Klaus Banser Umschlag G16 Media Lithos Liekfeldt, Neumünster Druck Liekfeldt, Neumünster Bindung Zarling, Hamburg Papier Gardapat 13, 150 g/qm Bristolkarton 308 g/qm Schrift Univers alle anderen Fotos GMSH 79 Druckfassung BELI NEU 18.12.2002 8:11 Uhr Seite 80 Inhalt Grußworte Vorwort Vom Beruf des öffentlichen Bauherrn 4 5 6 Verwaltungsbau Arbeitsamt Flensburg Arbeitsamt Bad Oldesloe Sozialministerium Kiel Wasser- und Schifffahrtsämter Lauenburg Stralsund Tönning Landesvertretung Berlin 9 10 11 12 Verteidigungsbau Wirtschaftsgebäude Kiel-Wik Truppenküche Eggebek Werkhallen Torgelow Werkhalle Trollenhagen Sporthalle Marine Glückstadt 17 18 19 20 21 22 Ingenieur- und Anlagenbau Technische Gebäudeausrüstung Flugabwehrsimulator Todendorf Bekleidungszentrum Nord Photovoltaikanlagen Langwellenantenne Pinneberg 80 13 14 15 16 23 24 25 26 27 Schulbau Marinetechnikschule Parow Hör- und Lehrsaalgebäude Betreuungsgebäude Wirtschaftsgebäude Grenzschutzschule Lübeck Marseille-Kaserne Appen Unterkunftsgebäude Lehrsaalgebäude Hochschulbau Universität und GMSH Fachhochschule des Bundes in Schwerin Zentralbibliothek Flensburg Fachhochschule Westküste in Heide Fachhochschule Lübeck, AN+T-Labor FTZ Westküste in Büsum GEOMAR Kiel Christian-Albrechts-Universtät zu Kiel Inst. f. Anorganische Chemie Inst. f. Biochemie Leibnizlabor Fachhochschule Kiel Laborhallen Kleines Hörsaalgebäude Großes Hörsaalgebäude Fachbereich Technik I+II Mensa Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Universitätsbibliothek Institut f. Weltwirtschaft Bibliothek 29 30 31 32 33 34 35 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 Klinik- und Krankenhausbau Universitätsklinikum Lübeck Pädiatrisches Zentrum Fachklinik Neustadt, Wohnhäuser Universitätsklinikum Kiel HNO-Klinik Kinderklinik Frauenklinik 54 55 56 57 58 59 Vielfalt Wattenstation St. Peter-Ording BAD Übungsanlage Landesfeuerwehrschule Gemeinschaftszollanlage Pomellen-Kolbaskowo Hallenschießanlage Eutin BGS Fuhlendorf Lotsenstation Rüsterbergen Wohngebäude Rostock Universitätsklinikum Kiel Cafeteria Nervenklinik Landtag, Plenarsaal 60 61 62 63 Denkmalpflege Schloss Gottorf Annettenhöh Schleswig Bismarck-Museum Marineschule Flensburg-Mürwik 71 72 74 75 76 Autoren Fotografen Impressum 78 79 79 64 65 66 67 68 69 70