Taumelkäfer Mosaikjungfer beim ­Schlüpfen: Die Libelle hat sich ­weitgehend aus der Larvenhülle befreit. Noch sind die Flügel kurze Stummel. 30 thema 2 | 2009 Ihren seltsamen Namen erhielten die kleinen, schwarzen Taumelkäfer, weil sie an der Wasseroberfläche rastlos in Kreisen, Spiralen und Wel­ lenlinien umherwirbeln. Sie suchen so nach lebenden oder toten Klein­ tieren, von denen sie sich ernähren. Der unbenetzbare Körper taucht dabei nur halb unter Wasser. Auch Taumelkäfer können sehr gut flie­ gen. Die Facettenaugen sind zweigeteilt, denn das Sehen in der Luft stellt an­ dere Bedingungen als das Sehen im Wasser. Die im Wasser liegende Hälfte der Facettenaugen ist stärker gewölbt als die obere. So können die Taumelkäfer gleichzeitig über wie unter dem Wasserspiegel scharf sehen. Man fragt sich, weshalb bei den Taumelkäfern diese «Doppel­ äugigkeit» entwickelt wurde. Ihr Jagdraum ist der Oberflächenfilm des Wassers. Wie ein grosses Fang­ netz hält er kleine Tiere fest, die in seinen Bereich geraten sind. Und wie in einem Spinnennetz werden ihre Zappelbewegungen in kreisförmigen Wellen verbreitet. Sie verraten den lauernden Wasser­ läufern und Taumelkäfern, dass da wieder etwas Fressbares ist. Da sie aber selbst leicht die Beute eines an­ deren Räubers werden können, haben sich die Taumelkäfer dieses Sehen mit zweierlei Augen angeeig­ net. Sie tauchen blitzschnell weg, wenn ihnen Gefahr droht. Die Weibchen heften die Eier in Schnüren an abgestorbene Pflanzen am Gewässergrund. Die ausgewach­ senen Larven kriechen ans Ufer, wühlen sich ins feuchte Erdreich und fertigen einen Kokon an, in dem sie sich verpuppen. Libellen Libellen fallen uns vor allem an war­ men Tagen auf. In den Sommermo­ naten beleben sie die Lufträume über den Weihern und Seen, aber auch entlang von Bachläufen und Gräben, über Feuchtwiesen und Schilfgürteln. Lautlos sind sie meist unterwegs, trotz ihrer oft hohen Ge­ schwindigkeit und ihren atemberau­ benden Flugmanövern. Allenfalls ist ein leises Knistern ihrer Flügel zu hören, mehr nicht. Vor allem die Grosslibellen gelten als Luftakrobaten, die uns mit ihrem blitzschnellen Start verblüffen, mit rasanten Kurvenflügen, abrupten Wendungen, aber auch mit ihrer Fä­ higkeit, in der Luft stillzustehen und sogar rückwärts zu fliegen. Langsa­ mer sind die Kleinlibellen unterwegs. Ihnen gehört der Raum zwischen den Halmen und dicht über den Wasserflächen, während sich die Grosslibellen meist im freien Luft­ raum bewegen. Ihr Leben erscheint kurz. Bereits we­ nige Wochen, nachdem gewisse Arten aufgetaucht sind, verschwin­ den sie wieder. So kann man die hüb­ sche, dunkelrote Späte Adonislibelle lediglich von Juni bis August bewun­ dern, den Plattbauch von Mai bis Juli. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit, denn die Lebensdauer der Libellen beschränkt sich ja nicht auf die Zeit ihres Lebens als Flugtiere. Den länge­ ren Teil ihres Daseins verbringen sie in der Kühle der Gewässer. Als un­ scheinbare, tarnfarbene Larven krie­ chen sie über den Boden und spähen nach Beute. So gesehen sind die meisten Libellen recht langlebig, denn die nächste Generation verlässt erst im folgenden Jahr das Wasser. Manche Arten benötigen sogar zwei Jahre für die Entwicklung. Libellenlarven fangen ihre Beute mit einer Greifzange. Sie ist unter dem Kopf zusammengeklappt und kann blitzschnell zupacken. Bis die Larven ihre Entwicklung abgeschlossen haben, müssen sie sich mehrmals häuten. Libellenlarven atmen mit Kiemen. Sie nehmen den benötigten Sauer­ stoff aus dem Wasser. Am Ende ihres Daseins als Larven klettern sie an Pflanzenstängeln empor an die Luft. Aus der Larvenhaut schlüpft die Li­ belle, welche nun mit Luftröhren im Hinterleib den Sauerstoff aus der Luft gewinnt. Bei den Libellen beobachten wir also ebenfalls eine Gestaltumwandlung, eine «Metamorphose». Aus der flü­ gellosen, tarnfarbenen Larve entwi­ ckelt sich ein farbenprächtiges Flug­ insekt. Der kurze Lebensabschnitt als flugfähiges Insekt dient der Erhal­ tung der Art. Nachdem ein Libellen­ weibchen aus seiner Larvenhülle ge­ schlüpft ist, muss es zuerst noch rei­ fen. Während vieler Tage macht es Jagd auf Insekten. Es muss die Ener­ gie für die Flüge gewinnen, aber auch die erforderlichen Nährstoffe für die Produktion der Eier. Ist die Li­ belle zum legebereiten Tier gereift, paart sie sich. Dieser Vorgang findet am hellen Tag statt und kann oft gut mitverfolgt werden. Die männlichen Libellen haben am Ende des Hinterleibs eine Art Zange, mit der sie das Weibchen am Hinter­ kopf oder an der Vorbrust ergreifen. Die Zangen sind von Art zu Art ver­ schieden und auf die entsprechenden Stellen an den Weibchen abgestimmt. So werden Fehlgriffe an artfremden Weibchen verhindert. Das Männchen und das angekoppelte Weibchen bil­ den ein sogenanntes Tandem. Oben: Paarungsrad der Feuer­libelle: Oben das rot gefärbte Männchen Unten: Ruhende Mosaikjungfer: Grosslibellen halten in der Ruhestellung die Flügel ­seitlich ausgebreitet. thema 2 | 2009 31