MEDIZIN LEIDEN SIE UNTER AKNE? Beherzigen Sie diese Tipps Wenn die Haut verrückt spielt SAUBERKEIT Reinigen Sie Ihre Haut Pickel, Papeln, Pusteln und Co.: Viele Teenager leiden unter Akne. Nicht immer verschwindet das Problem mit dem Erwachsenwerden. Spezifische Behandlungen können dann helfen – vorausgesetzt man hat Geduld. TEXT Mirjam Oertli Unter dem Mikroskop gleichen Aknenarben einer Mondlandschaft. E ine makellose Haut, glatt wie Seide, samtig wie ein Pfirsich: AkneGeplagte können davon nur träumen. Wenn das Gesicht übersät ist von kleinen Vulkanen, ist das unschön. Aber nicht nur. Es macht auch, ja, dünnhäutig. «Manchmal sehe ich aus wie ein Dalmatiner, einfach mit roten Punkten. Dann fühle ich mich nicht gerade selbstbewusst», sagt Caroline Wermelinger* aus Olten. Seit der Pubertät leidet sie unter Akne. Inzwischen ist sie 34 Jahre alt. «Ich hatte lange damit gerechnet, dass die Pickel wieder weggehen.» Als sie mit 24 immer noch aussah wie «ein spriessender Teenager», gab sie die Hoffnung auf. Postadoleszente Akne heisst das im Medizinjargon, wenn Mitesser, Pickel und Co. nach der Pubertät nicht verschwinden. Für Michael Gütling, Chefarzt Ästhetische Dermatologie der Pallas-Kliniken, ist das Krankheitsbild kein seltenes. Etwa 80 Prozent aller Jugendlichen haben Akne. 18 März 2017 — Life! «Bei 10 bis 15 Prozent», schätzt Gütling, «findet die Haut auch danach nicht zu ­einem Gleichgewicht zurück.» Schuld an der Disbalance sind zwei Faktoren: Zum einen bildet die Talgdrüse zu viel Talg, zum anderen verdickt sich das Gewebe im Kanal, der die Drüse mit der Hautoberfläche verbindet. Hier also ein Zuviel an Produktion – da eine Verengung des Abflusses. Beides ist manchmal genetisch, meist aber auch hormonell bedingt – wie in der Pubertät. Was folgt, ist eine «Verstopfung». Sie führt zu unschönen Mit- «Etwa 80 Prozent aller Jugendlichen haben Akne. 10 bis 15 Prozent kämpfen auch als Erwachsene damit.» Michael Gütling, Dermatologe essern. Je nach Schweregrad entzünden sich diese, und es entstehen rote ­«Papeln». Wenn sie zudem vereitern, zeigen sich gelbliche «Pusteln». Und schon sieht das Gesicht aus wie eine Kraterlandschaft. Gütling setzt auf eine individuelle Behandlung in mehreren Phasen. «Wichtig ist, dass die Talgproduktion reduziert und die Ausgänge frei gehalten werden.» Das kann bei milderen Formen lokal geschehen. Zum Beispiel mit Präparaten, die den Fettgehalt und solchen, die die Verdickung der Haut mindern. Wichtig ist auch, dass das Gesicht prophylaktisch mit desinfizierenden Mitteln gereinigt wird. Denn oft trägt der Bakterienfilm auf der Haut zum Problem bei. Ist die Akne schlimmer, verschreibt Gütling Medikamente, die die Talgproduktion von innen hemmen, oder antientzündlich wirkende Antibiotika. Bei Frauen kann auch eine geeignete Antibaby­pille helfen, die sich auf das hormonelle Gleichgewicht auswirkt. Auch Caroline Wermelinger ist, nachdem sie es jahrelang erfolglos mit Cremes und Lotionen versucht hatte, gegen ihre Akne medikamentös vorgegangen. Mit den Tabletten wurde es zwar sofort besser. Jedoch nur so lange, bis sie sie wieder absetzte. Als Fitnessinstruktorin frage sie sich schon, wie hygienisch jeweils all diese «Bibeli» im Gesicht wirken. Schlimmer aber seien die Schmerzen. «Man drückt ja dauernd daran herum.» Laurence Imhof, Oberärztin Dermatologie am Universitätsspital Zürich, behandelte schon Leute, die ihre eiternde Akne mit Nadeln oder Büroklammern traktierten. Eine schlechte Idee, wie sie sagt: «So können schlimme Narben entstehen.» Doch auch die Medikamente haben Nebenwirkungen. «Der häufig gebrauchte Wirkstoff Isotretinoin kann Haut und Schleimhäute stark austrocknen», so Imhof. Auch eine höhere Sonnenempfindlichkeit und Haarausfall könnten vorkom- men. Wichtig sei daher, dass die Patientinnen und Patienten gut instruiert werden. Auch Wermelinger nimmt jeweils den Wirkstoff Isotretinoin. Von Nebenwirkungen blieb sie verschont – bis auf trockenere Haut und Lippen. Das Medikament sei für sie Alltag geworden. An die fünf bis sechs Zyklen hat sie hinter sich. Rückfälle, wenn mit der Therapie aufgehört werde, seien häufig, sagt Gütling. Mit Erhaltungs- und einer Nachbehandlungsphasen versucht er dies zu verhindern. Dazu gehören medizinische Kos­metik und gute Pflege. Auch Licht- oder Laserthera­ pien können hinzukommen –müssen aber privat bezahlt werden. Doch auch er kennt Menschen mit langem Leidensweg wie Caroline Wermelinger. Diese hat im Moment wieder einmal ihre Medikamente abgesetzt und ist noch in einer aknefreien Phase. Einmal mehr hofft sie inständig, dass es dieses Mal so bleibt. * Name der Redaktion bekannt mit einem leicht desinfizierenden Produkt und benutzen Sie eine geeignete, nicht zu fetthaltige Gesichtspflege. Lassen Sie sich dazu in der Apotheke oder vom Hautarzt beraten. PUDER Ziehen Sie Kompaktpuder dem herkömmlichen Make-up vor, denn Make-up verstopft die Hautporen. PEELINGS Gelegentliche leichte Peelings verhindern die Verstopfung der Talgdrüsen. KOSMETIK Bei allen Pflege- und Kos­ metikprodukten gilt: Wenden Sie sie mit Bedacht an. Ein Zuviel (die sogenannte «Überpflege») kann das Gegenteil des gewünschten Effekts verursachen. ERNÄHRUNG «Die Ernährung ist nicht der primäre Grund für Akne», sagt PallasArzt Michael Gütling. Schokolade, Salami und Co. sind also nicht zu verbannen. Milch­ produkte in hohem Ausmass allerdings stehen im Verdacht, Akne zu begünstigen. Was Akne auslöst Sonnenexposition: Sie verdickt die Haut langfristig. Das kann zum Beispiel zur bekannten Mallorca-Akne führen. Aus dem gleichen Grund: Solarium Zu fetthaltige Produkte im Gesicht Öl oder Öldämpfe im Gesicht (zum Beispiel bei Kochberufen o. Ä.). Milchprodukte in höherem Ausmass Anabolika-Präparate Beruflicher oder privater Stress Life! — März 2017 19