Wildkräuter werten die Nahrung auf Kräuterspaziergänge mit Gisela Weigle bieten neue Geschmackserlebnisse und viel Wissenswertes Es ist ein sinnliches Vergnügen: Ein Gang durch die sommerlichen Landschaften rund um Backnang mit der Kräuterpädagogin Gisela Weigle. Unter ihrer Anleitung kann man Wildkräuter nicht nur bestimmen, sondern auch beschnuppern, betrachten und befühlen. Ein Buffet mit Kostproben am Ende der Tour macht Appetit auf mehr. Gisela Weigle kennt sich in der Kräuterküche aus. Foto: A. Becher Von Annette Hohnerlein ASPACH. Ein Frischkäse mit Schafgarbenblättern, ein Pudding, aromatisiert mit Mädesüß, ein Brotbelag aus Brennnesselsamen oder eine Marmelade aus Rosenblüten: Mit heimischen Wildkräutern kann man die Alltagsküche um würzige Aromen und wertvolle Nährstoffe bereichern. Üblicherweise gehen Spaziergänger an den Schätzen am Wegesrand, auf Wiesen oder in Weinbergen ahnungslos vorbei. Ganz anders bei einem Kräuterspaziergang mit der Naturparkführerin und ausgebildeten Kräuterpädagogin Gisela Weigle. Da werden Blätter zwischen den Fingern zerrieben, der Duft des Saftes inhaliert, die raue Blattoberfläche gefühlt, Blütenblätter abgezupft und Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Brennnesselpflanzen untersucht. Auf unterhaltsame Art und mit viel Sachkenntnis bringt Weigle den Teilnehmern die heimische Kräuterwelt nahe. Der Gartenbesitzer erfährt, dass das vermeintliche Unkraut, das er erbittert bekämpft, eher in den Kochtopf als auf den Komposthaufen gehört. Eines dieser verkannten Kräuter ist der Giersch, auch Geißblatt genannt. Seine Blätter geben zum Beispiel einem Eierstich ein feines, karotten- und petersilienähnliches Aroma. Beim Sammeln von Giersch ist jedoch Vorsicht geboten. Der Doldenblütler hat gefährliche Verwandte: Hundspetersilie und Schierling sehen ihm ähnlich, sind aber giftig, warnt Weigle: „Was man nicht kennt, sollte man stehen lassen.“ Bei ihren Streifzügen durch die heimische Kräuterwelt möchte Weigle auch Kenntnisse im Bestimmen der Pflanzen vermitteln. Deshalb sind ein dickes Pflanzenbestimmungsbuch und eine Lupe immer dabei. Bevor man Kräuter pflückt, sollte man sich die Umgebung anschauen, rät die Expertin. Wurden in der Gegend Felder gespritzt oder gedüngt, werden Hunde spazieren geführt? Wachsen die Kräuter auf Privatbesitz? In diesem Fall muss der Besitzer um Erlaubnis gefragt werden. Gisela Weigle bietet Kräuterspaziergänge in Kooperation mit der Gemeinde Aspach und dem Naturheilverein Backnang an. Zwischen März und September finden rund 10 Touren mit bis zu 20 Teilnehmern statt. Tatkräftig unterstützt wird die 62-Jährige dabei von ihrem Mann Michael. Am Ende jeder Tour wird ein Buffet mit Kostproben aufgebaut. Die Teilnehmer können süße und salzige Wildkräutergerichte probieren und sich Anregungen für eigene Experimente holen. Weigle, die früher als elektrotechnische Assistentin gearbeitet hat, interessierte sich schon immer für Kräuter. Nach ihrer Ausbildung zur Naturparkführerin und Kräuterpädagogin machte sie 2006 ihr Hobby zum Beruf. Daneben veranstaltet sie Stadtführungen in Backnang und Welzheim sowie Führungen auf der Burg Reichenberg. Bei ihren Kräuterwanderungen lässt sie die Teilnehmer an ihrer Begeisterung für die Natur und ihrem großen Erfahrungsschatz teilhaben. Vom Wiesen-Labkraut mit seinen kleinen sternförmigen Blüten erzählt sie eine hübsche Geschichte: Maria benutzte die Pflanze, um die Krippe des Jesuskinds auszupolstern. Nach einer Weile, als das Kraut trocknete, begann es nach Bittermandeln zu durften. Zum Dank schenkte ihm Maria Blüten aus lauter kleinen weißen Sternen. Wildkräuter punkten nicht nur mit ihrem Geschmack, sondern auch mit ihrem gesundheitlichen Nutzen, betont Weigle. Sie enthalten viele Vitamine, Mineral- und Bitterstoffe, die in Nahrungsmitteln aus dem Handel nicht vorkommen. Im Bestreben, deren Geschmack gefällig und massentauglich zu machen, habe man viele Inhaltsstoffe weggezüchtet. Weigles Empfehlung: „Mit Wildkräutern kann man unsere Einheitsnahrung aufwerten.“ Die Verwendung von Kräutern in der Heilkunde ist zwar nicht ihr Spezialgebiet, aber einen Tipp für unterwegs hat Weigle dennoch parat: Mit Spitzwegerich, der überall vorkommt, kann man Insektenstiche, kleine Brandwunden oder Brennnesselblasen behandeln. Man quetscht die charakteristischen, längsgerippten Blätter, bis der Saft austritt. Auf die Wunde gelegt, lindern sie das Brennen und den Juckreiz. Der nächste Aspacher Kräuterspaziergang mit Gisela Weigle findet am Freitag, 12. August, statt. Start ist um 18 Uhr an der Bushaltestelle in Aspach-Hohrot. Anmeldung bei Gisela Weigle unter der Telefonnummer 07191/68234, per Mail an [email protected] oder bei der Gemeinde Aspach unter der Telefonnummer 07191/21223 oder per E-Mail an [email protected].