ERNÄHRUNG UND KREBS 1 DANIELE BRECHTER ADIUTO GmbH 13.12.2013 UNSER HEUTIGER WEG… … macht Sie für das Thema Ernährung und Krebs sensibel … erklärt Ihnen die Ursachen und Auswirkungen einer Mangelernährung … vermittelt Ihnen Allgemeine Ernährungsempfehlungen … zeigt Therapieoptionen auf 2 ERNÄHRUNG UND KREBS Prävention: Vorbeugung durch bewusste, ausgewogene Ernährung und gesunde Lebensweise Normalgewicht anstreben regelmäßige Bewegung beschränkter Nikotin- und Alkoholkonsum Therapie: Ernährungsempfehlungen und -therapie bei bestehender Krebserkrankung 3 GEWICHTSVERLUST UND MANGELERNÄHRUNG Gewichtsverlust und Mangelernährung treten bei bis zu 80 % der Tumorpatienten auf. Ursachen: unzureichende Energie- und Nährstoffaufnahme durch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Nebenwirkungen der Tumortherapie wie OP, Bestrahlung und Chemotherapie Stoffwechselstörungen wie inflammatorische Prozesse, gesteigerter Fett- und Proteinabbau 4 ERKENNEN EINER TUMORBEDINGTEN MANGELERNÄHRUNG Gewichtsverlauf entscheidend! Verlust von > 5 % unabhängig vom Zeitraum reduzierte Nahrungszufuhr (< 75% des normalen Bedarfs) Verlust von Skelettmuskelmasse, oftmals erkennbar an im Verhältnis zum Rumpf dünnen Armen und Beinen reduzierte Leistungsfähigkeit 5 ARTEN DER MANGELERNÄHRUNG Starvation: Eiweißmangel Sarkopenie: Abbau und Verringerung der Muskeleiweißmasse um bis zu 80% Kachexie: beide Ursachen plus tumorbedingte Inflammation Tumorkachexie bei ca. 80% der Patienten mit Tumoren des oberen GIT und 60% mit Lungentumoren vorhanden (Vandwoude, 2010) 6 WAS SAGEN DIE LEITLINIEN? ESPEN-Leitlinien 2009 : Empfehlung durchgehender und regelmäßiger Ernährungsbetreuung jedes Tumorpatienten bereits ab Diagnosestellung DGEM-Leilinien 2008: Ernährungsintervention spätestens bei einem Gewichtsverlust von 5% Ziel: Vermeidung Verlust an Körperzellmasse ausreichenden Energie- und Nährstoffzufuhr Verbesserung der Stoffwechsellage 7 WAS IST NOCH WICHTIG? ACS 2007: Körperliche Aktivität, Kraft- und Ausdauertraining sinnvoll Arends 2011: zunehmende Anzahl von Programmen zur „Integration eines Muskelaufbautrainings in Behandlungskonzepte der Mangelernährung“ sowohl die Ernährungs- als auch die Bewegungstherapie sind wichtige Säulen in der Gesamttherapie und bauen aufeinander auf 8 WARUM IST EINE ERNÄHRUNGSTHERAPIE WICHTIG? Ernährungstherapie ist essentiell! erhöhte Therapietoleranz verbesserte Therapieerfolge Komplikationen verringert Morbidität verringert verbesserte Leistungsfähigkeit Verbesserung der Lebensqualität Verlängerung der Überlebenszeit 9 ICH HABE KEINEN APPETIT… weil ich an einer Entzündung im Mund leide (Stomatitis) weil ich Übelkeit habe weil mein Geschmackssinn gestört ist weil ich an einer Schluckstörung leide weil ich Schmerzen im Magen habe weil ich Schmerzen im Bauch habe weil ich verstopft bin (Appetit besser nach Stuhlgang) weil ich Durchfall habe weil ich direkt nach dem Essen (zu) viel Stuhlgang habe weil ich starke Schmerzen habe und nicht essen kann weil ich starke Atemnot habe und nicht essen kann weil ich starke Müdigkeit habe und nicht essen kann weil ich traurig (depressiv) bin oder Angst habe weil ich… (Strasser & Omlin, 2008) 10 STUFENSCHEMA THERAPIEOPTIONEN KKKKKKKKK Natürliche Nahrung Angereicherte Nahrung Trinknahrung Künstliche Ernährung: Sondennahrung i.v. - Gabe 11 ALLGEMEINE ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN 12 NAHRUNGSKOMPONENTEN Nährstoffe Kohlenhydrate (4 kcal pro Gramm): schnellster Energielieferant, geringe Speicherkapazität Eiweiße (4 Kcal pro Gramm): Aufbaustoff, Energielieferant nur in der Not, sofortiger Muskelabbau Folge Fette (9 Kcal pro Gramm): Energielieferant bei langandauernden Belastungen Vitalstoffe Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe Wasser 13 ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN I „So normal wie möglich“ und: Wunschkost anbieten möglichst ausgewogene, abwechslungsreiche Kost individuelle Gestaltung der Essenszeiten Hauptmahlzeit nach Appetit ausrichten Aperitif als Appetitanreger eher häufigere und kleine Mahlzeiten Verfügbarkeit von Lieblingsspeisen durch Vorratshaltung sichern Lieblingsessen nicht am Chemotherapietag essen Geschmacksirritationen möglich! 14 ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN II Empfehlung: Leichte Vollkost: reifes Obst und Gemüse leicht verdauliche Vollkornnahrung ungehärtete Fette verwenden wie Butter, Margarine und Pflanzenöle Milchprodukte, Frischkäse und milde Käsesorten ausreichend trinken (ca. 30 ml/kg Körpergewicht/ Tag), am besten zwischen den Mahlzeiten eiweißreiche Kost 15 WIEVIEL EIWEIß IST ENTHALTEN IN…? Quark enthält ca. 3 mal soviel Eiweiß wie Milch und Joghurt (ca. 11g vs. 3,5g/ 100g) Ein Hühnerei (Größe M) enthält ca. 7 g Eiweiß Fleisch und Fisch enthalten ca. 20-22 g Eiweiß/ 100 g Käse ca. 20-30 g/ 100 g Hülsenfrüchte ca. 20-22 g/ 100 g Vollkorbrot 7 g/ 100 g Sojabohnen 40 g/ 100 g Nüsse 15-25 g/ 100 g Kartoffeln 2 g/ 100 g 16 ALLGEMEINE EMPFEHLUNGEN III Eher nicht empfehlenswert (Verträglichkeit): sehr fette und/oder süße Speisen: Paniertes, Frittiertes, fetter Braten, fette Fleisch- und Wurstwaren, große Mengen Schokoladehaltiges, fettreiches Gebäck blähendes Gemüse: Erbsen, Bohnen, Linsen, grober Kohl, Zwiebeln, Gurken, Paprika Stark säurehaltiges Obst: Stachelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber, Zitronen, Grapefruit scharfe Gewürze und geräucherte und stark gesalzene Speisen: Räucherfisch, Konserven Empfehlungen immer individuell gestalten! 17 GIBT ES „DIE“ KREBSDIÄT? NEIN! nach heutigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand gibt es keine Ernährungsform, mit der man Krebs gezielt heilen kann Eiweißreiche Ernährung wird empfohlen Kohlenhydrate nicht übermäßig einsetzen hoher Fettanteil nicht nachteilig (>35% der Gesamtkalorien) Vorsicht mit einseitigen Diätempfehlungen! 18 KLINISCHE ERNÄHRUNGSTHERAPIE 19 WAS LEISTET DIE ERNÄHRUNGSFACHKRAFT? detaillierte Ernährungsanamnese Erfassung des Ernährungszustands individuelle Ernährungsberatung gesteuerte Wunschkost Empfehlung Produkteinsatz b.B. frühzeitiger Einsatz von Trinknahrung b.B. Enterale Ernährung über Ernährungssonde b.B. Parenterale Ernährung, zusätzlich oder total 20 TRINKNAHRUNG vollbilanziert zur ausschließlichen Ernährung geeignet und zu Lasten der GKV verordnungsfähig normokalorisch (1 kcal/ml) und hochkalorisch (1,5-2 kcal/ml) erhältlich viele Geschmacksrichtungen im Angebot: süß, neutral und herzhaft Eiweißgehalt bis 10 g/100 ml bei Standardprodukten Spezialprodukte für bestimmte Krankheitsbilder, z.B. Dialysepatienten erhältlich 21 SONDEN- & PARENTERALE ERNÄHRUNG Sondenernährung über Magensonde, PEG oder PEJ Normo- oder hochkalorisch erhältlich Eiweißgehalt bis 10 g/100 ml in Beuteln oder Flaschen erhältlich Parenterale Ernährung über Port oder zentralvenösen Zugang (Langzeit) individuell angefertigt (Compounding) oder in Zwei(ohne Fette) oder Dreikammerbeuteln erhältlich Häusliche Versorgung möglich (Homecare-Team) 22 VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! 23 LITERATURTIPPS J. Arends (2011): Onkologie, Tumorpatienten. In: Löser, C. (Hrsg.): Unter- und Mangelernährung: Klinik – moderne Therapiestrategien – Budgetrelevanz. Thieme: Stuttgart. Deutsche Krebshilfe e.V. (Hrsg.): Ernährung bei Krebs – Die blauen Ratgeber. F. Strasser, A. Omlin (2008): Ernährungstherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebsleiden – Diagnostik und Entscheidungsfindung. In: Aktuelle Ernährungsmedizin“, 33 (1): S. 31-34. Quellen für verwendete Abbildungen: Clipart, Internet 24