Mitteilung an die Presse · 24.11.2012 Der VEDL äussert sich zu den Fällen Burkhardhaus und Gerbehaus Mit dem Abbruch des Bauernhauses an der Gerbestrasse und dem Verkauf des Burkhardhauses an der Haldenstrasse an einen Investor, der ebenfalls den Abbruch des Gebäudes vorsieht, sollen zwei wertvolle Bauwerke des frühen 19. Jahrhunderts aus dem Dorfbild von Langnau verschwinden. In beiden Fällen wäre ein Abbruch nicht die einzige Option gewesen, der Gemeinderat hat in beiden Fällen im Widerspruch zur Denkmalpflege entschieden. Dies hat den «Verein zur Erhaltung des Dorfbildes von Langnau, VEDL» veranlasst, die Geschäfte nach 10 Jahren ohne Aktivitäten wieder aufzunehmen. Burkhardhaus – fragwürdige Verkaufskriterien Mit dem Entscheid, das Burkhardhaus an den Meistbietenden zu verkaufen, hat die Gemeinde den Abbruch des von der Denkmalpflege als «erhaltenswert» eingestuften Gebäudes nicht nur in Kauf genommen, sondern befördert. Ein Neubau nach dem neuen Baureglement erlaubt eine höhere Ausnützung, was eine höhere Rendite und somit einen höheren Kaufpreis ermöglicht. Toni Lenz (TOL AG), der Käufer der Liegenschaft, rechtfertigt sich mit einem Gutachten, das den Zustand des Gebäudes – ganz im Interesse des Auftraggebers – als schlecht einschätzt und den Abbruch nahelegt. Viel aussagekräftiger als jedes Gutachten sind aber die Angebote von zwei lokalen Holzbaufirmen und von mehreren Architekten, die das Gebäude renoviert und damit erhalten hätten. Ihre Angebote waren nur unwesentlich tiefer als jenes der TOL AG. Wenn der Gemeinde die Erhaltung eines solchen von der Denkmalpflege als «erhaltenswert» eingestuften Gebäudes ein Anliegen wäre, hätte sie dies in ihre Verkaufskriterien ein­ beziehen müssen. Im Sinne einer zeitgemässen Verdichtung würde der VEDL eine qualitätsvolle Erweiterung des bestehenden Gebäudes durchaus befürworten. Das Burkhardhaus an der Haldenstrasse (Bild: BZ, Marcel Bieri) Abbruch Gerbehaus, ein unersetzlicher Verlust für das Dorfbild Mit dem Bauernhaus an der Gerbestrasse verliert Langnau ein wertvolles Bauwerk, das von der kantonalen Denkmalpflege als «schützenswert mit Situationswert» eingestuft wurde. Der mächtige Holzbau, der diese Tage abgerissen wird, markierte den Dorfeingang am Gerbekreisel, er war mit seiner schlichten Eleganz ein Stück Langnauer Identität. Der Abbruch war aber keineswegs die einzige Möglichkeit für eine Erweiterung der Metallbaufirma Berger AG. Ein Neubau an der Stelle des Einfamilienhauses Berger inmitten des Firmen­areals hätte eine kompakte Arrondierung des Gewerbekomplexes ermöglicht. Mit der Drohung, die Firma an einen anderen Standort zu verlegen, hat die Unternehmung rein private Interessen gegenüber der Gemeinde durchgesetzt, sie hat gar erreicht, dass die Gemeinde sich direkt an den Regierungsrat gewandt und die Realisierung des Projektes gegen den eindeutigen Bericht der Denkmalpflege unterstützt hat. Das Gerbehaus 2006 (Google Street View) und im Winter 2012 Der Verein zur Erhaltung des Dorfbildes von Langnau VEDL Der Verein wurde 1984 gegründet, um den Abriss der beiden Villen vor dem Migros an der Schloss-­ strasse zu verhindern. Er hat damit nicht nur die beiden Häuser und den Charakter der Schlossstrasse erhalten, sondern die Migros zu einem besseren Projekt angeregt. Genau diese Politik will der Verein auch in Zukunft verfolgen. Im Fall Gerbehaus, wo der Abbruch schon begonnen hat, sind wir leider zu spät. Im Fall des Burkardhauses hat die Gemeinde noch keine Abbruchbewilligung erteilt. Noch immer ist der Weg offen für eine Lösung, die eine Erhaltung des wertvollen Hauses ermöglicht und damit die Abfolge der harmonisch aufeinander bezogenen Bauten an der Haldenstrasse wahrt. Der Verein ist überzeugt, dass die TOL AG mit der Renovation und einem massvollen Ausbau der Liegenschaft an der Haldenstrasse ein rundum zufriedenstellendes Werk schaffen könnte. Für eine qualitätsvolle Entwicklung des Dorfes Ziel des VEDL ist es, eine sorgfältige und qualitätsvolle Entwicklung des Dorfes Langnau zu unterstützen. Wir wollen zu Lösungen beitragen, welche das gebaute Kulturgut mit den heutigen Ansprüchen vereinen. Der Verein wird in den nächsten Monaten an seiner konzeptionellen Ausrichtung arbeiten. Da der Vereinsname allzu sehr das Konservierende betont und eine sorgfältige Weiterentwicklung des Dorfes zu wenig heraushebt, ist auch eine Namensänderung denkbar. Die Resonanz auf die Wiederaufnahme unserer Aktivitäten hin zeigt, dass wir ein wichtiges Anliegen von vielen Langnauerinnen und Langnauern vertreten. Ihnen ist die Verantwortung gegenüber der gewachsenen Baukultur des Dorfes bewusst und sie verschliessen sich keinesfalls einer Weiterentwicklung des Dorfes, welche dieses wertvolle Erbe respektiert.