Abortursachen beim Rind

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Abortursachen beim Rind
Als Abort wird das Absterben der Frucht zwischen 45. und 265. Trächtigkeitstag bezeichnet. Stirbt die Frucht vor
dem 45. Tag ab, dann wird dies als embryonaler Fruchttod bezeichnet, der i.d.R. unbemerkt bleibt. Allgemein wird
angenommen, dass ca. 25-30% der Embryonen und Feten absterben.
Eine Abortrate von bis zu 6% ist durchaus noch akzeptabel. Trotzdem sollte jeder beobachtete Abort zur Untersuchung kommen, um mögliche Infektionen schnell zu erkennen und die Herde vor einer weiteren Ausbreitung zu
schützen.
In der folgenden Tabelle sind die Abortursachen und ihre Häufigkeiten aufgelistet:
Genetische Defekte/Mutationen des Embryos
oft
30-60%
"
30-60%
selten
5-10%
Subfertilität (mind. 3 Besamungen bis zur Trächtigkeit)
"
10%
Fütterung
"
5%
Fieber
"
5%
Zervixinsuffizienz
sehr selten
?
Plazentablutung
"
?
Stress
"
?
Besamung einer tragenden Kuh
"
?
Infektionen
Mehrlingsträchtigkeit
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass die häufigsten Ursachen für einen Abort zum einen genetische Mutationen
sind, die sich nicht beeinflussen lassen, und zum anderen Infektionserkrankungen, die durch korrekte Untersuchungen erfasst und bekämpft werden können.
Folgende Infektionserkrankungen spielen dabei die wichtigste Rolle:
• IBR
• Schimmelpilze
• Brucellose
• Salmonellose
• BVD
• Neosporose
• Campylobakteriose
• Listeriose
• Chlamydien
• Q-Fieber
• Leptospirose
Neosporose:
◦ subklinische Infektion mit Einzellern verursacht Abort im 3.-8. Trächtigkeitsmonat
◦ Diagnostik: pathologische Untersuchung der Frucht und Nachweis von
Neospora-Antigen im Fetus
Chlamydien:
◦ meist subklinische Infektion verursacht Abort im 7.-9. Trächtigkeitsmonat oder lebensschwache Kälber
◦ evtl. Augenentzündungen oder Atemwegserkrankungen beim Muttertier
◦ Diagnostik: schwierig! Erregerisolierung aus frischer! Frucht oder Plazenta; Antikörpernachweis beim Muttertier nicht
immer aussagekräftig
Q-Fieber:
◦ Infektion mit Bakterium Coxiella brunetii; hochresistent, kann durch Luft oder Zecken, Nagetiere, Vögel übertragen werden
◦ häufig grippeähnliche Symptome sowie Aborte besonders nach 6. Monat, Ng-Verhaltung und Endometritis
◦ Diagnostik: Erregernachweis im Abortmaterial; Antikörpernachweis nicht beweisend (Tiere haben auch lange Zeit nach
durchgemachter Infektion hohe Antikörper-Titer)
◦ bei Erregernachweis: Meldepflicht, weil Zoonose!
Fütterung als Abortursache:
Die Rolle von Fütterungsmängeln als Abortursache sind noch nicht genau geklärt. Allgemein wird angenommen,
dass sie eher eine untergeordnete Rolle spielen. Möglich wäre eine Beteiligung von Giftpflanzen, Phytoöstrogenen,
Nitrat oder Jod– bzw. Vit.A-Mangel am Abortgeschehen. Deren Bedeutung wird allerdings als gering angesehen.
Schimmelpilze aus dem Futter können als Abortauslöser ebenfalls eine Rolle spielen. Dabei handelt es sich meist
um eine Infektion mit Aspergillus flavus, der wahrscheinlich über den Darm eintritt und beim Muttertier keine klinischen Symptome auslöst. Allerdings wird die Plazenta infiziert, wodurch es zu einem Abort meist im 5.-8. Trächtigkeitsmonat kommen kann. Die Aborthäufigkeit ist dabei maximal 10%. Zum Nachweis von Schimmelpilzen kann
eine Anzüchtung aus dem Abortmaterial mit anschließendem mikroskopischen Nachweis durchgeführt werden.
Diagnostik:
Eine korrekte Diagnostik erfordert einwandfreies Probenmaterial! Die Chancen, eine Abortursache mit Sicherheit festzustellen, betragen in etwa 50%. Deshalb ist es außerordentlich wichtig,
die Probenentnahme gut durchzuführen um die Chancen nicht weiter zu mindern.
Folgende Punkte sind dabei wichtig:
•
Plazenta mit einschicken! Die Eihäute sind mindestens so bedeutend wie die Frucht. Meist
bleibt der Erreger in der Plazenta länger nachweisbar als in der Frucht selbst. Außerdem
sind häufig Entzündungen der Plazenta vorhanden, die einen wichtigen Hinweis auf die
Ursache geben können.
•
Die Probennahme und Verpackung sollte so steril wie möglich erfolgen.
•
Die Frucht sollte möglichst frisch sein und so schnell wie möglich verschickt werden. Eine
kühle Lagerung bis zum Transport (nicht gefrieren!) ist unentbehrlich!
Durch Zersetzungsprozesse werden Erreger zerstört, die dann evtl. nicht mehr nachweisbar sind!
•
Krankheitsverlauf und Fütterung der Kuh mit im Vorbericht angeben.
•
Blutprobe der Kuh für die serologische Untersuchung mit einschicken (zwei Blutproben im
Abstand von vier Wochen sind für die Diagnose notwendig).
Eine Untersuchung auf die Abortursache ist wenig sinnvoll, wenn die oben genannten
Punkte nicht beachtet werden!
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