Was ist ein Kreuzzug? Einflüsse auf die Herausbildung und Entwicklung des Kreuzzugswesen · Der Aufstieg des Rittertums als Kriegerelite im frühen Hochmittelalter und das damit später verbundene Ideal des Kreuzritters. · Die wachsende Bedeutung der Kirche als friedenssichernde Instanz (Gottesfriedensbewegung) · Die Emanzipation des Papsttum als eigenständige (politische) Macht (Investiturstreit) · Das aufblühende Pilgerwesen (vgl. z.B. Pilgereid und Schutz der Kirche für den Pilger während dessen Abwesenheit, Jerusalem als Pilgerzentrum) · Die Veränderung der Buß- und Ablassgewohnheiten (Individualisierung von Sünde und Sühne – Buße als Möglichkeit der Sündentilgung) schufen Leitbilder für die Kreuzzugspraxis Typische Merkmale eines Kreuzzuges · Dem Kreuzzugsaufruf des Papstes und die Kreuzzugspredigt · Dem Ablegen des Kreuzzuggelübdes und der symbolischen Kreuznahme Das Kreuzzugsgelübde musste in der Regel erfüllt werden, um in den Genuss des Ablasses zu kommen Einige Sonderregelungen waren jedoch möglich: substitutio: Entsenden eines Stellvertreters auf den Kreuzzug (z.B. bei Krankheit) redemptio: Geldspende an die Kirche (u.a. zur Finanzierung des Kreuzzuges verwendet) commutatio: (Ersatz-)Kreuzzug in ein anderes Gebiet (Baltikum, Spanien, Südfrankreich) · Zusicherung des Schutzes durch die Kirche für die Familie und den Besitz des Kreuzfahrers · In Aussicht stellen eines Ablasses/Sündenerlasses für die Teilnehmer (remissio peccatorum) Wie wird der Kreuzzug und die Gewalt theologisch gerechtfertigt? Theorie vom heiligen Krieg Das Mittelalter war der Gewalt gegenüber neutral eingestellt, d.h. es gab prinzipiell auch eine Form 'guter Gewalt' sofern eine moralisch gute Absicht dahinter steckte. Da Gott im Mittelalter das Maß aller Dinge war, ging man außerdem davon aus, dass eine Wiederherstellung der innerweltlichen Ordnung im Sinne Gottes sein musste. Somit konnte ein (n diesem Sinne begründet) geführter Krieg auch ein Krieg im Sinne Gottes und somit ein heiliger Krieg sein. Theorie des gerechten Krieges Entwickelt von Augustinus (bellum iustum) für Auseinandersetzungen mit Feinden im Innern der Kirche – aufgegriffen im Decretum Gratiani (1140) und später auch auf die Kreuzzüge übertragen Vorraussetzungen für einen gerechten Krieg waren: Gerechter Anlass (causa iusta): i.d.R. Aggression des Gegners Initiierung durch eine legitimierte Person (auctoritas principis): Papst Richtige Einstellung (intentio recta): Befreiung des Heiligen Landes zur Ehre Gottes Literaturhinweise N. Jaspert, Die Kreuzzüge (2003) H.E. Mayer, Geschichte der Kreuzzüge (2000) J. Riley-Smith, Wozu heilige Kriege (2003) P. Thorau, Die Kreuzzüge (2004)